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Abschied für immer

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06.07.2005
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Abschied für immer

Juli hatte schon den ganzen Tag über ein seltsames Gefühl im Magen. Ihr Kater Chaplin hatte sich auf dem Sofa eingerollt und schnurrte leise. Er hielt die Augen geschlossen. Sie hatte nicht bemerkt, wie er gekommen war, Chaplin konnte durch eine Klappe an der Haustür kommen und gehen, wie es ihm beliebte. Juli setzte sich neben ihren Kater und begann ihn hinter den Ohren zu kraulen.
Erst jetzt bemerkte sie, dass Feuchtigkeit durch ihre Hose gedrungen war. Sie sprang sofort auf.
„Chaplin“, seufzte sie. Der Kater hatte noch nie auf das Sofa gepinkelt. „Jetzt mach’, dass du fort kommst.“
Juli versuchte Chaplin mit sanfter Gewalt zum Aufstehen zu bewegen, aber der Kater machte keine Anstalten, ihrer Aufforderung nachzukommen. Er hatte die Augen nun einen Spalt breit geöffnet und schnurrte noch immer, aber so leise, dass es kaum zu vernehmen war.
Juli betrachtete die Hand mit der sie das Sofakissen berührt hatte. Es klebte Blut daran. Ein lautloser Schrei drang aus ihrer Kehle.
Katzen schnurren auch wenn sie schwer verletzt sind, um sich zu beruhigen, fiel ihr plötzlich ein.
„Oh, Chaplin.“ Unter dem Kater hatte sich ein dunkler Fleck gebildet und jetzt bemerkte Juli auch, dass eine blutige Spur vom Flur bis zum Sofa führte. Auf dem dunklen Teppich war sie fast nicht auszumachen.
Was soll ich jetzt nur machen, so viel Blut. Ich muss den Tierarzt anrufen. Sie griff nach dem Telefon. Chaplin sah sie aus großen Augen an. Sein Blick war matt und ein schwaches Zittern ging durch seinen winzigen Körper.
„Juli Stegner. Ich brauche Hilfe, mein Kater ist schwer verletzt.“
„Sie schicken sofort jemanden vorbei?. Warten sie, ich gebe ihnen meine Adresse.“
Juli legte den Hörer beiseite. Sie ließ sich vor dem Sofa auf die Knie sinken und nahm Chaplin sanft in ihre Arme. Sie achtete nicht darauf, dass das Blut die Ärmel ihrer Bluse besudelte. Wie konnte das nur passieren? Bestimmt hat jemand nicht auf seinen blöden Köter achtgegeben.
„Chaplin, es tut mir so leid.“ Sie spürte wie seine Brust sich auf und ab bewegte. Er lebte noch. Chaplin grinste, wie es alle Katzen tun, aber hinter dieser Fassade musste er furchtbare Schmerzen erleiden.
„Es wird alles wieder gut.“

Juli dachte an den Moment zurück, als sie Chaplin zum ersten Mal begegnet war. Er war nicht viel größer gewesen als ihre Faust und hatte mit den Pfoten versucht eine Kordel ihres Anoraks abzureißen. Juli hatte das winzige Wesen sofort in ihr Herz geschlossen und ihm ein neues Zuhause gegeben.

Das Mädchen legte vorsichtig ihre Hand auf Chaplins Kopf. Unter normalen Umständen hätte er sie angestupst, um zu sagen: du gehörst zu mir! Doch nun fehlte ihm selbst dazu die Kraft. Er hob nur ein wenig den Kopf und sah sie weiter an. Juli stiegen Tränen in die Augen.

Vor einigen Jahren war es Chaplin bereits einmal sehr schlecht gegangen. Der Kater war auf einem Kissen zusammengesunken und Juli hatte erschrocken feststellen müssen, dass er aufgehört hatte zu atmen. Der Arzt hatte diagnostiziert, dass Chaplins Herz vergrößert war und er infolge dessen einen Anfall erlitten hatte. Seitdem verabreichte Juli ihm täglich seine Tabletten, auch wenn es nicht immer einfach war.

Wann kommt nur endlich der Notarzt! Chaplin war wieder eingeschlafen. Juli fühlte seinen Puls und war erleichtert, das seine Lebensfunktionen noch nicht erloschen waren. Aber er würde sterben und sie wusste nicht, wie sie ihrem Kater helfen konnte. Sie begann leise zu schluchzen.

Chaplin hatte gerne Fliegen und andere Insekten gejagt. Bevor er in Julis Haushalt gelebt hatte, war sie im Sommer regelmäßig von einer Stechmückenplage heimgesucht worden. Doch Chaplin hatte sie alle erlegt. Mitunter belauerte er die ganze Nacht über eines der Biester, dass unter der Zimmerdecke Schutz gesucht hatte. Aber seine Geduld zahlte sich schließlich aus und am nächsten Morgen, sobald das Insekt sein Versteck verließ, schlug er zu. Juli bewunderte diese Ausdauer.

Der Kater hatte noch ein letztes Mal die Augen aufgeschlagen. Er stieß ein piepsendes Geräusch aus. Julis Magen krampfte sich zusammen. Instinktiv spürte sie, dass dies seine Weise war Lebewohl zu sagen.
„Mach’s gut“, flüsterte sie. „Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.“
Chaplin schloss erneut seine Augen. Dieses Mal war es für immer. Es klingelte an der Tür.

 

Hallo!

Du schreibst sehr eindringlich über den Tod des geliebten Katers und jeder, der ein Haustier hat, kann sich in deiner KG gewiss wiederfinden. Es klingt auch sehr danach, dass du mal etwas in der art erlebt hast oder zumindest Tierbesitzerin bist?
Schön und bewegend zu lesen!

Textkram:

Juli hatte schon den ganzen Tag über ein seltsames Gefühl im Magen.
Würde ich weglassen, denn der Tod überrascht sie ja völlig.

Der Kater hatte sich noch nie auf dem Sofa ausgemacht
Seltsame Formulierung die ich nicht kenne. Du meinst doch pinkeln, oder?

Ein lautloser Schrei drang aus ihrer Kehle.
Das ist so eine Standartformulierung bei Dramatik, denk dir doch etwas Neues, Individuelles aus!Und wenn es nur ein:
"Was...?" fragte sie verwirrt und starrte den Kater an ist.
rief sie sich in Erinnerung
HIER würde ich jetzt etwas mehr das Erschrecken der Situation einbringen, etwa: fiel ihr plötzlich ein

„Sie schicken sofort jemanden vorbei?. Warten sie, ich gebe ihnen meine Adresse.“
Das finde ich unrealistisch, i.d. R. muss man selber vorbeikommen oder sie schicken einen zur Tierklinik weiter!

Sie lies sich vor dem Sofa
ließ
hatte mit den Pfoten versuchten eine Kordel ihres
versucht
Wann kommt nur endlich der Notarzt!
siehe oben...ich kenne keinen TierNotarzt

und war erleichtert Komma das dass seine Lebensfunktionen

Aber er würde sterben und sie wusste nicht Komma wie sie ihrem Kater helfen konnte.

 

Wah, also ... boah. Das ist ja echt ein fieser, kleiner Text, die Sterbeszene von Bambi in Zeitlupe. Ich frag mich, also rein handwerklich, was man als Autor für eine Motivaton hat, so einen Text zu schreiben, in dem es nur darum geht, beim Leser Mitleid zu erzeugen.
Das ist schon fast Demagogie.

Handwerklich ist das ganz in Ordnung, obwohl es ein wenig diesen biederen Geruch von Illustrierten-Artikeln hat, also der allwissende Erzähler in den Einschüben ist typisch dafür.

Ich bin ehrlich gesagt immer noch baff über die Geschichte. Also wenn Saw ein Gewalt-Porno ist, dann ist das hier ein Mitleids-Porno. Die Handlung tritt hinter der abgezielten Wirkung total in den Hintergrund.
Seltsam
Quinn

 

Hallo,

danke für euer Feedback!

Ich selbst habe zwar Katzen, musste aber noch nicht den Tod einer Katze verkraften. (ich bin auch nicht weiblich)

Die Geschichte habe ich zunächst für mich selbst geschrieben, da ich mich in Kürze von meinen Katzen trennen muß. Der Tod ist also eher methaphorisch zu verstehen. Der Schreibvorgang hat mir dabei geholfen meine Gefühle zu ordnen und anschließend ging es mir besser.

@NikitaF und SabineK63:

Vielen Dank für die Fehlersuche, ich habe die Rechtschreibung soweit korrigiert.

Da ich mich aus dem Bauch heraus entschloss diesen Text zu schreiben, habe ich vorher nicht recherchiert. Die logischen Inkonsistenzen bitte ich zu entschuldigen.

Einen Tiernotdienst gibt es aber wirklich, zumindest in Berlin. Er ist rund um die Uhr erreichbar und versorgt die Tiere auch ambulant. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Situation auf dem Land eine andere ist.

Zitat:
Unter normalen Umständen hätte er sie angestupst, um zu sagen: du gehörst zu mir! Doch nun fehlte ihm selbst dazu die Kraft.
Da empfinde ich den Kater als zu vermenschlicht. Aber das ist häufig bei Katzenhaltern ähnlich, insofern auch wieder realistisch.

In einem Buch über Katzen habe ich gelesen, dass die Tiere auf diese Weise Besitzansprüche (Also tatsächlich: Du gehörst mir) geltend machen. Aber der von dir zitierte Satz schildert das natürlich aus Sicht der Protagonistin.

@Quinn:

Deine Reaktion zeigt mir, dass es mir gelungen ist Emotionen zu transportieren. Das freut mich besonders, weil viele eigene Gefühle in den Text eingeflossen sind.

freundliche Grüße kaipi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kaipi,
habe selber 2 Kater und mir ist deine KG entsprechend nah gegangen...schluchz... Meine Pelze sind inzwischen 11 und 12 Jahre alt und ich sehe oft einen der beiden blutend vor der Haustür sitzen, weil ein Auto sie erfasst hat oder ähnliches.

Warum mußt du sie abgeben ? Beziehung ? Katzenallergie ? Ich habe früher jeden neuen Kerl erstmal gefragt, ob er Katzen mag oder eine Katzenallergie hat..hihi...

Zur Geschichte (ist ja eigentlich schon fast alles gesagt worden): Ich fände die Geschichte auch glaubhafter, wenn du einfach das ganze Blut weglässt. Du hast ja schon geschrieben, dass die Katze krank ist und regelmässig Herz Tabletten nimmt. Liegt dann doch näher, dass sie daran stirbt.

Einen Tierarzt-Notdienst kenn ich auch. Habe selber schon mal nachts da angerufen, weil mein Kater verletzt nach Hause kam. Die Tierärzte haben genau wie normale Ärzte eine Notrufnummer, den man anrufen kann. Ich denke schon, dass im Notfall da auch jemand raus kommt (nicht nur in Berlin)

schöne Grüsse

 

Hallo Kaipi,

mit meiner Kritik schließe ich mich Quinn an: dieser Text ist hundsgemein.
Weil, man darf zum deziediert ausgebreiteten Tod einer Katze kaum sagen: "Juckt mich nicht, und schlecht geschrieben ist es auch noch!", wenn man nicht als grausamer, herzloser Unmensch erscheinen will.

ABER: genau das.
Es findet kaum nennenswerte Handlungsentwicklung statt. Von den Protgaonisten erfahre ich nich wirklich etwas, sie bleiben mir fern. Gut, Chaplin hat Fliegen erlegt und Julie mit der Nase angestupst. Das machen fast alle Katzen, auch wenn ihre Dosenöffner Maria oder Karl-Heinz heißen.
Und Julie weint. Das muss sie, ihre Katze stirbt ja.

Du baust ein paar Rückblenden ein, was man fast immer macht, wenn man nicht weiß, was man eigentlich erzählen will. Alternativ auch einen furchtbar verworrenen Traum, dessen Komplexität an ein expressionistisches Wimmelbild heranreicht, aber das passt hier nicht.

Als mein Kater dieses Frühjahr vor meinen Augen einen von mir verschuldeten Herzinfarkt erlitten und sich minutenlang zu Tode gequält hat (ja, ich kann auch auf die Tränendrüse drücken), habe ich nicht in Rückblenden gedacht, und er ist auch nicht so theatralisch dekorativ gestorben wie Chaplin.
Ich mag es nicht im Detail ausbreiten, aber der Tod war unschön, und wie ich mich gefühlt und verhalten habe, hat dem durchaus entsprochen - als ganz typisches Beispiel nenne ich mal Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Zorn auf die Katze, dass sie mir das antun muss, mir unter den Händen wegzusterben, wo ich mich doch so hilflos fühle.
Und der Kater hat mich nicht angesehen, sondern sich verkrochen und markerschütternd gebrüllt.

Bei Dir lese ich allerdings nur Hollywood-Kitsch, alles glatt und rund und weichgespült, nichts, was in Szenen dieser Art nicht vorhersehbar wäre - fast meine ich, schluchzende Geigen zu hören und Glyzerintränen fließen zu sehen.

Tut mir Leid, dass ich nicths Besseres schreiben konnte.

LG, Pardus

 

Pardus: Wie kann man bei nem Kater einen Herzinfarkt verschulden?

 

Pardus/Nikita: das habe ich mich auch gefragt. Ich habe mal gesehen wie eine Maus einen Herzinfarkt bekommen hat, aber Katzen sind da doch etwas robuster, oder ?
Ich glaube du scheinst auch noch ein bisschen traumatisiert zu sein. Du gehst ja ganz schön hart mit der KG ins Gericht. Man merkt, dass dich der Tod deiner Katze doch emotional sehr mitgenommen hat. Hier öffnest du wirklich ein Ventil und sagst "lass deine scheiss Geschichte, du weisst ja garnicht wovon du redest" und nimmst die Geschichte arg persönlich.

 

Hallo,

@Engelchen211:
Demnächst werde ich umziehen, meine Katzenhaarallergie ist einer der Gründe. Aber meine Eltern werden sich weiterhin um die Tiere kümmern.

Es freut mich zu lesen, dass dich die Geschichte berührt hat. Mögen deine "Pelze" dir noch lange treue Gefährten sein.

@Pardus:
Du bezeichnest meinen Text als gemein, aber im Grunde genommen ist es dein Kommentar ebenfalls. Indem du derart persönliche Dinge einbringst, erstickst du jede Diskussion über die Geschichte als solche bereits im Keim.

Ich glaube wie Engelchen211, dass du das Erlebnis noch immer nicht komplett verarbeitet hast. Du kannst nicht ändern was in der Vergangenheit passiert ist, sondern du kannst nur lernen damit umzugehen. Ich hoffe wirklich, dass dir das gelingt!

Manchmal hilft schon ein Gespräch mit einem vertrauten Menschen.

freundliche Grüße kaipi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maria.Meerhaba,

den Fehler mit der Endung des Namens habe ich ausgebessert.

Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat. Der Schluß hat mich selbst auch berührt, da ich bald von meinen Katzen Abschied nehmen muß....

freundliche Grüße kaipi

 

Hallo Monty,

zuerst möchte ich dir dafür danken, dass du dich so ausführlich mit meinem Text auseinander gesetzt hast.

Ob Meine Geschichte kitschig ist, darüber möchte ich nicht urteilen. Das überlasse ich den Lesern hier im Forum. Es erscheint mir nicht (mehr) sinnvoll seine Geschichte, wie ein Neugeborenes um jeden Preis zu verteidigen. Je mehr man sich als Verfasser eines Textes für Kritik öffnet, umso eher kann man sich weiterentwickeln. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich noch viel lernen kann.

Es lag jedoch nie in meiner Absicht den Leser zu manipulieren! Der Text ist, wie bereits gesagt, eine spontane und mit eigenen Emotionen verbundene Niederschrift und er hat für mich zu diesem Zeitpunkt einen therapeutischen Zweck erfüllt.

freundliche Grüße kaipi :)

Ps.: Vielleicht gelingt es mir ja, ein Werk des von dir empfohlenen japanischen Autors in die Finger zu bekommen.

 

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