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Abschied

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21.04.2009
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Abschied

Die Fußmatte starrte mich kalt und grau an.
Ich hatte Angst. Der Wagen war für mich wie ein sicherer Käfig. Ich wollte die Tür nicht öffnen. Ich konnte nicht. Ich war dafür noch nicht bereit. Das werde ich wohl nie sein.
Melissa legte ihre Hand auf meine. Sie war eisig kalt und der Handrücken nass von ihren stillen Tränen. Zittrig drückte sie leicht meine Hand, jedoch blickte sie nicht auf. Auch ihre Augen waren an die Fußmatte gefesselt.
Ich nahm den leichten Druck dankbar entgegen und erwiderte ihn. Sie schluchzte leise.
Ich schloss meine Hand um ihr und öffnete langsam die Tür. Wir beide haben kaum noch Kraft, doch gemeinsam zumindest ein wenig.
Ich setzte einen Fuß aus der Tür. Kein kalter Wind umspielte ihn, kein Regen tropfte auf meine schwarzen Schuhe. Ich begann innerlich zu fluchen. Ich wollte ein Wetter, das dem meiner Stimmung entsprach. Wind der mir Tränen in die Augen treibt und Regen, der sie Tränen wegspült und verlaufen lässt.
Doch diese Gnade war uns nicht gegönnt. Es war ein Wetter, bei dem man Sonnencreme auf dem Bauch am Strand liegt.
Ich setzte mir meine schwarze Sonnenbrille auf und blickte zu Melissa. Sie tat es mir gleich und sah mich an. Unter ihrem Brillenrand rollte eine Träne hervor.
Ich zog sie sanft hinter mir her aus dem Auto heraus. Sie konnte kaum stehen, sodass ich sie umarmte und hielt. Ein Beben ging durch ihren Körper und dann weinte sie in meinen Kragen. Warme tränen liefen meinen Hals herunter.
Ich fühlte mich leer.
Nachdem sie sich leicht beruhigt hatte nahm ich sie wieder bei der Hand und begann mit ihr in Richtig Tor zu laufen. Beim Durchschreiten dieser alten, rostigen Grenze durchlief mich das Gefühl eine alte Welt hinter mir gelassen und eine neue, von Trauer durchsetzte betreten zu haben.
Zu zweit liefen wir den schmalen Weg entlang. Langsam, denn wir mussten Kraft sparen für das, was noch auf uns zukommen wird.
Ebenso wie Melissa hielt ich meinen Blick gesenkt. Ich konnte den Anblick der an uns vorbeiziehenden Grabmäler nicht ertragen. Ich wollte nicht wahrhaben wo ich hier bin. Einfach nur laufen. Laufen wie in Trance durch mein leeres inneres.
In meinen von Tränen verschwommenen Augenwinkeln nahm ich Menschen wahr, die den Weg säumten. Viele Schuhe, alle in schwarz.
Ich hörte schniefende Nasen, Wimmern und Schluchzen. Mal von hier, mal von dort. Ich konnte nicht mehr. In den letzten Tagen dachte ich, dass meine Tränen wohl nie mehr aufhören würden zu laufen, doch nun waren auch meine Augen leer.
Die Menschen verdichteten sich. Leicht hob ich meinen Kopf. Das Ende dieses Weges kam immer näher. So langsam wir auch liefen, es war mir viel zu schnell. Ich wollte dort nicht hin. Ich wollte nicht glauben, was dort auf mich wartete. Doch hinter uns schloss sich der Pfad zwischen den Menschen. Zurück ging es nun nicht mehr.
Melissa konnte sich kaum noch halten. Immer mehr musste ich sie stützen.
Und dann waren wir da.
Abrupt hielten wir an, wenn das bei unserem Tempo überhaupt ging. Vor uns lag er. Glänzen poliert, schimmernd unter der knallenden Sonne.
Und viel zu klein.
Der Anblick dieses Gefäßes, welches sich nun nie mehr öffnen und uns unseren größten Schatz nun für immer vorenthalten würde, brachte meinen Staudamm zum brechen. Kalte tränen liefen meine Wangen herab. Melissa ging es ähnlich.
Die Menschenmenge um uns herum schloss sich zu einem Kreis. Ich fühlte mich jedoch nicht geborgen, sondern eher gefangen an einem Ort an dem ich nicht sein wollte.
Die Welt um uns herum wurde still.
Die von Mitleid durchsetzten Blicke waren auf uns beide geheftet. Ich wusste was sie verlangten, doch es viel mir so unendlich schwer. Melissa hob leicht ihren Kopf, sah in meine Richtung und drückte sanft meine Hand. Und wieder gab mir dieses kleine Zeichen das bisschen an Kraft, was von Nöten war.
Ich versuchte zum Sprechen anzusetzen doch noch zitterten meine Lippen zu sehr. Einen weiteren Moment stand ich hilflos vor dem Sarg.
Dann fasste ich mir ein Herz.
„Nun stehe ich hier und halte eine Rede, von der ich immer gedacht habe, Felix würde sie irgendwann einmal für mich halten.“ Meine stimmte war zittrig, aber ich ließ die Worte einfach aus mir heraus sprudeln. „ Doch das Schicksal hat so nicht gewollt. Es hat Felix kein normales Leben gegönnt. Wir alle hier kannten Felix. Er hat sich davon nicht stören lassen. Er hat um sein Leben gekämpft und uns allen vor gelebt, was man alleine mit einem starken Willen bewirken kann. Kein Arzt hat ihm mehr Lebenszeit als eine Woche vorausgesagt. Doch er hat uns gezeigt, wie aus einer Woche 5 Jahre werden können. Mehr Zeit war ihm nicht gegeben. Er hat viel gelitten, doch das nur selten gezeigt. ‚Ein Indianer kennt keinen Schmerz‘ sagte er mir zuletzt immer wieder. Mit seiner Willensstärke hätte er es verdient Häuptling zu sein. Ich denke er hat von uns allen das meiste an Anerkennung verdient. Er stellte sich seinen eigenen Problemen und verteilte zugleich an alle Menschen in seiner Umgebung so wunderbar viel Liebe, so dass wir ihn wohl nie vergessen werden können. Tragt ihn alle in eurem Herzen und denkt daran, dass euer Leben ein Geschenk ist, dass ihr nutzen solltet, so wie Felix es tat. Vergeudet es nicht und seid dankbar gesund zu sein.“
Ich stand da und weinte. Alle weinten, ausnahmslos alle.
Die Leere in mir hatte sich verändert. Sie war nicht mehr kalt und schwarz. Sie hatte an Wärme gewonnen. Bilder von Felix tauchten in meinem Kopf auf. Bilder wie er spielte, wie er lachte und auch wie er weinte. Ich hatte das Gefühl, dass er mir ein Stück näher gekommen ist.
Langsam legte ich meine Hand auf den Sarg. Er fühlte sich warm an.
Melissa tat es mir nach und flüsterte leise neben mir ein gebrochenes „Danke.“.
Ich griff in mein schwarzes Jackett, holte eine rote Feder heraus und legte sie auf Felix‘ letzte Ruhestätte. „Schlaf in Frieden, mein kleiner Häuptling.“ Ich wusste nicht mehr zu sagen. Ich nahm Melissa bei der Hand und trat mit ihr einen Schritt zurück.
Von hinten legten sich mehrere tröstende Hände auf unsere Schultern. Dann traten noch viele andere Menschen, vielleicht sogar alle, vor den Sarg und sprachen ihre letzten Worte zu unserem Sohn.
Wir blieben an derselben Stelle stehen, bis sich dieser viel zu kleine Sarg vor uns in den Boden senkte. Melissa sank auf die Knie. Ich sank neben ihr nieder und Hand in Hand blieben wir sitzen, bis das Loch verdeckt war.
Nun war er weg. Für immer.
Es fing an zu regnen.
Wir nahmen uns gegenseitig in den Arm und weinten noch lange.
Irgendwann kam unser Chauffeur um nach uns zu sehen. Er half uns auf und brachte uns zum Auto. Beim Durchschreiten des Tores ging ich nun von einer gefüllten Welt über in eine leere. Auf der Seite lag Felix, auf der anderen fehlte er.

 

Hallo HaZweiOh,

wenn ein Autor ein Kind in seiner Geschichte sterben lässt, dann sollte er dafür einen verdammt guten Grund haben. Einen Plot, eine Figur, irgendetwas was eine solche "Tat" trägt und auf keinen Fall sollte ich als Leser das Gefühl bekommen, hier will ein Autor ganz großes Gefühlskino erzeugen. Ich lese in Deiner Geschichte leider nur Letzteres. Das funktioniert nicht. Das macht mich nur wütend. Weil hier mit Emotionen der Leser gespielt werden für einen einzigen Effekt. Sei traurig! Und die Moral, die mir die Rede aufdrückt - ach nee ...

Sollte die Geschichte autobiographisch sein, dann ist sie sicher sehr gut, um die Trauer und den Verlust zu verarbeiten. Aber das hat in einem Literaturforum genau so wenig verloren wie ein Tagebucheintrag oder wirre Gedanken zur Lage der Welt.

Beste Grüße Fliege

 

hallo H2O,

in erster Linie stossen mir in diesem Text die ganzen Flüchtigkeitsfehler auf:

Ich schloss meine Hand um ihr und öffnete langsam die Tür.
um ihre Hand

Wir beide haben kaum noch Kraft, doch gemeinsam zumindest ein wenig.
Wechsel in die Gegenward

Wind der mir Tränen in die Augen treibt und Regen, der sie Tränen wegspült
derdie Tränen

D

diese Gnade war uns nicht gegönnt. Es war ein Wetter, bei dem man Sonnencreme auf dem Bauch am Strand liegt.
...mitSonnencreme

Ich setzte mir meine schwarze Sonnenbrille auf
das "mir" kann entfallen

zog sie sanft hinter mir her aus dem Auto heraus.
ein her ist definitiv zuviel

und begann mit ihr in Richtig Tor zu laufen.
Richtung

Das zieht sich den ganzen Text durch, mit Kommas biste auch sparsam...

Wie Fliege schon bemerkt, themenmässig spricht die Geschichte einen nicht an, weil zuviel Effekthascherei aber keine Geschichte. Und dann das große Drama - die Rede am Grab - am Ende....urg....Das ist so gequält, als wollte der Erzähler sagen "so, und das ist die Stelle an der dir die Tränen in Augen schiessen sollten." Funktioniert nicht so richtig, weil ich Felix auch garnicht kenne. Ich habe keine Vorstellung wie er war, also kommst du gefühlsmässig auch nicht an mich ran.

Tut mir leid.

lg Engelchen

 

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