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Alles, was bleibt

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26.03.2010
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Alles, was bleibt

Es war vorbei. Neugierige Nachbarn zogen sich hinter ihre Gardinen zurück. Das Motorengeräusch des davon fahrenden Lastkraftwagens wurde leiser. Die Vögel in den Bäumen ringsum in den Bäumen zwitscherten wieder lauter. Ein paar rechteckige Umrisse, vom Regen nass gezeichnet, blieben zurück auf dem Asphalt. Auf dem Parkplatz vor dem kleinen Mehrfamilienhaus. Die Fenster stumm und vorwurfsvoll.
Unter ächzen, knarren und quietschen hatte sich der LKW die Übrigbleibsel eines Lebens einverleibt und zerdrückt wie einen weichen faulen Apfel. Er hatte sich all das einverleibt, was Familie und Fremde liegen ließen. Abstoßend. Wie Geier haben sich die Helfer dieses letzten Umzuges auf alles Schöne und halbwegs Brauchbare gestürzt.
Da steht also alles Entrümpelte: Schränke, als ob sie wehklagen, dass sie ihrer Türen und Schubladen beraubt worden sind. Eine kleine, mit blau-weißem Wachstuch bezogene Truhe - wahrscheinlich stand sie in ihrem Schlafzimmer und beherbergte die Aussteuer für die Töchter. Ein wunderschöner runder Spiegel lag da auf einem Haufen Bretter, die vor wenigen Stunden vermutlich noch einen Wäscheschrank bildeten. Dieser Spiegel sagte ihr immer wieder, wie hübsch sie aussah. Der wunderschöne nussbaumfarbene Esstisch hat niemanden interessiert. Dabei sah er so gepflegt aus. Schliesslich hatte sie doch immer wieder eine passende Tischdecke aufgelegt. Ganz am Rande der ausrangierten und demontierten Möbel stand ein Karton voller Kochtöpfe - schwarze Emaillekochtöpfe in unterschiedlichen Größen. Vor nicht allzu langer Zeit hat man noch ein Vermögen für solche Töpfe berappt. Und nun fanden sie ein solches Ende. Dabei hat sie immer gern gekocht - vor allem, wenn die ganze Familie zusammenkam. Heute kam die Familie ein letztes Mal zusammen, um den Umzug ihrer Mutter abzuschliessen. Dieser Abschluss ging schnell, organisiert, geplant und anscheinend ohne große Wehmut von statten. Alles aufgetürmt zu einem hohen Haufen von Brettern, Kisten und Kartons.
Und alles, was bleibt, sind rechteckige Umrisse - vom Regen nass gezeichnet...

 

Hej Erbsenkugelfisch,

ich mag solche Momentaufnahmen gerne.
Das Thema gefällt mir, aber bei der Kürze könntest Du nach meinem Empfinden hier und da noch etwas feilen.

Neugierige Nachbarn zogen sich hinter ihre Gardinen zurück.
Dadurch, dass Du den Artikel weglässt, betonst Du den Anlaut, weiß nicht, ob das beabsichtigt ist, jedenfalls fällt es auf und wirkt auf mich beinahe so, als sollte es jetzt in Versform weitergehen.

Das Motorengeräusch des davon fahrenden Lastkraftwagens wurde leiser.
Die Vögel in den Bäumen ringsum in den Bäumen zwitscherten wieder lauter.
Würde das "lauter" weglassen.

Ein paar rechteckige Umrisse, vom Regen nass gezeichnet, blieben zurück auf dem Asphalt.
Wenn Du diesen Satz hier schon verwendest, verpufft seine Wirkung als Schlusssatz.

Die Fenster stumm und vorwurfsvoll.
Diese Konstruktion hängt in der Luft.

Unter ächzen, knarren und quietschen
groß

die vor wenigen Stunden vermutlich noch einen Wäscheschrank bildeten.
gebildet hatten

Und hier auch:

Dieser Spiegel sagte ihr immer wieder, wie hübsch sie aussah.
hatte ihr ... gesagt ... wie hübsch ... ausgesehen hatte

Schliesslich hatte sie doch immer wieder eine passende Tischdecke aufgelegt.
Hier ist es richtig.

wenn die ganze Familie zusammenkam. Heute kam die Familie ein letztes Mal zusammen,
Da müsstest du anders formulieren, so ist es einfach nur doppelt gemoppelt.

Dieser Abschluss ging schnell, organisiert, geplant
Ich würde dir vorschlagen, dass du entweder beschreibst, was das für diesen Umzug bedeutet oder ein paar Adjektive weglässt.

zu einem hohen Haufen von Brettern,
aus Brettern, Kisten und Kartons.
Bin mir unsicher, vielleicht kannst du rein grammatikalisch auch "von" benutzen, aber es klingt schon wieder nach Versen.

Viele Grüße, schönes Wochenende und herzlich willkommen hier!
Ane

 

Hallo Ane,
schön, dass jemand meine Geschichte gelesen hat. Das war die allererste, eine spontane Idee. Und sie sollte genau so viele Adjektive haben. Ich wollte absichtlich, dass ein paar Artikel fehlen. Es sollte absichtlich so klingen, so ungewöhnlich, wie dieses Ereignis eigentlich auch immer ist. Aber trotzdem danke für Deine Tipps. Vielleicht schreibe ich mal wieder. Irgendwie macht das doch mehr Spass, als ich dachte. Liebe Grüße, Yvonne

 

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