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Am Abgrund

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30.09.2005
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Am Abgrund

Ich stehe am Abgrund und schaue in die Tiefe. Ich kann den Boden nicht sehen, alles ist schwarz. Und diese Schwärze umwindet mich mit ihren kalten Armen, säuselt mir ins Ohr.
„Spring, komm zu mir. Hier unten herrscht Frieden und Ruhe. Lass dich fallen, es ist ganz einfach. Du brauchst nicht mehr aufstehen, betrachte den Trubel von hier unten, das ist viel bequemer."
Ich gehe einen Schritt vor. Einige Steinbrocken lösen sich, stürzen in den Abgrund um ohne einen Klang für immer zu verschwinden.
Die Dunkelheit dort unten ist unendlich, es gibt keinen Boden, keinen Aufprall.
Hinter mir herrscht Trubel. Viele gehen auf ihrem Weg an mir vorbei, rempeln mich an und sehen mich gar nicht. Der Ein oder Andere bleibt kurz stehen, um an mir zu zerren, an meinem Mut, meinem Stolz und meiner Würde zu reißen, iihn zu verschlingen um mich dabei anzulächeln. Ich wehre mich nicht mehr, ich bin schwach. Ihre Augen sind schwarz, so dunkel wie der Abgrund.
Es müssen Hunderte sein, Millionen, die sich um die knorrigen, vertrockneten Bäume winden, die am Rande des Abgunds stehen. Auf der Suche nach Etwas, das sie vielleicht niemals finden werden.
Vollkommenheit, Reichtum, Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Auch ich war einst unter ihnen, nun stehe ich am Abgrund.
Doch da steht ein kleiner Junge inmitten des windenden Pulks. Er steht ganz ruhig da und blickt zu mir hinüber.
Seine Augen sind nicht schwarz, sondern von einem klaren, ehrlichen, durchsichtigen Blau.
In seinem Blick steht Angst. Er steht dort ganz allein unter den ganzen Kreaturen. Aber noch was erkenne ich in ihrem Blick und in meinem geschundenes Herz züngelt eine kleine Flamme.
Er sieht mich an und ich sehe Liebe in ihren Augen. Bedingungslose Liebe. Liebe, die mich nicht fragt wer ich bin und warum, sondern einfach nur meiner selbst willen.
Ich spüre sein Vertrauen in mich, dass ich immer das Richtige für ihn tun werde. Und ich spüre sein Verlangen bei mir zu sein, für immer. Aber nun sieht er mich, und er sieht den Abgrund und er hat Angst vor ihm..
Die Dunkelheit umklammert meine Knöchel, versucht mich hinab zu ziehen. Aber ich reiße mich los und dränge mich durch den Pulk. Fäulnis und Verwesung schlagen mir entgegen, ich spüre die Übelkeit. Leichter wäre es, einfach zu springen.
Aber dann habe ich ihn erreicht, seine kleinen Arme strecken sich mir entgegen und ich schließe ihn in meine Arme.
"Es tut mir leid, das du mit ansehen mußtest wie ich mich habe gehen lassen, das du meinen Schmerz fühlen musstest.", sage ich zu ihm. Doch er lächelt nur, hat mir bereits verziehen.
Aber seine Angst vor dem Abgrund wird ein Leben lang bleiben.
Einige Zeit verweilen wir so, bis ich ihn hinunterlasse und ihn an meine Hand nehme.
Ich kenne den Weg nun, den wir gehen müssen. Viele Gestalten winden sich um uns, versuchen uns zu verführen, zu locken. Aber wir sind stark, zusammen.
Beschwerliche Pfade liegen vor uns, aber irgendwann werden wir vielleicht das Meer sehen.
Und wenn nicht, haben wir immer noch uns.
Solange ich seine Hand auf unserem Weg halte, kann uns niemand etwas anhaben.

 

Hallo!

Gehört das eher in "Gesellschaft"? Ich bin mir nicht ganz sicher!

Gruß,
die Sumpfkuh

 
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Hallo Sumpfkuh,

Es müssen hunderte sein, Millionen,

hunderte klein, Millionen groß?

Doch da steht eine Gestalt
Man weiß nicht, ob Mann oder Frau oder Kind

Ich spüre sein Vertrauen in mich, dass ich immer das Richtige für ihn tun werde. Aber nun hat er Angst, Angst vor dem Abgrund.
Plötzlich ein Er. Das hat mich irritiert. Die Gestalt steht meiner Information nach aber nicht am Abgrund, sondern im Pulk der anderen auf sicherem Boden. Das wird mir auch nicht klar. Wieso hat sie dann vor dem Abgrund Angst?

Aber dann habe ich ihn erreicht, seine kleinen Arme strecken sich mir entgegen und ich schließe ihn in meine Arme.
Ah, ein Kind, ein Junge! Täte es dieser Geschichte einen Abbruch, das gleich anfangs zu erwähnen?

Hm. Ein angstvoller, aber auch liebevoller Kinderblick hält eine größere Person davon ab, sich ins Unglück (Tod) zu stürzen. Die Person hat erkannt, dass sie gebraucht wird. Vielleicht kenne ich mittlerweile schon zuviele Geschichten, in denen nur ein toller Sonnenuntergang, ein ernstes Gespräch oder die entdeckte Liebe bewirken, dass einer plötzlich eine andere Sicht aufs Leben hat. Das ist mir
zu wenig. Da müsste mehr passieren. Von daher bin ich von dieser Geschichte nicht so sehr angetan.
In der Rubrikfrage kann ich dir auch nicht weiterhelfen, ich wüsste spontan auch nicht, wo ich sie hinstellen würde.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi Sumpfkuh,

ich finde, dass der Text noch viel Sorgfalt gebrauchen könnte.

Einige Bilder sind mir etwas abgeschmackt:

meinem Stolz und meiner Würde zu reißen wie hungrige Wölfe.
und mein kaltes Herz durchfährt plötzlich ein Stromstoß.
Dann gibt es da einige Unpräzision in der Beschreibung (bernadette hat schon die Sache mit dem Kind erwähnt):
Es müssen hunderte sein, Millionen, die sich um die knorrigen, vertrockneten Bäume winden.
Wo kommen die Bäume plötzlich her? Wenn Du von "den Bäumen" sprichst, denkt der Leser, sie wären schonmal erwähnt worden.

Inhaltlich geht es um die Ablösung der Selbstmordfantasie (die eher für Jugendliche typisch ist) durch die Verantwortung für ein Kind (wobei dann manchmal die Kindsmordfantasie den Platz einnimmt). Das ist übrigens Dein Thema, wie ich aus einigen Deiner Horrorgeschichten weiß, wobei ich finde, dass die Horrorstories von Dir persönlicher wirken.
Insgesamt ist das ein psychologisches Thema, da Du aber versuchst, einen gesellschaftlichen Bezug (Wolfsrudel) herzustellen, würde es vielleicht gerade noch so in "Gesellschaft" passen. Für "Philosophie" ist mir die Erkenntnis zu dünn.

Grüße,
Naut

 
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Hallo ihr Beiden!

Leider habt ihr die Geschichte völlig missverstanden. Wahrscheinlich habe ich sie auch zu undeutlich geschrieben :confused: .
Es geht hier nicht um Selbstmord, sondern den gesellschaftlichen Abstieg.
Mit "fallen lassen" ist eher aufhören zu kämpfen, sich behaupten gemeint.
Jemand, der einfach keine Lust mehr hat, sich am Boden sieht und sich damit abfindet einfach liegen zu bleiben.
Das Kind, das Angst vor dem Abgrund hat, hat deshalb davor Angst, weil es denkt er könnte ihm die Mutter nehmen.
Die Erkenntnis an der Sache ist, das sie ihr Kind ansieht und begreift das sie für ihn kämpfen muss, aufstehen, weiter machen.
Deswegen hat sie nun nicht unbedingt eine komplette Sinneswandelung durchgemacht. Sie ist immer noch am Boden, aber sie wird sich ihrer Verantwortung bewußt.
Ich änder noch ein wenig was, dass es besser ersichtlich wird.
Danke für`s lesen und kommentieren.

Gruß,
die Sumpfkuh

 

Hi Sumpfkuh!

Zum Glück habe ich deine Anmerkung gelesen, sonst hättest du noch so nen Selbstmordhinweis bekommen :D
Was noch wichtig wäre: Die Liebe des Kindes zeigen, nicht erzählen. Das mit der Augenfarbe ist auch etwas klischeehaft. Mal sehen, wie die Bearbeitung wird.

aquata

 

Hi Sumpfkuh!

Von dem Stil kommst du einfach nicht runter, wie? :D
Eine Menge klischeehafter, schmalziger, wie Naut sagte, abgeschmackter Sätze, in denen du versuchst, einen emotionalen Inhalt zu transportieren, und jedesmal kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Wie kommt das bloß? ;)

Ich mach es mal ausführlich:
Insgesamt ein interessantes Bild, das du da lieferst. Ich hatte eigentlich auch auf Selbstmordphantasie, die von Verantwortungsgefühl abgelöst wird, getippt. Den Anfang solltest du also auf jeden Fall umschreiben. Die ganze Monster- und Verfallmetaphorik lässt mich an einen psychotisch-depressiven Zustand denken, und wenn du das hättest rüberbringen wollen, wäre dir das stellenweise auch gut gelungen. Einen Zustand des Fatalismus müsstest du allerdings weit weniger drastisch rüberbringen. Immerhin ist das ein Zustand, den in Deutschland recht viele kennen, und da tauchen solch dämonische Assoziationen eher selten auf. ;)
Ob der Text in Philo gut aufgehoben ist, weiß ich nicht. Die kryptische Verschlüsselung schafft eine gewisse Abstraktion, die eine philosophische Betrachtung kennzeichnet, aber diese ist etwas dünn. Ich würde eine Verschiebung nach Seltsam empfehlen.

Textkram:

Und diese Schwärze umwindet mich mit ihren kalten Armen, säuselt mir ins Ohr.

Schon wieder einer dieser Schmalz-Sätze. Solche abgeschmackten Bilder hat der Text nicht nötig. Und dass die Schwärze auch noch sprechen kann, passt einfach nicht, weil es sich um ein rein optisches Bild handelt.

„Spring, komm zu mir. Hier unten herrscht Frieden und Ruhe. Lass dich fallen, es ist ganz einfach.

Dadurch suggerierst du eine Selbstmordphantasie. Das, was danach kommt, hat mich dann nur noch verwirrt, und ursprünglich wollte ich das auch anstreichen *g*.

stürzen in den Abgrund, um ohne einen Klang für immer zu verschwinden.

Ich würde bevorzugen "... wo sie ohne einen Laut (für immer) verschwinden."

Die Dunkelheit dort unten ist unendlich, es gibt keinen Boden, keinen Aufprall.

Das ist schon vorher deutlich geworden.

Viele gehen auf ihrem Weg an mir vorbei, rempeln mich an und sehen mich gar nicht.

Klingt komisch, wenn Nichthandeln in einem Satz mit Handeln steht.

Der Ein oder Andere bleibt kurz stehen,

Die werden mW klein geschrieben.

iihn zu verschlingen, um mich dabei anzulächeln.

Klingt holprig, wenn ein um auf ein anderes Bezug nimmt. ;)
Außerdem habe ich Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie jemand gleichzeitig lächelt und etwas verschlingt ...

Ihre Augen sind schwarz, so dunkel wie der Abgrund.

Huh, wie gruselig. Das sollte man nicht vor dem Einschlafen lesen. :dozey:

Es müssen Hunderte sein, Millionen,

Hunderte? Millionen? Das ist jetzt aber ein ziemlicher Unterschied, findest du nicht auch? Wie kommt man von der Schätzung Hunderte zu Millionen?

Auf der Suche nach Etwas, das sie vielleicht niemals finden werden.

Etwas klein schreiben. Außerdem ist der Satz sehr klischeebeladen und zudem auch nicht sehr sinnvoll: Klar, wenn jemand etwas sucht, ist es möglich, dass er es nicht findet.

Aber noch was erkenne ich in ihrem Blick, und in meinem geschundenes Herz züngelt eine kleine Flamme.
Er sieht mich an und ich sehe Liebe in ihren Augen. Bedingungslose Liebe. Liebe, die mich nicht fragt wer ich bin und warum, sondern einfach nur meiner selbst willen.

Hehe - weißt du, was ich an dieser Stelle dachte? "Meine Güte, endlich kommt mal sowas wie Tiefsinn in die Story. Die Dämonen sind nicht einfach nur böse, nein, sie können auch Liebe empfinden." Und da war ich richtig für die Story eingenommen. Schade, dass es nur ein Fehler ist ...
Auch die letzten beiden Sätze sind sehr klischeebehaftet. Bluomo würde sagen: Standart. :D

"Es tut mir leid, das du mit ansehen mußtest, wie ich mich habe gehen lassen, das du meinen Schmerz fühlen musstest.",

Punkt weg. Zweimal doppeltes s einfügen. Und: Mein Gott, was ist das für eine wörtliche Rede? Sind wir hier bei "Verbotene Liebe" oder GZSZ? Ein wenig authentischer bitte. Vielleicht so etwas wie "Tut mir Leid, dass du das mit ansehen musstest. Ich werde mich bessern, versprochen".

Der Rest animiert mich unwiderstehlich dazu, um Rainer-Stil weiterzukritisieren ( nicht böse sein, aber das wollte ich immer schon mal ;) ):

Aber seine Angst vor dem Abgrund wird ein Leben lang bleiben.

Das ist auch gut so, denn sonst fällt er selber rein und tut sich ganz doll Aua.

Ich kenne den Weg nun, den wir gehen müssen.

... denn ich habe bei map24 reingeschaut. In ner halben Stunde sind wir da.

Viele Gestalten winden sich um uns, versuchen uns zu verführen, zu locken.

"Komm zu mir, ich verschaffe dir die schönste Liebesnacht deines Lebens."
"Sei still, ich hab sie zuerst gesehen."
"Lust auf Poppen?"
"Eiiiscreme! Frische Eiscreme!"

Aber wir sind stark, zusammen.

Mami hat gesagt, wenn wir ganz feste zusammenhalten, können wir die bösen Jungs in der Raucherecke verhauen.

Beschwerliche Pfade liegen vor uns, aber irgendwann werden wir vielleicht das Meer sehen.

Wirklich, der Weg lohnt sich. Du hast einfach eine phantastische Aussicht, und am Strand kannst du ganz tolle Sandburgen bauen. Da nimmst du auch mal beschwerliche Pfade in Kauf.

Und wenn nicht, haben wir immer noch uns.

Na, Gott sei Dank. So viele lockende Kreaturen können einen echt depri machen.

Solange ich seine Hand auf unserem Weg halte, kann uns niemand etwas anhaben.

Denn wir bilden einen Schutzschild aus echter Dinorangermegazordpower, und mit unseren vereinigten Waffen sprengen wir die Monster in die Luft. :D

Ciao, Megabjörnie

 

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