Liebe Zaza!
Eine höchst interessante Geschichte, in die Du verdammt gute Beobachtungen hineingearbeitet hast. Das ist selbst dann erkennbar, wenn man nicht alles auflösen kann. Die Stellen, die sich mir öffnen, sind so überzeugend, daß ich mir sicher bin, daß Du Dir auch bei den anderen viel Mühe gegeben hast.
Aber vielleicht kannst Du Dich ja doch durchringen, und die Szenen oder Sätze, die bisher niemand auflösen konnte, ein ganz kleines Bisschen klarer machen. Ich habe hier nicht das Gefühl eines unlösbaren Rätsels, wie es bei manchen Deiner Geschichten schon mal vorkommt, ich habe hier viel eher das Gefühl, ich stehe ein Haar breit vor der Lösung und es bedürfte nur noch einer ganz kleinen Andeutung.
Also, dann geh ich auch einmal alles Stück für Stück durch, vielleicht geht mir ja während des Schreibens noch ein Licht auf…
»Es war ein noch dunkler Morgen im Herbst. Ich eilte zur Bushaltestelle, wurde von einem hellen „Guten Morgen.“ am Zipfel gezupft.«
– Ich denke, das ist als eine Art Aufwecken zu sehen. Die helle Stimme weckt die Protagonistin innerlich, die bisher nur den dunklen Morgen sah. („Guten Morgen“ ohne Punkt, vielleicht aber mit Rufzeichen.)
Was dieser Absatz aber mit dem Rest der Geschichte zu tun hat, bin ich mir noch nicht sicher.
– Es könnte sein, daß das helle »Guten Morgen« die Erinnerung weckt.
»Ein kleines Kind stand in dem finsteren Garten, in den ich meistens hineinlugte, wenn ich von der Uni zurückkehrte. Ich erwiderte den Gruß und zog weiter, meine Laune war sichtlich erhöht.«
– Das könnte jetzt heißen, daß der Garten auch dann finster war, wenn die Protagonistin von der Uni gekommen ist, die Finsternis also direkt mit diesem Garten zu tun hat, oder er ist an diesem Morgen finster, weil es eben noch nicht hell ist.
Wenn Ersteres, dann hat die Protagonistin vermutlich etwas darin gesehen oder erlebt, das ihn finster macht.
Daß die Laune »sichtlich« erhöht ist, sehe ich als Andeutung, daß sie nur nach außen hin besser gelaunt ist.
– Daß die Szene in der Zeit nach der Uni spielt, bringt mich zu folgender Annahme: Die Protagonistin ist von ihrem Mann an diesem Morgen weggelaufen. Das Kind im Garten weckt ihre Erinnerung, der folgende Text ist (großteils) diese Erinnerung.
»Wie gut, dass Worte nicht bis in die letzten Ecken menschlicher Gefühlskategorien hinreichen konnten.«
– Worte, die nur oberflächlich berühren, nicht in die Tiefe dringen. Offenbar ist es für die Protagonistin nicht wirklich ein guter Morgen, es ist nur eine Phrase, die Wahrheit sieht anders aus.
»Wie gut, dass sich der Mensch nicht selbst erschaffen konnte. Wie gut, dass Ehrlichkeit Selbstbetrug war.«
– mehr oder weniger *imFinsterntapp*
»Als die Schläge niederprasselten, schaute ich weg. Ich schwebte. Mein Körper wurde geschunden. Das brauchte ich nun wirklich nicht, plagten mich schon seit Stunden strahlende Kopfschmerzen. Mein Kopf. Und das jetzt auch noch. War das nicht mein damaliger Musiklehrer? Wenn ich Lehrer oder Professoren radeln sah, erheiterte mich das ungemein.«
– Sie wird geschlagen, macht ihr Inneres zu. Vielleicht meinst Du mit »Ich schwebte«, daß sie hier innerlich gestorben ist? So, wie man sich beim Tod vorstellt, daß der Geist schwebt und den Körper sieht.
Mit »Das brauchte ich nun wirklich nicht« verbinde ich die Verdrängung. Was die Kopfschmerzen sagen, ist mir nicht klar.
Über die Rolle des Musiklehrers rätsle ich auch noch.
– Ich versuch es noch einmal: Sie wurde (vom Vater, wemauchimmer) geschlagen und sieht den Musiklehrer vorbeiradeln. Er sieht es, weiß es also, aber hält seinen Mund. Könnte sein, daß der Musiklehrer durch das Gesehene weiß, daß man sie mißbrauchen kann, daß sie gewohnt ist, den Mund zu halten, ihre Schmerzen zu schlucken. Das perfekte Opfer also.
– Was mich irritiert, ist, daß es der »frühere« Musiklehrer ist. Es könnte also auch sein, daß der Schlagende ihr Mann ist. Möglicherweise taucht der Musiklehrer hier als Erinnerung auf. Irgendwie will ich das aber nicht glauben, weil der Absatz rein gefühlsmäßig für mich zur Kindheit bzw. Jugend gehört.
»Sehe, was geschehe.«
– Allein schon aufgrund seiner – bestimmt bewußten – grammatikalischen Falschheit ist dieser Satz ein Rätsel für sich. In Verbindung mit den von mir vermuteten auftauchenden Erinnerungen könnte es allerdings sein, daß er nur ein Bruchstück aus diesem Satz ist: Ich sehe, was geschehen ist. Nur der Mittelteil, ohne Anfang und Ende, weil sie sich vielleicht auch gar nicht erinnern kann, womit es tatsächlich angefangen hat, und auch das Ende noch nicht kennt.
»Mit dreizehn Jahren hatten mich Züge fasziniert.«
– Haben die Züge im Speziellen eine Bedeutung? Ein anderes Wort für Zug ist Eisenbahn; Eisen steht für Härte, das Böse. Aber wahrscheinlich hol ich das gerade viel zu weit her.
»Zugekifft waren wir auf den Bahngleisen gelaufen. Ganz nah hatte ich mich herangetastet, wenn ein Zug vorbei fuhr. Sie hielten mich fest, damit ich nicht die Grenze überschritt.«
– Sie braucht die Gefahr, will so nah wie möglich an die Grenze herankommen. Sie will sie gar nicht überschreiten, sondern tastet sich Stück für Stück heran, damit sie von den anderen zurückgehalten wird, was irgendwie auch körperliche Gewalt ist, aber wahrscheinlich die einzige Art von Zuwendung, die sie kennt.
»In Dänemark war ich alleine. Ich saß auf einer Stange und wartete auf einen Zug. Er kam nie. Es waren nur Ferien. Die Zeit hatte nicht gereicht. Mein Zug war Godot.«
– Es war niemand da, der sich herausfordern ließ, bzw. wo sie es überhaupt versuchen konnte. Somit war auch niemand da, von dem sie Zuwendung bekam.
Interessant könnte auch sein, daß sie hier auf einer Stange sitzt, die ja begrenzter ist, als die scheinbar endlosen Schienen, auf denen sie zuvor gelaufen ist. Es könnten also die Schienen auch für den harten, endlos scheinenden Weg stehen, den sie durch ihre Jugend zu gehen hat.
»Er nannte mich Hure. Er hatte eine Grenze überschritten, und von diesem Tag an verlor ich jeglichen Respekt. Was sich liebt, das reizt sich bis aufs Blut. Ich genoss es sein Herz so lange zu drücken, bis es fast zu schlagen aufhörte. Er stellte mir dafür immer stechendere Schmerzen aus. Ich nahm sie an und schwieg,«
– Gegenseitiges Grenzüberschreiten als geglaubte Liebe. Ich frage mich bloß, um welche Art Beziehung es sich handelt. Dieses »stellte mir stechende Schmerzen aus« hast Du doch sicher nicht umsonst so formuliert. Stechende Schmerzen könnten für sexuellen Mißbrauch stehen, das Ausstellen selbiger klingt nach sowas wie einer Entschuldigung für den Turnunterricht.
Meiner bisherigen Theorie zufolge müßte es der Musiklehrer sein. Die Frage, die dabei aber offen bleibt, ist: Wie drückt sie sein Herz?
»bis es überkochte. Aber er war jedes Mal stärker. Ich hatte nicht gewusst, dass man kochendes Wasser herunterdrücken konnte. Zurück in seinen Topf. Er verbrannte sich dabei kein-Wort-könnte-es-beschreiben stark, aber er gab nie auf.«
– Mal davon ausgehend, es war der Musiklehrer, könnte das Überkochen dafür stehen, daß sie jemandem etwas gesagt hat oder sagen wollte, er aber mehr Macht hatte, ihr vielleicht nicht geglaubt wurde oder er sie gezwungen hat, es zurückzunehmen, wie man das ja auch hin und wieder hört, daß die Schule kein Aufsehen haben will, man dem Lehrer voll vertraut und höchstens sie von der Schule verwiesen würde, sicher alles bloß Phantasie und Wunschdenken, etc.
Was wiederum eine Grenze wäre, die sie überschreiten wollte, aber gewaltsam zurückgehalten wurde.
»Ich mutierte unter seinem Schutz.«
– Hier bin ich mir jetzt doch ziemlich sicher, daß vom Lehrer die Rede ist.
»Sie saßen tuschelnd an zwei zusammengestellten Tischen. Mit Stolz präsentierte mir Alina eine tiefe Schnittwunde. Sie trug sie nicht einmal verdeckt, zeigte sie der Welt wie ein Radfahrer sein gelbes Trikot. Wir befuhren die Pyrenäen. Mich verglich man mit einem angriffslustigen Emporkömmling, ich sah es in ihren Augen. Ich war eine Bedrohung, die man nicht aus den Augen ließ. Sie waren nur begrenzt nett zu mir. Dabei hatte ich sie nie gebraucht. Ich redete mir nachtnächtlich ein, dass ich nur mich und ihn brauchte. Er war auch selten nett, aber auf ihn war Verlass.«
– Die da an den Tischen saßen, sollten wohl die MitschülerInnen sein. Alina schluckt und verdrängt nicht alles, wie die Protagonistin, sondern sie zeigt allen, welche seelischen Schmerzen sie hat.
Das Befahren der Pyrenäen könnte eine Klassenfahrt sein. Als angriffslustigen Emporkömmling könnten sie sie einerseits bezeichnen, weil sie den Lehrer provoziert und reizt, andererseits, weil sie eben anders ist und die mit ihrer Art nicht umgehen können, sich daher bedroht fühlen.
Sie sind »nur begrenzt nett« zu ihr – vielleicht, weil sie nicht körperlich auf sie losgehen, also ihr »Spiel« nicht mitspielen; vielleicht aber auch nur, weil sie eben wirklich nur begrenzt nett sind, sie gerade mal so akzeptieren.
Auf ihn, den Lehrer, ist aber Verlaß, bei ihm bekommt sie ihre Strafe…, die sie provoziert hat, die sie braucht, weil es die Form der »Liebe« ist, die sie kennt.
– Die Pyrenäen können natürlich auch einfach die Problem-Berge sein, die sich einem besonders in der Jugend in den Weg stellen, und über die man drüber muß … aber ich bleibe eher bei meiner ersten Version, vor allem wegen dem »nachtnächtlich«.
– In den Kritiken lese ich »In einer Selbsthilfegruppe wirkt sie als Aussenseiterin, weil sie es ist die das Spiel führt«, was zugegeben ein interessanter Gedanke ist, die Szene (und weitere) in eine Selbsthilfegruppe zu verlegen. Nur frage ich mich, wie sie da hinkommen würde, wenn sie doch selbst meint, sie nicht zu brauchen – da man dort normalerweise ja freiwillig hingeht.
»„Hallo, Sonnenschein!“ zupfte mich am Zipfel. Ich drehte mich um und sie drückte und küsste mich. Ich hatte das bislang nie erwidern können. Solche Zutraulichkeiten lähmten mich.«
– Ich finde keine Antwort auf die Frage: Wer kann »Hallo Sonnenschein!« sein? Die Mutter? Würde die »Hallo Sonnenschein!« sagen, wenn sie ihr doch bisher offenbar auch nicht die Mutterliebe geben konnte, die ein Kind braucht? Eher nicht. Alina? Hm, sie könnte es theoretisch sein, sie könnte die Protagonistin als Sonnenschein empfinden, weil sie sich ihre Wunden ansieht, aber ich glaube, sie ist es doch eher nicht.
Wo wird sie sich so verhalten, daß man sie als Sonnenschein bezeichnet? Ich komm da jetzt nicht drauf. (Hoffentlich hab ich mich noch nicht ganz verirrt…)
Hier ist aber auf jeden Fall eine der besten Beobachtungen: Wie schwer man normale Zärtlichkeiten überhaupt aushält, wenn man sie nicht »kennt«, sie nicht gewöhnt ist. »lähmten mich« ist gut gesagt.
– Aber ich weiß immer noch nicht, wer »Hallo Sonnenschein« sein kann. Vor allem ist da auch wieder das Am-Zipfel-Zupfen, das ich wiederum als Aufwecken des Inneren empfinde. … Die Berührungen wecken ihr Inneres, lähmen sie aber zugleich? (Ich bin wohl am Holzweg…)
– »Bislang« hatte sie es nie erwidern können. Ist da ein »jetzt aber doch« versteckt? Könnte vielleicht von der Schwiegermutter die Rede sein?
»Man schreckte sogar vor meinen Berührungen zurück, es passte nicht hinein. Daran hatte ich Spaß gefunden. Die überraschende Andersartigkeit der Ghalia B. Ich liebte mich, wenn ich andere beeindruckte.«
– Wieder eine Art des Provozierens: Sie verschreckt die anderen so, daß die sich von ihr zurückziehen, und sie mit (dem gewohnten) »Liebesentzug« bestraft wird. Sie macht alles so, daß sie genau das, was sie eigentlich bräuchte, nicht bekommt.
»Wir saßen im Auto. Sie weinte. In meiner Gegenwart. Nicht alleine unter der Bettdecke weinen. Kein Teddybär, der einen blind verstand, den man danach vor den Augen der Außenwelt verstecken musste. Sie hätten gemerkt, dass er versteht und ihn mitgenommen. „Meine Mutter tritt seit Jahren gegen Gewalt in Familien auf. Seit Jahren ist sie engagiert und schreibt lange Reden. Dass wir eine Heidenangst vor unserem Vater hatten, das wollte sie nie hören.“ Was hätte ich ihr alles erzählen können. Aber ich konnte nicht diese Grenze überschreiten. Nicht in ihrer Gegenwart.«
– Ich komme zwar nicht drauf, wer da in dem Auto sitzt, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß der »Vater« derjenige ist, der die Protagonistin mißbraucht oder früher mißbraucht hat. Der Vater könnte der Lehrer sein. Seine Frau, die Mutter mit den langen Reden, merkt nicht, was vor sich geht, vertraut ihm blind, oder sie will es nicht sehen, weil es ihre Welt zerstören würde. Das Mädchen, das hier über ihre Mutter spricht, läßt ihren Schmerz heraus, in Gegenwart der Protagonistin, die das nicht kann.
»Was hätte ich ihr alles erzählen können« – Sie hätte dem Mädchen etwas über ihren Vater erzählen können…
Sie konnte diese Grenze nicht überschreiten – bin im Zweifel, ob sie die Grenze nicht überschritten hat, weil es in dem Fall nicht den gewohnten Erfolg gebracht hätte (die Bestrafung), oder aus Mitgefühl, oder zum Täterschutz?
»Er lag auf mir und mühte sich ab. „Liebst du mich?“ Ich glaubte nicht recht zu hören. Allzu lange durfte ich nicht zögern. Ich lachte auf …«
– Hier ist »er« wohl ihr Mann, es spielt also später, vermutlich in der Zeit nach der Uni. Sie hat nie gelernt, was Liebe ist und kann sie nicht geben, wie er es erwartet. Die Frage allein irritiert sie schon, sie antwortet pflichterfüllend, aber unsicher (was sie zu überspielen versucht). Irgendwie wirkt es auch so, als hätte sie schlechtes Gewissen weil sie ihn nicht lieben kann.
»und warf ihm vor: „Was für eine Frage!“ „Du zeigst es aber nie, so wie es andere Frauen tun.“ Wut stieg in mir auf. Ich schluckte, lächelte und sprach gespielt irritiert: „Sicher tue ich das!“ Ruckartig drehte ich mich um, schloss meine Augen und hoffte, dass er mich in Ruhe ließ. Hätte mich nicht gewundert, wenn er mich wegen des zugekehrten Arsches verprügelt hätte.«
– Er fördert (wohl ungewollt) das schlechte Gewissen, indem er ihr vorhält, daß sie ihm nicht zeigt, daß sie ihn liebt. Die Wut, die in ihr aufsteigt, ist vermutlich aufgrund des inneren Konfliktes, ihn lieben zu wollen, es aber nicht zu können. Er bleibt aber offenbar ruhig dabei, der »Du zeigst es aber nicht«-Satz hat kein Rufzeichen und er verprügelt sie nicht.
»Mit dreizehn hatte ich sterben wollen. Irgendwann hatte ich diese Zeit als einen Teil der Pubertät abgeschrieben und mir eines geschworen: Niemals würde ich mich wieder so hängen lassen.
Die Todessehnsucht nahm mich bei der Hand. Verzweifelt hörte ich Liebeslieder, schaute Liebesfilme, las Romeos Schwüre, um an Schönes zu denken. Doch entweder zermürbte mich der traurige Schluss der Geschichten oder ich verging in der Sicherheit, dass mir nie etwas Gutes begegnen würde.«
– Die Sicherheit, daß ihr nie etwas Gutes begegnen würde – weil sie gar nicht damit umgehen kann, vielleicht auch glaubt, es nicht verdient zu haben.
»Oder er gesellte sich zu mir und schwärmte seiner großen Liebe von der großen Liebe vor. Ließe ich ihn allein, so stürbe er. Ich stellte ihn mir tot vor. Seelisch tot. Ein Teil von mir würde ihm ins Grab folgen.«
– Hier habe ich noch Probleme. Es scheint, da es sich im selben Absatz befindet, als gehörte das ebenfalls in die Zeit »mit dreizehn«, jedoch will es da nicht so recht passen. Oder doch? Hat der Musiklehrer sie hier seelisch erpreßt?
Der Teil von ihr, der ihm mit ins Grab folgen würde, wäre wohl das Wissen um den Mißbrauch etc.
»Es war ein dunkler Morgen im Herbst.«
– Wie im ersten Absatz – hier schließt sich wohl der Kreis zwischen dem Morgen und den Erinnerungen.
»Ich versuchte nicht an die Scham zu denken. Nicht an die Konsequenzen, die ich in meiner Vorstellung nicht ertragen konnte. Ich schob die Anderen beiseite und konzentrierte mich auf mich. Die Ahnung tat weh. Die furchtbare Ahnung von der Zerstörung, die ich anrichtete. Ich trat vor: „Mein Mann schlägt mich.“ Ich trat auf. Die Lichter fingen mich ein. Wärme. Klebrige Wärme. Es ekelte mich an. Sie zogen an mir; bis ich mich fallen ließ. Ich gab mich meinem Schicksal als Opfer hin.«
–
Wenn ich jetzt nach oben scrolle, finde ich keinen Absatz, in dem ich die Schläge ihrem Mann zugeschrieben habe. Natürlich kann ich mich irren, es sind ja alles nur Vermutungen. Aber es kann genauso gut sein, daß sie sagt, sie würde geschlagen, weil sie es sich wünscht und er es nicht tut. Vielleicht fühlt sie sich deshalb nicht geliebt. Ihr tut nicht geschlagen zu werden vielleicht genauso weh, wie es jemand anderem weh tun würde, geschlagen zu werden.
Als sie geschlagen bzw. mißbraucht wurde, konnte sie es nie sagen.
Jetzt hab ich aber doch noch einen Absatz entdeckt, den ich mit einem Vielleicht dem Mann zugeschrieben habe. Na, ich muß da wohl doch noch weiter nachdenken.
So, eigentlich wollte ich jetzt noch einen Tag warten und die Geschichte zum hundertsten Mal lesen, aber jetzt poste ich Dir das einfach mal und hoffe auf Deine Antwort, mit der ich die Geschichte dann sicher noch einmal lesen werde. 
Liebe Grüße,
Susi