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Alle vierzehn Tage

Seniors
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04.08.2001
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Alle vierzehn Tage

Mit kleinen Bewegungen winkte sie ihren Enkelkindern durchs Fenster hinterher. Ihr Gesicht zeigte den einen Ausdruck, der ihr geblieben war, nur das linke Augenlid zuckte noch immer in einem fort.
Die Kinder drehten sich nicht mehr um. Sie rannten die Straße hinunter, ohne noch einmal anzuhalten und nach diesem wilden Galopp waren sie rasch hinter der Ecke verschwunden.
Sie winkte noch einige Sekunden weiter. Dann senkte sie den Arm langsam, die knochige Hand verschwand in ihrer Schürze und zog ein Taschentuch hervor, mit dem sie sich zitterig über den Mund wischte. Als sie das Tuch wieder gewissenhaft verstaut hatte, schob sie die Gardine zurecht, drehte sich vom Fenster weg und ging ins Zimmer zurück.
Die beiden Buben waren fort, mit ihnen das Gezänk und Geschrei. Die Sonne war geblieben. Sie schien durchs Fenster und würde erst verschwunden sein, wenn der Tag um war. Dieser Tag. Dann der nächste, und der folgende. Immer so fort, bis zu ihrem Tod. Alle vierzehn Tage kamen die Enkelkinder zu Besuch, eine Pflicht, die nur durch Taschengeld zu ertragen war. Alle zwei Wochen, nicht früher.
„Wir schaffen es nicht, Mutter!“
Ihr Sohn, der Junge, dem sie die Brust gegeben hatte, stellte die Frage, deren Antwort er kannte: „Wir könnten dir einen Platz besorgen, nicht mal teuer. Sehr schön gelegen, unter Gleichgesinnten. Du hättest deine Freude.“
Statt mit Worten hatte sie mit einem Lächeln geantwortet und sah das Erleichtern in seinen Augen.
-Ich habe dich aufgezogen, mein Sohn, allein, nachdem dein Vater der Meinung war, dass es anderswo schöner sei. Ich tat es hier, in diesen vier Wänden, die mir vertraut sind. Weißt du noch, wie dein kleiner Hamster gestorben war? Ich nahm dich in den Arm und alles war gut, hier in unserem Heim.
Sie schlurfte zu dem Tisch, an dem die beiden Jungen gesessen und sich gestritten hatten. Zwillinge sind Rivalen, hatte sie immer schon gesagt, du wirst deine helle Freude haben.
Wenn sie nur jünger wäre. Sie würde sich mehr mit den Kindern beschäftigen können, Ausflüge machen und so. Doch als sie schwanger gewesen war damals, da war sie schon eine alte Frau gewesen. Zu alt, die Generation übersprungen.
Sie räumte die Gläser und Teller fort. Mit bedächtigen Bewegungen, vorsichtig und langsam. Sie brauchte Zeit für die Tätigkeiten, die notwendig waren. Zeit und Geduld. Wie gut, dass sie von beidem soviel zur Verfügung hatte.
„Aber du wirst älter, Mutter. Immer älter. Ich kann mich nicht um dich kümmern, du weißt, die Firma. Und Claudia hat jetzt auch wieder ihren Job aufgenommen.“
Sie hatte wieder nichts geantwortet. Er schien sich rechtfertigen zu müssen.
„Wir kommen abends beide geschafft nach Haus, dann die Kinder, am Wochenende nehmen wir uns Arbeit mit. Es ist stressig, Mutter, glaub mir.“
Sie hatte wieder gelächelt und gesagt: „Ich komm schon zurecht.“
„Es ist ja nicht mehr lange.“ Er war erleichtert, während er sich den Schlipsknoten lockerte. „Wenn ich den Posten habe, kann ich mir die Arbeit einteilen. Dann haben wir wieder mehr Zeit.“
Er war in seinen Mercedes gestiegen und hatte sich mühsam umgedreht, während er fortfuhr, um die Ecke. Auch da hatte die Sonne geschienen.
Die Geschirrspülmaschine hatte ihr Sohn gekauft. Sie war klein und auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. Die beiden Gläser mit Kakaoresten und die beiden Teller mit Kuchenkrümeln waren das einzige Geschirr darin. Sie schloss die Klappe und musste sich festhalten, während sie sich aufrichtete. Ihr schwindelte. In letzter Zeit immer häufiger, manchmal wurde ihr richtig schwarz vor Augen. Sie hatte davon ihrem Arzt nicht erzählt und auch nicht ihrem Sohn. Der würde sich nur unnütze Sorgen machen und wieder zu schwitzen beginnen.
Sie setzte sich auf den harten Stuhl.
Heute war Dienstag, ein weiterer Dienstag noch und der Dienstag darauf wäre wieder Besuchstag. Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen, wie sie die Kinder beschäftigte. In ihrem Alter musste man ihnen etwas bieten, um ihre Aufmerksamkeit zu haben.
Das war bei ihrem Sohn anders gewesen. Der war mit einem Holzkreisel zufrieden gewesen, einem Holzkreisel! Ein einfaches Ding, das überdies noch jahrelang gehalten hatte. Sie hatte vorgehabt, das Spielzeug ihren Enkeln zu schenken, doch sie war sich nicht sicher, ob diese damit etwas anzufangen wussten. Es lag noch immer im Schrank in ihrem Schlafzimmer hinter den alten Briefen und Fotografien. Sie würde es nicht verschenken.
„Was wünschen sich die Kinder zu ihrem Geburtstag?“, hatte sie gefragt.
Ihr Sohn hatte mit den Schultern gezuckt. „Ach Gott. Du weißt doch, sie haben alles. Schenk ihnen Geld.“ Das Lächeln, mit dem er dies gesagt hatte, war unsicher gewesen und sie hatte nicht alle Hoffnung verloren gehabt.
Sie ging ins Wohnzimmer zurück und erleichtert stellte sie fest, dass die Sonne fast verschwunden war. Es wurde langsam kühler im Raum.
Sie schaltete den Fernseher ein und sofort brandete Lärm ins kleine Zimmer. Die Fernbedienung lag auf dem Apparat, trotzdem stellte sie den Sender am Gerät ein und setzte sich dass in den Sessel.
Sie saß still und das unruhige Licht zuckte in ihrem Gesicht. Sie nahm die Sendung kaum wahr, ihre eigenen Gedanken führten Regime. Als sich eine Fliege auf ihren Arm setzte, beobachtete sie kühl, wie sie über ihre Haut wanderte, über die Altersflecken lief und die Falten umquerte. Sie sah die Fliege zwar, doch konnte sie sie nicht spüren. Sie fühlte nicht die feinen Beinchen, die über ihr eigenes Fleisch wuselten, sie meinte der Arm gehörte nicht zu ihr. Nicht mehr, ganz wie eine abgelegte Prothese. Er begann leicht zu werden, federleicht. Der Arm verlor jegliches Gewicht, er begann zu schweben...
Sie erwachte, als es vollkommen dunkel war und ihr Körper war taub und matt. Die Dunkelheit hatte überhand genommen, die geisterhaften Bilder des Fernsehers unterstützten diesen Eindruck nur. Sie erhob sich mühsam aus ihrem Sessel und hielt sich dabei am Tisch fest. Ihre Beine waren taub, sie drohten nachzugeben. Um nicht zusammenzusinken, griff sie mit fester an das Tischtuch und als sie es endlich geschafft hatte, sich zu erheben, geschah es. Der Tisch, der wohl schon älter war als ihr Sohn, gab nach und kippte zu ihrer Seite. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten über, mit einem dumpfen Poltern schlug sie auf dem Boden auf und spürte sofort den Schmerz im Kopf. Gleich darauf stürzte der Tisch auf ihren Leib und sie konnte ein jämmerliches Stöhnen nicht mehr unterdrücken.
Sie lag wie eine Schildkröte auf dem Rücken und auf ihrer Brust der schwere Tisch. Das Luftholen schmerzte, sie konnte nur ganz flach atmen. Der Kopf tat weh, der Brustkorb und sie schien sich nicht vor und nicht zurück bewegen zu können. Aus ihrem Mund lief Speichel.

Es war früher Morgen, als sie es endlich einsah, dass sie sich aus eigener Kraft nicht würde befreien können. Sie war gefangen unter einem alten Esstisch, nicht fähig, auch nur einen Arm zu rühren. Ihr Atem wurde immer flacher und es wurde ihr schwarz vor den Augen.
Die ersten Sonnenstrahlen brachen hervor, als ihr der Gedanke kam, dass ihre Enkelkinder sie erst in dreizehn Tagen würden besuchen kommen.

 

Hallo Hanniball!

Deine Kritik ist angekommen! Zumindest bei mir! Und ich muss dir Recht geben!!!
Mach weiter so! Dieses Land braucht mehr Leute wie dich! Vielleicht sieht man dann ein, was hier alles schief geht...

Hab auch bis aufn paar kleine Fehler nichts zu meckern! *g* Außerdem find ich sie auf die Schnelle auch nicht! ;)

 

Hallo Drachenkönigin!

Dank dir für deine Worte und für das Lob.
Ja, die Kritik. Ich glaub schon, dass das ein ganz großes Problem ist. Von daher brennt mir's auf den Nägeln.

Ich hoffe aber, dass die Kritik und die Darbringung nicht die Geschichte überdeckte. Das wäre dann nämlich eine schlechte Geschichte zu einer guten Kritik.

Danke dir!

 

Hallo Hannibal,

ich habe die Geschichte am Sonntag schon mal gelesen. Da wusste ich noch nicht, wie ich dir darauf antworte. Vielleicht so: Du genst auf Nummer Sicher. So beschreibst du sentimental das Leben der alten Dame, ihre undankbaren Enkel, ihren Sohn der alles sieht, nur nicht ihre Einsamkeit.
Dabei sieht er sie sogar. Er hat nur sein eigenes Leben. Das heißt nicht, dass er seine Mutter nicht liebt oder sich keine Sorgen um sie macht.
Du erzeugst also fast manipulierend ein schlechtes Gewissen.
Es ist immer eine schwere Entscheidung, die eigenen Eltern in ein Altersheim zu stecken, nur das Bild der liebenden Eltern, die im Alter so vernachlässigt werden, behagt mir nicht (immer). Es ist, um es einmal platt auszudrücken das Bild der BILD, Wer von uns möchte im Einzelfall richten?
Gut, vielleicht hast du beansichtigt, dass durch deinen sentimentalen Zuckerguss auch eine Antihaltung wie von mir zustande kommt. Dann ist idr das gelungen. Meistens werden solche Geschichten aber eher so geschrieben, damit alle sagen oh wie toll. Du hast die Not der alten Dame gut eingefangen. Das hast du zweifelsohne auch. Nur mit war es zu sentimental und zu manipulierend schuldzuweisend.

Details:

Doch als sie schwanger gewesen war damals, da war sie schon eine alte Frau gewesen.
Ich weiß, an der Stelle ist das schwer zu vermeiden.
Um nicht zusammenzusinken, griff sie mit fester an das Tischtuch
mit fester was?

Lieben Gruß, sim

 

Die ersten Sonnenstrahlen brachen hervor, als ihr der Gedanke kam, dass ihre Enkelkinder sie erst in dreizehn Tagen würden besuchen kommen.

Das ist böse!

Hallo Hanniball!

Eine anrührende Geschichte, die du mit vielen Details ausgeschmückt, und somit lebendig gemacht hast.
Allerdings bin ich anfangs davon ausgegangen, der Sohn möchte seine Mutter ins Altersheim abschieben. Dass es "lediglich" darum geht, sie öfters zu besuchen, kommt dann erst später raus.

Ansonsten: Eine sehr schöne, wenn auch deprimierende Geschichte.

Grüße

Cerberus

 

Hallo Hanniball!

Mir hat es nicht so gut gefallen.
Dein Stil ist zwar sicher und gewohnt gut, daran kann es sicher nicht liegen.
Allerdings ist mit die Geschichte zu einfach. Zu einfach in ihrer Kritik und zu einfach im Plot.
sim hat das schön gesagt, ich teile seine Meinung: natürlich gibt es Fälle wie diesen, natürlich sind sie unendlich tragisch, aber du erzeugst mit deiner Schreibe eine Art Vorwurf und den finde ich nicht ganz gerecht.

Naja, war eben nicht mein Ding - nicht schlimm.

Eines:

trotzdem stellte sie den Sender am Gerät ein und setzte sich dass in den Sessel.
dann?

In diesem Sinne
c

 

Hallo sim, cerberus und chazar!

Bin ich selbst in die Falle getappt, vor denen ich andere immer warnte? Hmmh, zumindest sollte es keine einseitige Kritik sein, bin ich doch auch in dieser Lage.

sim:
Tja, auf Nummer sicher, da hast du wohl Recht. Wennm an eine alte Frau leiden lässt, kann man kaum etwas falsch machen. Aber ein schlechtes Gewissen? Da hätte ich vielleicht die Seite des Sohnes etwas mehr betonen müssen.

Cerberus, schön dich zu sehen!

Von hinten begann die Geschichte, das heißt, der letzte Satz stand von vornherein fest. Somit hätte der Text vielleicht auch eher in Spannung gehört.
Anrührende Geschichte: siehe oben!

Chazar, dass du mich nicht vergisst!

Ebenfalls siehe oben, wahrscheinlich hast du Recht, wenn du die Schuld verteilt sehen willst. Einfach ist das nicht, das ging wahrscheinlich nicht genügend aus dem Text hervor.

Wenn mich die Zeitnot ein wenig in Frieden lässt, werde ich mich mal drüber hermachen.

Danke und
Viele Grüße von dieser Seite!

 

Hi Hanniball,

eine Menge Kleinigkeiten sind mir aufgefallen ... aber vorneweg: Wenn die Details der Bilder eine Stimmung im Leser erzeugen können, dann ist das nicht unbedingt schlecht. Nur sollte sich beim Leser nicht der Eindruck der Manipulation einstellen, d.h. die Schattierungen der Details sollten etwas sanfter sein. Der erste Absatz (auch viele andere Passagen) z.B: sind da sehr deutlich.

Nun zunächst zu den Kleinigkeiten (hauptsächlich stilistischer Art - alles nur Vorschläge, auch ich bin da nicht perfekt ...):

"zuckte in einem fort." -> etwas umgangssprachlich, gesprochener Text darf das sein, Beschreibungen nicht.

"mit ihnen das Gezänk und Geschrei." -> "... und das Geschrei."

"Dieser Tag. Dann der nächste, und der folgende. Immer so fort, bis zu ihrem Tod." ->
vor "und" kein Komma; außerdem: Als Beschreibung unpassend (zu sehr manipulierend würden vielleicht andere sagen ...), außerdem stilistisch nicht gerade gut. Wenn Du das als Gedanken der Frau schreibst, dann wird es akzeptabel (Beispielsweise :" ... bis zu meinem Tod, dachte sie".
Auch musst Du aufpassen, weil sich die Gedanken der Frau manchmal in die Erzählung zu mischen scheinen - so habe ich den Eindruck. Auch das befremdet teilweise. Diese unsaubere Erzählperspektive erkennt man vor allem an den Wörtern, die Beziehungen zwischen den Personen beschreiben: Ein Erzähler würde sagen: "ihre Enkelkinder" sie selbst würde sagen "die Enkelkinder" wie man beispielsweise im darauffolgenden Satz findet.
Ein Paar Absätze weiter unten steht "-Ich ..." -> ein Absatz, der nur ihre Gedanken wiedergibt. Dem Leser würde es helfen, wenn Du beispielsweise ihre Gedanken kursiv schreiben würdest (um ein ständiges "... ,dachte sie") zu umgehen. Der Geschichte würde das vielleicht auch helfen.

Noch etwas anderes zum Layout: Wenn Du in der Zeit springst, dann wäre vielleicht eine Leerzeile hilfreich. Das würde die Geschichte besser strukturieren.

"Ihr Sohn, der Junge, dem sie die Brust gegeben hatte, stellte die Frage, deren Antwort er kannte:" -> wie Eingangs erwähnt, vielleicht etwas weniger Dramatik wäre mehr; übrigens, die Antwort der Frau kann der Sohn nicht kennen. Daher wäre es besser wenn Du schreiben würdest (z.B.): "Ihr Junge gab selbst die Antwort zu der Frage, die sie schon längst in seinen Augen sah:"

"unter Gleichgesinnten" -> sagt man das? klingt eigenartig.

"Statt mit Worten hatte sie mit einem Lächeln geantwortet und sah das Erleichtern in seinen Augen." -> Check doch noch mal die Zeiten: Wegen des Unbequemen Plusquamperfekts für die Rückblenden würde ich Dir empfehlen Präsens als Erzählzeit zu verwenden. Damit würde einiges einfacher. In obigem Satz springst Du in der Zeit, auch sind nicht alle Rückblenden durchgehend in Plusquamperfekt und nicht aktuellen Handlungen im Imperfekt ...

"Zwillinge sind Rivalen, hatte sie immer schon gesagt, du wirst deine helle Freude haben." -> Anführungszeichen für die Rede?

"Wenn sie nur jünger wäre. Sie würde sich mehr mit den Kindern beschäftigen können, Ausflüge machen und so. Doch als sie schwanger gewesen war damals, da war sie schon eine alte Frau gewesen. Zu alt, die Generation übersprungen." -> hier mischen sich wieder Erzählung und Gedanken der Frau ineinander: Das sind Gedanken der Frau, vom Erzähler berichtet, nicht Hund und nicht Katze, dafür sehr suggestiv.

"Sie hatte davon ihrem Arzt nicht erzählt und auch nicht ihrem Sohn." -> Du hast eine Vorliebe dafür mit "und" Teilsätze aneinander zu hängen (das kommt später noch öfter). Nicht immer ist das eine gute Wahl ...

"Der würde sich nur unnütze Sorgen machen und wieder zu schwitzen beginnen." -> "unnötige" anstelle von "unnütze"

"Sie setzte sich auf den harten Stuhl." Ein weiteres Beispiel für sim's angedachte Manipulation ... die Stelle suggeriert dass es anderswo weiche Stühle gab ... ;)

"Heute war Dienstag, ein weiterer Dienstag noch und der Dienstag darauf wäre wieder Besuchstag." -> etwas weniger umständlich: Jeden zweiten Dienstag war Besuchstag - als Erzähler geschrieben, andernfalls als Gedanken der Frau kennzeichnen.

"Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen," -> diese Verbanhäufung geht viel einfacher: "Sie musste sich etwas einfallen lassen ..."

"Das war bei ihrem Sohn anders gewesen. Der war mit einem Holzkreisel zufrieden gewesen, einem Holzkreisel!" -> "gewesen" ist doppelt; anstelle des umganssprachlichen "Der" wäre vielleicht dessen Name besser, zumindest aber persönlicher.

"Sie hatte vorgehabt, das Spielzeug ihren Enkeln zu schenken, doch sie war sich nicht sicher, ob diese damit etwas anzufangen wussten. Es lag noch immer im Schrank in ihrem Schlafzimmer hinter den alten Briefen und Fotografien." -> "ob ... ." liest sich etwas holprig, ebenso die dreifache Ortsangabe im zweiten Satz. Beide Sätze vielleicht besser umbauen.

"Das Lächeln, mit dem er dies gesagt hatte, war unsicher gewesen und sie hatte nicht alle Hoffnung verloren gehabt." -> Dieser Satz klingt wegen der verwendeten Zeit und Satzstruktur sehr hölzern. "hatte verloren" würde auch reichen; außerdem wäre ein "deshalb" besser als ein "und" um die beiden Teilsätze miteinander zu verbinden.

"Sie ging ins Wohnzimmer zurück und erleichtert stellte sie fest, dass die Sonne fast verschwunden war." Das Motiv mit der Sonne verstehe in an dieser Stelle nicht. Selbst wenn früher während unangenehmer Momente die Sonne schien, wird diese kaum eine negative Bedeutung erhalten können.

"... Apparat, trotzdem stellte sie den Sender am Gerät ein und setzte sich dass in den Sessel." -> "trotzdem" unterstellt eine Absicht, "aus Gewohnheit" beschreibt eine schrullige unangepasste ältere Person. Die zweite Hälfte dieses Satzes ergibt schlichtweg keinen Sinn (ist das "dass" zu viel?)

"ihre eigenen Gedanken führten Regime." -> ihre eigenen Gedanken führten Regie.

".. beobachtete sie kühl, wie sie über ihre Haut wanderte, über die Altersflecken lief und die Falten umquerte." -> das "kühl" passt nicht, "umqueren" ist selbst als Wortneuschöpfung ein Widerspruch in sich und daher bedeutungsfrei. Für die Fliege gibt es auf einer ebenen Flächen nur zwei Möglichkeiten: umgehen oder überqueren.

"sie meinte der Arm gehörte nicht zu ihr." -> ein Komma nach "meinte"

"wuselte" -> dafür gibt es sicher einen besseren Ausdruck.

"ganz wie" -> wie - ein Wort wie "ganz" kann man ganz oft einfach weglassen ;)

"Er begann leicht zu werden, federleicht. Der Arm verlor jegliches Gewicht, er begann zu schweben..." zweimal "begann"

"Sie erwachte, als es vollkommen dunkel war und ihr Körper war taub und matt." -> ich bin mir nicht ganz sicher, aber kommt da nicht ein Komma hinter dem ersten "war"?

"griff sie mit fester an das Tischtuch" ??? da fehlt was ...

"erheben, geschah es. Der Tisch, der wohl schon älter war als ihr Sohn, gab nach und kippte zu ihrer Seite." -> Doppelpunkt nach "es"; das Detail hinsichtlich des Alters dieses Tisches stört etwas. Du bist hier am Höhepunkt ...

"Sie verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten über," -> Punkt am Ende und neuer Satz (Du verbindest sehr oft eigenständige Sätze ohne weitere Kausalität über ein "und". Das ist nicht unbedingt guter Erzählstil). "nach hinten über-kippen" ist mir als Ausdruck neu. Nach hinten umfallen oder umkippen sind dagegen im üblichen Sprachgebrauch enthalten.

"jämmerliches" würde ich durch ein Synonym ersetzen ...

"Der Kopf tat weh, der Brustkorb und sie ..." -> der Brustkorb ist nicht in den Satz integriert.

zu guter letzt noch zwei unnötig komplizierte Verbhäufungen:

"nicht würde befreien können."
besser: "nicht mehr befreien konnte." (alternativ: "würde" anstelle von "konnte")

"... dass ihre Enkelkinder sie erst in dreizehn Tagen würden besuchen kommen."
vielleicht einfacher: "... dass ihre Enkelkinder sie erst in dreizehn Tagen besuchen würden."

Soweit mit den Details. Wenn Du Dir die Erzählzeit noch einmal überdenkst, Erzähler und Gedanken der Frau besser trennst, verschieden Episoden (Rückblick, Gegenwart) durch Leerzeilen trennst, dann wird die Geschichte sicher etwas gewinnen. Erst danach würde ich nocheinmal nach den Stellen sehen, in denen Du bewusst versuchst eine Stimmung zu erzeugen. Du kannst das beibehalten, allerdings sollte bei einem Leser nicht der Eindruck entstehen, dass einzelne Worte absichtlich zu diesem Zweck gewählt wurden. Wenn es keinem mehr so richtig auffällt, dann ist es gut und dem Gesamteindruck der Geschichte sicherlich förderlich.

viele Grüße,

sarpenta

P.S: Nicht erschrecken wegen der Länge des Kommentars! Ich übe mich gerade daran, meinen Blick etwas zu schärfen. Es könnte auch sein, dass Dinge, die ich bei Dir kritisiere, Dir selbst bei meinen Geschichte auffallen. Das mag daran liegen, dass ich selbst noch am lernen bin. Sicherlich ist aber auch das Auge des Lesers von dem des Erzählers verschieden ...
Allerdings: wenn beide den gleichen Eindruck gewinnen, ist die Geschichte gelückt.

 

Hallo sarpenta

Spät, ich weiß, doch nie hatte ich die Absicht, weniger ausführlich auf deine Kritik zu antworten, wie du auf meine Geschichte. Gut Ding will Weile haben.

Mir scheint, du hast dir ungleich mehr Mühe gegeben, meinen Text zu analysieren, als ich es von mir sagen kann, wie ich ihn schrieb. Ich hatte ein Anliegen, natürlich. Das ist offensichtlich und wenn ich die Antworten richtig deute, ist gerade diese Deutlichkeit das Problem. Gut, damit bin ich in eine Falle getappt, vor der ich selbst immer gewarnt habe.


Nur sollte sich beim Leser nicht der Eindruck der Manipulation einstellen

Unbestritten, es sei denn, es handelt sich um eine Satire, was ich wohl hier nicht geltend machen kann.

"zuckte in einem fort."

Hmmh, da haben wir schon ein strittiges Beispiel. Ich würde das nicht umgangssprachlich nennen, je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger. Das ist sicher schon eines dieser Ansichtsbeispiele.

Wenn Du das als Gedanken der Frau schreibst, dann wird es akzeptabel (Beispielsweise :" ... bis zu meinem Tod, dachte sie".

Sicher hast du mit dem Einwand Recht, dass es ein wenig dick aufgetragen wirkt, aber wenn ich die Sache auf deine Weise umgehen wollte, hätte ich das Problem mit der Motivation der Alten. Ich muss einen Grund dafür liefern, dass sie das denkt, einen Anlass. Wenn ich den habe, könnte es klappen. Aber die eigentliche Kritik ist angekommen. :D

Dem Leser würde es helfen, wenn Du beispielsweise ihre Gedanken kursiv schreiben würdest

Aber es ist doch ersichtlich, dass dies die Gedanken der Frau sind, oder? Ich bin eigentlich schon immer auf der Seite zu Hause gewesen, die dafür ist, den Leser nicht alles vorzusetzen, ihn denken zu lassen. Wenn ich die Gedanken der Frau in Kursivschrift setzen täte, nähme ich dem Leser eine Arbeit ab. Ein anderes wäre es natürlich, wenn du sagst, es passt nicht zu der Geschichte, wenn die Gedanken der Frau eingewoben wären. Das müsste man ändern, in der Tat.

Noch etwas anderes zum Layout: Wenn Du in der Zeit springst, dann wäre vielleicht eine Leerzeile hilfreich. Das würde die Geschichte besser strukturieren.

Das habe ich mit Absicht nicht getan, aber meine Ansinnen scheint nicht aufgegangen zu sein. Eigentlich sollte das Stück eine Episode darstellen aus dem Alltag der Frau, mit Gedanken und Erinnerungen, eingewoben in die Handlung. Das alles mehr oder weniger aus einem Stück. Das scheint mir nicht gelungen zu sein. Wenn ich Leerzeilen dazwischensetzen sollte, kriegt die Geschichte mMn Brüche, die sie nicht haben sollte.

wie Eingangs erwähnt, vielleicht etwas weniger Dramatik wäre mehr;

Wenn ich was aus dieser Geschichte gelernt habe, dann darauf zu achten, dass nicht zu dick aufgetragen wird. Ich finde, das ist doch schon was, oder?

Wegen des Unbequemen Plusquamperfekts für die Rückblenden würde ich Dir empfehlen Präsens als Erzählzeit zu verwenden.

Das ist eine Überlegung, vielleicht wirklich die Jetztform. Ich schreibe eigentlich ganz gern im Präsens, das gibt der Sache irgendwie Rasanz und Authenzität.

Du hast eine Vorliebe dafür mit "und" Teilsätze aneinander zu hängen

Erwischt :D , altes Kriegsleiden!

"Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen," -> diese Verbanhäufung geht viel einfacher: "Sie musste sich etwas einfallen lassen ..."

Das ist auch so eine Sache, auf die ich mich bei anderen mit Vorliebe stürze. Kinder, macht die Sätze nicht so kompliziert, erst das Wichtige, dann die Beschreibung... na ja, wieder selbst drauf reingefallen!

liest sich etwas holprig, ebenso die dreifache Ortsangabe im zweiten Satz. Beide Sätze vielleicht besser umbauen.

Dito

"... Apparat, trotzdem stellte sie den Sender am Gerät ein und setzte sich dass in den Sessel." -> "trotzdem" unterstellt eine Absicht, "aus Gewohnheit" beschreibt eine schrullige unangepasste ältere Person. Die zweite Hälfte dieses Satzes ergibt schlichtweg keinen Sinn (ist das "dass" zu viel?)

Nein, das dass sollte ein dann sein. :)

"ihre eigenen Gedanken führten Regime." -> ihre eigenen Gedanken führten Regie.

Nein, führten Regime. :shy:

wie - ein Wort wie "ganz" kann man ganz oft einfach weglassen

Mein Reden - und wieder drauf reingefallen. :dozey:

Es könnte auch sein, dass Dinge, die ich bei Dir kritisiere, Dir selbst bei meinen Geschichte auffallen.

Wollen mal sehen! :cool:

Sicherlich ist aber auch das Auge des Lesers von dem des Erzählers verschieden

Dafür ist diese Seite sehr gut!

Ich danke dir, Sarpenta, für deinen ausführlichen Kommentar. Neben den einzelnen Stellen, die du angeführt hast, zeigt mir die Gesamtheit deiner Kritik, dass man sich noch mehr beschäftigen muss mit seinen Texten. Ich will gerne zugeben, dass ich das mit diesem hier nicht getan habe, gelobe aber Besserung.

Wenn ich die Zeit dazu finde und die Muße, dann werde ich die Geschichte überarbeiten, und deine Kritik wird mir dabei zu Hilfe sein.
Danke!

Viele Grüße von hier!

 

Hallo Hanniball,

auch wenn ich mit meinem Kommentar die Einschätzungen anderer wiederholen werde, habe ich doch das Bedürfnis ein paar Worte zu diesem Thema zu schreiben.

Die Geschichte ist mir zu einseitig, die Frage der Schuld zu explizit beantwortet. Du hast die Stimmung und die Lage der alten Frau wirklich schön eingefangen, keine Frage, die Geschichte ist gut geschrieben. Aber mich hätte die andere Perspektive wirklich interessiert. Gerade deshalb, weil ich die Situation der Enkelkinder nur zu gut kenne - die Versuche, Besuche zu erzwingen, indem man den Enkelkindern, die längst im Berufsleben stehen, monatlich Taschengeld gibt. Die Weigerung, Hilfe anzunehmen, sich ein tragbares Telefon schenken zu lassen, um genau solche Situationen des Hinfallens nicht so enden zu lassen. Ich könnte die Liste fortsetzen, aber das wäre dann sehr an meiner subjektiven Situation orientiert. Das inspiriert mich ja fast zu einer Gegen-Geschichte. ;) Denn das tragische ist ja, dass sich die unterschiedlichen Verhaltensweisen immer gegenseitig bedingen.

Details - ohne geschaut zu haben, ob die anderen sie nicht längst genannt haben:

Die Fernbedienung lag auf dem Apparat, trotzdem stellte sie den Sender am Gerät ein und setzte sich dass in den Sessel.
das "dass" ist zuviel
Sie erwachte, als es vollkommen dunkel war und ihr Körper war taub und matt.
auf ein "war" würde ich verzichten
Um nicht zusammenzusinken, griff sie mit fester an das Tischtuch und als sie es endlich geschafft hatte, sich zu erheben, geschah es.
und hier ist dir glaube ich eine "Hand" verloren gegangen. ;)

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hi Hanniball!


Sie nahm die Sendung kaum wahr, ihre eigenen Gedanken führten Regime.
Sehr schön.

Mir hat deine Geschichte gefallen, du schaffst es sehr gut die Gefühle der Prot rüberzubringen, die Einsamkeit. Das alles mit einem flüssigen Stil, an den wir uns schon gewohnt haben! :)
Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Schuld vollkommen auf den Sohn geschoben wird oder auf die Enkelkinder.
Viel mehr hat die Schuld ganz einfach die Zeit, in der wir leben.

Entschuldige, dass mein Komm. zu kurz ausfällt, aber ich weiß nichts mehr zu sagen, was nicht schon gesagt worden wäre. ;)


Liebe Grüße,
Tama

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Hannibal,

ersteinmal, deine KG hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup:

Und dann: mit erstaunen lese ich die Kommentare, die da von Schuld sprechen. :confused:

Ich sehe in keiner Zeile einen Schuldzuweis.

Ich sehe eine alte Frau, die ihr Leben gelebt hat. Die nichts mehr verändern kann und es auch nicht will.
Wir leben nicht mehr in der Zeit, in der es Großfamilien gibt, die bis zum bitteren Ende zusammenleben. Wobei ich auch nicht glaube, dass dieses Leben, für alle beteiligten, immer so toll ist/war. In jedem alter braucht man seinen Freiraum.
Ich glaube deine Prot, ist im Grunde zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat die Kinder alleine großgezogen, hat sicher Opfer gebracht. Doch die Kinder haben jetzt ihr eigenes Leben. So ist das nun mal, und das weiß sie auch.
Sie ist nicht diejenige die sich Sorgen macht. Der Sohn möchte sie gut versorgt wissen und zwar nach seinen Vorstellungen. Doch die Mutter möchte in kein Altersheim, genau so wie sie den Fernseher nicht mit der Fernbedienung einschaltet. Sie hat ihre Gewohnheiten, mit denen sie klar kommt. Und solange sie nicht wirklich krank wird, kommt sie alleine zurecht.
Sie freut sich wenn die Enkelkinder kommen. Aber sie ist nicht traurig, wenn sie wieder gehen. Es fällt ihr immer schwerer, die Kinder zu beschäftigen.
Das der Tisch auf sie gefallen ist und sie sich nicht selbst befreien kann, ist tragisch. Doch das hätte auch einer jüngeren Person passieren können, die sich auch nicht mehr hätte befreien können.

Sicher wirkt deine KG auf den Leser, der noch jung ist, erschreckend und man denkt vielleicht an die eigenen Eltern und Großeltern. Glaubt, man kümmere sich nicht genug. Aber das ist ein Gedankenproblem der Kinder.
Ich glaube, dass es viele ältere Menschen gibt, die ihre Ruhe geniessen, die auch nicht mehr mit den Alltagssorgen der Kinder zurecht kommen. Schon garnicht mit der gut gemeinten Bevormundung.
Ich finde es auch vollkommen normal, dass sie an die Vergangenheit denkt.
Ich sehe in deiner KG keinen Vorwurf darin. Es ist normal und erwiesen, dass alte Menschen in der Vergangenheit leben, weil das Langzeitgedächtnis wieder im Vordergrund steht.
Auch der Gedanke, dass die "letzten Tage" sich nähern, dass es nicht mehr so viele sein können, ist normal für einen alten Menschen.
Ich habe nicht den Eindruck, dass deine Prot leidet.
Du schilderst einen Tag in ihrem Leben, der tragisch endet.
Aber selbst die Erkenntnis, dass die Enkelkinder "erst" in 13 Tagen kommen und sie dann wohl tot sein wird, schilderst du so, dass sie es als gegeben hin nimmt.
Ich finde deine KG auch irgendwie bedrückend. Und doch glaube ich, dass ein alter Mensch, den es betrifft, bei dieser Geschichte sagen würde: Ja nun, so ist das Leben.
Vielleicht würde er noch denken: "Ich sollte doch in ein Altenheim gehen ...
bevor der Tisch auf mich fällt."
Ich würde das jedenfalls in Erwägung ziehen.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo!

Tatsächlich, gut Ding will Weile haben, ich melde mich. :D

Juschi!

Schön, dass du die Story gelesen und kritisiert hast, danke!

Die Einseitigkeit war ja schon Thema, es war kein bisschen meine Absicht, den Sohn als einzig Schuldigen darzustellen, keinen Moment habe ich daran gedacht. Allein schon deshalb, weil ich ja (als junger Mensch - normal) in einer ähnlichen Situation bin. Eher schon die Gesellschaft, die Auflösung der Werte und Normen. Man könnte einen eigenen Kaffeekranz-Thread dazu öffnen, wollte man darüber diskutieren. Ich halte das Thema ganz besonders wichtig, vielleicht für unsere Gesellschaft das wichtigste.

Aber mich hätte die andere Perspektive wirklich interessiert

Das ist ein Ansatz, der wirklich interessant ist und den ich vielleicht tatsächlich aufgreifen werden. Ehrlich, das fasziniert mich, die andere Seite mit Gedanken und Eindrücken darzustellen. Da treffen wir uns dann.

Das inspiriert mich ja fast zu einer Gegen-Geschichte.

Weniger eine Gegen-, als eine weiterführende Geschichte, oder? ;)

Danke!

Tamira!

Fein, dich zu sehen. Du glaubst nicht, wie sehr es mich zum Horrorforum zieht, aber offensichtlich habe ich dort schreibenderweise momentan nichts zu sagen.

Mir hat deine Geschichte gefallen, du schaffst es sehr gut die Gefühle der Prot rüberzubringen, die Einsamkeit. Das alles mit einem flüssigen Stil, an den wir uns schon gewohnt haben!

Dankeschön (höflicher Diener)

Viel mehr hat die Schuld ganz einfach die Zeit, in der wir leben.

Ganz meine Meinung, und - siehe oben - wichtig mMn.

Liebe Grüße, Tama

ebensolche von mir zurück!

Hi coleratio!

Ich sehe in keiner Zeile einen Schuldzuweis.

Ich glaube bald, das hat was mit der Perspektive zu tun, aus der man die Geschichte liest. Aber wenn sie zum Nachdenken anregt, hat sie doch schon was erreicht.

Wir leben nicht mehr in der Zeit, in der es Großfamilien gibt, die bis zum bitteren Ende zusammenleben. Wobei ich auch nicht glaube, dass dieses Leben, für alle beteiligten, immer so toll ist/war.

Ich bin der Meinung, dass dies das Thema der Zeit ist. Ich habe lange drüber nachgedacht, und bin doch zu keinem Ergebnis gekommen. Ich hoffe, das sieht man der Story an.

Juschis Ansatz, die Gedanken der Gegenseite einzubringen, reizt mich, man könnte etwas erreichen.

genau so wie sie den Fernseher nicht mit der Fernbedienung einschaltet

du hast es gesehen! :)

Sicher wirkt deine KG auf den Leser, der noch jung ist, erschreckend und man denkt vielleicht an die eigenen Eltern und Großeltern.

Ich habe einen Gutteil der Geschichte auch mit einem schlechten Gewissen geschrieben. Doch auch natürlich mit einer Rechtfertigung im Gesicht.

Ja nun, so ist das Leben.

Diese Einstellung (nicht die Feststellung an sich) nötigt mir tiefsten Respekt ab, das Hinnehmen von Zuständen, die nicht zu ändern sind. Das Leiden auf sich nehmen, ohne zu klagen. Ich glaube, ein bisschen fehlt das in unserer Zeit.

Danke dir!

Viele Grüße an euch von hier!

 

Hallo Hanniball!

Das Thema scheint Dich ja schwer zu beschäftigen, zumindest hatte die letzte Geschichte, die ich von Dir gelesen habe, wo der Alte sich von seinem Schaf verabschiedet, auch dasselbe Thema. Aber ich hab auch diese Geschichte wieder gern gelesen. :) Ich hoffe nur, daß Du auch noch andere Themen auf Lager hast … :D

Was mir aufgefallen ist: Der Sohn kommt sie zwar nur alle vierzehn Tage besuchen, aber ruft er sie nicht auch hin und wieder an? Wenn er sich Sorgen macht, würde er das doch tun, oder? Aber vielleicht wehrt sich die alte Frau ja auch gegen ein Telefon … ;)

Da hätte ich vielleicht die Seite des Sohnes etwas mehr betonen müssen.
Naja, ich würde eher das Bild, das Du am Anfang zeichnest, ein bisschen weniger drastisch gestalten, z. B. daß die Enkelkinder die Besuche nur durch Taschengeld ertragen, oder dieses »nicht früher«, das wirkt recht anklagend, obwohl Du es vielleicht nur betonen wolltest. »Gezänk und Geschrei« sind auch so Negativzeichner.
Wenn nämlich die Anklage wegfällt und mehr die Aussage hervorkommt, daß sie nichts anderes will, als in ihrem Zuhause zu bleiben, kann man das Ende auch so lesen, daß sie froh ist, in ihrem Heim zu sterben – der Sohn kommt ja eh erst in zwei Wochen wieder, bis dahin hat sich die Frage Altersheim erledigt … es wäre dann sozusagen trotz ihres Todes ein positiver Schluß, weil sie in ihrem Leben nicht von ihrem Zuhause weg mußte. – Irgendwie hab ich das Gefühl, Du wolltest das so. :)
Wobei mir natürlich auch nicht entgangen ist, daß Du das Zeit-Haben schon auch in Frage stellst, indem Du auf all die materiellen Dinge hinweist und daß die Schwiegertochter gerade erst ihren Job wiederaufgenommen hat (sie hätte damit vielleicht noch warten können …).

Aus diesem Blickwinkel hat mir die Geschichte jedenfalls besser gefallen, als aus dem, den auch ich anfangs hatte, daß es eine Anklage an den Sohn wäre, weil er sich nicht kümmert. Aber eigentlich hält sie es ihm gar nicht vor, man liest es nur leicht so. Tatsächlich sagt sie nicht mehr, als daß sie Zuhause bleiben möchte – wohl auch in dem Bewußtsein, daß sie dafür das Risiko eingeht, in gewissen Situationen keine Hilfe zu haben. Es ist ja auch irgendwie die Erkenntnis in der Geschichte, daß diese Welt ohnehin nicht mehr die Ihre ist.

Und noch der Rest:

»doch sie war sich nicht sicher, ob diese damit etwas anzufangen wussten.«
– wüssten

»trotzdem stellte sie den Sender am Gerät ein und setzte sich dass in den Sessel.«
– das »dass« sollte vermutlich ein »dann« werden?

»Sie nahm die Sendung kaum wahr, ihre eigenen Gedanken führten Regime.«
– meintest Du »Regie«?

»Um nicht zusammenzusinken, griff sie mit fester an das Tischtuch und als sie es endlich geschafft hatte, sich zu erheben, geschah es.«
– hier fehlt was: griff sie mit fester …?… an das Tischtuch

»Der Kopf tat weh, der Brustkorb und sie schien sich nicht vor und nicht zurück bewegen zu können.«
– irgendwas fehlt da beim Brustkorb, ein Verb oder ein »auch«, und danach jedenfalls ein Beistrich (Komma). Also z. B.: Der Kopf tat weh, der Brustkorb fühlte sich wie plattgedrückt an, und als …

So, das wars auch schon,

liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl!

Entschuldige bitte, die Verzögerung der Antwort hatte nichts mit dir zu tun, nichts mit der Geschichte, eher etwas mit mir. Momentan haben diese Seite hier und ich uns nicht allzuviel zu sagen. Schätze, dass der Großteil der Schuld bei mir liegt.

Trotzdem bin ich dir nicht böse, dass du die Story von mir rausgekramt hast, ist sie doch auch ein Kind von mir wie all die anderen, obwohl ich sagen muss, dass das Kind nicht gewachsen ist.

Das Thema, ja, das beschäftigt mich tatsächlich, hauptsächlich weil es ein universales Thema ist, das sich beliebig auf andere Gesellschaftsteile legen lässt. Es lässt mich sicher nicht mehr los. Obwohl:

ich mir selbst zugestehe, dazu - wie auch zu allen anderen Themen - meine grundsätzliche Meinung ändern zu dürfen!

aber ruft er sie nicht auch hin und wieder an?

Diese Möglichkeit ist mir mit keiner Silbe gekommen, ich habe kein bisschen daran gedacht. Jetzt, wo du es erwähnst, fällt es mir auf. Es ging wohl in der Hauptsache um die physische Präsenz des Sohnes. Das Telefon ist in den heutigen Tagen ja auch so etwas wie eine Ausflucht, ein Alibi geworden.

Im Großen und Ganzen ist die Story von mir ohne Anklage oder Schuldzuweisung geschrieben, ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass alte Leute nicht gern verpflanzt werden, und das junge Leute in den meisten Fällen sich von den alten absondern. Das ist ein Dilemma, auch angesichts der kommenden Zustände. Dies Dilemma wurde früher gelöst, ich weiß nicht, wie man das in Zukunft lösen will, ohne dass jemand massiv verzichten muss. Im Moment sind es in den meisten Fällen die alten Leute, die verzichten müssen.

Danke dir auch für die Fehler, die du gefunden hast - das Regime sollte eigentlich das Regime bleiben, aber du hast Recht, man könnte auch von Regie reden.

Danke dir,

Grüße von hier!
Hanniball

 

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