Alone in the home
Ein kalter, regnerischer und windiger Herbstabend. Alex ist allein zu Hause. Er befindet sich auf seinem Sofa liegend auf dem Dachboden. Es klingelt unten an der Tür. Alex denkt sich, dass es nicht seine Eltern sein können, denn diese seien ja seit gestern für zwei Wochen in den Urlaub geflogen, um ihre halb zerstörte Ehe mit einem letzten Versuch noch zu retten, und dass ihn ein Freund besucht hält er ebenso für unwahrscheinlich – wer will schon bei diesem Wetter den weiten Weg zu dem fernab der Stadt liegenden Haus am See machen? Nachdem er diese beiden Möglichkeiten zufrieden und logisch konsequent, so fand er, ausgeschlossen hat wurde ihm auf einmal klar, dass es theoretisch durchaus sein könnte, dass ein perverser Psychopath an der Tür steht und Dinge mit ihm anstellen könnte, die perverse Psychopathen mit kleinen Jungs eben so machen. Ganz so klein ist Alex jedoch nicht. Schließlich steht sein 18. Geburtstag in einigen Monaten bevor. Und deshalb verwirft er auch die Idee, sich wie ein Angsthase in der Toilette zu verstecken, die er, wie er kurz darauf feststellt, ziemlich peinlich fand und begibt sich also todesmutig nach unten.
Er geht die Treppe langsam herunter und es klingelt ein weiteres Mal. Unten angekommen muss er durch die Küche um zur Tür zu gelangen. Er befindet sich beinahe schon an der Tür als es plötzlich stark an der Tür klopft, als würde jemand mit Beinen und Händen gleichzeitig gegen die Tür schlagen. Geschockt von diesem plötzlichen Poltern springt Alex zurück, sprintet geistesgegenwärtig in die Küche und holt sich ein Messer. Er hat zwar Angst, doch kann er doch nicht zu 100% ausschließen, dass ihn seine Kumpel einen Schrecken einjagen wollen. Wie würde er dastehen, wenn es sich herausstellen würde, dass er nicht der Mordskerl sondern ein Feigling sei. Nein, ein Feigling sei er nun ganz und gar nicht, zumindest kein richtiger und deswegen schleicht er mit dem Messer hinter dem Rücken zur Tür um durch den Spion zu schauen. Aber was ist das? Es ist der Postbote.
Erleichter öffnet Alex die Tür und sagt: „Sie haben mir aber einen Schrecken eingejagt. Müssen sie denn so doll klopfen?“ „Bitte? Ich bin gerade erst angekommen, wollte gerade klingeln – da haben sie schon aufgemacht. Hier ihr Paket.“ Er übergibt ihm ein mittelgroßes Paket. „Hier bitte ihre Unterschrift. Vielen Dank. Aufwiedersehen“ „Auf Wiedersehen“, antwortet Alex noch ein wenig verwirrt.
Das Paket auf den Tisch gestellt und in der Küche sitzend versucht Alex auf die bisherigen Vorkommnisse Antworten zu finden. Erstens sagt der Postbote er sei nicht derjenige gewesen, der geklopft hat. Ergo muss jemand anderes vor ihm an der Tür gewesen sein. Wie konnte diese Person aber so schnell verschwinden, dass der Postbote sie nicht bemerkt hat? Außerdem, warum zum Teufel komme ein Postbote zu so später Stunde, ist Alex plötzlich klar geworden wo er wieder klare Gedanken fassen kann. Weder Postauto noch Motorgeräusche sind zu vernehmen gewesen. Alles wirklich seltsam, fasst Alex zusammen, der jetzt doch wieder Angst bekommt und endlich auf die Idee kommt Türen und Fenster zu kontrollieren.
Aus Furcht zieht er im Erdgeschoss die Gardinen vor den Fenstern beziehungsweise vor der Terasse nicht auseinander. Es könnte ja ein Psychopath mit wahnsinnig lachender Fratze davor stehen mit einer riesigen Axt in der Hand, die gerade so lang ist um das Glas zu zersprengen und Alex' Kopf zweizuteilen. Nein, das Risiko geht Alex nicht ein und so überprüft er eben ohne durch die Fenster zu schauen. Im Erdgeschoss ist alles soweit dicht. Die erste Etage ist also dran.
Gemähchlich steigt Alex die Treppen hinauf. Er hält inne, denn es scheint so, als hätte er ein Geräusch gehört. Da nach einigen Sekunden nichts weiter kommt, führt er seinen Weg fort. Doch plötzlich ist dieses Geräusch wieder da. Eine Art stöhnen und soweit Alex es identifizieren kann, kommt es aus der Toilette der ersten Etage. Das Herz pocht in Alex' Brust. Sein Adrenalinspiegel macht ihn zum Tier. Er geht davon aus, dass noch jemand im Haus ist und wahrscheinlich niemand, der ihm einen leckeren Vanillepudding mitgebracht hat, sondern viel eher einen bitteren Arsenpudding. Er hat nur zwei Möglichkeiten. Flucht oder Angriff. In seinem Adrenalinrausch ist Alex nicht klar, dass Flucht die einzig vernünftige Möglichkeit sei. Ein Blick auf das Messer in seiner Hand und schon ist die Entscheidung gefällt; Angriff. Aus vollem Halse schreiend stürmt er mit dem Messer umherfuchtelnd in die Toilette um den ungebetenen Gast zu erstechen. „Neiiiiiiin! Ich bin es Alex, dein Vater! Steck das Messer weg!“, schreit die Person voller Panik.
In der Tat, es ist der Vater von Alex, der auf dem Klo sitzt. „Oh mein Gott, Vater, was tust du hier?“, fragte Alex bestürzt und noch sichtlich außer Atem. „Sohn, wonach sieht es aus? Ich mache mein Geschäft bitte geh vor die Tür!“, befahl der Vater. Als Alex nun vor der Tür stand, fragte ihn sein Vater:
„Sohn, warum bist du mit dem Messer auf mich zugerannt?“
„Sag mir erst wie du hier rein gekommen bist, dann verstehst du es vielleicht, Vater“
„Achja, stimmt. Ich habe unten lange geklingelt und geklopft ich musste dringend aufs Klo! Du hast aber anscheinend nicht aufmachen wollen, weiß der Teufel wieso. Ich habe dann zufällig gesehen, dass hinten die Balkontür geöffnet war. Also bin ich schnell raufgeklettert und eben hier rein“
„Oh man, so ist das also. Und ich dachte schon da war ein Verrückter an der Tür“, Alex lachte kurz, „Aber wieso bist du nicht im Urlaub mit Mutter? Was ist geschehen?“
„Ach je, Sohn, deine Mutter und ich haben uns schon wieder gestritten. Ich glaube diese Ehe ist nicht mehr zu retten. Wir haben die Reise abgesagt, ich bin hierher zurückgefahren und sie zu ihrer Mutter. So, nun, ich bin jetzt fertig“, ein Spülgeräusch aus der Toilette ist zu entnehmen, „Dann komme ich mal raus“
Alex' Vater kam aus der Toilette und schaut Alex freudig an. Alex wartet auf den unangenehmen Geruch aus der Toilette, doch er kommt seltsamerweise nicht.
„Lass dich umarmen mein Sohn“, schlägt Alex' Vater vor und umgreift ihn mit seinen Armen. „Oh Vater, wieso bist du so schwer, halte dich doch!“, entgegnet Alex genervt. Doch sein Vater reagiert nicht sondern gleitet wie ein schwerer Sack aus seinen Armen in eine Blutlache. Geschockt von diesem Anblick schreit Alex wie am Spieß, aber immernoch auf die Leiche seines Vaters blickend. Als er endlich hoch schaut steht der Postbote vor ihm. Die blutige Axt in seiner rechten Hand, die gelbe Uniform verschmiert und ein wahnsinniges Grinsen auf seinem Gesicht. Der Blick des Postbotenpsychopathen richtet sich auf die Leiche des Vaters und dann langsam wieder auf Alex: „Ups, war ich das?“,fragt der Mörder unschuldig worauf ein verrückt hoches Lachen von ihm folgt. Alex kommt sich vor wie in einem schlechten Film. Sei das alles wirklich passiert? Jedenfalls sei jetzt der perfekte Zeitpunkt zu verschwinden, entscheidet Alex und läuft in Richtung Dachboden. „Alex, wo willst du denn hin? Wieso lässt du deinen Vater alleine? Warte, ich hole dich, er will mit dir reden, Alex!?“, hört Alex den Psychopathen noch rufen, worauf dann langsame Schritte folgen.
Alex ist in seinem Zimmer auf dem Dachboden angekommen und hat natürlich sofort die Tür verschlossen. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit bis er sterben würde, resigniert Alex. Die Tür sei nicht unzerstörbar, weder Handy noch Telefon habe er in seinem Zimmer. Es seien die letzten Minuten seines Lebens. Sich damit abfindet will sich Alex auf sein Sofa setzen, als ihn ein Stich in seinen Allerwertesten davon abhält. Alex springt auf und schaut ungläubig auf das Sofa. Und was sieht er da? Es ist sein Kumpel Friedhelm, der sich aus dem Sofa schneidet. Als Friedhelm sich endlich aus dem Sofa befreit hat, fragt ihn Alex: „Verdammte Scheiße, Friedhelm, was in Gottes Namen hast du in meinem Sofa verloren!?“ Friedhelm antwortet genervt: „Verdammt man, ich wollte dich nachts erschrecken. Hab' mich also im Sofa versteckt, aber konnte ich wissen, dass das Sofa diesen komischen Schließmechanismus hat? Aus eigener Kraft konnte ich nicht rauskommen. Doch zum Glück hatte ich mein Taschenmesser dabei mit dem ich mich langsam aber sicher befreit habe.“ Alex will mehr wissen: „Sag mal, wie bist du da reingekommen ohne, dass ich es gemerkt habe und wie lange warst -“, unterbricht Alex als er wieder die Schritte des Psychopathen hört und sich an die lebensgefährliche Situation erinnert in der er sich befindet, „- ach, auch egal. Geh mal kurz aus dem Zimmer Friedrich“, bittet Alex Friedhelm. „Ich heiße Friedhelm Alex, oder nenne ich dich Axel? Egal, wenn du willst, dass ich aus dem Zimmer gehe, dann tue ich das natürlich“, entgegnet Friedhelm. „Warte ich schließe die Tür auf“, sagt Alex schnell. Alex ist sich bewusst, dass er das Leben seines Kumpels aufs Spiel setze, doch es sei ihm egal, lieber lebt er als sein Kumpel.
Friedhelm öffnet ahnungslos die Tür, als schon der Psychopath hereinspringt, den armen Friedhelm auf den Boden schmeißt und mit der Axt auf ihn einhackt. Die Abgelenktheit des Psychopathen nutzt Alex aus und sticht mit seinem Messer auf ihn zu. Er trifft tödlich. Der Psychopath sackt blutverschmiert in sich zusammen und fällt auf den ebenfalls toten Friedhelm. Alex lässt sein Messer auf den Boden fallen.
Endlich sei dieser Horror vorbei und es sei an der Zeit die Polizei zu rufen. Dazu muss Alex wieder in den ersten Stock. Jedoch liegt die Leiche seines Vaters nicht mehr da. Auf einmal wird Alex von hinten gepackt. Es ist sein Vater.
„Sohn, was hast du nur angestellt, wieso hast du meinen Freund, den Postboten erstochen? Bist du nicht ganz bei Trost du perverser Mörder!? Ich habe deine verdammte Mutter umgebracht nachdem wir uns gestritten haben und deshalb bin ich nach Hause gekommen. Der Postbote war mein Psychopathenfreund, der mir dabei geholfen hat. Sie hat auch genervt! Egal, als Gegenleistung wollte er dich umbringen, was ich ihm auch gestattet habe weil du ein ganz schlechter Sohn warst, dessen Tod nun gar nicht schade gewesen wäre. Aber nun hast du meinen Psychopathenfreund mit dem ich eine Lebenspartnerschaft eingehen wollte umgebracht. Dafür wirst du sterben, Sohn!“
Nach dieser alles logisch erklärenden Rede hat der Vater in Rambo Manier seinem Sohn das Genick gebrochen. Der Vater geht schweigsam in die Küche um einen Schokoriegel zu essen. Dabei denkt er bei sich: „Lehne dich nicht gegen deinen Herren, denn er wird dich töten!“