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Allein

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05.11.2005
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Allein

Es ist dunkel* im Zimmer. Am Fenster steht eine kleine Gestalt, deren schemenhafter* Umriss sich leicht von der Dunkelheit abhebt. Um ihre dünnen Beine flattert ein weißes weites Kleid und der Wind, der durch das geöffnete Fenster hereinweht spielt mit ihrem blonden Haar. Sie neigt den Kopf zum Himmel und unter geschlossenen Liedern zeigt sich die Andeutung eines Lächelns.
Sie drückt ihre kalten Fingerspitzen gegen das Glas, in der Hoffnung den Mann berühren zu können, der unten im Hof steht und aus schwarzen Augen zu ihr hinauf starrt.
Sie kennt ihn nicht und doch spielt ihre Fantasie mit ihm. Gibt ihm tausend Gesichter, eines schöner als das Andere. Sie kennt ihn nicht und wünscht sich doch ihren Kopf an seinen Hals zu legen, seine Lippen zu berühren und von ihm gehalten zu werden.
Nach einigen Sekunden wendet er den Blick ab und geht eiligen Schrittes die viel befahrene Straße entlang davon.
Sie dreht sich um die eigene Achse, wiegt ihren Kopf zu einem Takt den nur sie allein hören kann.
Die Wohnung liegt im dritten Stock, sie geht auf den Balkon und schaut mit leeren Augen auf die Autos die schnell und laut unter ihr dahin fliegen.
Sie fröstelt und geht wieder hinein, nur um einen Moment später mit einer Wolldecke und einer Dose Seifenblasenwasser erneut hinaus zu treten.
Sie setzt sich in einen alten Schaukelstuhl, der leise knarrt als sie ihn sachte vor und zurück wiegt. *Sie summt ein Kinderlied als sie die Dose öffnet, den Stab herauszieht und behutsam auf die runde Öffnung pustet. Der Wind trägt die Seifenblasen fort, über die Straße ein kurzes Leben entlang bis sie irgendwo mit einem leisen Seufzen zerplatzen.
Sie wünscht sich, jemand möge sie sehen und hinter den Seifenblasen ihr Gesicht erahnen und wissen, dass die Seifenblasen freuen sollen. Sie sollen gesehen werden, wie sie gesehen werden will.
Gleichzeitig ist sie sich der Abwegigkeit des Gedankens bewusst.
Sie stellt die Dose ab, erhebt sich und stützt ihre Arme auf das Hüfthohe Geländer, das den pfirsichfarbenen Balkon umgibt. Es ist ein milder Abend, die Luft schmeckt süß, nach Leben und nach Abenteuer.
Wie gern würde sie die Treppen hinunter gehen, sich ins Leben stürzen ohne Zeit an das eintönige anstrengende Denken zu verschwenden. Entscheidungen treffen, fähig sein Verantwortung zu übernehmen. Nur ist alles so laut und schnell. So ohne Sinn und Verstand. Ohne Verstehen.
Sie schlingt ihre Arme um den Körper um sich zu schützen und weil sie friert, obwohl alles um sie herum aufgeladen ist mit der Elektrizität der ersten Frühlingstage, mit Sonne und vermeintlichem Glück.
Zwei Häuser weiter stehen zwei Frauen auf dem Balkon, der Wind ist Bote, wie so oft und trägt ihr unbekümmertes derbes Lachen zu dem Mädchen herüber.
Sie wendet sich von der Straße ab und dafür der verglasten Tür zu.
Ihr sieht ein schönes Mädchen entgegen, deren helle blaue Augen sich in der Fülle von Möglichkeiten zu verlieren scheinen.
Wieder dringt das Lachen an ihr Ohr. Sie ballt die Fäuste, durchquert entschlossen die Wohnung, steuert auf die Wohnungtür zu. Sie öffnet, atmet geräuschvoll aus und rennt die ersten fünf Treppenstufen hinunter. Dann bleibt sie stehen, zwingt sich dazu, sich nicht umzusehen und legt ihre Hand auf das rote Geländer. Ihre Finger beginnen darauf feucht zu werden und ohne sich dafür zu schämen dreht sie sich herum und rennt den mühsamen Weg zurück.
Sie schließt die Tür leise hinter sich, geht mit sanften, kleinen Schritten an den Küchentisch und setzt sich auf einen Stuhl aus Holz. Von oben betrachtet sieht man nur ein schönes Mädchen in einem weißen Kleid, *deren Schultern sich in der Melodie von Trauer und Verzweiflung heben und senken. Nur wenn man genau hinsieht, erkennt man die Umrisse eines Seils, das von der Decke herabbaumelt. Und wenn man sich noch einen Moment länger Zeit nimmt, sieht man, wie das Mädchen den Kopf hebt und sich die blauen, tränenfeuchten Augen gen Himmel erheben.

 

Hallo Mücke,

hat mich jetzt nicht so überzeugt, dein Textchen. Das ist insgesamt zu wenig, um wirklich mitempfinden zu können. Wo genau das Problem liegt, ist mir nicht klar, dafür sind mir die Gedanken zu wirr. Stilistisch holpert der Text auch noch und- Du hast viele Relativsätze drin, die dringend ein Komma benötigen. Geh da noch mal rüber!
(und bitte nimm die * aus dem Text ! :dozey: )

Nach einigen Sekunden wendet er den Blick ab und geht eiligen Schrittes die viel befahrene Straße entlang davon.
sehr ungünstige Formulierung

Ein Bsp, weswegen ein namenloser Protagonist oft zu stilistischen Entgleisungen führt:

Sie dreht sich um die eigene Achse, wiegt ihren Kopf zu einem Takt den nur sie allein hören kann.
Die Wohnung liegt im dritten Stock, sie geht auf den Balkon und schaut mit leeren Augen auf die Autos die schnell und laut unter ihr dahin fliegen.
Sie fröstelt und geht wieder hinein, nur um einen Moment später mit einer Wolldecke und einer Dose Seifenblasenwasser erneut hinaus zu treten.
Sie setzt sich in einen alten Schaukelstuhl, der leise knarrt als sie ihn sachte vor und zurück wiegt. *Sie summt ein Kinderlied als sie die Dose öffnet,
So einfach zu umgehen, gib der Gestalt einen Namen. ALlerdings sollte dann noch immer nicht jeder Absatz mit dem Namen anfangen, so wie es jetzt mit dem Pronomen der Fall ist ;)

ohne Zeit an das eintönige anstrengende Denken zu verschwenden. Entscheidungen treffen, fähig sein Verantwortung zu übernehmen. Nur ist alles so laut und schnell. So ohne Sinn und Verstand. Ohne Verstehen.
das soll bestimmt schön poetisch klingen, aber das ist einfach nur wirr

Sie wendet sich von der Straße ab und dafür der verglasten Tür zu.
argh, sehr unschön, dieses und dafür der ... zu

Ihr sieht ein schönes Mädchen entgegen, deren helle blaue Augen sich in der Fülle von Möglichkeiten zu verlieren scheinen.
aha, ein schönes Mädchen also. Schön ist ein leeres Wort. Zeige das Mädchen!

Dann bleibt sie stehen, zwingt sich dazu, sich nicht umzusehen und legt ihre Hand auf das rote Geländer. Ihre Finger beginnen darauf feucht zu werden und ohne sich dafür zu schämen
wie passt das mit dem Rest zusammen?

Joa, also den Anfang fand ich recht ansprechend, aber leider hat sich da nichts vertieft, kein Bild kontur angenommen, sodass der anfängliche Zauber zerfasert. So bleibe ich mit wenig Mitleid zurück und habe den Text schnell wieder vergessen. Schade drum.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi Mücke

Da kann was draus werden! Ich lese da einfach mal eine Überforderung in dein Mädchen hinein, die in der Fülle der Möglichkeiten für sich nichts sinnstiftendes gefunden hat und darüber hinaus allein ist, einsam. Das ist sicher eine fiese Mischung, aber da ist sie ebenso sicher nicht die einzige, der es so geht - und den Bogen von ihrer Seifenblasenhoffnung auf dem Balkon zu dem herabbaumelnden Seil kann ich nicht nachvollziehen. Also die Entwicklung von dem hoffenden Gefühlszustand zum absoluten Endpunkt ist nicht glaubwürdig. Das ließe sich mit einem weniger melodramatischen Ende umgehen. Aber prinzipiell könnte ich mit dem Thema mitgehen.

Die Geschichte bleibt zu sehr an der Oberfläche, etwas mehr müsstest du dem Leser schon in die Hand geben. Zum Beispiel frage ich mich, wieso sie wieder hochläuft, nachdem sie schon fünf Stufen Richtung Frühling geschafft hat. Vllt weil sie auf einmal Angst vor der Außenwelt hat, denk ich mir. Aber da steht nichts davon, ihre Handlungen wirken ein bisschen unmotiviert. An einer Stelle erzählst du von ihren Problemen, das ist gut, aber die sind wirklich etwas wirr, wie weltenläufer sagte, und auch zu viele. Das werden dann schnell Schlagworte, die den Leser wirklich erschlagen, da bleibt nicht viel, merkt man sich nicht viel. Nimm dir lieber einen Punkt raus und bau den aus. Zeige wie deine Figur in einer Situation scheitert, weil sie zum Beispiel keine Entscheidung treffen kann.

Schade übrigens, dass sie blond ist und schön und blaue Augen hat, das ist so..... ich hab das schonmal irgendwo gelesen glaub ich.

Sprachlich und thematisch ansprechend, aber Charakter und Probleme und Wandlung müssten klarer konturiert werden. :)

Grüße
Kubus

 

Hallo Mücke

Dein Text enthält durchaus einen poetischen Hauch, mit stark melodramatischem Kontrast als Ende. Teilweise ungelenk, aber von der Idee her scheint es mir durchaus Verbesserungswürdig. Etwa mehr Tiefe zur Person des Mädchens, Handlung und zum krassen Motiv am Ende.

Bei diesen Passagen blieb ich im Text besonders hängen:

Es ist dunkel* im Zimmer. Am Fenster steht eine kleine Gestalt, deren schemenhafter* Umriss sich leicht ...
*Sie summt ein Kinderlied als sie die Dose öffnet,
*deren Schultern sich in der Melodie von Trauer
Welche Bedeutung sollen diese Zeichen (*) zum Text ergeben?

Sie neigt den Kopf zum Himmel und unter geschlossenen Liedern zeigt sich die Andeutung eines Lächelns.
Es assoziierte mir zwar Melodiöses, doch besser ist wohl: Lider.

Sie drückt ihre kalten Fingerspitzen gegen das Glas, in der Hoffnung den Mann berühren zu können, der unten im Hof steht und aus schwarzen Augen zu ihr hinauf starrt.
Der Hoffnungsaspekt scheint mir so nicht ganz logisch. Vielleicht besser: … in hoffnungsvoller Fantasie den Mann berühren zu können, … (Oder so ähnlich.)


… stützt ihre Arme auf das Hüfthohe Geländer, das den pfirsichfarbenen Balkon umgibt.
Es ist wohl eher das Geländer, welches diesen sanften Farbton hat? Dann besser: … das pfirsichfarben den Balkon umgibt.

… und trägt ihr unbekümmertes derbes Lachen zu dem Mädchen herüber.
Unbekümmertes KOMMA oder: unbekümmert derbes Lachen.

Viel Glück zu einer Überarbeitung.

Gruss

Anakreon

 

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