Alles beim Alten
Dann war Stille!
Was es war, wusste er nicht genau. Ein bisschen hatte das Geräusch Ähnlichkeit mit der Brotschneidemaschine, die er sich vor ein paar Tagen auf dem Flohmarkt, zwei Blocks weiter gekauft hatte. Er tat sowas gerne. Überhaupt liebte er es, Sachen möglichst günstig zu erstehen, würde es danach auch noch so aufwendig sein, sie zu bedienen und in Schuss zu halten.
Ängstlich, das war er schon immer gewesen, hielt er sich mit beiden Händen am Treppengeländer fest und stieg Schritt für Schritt für Schritt die mit Teppich verkleidete Treppe hinab.
Seine Frau war vor Jahren, ohne auch nur ein Wort zu sagen, verschwunden.
Von seinen zwei Kindern lebte eines weit, weit weg. Kontakt gab es längst nicht mehr.
Das andere war vor wenigen Monaten erst tot im Fluss gefunden worden, die kleinen Schuhe noch an. Der eine war noch auf gewesen, obwohl der Kleine doch gewusst hatte, wie man sich die Schuhe bindet.
Seitdem schlief er ausgesprochen schlecht, hatte Albträume und ertappte sich nicht selten dabei, wie er schlafwandelte. Manchmal, so kam es vor, wachte er dann schweißnass und mit schmerzendem Rücken am Fuße der Treppe auf. Er war sie hinuntergefallen.
Diesmal jedoch schaffte er es, die Treppe auf leisen, jedoch vor Spannung schon schweißnassen Füßen, herabzusteigen und sich am Türrahmen seines kleinen, rustikal eingerichteten Wohnzimmers festzuhalten. Jetzt erst öffnete er die Augen.
Als sich diese an das Licht gewöhnt hatten, welches sanft, es war Vollmond, in das Zimmer schien, erblickten sie einen Wulst Kleidung und zwei große, schwere Koffer. Dann sah er eine Gestalt auf der Couch liegen, mit angewinkelten Beinen und den Kopf auf wie bei einem Gebet gefalteten Händen ruhend. Er kannte sie. Und auch die Koffer kannte er. Er hatte sie selbst vor Jahrhunderten, so schien es ihm, für kleines Geld erstanden. Sie schlief tief, schien erschöpft und schnarchte sägend.
„Gut“, dachte er. „Es ist wieder alles beim Alten.“