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Alleine in der Nacht

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28.06.2006
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Alleine in der Nacht

Es war warm, als ich den Motor des alten, verrosteten Fiats abstellte und meine Sachen zusammensammelte. Die Luft war schwül, obwohl der Tag sich seinem Ende neigte und es dämmerte. In dem Moment, in dem der Fahrtwind mein Gesicht nicht mehr kühlte, wurde es unerträglich warm in dem kleinen Auto. Um möglichst schnell der Hitze zu entkommen, schnappte ich meinen Geldbeutel, meinen Schlüssel und meine schwarze, lederne Aktentasche vom Beifahrersitz, öffnete mit verschwitzter Hand die Tür und verließ das Gefährt.

Draußen atmete ich durch, die Luft war frisch, da sie sich langsam abkühlte, sie lud zum tiefen Durchatmen ein. Ich schaute auf die Uhr, sie zeigte kurz vor zehn an. Ich war mehr als pünktlich. Um zehn Uhr, hatte sie gesagt, sollte ich in der kleinen Allee hinter dem Bahnhof sein. Ich hatte nicht gewusst, wie weit sich der Weg dorthin ziehen würde, die Parkbank, die wir als Treffpunkt ausgemacht hatten, lag weit, weit hinten und selbst Straßenlaternen gab es nicht. Unter "Hinter dem Bahnhof" verstand ich wenige hundert Meter, doch die Straße hatte sich gezogen, einige Kilometer hatte ich zurücklegen müssen, Bäume wucherten am Straßenrand, es lag kein Asphalt und der steinige und staubige Weg führte aller Wahrscheinlichkeit nach nur zu einigen Feldern. In dem Moment wurde mir wieder klar, wie groß die Welt war, und dass es gar nicht so unwahrscheinlich war in ihren Weiten zu verschwinden.

Nachdem ich fünf Minuten gewartet hatte, kam mir das Gespräch, das ich vor drei Stunden per Telefon geführt hatte, in den Kopf. Wenn ich an ihre Stimme dachte, wurde mein Kopf unruhig. Das Telefon hatte geklingelt, während ich in der Universitätskantine saß. Es war erstaunlich still für diese Uhrzeit gewesen, so dass ich ohne Probleme reden konnte. Doch ihre Stimme bereitete mir Angst, kannte ich sie so doch gar nicht. "Du musst mir helfen, du musst herkommen!“ Das hatte sie mir gesagt, aber es war eher ein Flehen als eine Bitte gewesen. "Ich erklär dich alles später, ich brauch dich hier jetzt, ich habe ziemlichen Mist gebaut!" Bei diesen Worten war ich ängstlicher geworden, sie passten nicht zu ihrer sanften, zärtlichen Art, sie sprach, als wäre sie in Eile und dieses große Verlangen wäre nur eine kleine Bitte. Ich musste nicht nachdenken um meinen Entschluss zu fassen, ich sagte zu und sofort machte sie einen Treffpunkt aus, teilte mir die Zeit mit und ich setzte mich sofort ins Auto und trat meine Reise an.

Das Ganze war inzwischen drei Stunden her, es war spät, vielleicht schon zu spät, es war viertel nach zehn, wo war sie? Zum ersten Mal sah ich mir wirklich die Straße an, sie sah friedlich aus, so ruhig. Die Bäume schienen erschöpft von dem langen Tag, sie bewegten sich träge im Wind. Die Luft war eigenartig. In ihr war der ganze Tag gefangen, mit viel Vorstellungskraft konnte ich fast das Wasser der Schwimmbäder riechen, das Frittenfett, die Autos, aber auch die Tiere und Blumen. Es kamen nicht viele Geräusche an, ab und zu hörte man noch flatternde Vögel oder Insekten, ansonsten war es mit Ausnahme der rauschenden Blätter still.

Halb elf, langsam ging die Sonne komplett unter. Nur einige wenige Wolken waren als rosa beleuchtete Decken am Himmel zu sehen, doch die Sonnenstrahlen gingen zuneige, es wurde dunkler und dunkler. Wo war sie, was war passiert. Sie war immer pünktlich, ich hatte noch nie erlebt, dass sie ein einziges Mal zu spät gekommen war. Mein Kopf schien Purzelbäume machen zu wollen, meine Gedanken waren nur auf sie fixiert. Auf SIE meine ich, nicht die Purzelbäume. Ich überlegte, was passiert sein könnte, schließlich war sie ein schüchterner Typ, der niemals eine Straftat begangen hätte, was also konnte nur passiert sein?

Viertel nach elf, es war dunkel, die Welt legte sich schlafen. Wie seltsam musste ich aussehen, ich passte mit meiner abgeschnittenen Jeans, meinen aus Nervosität wippenden Beinen und meinen langen, inzwischen vollkommen unordentlichen Haaren kein bisschen in die romantische Stille dieser Umgebung. Mir war, als wollten die Bäume mir zu verstehen geben: „Du hast hier nichts zu suchen!“ Aber wo sollte ich hin? Ich dachte nicht ein Mal daran, zu fahren, sie im Stich zu lassen, ihr Handy hatte sie anscheinend nach unserem Telefonat ausgeschaltet. Ich war auch nicht böse auf sie, was mich wunderte. Schon immer war ich ein ungeduldiger Mensch gewesen, und immerhin hatte ich für sie eine lange Fahrt, viel Zeit und für meine Verhältnisse auch sehr viel Geld für Sprit verbraucht. Doch meine bösen Gefühle schienen heute zu schlafen.

Mitternacht. Mitternacht. Mitternacht. Das Wort lief in der Endlosschleife, ich wartete und verstand nicht, warum ich zwei Stunden nach unserem verabredeten Zeitpunkt immer noch einsam und verlassen auf der kalten, moosigen Parkbank saß. Ich fror inzwischen, traute mich jedoch nicht, ins Auto zu gehen, sie könnte mich ja übersehen und wieder gehen. Ich hatte längst Hunger, Durst brannte in meinem Hals und ließ mich mit meinen Gedanken immer schneller rotieren. Viele Bilder kamen in meinen Kopf. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich saß hier, wie versteinert und innerlich doch am Kochen.

Um halb eins begann ich, die Umgebung um mich herum zu beobachten. Hinter mir Bäume, vor mir Bäume, dann Felder und eine endlose Leere, in der Entfernung ein paar Reklameschilder und einige Laternen. Wäre es nicht so dramatisch gewesen, wäre es wunderschön gewesen. So betrachtete ich sorgevoll meine Uhr, sah, wie die Sekunden vergingen und ich mir in jeder Sekunde dümmer vorkam. Einfach, weil ich so gut wie sicher wusste, dass sie nicht kommen würde. Aber das hätte ich nie zugegeben, vielleicht, weil ich es selbst nicht wahrhaben wollte. So selten ich es geschafft hatte sie im letzten Monat zu sehen, so sehr vermisste ich sie jetzt. Ich atmete schwer, es klang laut bei der nächtlichen Stimme. Ich rief ihren Namen in die Nacht, erst flüsterte ich ihn nur, dann schrie ich ihn auf das weite Feld hinaus. Aber sie kam nicht, sie kam einfach nicht und ich wusste, dass sie nicht mehr kommen würde. Diese Erkenntnis war bitter. Ich saß auf der Parkbank und weinte, weinte wie ein kleines Kind, ich verhielt mich nicht wie der bodenständige, lebensfrohe Student vom Nachmittag.

Es war drei Uhr nachts, als ich ein letztes Mal die Wahlwiederholung betätigte und doch wieder die mechanische, stimmungslose Frauenstimme hörte, die mir mitteilte, der Gesprächspartner wäre vorübergehend nicht zu erreichen, ich solle es später noch ein Mal versuchen. Ich wusste, es würde kein weiteres Mal geben, und ein Gefühl sagte mir, dass „Vorübergehend“ der falsche Begriff war.

Um vier Uhr nahm ich meine Tasche, mein Telefon, meinen Schlüssel und meinen Geldbeutel und stieg ins Auto. Es begann zu dämmern, als ich die holprige Allee verließ und auf die Hauptverkehrsstraße einbog. Es dämmerte wie am vorigen Abend, nur rieb die Welt sich gerade den Schlaf aus den Augen und reckte sich. Die Blumen hoben wieder ihre Köpfe, es wurde langsam wärmer und lauter. In diesem Moment hasste ich die Welt dafür, dass sie keine Angst hatte, dass sie nicht mit mir bangte, dass sie nicht mit mir geweint hatte. Ich hatte noch eine lange Fahrt vor mir, ich sah noch ein Mal prüfend in den Rückspiegel, bevor ich diesen Ort verließ. Er war mir unheimlich und ich wollte ihn nicht sehen. Wer weiß, was ich dort zurückgelassen habe, in dieser denkwürdigen Nacht voller Erwartung und einer zerstörten Hoffnung. Wer weiß…

Drei Jahre ist das Ganze jetzt her, der Zeitraum „vorübergehend“ ist noch nicht vorbei, und obwohl ich so gutgläubig bin, weiß ich, dass er niemals enden wird. Obwohl ich das letzte Telefonat mir ihr gut zitieren konnte und es der Polizei Wort für wort aufgeschrieben hatte, war die Suche nach wenigen wochen abgebrochen worden, sooft ich auch versucht hatte, noch etwas zu unternehmen. Es gab keine Meldungen im Fernsehen, keine Titelfotos in Boulevard-Zeitungen, ihre Akte lag klein und dünn mit einem Foto von ihr in einem staubigen Schrank, ohne dass der Schritzug "Ungelöst" je von ihrem Einband verschwunden wäre. Die Suche nach ihr hat aufgehört, zumindest für die Polizisten, für mich wird sie nie enden, und vielleicht kann ich jetzt die Menschen verstehen, die sagen:" Ob tot oder lebendig, Hauptsache wir haben Gewissheit!" Und das ist es, was ich will. Gewissheit! Nicht immer nur dieses furchtbare Vielleicht!!!

 

Hi Vivien,

und etwas verspätet herzlich willkommen hier.
Leider stimmt in deiner Geschichte so einiges nicht. Die Elemente Krimi und Romantik bringst du in deinem Prot nicht so sehr in Verbindung, dass es plausibel erscheint. So kombinierst du das unheimliche Verschwinden einer Frau (oder die Fantasie des Prots darüber) mit nahezu egoistischen Gedanken der Liebe. Anstatt sich zu fragen, was passiert ist, fühlt er sich nur in seiner Liebe verletzt, anstatt sie wirklich zu suchen legt er Blumen auf die Bank als ob er sich wäre, dass sie tot ist. Aber eine Anzeige erstattet er nicht.
So wirkt es leider vor allem, als warst du unentschlossen, was du erzählen wolltest und wird dadurch psychologisch unplausibel.
Auch in den Details kann ich dir einiges nicht abnehmen.

In dem Moment wurde mir wieder klar, wie groß die Welt war, und dass es gar nicht so unwahrscheinlich war in den Weiten ihrer zu verschwinden.
etwas umständlich, es reicht doch: und dass es gar nicht so unwahrscheinlich war, in ihren Weiten zu verschwinden.
Nachdem ich fünf Minuten gewartet hatte, kam mir das Gespräch, dass ich vor drei Stunden per Telefon geführt hatte, in den Kopf.
Gespräch, dass - bezieht sich ja auf "das Gespräch", ist also ein Pronomen. Deshalb nur ein s
"Du musst mir helfen, du musst herkommen!“, das hatte sie mir gesagt, aber es war eher ein Flehen als ein Bitten gewesen.
Fehler in der Zeichensetzung: herkommen!" Das hatte (oder du lässt "das" weg, dann ist das Komma richtig.)
Sprachlich hier vielleicht besser: Aber es war eher ein Flehen als eine Bitte gewesen. - Es liest sich immer dämlich, wenn man ein Verb substantiviert, zu dem es ein Substantiv gibt, erst recht, wenn das auch noch in einem anderen Casus steht.
Bei diesen Worten war ich ängstlich geworden
Höchstens noch ängstlicher, denn schon die Stimme hat ihr ja Angst gemacht.
Das Ganze war inzwischen drei Stunden her, jetzt war es spät, vielleicht schon zu spät
Du solltest die Geschichte in der Gegenwart erzählen, dann kommst du mit den Zeiten der Vergangenheit nicht durcheinander.
Mal blickte ich mir wirklich die Straße an
man sieht sich etwas an oder blickt in eine Richtung, aber man blickt sich nichts an.
Es kamen nicht viele Geräusche an, ab und zu hörte man noch flatternde Vögel oder Insekten, ansonsten war es mit Ausnahme der rauschenden Blätter still.
in einer Allee hinter dem Bahnhof?
doch die Sonnenstrahlen gingen zuneige
wer hat sie denn ausgetrunken? Um es genau zu sagen, gingen sie nicht zuneige, denn die Sonne sendet immer gleich viele Strahlen. Sie kamen halt aufgrund der Stellung der Sonne nicht mehr an.
Wo war sie, was war passiert. Sie war immer pünktlich, ich hatte noch nie erlebt, dass sie ein einziges Mal zu spät gekommen war.
Die Sonne? von der hast du jedenfalls gerade noch geschrieben. Also solltest du wenigstens einen Zeilenumbruch machen, wenn du das Objekt wechselst.
Mir war, als wollten die Bäume mir zu verstehen geben: „Du hast hier nichts zu suchen!“ Aber wo sollte ich hin? Ich dachte nicht ein Mal daran, zu fahren, sie im Stich zu lassen
Wen im Stich lassen? Die Bäume? Darauf liegt jedenfalls der Bezug.
auf der kalten, moosigen Parkbank saß
die Parkbank, die in der Nähe eines Bahnhofs so wenig benutzt wird, dass sie Moos ansetzt, möchte ich sehen.
Um halb eins begann ich, die Umgebung um mich herum zu beobachten
entweder hat sie dann zweieinhalb Stunden die Augen geschlossen oder ins Leere gestarrt. Sehr unwahrscheinlich, wenn man auf jemanden wartet, der sich dazu auch noch entgegen seiner Gewohnheit verspätet. Und außerdem hast du doch schon vorher Eindrücke aufgeschrieben, die nur durch Beobachtung entstanden sein können.
Wäre es nicht so dramatisch gewesen, wäre es wunderschön gewesen.
Ich saß auf der Parkbank und weinte, weinte wie ein kleines Kind, ich verhielt mich nicht wie der bodenständige, lebensfrohe Student vom Nachmittag
Er macht sich keine Sorgen?
in dieser denkwürdigen Nacht voller Erwartung und einer zerstörten Hoffnung.
was kann er da erhofft und erwartet haben, wenn er doch aus Sorge dorthin gefahren ist?
in liebevoller Erinnerung und mit dem Versprechen, weiter zu suchen, und nie zu vergessen, wie sehr ich sie geliebt hatte.
So sehr, dass er weder ihren Namen, noch ihre Adresse wusste, geschweide denn eine Vermisstenanzeige aufgeben konnte?

Lieben Gruß, sim

 

:Pfeif: Ok, ich sollte die Geschichte wirklich noch mal umschreiben, ide Sache mit der Vergangenheit will ich aber so lassen, schon alleine, weil der letzte Abschnitt sonst gar keinen Sinn ergeben würde (, auch wenn ich den dringend überarbeiten sollte). Ansonsten versuche ich mal, alle deine Tipps anzuwenden und die Geschichte für dich etwas schöner zu machen. Trotzdem danke für die Antwort. Gruß,
Vivien

 

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