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alltag?

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13.10.2001
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alltag?

Heute versucht mich weiter als bis zum Supermarkt, oder der Kneipe von der Wohnung zu entfernen.
Diesig. Nebelfeucht. Schleiergrau. Die Dame, die mit mir an der Bushaltestelle steht hat ähnliche Fesseln wie eine eigentlich vergessene Person. Fesslt mich das noch? Trägt aber langen Mantel. Deshalb keine anderen physiologischen Merkmale zu unterscheiden. Dunkles, lockiges Haar. Duft in der feuchten, schweren Luft nicht bemerkbar. Der Sommer ist vorbei. Auch bei denen. Locker bleiben. Es dauert nur eine Stunde. Suspendimus organa nostra. Et cetera. Ich muß schrecklich aussehen. Was, wenn, wieso sollte ich eigentlich nicht. Sprich sie an. Tschuldigung. Darf ich sie auf eine Glas heiße Milch mit Honig einladen, gnä Frau? Warum nicht. Was sind sie von Beruf? Einzelhandel. Und sie? Alleinerziehend. Gelegentlich gebe ich Workshops zum Thema Töpfern(versuche nicht an josef hader zu denken). Das ist ja interessant. Mit was Handeln sie eigentlich? Äh, nichts besonderes, nur so Sachen ... wie ... Meinung, Weltanschauungen, äh ... Wie bitte? Sind sie Buchhändler? Nein, bin recht eigentlich arbeitslos. Ach das ist ja toll. Mag ungebundene, freie Männer. Los, ab in die Kiste. Ok. Jetzt steigt sie aus. Mist, wäre eine nette Bekanntschaft gewesen. Was soll‘s ich hätte mir ihre Nummer geben lassen und hätte sie doch nicht angerufen. Hab ja nicht mal mehr ein Telefon. Wie sich die Stadt verändert. Wann war ich das letzte Mal in der Stadt? Muß ein halbes Jahr her sein. Wagen hält. Der Buchladen wurde auch renoviert. CDs, CDs. Mal wieder nur tschechische Interpreten. Kennt doch kein Mensch. Bach, Bartok, Beethoven. Keine Ahnung. Hab doch alles was ich brauche. Der alte Kauz arbeitet immer noch hier. Guten Tag. Ihr Schiller wartet noch auf sie. Kein Interesse mehr. Alle Menschen werden Brüder, von wegen. Äh, Lao Tse bitte. Vergiß diesen ganzen überzivilisierten, schillerianischen, Schwachsinn. Mann, gib mir Urmenschliches. Ja Manesse, Reclam, ja. Lieber eine Ausgabe ohne Kommentar, bitte. Kann diesen aufgepfropften, Interpretationsmüll nicht gebrauchen. Ja, danke. Äh, ich bräuchte noch eine Ausgabe der Septuaginta. Was ist die Septuaginta? Hätte nicht gedacht, daß ich den alten Hasen noch in Verlegenheit bringen kann. Die erste griechische Übersetzung des Alten Testaments. Aha. Da muß ich an den Computer, tut mir leid. Äh, ich bräuchte eine griechisch - deutsche Parallelausgabe. Naja, hähem mein Griechisch ist etwas eingerostet. Verstehe. Nein, das tut mir leid. Sowas gibt’s nicht. Sollte es aber. Man kann sich doch Bibelübersetzungen nicht blind und vorurteilslos einverleiben. Die sollen schließlich kanonisch sein. Trauen sie diesem Luther? Von den katholischen Übersetzern mal ganz zu schweigen. Damals gab es noch nicht einmal so etwas wie eine deutsche Standardsprache. Die hat doch der erst zusammen geschustert. Und die katholischen Übersetzer. Die sind viel zu romantisch. Es geht um das Wort Gottes. Siebzig Gelehrte sind fast vierzig Jahre an dieser Übersetzung gesessen. Da sollte doch was ordentliches bei rausgekommen sein, oder? Was soll’s. Bestellen sie mir eine normale Ausgabe. Äh, und eine umfassende altgriechische Grammatik und Wortkunde. Danke. Gleich noch ein bißchen Bier besorgen. Und ab durch die Mitte. Super flumina babylonis. Auch noch griechisch lernen. Auf meine alten Tage. Sollte es einem aber wert sein. Auch wenn ich es nicht auf die reihe krieg‘. Macht sich auf alle Fälle gut im Regal.

 

Ähem ... Für einen genormten Leser und Schreiber wie mich liest sich das etwas, verzeih, langweilig!
Ist schon klar, du verzichtest auf "normale Sprache" und Dialoge, alles wird wie an einer Perlenkette aneinandergereiht, punkt.
Das ist dann Literatur.
Aber meiner einer quält sich durch den Text, erkennt die Zusammenhänge nicht, weiß nicht, was der Autor, wenn überhaupt, damit aussagen wollte.

Die Dame, die mit mir an der Bushaltestelle steht hat ähnliche Fesseln wie eine eigentlich vergessene Person. Fesslt mich das noch?

Ein missglücktes Wortspiel, wie ich meine.

Und ehrlich gesagt, ich bin ein sehr fauler Mensch und interpretiere nicht gern! :)

Übrigens: Heißt es nicht Menasse? Falls du den öst. Autoren meinst.

Nix für ungut, ich bin einfach nicht deine Zielgruppe!

 

Das macht mich ganz konfus, sowas.
Ich kann auch einen wild zusammenassoziierten Text schreiben. Der Witz ist, dass er dann
a) unterhalten sollte
b) zum Nachdenken anregen sollte
c) durch besondere sprachliche Fähigkeiten glänzen sollte
d) wenigstens durch irgendwas einem das lesen des Textes nicht als Zeitverschwendung erscheinen lassen sollte.

Eins davon, oder eben all of the above.

Diese "Geschichte" tut leider nichts davon, jedenfalls für mich persönlich nicht.

Es ist einfach nur wirr und uninteressant, mit unmotivierten Einschüben von Pseudo-Intellektualität.

 

Ich finde diese Beschreibung des Alltags schon amüsant. Jedoch schaffe ich es nicht den Text in Zusammenhang mit dem Titel zu bringen. Jedenfalls nicht ganz. Warum "alltag?"; warum dieses Fragezeichen? Ist das eine ernst gemeinte Frage?
Sag doch etwas, Zoern!

 

Ich finde, das einzige, was an diesem Text hervorsticht, ist: Er ist schwierig zu lesen.

Außerdem:

Heute versucht mich weiter als bis zum Supermarkt, oder der Kneipe von der Wohnung zu entfernen.
Abgesehen davon, dass schon dieser erste Satz wirr und fehlerhaft ist: Das würde bedeuten, dass die in der Geschichte beschriebenen Aktionen nicht zum Alltag des Protagonisten gehören, der sich anscheinend üblicherweise zwischen Supermarkt, Kneipe und Wohnung bewegt. Falls ich diesen verkorksten Satz richtig gedeutet haben sollte...

 

Tja, anfangs dachte ich mir noch, der Text sei Genial. Intelligent zusammengesetzte Sátzkonstruktionen, deuten etwas stupide an, ergeben aber am Schlus DIE Weisheit. So wie bei manchen österreichischen Kaberettisten (z.B.: Hader, der in "dummen" Liedern wie "Topfpflanzen" ziemlich viel Wahrheit hinein kompimiert)

Doch gegen Ende kam ich mir nur noch dumm vor. Welch intelligenz muss dieser Student aufweisen? Ich bin zwar nur Abgänger eines neusprachigen Gymnasiums. Darum habe ich die lateinischen und altgriechischen Sätze nicht verstanden. Doch ich muss wahrlich sehr dumm sein, denn ich hab auch die andere, die deutsche Hälfte nicht verstanden. Die Bedeutung, ok, "Bus" "Kneipe" "Alte Dame", gar nicht so schwer, für einen Laien auch ziemlich verständlich, doch ich habe weder Zusammenhang noch Logik oder Handlung kapiert. :(

Vielleicht passt es gerade darum zu dem Titel "alltag?". Klein geschrieben und mit Fragezeichen. Denn wie der Alltag ist mir deine Geschichte vorgekommen: Ohne Logik und Zusammenhang. Aneinandereihung von Ereignissen, ohne wahnsinnige Highlights.

Vielleicht darum eine geniale Geschichte.
Vielleicht darum eine sau-schlechte Geschichte.

Melde mich wieder, wenn ich mich entschieden habe. Schöne Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

Oh, danke, Ben, ich glaube den ersten Satz habe ich verdrängt. Dann verstehe ich jetzt aber gar nichts mehr. Auch Nicht-Alltag ist nicht aussergewöhnlich??

 

Ich weiß überhaupt nicht, was diese ganze Story soll. Unterhaltsam ist sie null, aber auch zum Nachdenken bietet sie nix: Die verwirrt bloß um des Verwirrens wegen.
Das wäre jedenfalls mein Eindruck.

 

Ben, Zaza,
der erste Satz ist nicht fehlerhaft, höchstens kreativ:

"Heute versucht mich weiter als bis zum Supermarkt, oder der Kneipe von der Wohnung zu entfernen."

Wer oder was versucht mich (von der Wohnung zu entfernen)? Heute. :)
Heute ist also Subjekt des Satzes.
Das Komma vor "oder" kann auch gesetzt sein (davon muss man eigentlich sogar ausgehen, weil der Text alles ist, was gesichert ist). In dem Fall wäre der Satz bis zum Komma doppeldeutig.

Dadurch, dass "Heute" Agens ist (statt dem Ich selber) hat alles, was nachfolgend in dem Text geschieht, einen unfreiwilligen Charakter: Der Protagonist versucht sich nicht selbst (von der Wohnung zu entfernen), sondern schiebt die Initiative dem "heutigen" Tag in die Schuhe.
Somit distanziert sich der Ich-Erzähler von den eigenen Handlungen.

So, jetzt werd ich gleich den Rest der Geschichte auch noch lesen.

 

lol@Armelle! Du hast auch zuviel Literaturwissenschaft studiert, oder? :)

zur Story: Wirkt zunächst so, als könne sie spannend sein, der Stil animiert zum wWeiterlesen, macht nuegierig. Leider hält sie nicht, was sie verspricht. Alles in allem ist es leeren Geschwätz und ein abgebrochenes Ende, welches keinen Sinn ergibt. Schade!
Gruß,

chaosqueen <IMG SRC="smilies/king.gif" border="0">

 

Ganze drei Mal hab ich versucht die Geschichte zu lesen!
Zwei Mal davon bin ich schon beim ersten Satz hängen geblieben und hab sie wieder weggeklickt.
Jetzt hab ich sie endlich hinter mir und muss ehrlich sagen, ohne dass mir jemand beleidigt ist, ich hätte beim dritten Versuch das gleiche tun sollen wie bei den ersten Zwein!
Hingeklatschte Sätze ohne herausstechenden Zusammenhang sind für mein Alpenländliches Gehirn wohl etwas zuviel, ich kann damit einfach nichts anfangen.
Zuerst dachte ich noch, das dies so eine Art Kunst sei, aber nachdem ich die Kritiken gelesen habe, bin ich mir sicher, dass entweder niemand hier Kunst versteht, oder dass die Geschichte den normalen Kurzgeschichtenleser nicht anspricht!

 

"Du hast auch zuviel Literaturwissenschaft studiert, oder?"

Menno, chaosqueen... vielleicht isses aber auch so, dass Du noch nicht genug Literaturwissenschaft studiert hast. :zwinker:

Es geht jetzt schon drum, dass Du diesen ersten Satz als überinterpretiert betrachtest, oder? Ich glaube auch nicht wirklich, dass zoern ihn so kompliziert intendiert hatte. Seine Zeichensetzung ist ja allgemein recht willkürlich. Aber um seine Intention geht es mir auch gar nicht. Interpretation AM TEXT kann nie Überinterpretation sein. Oder anders: Ich will wissen, was der TEXT mir zu sagen hat, und nicht der AUTOR. Das ist eh immer nur Spekulation. Wenn es Dich interessiert: Dazu kannst Du Habermas lesen, der hat diese Richtung in der Hermeneutik angestoßen. Stichwort: Spuren in Texten.

 

Also argumentierst du gegen Alpha, wenn er behauptet, dass jeder Autor dem Text eine gewisse Intention verleihen muss.

Sprich: Ich kann auch einfach drauflostippen, "ohne Konzept, ohne klare Vorstellung", und gucken, was dabei rauskommt.
Wenn man ihn, den Text, so interpretieren kann, dass er meisterhaft anmutet, dann kann der Autor ja immer noch im Nachhinein behaupten, genau dieses sei auch seine Absicht gewesen.

So gesehen ist es gar keine Meisterleistung, gute Texte zu schreiben, sondern die wahre Kunst besteht darin, gut zu interpretieren.

Und genau ab diesem Punkt beginne ich mich zu fragen, ob die 'nur-der-Text-zählt' Auffassung nicht doch die Rolle des Autoren unterbewertet.

 

Nina, wenn du darauf antworten möchtest:

Ich glaube, es ist besser, ich eröffne dazu einen eigenen Thread im Autoren-Forum.
Das hat ja nur noch im Rande etwas mit der Geschichte zu tun.

 

Naja, bei mir beginnt die Verwunderung an dem Punkt, an dem man beginnt, offensichtliche Fehler des Verfassers als Absicht zu behandeln und in die Interpretation miteinzubeziehen... von daher wäre dann S.Biedenkapp der größte lebende Humorist unserer Zeit, und "Das Böse ist oft näher als einem Lieb ist" ein Meisterwerk der Komik, denn ich habe noch nie bei einer Geschichte so gelacht.

...aber was soll's - es gibt verschiedene Ansätze in der Literaturtheorie, und der "nur Text zählt"-Ansatz ist nur einer von mehreren Alternativen, von daher ist die Art, wie Nina interpretiert im Grunde genausogut wie jede andere. Literaturwissenschaft ist eben keine Naturwissenschaft...

 

hallo!

manesse isn verlag und ansonsten is das, das was ich von meinem alltag behalte. der rest is geschichte.

boombiddybyebye

 

hab dank.

dies half uns sehr viel weiter. history will teach us nothing, aber die wahre leistung ist der tag der ruhe.

 

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