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Am Ende des Tunnels.

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12.04.2002
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Am Ende des Tunnels.

Ronni kann seine Mama nicht ausstehen. Seine ältere Schwester geht ihm noch viel mehr auf den Geist. Was die immer auf ihm herum meckert, weil er nicht arbeiten geht, weil er dauernd zu Hause herum hängt, na, und erst wegen seiner Weiber, die er dauernd mit nach Hause bringt?

Papa lebt nicht mehr und so führt die Schwester gemeinsam mit der Mama nun schon seit gut zehn Jahren das Geschäft. Semmeln und Brot in aller Wünsche Kreationen von Form und Getreidesortiment. Und alle möglichen Arten von Torten, Kuchen, Keksen und sonstigem Zuckergebäck. Sonst haben die zwei echt nichts im Kopf. Dass sie auch ein Hirn hätten, das hat Ronni bis heute noch nicht bemerkt, das zu glauben fällt ihm auch verdammt schwer, und das jetzt nicht bloß deshalb, weil sie seine Mama und seine Schwester sind, die er ja irgendwie beide nicht recht leiden kann. Sie sind beide auch Frauen, und mit Frauen hatte Ronni immer schon sein Problem.

Ronni wohnt im zweiten Stock über dem Hauptgeschäft. Die Familie hat ja auch sonst noch einige Filialen, denn das Geschäft geht echt gut, schließlich haben Mama und Schwester ja sonst nichts anderes im Kopf. Das Haus, eines der schönsten in der ganzen Stadt, gehört natürlich der Familie, und der brave Papa hat bei seinem Testament auch schwer an ihn gedacht, was seiner Schwester damals ganz und gar nicht gefallen hat.

Sie hat damals im Krankenhaus noch zu Papa gemeint: „Wenn du dem so viel hinterlässt, dann geht der faule Hund nie wieder arbeiten!“ Der Herr Papa hat dann gesagt: „Na, und soll ich ihn deshalb jetzt enterben? Und überhaupt: wie redest du über deinen Bruder? Halt dich ein wenig zurück, klar, zumindest so lange ich noch da bin.“ Da hat seine Schwester dann nichts mehr gesagt. Ronni hat still in sich hinein gegrinst und zum Papa gesagt, dass das sicher nicht stimmen würde, denn so bald er sein (ewiges) Studium beendet hätte, würde er schon arbeiten gehen. Hihi, sein Studium hat er inzwischen auch beendet, obwohl er damit noch gar nicht fertig war, und arbeiten geht er natürlich auch nicht, klar. Seine Schwester, die blöde Kuh, ist ja nur neidisch auf das schöne Leben, das er zu führen versteht.

Er hat also eine Wohnung im zweiten Stock des Hauses, fast zweihundertsechzig Quadratmeter groß, dazu eine fast vierzig Quadratmeter große Terrasse in den Hof hinaus Richtung Süden, ein drittel davon überdacht. Um sein fast siebzig Quadratmeter großes Badeareal mit Whirlpool, Sauna und drei mal sechs Meter langem Swimmingpool beneidet ihn seine ganze Bekanntschaft, die nicht gerade eine kleine zu nennen ist, schließlich läuft bei ihm immer irgendeine Party. Der ganze zweite Stock gehört ihm.

Und Geld hat er ihm auch einen schönen Batzen hinterlassen, sein Herr Papa, teilweise wird es in Form einer monatlichen Pension ausbezahlt, die echt angemessen ist. Und wenn es einmal trotzdem nicht reicht, na, ein schönes Sparbuch hat er auch noch, auf das jedes Jahr die Zinsen fließen aus einem Investmentfond, der brav gestreut ist, so dass nicht viel passieren kann. Bis jetzt hat er da immer einen guten Riecher gehabt, auf den er mächtig stolz ist. Und natürlich ist er mit zwanzig Prozent am Gewinn des Geschäftes beteiligt, auch wenn er dafür keinen Finger zu rühren braucht. Also wenn die Welt jetzt nicht total aus dem Ruder läuft, was Ronni jedoch manchmal befürchtet, wenn er Zeitung liest oder Nachrichten schaut, dann braucht er sich zeit seines Lebens keine Sorgen mehr zu machen.

Seine einzigen Sorgen bestehen momentan darin, wie er seine immer perverser werdenden Gedanken und vor allem seine Gefühle unter Kontrolle halten soll, kann, ja muss, verdammt!? Er hat keine Lust, wegen so einem scheiß Weib auf ewig ins Häfen zu gehen. Und wie es nun aussieht, sitzt er nun deshalb erst einmal für ein paar Monate ein.

Ronni steht auf Gewalt. Er liebt diese „Gewalt“. Erst wenn es weh tut, dann fühlt er. Erst wenn es schmerzt, dann lebt er. Er ist auch selbst kein wehleidiger Hund. Auch ihm darf gerne (ein wenig) weh getan werden. Egal. Ja, es törnt ihn sogar an.

Spielchen spielen, das ist sein Lieblingsspiel. Das Problem dabei: der andere Teil, also das Weib, soll, darf das Spielchen nicht (ganz) freiwillig spielen. Sie soll ruhig jammern, und wenn sie vor Schmerzen schreit und sich dabei auch noch ordentlich wehrt, uuuuhhh, welch Höchstgenuss.

Also lässt er ihnen auch schon mal ein wenig Freiheit. Er lässt sie immer wieder ein wenig los. „Wehr dich, du Gans, hehehe! Wehr dich, du blöde Ziege! Ja, wehr dich du Sau!“ so saut er sich manchmal über ihnen aus, wenn er „sein Spielchen spielt“.

Ronni ist jetzt fast vierzig Jahre alt, und bis auf zwei Mal ist es eigentlich immer gut gegangen. Er hatte bis jetzt immer einen guten „Riecher“. Irgendwie hat er immer gewusst: „Diese Ziege geht nicht zur Polizei. Diese dumme Kuh schämt sich sicherlich, die will sicher nicht, dass Alle davon wissen.“

Doch, es ist nun schon gut ein und ein halbes Jahr her, da hat er seinen Bauch missachtet. Sein Bauch hat ihm gesagt: „Lass die Finger von der! Die lässt sich das nicht gefallen. Die geht zur Polizei!“

Verdammt! Aber er wollte sie haben, unbedingt. Schlank wie ein Reh. Ein Knackarsch, so dass seine steife Nudel glatt den Reißverschluss zerkrachte, während er sie mit seinem immer wieder gut ankommenden Schmäh unterhalten hat. Und zwei Huperln, uuuiiihhh, die kaum aus der Horizontale wackelten, wie frisch erkalteter Vanillepudding, den man auf den Teller stürzt und dann das Förmchen langsam abzieht. Uuuhhh, so geil. Er musste sie einfach haben.

Die Kleine war danach mit blauen Flecken übersäht, Kratzer, Bisswunden, so weit ein Doktorauge reicht. Und er sah auch kaum besser aus. Und immer, hahahaha, wenn sie dachte, es wäre endlich vorbei, haha, da hat er am Popper-Fläschchen gerochen und wieder ging sie ab die Post. Hinten war sie noch Jungfrau, er hatte kein Gel dabei, er hat danach selber wie ein abgestochenes Ferkel geblutet. Er hat ihn einfach beinhart rein gerammt. Es tat so weh, ..... Mann o Mann, ihm ist die Vorhaut eingerissen. Aber es war so geil.

Und dann ging diese blöde Kuh doch tatsächlich glatt zur Polizei. Seine Mama und seine Schwester schrieen Zeter und Mordio: „Du bringst noch die Schande über die Familie! Du ruinierst unseren guten Ruf! So kann es nicht weiter gehen! Du gehst jetzt zum Psychiater. Wir lassen dich nicht mehr aus dem Haus!“

Sie hatten Angst, sogar wahrscheinlich mehr Angst, als er. Schließlich wussten sie ja davon. Und auch einige der Angestellten im Lokal und die Bäckerjungs im Keller in der Backstube „wussten“ davon. Schließlich sperrt die Backstube ja um zwei Uhr in der Früh auf und das Geschäft von Montag bis Samstag um halb fünf. Und das Stiegenhaus geht genau hinten am Küchenausgang des Cafes und dem Kellerabgang vorbei. Ronni hat keine Ahnung, wie oft dort schon so eine wehleidige Heulsuse vorbei gestolpert ist. Manche wurden auch dabei gesehen.

Sein Rechtsanwalt hat die Sache dann aber so hingedreht, dass sie „mitschuldig“ erschienen ist. Schließlich ist sie ja freiwillig mitgegangen und er sah selber ja auch wie ein Fetzen blutigen Fleisches aus. Er hat einfach alles abgestritten und es als zuletzt entartetes Sexspiel hingestellt. Sie hätte ja zuerst voll Geilheit mitgespielt, ihn gekratzt, geschlagen und gekniffen, wo es nur ging. Und als sie dann auf einmal nichts mehr davon wissen wollte, da hätte er die Situation verkannt und „geglaubt“, sie „spielte“ jetzt einfach nur ihren Part so grandios.

Sein Rechtsanwalt war echt ein Hit. Der Typ dachte wohl, er stände live im Burgtheater auf der Bühne vor einem erlauchten Publikum – bis zur letzten Reihe hinauf aufgefüllt mit resozialisierungsgläubigen Intis der Achtundsechziger-Generation mitsamt ihren süßen Klons von ihren süßen Klons.

Na ja, jedenfalls war auch der Richter von dieser schauspielerischen Glanzleistung Marke Gerichtsthriller a la Hollywood schwer angetan. (Man muss hiezu wissen, der Anwalt zieht sich vor seinem Auftritt immer zwei lange Nasen Koks rein.) Die „Kleine“ hatte sich dabei in ein paar schwerwiegende Widersprüche verwickelt – sie war ja kein Profi, auch sie war schließlich vom Herrn Dr. Jur, an dem echt ein Burgschauspieler verloren gegangen ist, schwer irritiert.

Der Richter hat ihm dann nur die Leviten gelesen, ihn überredet, die Kosten des Verfahrens zu übernehmen. Na klar, kein Problem. Vergeben, hihi, und vergessen: „Hey, Papa, schau oba. Und danke für die schöne Hinterlassenschaft. Du hast mich wieder einmal gerettet vor dieser bösen Welt.“ Und Ronni ging als freier und unbescholten gebliebener Mann nach Hause.

(Der Typ hatte damals echtes Glück. Der Richter auch und der Rechtsanwalt sowieso. Ich habe die Verhandlung gesehen und hatte leider keine Pistole eingesteckt. Ich habe die Augen des Mädchens gesehen. Sie glaubten nicht mehr an diese Welt. Ich hätte diese Gutmenschen-Saubande am Liebsten umgelegt.)

Doch verdammt! Da ist ihm dann vor gut zwei Monaten doch glatt wieder ein Unglück passiert. Er hat sich zum hundertsten Mal seinen Lieblingsfilm auf DVD angesehen, diesen irre geilen Streifen mit dieser irre geilen Monika Bellucci in der Hauptrolle: Irreversible. Und da ist sein Plan dann gereift: das will er auch einmal erleben.

Er ist dann extra für diese Geilheit vor gut einem halben Jahr das erste nach Wien gefahren. Er hat sich die ganze Nacht in einer schwarzen Techno-Hütte zugedröhnt und zugeknallt. Koks, Speed, drei E. Und gegen vier Uhr früh hat er sich dann ans Ende der einsamsten Unterführung der ganzen Stadt gestellt, hat sich ein Viagra eingeschmissen, hahaha, und dann gewartet.

Er hat sich zwei Dosen Cola-Whiskey für den Durst, der enorm war, mitgebracht. Er hatte die erste schon ausgetrunken gehabt, von der zweiten schon den zweiten Schluck genommen. Er dachte schon: verdammt! Das ist wirklich die einsamste Unterführung der ganzen Stadt. Ich werde doch nicht etwa umsonst nach Wien gefahren sein? Shit! Er sah zum ixten Mal auf seine Uhr, es war schon fast fünf. Er dachte gerade, ob er vielleicht abhauen sollte? Doch halt und hui! Welch herrliches Geräusch? Da stöckelte es auf einmal von Weitem her auf dem Asphalt.

Klack! Klack! Klack! Ja, Baby, ja, klack dich her, klack, klack! Dieses Klacken wurde lauter und lauter von Klack zu Klack. Da fuhr ihm das Viagra wie eine Heroinspritze in den Schwanz. Wumm! Sein Schwanz stellte sich auf und krachte eisenhart gegen den Reißverschluss von seiner Hose. Sein Über-Ich stand kerzengerade und der Nudelkopf oben an der Gürtelschnalle an.

Mann o Mann, wie ist doch diese Mixtur aus Drogencocktail, Alkohol und Viagra geil. Ein Irrsinn versteifte sich in ihm. Dieser Irrsinn erfasste seinen ganzen Körper, jede Faser war angespannt. Sein Gehirn, seine Seele waren mit seinem Körper eins. Er war auf einmal nur noch Schwanz. Stahlhart. Heiß und so eiskalt zugleich. Eine noch nie gefühlte Bosheit verboste sich in, an, ja, sogar um ihn.

Da klackte eine hübsche Frau, wohl eine Südländerin, vielleicht Ungarin – so stand es am nächsten Tag in der Zeitung, Mitte zwanzig, eine brave Kellnerin, auf dem Weg nach Hause, aus dem Tunnel heraus. Da stellte er sich ihr wie ein Ganzkörperschwanz in den Weg. Sie schrie auf. In ihren Augen sah er: das hatte sie schon einmal erlebt. Die seinen grinsten: Krieg!

Und dann fiel er über sie her, riss ihr die Kleider vom Leib, dabei schlug er sie halb k.o. Er zerrte sie halb bewusstlos in das Gebüsch des Parks hinein, und dann …. Viagra mal Koks mal Speed mal E mal Alk. Ronni war brutaler Ganzkörperschwanz. Ronni tat nur noch weh.

Ronni hatte dann keine Ahnung mehr, wie er zu seinem Auto gekommen ist. Die Autobahn nach Linz wurde zu einem langen Schwarzen Loch in seinem Kopf. Doch am Montag war dann eine Zeichnung in allen Zeitungen. Er erschrak. Er dachte schon, er würde in einen Spiegel sehen. Das Mädchen hatte überlebt. (Er hatte sie bewusstlos liegen gelassen.) Und sie konnte zeichnen. Verdammt gut sogar, zu gut für ihn.

Ronni hatte schon Angst, seine Mutter oder seine Schwester würden das Bild in der Zeitung sehen. Es war auch am nächsten Tag wieder drin. Doch Mama und Schwester hatten zum Glück nur das Brot und ihre Semmeln im Kopf. Es war das erste Mal, dass er das nicht spöttisch dachte. Er ging dann zwei Wochen lang nicht mehr aus dem Haus. Sich nur nicht in Erinnerung bringen. Er ließ sich dann einen Bart wachsen. Seine Bekannten meinten: der Bart steht dir echt gut.

Zum Glück gab es von seiner letzten Aktion vor Gericht keinen DNA-Abstrich. Ronni dachte: Der Richter damals ist ja zum Glück ein wahrer Gutmensch gewesen, er hat nicht an die möglichen zukünftigen Opfer gedacht. So ein wahrer Gutmenschen-Richter denkt ja eher so: je mehr Opfer, um so sicherer sein Arbeitsplatz. Es soll ja angeblich keinen Nachteil geben, wovon nicht ein anderer einen Vorteil hat. Ronni hat aber jedenfalls jedes Mal gezittert, wenn draußen die Glocke geläutet hat. Doch die Zeit ist vergangen, ohne dass ihm die Bullen auf den Pelz gerückt sind. Gott sei’s gedankt!

Er hat sich dann ein paar Monate zurück gehalten. Doch dann wurde sein Trieb wieder übermächtig. So drei Tage vor dem Vollmond fängt das immer an. Also hat er es wieder ausprobiert. Selber Ort und selbe Zeit an einem stillen Sonntagmorgen. Auch Gott Viagra war natürlich wieder mit dabei.

Doch dabei es etwas schief gegangen. Zwei Kosovo-Albaner kamen zufälligerweise des Weges daher, und das um diese Zeit, und die waren noch nicht lange in der EU, also noch nicht gutmenschlich verbeastert. Die haben nicht weggeschaut, die sind nicht einfach weiter gegangen. Die haben das Wimmern der Frau nicht einfach überhört. Die sind hellhörig geworden, haben nachgeschaut, und dann …., und dann, und dann haben sie dem armen Ronni den Arsch aufgerissen, im wahrsten Sinne dieser Worte. Ronni war in seinem ganzen Leben noch nie so froh, einen Bullen zu sehen. Am Liebsten wäre er ihnen um den Hals gefallen, doch er konnte nicht. Denn, als die Polizei endlich kam, da war er schon halb tot. Einige Brüche, ein Arm, ein Schienbein, ein paar Rippen, ein Schulterbein, jeder Muskel grün und blau, und eine Nierenquetschung, wahrscheinlich von einem harten, spitzen Schuh ließen ihn fast einen Monat lang im Krankenhaus verweilen.

Und Shit! Dieses Mal war sein Rechtsanwalt, derselbe, wie beim ersten Mal, als Schauspieler die volle Niete. Dieses Mal hat der sich die Nase Koks vor der Verhandlung gespart. Er hat den Richter und die Geschworenen gelangweilt. Und jetzt sitzt der arme Ronni im Häfen. Achtzehn Monate, davon sechs unbedingt.

Er wusste es ja irgendwie. Er kam verdammt gut davon. Die zwei Kosovo-Albaner kamen ja noch rechtzeitig dazu, also ehe sein Ganzkörperschwanz mit ihm vollends durchgegangen ist. Die Frau war zu seinem Glück noch nicht allzu schwer verletzt. Und auch dieser Richter war zum Glück gutmenschlich brav geschult. Er hat nicht die nächsten Minuten voraus gesehen, was geschehen wäre, wenn niemand vorbei gekommen wäre. Und es war ja Ronnis erstes Mal. Und auch die zwei Zeugen kamen nicht zur Verhandlung. Ronni hat die beiden wegen schwerer Körperverletzung angezeigt. Und die beiden wussten ja, dass so etwas gefährlich werden konnte in Gutmenschenland. Sie wären ja nicht die ersten, die wegen einer „überzogenen Nothilfe“ länger ins Häfen gegangen sind, als der Täter selbst.

So gesehen hat Ronni Glück gehabt. Aber er hat auch Angst, denn von seiner ersten Wien-Fahrt gab es einen DNA-Abstrich. Diese Verhandlung steht ihm noch bevor. Ronni hofft, dass er wieder einen braven Richter bekommt. Ja, und den Anwalt hat er natürlich ausgewechselt. Der Typ ist für seine Schauspielkünste allgemein bekannt. Klar.

© Copyright by Lothar Krist (13./14.4.2005 von 22.05 – 02.05 Uhr im Herberstein)

 

Zum Glück kann man ja über strg und f recht schnell rausfinden, ob das Wort Gutmensch in der Geschichte vorkommt und sie dann entsprechend ignorieren.

Und da es dir ja auch scheißegal ist, was andere schreibeb, da einbringen bei dir ja nur heißt, zu profitieren und nicht zu geben ist es mir auch jetzt den letzten Kommentar zu einer Geschichte wert.

Wer sich nicht um andere schert, um den muss man sich auch nicht scheren. Und dass du bei dem missionarischen Eifer mit dem du deine Ansichten wie der Pfarrer auf der Kanzel widerkäust schon längst zu einem der von dir kritisierten Gutmenschen geworden bist, scheinst du noch nicht einmal wahrzumehmen.

Dabei liest sich diese Geschichte sogar gut und ausdrucksstark, die Irrungen der Justiz, die Fehler, die passieren können, die Einseitigkeit hast du ja gut getroffen. Nur scheint Gutmensch für dich ein Schimpfwort zu sein, was völlig bezuglos mal auf die einen, mal auf die anderen angewendet wird. Ließ doch einfach mal beim Urheber nach, wie das Wort ursprünglich mal gemeint gewesen ist.

Wie heißt es bei Kettcar. Das Gegenteil von "Gut" ist "gut gemeint". Das kann man wahllos zu jeder Geschichte von dir sagen. Schade, das ist verpufftes und verpulvertes Talent.

 

Hi Sim!

Du hast es erfasst, ich wende dieses Schimpfwort mal auf die einen, mal auf die anderen, also auf uns alle an, ja, sogar auf mich. Auch ich bin als Mensch ja Teil dieses europäischen Gutmenschensystems. Auch ich habe als Mensch aufgegeben, weil ich weiß, dass ich zur Zeit nichts daran ändern kann. Auch hier hast du also Recht.

Die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts war von Ideologien geprägt, deren Vertreter ihr ganzes Volk mit in den Massenmord hinein gezogen haben. Deren Kinder wollten es dann besser machen, aber sie haben sich im Leben schwer geirrt, sie waren zu verträumt und gleichzeitig haben sie auch noch eine neue Art von böser Zensur erfunden. Widerspruch wurde mit "Du Nazi" gleich im Keim erstickt, egal, wie weit man von so einem auch entfernt war. Und so ist es ihnen fast unbemerkt gelungen, aus uns ALLEN Massenmitmörder zu machen. Alle AutorInnen schreiben bis heute um dieses Problem bloß herum. Keiner, keine findet den Mut, das hin zu schreiben, was er oder sie von uns allen denkt.

Na ja, und jetzt beginnt das Zeitalter der Abrechnung. Diese Generation ist alt geworden. Ihre Klons feilen bloß an deren alt und so unrichtig gewordenen Gedanken herum, so kann nichts weiter gehen. Doch sie hat, sie haben sich an eine neue Art von allgemeinen Wohlstand gewöhnt, von dem sie nicht so ohne weiteres lassen wird/werden. Und sie sind ja sogar heute schon weit in der Mehrheit. Sie werden also auf ihre "demokratische Weise" bestimmen, wohin es nun mit uns allen geht. Und dabei werden sie ihren Enkerln und Urenkerln NICHTS von diesem ihren Reichtum von Gestern und Heute übrig lassen. Am Ende ihrer Zeit wird nun wieder ALLES zerstört werden, was sie an Schönem und Gutem aufgebaut haben. Nun kommt eine Ära des Kriegs und der Katastrophen.

Verdammt, und ich "weiß" das einfach, deshalb bin ich nicht mehr "betroffen", wenn heute irgendeine „Scheiße“ geschieht und die Welt in Atem hält, höchstens noch davon, dass Ihr Alle noch immer betroffen seid. Je länger nämlich Alle mithelfen, dieses System am Leben zu erhalten, umso schlimmer wird letztendlich die Zerstörung werden. Und dieses Mal wird es ganz, ganz schlimm werden, weil es für eine kleine Gruppe von Interessenten - den Menschen hier im Westen – verdammt viel zu "beschützen" gibt, gegen den Rest der Welt. Ja, und bei diesem unseren "Beschützen" müssen wir sogar an die "ausgelagerten Ressourcen" denken, also an einen Reichtum, der uns eigentlich gar nicht gehört, weil wir nicht darüber leben, der Boden gehört nicht uns – die Ölvorkommen zum Beispiel. Und genau deshalb können wir auch nicht gewinnen! Sieh dir bloß an, wie schwer sich Big Brother USA heute mit herkömmlichen Waffen in einem einzigen Land, dem Irak, tut! Irgendwann wird er zu drastischeren Mitteln greifen müssen.

Du schreibst: „Wer sich nicht um andere schert, um den muss man sich auch nicht scheren. Und dass du bei dem missionarischen Eifer mit dem du deine Ansichten wie der Pfarrer auf der Kanzel widerkäust schon längst zu einem der von dir kritisierten Gutmenschen geworden bist, scheinst du noch nicht einmal wahrzumehmen.“

Auch da hast du Recht. Ich schere mich um niemanden mehr, nicht einmal um mich selbst. Ich lese „Niemanden“ mehr. Mich interessiert kein Dichter von Heute. Ich habe vor gut zwölf Jahren damit aufgehört. Ich war früher mal so was wie eine Leseratte, ich habe damals alles gelesen, was ich in die Finger bekam. Und als Dichter war ich ein richtiges Chamäleon. Wenn ich zwei Bücher von einem Autor gelesen habe, dann habe ich (unbewusst) seinen Stil kopiert. Irgendwann habe ich das aber kapiert. Und dann hat irgendwann einmal meine Mutter zu mir gemeint, dass ich alle sieben Jahre mein Leben total umgekrempelt hätte, beruflich, beziehungsmäßig usw.

Ich habe darüber nachgedacht, und siehe da, sie hatte Recht. Und da habe ich mir dann um 2000 herum gesagt, ich gebe mir jetzt sieben Jahre, in denen ich auf Niemanden mehr hören werde, egal, was ein Jemand, und sei er noch so wichtig, sagt. Ich ziehe nun „mein Ding“ durch. Und ich denke, ich bin ganz gut unterwegs. Du schreibst ja selbst: „Dabei liest sich diese Geschichte sogar gut und ausdrucksstark, die Irrungen der Justiz, die Fehler, die passieren können, die Einseitigkeit hast du ja gut getroffen.“

Na ja, und was Dir an meiner Geschichte nicht gefällt, das ist dieser „buji“, dieser Bu, dieses Bujerl, dieser Schaaß auf unsere Zeit von Heute, dieser geile Unterschied zu allem, was es heute sonst zu lesen gibt. (Ich habe mir meine ID „buji“ ja nicht umsonst ausgewählt.) Ich denke 2007 wird mein Jahr, bis dahin ist mir alles egal. Und wenn ich mich irren sollte? Schicksal, dann mache ich einen schnellen Abgang, auch egal. Aber wenn ich mir unsere Welt so ansehe, dann stehen meine Chancen gut, so siebzig zu dreißig schätze ich für mich.

Du hast mich gut erfasst und trotzdem irrst du dich schwer. Überlege: Wie oft schon hat sich ein Künstler gegen seine ganze Zeit gestellt? Ich denke: die Kunstgeschichte ist voll davon. Ihre Zeit hat sie alle mehr oder weniger immer wieder für verrückt erklärt. Manche waren es natürlich auch, haha, das ist das geile Risiko dabei. Und genau deshalb ist dieses Einschätzen einer künstlerischen Persönlichkeit ja auch immer wieder für die Menschen einer jeden Zeit so schwer. Das muss man aber eingehen, sonst hat man keine Chance. Und genau so muss es auch sein. Das ist das Leben. Alles andere wäre langweilig. Und nur die Härtesten schaffen es auch immer wieder. Nur wer diesen Weg in die Einsamkeit, ins gesellschaftliche Zölibat geht, der hat eine Chance.

Und warum wende ich dieses Wort „Gutmensch“ auf uns alle an? Die 68er-Philosophie hat sich nach Unten nivelliert, sie hat sich vermaßt! In den Jahren vor Srbrenica haben millionen von europäischen ZeitungsleserInnen Leserbriefe geschrieben, mit dem wesentlichen Inhalt, sich nur ja nicht mit kriegerischen Mitteln in den Jugokrieg einzumischen. So wurden jedoch unsere Politiker beeinflusst, die dann der UNO-Einheit den Befehl gegeben haben, dort mit 5000 armen Schweinen beim Massaker zuzusehen (angeblich haben schon über 100 davon Selbstmord begangen, sie können mit den Schreien, den Bildern im Kopf nicht mehr leben). So hat man aus uns Allen Massenmitmörder gemacht. Und Srbrenica ist ja nur ein „kleines“ Beispiel von vielen. So ähnlich mag es wohl auch den Menschen im Deutschen Reich ergangen sein.

Unser Problem von Heute ist halt ein wenig anders gestaltet. Wir messen der „Mittäterschaft“ kaum eine Bedeutung bei. Dabei gibt es kaum einen Täter, wenn es keine Mittäter gibt!!! Doch ich denke, dass die nächste Nachkriegsgeneration diese Krux der Geschichte begreifen wird. Und genau darin sehe ich eine meiner Aufgaben. Ich will in den nächsten Jahren mit meinen Geschichten und mit meinem Hauptwerk „Das realistische Manifest“ diese Problematik des Zusammenlebens ein wenig begreiflicher machen. Nicht die Täter sind das wahre Problem des Bösen, die vielen, vielen Mittäter sind es, und dabei sind die so genannten „Gutmenschen“ die schlimmsten, weil sie denken, sie wären „gut“, nur weil sie selbst nichts Böses tun.

Hier greift ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer, Pfarrer, von den Nazis am 9.4.1945 im KZ Flossenburg hingerichtet: „Es ist schlimmer, böse zu sein, als Böses zu tun.“ Der Mittäter ist der wahre Böse. Ohne ihn hätten wir eine andere Welt. Und genau dahin sollte die „Erziehung“ der Menschen in diesem Jahrhundert gehen. Doch das wird ein langer Weg. Und ich glaube nicht, dass dies heute schon viele Menschen begreifen. Also ist mir dieses Heute egal, ich kann Nichts mehr dafür tun. Aber ich habe einen Traum für das Morgen, auch wenn ich vielleicht selbst Nichts mehr davon habe.

Für unser Heute habe ich nur noch eine unendliche Traurigkeit.

Liebe Grüße, und es tut mir leid, wenn du mich nicht verstehen kannst,
buji

 

Hallo buji,


habe gerade deine Antwort auf sims Beitrag gelesen.

Ich denke, die sollte man 1:1 in die Rubrik Satire verschieben.


Viele Grüße
Tom

 

Hi Tom!
Ja, hast Recht. Mein Leben ist zur Zeit eine geile Satire auf unsere Welt von Heute. Das gibt mit Sicherheit mal einen schönen Film her, hihi.
lg
buji

 

Ich denke 2007 wird mein Jahr, bis dahin ist mir alles egal. Und wenn ich mich irren sollte? Schicksal, dann mache ich einen schnellen Abgang, auch egal. Aber wenn ich mir unsere Welt so ansehe, dann stehen meine Chancen gut, so siebzig zu dreißig schätze ich für mich.
Und, war's Dein Jahr?

 

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