Was ist neu

Alles relativ

Mitglied
Beitritt
13.09.2007
Beiträge
302
Zuletzt bearbeitet:

Alles relativ

Anasthasija. Mein Künstlername ist Anasthasija. Ich bin die Wortmalerin. Sie alle kennen meine Bilder, welche ich altmeisterlich mit Bleistift aus Buchstaben bilde. Schwarze Gebilde auf schlichtem Weiß und doch grell bunt. So ist auch mein Leben: Schwarz auf Weiß und bunt die Träume.
Meinen Träumen habe ich dieses Leben; umgeben von Bewunderern, Neidern und diletantischen Nachahmern zu verdanken. Ob verfolgt von Paparazzi oder umschwärmt von liebeshungrigen Verehrern - ich schwitze nie! Ich schwitze nicht. Ich lache nicht. Ich weine nicht... außer in meinen Träumen.
Sie sind der Preis für den Luxus ohne Mühsaal.

In meinen Träumen bin ich Anja: mit 14 schwanger, zu Hause 'rausgeflogen, Schule abgebrochen, wohne bei meinem Freund. Er ist Maler - ein Künstler der Farben, Lacke und Tapeten. Wir lieben uns leidenschaftlich. An einem Montagmorgen wird unser Kind tot geboren. Er ist die ganze Zeit bei mir und tröstet mich. Samstag lächle ich wieder. Sonntag ist er weg. Ich warte den ganzen Tag und rufe ihn an. Ich schicke SMS, rufe ihn an - keine Antwort. Ich suche ihn. Gehe zu seinen Freunden, klappere die Kneipen und Krankenhäuser ab. Ich gehe zur Polizei, melde ihn als von mir vermisst. Warte, weine, starr vor Unglück.
Ich habe keine Eltern, kein Kind, keinen Mann, kein Geld, keinen Schulabschluss.
Ich habe mich, verkaufe mich für Miete und Rotwein.
Das Absurdeste ist: Ich träume im Traum, ich wäre Anasthasija, die berühmte Wortmalerin.

Dann wache ich auf.

 

Hmmmmmm, Bauchschmerzen. Also diese Wortwiederholungen im zweiten Absatz … rufe ihn an, suche ihn … muss das sein? Ich seh auch den Grund und alles, aber ernsthaft muss das sein? Muss man bei einem so kurzen Text dann dieses zweischneidige Schwert zücken. Vor allem sind das auch so Allerweltsverben, suchen, anrufen, die dann noch gezielt zu wiederholen, um die Hilflosigkeit zu unterstreichen – in einem, Verzeih, doch eher, Oliver-Geißen-Setting … ich würde da wirklich nach anderen Möglichkeiten suchen.

Und das Oliver Geißen Setting halt, Vierzehn, schwanger, Totgeburt, Freund weg … es ist nicht genug, find ich. Einfach nicht genug Saft, nicht genug Masse für den zweiten Absatz. Der erste ist wirklich gut, finde ich, da liest man aufmerksam mit, es ist echt gut geschrieben, und man denkt: ah, hier, ich seh ja das Ende schon, vielleicht ein Kleinod … um dann ein bisschen abzustürzen. Das „Wer träumt wen“-Ende … jo, das ist okay. Haut mich nicht vom Hocker, ist aber brauchbar, allein der zweite Absatz halt. Das ist der Nachteil von so sehr kurzen Geschichten, da darf einfach nichts runterhängen oder abfallen, da muss das Niveau, wenn, dann konstant anziehen. Schon ein schwacher Satz, der bei einer längeren Geschichte kaum auffallen würde, verärgert hier.

Gruß
Quinn

 

Hallo liebe Quinn,
ich denk darüber nach. Vielen Dank erstmal und VlG Damaris :-)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom