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Also, ich geh' dann

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26.12.2004
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Also, ich geh' dann

Als er am Samstag erwachte, die Augen vor Licht schützend nur so weit als nötig öffnete, und in Richtung des in verpflichtenden Zeiten so ungeliebten Weckers quälte, packte ihn für einen Moment das Gewissen mit hartem Griff in der Magengegend.
Es war schon zwölf Uhr, doch der graue Himmel, der durch das selten geputzte Dachfenster über seinem Bett noch trüber wirkte, beruhigte sein Gemüt, versprach er doch eine weit frühere Zeit, und kam seiner Pflicht eines natürlichen Weckrufs somit nur mangelhaft nach.
Weitere Entschuldigungen suchend, stand er in seiner gewohnt hektischen, von seiner Liebsten verabscheuten Weise auf, öffnete die Zimmertür und ließ auf dem Weg hinaus seinen Blick über die Zeugnisse des letzten Abends schweifen.
Flaschen, volle Aschenbecher und leere Zigarettenschachteln deckten den kniehohen Wohnzimmertisch. Aus dem Augenwinkel verlor er dieses Bild und betrat das Badezimmer, Phase zwei auf dem Weg ein sich und anderen zumutbarer Mensch zu werden.Sein erster Blick in den Spiegel traf ein schmales, fahles Gesicht, unrasiert und durchkreuzt von einer geschwungenen Falte, die ihm die Naht seines Kissens im Schlaf beigebracht hatte. Mit der Fingerkuppe verfolgte er die Spur, die nur kurz von seiner spitzen Nase unterbrochen wurde, bevor sie im Mundwinkel ihr Ende fand. Mit kühlem Wasser, das sich im kalkstumpfen Waschbecken zu schwerfälligen Inseln zusammenschloss, versuchte er sich zu restaurieren, konnte man ihm doch an diesem Morgen seine 25 Lebensjahre ausnahmsweise ansehen, von denen die letzten jedoch recht ausschweifend gewesen sein mussten. Zurück im Spiegel ärgerte er sich über den fehlgeschlagenen Plan, kehrte sich den Rücken zu und bestimmte mit Sorgfalt die Temperatur des Badewassers. Schon seit Jahren pflegte er das Ritual, morgens zu baden, statt zu duschen, eine seiner Eigenheiten, die ihn nur selten, und wenn, nur im Gespräch mit stark ökologisch orientierten Menschen, zu Rechtfertigungen drängte. Er konnte sich so manche seiner Gewohnheiten selbst nicht erklären, forschte nur selten detaillierter und reagierte auf gutgemeinte Interpretationsversuche flüchtiger Bekannter oder zufälliger Mitwisser mehr abgegrenzt als aufgeschlossen.Freunde hingegen durften in seinem Leben stöbern, und taten sie es, machte er mit, dann sogar mit Begeisterung, hatte er doch einen Begleiter mit dem die Chancen, sich nicht in sich selbst zu verirren wesentlich besser standen. Nun lag er aber alleine in der Badewanne, hinter sich das Radio, das ihn allmorgendlich auf den Lärm des Tages vorbereitete. Er tauchte ab, um den Schaum aus dem kurzen, aschblonden Haar zu waschen und erhob sich grinsend, war die Stimme des Radiomoderators doch zu komisch verzerrt worden. Augenblicke später senkten sich seine Mundwinkel gemeinsam mit seinem Blutzuckerspiegel, denn er hatte, wie so oft, die bewährte Tagesstruktur verlassen und das Bad dem Frühstück vorgezogen, was sich nun mit einem instabilen Kreislauf rächte. Jetzt half nur noch das Notprogramm, und das bedeutete, das Fenster zu öffnen, tief durchzuatmen und die wackeligen Beine so schnell wie möglich in die Küche zu dirigieren. Dort angekommen, hastete er eine gestrige, in seinen Augen mindestens vorgestrige Semmel mit Zucker und somit Stabilität spendender Konfitüre hinunter, um die folgenden Schritte des Tages zu sichern und einem unkontrollierten Hineinstolpern vorzubeugen.
Er besann sich.
Noch zwei Tage blieben ihm in seiner Stadt, und überall standen schon Kisten und Kästen umher, in denen sein Leben verpackt auf den Abtransport wartete. Es sah ungemütlich aus, nicht mehr so warm und geborgen, der kalte Rauch und der Geruch von abgestandenen Bier stanken in den kahlen Räumen und hatten nichts mehr Heimisches. Er öffnete die Fenster, zog sich an und suchte noch rasch telefonischen Kontakt zu seiner Freundin, die in der neuen Stadt, hunderte Kilometer entfernt ihr Zuhause hatte. Er vermisste schon jetzt die allabendlichen Telefonate, da ihm die neue Qualität des täglichen Zusammenseins, die er bald erreichen würde, etwas beängstigte. Es sollte alles neu werden. Gesalbt von ihrer Stimme und mit Zuversicht gestärkt, beschloss er, seine Heimat zu verabschieden, stieg die 87 Stufen hinab und begab sich in eine inzwischen regennasse Stadt.
In Zeiten schulischer Verpflichtung war er diesen Weg täglich gegangen, hatte die Menschen, die zur selben Zeit unterwegs waren, nur selten mit seiner Abwesenheit enttäuscht, sodass sie zu „vorübergehenden“ Freunden wurden. Da gab es das etwa zehnjährige Mädchen mit den vorstehenden Zähnen, das regelmäßig an einer Hausecke, die den Gehweg verjüngte, mit ihm zusammenzustoßen drohte, und, als wäre es ein Spiel, mit einem Lächeln auf die Seite sprang.
Heute begegnete er weder dem Mädchen, noch einem anderen dieser Weggefährten, was wohl mit dem Aufbruch in sein neues Leben verabredet zu sein schien. In die Stadt gehend, entfernte er sich mehr und mehr.
Mit all seiner Aufmerksamkeit versuchte er sich Häuser, Menschen, Geräusche und Gerüche , alles was mit diesem Ort zusammenhing, einzuprägen, als würde er sonst alles verlieren.Freilich würde er die Stadt nicht für immer verlassen, zumal familiäre Bande eine gelegentliche Rückkehr mit sich brächten, aber trotzdem fühlte er sich ein wenig verstoßen, wie ein ungebetener Gast, wogegen es zu rebellieren galt. Darüber sinnierend, wie die Schlacht zu kämpfen sei, begriff er, dass es sein Wille war, einer neuen zu Füßen zu liegen.

 

Hi MrClean, herzlich willkommen auf kg.de :)


Textzeug (fast nur Satzzeichenfehler):

Als er am Samstag erwachte, die Augen vor Licht schützend nur so weit als nötig öffnete, und in Richtung des in verpflichtenden Zeiten so ungeliebten Weckers quälte, packte ihn für einen Moment das Gewissen mit hartem Griff in der Magengegend.

Es war schon 12 Uhr, doch der graue Himmel, der durch das selten geputzte Dachfenster über seinem Bett noch trüber wirkte, beruhigte sein Gemüt, versprach er doch eine weit frühere Zeit und kam seiner Pflicht eines natürlichen Weckrufs somit nur mangelhaft nach.
Ausschreiben. Und: Der Satz ist aufgrund seiner Länge nur schwer verständlich

Weitere Entschuldigungen suchend, stand er in seiner gewohnt hektischen, von seiner Liebsten verabscheuten Weise auf, öffnete die Zimmertür und ließ auf dem Weg hinaus seinen Blick über die Zeugnisse des letzten Abends schweifen.

Aus dem Augenwinkel verlor er dieses Bild, und betrat das Badezimmer, Phase 2 auf dem Weg, ein sich und anderen zumutbarer Mensch zu werden.
ausschreiben

Mit kühlem Wasser, das sich im kalkstumpfen Waschbecken zu schwerfälligen Inseln zusammenschloss, versuchte er sich zu restaurieren, konnte man ihm doch an diesem Morgen seine 25 Lebensjahre ausnahmsweise ansehen, von denen die letzten jedoch recht ausschweifend gewesen sein mussten.

Freunde hingegen durfte in seinem Leben stöbern,...
durften

Dort angekommen, hastete er eine gestrige, in seinen Augen

Noch zwei Tage blieben ihm in seiner Stadt, und überall standen schon Kisten und Kästen umher, in denen sein Leben verpackt auf den Abtransport wartete.

Es sah ungemütlich aus, nicht mehr so warm und geborgen, der kalte Rauch und der Geruch von abgestandenen Bier stanken in den kahlen Räumen und hatten nichts mehr heimisches.
groß

...Freundin, die in der neuen Stadt, hunderte Kilometer entfernt, ihr zu Hause hatte.
Zuhause

Gesalbt von ihrer Stimme und mit Zuversicht gestärkt, beschloss er, seine Heimat zu verabschieden, stieg die 87 Stufen hinab und begab sich in eine inzwischen regennasse Stadt.

...gegangen, hatte die Menschen, die zur selben Zeit unterwegs waren, nur selten mit seiner Abwesenheit enttäuscht, so dass sie zu „vorübergehenden“ Freunden wurden.
zusammen

...Hausecke, die den Gehweg verjüngte, mit ihm zusammen zu stoßen drohte, und, als...
zusammenzustoßen

In die Stadt gehend, entfernte er sich mehr und mehr.

Freilich würde er der Stadt nicht für immer verlassen, zumal familiäre Bande eine gelegentliche Rückkehr mit sich...
die

...begriff er, dass es sein Wille war, einer Neuen zu Füßen zu liegen.
klein


Deine Geschichte liest sich sehr leblos und der Prot wirkt sehr unpersönlich.
Warum? Weil in der gesamten Geschichte weder wörtliche Rede noch persönliche Gedanken enthalten sind. Bring ein wenig mehr Leben hinein! Was denkt der Prot, was fühlt er?

Gruß,
131aine
131#liaR

 
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Hallo Blaine,
erst einmal danke ich Dir für die umfangreiche Korrektur der Satzzeichen.- Man könnte mir ja fast Sorglosigkeit dem Komma gegenüber vorwerfen, und so muss ich mir wohl doch die Regeln neu anlesen, noch unschlüssig, ob nach alter oder neuer Rechtschreibung.
Der ersten inhaltliche Dämpfer hat ja nicht lange auf sich warten lassen, aber meine verletzte Eitelkeit wird auch schon wieder heilen, sodass ich noch objektiver mit Deiner Kritik umgehen kann.
Die wörtliche Rede habe ich bewusst vermieden, da für mich der innere Prozess, sich von alten Gewohnheiten und Ritualen zu lösen und sich neuen Herausforderungen zu stellen, im Vordergrund stand.
Könntest Du Dir vorstellen, dass ein innerer Dialog oder formulierte Gedanken meiner Geschichte mehr Lebendigkeit geben könnten ?
So, nun bin ich schon am tüfteln, was ich verbessern kann, aber ich würde auch gern erfahren, was an meiner Geschichte oder meinem Stil schon ganz gut ist, da ich bisher noch keine Rückmeldung ausserhalb meines Freundeskreises erhalten habe und Lobhudeleien nur schwer von ernstgemeinter Kritik zu unterscheiden sind.
Da dies auch bisher meine erste Kg ist, bin ich dankbar für weitere Wegweiser.

Satzzeichen hab' ich gleich mal verbessert !

Gruß
MrClean

 

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