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Abschied

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11.03.2006
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Abschied

Den ganzen Tag hatte sie schon die Spannung gespürt. Sie hörte sein Auto, gleich würde er die Treppe hinaufkommen. Sie suchte Geschenkband, wickelte gedankenverloren das kleine Päckchen ein. Ein prüfender Blick in den Spiegel, ihre Augen blickten ihr fragend entgegen. Er lächelte sie an, wie jesdesmal, wenn er sie sah. Wie vertraut sein Duft, wie gefühlvoll sein Kuss. Mit ihm, hier –weit weg von zu hause- war alles anders. Wie leicht und lebendig konnte das Leben sein.
Während der Autofahrt versuchten sie die Anspannung zu verdrängen und sprachen belangloses vom Alltag.
Ihr war nicht nach Pizza beim Lieblingsitaliener.
Gedanken schwirrten. Umkehren, die Zeit anhalten, dieses schmerzhafte Vorhaben ignorieren. Es alles so belassen. Keine Liebe beenden, die gut tut.
Sie hatte nicht den Mut es auszusprechen. Blickte ihm stumm in die Augen. Suchend, was er dachte. Sah Traurigkeit, spürte Hoffnungslosigkeit. Hörte vom Abschied, von der aufregenden Zeit, von der Liebe- ohne Zukunft. Von seiner Bedingung, sich zu entscheiden. Die schwierige Bindung zu dem Mann zu beenden, der sie unglücklich macht.
Sie hatte keinen Appetit. Nur Hunger nach ihm. Nach seiner Nähe.
Dann spürte sie seine Hand, er strich zärtlich über ihre kalten Finger. Fühlte seine Wärme. Sie spürte ihre Tränen kaum, und sah das Glitzern in seinen Augen. Er sprach von Heirat in Las Vegas, von Zukunft. Sie solle seine Frau werden. Sprach aus, wovon sie träumte. Küsste ihr die Tränen, die nicht endeten. Benommen ließ sie es geschehen. Hatte wieder nicht den Mut, ihm zu sagen, ich bleib bei dir, ich möchte deine Frau werden.
Er brachte sie nach Hause. Ein letztes Mal. Ein Kuss, eine Umarmung. Stumm ließ sie es geschehen.
Hörte ihn wegfahren. Konnte nicht einschlafen. Wollte dass er wieder kommt. Verzweifelt nahm sie ihr Handy, wählte seine Nummer. Bevor er abnahm, legte sie wieder auf.
Sie musste zur Ruhe kommen, musste ihr Leben ordnen. Dieses Wirrwarr der Gefühle hatte sie beide zermürbt.
Das alte Leben verabschieden, bevor sie mit ihm ein Neues begann. Konnte nicht alles verdrängen, was ihr an Sicherheit wichtig war. Und war sich bewusst, dass sie nun endlich diese schmerzhafte Entscheidung getroffen hatten. Sie hatten ihre leidenschaftliche Liebe beendet.

Zum Abschied hatte sie ihm noch ihr Pfand heimlich in die Tasche gesteckt. Diesen Armreifen, den sie jedes Mal bei ihm gelassen hatte. Den er ihr jedes Mal wieder gab, wenn sie sich sahen. Er sollte ihn nun für immer behalten.

…..
Er fuhr heim, dachte an sie. An diesen Abend. Kehrte um. Blieb im Auto, sah traurig zu ihrem Fenster hinauf. Konnte die Gedanken an sie und an diesen Abend nicht loswerden. Irgendwann löschte sie das Licht. Es war vorbei.
Wünschte er hätte etwas von ihr. Diesen Armreifen, der ihm blieb, wenn sie voneinander gingen.

Vor seiner Haustür entdeckte er das Päckchen. Seine Tränen sah sie nicht.

 

Hallo Sisa,

herzlich Willkommen auf Kurzgeschichten.de und in der Rubrik Romantik/Erotik.

Deine Geschichte erzählt von einem Paar, das eine Affaire hat. Sie ist wohl verheiratet, schafft es nicht sich aus ihrer Ehe zu lösen um mit dem Anderen glücklich zu werden. Schließlich trennen sie sich ganz, um nicht alles noch schmerzhafter werden zu lassen.

Deine Charaktere konnten mich nicht erreichen. Sie bleiben sehr blass, man erfährt nichts über die Hintergründe ihrer Beziehung und mir fehlt auch das Verständnis, warum die Frau sich nicht aus ihrer ursprünglichen Beziehung lösen kann. Du deutest ja einmal kurz an, dass diese wohl nicht sonderlich glücklich ist. Störend fand ich auch, dass deine Protagonisten keinen Namen erhalten haben.
Ich konnte dementsprechend nicht mit deinen Charakteren mitfiebern.

Inhaltlich ist dieses Thema nichts Neues. Du gibst ihm auch in deiner Ausarbeitung nichts Besonderes.

Stilistisch hat es mir leider auch nicht so gut gefallen. Es liest sich abgehackt, was gut passt, wenn du in die Gedanken der Prot. eintauchst, in den beschreibenden Passagen jedoch nicht so gut wirkt bzw. sogar sehr bald eintönig wird.

Details:

Ein prüfender Blick in den Spiegel, ihre Augen blickten ihr fragend entgegen.

Wortwiederholung

Er lächelte sie an, wie jesdesmal, wenn er sie sah.

jedesmal

zu hause

zu Hause

Hörte vom Abschied, von der aufregenden Zeit, von der Liebe- ohne Zukunft.

Bindestrich nach Liebe weg

LG
Bella

 

hello sisa,

willkommen!

Eine Geschichte, die wenig originell daherkommt und mich auch nicht mitnimmt oder gar packt.

Das liegt an einer gewissen Sprachlosigkeit der beiden, sie blickt immer nur 'fragend', 'stumm' oder 'suchend', um dann schlagertextmäßig zu kitschen: 'Ein Kuss, eine Umarmung. Stumm ließ sie es geschehen.' Es liegt aber auch daran, dass der Text über Einzelheiten (Warum eigentlich macht der Mann unglücklich?) der Geschichte im Andeutungsweisen bleibt und sich zusammenfassen läßt mit dem Satz: Unglückliche Frau bekommt ihren Prinzen nicht.

Angesichts der Kürze des Textes wäre es vielleicht ganz gut, auf Perspektivwechsel zu verzichten und nur aus ihrer Sicht zu erzählen. Zu erzählen und vor allem den Leser erleben lassen, was an dieser 'leidenschaftlichen Liebe' denn nun so leidenschaftlich war.

Viele Grüße vom gox

 

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