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Alles Gute zum Geburtstag

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01.11.2008
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Alles Gute zum Geburtstag

Sie konnte nicht viel, nein. Sie konnte nicht schreiben. Nicht rechnen. Nicht singen. Nicht schnell rennen. Doch sie konnte ihre Augen schließen. Manchmal saß sie einfach nur da, die Hände in den Schoß gelegt, schwer, und schloss ihre Augen. Das tat sie, um etwas zu tun. Sie konnte ja nicht viel. Dann dachte sie an das Leben. Das Leben in den Bäumen. Im See. Das Leben in der Luft. Im Wind. Der fegte durch ihr Fenster, als wolle er sie mitnehmen. Irgendwohin. Sie streckte ihre Arme aus wie Flügel. Sie war bereit, schon immer gewesen. Doch er konnte nicht, sie war doch so furchtbar schwer. Manchmal legte sie sich auf ihre Matratze, die sich knarzend unter ihr wand, als wolle sie fliehen. Die Matratze. Es war doch schon Niemand mehr da. Sie schlief ein, träumte. Träumte vom Leben. Vom Leben in den Bäumen. Im See. Dem Leben in der Luft. Im Wind.

Sie war kein gutes Kind gewesen. Das hatte man ihr gesagt, Tag für Tag. Sie war dumm gewesen, dumm und unnütz. Man hatte sie bestraft, geschlagen, weil sie da war. Geschlagen, weil sie geweint hatte, geschlagen, weil sie nicht aufgehört hatte. Und von vorn. Wenn sie Geburtstag hatte, hatte man sie in Ruhe gelassen. Dann hatte sie den ganzen Tag in ihrem Zimmer gesessen, geträumt. Irgendwie schön. Da hatte sich sich einen Zettel geschrieben. Alles Gute zum Geburtstag.

So vergingen die Tage. Manchmal ging sie hinaus, hinaus zu den Bäumen. Die waren gar nicht weit. Sie setzte sich darunter und bewunderte die Äste, die so majestätisch in den Himmel ragten. Die wollen zu Gott, dachte sie. Das wollte sie auch, irgendwann. Da ist es schön, dachte sie. Weiche Wolken, sie würde nie mehr fallen. Das tat sie manchmal, wenn sie nicht auf den Weg achtete. Dann schmerzten ihre Knie, oder ihre Arme. Die waren ihr mal gebrochen, als sie fiel. Da war sie noch ein Kind. Man hatte sie geschlagen, sie hatte geweint. Also hatte man sie geschlagen. Und von vorn.
Wenn es Winter wurde, setzte sie sich auch unter die Bäume. Die waren ja nicht weit. Dann schloß sie ihre Augen, wenn die Schneeflocken hinein fielen. Wenn sie der Wind von den Ästen wehte. Sie strich sich durchs Haar. Das war schön, fand sie. Braun und lang. Sie wollte es jemandem zeigen, hören, dass es schön war. Doch da war Niemand, das wusste sie. Also sagte sich sich selbst, ihr Haar sei schön. Sie sagte es oft und laut. Sie schrie es zu Gott. Doch Gott antwortete nicht. Der habe zu viel zu tun, dachte sie. Er wolle sie nicht bestrafen, dafür, dass sie da war. Er liebte jeden Menschen. Das hatte sie mal gelesen. Sie sei nur einfach nicht groß genug, um von ihm bemerkt zu werden, dachte sie. Sie weinte auch nicht mehr. Damit hatte sie vor langer Zeit schon aufgehört. Da wurde man nur bestraft.

Es kam ein Tag, da regnete es. Sie saß unter den Bäumen, da blieb sie trocken. Sie streckte ihre Zehen nach vorn. Die waren ganz dreckig. Der Regen wasche sie sauber, dachte sie. Es war kalt. Sie breitete die Arme zu Flügeln. Irgendwie leicht. Sie schloss die Augen. Blut schoss aus den Adern. Und sie träumte. Vom Leben. Vom Leben in den Bäumen. Im See. Dem Leben in der Luft. Im Wind. Dem Leben bei Gott.

Und der Wind kam und bließ einen Zettel davon. Alles Gute zum Geburtstag.

 

Hallo Schneebie,

herzlich willkommen im Forum. Ich wünsch dir viel Spaß beim Schreiben, Posten, Lesen, Kritisieren, und was man hier sonst noch machen kann.

Leider kann ich Deinem Profil nicht entnehmen, wie alt Du bist und wie lange Du schon schreibst. Das macht es schwierig, Deinen Erstling auf KG.de angemessen zu rkitisieren, ohne Dich in Verzweiflung zu stürzen oder in falscher sicherheit einzulullen.

Daher erst mal das Positive:
Bis auf "niemand", das man klein schreibt (es sei denn, man sagt: "er war ein Niemand", i.S.v. er war ein Nichts), habe ich keine Rechtschreibfehler gefunden.
Mit den Bäumen bringst Du ein schönes Bild für die Beziehungen, nach denen sich das Mädchen sehnt - Schutz, Geborgenheit, Erreichbarkeit.

Was mir an der Geschichte nicht so gut gefällt:
Du wählst ein Thema, an dem sich viele versuchen, allerdings, ohne etwas Neues zu erzählen. Das Mädchen wird von ihren Eltern misshandelt, hat keine Freunde, Gott ist weit weg (der muss immer herhalten, wenn es besonders melodramatisch werden soll), also bleibt nur der Selbstmord. Tausend mal erzählt, hach ist die Welt schlecht.
Du verrätst mir nichts, was mich interessieren würde: warum hassen die Eltern das Kind? War die Beziehung nur schlecht, oder gab es auch schöne Momente, in denen das Mädchen hoffte, alles würde sich ändern? Warum hat sie keine Freunde? Was hat sie getan, um ihrer Situation zu entkommen?
Du gibst mir auch keine Anhaltspunkte, mich in das Mädchen einzufühlen. So, wie die Geschichte dasteht, sehe ich einen etwas weinerlichen Erzähler einen Bericht herunterleiern. Über das Mädchen erfahre ich nichts außer ein paar Fakten.

Ich wünsche mir als Leser, in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren mit hineingenommen zu werden, an ihrem Handeln teilzuhaben.

Vielleicht nimmst Du Dir für die nächste KG ein leichteres Thema vor, konzentrierst Dich darauf, dem Leser die Figuren vorzustellen, sie von ganz unterschiedlichen seiten zu präsentieren, dass er sie wirklich kennen lernen kann.

Gruß, Pardus

 

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