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Alpenabenteuer
Er hatte seine Füße einen halben Meter vor dem Abgrund platziert. So war er sicher vor Angreifern, die in hinterrücks zu Fall bringen könnten. Er wollte es nämlich selber tun. Auch wenn niemand da war, schaute er mehrmals hinter sich zum silbernen Aufstieg. Unten irgendwo waren die Anderen. Er hatte sie verloren aus den Augen. Sicher war er sich trotzdem, dass sie da unten im Schatten herumtollten. Er hörte sie ja oder? Als er zum wiederholten Male den Blick an der Dornenhecke vorbei in das grün schimmernde Alpenwasser warf, merkte er das die Sonne die Wolken verjagt hatte. Seine noch schwarze Hose war nun brennend heiß. Er merkte dass er, wenn er noch lange warten würde, von der großen Sonne verkohlt würde. Dann wäre er nicht mehr geschützt von seiner bleichen Haut.
So wie die Anderen wäre er dann. Aber er wusste, dass er das nicht zulassen würde. Bevor er gegangen war, hatte er sich noch die Hosentaschen gefüllt. Mit dem Gold und dem Silber von zuhause. Später im Flug würde er es fallen lassen. Die unten würden dann vergnüglich jauzen. Er wäre dann bestimmt kurz wie er es sich immer gewünscht hatte. So wie Mutter damals. "Wenn es dir nicht gefällt, dann geh", hatte sie in ihrem letzten Brief geschrieben. Sie wäre jetzt sehr stolz auf ihn, da war er sicher. Als die dumpfen Glocken von den dummen Kühen immer näher kamen, zählte er auf drei. Dann sprang er. Ins Dunkle. Er vergas das Gold. Und alles Andere. Als er dort unten war, waren dort nicht die Anderen. Auch nicht das kühle Wasser. Es war keinesfals zu hell oder zu dunkel, trotzdem sah er sie nicht. Auch nicht die Farben ihrer Kleider. Nein er sah keine Farben. Auch kein Licht und keinen Schatten. Er wollte sie rufen. Er wollte sie holen und sie suchen. Aber Nichts war mehr möglich. Er war nicht mehr.