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Copywrite Am Achensee

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10.09.2016
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Am Achensee

Mein Thema heißt Reue. Darin ballt sich das Dilemma schön. Ich weiß, der Begriff hat eine gewisse Breite, aber ich denke, das Thema könnte die Leute interessieren. Man sieht es aus der Perspektive der Betroffenen. Immerhin leiden Menschen wie Sebb darunter. Ganz egal wie oft man ihnen erklärt, dass es Unsinn ist, sie geben sich die Schuld. Ob ich so etwas selbst einmal empfunden habe – ich weiß nicht. Trotzdem glaube ich, dass ich die Richtige dafür bin. Das klingt schon irre. Aber irgendwer muss diesen Menschen ja zuhören. Ich finde, Sebb sollte aufhören, die Sache am Achensee zu bereuen. Es war eben ein Unfall. So etwas passiert.

Es gibt zwei Dinge, die Sie sich über mich merken sollen. Ich möchte, dass Sie einen Eindruck von mir bekommen; denn das ist nie verkehrt. Ganz einfach: Seit ich vierzehn bin, liebe ich Orangenshampoos, das sind Shampoos mit Orangenduft, manchmal Bergamotte. Okay. Das zweite ist ein Lippenpiercing; linke Seite, untere Lippe; wegen Tom Kaulitz damals. Aber egal. Diese zwei Dinge bescheren mir noch heute wohlige Erinnerungen an die Zeit vor etwa zehn Jahren; etwas, das Sebb unmöglich haben kann.

Wie das so ist mit alten Erinnerungen. Man hat sie und pflegt man sie nicht, werden sie fadenscheinig. Sie zerbrausen wie eine Aspirintablette in einem Glas Wasser – auch das soll schon manche Kopfschmerzen gelöst haben. Nicht aber meine. Seit sechs Jahren haben Sebb und ich nicht mehr miteinander gesprochen; es war auch schwierig zuletzt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er noch zu irgendwem Kontakt suchte. Als mir neulich die Idee mit der Reue kam, habe ich ihn angerufen. Vielleicht ist mir die Idee auch nur gekommen, weil ich gern mal wieder mit ihm sprechen wollte. Seine Stimme am Telefon klang schmaler als früher, aber auch versöhnlich.

Der Wohnblock hat zehn Stockwerke und eine violette Eingangstür. Nachdem ich Rusiok auf dem Klingelbrett gefunden habe, drücke ich zwei Mal lang. Es dauert einen Moment, dann öffnet sich die Verriegelung mit einem Bzzz. Ein Geruch wie im Bällebad beim McDonalds; ich mag es. Im zweiten Stock steht er. Sein Haar ist dünn, seitlich oberhalb der Stirn an den Schläfen zeichnen sich hohe Knöchel wie Hörner ab, er lächelt breit und schmallippig.
Mein Befinden und Getränkewunsch. Gut und Leitungswasser, sage ich und schaue mich im Flur um. Ein Paar nicht mehr weiße Turnschuhe, eine zusammengeknüllte Jacke auf dem Fußboden. Ich werfe meine dazu, um ihm zu zeigen, dass ich mich wohlfühle. Er soll Vertrauen fassen, Pacing nennen wir das. Ich imitiere Sebbs Verhalten und der hat das Gefühl, dass ich ebenso wüst lebe wie er.
Sebb lässt mich in die Küche, zieht die Tür hinter sich zu, das Einlegeglas klirrt. Er zapft ein Glas Leitungswasser, reicht es mir. Immerhin Einbauküche, denke ich – nicht neu, das riecht man – aber immerhin. Einen Tisch gibt es auch und einen Baststuhl, auf den Sebb mich mit einem Kopfnicken komplimentiert. Die Arme verschränkt, an die Anrichte gelehnt schaut er mich an.
»Und, warst du nochmal in Audorf?«, frage ich und stelle das Glas vor mich hin.
Sebb schüttelt den Kopf.
»Bin neulich wieder zum Knoller«, sage ich. »Immer noch genauso nett wie früher.«
Sebb lächelt, aber ich weiß nicht, ob er es witzig findet.
»Meine Eltern wohnen wieder in Audorf. Die ham den Biergürtel dichtgemacht. Tja, die Zeiten sind wohl vorbei. Iss’ eben so kommert, nech?«
»Schon gut, Nina«, sagt Sebb. »Du bist doch wegen was anderem hier.«
»Ja«, sage ich.
Sebbs Beine sind angewinkelt, als hätte er einen Klumpfuß.
Aus meinem Rucksack ziehe ich ein frisches Blatt Papier und einen Kuli mit dem Uni-Logo.
»Mein Thema heißt Reue«, sage ich und schreibe es oben aufs Blatt.
Ich habe angekündigt, dass ich mit ihm über früher reden will, über den Achensee und über Onkel Achim und Tante Susanna. Das waren die Zieheltern, über die leiblichen spricht man besser nicht. Nur Tonja, die Tochter von Achim und Susanna, habe ich nicht extra erwähnt. Ich dachte, das wäre schon klar.
»Was bereust du denn?«, fragt er und schmunzelt.
»Nichts«, sage ich. »Es geht ja um dich.«

Ich sehe Sebb zu, wie er sich eine rote Gauloises ansteckt mit dem Klippfeuerzeug und erinnere mich an unsere erste Zigarette hinterm Achensee. Daran wie er meinte, dass er den Schmerz beim Einatmen mag. Das habe ich nie verstanden. Ich habe gehustet und ihm die Zigarette zurückgegeben.
»Für eine Facharbeit«, sagt er.
»Ein Essay.«
»Also Uni.«
Ich nicke und schüttel den Kopf. »Für eine Studentenzeitung. Aber keine Angst, du bist da nur eine Zahl in der Tabelle.«
Sebb lacht, als hätte ich etwas Witziges gesagt.

Die Arme verschränkt erzählt er, dass er seit seinem Umzug aus Audorf ein Leben aus dem Karton führe. Ich nicke konzentriert. Das wird einmal mein Job: konzentriertes, aufmerksames Nicken. Darin bin ich gut. Meistens wiederhole ich ein Satzfragment, als sei es eine Frage.
»Der Schmerz beim Einatmen«, sagt er.
»Beim Einatmen?«, frage ich.
»Achim hat es gehasst. Er meinte immer, Schwimmer dürften nicht rauchen. Naja, den Ehrgeiz hat er auch verloren. Eigentlich hab ich immer gemacht, was er gesagt hat. Er war ja so was wie mein Vater. Dachte ich zumindest …«
»Dachtest du?«, frage ich.
»Ja, ganz anders als Susanna. Die hat mich gehasst, immer nur geguckt, wie viel ich esse. Aber Achim war wie ein richtiger Vater.«
Ein richtiger Vater, schreibe ich aufs Blatt. Dann schreibe ich Reue wegen Tonja Fragezeichen und einen Doppelpunkt.

Es ist wichtig, dass man das Gespräch lenkt; aber erzwingen kann man nichts. Manchmal hilft es, eine Melodie zu summen, die dem Klienten bekannt ist und ihn an das Schlüsselereignis denken lässt. Am Ende soll Sebb das Gefühl haben, er wäre ganz von selbst darauf gekommen. Ich weiß, dass er das Lied Somewhere Road auf dem Handy hatte und es mir ständig vorsang, danach aber nie wieder. Während er von Achim spricht und wie sie am Achensee nach Steinen tauchten, summe ich den Refrain, ganz leise zwischen den Tönen. Man kann sagen, ich gebe die Melodie vor und er singt dazu.

»Zum Glück hat Susanna so viel gearbeitet, das hat mich gerettet. Halt bis Tonja kam …«
»Wieso?«, frage ich.
»Weil wir dann nicht mehr zum Achensee gefahren sind. Erst später wieder.«
Er klopft eine Zigarette aus der Packung, steckt sie mit dem Klippfeuerzeug an.
»Mochtest du sie eigentlich?«
»Klar, warum nicht? Sie war halt noch kein richtiger Mensch.«
»Wie meinst du das?«, frage ich.
»Naja, du weißt schon. Sie hat noch nicht richtig gesprochen und so.«
»Aber deswegen ist sie doch trotzdem ein Mensch«, sage ich.
»Ja.« Er bläst einen Kegel Qualm in meine Richtung. »Stimmt schon.«

Meine Eltern sahen es nie gern, dass wir uns am Achensee trafen, der alten Audorfer Grenze. Jeder kannte Sebbs Familie. Der ganze Dreck und ständig die Polizei im Drosselweg. Nach dem Skandal, über den man besser nicht spricht, blieb ihm nur noch der Onkel. Ich schätze, außer Achim und mir hatte Sebb niemanden mehr.
»Was würdest du machen, wenn ich dir ein Geheimnis verrate?«, fragt er.
»Kommt darauf an. Interessieren würde es mich.«
»Aber du kannst es nicht in der Zeitung bringen.« Er lacht, die Stirnhörner wippen. »Du weißt genau, wie es passiert ist, oder?«
»Du hast es mir erzählt.«
»Ja, und du hast wie immer nicht zugehört«, sagt er barsch.
»Ich … warum?«
»Weil ich dir erzählt habe, dass Tonja nicht ertrunken ist, sondern ich ihren Kopf so lange unter Wasser gedrückt habe, bis keine Bläschen mehr übrig waren.«
»So ein Unsinn …«, sage ich. Ich sehe Sebb, der an der Anrichte lehnt und weiß nicht, ob er das gerade wirklich … Er steht da, lächelt kurz und schmallippig. Da sind nur Lippen, Lippen die Wörter formen: Am Achensee.

Alles, was ich geglaubt habe. Das hat er ja erzählt, aber ich habe nichts davon geglaubt. Die Ohren haben etwas übersetzt. Das habe ich zehn Jahre geglaubt. Wenn da jemals ein Gespür war. Was weiß ich? Vielleicht ist das alles eine falsche Übersetzung oder ich habe alles falsch geglaubt.
»Du hast Tonja …«, sage ich. Die Handinnenflächen schwitzen, Fingerkuppen drücken dagegen.
»Die war ja noch nich mal ganz da«, sagt er und senkt die Stimme. »Ich hab ihr den Kopf unter Wasser gedrückt, ich hab sie ja nicht erstochen oder so was.« Er hüstelt, klopft sich etwas aus der Brust. »Iss’ eben so kommert, nech? Sagst du auch immer.«
Ich beiß die Innenlippe, das Loch am Piercing. Sebb zieht sich eine Gauloises aus der Schachtel, klickt das Feuerzeug, gibt sich Feuer. Dann wirft er mir beides rüber, das Feuerzeug schlittert über den Tisch.
»Nimm«, sagt er.
»Vergiss es.«
»Ha! Siehst du?« Er hält mir die offene Hand mit der Zigarette hin. »Mischst dich gern ein, wenn ’s dir passt, spielst gern mal hilfreich – süße, unschuldige Nina. Aber nur solang 's dir nich zu ungemütlich ist.«
»Ich dachte echt …«, sage ich, bemerke ein Kratzen zwischen den Worten, eine aufgeschürfte Stelle im Hals.
»Du hast mich ignoriert, als ich in Audorf krepiert bin. Glaubst du echt, du hättest mir geholfen? Du hast uns alle in Brand gesteckt, Nina, und als es passiert ist, bist du einfach abgehauen. Die nimmt dir Achim weg, hast du gesagt, Nina. Weißt du das noch? Und dann verrat mir mal, wie stehst du dazu? Bereust du das alles nicht auch ein bisschen?«
Ich stehe auf, packe meinen Rucksack. Sebb bläst eine Wolke aus Qualm, der knorrige Schädel taucht erst allmählich wieder auf.
»Komm schon«, sagt er. »So wenig Rückgrat hast du doch gar nicht.«
»Du brauchst nicht glauben, dass du mich einschüchterst oder so. Du bist nur ein armer Teufel, Sebb.«
»Ach, wie geistreich.«
»Okay«, sage ich. »Es stimmt. Ich hab gesagt, dass dir Tonja Achim wegnimmt. Genau das wird auch passieren. Nur anders, als du denkst. Wirst schon sehen …«
»Lausige Entschuldigung«, sagt er und schnippt mit der Zigarette nach mir. »Hast du mich eigentlich nur angestiftet, um jetzt diesen Text darüber zu schreiben? Wer soll diesen Quatsch eigentlich lesen, wen interessiert das?«
Ich bin schon halb aus der Küchentür.
»Ich hab dich nicht angestiftet. Ich hab dir nur gesagt, was du hören wolltest.«
»Ciao«, sagt er und winkt mit der Zigarettenhand. Er bleibt dort stehen, wo er die ganze Zeit über stand. Hier ist er eingesperrt; dass er mich kommen und gehen lässt, wie ich will, zeigt nur, dass er mir nichts entgegenzusetzen hat.
»Achim wird es erfahren und dann gibt es wieder was in Audorf, über das man besser nicht spricht.«
Die Küchentür mit dem Einlegeglas klirrt, als ich sie hinter mir zuschlage.

Als erstes werde ich mir ein neues Shampoo kaufen. Audorf kenne ich nicht mehr; es hat sich ohnehin immer wie eine Erfindung angehört. Nichts davon wird zurückbleiben; dann bin auch ich wie neu. Die Reue ist ein scheues Tier. Aber wenn es erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann weicht es einem nicht mehr von der Seite.

 

Hallo @Carlo Zwei ,
ich hatte ja auch schon einmal das Vergnügen einen Text von @TeddyMaria kopieren zu dürfen und war damals tief beeindruckt von der schieren Vielfalt an Ideen, die in ihren Geschichten stecken. "Bindung" finde ich sehr stark. Du hast tatsächlich etwas an den Charakteren geschraubt, der Sebb wird aggressiver, überlegener, wie jemand, der nichts zu verlieren hat. Er bewertet den Mord auch anders, wehrt das eher ab, "das war ja noch kein richtiger Mensch", schiebt ihr die Schuld zu. Und da sie recht selbstgefällig und manipulativ daher kommt, gönnt man es ihr fast, dass sie vom hohen Ross mal herunterkommt. Beide sind härter, als in der Ursprungsgeschichte. In beiden Geschichten läuft sie hinterher weg. Und enttäuscht mich damit in "Bindung" noch mehr, weil ich da die ganze Zeit spüre, wie sehr Sebb auf Nina hofft.

Ich möchte, dass Sie einen Eindruck von mir bekommen; denn das ist nie verkehrt. Ganz einfach: Seit ich vierzehn bin, liebe ich Orangenshampoos, das sind Shampoos mit Orangenduft, manchmal Bergamotte.
Da finde ich sie krass pubertär und da frage ich mich doch, wem sie das erzählt, zumal sie es dann auch noch mal für Doofe erklärt. Glaubhafter fände ich, wenn sie sich z.B. mit dem brüstet, was sie gelesen hat, gerade, weil es diese große Ankündigung gibt:
Es gibt zwei Dinge, die Sie sich über mich merken sollen.

Ein Geruch wie im Bällebad beim McDonalds
Schön!

»Was bereust du denn?«, fragt er und schmunzelt.
»Nichts«, sage ich. »Es geht ja um dich.«
Finde ich auch super. Es ist überhaupt interessant zu lesen, wie er sie in deiner Geschichte durchschaut, sich keine Illusionen macht.

Ich nicke und schüttel den Kopf. »Für eine Studentenzeitung. Aber keine Angst, du bist da nur eine Zahl in der Tabelle.«
Sebb lacht, als hätte ich etwas Witziges gesagt.
Auch hier. Möglicherweise bekommt ihre Selbstgefälligkeit da schon kleine Risse.

Alles, was ich geglaubt habe. Das hat er ja erzählt, aber ich habe nichts davon geglaubt. Die Ohren haben etwas übersetzt. Das habe ich zehn Jahre geglaubt. Wenn da jemals ein Gespür war. Was weiß ich? Vielleicht ist das alles eine falsche Übersetzung oder ich habe alles falsch geglaubt.
Das gefällt mir auch sehr gut, wie sich da ihre Gedanken verwirren, wie ihr der Boden weggezogen wird.


»Die war ja noch nich mal ganz da«, sagt er und senkt die Stimme. »Ich hab ihr den Kopf unter Wasser gedrückt, ich hab sie ja nicht erstochen oder so was.« Er hüstelt, klopft sich etwas aus der Brust. »Iss’ eben so kommert, nech? Sagst du auch immer.«
böse Stelle, gut gemacht.

»Komm schon«, sagt er. »So wenig Rückgrat hast du doch gar nicht.«
Und so dreht sich das Ganze. Jetzt fordert er sie heraus. Das geht insgesamt sehr schnell.

»Du hast mich ignoriert, als ich in Audorf krepiert bin. Glaubst du echt, du hättest mir geholfen? Du hast uns alle in Brand gesteckt, Nina, und als es passiert ist, bist du einfach abgehauen. Die nimmt dir Achim weg, hast du gesagt, Nina. Weißt du das noch? Und dann verrat mir mal, wie stehst du dazu? Bereust du das alles nicht auch ein bisschen?«
»Lausige Entschuldigung«, sagt er und schnippt mit der Zigarette nach mir. »Hast du mich eigentlich nur angestiftet, um jetzt diesen Text darüber zu schreiben? Wer soll diesen Quatsch eigentlich lesen, wen interessiert das?«
Seine Anschuldigungen sind ziemlich hanebüchen und ich wundere mich, dass sie da nicht mehr gegenhält. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, was damals abgelaufen ist. Warum sie so gegen Tonja gehetzt hat. Wer mit "uns alle" (Fettgedrucktes) gemeint ist.

Als erstes werde ich mir ein neues Shampoo kaufen. Audorf kenne ich nicht mehr; es hat sich ohnehin immer wie eine Erfindung angehört. Nichts davon wird zurückbleiben; dann bin auch ich wie neu. Die Reue ist ein scheues Tier. Aber wenn es erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann weicht es einem nicht mehr von der Seite.
Sie versucht am Ende wegzulaufen, auch vor der Verantwortung die dieses Geständnis mit sich bringt. Aber das Wissen um eine gewisse Mitschuld bleibt irgendwie backen. Das Fettgedruckte ist schon recht plakativ, finde ich und auch das Shampoo ist mir in dem Kontext immer noch zu albern. Vielleicht würden mir hier einfach die letzten beiden Sätze reichen.

Insgesamt hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen, beide Texte sind spannend zu lesen, auch zusammen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @TeddyMaria ,

:herz:Habe gerade Blonde Redhead angemacht und werde jetzt genüüßlich deinen Kommentar beantworten. Eine Stunde hab ich. Vielen Dank, dass du das so wertschätzt von mir gecopywritet zu werden, da fühle ich mich sehr geschmeichelt :gelb:

Krass fand ich, dass du dich ertappt gefühlt hast. Es wäre natürlich heftig, wenn so etwas möglich wäre: Persönlichkeitsschichten einer Autorin in den von ihr geschaffenen Figuren freizulegen ... Ziemlich interessanter Gedanke. Wer weiß ...

Deine Anregung im Bezug auf "Manchmal hilft es, eine Melodie zu summen, die dem Klienten bekannt ist und ihn an die Sache am Pitztidelsee erinnert." habe ich bereits umgesetzt. Ging eigentlich ganz gut. Ich glaube, es macht kein Sinn, wenn du und auch einige andere sich daran so stoßen.

Du hast die Geschichte als Essay gelesen, der dann irgendwann abbricht und in die eher szenische Handlung mündet. Das geht nicht ganz auf, das stimmt. So hatte ich es auch nicht angelegt. Trotzdem ist es ja richtig, was du schreibst, das finde ich auch eine sehr gute Bemerkung. Ich wollte, dass Nina das als Bericht aus erster Hand schildert; so als ob da ein Psychologe, vielleicht auch ein Familienangehöriger, Freund etc. sitzt. Gerade denke ich, dass der Zuhörer auch eine Person von der Uni sein könnte, DozentIn oder dergleichen. Das werde ich in der nächsten Überarbeitung nochmal berücksichtigen, glaube aber, dass ich da nicht mehr viel mache. Vielleicht eher noch was am Übergang zwischen Selbstbeschreibung und Szene. Danke auf jeden Fall für die Anregung!

Cool, dass dir die Charakterisierung von Nina von der Machart gefallen hat. Es ist ja auch sehr spannend, was @kiroly dazu geschrieben hat; nämlich dass er Nina gar nicht manipulativ findet (lies das lieber selbst, ich kann das nicht so formulieren ...). Ich wollte Nina nicht als vordergründig manipulativ beschreiben, sondern eher durch ihre Haltung. Sie macht sich selbst was vor. Eigentlich 'manipuliert' sie ihre eigenen Gedanken. Sie legt sich die Dinge so zu recht, damit sie sich gut mit sich selbst identifizieren kann. Das ist ja im Grunde kein seltenes Phänomen. Über Nina würde ich sagen, dass sie eingebildet ist, gar nicht mal so sehr, da sind mir schon andere Leute begegnet. Sie bildet sich eine Professionalität ein, handelt aber trotz ihrer vielen, schönen Gedanken recht unreflektiert, bildet sich eben vielleicht wirklich ein, zu helfen. Danke dir für das Lob jedenfalls.

Das mit der Kursivschreibweise bei "Dann schreibe ich Reue wegen Tonja Fragezeichen und einen Doppelpunkt." Habe ich ausprobiert. Bin da aber noch nicht ganz zufrieden. Auch etwas für die Überarbeitung.

Der für mich wichtigste Hinweis ist, dass dir das Kippen der Stimmung zu schnell geht. Da hatten auch Kiroly und Chutney etwas zu geschrieben. Es ist jetzt durch die Entteufelung des Textes gar nicht mehr unbedingt klar, dass Sebb Tonja ermordet hat. Also insgesamt muss ich da nochmal ordentlich drüberarbeiten. Vielleicht schreibe ich den ganzen Teil auch nochmal etwas länger. Ich glaube das täte ihm gut.

Liebe Teddy, ich hoffe, du weißt, dass wir durch das Copywrite jetzt sowas wie Blutsgeschwister sind :lol: Herrlich

Hab einen schönen Abend!
Carlo

 

Diese Geschichte @Carlo Zwei deiner beiden Protagonisten, ist herrlich gleichmütig und gleitend, sie wabert im ruhigen Sinn dahin, dafür dass sie ein entsetzliches Potential birgt. Sie beginnt eher naiv mit Ninas Selbstbeschreibung, gemächlich und lässt mich nicht daran glauben, dass es einen enormen Wandel mit der Erzählerin auf sich haben könnte.

Du trägst sprachlich dünn auf, und dadurch wird die Szene mehr und mehr transparent; wie ein zarter Schleier, der sich über sie beide legt und eine böse Wahrheit offenbart, ist er gelüftet. Du zeigst mir Nina im Verlauf, wie sie sich an Gelerntem entlang hangelt, sich selbst entwirft, die glaubt zu wissen und nun ... glänzen will, sich über Sebb stellt und peu á peu, dreht sich die Situation und er ist ihr um Längen voraus. Und obwohl mir nicht wirklich klar ist, ob Sebb lügt, um Nina das eigene Thema nahezubringen, oder ob er tatsächlich ein Mörder ist, und somit von der Schuld abgeben will, merk ich, wie unwichtig es für diese Geschichte ist.

Ich kann mich nur vage an die Originalgeschichte erinnern, die mir in der Erinnerung sehr ähnlich ist, aber erzählerisch nicht so leichtfüßig anmutete.
Natürlich geht am Ende keine Nina aus der Geschichte, die mit diesen neuen Eindrücken augenblicklich umgehen kann, reflektiert, sondern du lässt sie diese Tatsache der Mitschuld von sich weisen und sie versteckt sich hinter dem Duft der schönen Erinnerungen und weist am Ende die gesamte Stadt ab.

Den Abschlusssatz über Reue bringt mich dann zum Anfang zurück und weiß nicht mehr, was ich da soll, geht es doch für mein Empfinden um moralische Mitschuld, wie Sebb es suggerieren will.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß,
Kanji

 

Hallo Carlo Zwei,

ich habe die Geschichte in einem Rutsch durchgelesen, kurz davor das Original.

Mir hat die Idee gefallen, dass Nina selbst auch in die Geschichte involviert war und sich dadurch die Ignoranz seines Geständnisses im Original erklärt hat. Da waren zwei beteiligt, Täter und Anstifterin, wobei die Interpretation von Sebb, sie auch verantwortlich zu machen, schon eine herbe Anschuldigung ist. Sei's drum, diese Wendung zum Original hin hat was.
Wo ich mich beim Original gefragt habe, wieso sie denn gerade Sepp aufsucht, wird mir das hier in der Geschichte logischer.
Gut getroffen, gut interpretiert. Ich bin über keinen Satz oder irgendwelche schrägen Dinger gestolpert, das macht auch Freude. Die leicht überhebliche Art, wie Nina den Leser bei der Hand nimmt, wenn es um ihre Fachkenntnisse geht, haben mich amüsiert, ohne dass ich mich belehrt gefühlt habe.

Sehr gerne gelesen, wenn man das bei so einem Stoff sagen darf.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Oje, @Novak ,

ich komme gerade nicht hinterher mit dem Kommentieren. Zumal da auch noch Stories von Fliege, Isegrims und Raindog liegen (und sicher noch andere). Jetzt aber.

Vielen, vielen Dank Novak für die Zeit, die du dir für meinen Text genommen hast. Gerade sippe ich ein lauwarmes Bier und die Abendsonne scheint durch meine hellen Vorhänge; immerhin ist das hier mein Lieblingsplatz und es schreibt sich schlecht, wenn die Sonne einem in die Augen scheint; außerdem weiß ich ja, das sie da ist ...

Es freut mich, dass du den Text so gut aufgenommen hast. Ich habe ja nochmal einiges daran gemacht; es wird aber definitiv noch eine Überarbeitung geben. Mit dem Titel bin ich nämlich auch noch nicht ganz zufrieden. Die vielen ungewöhnlichen Namen habe ich rausgenommen. Das ist erstmal ein großer Schritt gewesen, der auch neue Unstimmigkeiten produziert hat, aber die sollen dann eben in der nächsten Überarbeitung angegangen werden – und dann wird sich, denke ich mal, zeigen, dass das eine gute Entscheidung war.

Hier deine Nina ist mir persönlich ganz schön unsympathisch. Eine sehr selbstgerechte, manipulative Person, die ihrem Opfer Sebb zusetzt.

ja, das geht mir ähnlich. Mir ist sie auch nicht sympathisch. Sie ist davon überzeugt zu helfen – ob sie das kann, erfährt man ja gar nicht. Aber der Weg, den sie wählt, der ist unsympathisch, weil er eben sehr berechnend ist, eigennützig und kühl, weil er Menschen so objektiviert. Das passiert im Alltag ständig. Ich denke sogar, dass es ein Phänomen unserer Zeit ist, weil wir uns selbst immer weiter objektivieren, um systemkompatibel zu bleiben. Uns ist, wie ich das sehe, viel weniger als früher ein Weg vorgegeben. Wir müssen uns selbst in den Arsch treten und irgendwas wollen.

Hier ist das anders. Diese Nina ist manipulativ. Sie geht bewusst in diese Rolle rein, dass es ja jemanden geben muss, der den anderen zuhört. Sie zieht daraus Anerkennung und Stolz, ist narzisstisch und kreist um sich selbst und ihre Rolle in der Welt.

Ja, da hast du auch recht. Das mit dem Stolz wird wahrscheinlich dadurch sichtbar, dass sie ihr Wissen so vorführt. Also, wir nennen das Pacing. Wenn ich hier den Knopf drücke, dann macht Sebb das. Sehen Sie ...

Es ist irgendwie wie ein Spiel.

Nur der letzte Satz:
Die Reue ist ein scheues Tier. Aber wenn es erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann weicht es einem nicht mehr von der Seite.
zeigt, dass sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat.

das stimmt. So hatte ich das auch gedacht. Ich denke mittlerweile, dass das schon noch etwas schwammig bleibt. Muss da nochmal etwas drüber nachgrübeln. Aber danke für das positive Feedback!

Schön finde ich an deinem Text dieses offene Konzept, die ist so frech und selbstbewusst, diese Nina, die kann dreist den Laser anlabern und ihm was aufs Ohr erzählen

hehe, danke. Ja, dieser umstrittene Part, in dem sie sich vorstellt. Er gefällt mir auch noch immer. Aber ich glaube, das Orangenshampoo ist fällig ... dabei war das ein Originaldetail aus der alten Geschichte. In der Strenge, in der die Ereignisse hier geschildert werden, ist es mittlerweile wahrscheinlich wirklich zu albern.

Naja, habe ich dir schon gesagt, dass ich deine Geschichte saugerne gelesen habe?

:herz: Dankesehr!


... auch noch einmal für diesen sehr schönen Kommentar!
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @wieselmaus ,

vielen Dank für deinen sehr schönen Kommentar und bitte verzeih, dass ich jetzt erst antworte. Ich fand es sehr spannend, wie du das strukturell aufgeschlüsselt hast. Natürlich ist es auch schön, wenn jemand das Original kennt ...
Mal der Reihe nach:

Arroganz und wie sich am Schluss zeigt, Selbstüberschätzung

Jedes der von dir gefundenen Kriterien finde ich sehr spannend, weil es das ja kondensiert und man sehr gut darüber sprechen kann. Meine Definition von Arroganz ist, dass sich jemand für ein besseres Wesen hält. Bei ihr, finde ich, ist das mehr Einbildung; also die fälschliche Annahme über Wissen zu verfügen. Es gibt ja auch Leute, die arrogant wirken, weil sie andere spüren lassen, dass sie auf einem bestimmten Gebiet mehr drauf haben. Das finde ich persönlich einfach gemein. Aber so ist Nina für mich nicht. Sie ist für mich tatsächlich eingebildet eben weil sie sich Fachwissen und die Kontrolle darüber einbildet. Da finde ich deinen Begriff der 'Selbstüberschätzung' sehr hilfreich. Für mich gehen Einbildung und Arroganz auch mit Selbstüberschätzung einher, aber die Selbstüberschätzung ist schon der Mechanismus.

Eitelkeit und Drang zur Selbstdarstellung, Egozentrik

Wieder was zum Abarbeiten. Bis auf die Eitelkeit bin ich dabei. Klar, sie betont, dass sie dieses Shampoo und das Piercing hat, aber das ist ja weniger, weil sie damit irgendeinen Schönheitskult pflegt. Sie will damit erklären, dass sie eine Vergangenheit hat, etwas aus Teenytagen, eben der Zeit, in der Sebb und sie sich kannten, das sie immer noch pflegt. Selbstdarstellung würde ich ihr auch zuschreiben. Nicht, wegen der Shampoo- und Piercingsache, aber weil sie eben ihr Halbwissen so zur Schau trägt, was ich normalerweise eigentlich obernervig finde; ich denke mal, hier geht's, weil man nur verhältnismäßig kurz mit ihr zu tun hat und das ja auch nur eine Bewusstseinsschicht ist.

Ausbeutung

Sehr sehr spannend! Kurze Denkpause ...

Also ich hätte das niemals aus den von dir zitierten Stellen so rausgelesen, aber ich kann mit dem Begriff in dem Zusammenhang trotzdem was anfangen. Es ist ja die ganze Situation, was ja auch die Ausgangslage in der Vorlage von Teddy ist. Sie ist prinzipiell dort, um Stoff für ihre Facharbeit (Teddys Version) bzw. ihre Hochschulzeitungsartikel (bei mir) zu finden. Außerdem hat sie Sebb früher emotional ausgebeutet (finde, das kann man hier schon so sagen). Man weiß zwar nicht, ob dieser Vorwurf wirklich so ganz richtig ist – ich werde das auch nochmal bearbeiten und versuchen, klarer und besser zu gestalten – aber wie es scheint, hat sie ihn auch früher für etwas benutzt. Da stellt sich natürlich die Frage nach der Grenzziehung: Inwieweit handeln Menschen immer irgendwo egoistisch? Das ließe sich sicher abendfüllend vertiefen.


Macht, besonders subtil eingesetzt

Da würde ich auch sagen: zumindest die Einbildung von Macht. Ob ihr 'Pacing' da wirklich Früchte trägt? Wahrscheinlich eher nicht.

Mit den Ortsnamen habe ich Schwierigkeiten. Sie sind wohl erfunden. Ich versuche, sie zu deuten. Teiweise finde ich sie schlüpfrig.

hehe, schlüpfrig ist ein schönes Wort. Ich habe die Ortsnamen und ulkigen Bezeichnungen auf deinen und NGKs und Raindogs Rat hin (und sicher noch den ein paar anderer) ersetzt. Überall bin ich damit noch nicht ganz zufrieden, aber das erledige ich in der nächsten Überarbeitung.

Da geht Sebb endlich mal in die Offensive. Ein gefangenes Tier beißt.

Ja, das finde ich treffend beschrieben.

Fieses Klassendenken, Herablassung

Das auch. Auch wenn ich das sicher nicht so klar rausgeschält habe, wie du es hier zuspitzt.

Mein Fazit: Dieser (späteren) Psychologin möchte ich nicht ausgeliefert sein.

ich auch nicht. das denke ich mir aber bei einigen Psychologen, die ich bislang so kennenlernen durfte.

Der Protagonist braucht kein falsches Mitleid.

auch das finde ich treffend.

Angst, Feigheit

Ja. Ich muss an dem Ende noch schrauben, das ist noch etwas schwammig, aber das wird ...
Ich würde in die Aufzählung noch Ignoranz aufnehmen. Immerhin ist sie bereit ihre Erinnerung aufzugeben, um ihr Selbstbild zu erhalten.

Ohje, was für ein erschreckendes Psychogramm.

cool, dass du da so sensibel reagierst. Finde ich auch. Aber irgendwie auch sehr gewöhnlich (leider?).

Ich erinnere mich an die Geschichte von Georg Britting, Brudermord im Altwasser.

Werde ich mal recherchieren, vielleicht gibts die ja online. Edit: Oje, ein NS-Karrierist.

Vielen Dank, Wieselmaus, für deinen wertvollen Kommentar!
Beste Grüße
Carlo

 

Liebe @Raindog ,

:butt::peitsch:

wie kann ich so lange nicht antworten. Schon gute zwei Wochen steht dein Kommentar (und vor allem dein Copywrite!).

Über den Kommentar habe ich mich jedenfalls bereits sehr gefreut. Ich habe zuerst ein bisschen angespannt dagesessen, weil ich irgendwie so dachte, was schreibt sie als nächstes, gefällt es ihr oder nicht. Und dann habe ich gelacht bei deinen Verbesserungsvorschlägen. Vor allem bei deiner Anmerkung zu den winkenden Stirnhörnern :lol: Danke das du dir die Zeit genommen hast :kuss:

Der erste Satz baut gleich Spannung auf: Wer sagt das, und warum Thema, und warum Reue

Freut mich, dass du das großzügig als Spannungsaufbau liest.

Ja, hast du echt gut hingekriegt, das Mädel.

Danke.

Ich verstehe das "außerdem" nicht richtig, um welche Perspektive könnte es denn noch gehen?

Das habe ich verändert, wie auch manch anderes. Danke!

Menschen wie Sebb leiden immerhin wegen der Sache am Pitztidelsee.
Klingt komisch, zu verallgemeinert.

Ja, das war ja so ein Prinzip ihrer Sprache. Aber da haben sich einige dran gestoßen und ich habe mich entschieden, das rauszunehmen. Ich denke eigentlich, dass das schon gut so war; ich möchte die Leser zwar auch gerne mal vor den Kopf stoßen, aber ich habe auch nichts davon, wenn das dann nur als nervig empfunden wird. Wahrscheinlich habt ihr eh recht und mein Geschmack hat sich da etwas verirrt.

als Titel hat mich das ehrlichgesagt gar nicht angemacht … Auch die ganzen anderen Namen, alle durch die Bank, Sübbeldei und Jüdel und Susanni - ich frage mich, warum du die so brauchst? :eek: Bzw., warum ich nicht verstehe, dass die so sein müssen. Weil die eigentliche Geschichte sich ja gar nicht albern ist, sondern subtil und hintergründig.

hahah, musste über 'angemacht' lachen. Habe mir vorgestellt, wie das jemand in einer erotischen Szene sagt. "Sübbeldei, mein Liebling" :lol::lol:

Eine wirklich arrogante kleine Tussi!
Eine von sehr sich eingenommene Labertasche ...

hahah, du reagierst ähnlich allergisch auf sie wie Wieselmaus. Du solltest mal lesen, was Kiroly dazu geschrieben hat ...

"imitiert das Verhalten Sebbs" klingt natürlich schräg, und ich hätte da jetzt fast wieder etwas dazu gesagt, aber inzwischen glaube ich, es ist tatsächlich Ninas pseudo-psychologische Redeweise ... Da kannst du gar nichts dafür, oder?

hier scheinst du es dann schon auch akzeptiert zu haben und das wäre auch so der Punkt, auf den ich hinauswollen würde. Aber ich möchte hier auch niemanden quälen und den Neunmalklugen spielen. Nicht für sowas (bei dem ich mir im übrigen auch nicht hundert Prozent sicher bin – wo nur mein Gefühl sagt, das passt).

einen Baststuhl, auf den Sebb mich mit einem Winken seiner Stirnhörner komplimentiert.
So beweglich stelle ich mir die Hörner jetzt allerdings nicht vor. Klingt für mich, als hätten die Hörner ein Gelenk. Vielleicht Nicken?

okay, ich brech ab. Hier musste ich wirklich sehr lachen, weil mir das unfreiwillig Komische nicht in dem Ausmaß aufgefallen ist.

Ich fände es subtiler, wenn du die Hörner an dieser Stelle ganz weglässt. Die Klumpfuß-Idee finde ich gut, aber das Bild mit den eingeknickten Beinen, dass die dann so aussehen wie ein Klumpfuß, passt auch noch nicht ganz. (Mir fällt auf die Schnelle aber jetzt auch nichts anders ein.)

Habe ich jetzt so gemacht, glaube ich. An der Stelle: Es kommt auch nochmal eine größere Überarbeitung. Nach deiner Anregungen und anderen, die in dieselbe Richtung gingen, habe ich die "albernen" Bezeichnungen rausgenommen. Nach Kirolys Schelte werde ich da in der Überarbeitung nochmal dran rumwerkeln, damit ich dann wirklich auch ganz zufrieden damit bin (auch mit dem Titel dann ...).

Eine Handvoll Erinnerungen sind es, die mir von Sebb geblieben sind.
Das klingt jetzt, als wäre Sebb längst tot.

Hab ich geändert. Stimmt.

Die Reue ist ein scheues Tier. Aber wenn es erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann weicht es einem nicht mehr von der Seite.
Ich denke, sie wird auch Niña nicht mehr von der Seite weichen.
Den Schluss finde ich sehr gut, der rundet das Ganze perfekt ab.

Danke :-)

ist dir durch den Einblick in die Gedankenwelt deiner Niña ein spannendes Copywrite von TeddyMarias Geschichte gelungen!
(Bis auf die Namen :D) habe ich das wirklich sehr gerne gelesen.

Juchhu!! Das freut micht. Auch jetzt beim dritten Lesen ...
Danke, liebe Raindog!

 
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So, lieber @kiroly !!! Jetzt bist du dran :baddevil: ...

vielen, vielen Dank für diesen wunderbaren Kommentar. Ich habe sehr viel gelacht und über deine Ideen gestaunt. Das beste gleich zu Anfang: Wie witzig, dass du Nina so anders gelesen hast als Novak und NGK. Irgendwie konnte ich dich in dem Moment total verstehen. Tatsächlich habe ich die Figuren beim Schreiben nicht so sehr zu werten versucht, weshalb ich irgendwie fast eine neutrale Haltung zu beiden habe; klar habe ich eine moralische Meinung dazu und verurteile ihr Verhalten. Verständnis aber ist da immer für die Figuren, sonst könnte ich sie, glaube ich, nicht so beschreiben. Verständnis nicht in dem Sinn, dass ich mich mit ihnen identifiziere oder ihre Handlungen als gerechtfertigt ansehe, im Gegenteil. Es heißt bloß, dass ich mir vorstellen kann, wie sie denken.

Dass du schreibst, es ist 'höflich' geschrieben, hehe. Ich denke mal, du spielst auf den Kontrast zum Text davor an. :-p

Weil du dich wieder entschuldigst: Her mit deinen "subjektiven Eindrücken", du weißt, dass ich deine Kommentare sehr mag. Wie wahrscheinlich die meisten hier.

Es wundert mich gar nicht, dass dir die alten Begriffe des Textes, die Sprache, mit Pitztidelsee etc. besser gefallen als das Aktuelle. Ich glaube auch, dass du das so gelesen hast, wie ich es mir gewünscht habe. Als eine Art Verzerrung zwischen Dialekt und einer sonderbaren eigenen Sprache der Protagonisten, die auf ihre Erlebnisse und gemeinsame Geschichte verweist, zwischen Geschichtenerzählen (wieder Metafiktion) und der tatsächlichen Geschichte.

unterstelle ich dem Namensgeber des Achensees eine gewisse "bajuwarische Phantasielosigkeit". Ein See, eine Ache. Ah - Achensee!

:lol: Herrlich

Na, das kommt wieder weg. Die nächste Überarbeitung ruft. Ich habe Raindog geschrieben, warum ich mich entschieden habe, bei den Begriffen eine Änderung vorzunehmen. Aber mit dem Aktuellen bin ich auch noch nicht zufrieden.

Deine Vorschläge zur Geschichte des Achensees finde ich toll. Ich denke das Problem und meine feine Ausrede ist, dass dieser Text schon sehr aufs Drama hin geschrieben ist, auf die Fallhöhe. Immerhin geht es um Mord und es ist kein Krimi. Etwas wehrt sich bei mir gegen deine wieder herrlichen Beschreibungen. Als würde ich finden, der Text verdiene sie in der Form irgendwie nicht :sealed:

Die Sache am Bahndamm. Die Sache am Tiergarten. Die Sache am Talerwald.

Oh, Mann, ich grinse schon wieder. Vielleicht triffst du einfach einen Nerv, der bei mir ganz empfindlich auf sprachwitzige Sachen dieser Art reagiert. "Talerwald":D

Danke für das Lob für die Eröffnung und szenische Gestaltung des Textes. Das hört man gern.

»Meine Eltern wohnen wieder in Audorf. Die ham den Biergürtel dichtgemacht. Tja, die Zeiten sind wohl vorbei. Iss’ eben so kommert, nech?«
Natürlich, ein kleines Detail, aber warum spricht denn Sebb umgangssprachlicher als Nina denkt?

Mist, das ist falsch rübergekommen. Das sollte eigentlich Nina sagen. Sie schwätzt ja so ein bisschen vor sich hin, um Sebbs Vertrauen zu gewinnen, wie sie denkt.

Nina wirkt auf mich eher wie ein Mensch, der Sozialpädagogik studiert und endlich mal das Wissen aus dem Kurs "Klientenzentrierte Verfahren"
Mittelständische Familie mit Nutzgarten und Tulpen, die nie aufgehen wollen. Seminarteilnahme "Gewaltfreie Kommunikation" Anders gesagt: Sympathisch, ich hätte sie gedatet :-D

Du bist echt der Knüller. Wie kommst du auf sowas. Fast schon genial. Also wenn du willst denk ich mir Ninas Nummer für dich aus. Oder ich Frage Teddy, ob sie Ninas Nummer hat, immerhin hat sie Nina ja erfunden.

Deine Ausführungen zur 'naiven Professionalität' Ninas finde ich sehr spannend zu lesen. Ich glaube, du hast das schon analog zu dem gelesen, was ich mir dazu gedacht habe. Bloß ganz anders, erfrischend übersetzt.

An Sebbs Geständnis muss ich was machen, ich weiß. Es beschämt mich, dass das als Höhepunkt der Geschichte da aktuell so rumwabbelt, mal zur einen und wieder zur anderen Seite kippt. Das wird in Angriff genommen. Deswegen schreibe ich "Krampf" – Das sind bei mir einfach diese hochdramatischen Wendungen; sowas liegt mir nicht.

Danke für deinen wie immer schönen Leseeindruck und den Balsam zum Schluss.
Liebe Grüße
Carlo

 

Liebe @Chutney ,

danke für diesen sehr schönen Kommentar. Ich habe zu dieser Geschichte wirklich sehr viele tolle Kommentare bekommen. Gerade hatte ich den von Kiroly verdaut, da kam schon deiner, hat mich gefreut und das war wie so ein Rausch, so viele schöne Kommentare. Mit deinen Anmerkungen kann ich viel anfangen. Die werden vor allem bei der nächsten Überarbeitung umgesetzt. Das kann jedoch noch ein bisschen dauern. Es stehen gerade andere Sachen an (so viele noch unkommentierte Copywrites, Flieges Empfehlungsgeschichte und und und). Trotzdem kommt die Zeit und dann setze ich dich ins CC.

Sebb wird aggressiver, überlegener, wie jemand, der nichts zu verlieren hat. Er bewertet den Mord auch anders, wehrt das eher ab

Spannend, wie du das liest. Aber ja, so habe ich das auch gefühlt beim Schreiben. Vielleicht habe ich das in der Figur von Teddy so gesehen und es hat mich interessiert. Überhaupt dieses Thema: Wie man sich alles irgendwie zurechtlegen kann.

In beiden Geschichten läuft sie hinterher weg. Und enttäuscht mich damit in "Bindung" noch mehr,

Meinst du mit 'enttäuschen', dass du es dir für die Figuren anders gewünscht hättest oder meinst du, dass du es von der Dramaturgie enttäuschend findest, weil es den Konflikt einfach loslässt?

Da finde ich sie krass pubertär und da frage ich mich doch, wem sie das erzählt, zumal sie es dann auch noch mal für Doofe erklärt. Glaubhafter fände ich, wenn sie sich z.B. mit dem brüstet, was sie gelesen hat

guter Hinweis. Da mache ich in der Überarbeitung was dran.

Und so dreht sich das Ganze. Jetzt fordert er sie heraus. Das geht insgesamt sehr schnell.

das ist auch ein wichtiger Punkt. Ich weiß genau, was du meinst. Das ist nichts, was ich mal so auf die Schnelle ändern kann. Da muss ich mir mit Ruhe Zeit nehmen. Das kommt noch.

Seine Anschuldigungen sind ziemlich hanebüchen und ich wundere mich, dass sie da nicht mehr gegenhält. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, was damals abgelaufen ist.
Aber das Wissen um eine gewisse Mitschuld bleibt irgendwie backen.

Das gehört für mich beides zu dem selben Problempaket. Das Ende ist in der Form etwas zerfasert.

Das Fettgedruckte ist schon recht plakativ

fühle mich ertappt. Ja, du hast recht. Es ist der Versuch, da so ganz schnell die Kurve zu bekommen und das abzurunden. Nee, das muss auch nochmal länger.

auch das Shampoo ist mir in dem Kontext immer noch zu albern

da lasse ich mir auch etwas einfallen. Das ist auch schon mehrfach gekommen jetzt.

Vielleicht würden mir hier einfach die letzten beiden Sätze reichen.

hmm. Ich tendiere gerade eher in die Richtung, mehr schreiben statt kürzen.

Insgesamt hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen, beide Texte sind spannend zu lesen,

Danke dir!

Auf bald, gute Chutney.
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Carlo Zwei

Hat mir sehr gut gefallen, wie du der tollen Vorlage von Maria deinen eigenen Stempel aufdrückst. Da kann ich es verschmerzen, dass es in gewisser Weise eine Nacherzählung nah am Original bleibt. Allerdings erhalten bei dir die Figuren noch mehr Konturen, ähnlich wie mit Photoshop am Schärferegler gedreht.

Einziger Wehmutstropfen:

In meiner Copyright-Version erweitere ich die Geschichte, indem ich das Ende in die Mitte rücke. Es hat mich einfach interessiert, wie die Situation nach dem Höhepunkt weiterlaufen könnte.
Darauf hatte ich mich gefreut, aber du hattest ja bereits einen Wiederruf dieser Absicht nachgeschoben. Schade, hätte mich schon interessiert, wie ja andere Kritiker auch, was du daraus gemacht hättest.

Sei's drum, bleiben wir bei dieser Version hier. Die Überarbeitung, quasi das Schleifen der Stolpersteine im sprachlichen Bereich, hat der Geschichte meiner Meinung nach gut getan. Liest sich flüssiger und bedient das Kopfkino, ohne darüber nachdenken zu müssen. Gut gemacht!

Eigentlich finde ich es in gewisser Weise schade, dass ich das Original bereits im Hinterkopf hatte. Denn so wirkt mir deine Nina von Anfang an unsympatisch und arrogant. Aber das tut der Sache keinen Abbruch, du willst sie ja so rüberbringen, ihre (wirklich nur naive?) Überheblichkeit, mit der direkten Ansprache am Anfang. Ich kenn das, wo die Leute erstmal "Also eins musst du natürlich vorher wissen, bla bla ...". Wie so die klassischen, sich reinwaschenden Witzeerzähler: "Ich bin ja kein Rassist, aber kennste den? Wird ein Schwarzer be ner Fahrkartenkontrolle...".

Was ich sagen will, mir gefällt der sich selbst überschätzende Ansatz von Nina und wie Sebb ihr dann ziemlich drastisch vor Augen führt, dass sie das ja gar nicht kann, jemandem zuhören, dass sie schon damals manipulativ war, mit ihrer Sicht auf die Dinge alle um den Finger wickelte.

Ein Geruch wie im Bällebad beim McDonalds; ich mag es.
Klasse, mal was anderes als Bohnerwachs und Bratkartoffeln. Auch wenn ich nicht weiss, wie das Bällebad bei McD riecht, wohl eher unangenehm, aber Nina mag es. Deshalb mag ich diesen Vergleich.

Mein Befinden und Getränkewunsch. Gut und Leitungswasser, sage ich und schaue mich im Flur um.
Q1 und Q2. A1 und A2. Schönes Stilmittel, unterstreicht die Reserviertheit der beiden; nach so vielen Jahren. Allerdings stört mich das aufweichende "sage ich und".
Ich würde den Stil hier durchziehen: Mein Befinden und Getränkewunsch. Gut und Leitungswasser. Ich schaue mich im Flur um.

Sebb lässt mich in die Küche, zieht die Tür hinter sich zu, das Einlegeglas klirrt.
Gutes Detail, illustriert das energische Schliessen der Tür. Allerdings fragte ich mich hier, weshalb er die Küchentür schloss? Oder war es doch die Haustür, die direkt in die Küche führt? War ich kurz irritiert und entschied mich für Haustür, weil das andere keinen Sinn ergab. (War ja sonst niemand in der Wohnung, weshalb soll er dann die Küchentür schliessen.)

Einen Tisch gibt es auch und einen Baststuhl, auf den Sebb mich mit einem Kopfnicken komplimentiert.
Nicht einlädt, oder bittet, nein, komplimentiert. Sagt dir, du bist hier so erwünscht wie ein Pickel am Po. 1:0 für Wortwahl.

Sebbs Beine sind angewinkelt, als hätte er etwas an den Beinen, einen Klumpfuß vielleicht.
Unschöne Wortwiederholung, und wenn beide Beine angewinkelt sind, wieso nur ein Klumpfuss. Steht da, wie wenn er aufs Klo müsste? Irgendwie ergibt sich da bei mir kein Bild (aus Ninas Kopf). Ich weiss, du wills hier Ninas Bild vom Teufel illustrieren, zündet bei mir aber nicht.

»Was bereust du denn?«, fragt er und schmunzelt.
»Nichts«, sage ich. »Es geht ja um dich.«
Stark! Da steckt viel Aussage drin, Cliffhanger. Jetzt will ichs aber wissen. (Wenn ich das Original nicht kennen würde)

Ich sehe Sebb zu, wie er sich eine rote Gauloises ansteckt mit dem Klippfeuerzeug und erinnere mich an unsere erste Zigarette hinterm Achensee.
Das holpert irgendwie für mich. Vorschlag: Ich sehe Sebb zu, wie er sich eine rote Gauloises ansteckt. Das Klippfeuerzeug erinnert mich an unsere erste Zigarette hinterm Achensee.

Die Arme verschränkt, an die Anrichte gelehnt schaut er mich an.
Die Arme verschränkt erzählt er, dass er seit seinem Umzug ...
Das zweite "Arme verschränkt" war für mich wie ein Déjà-vu. Vielleicht ein "immer noch" einpflegen, oder so?

»Der Schmerz beim Einatmen«, sagt er.
»Beim Einatmen?«, frage ich.
Ja, wie Ertrinken. Hör doch richtig zu, du ignorantes Ding. :D

»Klar, warum nicht? Sie war halt noch kein richtiger Mensch.«
Ha, bildet somit auch keine Gefahr fürs aktuelle Bindungsgefüge; noch nicht. :D
Toll geschrieben.

Meine Eltern sahen es nie gern, dass wir uns am Achsensee trafen,
Achsensee oder Achensee? Typo oder gewollt?

»Was würdest du machen, wenn ich dir ein Geheimnis verrate?«, fragt er.
Diesen Satz verstehe ich nicht. Der kommt so ohne Kontext. Er hat ihr ja das alles schon mal erzählt, also kein Geheimnis, sie hat nur nicht zugehört. Nein, diese Frage so gestellt, hat für mich keine Berechtigung. "Soll ich dir mal was verraten?" Eher so in der Art. Provokativ und angriffslustig. Jetzt sagt dir Sebb mal die Meinung.

Alles, was ich geglaubt habe. Das hat er ja erzählt, aber ich habe nichts davon geglaubt. Die Ohren haben etwas übersetzt. Das habe ich zehn Jahre geglaubt. Wenn da jemals ein Gespür war. Was weiß ich? Vielleicht ist das alles eine falsche Übersetzung oder ich habe alles falsch geglaubt.
»Du hast Tonja …«, sage ich.
Eine wichtige Schlüsselszene, in der Nina ihren Irrglauben erkennt, und doch wirkt es auf mich nicht rund. Du setzt hier geglaubt repetitiv als Stilmittel ein. Das ist nicht schlecht. Und doch wirkt der erste Satz auf mich etwas freischwebend.
Idee: "Alles, was ich bisher geglaubt habe. Er hat es mir ja erzählt, aber die Ohren haben gefiltert. Und das habe ich dann zehn Jahre geglaubt. Glauben wollen." Irgendwie so.

Die Handinnenflächen schwitzen, Fingerkuppen drücken dagegen.
Klugscheiss: Das geht nicht, man kann seine Fingerkuppen nur in eine Handfläche drücken. Vielleicht lässt du dafür die Fingerknöchel weiss hervortreten. ;)

Sebb zieht sich eine Gauloises aus der Schachtel, klickt das Feuerzeug, gibt sich Feuer. Dann wirft er mir beides rüber, das Feuerzeug schlittert über den Tisch.
Erst dachte ich, er wirft ihr Zigarette und Feuerzeug rüber. Du meintest aber Schachtel und Feuerzeug. Erwähne ich, weil gestolpert.

Mischt dich gern ein, wenn ’s dir passt, ...
Mischst

»Ha! Siehst du?« Er hält mir die offene Hand mit der Zigarette hin. »Mischt dich gern ein, wenn ’s dir passt, spielst gern mal hilfreich – süße, unschuldige Nina. Aber nur solang 's dir nich zu ungemütlich ist.«
Hier kommt mir der Ausbruch zu plötzlich.Ich glaube @bernadette hats auch erwähnt. (@Vulkangestein wars ;)) Mir fehlt hier etwas die Einleitung zu damals. Bloss weil sie keine Zigarette nimmt, ist mir das zuwenig Aufhänger für Sebbs Abrechnung mit der Alle-lieben-sie-Nina. Diesen Übergang hätte ich gerne etwas subtiler. Hier könntest du deinen Ansatz, das Original weitergedacht, noch etwas ausbauen, bis hin zur Eskalation.

»Hast du mich eigentlich nur angestiftet, um jetzt diesen Text darüber zu schreiben?
Bisschen gar weit hergeholt, aber was sagt man nicht alles in Rage.

Wer soll diesen Quatsch eigentlich lesen, wen interessiert das?«
Hier dachte ich spontan: Achim! :D Könntest du ihr eigentlich in den Mund legen, he he.

»Ich hab dich nicht angestiftet. Ich hab dir nur gesagt, was du hören wolltest
Nö, das wollte er sicher nicht hören. Vielleicht:", was du eh schon wusstest." Somit Nina für ihn quasi den diffusen Gedanken manifestiert hat.

Fazit: Auf jeden Fall ein gelungenes Copywrite, dass deine eigene Handschrift trägt und die ursprünglichen Protagonisten in ganz neuem Licht erscheinen lässt, nicht zuletzt auch durch den Vorwurf Ninas Schuld der Komplizenschaft in diesem Gesellschaftsdrama.

Sehr gerne gelesen, wenn auch dem ernsten Thema gegenüber ehrlich berührt.
Liebe Grüsse,
dot

 
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Liebe @Kanji ,

vielen Dank, dass du mal wieder reingeschaut hast ♥ und für den schönen Leseeindruck. Sehr vielschichtig; ich versuch das mal für mich zu filtern.

Spannend fand ich, dass du da einen Kontrast zwischen den anfänglich eher ruhigen Beschreibungen und dem dramatischen Ende ausgemacht hast. Freut mich natürlich, wenn das so rüberkommt. Dein Eindruck hilft mir bei der nächsten Überarbeitung das nochmal mit diesem Fokus zu lesen – Anfang und Ende gegenüberzustellen. Danke dir.

Finde es auch cool, dass du behauptest, es sei unwichtig für die Geschichte, ob Sebb nun wirklich ein Mörder ist oder nicht. Ich glaube, ich weiß was du meinst. Ich denke, die Beziehung der beiden, die in der Szene durchscheint, entfaltet das so, wie du das beschreibst; aber gerade da könnte ich wohl auch noch weiterschrauben, dieses Darunterliegende noch archaischer inszenieren. So hatte ich es am Anfang mehr, glaube ich, bin dann aber wieder zurückgerudert. Jetzt muss ich einen Weg finden, das mit den schönen Neuerungen zusammenzubringen. Danke für den Anstoß!

Wie du das zusammengefasst hast, hat mich nochmal zum Nachdenken gebracht:

Sie versteckt sich hinter dem Duft der schönen Erinnerungen und weist am Ende die gesamte Stadt ab.

Ich habe mich gefragt, ob ich dem vielleicht noch ein bisschen mehr Raum geben sollte. Das werde ich mal ausprobieren. Zwar ist das für dich ja rübergekommen, aber vielleicht würde da ein bisschen mehr einfach gut tun.

Vielen Dank Kanji für diesen schönen Kommentar!
Carlo

-------

Liebe @bernadette ,

danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Ist natürlich der Knüller, dass du Marias Geschichte vorher auch noch gelesen hast. Und du hast es sogar gerne gelesen!
Was die Wendung angeht, du hast da schon recht. Die ist in der Version ein bisschen hanebüchen. Das haben nach der Überarbeitung fast alle geschrieben. Da werde ich auf jeden Fall nochmal drübergehen. Was mich aber bestärkt: dass dir die Idee, dass Nina da involviert ist, grundsätzlich gefallen hat. Das behalte ich bei.

Finde es spannend, wie du Nina wahrnimmst; dass ihre Ausführungen dich eher amüsieren, als dass du dich belehrt fühlst. Die meisten KommentatorInnen haben ziemlich allergisch auf sie reagiert. Kiroly als einziger nicht. Er meinte, er könnte sich vorstellen, sie zu daten :D Ich glaube, du hast einen ähnlichen Eindruck von Nina wie ich beim Schreiben. Ich habe mich nicht über sie lustig machen wollen, trotzdem haben mich ein paar Sachen (auch beim Schreiben) eher amüsiert. Wie überzeugt sie von ihrem Wissen ist und wie wichtig sie ihr Shampoo nimmt (obwohl das wahrscheinlich rausfliegen wird).

Danke nochmal und viele Grüße!
Carlo

 

Lieber @dotslash ,

das wird jetzt ein Ritt! Was für ein Kommentar. So viele Details. Vielen Dank, dass du so genau gelesen hast. Deine Vorschläge finde ich auch gut. Habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut :gelb:

Hat mir sehr gut gefallen, wie du der tollen Vorlage von Maria deinen eigenen Stempel aufdrückst

Jippi! Und ja, die Vorlage finde ich auch toll.

in gewisser Weise eine Nacherzählung nah am Original
Einziger Wehmutstropfen:
In meiner Copyright-Version erweitere ich die Geschichte, indem ich das Ende in die Mitte rücke. Es hat mich einfach interessiert, wie die Situation nach dem Höhepunkt weiterlaufen könnte.
Darauf hatte ich mich gefreut, aber du hattest ja bereits einen Wiederruf dieser Absicht nachgeschoben. Schade, hätte mich schon interessiert, wie ja andere Kritiker auch, was du daraus gemacht hättest.

Da kann ich nichts sagen. Das stimmt. Das bin ich schuldig geblieben. Vielleicht müsste ich das nochmal einlösen und nach dem Wendepunkt, wo er sie konfrontiert, in eine andere Richtung erzählen und auch länger. Mal sehen, erstmal wieder ein bisschen mit allem aufholen. Geschichten kommentieren; alles nochmal sichten und so.

Figuren noch mehr Konturen, ähnlich wie mit Photoshop am Schärferegler

cool. Danke!

dass ich das Original bereits im Hinterkopf hatte.

Das finde ich auch einen spannenden Punkt. Natürlich beeinflusst das die Wahrnehmung. Umso glücklicher bin ich, dass du hier zumindest ein Beispiel dafür lieferst, dass es hier Kritiker gibt, die davon unabhängig eine Einschätzung abgeben können. Das ist ja auch eine Leistung. Mir geht das vor allem so, wenn ich eine Geschichte mit Twist mehrmals lese, aber erst so beim dritten Mal kommentiere; wenn ich eigentlich schon genau weiß, was als nächstes kommt. Naja, vielleicht auch nicht ganz das Gleiche ...

Wie so die klassischen, sich reinwaschenden Witzeerzähler: "Ich bin ja kein Rassist, aber kennste den? Wird ein Schwarzer be ner Fahrkartenkontrolle...".

Das ist irgendwie ein guter Vergleich, trotz der verschiedenen Themen. Ganz einfach könnte man sagen: das ist unreflektiert.

dass sie das ja gar nicht kann, jemandem zuhören,

Eigentlich eine gute Möglichkeit, das noch ein bisschen deutlicher zu machen, vielleicht wirklich übers 'Zuhören' zu sprechen.

Klasse, mal was anderes als Bohnerwachs und Bratkartoffeln. Auch wenn ich nicht weiss, wie das Bällebad bei McD riecht, wohl eher unangenehm, aber Nina mag es. Deshalb mag ich diesen Vergleich.

haha.
Naja, nach Schweiß und Plastik, dachte ich

Allerdings stört mich das aufweichende "sage ich und".

ich weiß, was du meinst. Habs auch schon ausprobiert. Ich glaube, Kiroly könnte das so straight schreiben. Mir wäre das hier irgendwie zu krass. Ich will das nicht so rausstellen. Aber vielleicht muss ich das auch nochmal versuchen. Danke auf jeden Fall für den Vorschlag.

Allerdings fragte ich mich hier, weshalb er die Küchentür schloss?

Ich dachte, dass er sie zumacht, wie viele Leute die Türen gerne zumachen, wenn sie in Räumen sind und auch, weil dadurch ja eine gewisse Intimität geschaffen wird und das Versprechen, dass es etwas länger dauern könnte; hatte für mich sogar auch etwas Bedrohliches. Aber so ein kleines Logikloch ist da schon drin, das stimmt ...

Nicht einlädt, oder bittet, nein, komplimentiert. Sagt dir, du bist hier so erwünscht wie ein Pickel am Po.

:D

Unschöne Wortwiederholung (Beine – Beine)

Geändert. Der Klumpfuß bleibt aber vorerst :-p

Ich sehe Sebb zu, wie er sich eine rote Gauloises ansteckt mit dem Klippfeuerzeug und erinnere mich an unsere erste Zigarette hinterm Achensee.
Das holpert irgendwie für mich. Vorschlag: Ich sehe Sebb zu, wie er sich eine rote Gauloises ansteckt. Das Klippfeuerzeug erinnert mich an unsere erste Zigarette hinterm Achensee.

Ja, das ist irgendwie zu lang. Werde ich nochmal drüber gehen und dabei deinen Vorschlag berücksichtigen. Danke, dass du auch immer gleich ein Beispiel mitlieferst.

Das zweite "Arme verschränkt"

kommt raus.

Achsensee oder Achensee? Typo oder gewollt?

Nein, oje. Leider keine Absicht."Achsensee" :lol:

»Was würdest du machen, wenn ich dir ein Geheimnis verrate?«, fragt er.
Diesen Satz verstehe ich nicht. Der kommt so ohne Kontext. Er hat ihr ja das alles schon mal erzählt, also kein Geheimnis, sie hat nur nicht zugehört. Nein, diese Frage so gestellt, hat für mich keine Berechtigung. "Soll ich dir mal was verraten?" Eher so in der Art. Provokativ und angriffslustig. Jetzt sagt dir Sebb mal die Meinung.

Auch richtig gut. Das hängt wirklich in der Luft. Deinen Vorschlag finde ich da schon konkreter. Muss ich nochmal ein bisschen probieren. Kommt auf die Liste. Danke.

Alles, was ich geglaubt habe. Das hat er ja erzählt, aber ich habe nichts davon geglaubt. Die Ohren haben etwas übersetzt. Das habe ich zehn Jahre geglaubt. Wenn da jemals ein Gespür war. Was weiß ich? Vielleicht ist das alles eine falsche Übersetzung oder ich habe alles falsch geglaubt.
»Du hast Tonja …«, sage ich.
Eine wichtige Schlüsselszene, in der Nina ihren Irrglauben erkennt, und doch wirkt es auf mich nicht rund. Du setzt hier geglaubt repetitiv als Stilmittel ein. Das ist nicht schlecht. Und doch wirkt der erste Satz auf mich etwas freischwebend.
Idee: "Alles, was ich bisher geglaubt habe. Er hat es mir ja erzählt, aber die Ohren haben gefiltert. Und das habe ich dann zehn Jahre geglaubt. Glauben wollen." Irgendwie so.

Ich glaube, das lebt schon auch von der Verwirrtheit; also gerade, dass es so ein bisschen in der Luft hängt. Aber das "bisher", das du einfügen willst, finde ich eine gute Idee. Ich glaube, diese Passage ist sehr empfindlich. Vielleicht auch, weil da etwas noch ungeklärt ist. Wahrscheinlich ein guter Anlass, da nochmal Dinge scharfzustellen.

Die Handinnenflächen schwitzen, Fingerkuppen drücken dagegen.
Klugscheiss: Das geht nicht, man kann seine Fingerkuppen nur in eine Handfläche drücken. Vielleicht lässt du dafür die Fingerknöchel weiss hervortreten. ;)

Ist das denn eine stehende Redewendung. Ich dachte jetzt, das wäre einfach nur aktiv mit den Fingerkuppen als handelndem Subjekt und Handfläche als Objekt. Vielleicht weil es so eine nähe zu der 'Redewendung' hat?

Sebb zieht sich eine Gauloises aus der Schachtel, klickt das Feuerzeug, gibt sich Feuer. Dann wirft er mir beides rüber, das Feuerzeug schlittert über den Tisch.
Erst dachte ich, er wirft ihr Zigarette und Feuerzeug rüber. Du meintest aber Schachtel und Feuerzeug. Erwähne ich, weil gestolpert.

haha, gut rausgestrichen. An der Stelle habe ich echt getüfftelt. Als ich dann halbwegs zufrieden war, hab ich es damit gut sein lassen. Und du spürst es wieder auf. Nehme ich mir zu Herzen und schaue, wie ich das löse.

Mischst

Danke

»Ha! Siehst du?« Er hält mir die offene Hand mit der Zigarette hin. »Mischt dich gern ein, wenn ’s dir passt, spielst gern mal hilfreich – süße, unschuldige Nina. Aber nur solang 's dir nich zu ungemütlich ist.«
Hier kommt mir der Ausbruch zu plötzlich

Ja. Diese dramatische Wendung. Ich hab schon deinen VorrednerInnen mein Leid geklagt. Wahrscheinlich muss ich das einfach nochmal ein bisschen auswalzen. Da kommt es irgendwie wie aus dem nichts. So soll das nicht sein ...

Mir fehlt hier etwas die Einleitung zu damals. Bloss weil sie keine Zigarette nimmt, ist mir das zuwenig Aufhänger für Sebbs Abrechnung mit der Alle-lieben-sie-Nina. Diesen Übergang hätte ich gerne etwas subtiler. Hier könntest du deinen Ansatz, das Original weitergedacht, noch etwas ausbauen, bis hin zur Eskalation.

Das ist die richtige Erklärung und mein Ansatz für eine Verbesserung des Textes.

»Hast du mich eigentlich nur angestiftet, um jetzt diesen Text darüber zu schreiben?
Bisschen gar weit hergeholt, aber was sagt man nicht alles in Rage.

Sehr ähnlich zu der "mischst dich gern ein"-Stelle

Wer soll diesen Quatsch eigentlich lesen, wen interessiert das?«
Hier dachte ich spontan: Achim! :D Könntest du ihr eigentlich in den Mund legen, he he.

Ich denke darüber nach. Das ist ziemlich genial. Sollte man sich eigentlich nicht entgehen lassen. :D

»Ich hab dich nicht angestiftet. Ich hab dir nur gesagt, was du hören wolltest
Nö, das wollte er sicher nicht hören. Vielleicht:", was du eh schon wusstest." Somit Nina für ihn quasi den diffusen Gedanken manifestiert hat.

Ist vielleicht präziser.

Sehr gerne gelesen, wenn auch dem ernsten Thema gegenüber ehrlich berührt.

Juchhu :) Vielen Dank, Dot.

nicht zuletzt auch durch den Vorwurf Ninas Schuld der Komplizenschaft in diesem Gesellschaftsdrama.

Super. Dann lasse ich das wirklich so, nachdem du und Bernadette euch so dafür ausgesprochen habt.

Dein Besuch hat mich sehr gefreut. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, der Kommentar hatte es in sich, da werde ich dir nochmal bei der Überarbeitung innerlich danken (nachdem ich dich verflucht habe, weil mir das Arbeit aufgibt, die ich vorher nicht gesehen habe.)

Lieben Gruß
Carlo

 

Hey @Carlo Zwei,

Du bist ja relativ dicht an der Vorlage geblieben, hast hier eine Schraube eine halbe Umdrehung angezogen, dort eine ganze Umdrehung und sie um einen Aspekt erweitert. Ist insofern aber spannend, wie sehr sich die Geschichte für mich in ihrer Wirkung verändert hat. Kann man gut sehen, wie sich Texte in ihrer Wahrnehmung durch "Kleinigkeiten" doch verändern lassen. Spannend, spannend, spannend. Ich habe deine Version auf jeden Fall gern und mit Interesse gelesen, obwohl ich doch lange Zeit dachte, dass kennst Du doch schon :).

Trotzdem glaube ich, dass ich die Richtige dafür bin. Das klingt schon irre. Aber irgendwer muss diesen Menschen ja zuhören. Ich finde, Sebb sollte aufhören, die Sache am Achensee zu bereuen. Es war eben ein Unfall. So etwas passiert.
Das ist so geil. Ich habe hier echt gleich ein Bild deiner Prot. vor Augen. @kiroly hat sie hübsch beschrieben. Ich bin da sehr nah bei ihm.

Es gibt zwei Dinge, die Sie sich über mich merken sollen.
Dieses Selbstbewusstsein, die Selbstwahrnehmung ist echt der Hammer :D.

Ganz einfach: Seit ich vierzehn bin, liebe ich Orangenshampoos, das sind Shampoos mit Orangenduft, manchmal Bergamotte. Okay. Das zweite ist ein Lippenpiercing; linke Seite, untere Lippe; wegen Tom Kaulitz damals.
Und dann diese Oberflächlichkeit. Was macht mich aus? Wer bin ich? Antwort: Orangenshampoo und Lippenpiercing wegen Tom Kaulitz, ich habe so gelacht.

Sie zerbrausen wie eine Aspirintablette in einem Glas Wasser –
Schönes Bild.

Als mir neulich die Idee mit der Reue kam, habe ich ihn angerufen. Vielleicht ist mir die Idee auch nur gekommen, weil ich gern mal wieder mit ihm sprechen wollte.
Sweet.

Es dauert einen Moment, dann öffnet sich die Verriegelung mit einem Bzzz.
Ist mir irgendwie zu technisch. Jeder weiß, was Bzzz in diesem Zusammenhang bedeutet. Das ist echt was für den Superdummileser.

Ein Geruch wie im Bällebad beim McDonalds; ich mag es.
Auch ein schönes Bild - v.a. für die Prot., die noch so kindlich ist fast in ihrer Wahrnehmung. Als reif würde ich sie jedenfalls nicht beschreiben ;).

Ich werfe meine dazu, um ihm zu zeigen, dass ich mich wohlfühle. Er soll Vertrauen fassen, Pacing nennen wir das. Ich imitiere Sebbs Verhalten und der hat das Gefühl, dass ich ebenso wüst lebe wie er.
Sebb ist irgendwie so was, was für Siebenklässler der Chemiebaukasten ist. Ich weiß jetzt, wie das geht. Punkt.

Aus meinem Rucksack ziehe ich ein frisches Blatt Papier und einen Kuli mit dem Uni-Logo.
Genau. Der verleiht ihr nämlich extreme Professionalität und autorisiert sie für ihr Handeln. Sehr schönes Detail!

Das wird einmal mein Job: konzentriertes, aufmerksames Nicken. Darin bin ich gut. Meistens wiederhole ich ein Satzfragment, als sei es eine Frage.
Ich könnt mich echt bekringeln über sie. Aber ja, man war ja selbst nicht unbedingt anders. Da steckt so viel hübsche Beobachtung für die Altersphase drin, ich liebe das.

Ein richtiger Vater, schreibe ich aufs Blatt. Dann schreibe ich Reue wegen Tonja Fragezeichen und einen Doppelpunkt.
Herrlich!

»Klar, warum nicht? Sie war halt noch kein richtiger Mensch.«
Hoppala. Ja, da schluckt man mal erst kurz und der Text taucht hier ein Stück tiefer in Richtung Abgründe. Schönes Spannungsmoment.

»So ein Unsinn …«, sage ich. Ich sehe Sebb, der an der Anrichte lehnt und weiß nicht, ob er das gerade wirklich … Er steht da, lächelt kurz und schmallippig. Da sind nur Lippen, Lippen die Wörter formen: Am Achensee.
Hier wäre ich gern länger in der Szene geblieben. Ich ein, ihre Gedanken fahren da doch gerade mega Karussell. das war doch gelogen? Das muss er doch gelogen haben! Er ist doch nicht der Typ - oder? ... Und wie er da lächelt - der verarscht mich. Tut er doch? Irgendwie geht mir der Übergang zur Reflexion und zur Deutung im weiteren Verlauf zu fix. Das ist dein Höhepunkt und tja, der wird hier maximal gestreift für mein Empfinden. Das ist nämlich der Moment, wo sie aus ihrer Sichtweise der Ereignisse und ihrer Selbst ausbrechen muss und in die Verantwortung genommen wird. Da bekommt ihr Konstrukt einen gewaltigen Knacks. Ich hätte den schon gern gehört, gesehen, gefühlt.

»Du hast Tonja …«, sage ich. Die Handinnenflächen schwitzen, Fingerkuppen drücken dagegen.
Das ist schon gut, dass sie sich noch immer wehrt, das zu Glauben. Das sie an seiner "Version" zweifelt, weil es nicht ins Bild passt, was sie von ihm hat. Ich würde auch gut finden, wenn Du den Leser da noch bisschen mit zappeln lässt, wem von beiden er nun Glauben schenken soll.
Allerdings ist der Absatz - meine Ohren und meine Erinnerungen haben gefiltert zu früh. Sie ist hier ja noch immer unsicher. Ich würde den eh kicken und das lieber ins Show setzen.

»Du hast mich ignoriert, als ich in Audorf krepiert bin. Glaubst du echt, du hättest mir geholfen? Du hast uns alle in Brand gesteckt, Nina, und als es passiert ist, bist du einfach abgehauen. Die nimmt dir Achim weg, hast du gesagt, Nina. Weißt du das noch? Und dann verrat mir mal, wie stehst du dazu? Bereust du das alles nicht auch ein bisschen?«
Ich weiß gar nicht, ob ich die ganze Brandrede brauche. Oder nur diesen einen verdammten Satz. Und gleich fährt der Fahrstuhl noch ein Kellergeschoss tiefer. Cool.

Als erstes werde ich mir ein neues Shampoo kaufen. Audorf kenne ich nicht mehr; es hat sich ohnehin immer wie eine Erfindung angehört. Nichts davon wird zurückbleiben; dann bin auch ich wie neu. Die Reue ist ein scheues Tier. Aber wenn es erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann weicht es einem nicht mehr von der Seite.
Schöner Abschluss.

Ja, hättest Dir für mein Lesewohlempfinden ruhig bisschen mehr Zeit nehmen können für das Katz und Maus Spiel der beiden ab dem Knacksmoment. Sebb hab ich kaum fassen können. Der blitzt nur so kurz auf und verschwindet immer gleich wieder. Ich weiß zwar, dass er sich was vormacht, sie war noch kein richtiger Mensch, aber sonst erfahre ich kaum etwas über sein Innenleben. Allerdings geht es ja auch um Nina. Trotzdem steht er als zentrales Thema in der Geschichte rum.
Und im Nachhinein denke ich, Nina muss Sebb diesen Mord ja schon irgendwie von Anfang an zuschreiben, was hätte er denn sonst zu bereuen?

So viel von mir und meinen Wünschen :D.
Da hat Teddy Dir schon ein fettes Ding an Thema vorgelegt, finde es mutig, dass Du diesen Staffelstab hast übernommen, ist schon ne schwierige Kiste, so ein Kindermord begangen von einem Kind. Die Nina-Figur finde ich irre toll gezeichnet. Schon deswegen lohnt der Text zu lesen. Ach, diese Ninas ...

Beste Grüße,
Fliege

 

Moin, moin @Carlo Zwei ,

sorry, nun gibt es gleich zwei hintereinander. Und dabei wollte ich doch immer die am weitesten unten liegende Geschichte hochholen, Fliege war schneller. Ich habe gestern Abend Deine Copy und anschließend zum "besseren Verstehen" nochmal "Bindungen" gelesen, das sind wirklich beides richtig harte, sehr tiefgehende Texte. Wenn man sich auf die angerissenen Gedanken einlässt, einfach ein bisschen weiterspinnt ....
Aber ich haben bei diesem und dem letzten Copy auch noch sehr an den Originalen gehangen, wollte ihnen gerecht werden und nicht einfach mein Ding draus machen, daher dazu keine ernsthafte Kritik, es wäre Dir und Deinem tollen Textverständnis aber sicherlich möglich gewesen, mir hier mehr zu zeigen, als ein genaueres Bild der Nina. Das hast Du aber für meinen Geschmack wirklich richtig gut hinbekommen, sie ist so wunderbar vielschichtig, so echt - das schaue ich mir bei Gelegenheit zum lerne sicherlich nochmal an.
Ich gebe Dir anhand einiger Zitate nochmal eine kleinen Leseeindruck, vieles ist aber sicherlich schon gesagt, sorry ...

Mein Thema heißt Reue. Darin ballt sich das Dilemma schön. Ich weiß, der Begriff hat eine gewisse Breite, aber ich denke, das Thema könnte die Leute interessieren.
Den Einstieg hat mich anfangs irritiert, aber nachdem Nina einem so dicht kommt, passt das schon. Den fetten Satz empfinde ich als entbehrlich.

Ich finde, Sebb sollte aufhören, die Sache am Achensee zu bereuen.
Woher weiß sie das eigentlich, danach kommt irgendwann, das sie sich seit sechs Jahren nicht gesprochen hätten ...

Es gibt zwei Dinge, die Sie sich über mich merken sollen.
Ja, die Nina kriegst Du echt Klasse hin, viele, sehr neue Vergleiche, einiges fand ich aber auch schon bei Teddy super.

Seit sechs Jahren haben Sebb und ich nicht mehr miteinander gesprochen; es war auch schwierig zuletzt.
genau, hier war der zeitliche Abstand, in Audorf war er auch nicht mehr ...?

Vielleicht ist mir die Idee auch nur gekommen, weil ich gern mal wieder mit ihm sprechen wollte.
Das sind für mich so richtig gute "Beschreibungen" der Person, ich kann mir ein eigenes Bild machen kann mit ihr fühlen, sie ein bisschen durchschauen, ohne das es sicher ist - spannend

dann öffnet sich die Verriegelung mit einem Bzzz.
bin auch für weg damit!

Sebb lässt mich in die Küche, zieht die Tür hinter sich zu, das Einlegeglas klirrt.
gruselig? Wenn Sie schon was vermuten würde .... Mit ihm im geschlossenen Raum, überhaupt, mit jemandem, der nicht wirklich positiv reagiert - ich sehe da aber auch immer eine kleine Küche im Wohnblock, sehr eng, ungemütlich

Das waren die Zieheltern, über die leiblichen spricht man besser nicht. Nur Tonja, die Tochter von Achim und Susanna, habe ich nicht extra erwähnt. Ich dachte, das wäre schon klar.
Das empfinde ich als sehr spannend, man ahnt etwas (natürlich auch, weil ganz hinten im Gedächtnis noch Teddys Text tickt, aber ich empfinde es als guten Spannungsaufbau

Manchmal hilft es, eine Melodie zu summen, die dem Klienten bekannt ist und ihn an das Schlüsselereignis denken lässt.
echt jetzt! Das wäre mein letztes Gespräch, wenn mir ein wildfremder Mensch was vorsummt, um mich zu manipulieren ... Sachen gibts

»Du hast es mir erzählt.«
»Ja, und du hast wie immer nicht zugehört«, sagt er barsch.
»Ich … warum?«
»Weil ich dir erzählt habe, dass Tonja nicht ertrunken ist, sondern ich ihren Kopf so lange unter Wasser gedrückt habe, bis keine Bläschen mehr übrig waren.«
Bums! Was für ein Dialog, da ist soviel zwischen den Zeilen, ich bin direkt dabei.

»Ha! Siehst du?« Er hält mir die offene Hand mit der Zigarette hin. »Mischst dich gern ein, wenn ’s dir passt, spielst gern mal hilfreich – süße, unschuldige Nina. Aber nur solang 's dir nich zu ungemütlich ist.«
Aua! Ja und schon geht es weiter, da tun sich Abgründe auf, da denkt man die Geschichte weiter

»Okay«, sage ich. »Es stimmt. Ich hab gesagt, dass dir Tonja Achim wegnimmt. Genau das wird auch passieren. Nur anders, als du denkst. Wirst schon sehen …«
Ups! Hier war ich raus und habe es auch immer noch nicht verstanden. Ja, sie hat gesagt, das die eigene Tochter, das neue Baby ihm den "Vater" wegnimmt. Aber was ist mit dem fettgedrucktem gemeint? Sie wird sich doch jetzt nicht nach all den Jahren an alle Sätze erinnern, die sie gesagt hat, und warum?

»Ich hab dich nicht angestiftet. Ich hab dir nur gesagt, was du hören wolltest.«
ja, das hört sich super nach Ausrede an, auch wen ich mich wiederhole, die Vielschichtigkeit der Nina ist Dir super gelungen
Schade, das der Sebb so wenig davon abbekommt. Ach, da fällts mir wieder ein. Hattest DU nicht irgendwo erwähnt, es sollte norddeutsch klingen, mit etwas Dialekt sogar. Der Dialekt mag ja irgendwo noch stimmen (Harz?) - Aber Sebb? Wo fängt bei Dir der Norden auf, bei mir ist ja nach Berlin auch Weißwursthorizont, daher nur zur Klärung :-)

Die Reue ist ein scheues Tier. Aber wenn es erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann weicht es einem nicht mehr von der Seite.
Ja, und hier beginnt für mich dann die eigentliche, neue Geschichte. Vielleicht schriebt ja mal jemand in einer neuen Copyrunde eine Copy hiervon und erzählt mir, wie es weitergeht ...

Gute Geschichte, tolle Charakterbreite und viele Stellen zum weiterdenken - ich mochte Deine Version sehr gerne
Best Wünsche
witch

 

Liebe @Fliege ,

reichlich verspätet jetzt die Antwort zu deinem wunderbaren Kommentar. Vielen Dank für deine Zeit und die vielen hilfreichen Anmerkungen. Der Text liegt jetzt schon wieder eine Weile. Heute hatte ich mir eigentlich vorgenommen, nicht nur die darunter brach liegenden Kommentare endlich mal alle zu beantworten, sondern mich danach auch mal an die Überarbeitung und Aufnahme der vielen Anregungen zu setzen (die Geschichte 'Taubenherz' ist auch auf der Überarbeitungsliste). Tja, wie das immer so ist. Jedenfalls freue ich mich jetzt schon darauf, die Geschichte anzupacken.

Kann man gut sehen, wie sich Texte in ihrer Wahrnehmung durch "Kleinigkeiten" doch verändern lassen. Spannend, spannend, spannend.

Ja, dass ist mir auch schon ein paar Mal aufgefallen. So richtig begriffen habe ich es aber trotzdem noch nicht. Es können wirklich so winzige Dinge sein; manchmal nur ein einzelnes Wort.

Ich habe deine Version auf jeden Fall gern und mit Interesse gelesen, obwohl ich doch lange Zeit dachte, dass kennst Du doch schon

Freut mich, dass du drangeblieben bist. Ja, ich bin sehr am Original geblieben. Spricht auf jeden Fall für Marias Text, dass da so viel hängen geblieben ist (oder für dein Gedächtnis :) ).

Das ist so geil. Ich habe hier echt gleich ein Bild deiner Prot. vor Augen. @kiroly hat sie hübsch beschrieben. Ich bin da sehr nah bei ihm.

:lol: Ich dachte schon, Kiroly stünde hier mit seinem Bekenntnis, sie gar nicht mal so völlig unsympathisch zu finden, allein. Freut mich, dass das mit der Sprache da bei dir aufgegangen ist.

Und dann diese Oberflächlichkeit. Was macht mich aus? Wer bin ich? Antwort: Orangenshampoo und Lippenpiercing wegen Tom Kaulitz, ich habe so gelacht.

Hehe. Der Monsun hat also auch bei dir seine Spuren hinterlassen ... Cool, dass dir die Details gefallen. Ich muss nochmal schauen, was ich damit mache. Einige haben die ja angezweifelt. Zu albern. Aber mir gefällt es eigentlich auch ganz gut. Andererseits habe ich auch die ganzen merkwürdigen Ortsbezeichnungen rausgekickt, die ich irgendwie stimmig fand, die aber auf sehr gespaltene Reaktionen und einige negative gestoßen sind. Es ist ja immer so ein Abwägen – wann lasse ich mir auch mal ein bisschen in den Geschmack hineinreden.

Schönes Bild.

Danke pars pro toto für die gelobten Stellen.

Ist mir irgendwie zu technisch. Jeder weiß, was Bzzz in diesem Zusammenhang bedeutet. Das ist echt was für den Superdummileser.

Das ist ein guter Hinweis finde ich. Prüfe ich und wahrscheinlich fliegt es raus.

Sebb ist irgendwie so was, was für Siebenklässler der Chemiebaukasten ist.

:lol: Schöner Vergleich. Das trifft es.

Hier wäre ich gern länger in der Szene geblieben. Ich ein, ihre Gedanken fahren da doch gerade mega Karussell. das war doch gelogen? Das muss er doch gelogen haben! Er ist doch nicht der Typ - oder? ... Und wie er da lächelt - der verarscht mich. Tut er doch? Irgendwie geht mir der Übergang zur Reflexion und zur Deutung im weiteren Verlauf zu fix.
Das ist dein Höhepunkt und tja, der wird hier maximal gestreift für mein Empfinden.
Das ist nämlich der Moment, wo sie aus ihrer Sichtweise der Ereignisse und ihrer Selbst ausbrechen muss und in die Verantwortung genommen wird. Da bekommt ihr Konstrukt einen gewaltigen Knacks. Ich hätte den schon gern gehört, gesehen, gefühlt.
Ja, hättest Dir für mein Lesewohlempfinden ruhig bisschen mehr Zeit nehmen können

Hier fängt die, finde ich, sehr berechtigte Kritik an. Das geht zu schnell; außerdem bleibt Sebb zu blass, was du ja später noch anmerkst. Da entsteht dann auch, glaube ich, Sisorus Eindruck, dass Sebbs Zeichnung irgendwie unvollständig oder sogar 'platt' ist. Ich muss einfach diesen Teil nochmal ausschreiben und du lieferst mir hier einen guten Anlass, es grundsätzlich schon mal etwas auszuwalzen. Das mit dem Höhepunkt stimmt. Das ist auf jeden Fall zu hastig erzählt.

Ich würde auch gut finden, wenn Du den Leser da noch bisschen mit zappeln lässt, wem von beiden er nun Glauben schenken soll.

schöne Idee für etwas mehr Spannung zwischendurch. Dem gebe ich einen Versuch.

Allerdings ist der Absatz - meine Ohren und meine Erinnerungen haben gefiltert zu früh
Ich würde den eh kicken und das lieber ins Show setzen.

Das prüfe ich und probiers aus. So ganz überzeugt bin ich von der Textstelle tatsächlich auch noch nicht. Es ist schon sehr die Effektkiste, auf die ich da setze. Bei einigen scheint das aufzugehen, da funktioniert es. Aber ich bin mir damit, wie gesagt, selbst auch noch etwas unsicher.

Ich weiß gar nicht, ob ich die ganze Brandrede brauche. Oder nur diesen einen verdammten Satz. Und gleich fährt der Fahrstuhl noch ein Kellergeschoss tiefer. Cool.

dito

Ich weiß zwar, dass er sich was vormacht, sie war noch kein richtiger Mensch, aber sonst erfahre ich kaum etwas über sein Innenleben.

Das ist der zweite sehr brauchbare Ansatz für die Überarbeitung. Sebb einfach etwas mehr Raum und Farbe geben.

Und im Nachhinein denke ich, Nina muss Sebb diesen Mord ja schon irgendwie von Anfang an zuschreiben, was hätte er denn sonst zu bereuen?

Naja, er könnte ja auch bereuen, dass er den 'Unfall' verursacht hat. Es ist ja (für Nina) auch ein fälschliches, fast pathologisches Bereuen. Das will sie ihm ausreden.

Schon deswegen lohnt der Text zu lesen. Ach, diese Ninas ...

Oh, danke, Fliege :) so ein schöner Kommentar.
Lieben Gruß
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @greenwitch ,

danke, dass du vorbeigeschaut und mir gleich noch so einen schönen Kommentar dagelassen hast. Dein Copywrite habe ich schon vor geraumer Zeit gelesen. Hab die Zitate auch auf dem Rechner gespeichert, bin aber noch nicht dazu gekommen, den Kommentar zu schreiben. Das steht ganz oben auf meiner Liste; vielleicht also noch heute :) Jedenfalls habe ich mich sehr über die netten Worte und die Verbesserungsvorschläge gefreut. Die zweite große Überarbeitung ist wirklich überfällig ... Da bin ich zur Zeit etwas lahm; immerhin wollte ich eigentlich auch die Taubenherz-Geschichte nochmal überarbeiten. Egal. Zu deinem Kommentar.

nochmal "Bindungen" gelesen, das sind wirklich beides richtig harte, sehr tiefgehende Texte.

Ja. Mich hat das auch irgendwie gecatcht bei Maria. Obwohl ich gestehen muss, dass mir das eigentlich schon sehr viel Drama ist. Aber vielleicht weil es so eine reduzierte Szene ist; fast wie eine Studie oder Fingerübung. Das hat einen gewissen Reiz, weil der Bogen so klar vorstrukturiert ist. Was ich gern nochmal bearbeiten möchte, ist das letzte Drittel und Seb als Figur.

aber sicherlich möglich gewesen, mir hier mehr zu zeigen, als ein genaueres Bild der Nina

Ja, da ist mir durch die vielen Rückmeldungen auch bewusst geworden, wie sehr ich am Original hängengeblieben bin. Da hab ich es mir wohl etwas einfach gemacht. Dafür hat mich der Text umso mehr auf eine Irrfahrt geschickt. Das tun Texte aber in letzter Zeit häufiger bei mir :rolleyes:

hast Du aber für meinen Geschmack wirklich richtig gut hinbekommen

danke dir!

so echt

ein schönes Kompliment, danke

Mein Thema heißt Reue. Darin ballt sich das Dilemma schön. Ich weiß, der Begriff hat eine gewisse Breite, aber ich denke, das Thema könnte die Leute interessieren.

Den fetten Satz empfinde ich als entbehrlich.

Der Satz gibt dem ganzen Einstieg halt so eine gewisse Würze. Es ist ein Effekt, vielleicht auch eine Notlösung, weil ich gespürt habe, wie schwer es hier sein würde, aus dieser doch sehr profanen Stimme etwas Besonderes herauszukitzeln. Du hast schon Recht, es liest sich flüssiger ohne. Aber da ist dann, finde ich, kein Zauber mehr. Momentan ist es, wie gesagt, auch ein Effekt, der über die eigenwillige Mischung aus dem abstrakten Begriff 'Dilemma' mit der Konstruktion 'schön ballen' funktioniert. Ich geb 's zu – ein bisschen Augenwischerei ist das schon; zumindest aber auch ein probater Lückenbüßer, bis mir da etwas Echtes einfällt. Auch ein Fall für die Überarbeitung. Danke fürs Dranerinnern.

Ich finde, Sebb sollte aufhören, die Sache am Achensee zu bereuen.
Woher weiß sie das eigentlich, danach kommt irgendwann, das sie sich seit sechs Jahren nicht gesprochen hätten ...

Ich hatte das in der alten Version so:

Mein Thema heißt Reue. Darin ballt sich das Dilemma schön. Ich weiß, der Begriff hat eine gewisse Breite, aber ich denke, das Thema könnte die Leute interessieren. Außerdem kann man es auch aus der Perspektive der Betroffenen sehen. Menschen wie Sebb leiden immerhin wegen der Sache am Pitztidelsee. Egal wie oft man ihnen erklärt, dass es Unsinn ist, sie geben sich die Schuld daran. Ob ich so etwas selbst einmal empfunden habe – ich weiß nicht. Trotzdem glaube ich, dass ich die Richtige dafür bin. Das klingt schon irre. Aber irgendwer muss diesen Menschen ja zuhören. Ich finde, Leute wie Sebb sollten endlich aufhören, die Sache am Pitztidelsee zu bereuen. Es war eben ein Unfall. So etwas passiert.

Ich meine, da wurde noch klarer, dass Nina sich an eine andere Version der Geschichte erinnert. Eine, in der es ein Unfall war und Sebb eigentlich keine Schuld trifft. Das muss da scheinbar wieder rein.

Seit sechs Jahren haben Sebb und ich nicht mehr miteinander gesprochen; es war auch schwierig zuletzt.
genau, hier war der zeitliche Abstand, in Audorf war er auch nicht mehr ...?

Das wäre vielleicht auch nochmal eine gute Stelle, um das zu klären, wenn nicht am Anfang.

Vielleicht ist mir die Idee auch nur gekommen, weil ich gern mal wieder mit ihm sprechen wollte.
Das sind für mich so richtig gute "Beschreibungen" der Person, ich kann mir ein eigenes Bild machen kann mit ihr fühlen, sie ein bisschen durchschauen, ohne das es sicher ist - spannend

cool, das freut mich. Danke für die Rückmeldung.

dann öffnet sich die Verriegelung mit einem Bzzz.
bin auch für weg damit!

ihr (du und Fliege) habt mich überzeugt. Das packe ich an.

Sebb lässt mich in die Küche, zieht die Tür hinter sich zu, das Einlegeglas klirrt.
gruselig? Wenn Sie schon was vermuten würde ....

sehr gute Idee für einen weiteren Spannungsmoment. Da müsste ich noch ein bisschen foreshadowing betreiben.

Das waren die Zieheltern, über die leiblichen spricht man besser nicht. Nur Tonja, die Tochter von Achim und Susanna, habe ich nicht extra erwähnt. Ich dachte, das wäre schon klar.
Das empfinde ich als sehr spannend, man ahnt etwas (natürlich auch, weil ganz hinten im Gedächtnis noch Teddys Text tickt, aber ich empfinde es als guten Spannungsaufbau

schön, dass das aufgeht.

Manchmal hilft es, eine Melodie zu summen, die dem Klienten bekannt ist und ihn an das Schlüsselereignis denken lässt.
echt jetzt! Das wäre mein letztes Gespräch, wenn mir ein wildfremder Mensch was vorsummt, um mich zu manipulieren ... Sachen gibts

das ist die wohl am meisten missverstandene Stelle in diesem Text :p Ist, glaube ich, zu fremd, als dass es mit einer so knappen Beschreibung verständlich wird. Das ist wirklich ein psychologischer Trick. So ein Manipulations-Hokuspokus aus der angewandten Psychologie (NLP ist da das Schlagwort. Eine Reihe nie völlig nachgewiesener psychologischer Hütchenspielertricks. Manipulationsstrategien sind natürlich immer ein spannendes Thema, wenn man davon noch nicht viel weiß. Man hat die Chance angebliche Manipulationsversuche zu entlarven; außerdem lernt man was über die menschliche Wahrnehmung und somit über sich selbst; einige düstere Gestalten wie Manager oder Zweigstellenleiter oder eben auch Leute wie Nina werden da wohl hin und wieder auch Gebrauch von machen :lol:). Es funktioniert so, dass die Melodie ganz ganz leise gesummt wird, kaum hörbar sozusagen. Dahinter verbirgt sich eine Theorie des Unbewussten. Das läuft analog zu folgendem Phänomen: Du bist wandern mit einer Freundin und hast einen Ohrwurm, summst hin und wieder ein paar Töne. Nach fünf Minuten beginnt die Freundin, das Lied zu pfeifen und erklärt dir, sie wüsste so überhaupt nicht, wie sie gerade auf diesen Song kommt. Sie hat das nur halb bewusst wahrgenommen. Dieses Beispiel habe ich tatsächlich schon ein paar Mal beobachtet. Das ist mir auch nicht selten bei 'tollen Einfällen' oder 'Ideen' passiert. Wo mir ein Freund dann vehement erklären wollte, dass er auf diese wunderbare Idee gekommen ist.

»Okay«, sage ich. »Es stimmt. Ich hab gesagt, dass dir Tonja Achim wegnimmt. Genau das wird auch passieren. Nur anders, als du denkst. Wirst schon sehen …«
Ups! Hier war ich raus und habe es auch immer noch nicht verstanden. Ja, sie hat gesagt, das die eigene Tochter, das neue Baby ihm den "Vater" wegnimmt. Aber was ist mit dem fettgedrucktem gemeint? Sie wird sich doch jetzt nicht nach all den Jahren an alle Sätze erinnern, die sie gesagt hat, und warum?

Das hat durch die Streichungen seine Bodenhaftung verloren. Das sollte eigentlich nochmal ein Gegenangriff von Nina sein. Sie droht, Achim, Sebbs Stiefvater, alles zu erzählen; so würde Sebb durch (den Mord an) Tonja Achim verlieren; weil der logisch nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Er würde ihn also nicht aktiv durch Tonja verlieren, sondern durch seinen Mord an Tonja. Im übertragenden Sinn, darauf spielt Nina an, würde Tonja ihm also auch nach ihrem Tod Achim wegnehmen. Das Fatale daran reibt sie Sebb unter die Nase, um ihn fertigzumachen.

»Ich hab dich nicht angestiftet. Ich hab dir nur gesagt, was du hören wolltest.«
ja, das hört sich super nach Ausrede an, auch wen ich mich wiederhole, die Vielschichtigkeit der Nina ist Dir super gelungen
Schade, das der Sebb so wenig davon abbekommt. Ach, da fällts mir wieder ein. Hattest DU nicht irgendwo erwähnt, es sollte norddeutsch klingen, mit etwas Dialekt sogar. Der Dialekt mag ja irgendwo noch stimmen (Harz?) - Aber Sebb? Wo fängt bei Dir der Norden auf, bei mir ist ja nach Berlin auch Weißwursthorizont, daher nur zur Klärung :-)

Haha. Ja. Da war es ein wilder Dialekt-Mix. Es sollte von allem etwas sein, aber nichts richtig; damit man beim Lesen das nicht verorten kann. Es klingt vertraut, aber auch wie ein Märchenort. Den Zahn habe ich mir allerdings ziehen lassen. Ich glaube, das war für viele dann doch ein bisschen too much.

Ja, und hier beginnt für mich dann die eigentliche, neue Geschichte. Vielleicht schriebt ja mal jemand in einer neuen Copyrunde eine Copy hiervon und erzählt mir, wie es weitergeht ...

Das wäre natürlich witzig. Irgendwie sehe ich mich da selbst noch in der Verantwortung. Aber wie soll ich das schaffen? Ich muss, wie gesagt, ja erstmal diese und dann noch die Taubenherz-Geschichte überarbeiten. Und eure Geschichten will ich auch lesen und kommentieren. Tja, wie das so ist.

Gute Geschichte, tolle Charakterbreite und viele Stellen zum weiterdenken

Danke, liebe Witch. Der Kommentar hat mir einiges gegeben.
Viele Grüße
Carlo

 

Lieber @Sisorus ,

sehr starker Kommentar. Ich weiß, obwohl du das alles sehr in deinen Worten formulierst (oder vielleicht genau deshalb), worauf du hinauswillst, und kann mit den Punkten eine Menge anfangen. Ich wiederhole mich jetzt mal, macht ja nichts: Die Überarbeitung steht an. Gerade habe ich sturmfrei, aber leider nur noch bis morgen, wie es aussieht. Eigentlich wären jetzt so zwei, drei Tage intensive Arbeit am Text super. Aber man kann es sich nicht immer aussuchen und auch das gemächliche 1-2 Stunden-am-Tag-Programm ist nicht zu verachten; manchmal gibt es dazu auch einfach keine Alternative.

wie es der Zufall so will, lese ich gerade Juli Zehs "Unter Leuten" und ganz ehrlich, deine Geschichte könnte fast ein kleines Kapitel daraus sein

Der Vergleich schmeichelt mir natürlich wegen des großen Namens. Habe das bei mir unangetastet im Regal stehen. Ist ja eine der großen deutschsprachigen Erzählerin; mit Kehlmann, Stuckrad-Barre und solchen auf Augenhöhe. Muss ich mal endlich reinlesen. Aber hänge hier noch an den Kommentaren und eigentlich noch an Peeperkorns Roman :Pfeif: – keine Ahnung, warum ich gerade so furchtbar langsam bin.

Die manipulative Protagonistin, die das eigene Verhalten steuert, dem Leser dazu erläutert, Reaktionen liest, provoziert usw., ohne dabei ein wirklich boshafter Mensch zu sein

hehe. Dann bist du mit Kiroly und Fliege die dritte Person, die der Nina erstmal nichts Grundböses unterstellen möchte. Das deckt sich wahrscheinlich noch am meisten mit meiner Sicht auf die Figur.

Sie ist eine Person mit Zielen und glaubt zu wissen, wie sie diese erreicht.

genau so. Finde ich sehr treffend zusammengefasst.

Glücklicherweise psychologisierst du dennoch weniger als die liebe Frau Zeh, die das emotionale Innenleben ihrer Figuren permanent verbalisiert und zusammen mit den Handlungen eine gedoppelte Eindeutigkeit schafft, die ich persönlich nicht so sehr mag.

spannende Analyse. Muss ich mir dann mal vor dem Hintergrund anschauen. Wenn man das so konsequent betreibt, hat das sicher auch seinen Reiz für sich; sonst würden das wahrscheinlich auch nicht so viele Leute lesen. Trotzdem freue ich mich sehr, dass dir das wie bei mir gefällt.

Auch schaffst du ein paar schöne inhaltliche Klammern, wie z.B.
»Der Schmerz beim Einatmen«
Atem wird ganz essenziell. Die Reueklammer funktioniert auch gut, finde ich.

ahh, das ist sehr interessant. Das stimmt total. Gerade das mit dem Atmen. Das passiert mir bei wirklich vielen Geschichten – und es passiert tatsächlich eher unbewusst; auch wenn ich nicht glaube, dass ich das zufällig so auswähle. Schön wäre es natürlich, das noch bewusster zu machen. Aber vielleicht kommt da ja noch ein kleiner erweiternder Hinweis in der Überarbeitung. Mal sehen. Es gibt ja auch immer die Gefahr, dass das dann kippt, wenn es zu offensichtlich wird.

Der Umgang der beiden miteinander scheint mir unnatürlich. Allem voran Sebbs Rachegelüste, seine Boshaftigkeit.

die Kritik kann ich völlig nachvollziehen. Da bricht mir das Drama oder mein ängstlicher und unbedarfter Umgang damit das Genick. Ich verfalle dann in solche Klischeebilder und am Ende stehen dann da so Schaufensterpuppen mit Pappsprechblasen rum. Aber hier habe ich schon super nützliche Hinweise für eine Lösung dieses Problems bekommen (auch von dir in diesen Anregungen). Das ist die große Baustelle der Überarbeitung

aber ich glaube nicht, dass Sebb so eintönig angreifen würde oder könnte. Sebb braucht Liebe, braucht Geborgenheit, Sicherheit, mordet für das Gefühl, nicht alleine zu sein

Absolut richtig. Sebb ist einerseits schwammig gezeichnet und dann in der Konsequenz auch im Handeln uneindeutig oder 'platt', wie du geschrieben hast. Ihn als Figur deutlicher zu machen, ist die zweite große Aufgabe, die ich mir für die Überarbeitung gestellt habe.

Und ich glaube, so eine Person will wenigstens vor sich selbst ein guter Mensch sein, würde den Hass als verborgenen Tumor tragen, höchstens Metastasen hervorwürgen

Das ist ein sehr guter Ansatz. Das werde ich aufnehmen, wenn ich das nochmal etwas umschreibe.

Nina könnte doch für ihn da sein, sie waren doch mal ... aber es war ihre ... aber er hats getan ... und er lag dort auf ihren ... und sie log ... hörte nicht zu ... wollte nicht hören usw.

ich verstehe, worauf du hinaus willst. So eine Verletzbarkeit würde dem sicher gut tun. Er ist ja schon auch reflektiert, was sich ein bisschen damit beißt, weil es den Anschein hat, er hätte das längst verwunden. Das sind sehr empfindliche Textschrauben. Vielleicht habe ich deshalb so lange damit gewartet.

Sebb scheint mir platt.

Die Zusammenfassung. Das hört man natürlich nicht gern, aber wahr ist es.

Das kann man sicher auf die Perspektive schieben,

Nee. Ich möchte mich gar nicht herausreden. Außerdem wüsste ich auch gar nicht, wie ich das auf die Perspektive schieben würde. Er spricht ja und handelt auch. Da ist nichts, was die Ich-Erzählerin hier nicht auch hergeben würde.

mMn sollte Nina mehr an ihm kratzen, bevor er ihr die Reue auf den Hals hetzt.

das geht in eine ähnliche Richtung zu dem, was Greenwitch und auch Fliege geschrieben haben. Das macht für mich total Sinn – fällt mit der Überarbeitung des letzten Text-Drittels zusammen.

Grüße aus dem Kellerloch

Haha, was bedeutet das denn? Ich dachte, wir hätten hier nur ein Kellerkind im Forum.

Falls du magst, füge ich noch Zitate hinzu. Denke aber, dass die Bemerkungen auch so schon einen Sinn ergeben.

Nee, danke, das passt. Ich glaube, ich habe deine Punkte sehr gut verstanden.

Lieber Sisorus. Ein sehr hilfreicher und schöner Kommentar. Jetzt bin ich hier mal wieder aus den Miesen gekommen und könnte mich wirklich so langsam an die Überarbeitung machen. Hat ja jetzt auch wieder lange genug gelegen, der Text.

Hab noch einen schönen Sonntag!
Carlo

 

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