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Alexanderplatz

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17.10.2010
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Alexanderplatz

Alexanderplatz

Sie saßen ganz oben im Fernsehturm und schauten auf den großen Platz herunter. Winzig kleine Menschen bewegten sich von rechts nach links, von links nach rechts und quer über den Platz.
Es war schon langsam Herbst geworden und die Scheiben waren bereits nass geregnet. Beide hatten sie eine Tasse Kaffee vor sich stehen.
Sie saßen schon eine ganze Weile da und schwiegen sich an. Sie hatten sich nicht mehr viel zu sagen.

Lena hasste sie manchmal. Sie hasste ihre Art, wie sie sich vor anderen Menschen gab und wie sie versuchte immer perfekt zu sein. Das war schon immer so gewesen, erinnerte sie sich. Schon immer war sie im Nachteil gewesen. Es fing im Kindergarten an und endete letztes Jahr bei Sarahs Hochzeit. Sie spielte mit den schöneren und neueren Puppen, sie bekam die schönere Schultüte und ihre Noten wurden stets schöngeredet. Viele Menschen scharrten sich um sie, so als wäre es eine Ehre mit ihr befreundet zu sein. Lena verstand diesen Trubel um Sarah nicht ganz recht.

Es sollte heute ihr Tag werden, ihr Geburtstag, doch danach sah es nicht im Geringsten aus.
Die ganzen geladenen Gäste versammelten sich um Sarah und ihre neu erworbene Stelle bei einer renommierten Zeitung war das einzige Gesprächsthema dieses Nachmittages. Alle freuten sich, demnächst einen Zeitungsartikel mit ihnen einer bekannten Autorin zu lesen und ihn stolz präsentieren zu können.
„ Auf Sarah und ihr außerordentliches Geschick das Richtige zu tun“, rief meine Tante in den Raum und alle anwesenden Gäste, die noch nicht auf Sarah aufmerksam gemacht wurden, wandten sich nun auch endgültig ihr zu.
Sarah lächelte und überspielte ihre innerliche Freude über ihr Ansehen gekonnt.
Einige Zeit später verließen sie das Restaurant. Es war nun schon sehr dunkel und nicht warm genug um ohne einen Mantel auf die Straße zu gehen. Doch es war noch recht voll auf dem großen Platz und viele Menschen liefen noch hektisch hin und her.

„War doch ein schöner Geburtstag, nicht?“, sagte Lenas Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen, während sie gemeinsam die Treppen zur U-Bahn Station hinunterstiegen.
„War toll.“, sagte Lena nur stumpf und zog ihren Schal etwas enger.
Es war eine von den Künsten ihrer Mutter, oberflächliche Fragen zu stellen um von sich selbst abzulenken und ihren Stolz zu überspielen. Sie war etwas unsicher und immer darauf bedacht nie etwas Falsches zu sagen oder gar in ein Fettnäpfchen zu treten.
Da Lena nicht sehr antwortfreudig war, erzählte ihre Mutter von dem geplanten Urlaub von Sarah mit ihrem Mann.
„Fahr doch auch mal ein paar Tage weg“, versuchte sie ihre Tochter zu überzeugen.
Lena schaute sie erwartungsvoll an, so als würde noch etwas im Raum stehen, das nicht ausgesprochen werden sollte. Ihre Mutter versuchte sich ein Lächeln abzuringen. Die gelbe U-Bahn fuhr ein und Lena verabschiedete sich mit einer distanzierten Umarmung bei ihrer Mutter. Sie stieg schnell ein und da schlossen sich auch schon die Türen, es piepte und sie sah ihre Mutter schnell an sich vorbeirauschen. Liebend gerne würde sie mit ihrer Schwester tauschen.

 
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Hallo Adorable,

und Willkommen im Forum!

Also, wir haben da Lena, die Geburtstag hat, mit ihrer Familie auf dem Fernsehturm feiert und ihre Schwester, die Show stiehlt, wie sie es immer getan hat. Dann ist der Abend zu Ende, alle fahren nach Hause, auch Lena, die das ganz schön blöd findet. Da stelle ich mir doch die Frage - wieso sagt sie denn nix? Wieso tut sie denn nix? Wieso schubst sie die Schwester nicht einfach ein Stück zur Seite? Da wäre doch die Möglichkeit, den inneren Konflikt der Protagonistin zu einer richtigen Handlung mit Spannung auszubauen ...

Sie saßen ganz oben im Fernsehturm ...
Beide hatten sie eine Tasse Kaffee vor sich stehen.
Sie saßen schon eine ganze Weile da und schwiegen sich an. Sie hatten sich nicht mehr viel zu sagen.

Wer sitzt denn da oben? Das würde ich schon gern wissen - so gleich von Anfang an. Wenn man eine Geschichte beginnt zu lesen, dann will man doch wissen, mit wem man es zu tun hat. Nicht erst im zweiten Absatz ;).

Die ganzen geladenen Gäste versammelten sich um Sarah und ihre neu erworbene Stelle bei einer renommierten Zeitung war das einzige Gesprächsthema dieses Nachmittages.

Jetzt bin ich verwirrt. Eben saßen sie noch zu zweit auf dem Fernsehturm und nun? Woher die anderen Gäste und wo? Wer sind denn die Gäste?

Es war eine von den Künsten ihrer Mutter, oberflächliche Fragen zu stellen um von sich selbst abzulenken und ihren Stolz zu überspielen.

Hat die Mutter denn noch eine Bedeutung in der Geschichte, als dass ich solche Sachen über sie erfahren sollte? Und wieso muss irgendwer Stolz überspielen? Stolz trägt man doch zur Schau, den überspielt man doch nicht?

Liebend gerne würde sie mit ihrer Schwester tauschen.

Und warum ist sie dann so passiv? Da muss sie mal was tun, als nur in der Ecke stehen. Warum schaut eigentlich niemand auf sie? Über Lena erfahre ich ja gar nix, außer dass sie neidisch ist und Geburtstag hat.

Wie Du siehst, habe ich so viele Fragen zu der kleinen Geschichte. Ach ich bin verwirrt.

Beste Grüße und Dir noch viel Spaß bei uns. An Deinen und den anderen Geschichte, am Schreiben, Überarbeiten und Kommentieren.

Fliege

Edit: von Jugend nach Alltag verschoben

 

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