Was ist neu

Am entgegengesetzten Ende der Welt

Seniors
Beitritt
07.05.2004
Beiträge
1.807
Zuletzt bearbeitet:

Am entgegengesetzten Ende der Welt

für Dominic (Irgendwo, ganz weit weg)

Er spürt solche Tage, spürt es, wenn die Sehnsucht in mir anwächst und ich nichts anderes will, als das wahre Leben hinter mir lassen. Vielleicht, weil es Frühling wird, die Sonne den grauen Himmel vertrieben hat und überall Vögel gegen den Straßenlärm ansingen.
Später wird er kommen, das weiß ich.
Es sollte mich wütend machen. Wenigstens ein bisschen. Weil er ein Nein nicht akzeptieren kann, nicht auf mich hört und macht was er will.
Wütend bin ich nur auf mich selbst. Weil ich mich schon jetzt auf ihn freue. Weil mir an Tagen wie diesen egal ist, was uns trennt. Und vor allem, weil ich es nicht schaffe, wütend, wenigstens ein bisschen wütend, auf ihn zu sein.

„Der Regen hat dich in mein Leben geschwemmt“, sagte ich einmal zu ihm.
„Nein, er hat es überschwemmt“, korrigierte er und lächelte, wie er es manchmal tut, mit Schatten in den Augen, die ich nie deuten kann.

Ein Wolkenbruch trieb mich unter die große Buche mit den ausladenden Ästen – er stand schon da und blinzelte, eine Angel in der Hand, in den düsteren Himmel.
Dass er einer der echten Menschen war, spürte ich sofort. Wusste es, als er mich ansah, mit seinen azurblauen Augen. Ganz tief sahen diese Augen, tiefer vielleicht, als ich mich selbst je gesehen hatte.
„Ich heiße Jano“, sagte er.
„Matilda“, antwortete ich und gab ihm die Hand.

„Jano“, flüstere ich. Das Wort zersplittert, teilt sich in tausend Bilder und ich finde eine ganze Welt dahinter: Herbst, ein blauer Himmel, er und ich. Ich und er. Weihnachtsmarkt, heißer Glühwein, verbrannte Finger. Dampfnudeln und warme Lippen, die nach Vanille schmecken. Kaminfeuer, Schatten an der Wand und heiße Schokolade. Und ein riesengroßer Scherbenhaufen.

Er hielt sie einen Moment zu lange, meine Hand. Und mir gefiel, wie sie sich anfühlte, ganz warm und ein bisschen rau.
„Kaffee?“ Er wartete meine Antwort nicht ab und reichte mir einen Becher. „Zu süß und viel zu viel Zucker, aber ich mag ihn so.“ Wir lächelten uns an, verstanden.
„Danke. Ich gehe hier oft spazieren, aber ich habe dich noch nie gesehen.“
„Ich komme nur selten her, aber immer wenn ich raus muss, zieht es mich an diesen Fluß.“ Er deutet mit dem Kinn auf seine Angel. „Ich angle immer mit leerem Haken. Das ist gut zum Entspannen“ Grinsend zuckt er mit den Achseln, als wollte er sich dafür entschuldigen.
„Warum macht man so etwas?“
„Weil man Mitleid mit den Fischen hat. Aber ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, warum ich dir so was erzähle.“
„Weil ich mit den gelben Gummistiefeln und dem quietschroten Regenmantel aussehe wie eine Vollidiotin?“
Ganz nah standen wir beieinander, Regentropfen klebten in seinen Wimpern und plötzlich wollte ich die Hand ausstrecken und ihm über das nasse Haar streichen – ich glaube, das war der Moment, in dem ich mich in ihn verliebt habe.

„Weißt du, Matilda“, sagte er viel, viel später, als schon alles verdorben war.
„Ich hab gewusst, wie das endet. Sogar das Warum hab ich geahnt.“
Nur ich, ich wusste nichts! Warum dürfen Menschen wie er Jano heißen? Warum haben sie azurblaue Augen und ein Lächeln, das meine Knie weich werden lässt? In Mittelerde ist doch auch leicht zu erkennen, wer die Bösen sind! Was ist mit all den Klischees, die einen angeblich warnen sollen? Er trug keine Londsdale- oder Consdapleklamotten. Und falls er CDs von Störkraft oder Noie Werte besaß, so habe ich sie nie gesehen.

Jano klingelt, steht vor meiner Tür und ich schaffe es noch nicht einmal, meine Freude zu verbergen. Mein Lächeln ist so breit, dass es buchstäblich von einem Ohr zum anderen reicht. Dabei wollte ich ihm wenigstens souverän gegenübertreten.
Er tritt von einem Fuß auf den anderen und grinst schief. Er grinst immer so, wenn er nicht weiß, was er als nächstes tun oder sagen soll.
Wir haben nicht viele Möglichkeiten und deswegen küsse ich ihn. Seine Lippen sind ganz warm und schmecken nach Tabak. Er presst mich gegen den Türrahmen, dringt mit seiner Zunge in meinen Mund. Beißt mich in die Lippen und obwohl es ein bisschen wehtut finde ich es schön. Ich schiebe meine Finger unter seinen Pullover und schramme über seinen Rücken.
„Matilda“, stöhnt er in mein Ohr. „Ich liebe dich.“
Ich nestle an seiner Jeans herum und wir lachen, weil meine Finger zittern und ich es nicht schaffe, die Knöpfe zu öffnen. Er presst mich noch fester an den Türrahmen und schiebt seine Hand in meine Hose.
„Die Gummis“, seufze ich.
„Was?“
„Die Gummis sind im Schlafzimmer.“

„Matilda“, sagte er. Seine Stimme klang ein bisschen kratzig und einen Hauch zu hoch. Ich stand am Herd und briet Steaks. Schon in diesem Moment wusste ich, dass ich nicht hören wollte, was er zu sagen hat.
„Ist schon gut“, flüsterte ich. „Erzähl es mir nach dem Essen.“
„Matilda.“ Er stand ganz nah bei mir und ich musste ihm in die Augen sehen.
„Morgen ist eine Demonstration der NPD mit anschließender Kundgebung zum Gedenken an die Opfer der Bombennächte.“
„Hm“, sagte ich und weigerte mich zu verstehen.
„Und ich werde daran teilnehmen.“
Alles schlug er kaputt mit diesen Worten und all meine Hoffnungen sah ich erst, als sie zerschlagen zwischen uns lagen.
Ich wollte etwas sagen, aber es erschien mir unendlich anstrengend, die Worte zu formen.
„Und ich wollte zur Gegendemonstration“, flüsterte ich. „Wie könnt ihr die Opfer für eure Zwecke missbrauchen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Findest du das richtig? Dass Stadt um Stadt zerbombt wurde? Dass alles kaputt war und tausende Menschen in etwas hineingezogen wurden, dass sie nie wollten?“
Ich konnte nichts dazu sagen, schon jetzt hatten wir die Grenzen ereicht. Nur halten wollte ich ihn noch für einen Augenblick. Und ganz kurz, ein paar Sekunden, war noch alles in Ordnung.
„Wir sehen uns morgen“, sagte er und ging.

Ich mag das Danach, wenn Jano in meinen Armen döst und mir gelegentlich feuchte Küsse auf die Wange haucht. Ich mag es ihm beim Schlafen zuzusehen. Seine Wimpern werfen Schatten auf seine Nase und seine Lider zucken im Traum. Ich streichle die weiche Haut an seinem Hals, verweile einen Moment an der Narbe knapp unter dem Bauchnabel.
„Ich liebe dich“, sage ich, aber er hört es nicht.

Wir wollten raus und es ist Frühling, wir liegen auf einer Decke. Der kalte Boden trägt noch den Winter in sich. Aber eindeutig: Frühling. An den Bäumen regt sich das erste zarte Grün und die Sonne kitzelt meine Nase und hinterlässt ein wenig Wärme.
Das alles sollte genügen, wenigstens jetzt – aber das tut es nicht.
„Erzähl mir von deinen Eltern“, fordere ich ihn auf.
Er pustet mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sieht mich an. Warum fragst du, wollen seine Augen wissen. Es gibt keine Worte, die Brücken zwischen uns bauen. Schweigen ist unsere einzige Sprache.
„Ich war oft mit meinem Vater angeln, meistens nachts. Es war unheimlich, wenn wir im Dunkeln zum Angelplatz liefen. Da gab es so viele Schatten und so viele knackende Äste. Ob ich Angst habe, wollte mein Vater oft wissen. Trotz schlotternder Knie habe ich das immer abgestritten.“
Er lächelt, sieht mich an und meint doch nicht mich. Ganz weit weg ist er, irgendwo in seiner Vergangenheit und als ich ihn küsse weiß ich, dass er es nicht spürt.
„Wohl fühlte ich mich erst, wenn mein Vater ein Feuer zum Brennen gebracht hatte. Für das Angeln habe ich schon damals nicht viel übrig gehabt, das Drumherum war immer interessanter. Ich tanzte um das Feuer und trug einen Indianerkopfschmuck, den mir meine Mutter aus gefärbten Entenfedern gebastelt hatte. Manchmal erzählte mein Vater Gruselgeschichten und ich schmiegte mich ganz nah an ihn. Er war so warm und roch nach Tabak und Minze. Manchmal glaube ich, dass ich nur rauche, weil es mich an meinen Vater erinnert.“
Seine Stimme entgleitet ihm und er kehrt zu mir zurück.
„Schön war das damals“, sagt er und nimmt meine Hand.
„Hat dein Vater dich jemals geschlagen?“ Die Worte kommen aus meinem Mund, obwohl ich das gar nicht will. Sie schwirren in der Luft und fegen ihm sein Lächeln vom Gesicht. Sie ist wieder da, die Mauer zwischen uns, himmelhoch türmt sie sich auf und er lässt meine Hand los.
„Würdest du dich dann besser fühlen?“ Seine Worte brennen. „Soll ich dir erzählen, dass er mich vergewaltigt hat? Dass ich eine schreckliche Kindheit hatte? Dass mein Vater ständig blau war und abwechselnd mich und meine Mutter geprügelt hat? Wäre das gut für dich? Brauchst du ein paar Szenen, die in dein Weltbild passen?“
„Vielleicht“, antworte ich. Und irgendwie ist der Tag jetzt verdorben.

Am Liebsten möchte ich weinen, als wir unsere Sachen zusammenpacken. Könnte ich ihn nur überzeugen, denke ich mir.
„Weißt du“, sagt er. „Du wärst nicht mehr die Gleiche, wenn du an etwas anderes glauben würdest.“ Wir sind uns so ähnlich und doch wohnt er am anderen Ende der Welt. Aber manchmal, denke ich, kann er mich besuchen kommen.

 

@ Bernadette. Nein, ich kenne die NPD nicht. Oder sollte man die kennen?

Ne mal im Ernst, das Licht bleibt das selbe;). Da stellt sich doch für mich die Frage, wie definiere ich eine Beziehung? Und da ist für mich ganz klar, dass es immer Bereiche gibt, in welchen man konträr zueinander ist und das ist auch gut so. Klar, zu groß sollten sie nicht werden, aber die Frage ist ja mehr, ob es die beiden im Alltag beeinflusst. Und aus dem Grund habe ich auch darauf hingewießen, dass eine Situation rein sollte, wo sie sich aktiv gegeneinander entscheiden müssen. Ich finde es spitz gesagt eine oberflächliche Betrachtungsweise, alle Leute einer politischen Richtung über einen Kamm zu scheren. Ohne hier jetzt in eine politische Diskussion einzusteigen, ist aber genau das heute ein Problem mit der NPD. Die Partei besteht nicht aus dem Clichée des Rechten, dem man recht gut entgegentreten konnte. Die sperren ihre Frauen nich mehr nur in die Küche, tragen Glatze und haben nen Baseballschläger in der Tasche. Natürlich gibs die auch. Aber die Gründe, dieser Partei beizustreten sind meiner Ansicht nach um einiges vielschichtiger.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bella,

ich finde es in gewisser Weise sehr gesellschaftskritisch. Nicht, weil es einen Neonazi in deiner Geschichte gibt, sondern in dieser Kombination.
In unserer Gesellschaft gehen wir oft davon aus, dass die Überzeugungen einen Menschen ausmachen und versuchen, Nähe über die gleiche Einstellung, über das Gemeinsame herzustellen: den gleichen Musikgeschmack, die gleiche modische Vorstellung, die gleichen Interessen, die gleiche politische Meinung.
Deine Protagonisten müssen erfahren, dass es nicht so ist, dass sich Sympathie nicht erklären und definieren lässt, egal, wie viele Punkte Mathilda auch anführt, die für Jano sprechen.
Und ebenfalls sehr gesellschaftstypisch ist, dass keiner von beiden aus dieser Erfahrung lernt (Jano ein bisschen mehr als Mathilda). Eher erschrecken sie darüber, sich in ein Monster verliebt zu haben, als das Klischee des Monsters in Frage zu stellen. So muss das Trennende weiter trennen. Dass deine Geschichte den einzelnen Menschen über dessen (Rand)gruppe erhöht und sich darauf fokussiert, hat also für mich eine gesellschaftliche Dimension.
Vor 15/16 Jahren war ich mal in einen jungen Mann verliebt, mit dem ich toll Musik machen, mich über Probleme und das, was uns freute unterhalten konnte. Ich fand ihn attraktiv und fühlte mich wohl in seiner Nähe. Und auch wenn er dies nur im freundschaftlichen Grad erwiderte, verbrachten wir viel Zeit miteinander.
Über Politik redeten wir manchmal, stritten uns deshalb auch nicht, aber er war Mitglied der NPD und er war im Jugendbund einer schlesischen Landsmannschaft (wie die genau hieß, weiß ich nicht mehr) und überzeugter Anhänger der Forderung "Schlesien müsse wieder unseres werden". Kurz: Ich kann die Erfahrung von Mathilda gut nachempfinden und fühlte mich von der Geschichte an diese Begebenheit meines Lebens erinnert. Vielleicht finde ich die Geschichte deshalb so gut?
Zwei Dinge sind mir aufgefallen:

Wohl fühlte ich mich erst, wenn mein Vater ein Feuer zum Brennen gebracht hatte
Ist zwar wörtliche Rede und draußen tut sich mancher nicht sehr leicht damit, ein Feuer zu entfachen, insofern könnte es stimmen, so richtig gelungen finde ich es aber nicht. "wenn mein Vater Feuer gemacht hatte" wäre zwar simpler, aber nicht so umständlich, denn wenn ich es richtig empfinde, hatte dieser Vater keine Schwierigkeiten damit.
Ich tanzte um das Feuer und trug einen Indianerkopfschmuck, den mir meine Mutter
auf "einen" würde ich hier zugunsten der Satzmelodie verzichten.


Lieben Gruß, sim

 

"Immer wenn es regnet muss ich an ihn denken..." *lächel*
Deine Geschichte, Bella, hat mich richtiggehend berührt. Romeo und Julia in der Polit-Version. Seltsam... vor ganz kurzem noch hatte ich mich an einer Online-Diskussion zum Thema Vor- und Nachteile des ONS beteiligt mit dem Contra-Argument, dass es mir nachträglich die Lust aberkennen würde, wenn sich der Gefährte der vergangenen Nacht als "Glatze" o.ä. entpuppen würde.

Aber wie heißt es doch? "Even Russians love their children too". Und NPDler angeln ohne Wurm, aus Mitleid mit den Fischen. Schwarz/Weiß ist immer zu einfach und zu reduziert, weil die Grautöne fehlen. Und Kennzeichen der Liebe ist, dass sie uns überfällt, sich einen Dreck um unsere Freiwilligkeit schert. Das hast du sehr nachfühlbar und ohne erhobenen Zeigefinger in Worte gekleidet.

Auch sprachlich habe ich den Text goutiert. Das Nachgefühl ist leichte Melancholie, gepaart mit verständisvollem Lächeln. Ein zweites Mal an diesem Morgen votiere ich mit "gelungen".

Chica

P.S.: "... and I wouldn't change you if I could"

Das stimmt nicht. Wir wollen ihn immer ändern. Und verausgaben uns womöglich bis auf den letzten mentalen/emotionalen Cent bei dem Bemühen, den "Umbau" zu bewerkstelligen. ;)

 

Hallo Sim, hallo Chica,

vielen Dank für´s Lesen und eure Kritik. :)

@Sim
Es freut mich, dass du meine Geschichte für gesellschaftskritisch hältst - vor allem hast du meine Intention - dass ein Neonazi sich eben nicht zwangsläufig so und so benehmen muss.

Und ebenfalls sehr gesellschaftstypisch ist, dass keiner von beiden aus dieser Erfahrung lernt (Jano ein bisschen mehr als Mathilda).

Ja das stimmt.
Vielleicht finde ich die Geschichte deshalb so gut?

Ja, das mag sein. Und das zeigt mir auch, dass die Geschichte in der Realität funktionieren kann.

Danke Sim für die Textanmerkungen. Darum werde ich mich nacher noch kümmern.

@Chica

Deine Geschichte, Bella, hat mich richtiggehend berührt.

Schön, das freut mich.

Auch schön finde ich, dass meine Intention bei dir angekommen ist. Dass es im Leben mehr gibt als schwarz und weiß. Und dass die Bösen nicht immer die Bösen sind (Anders als bei Herr der Ringe :)).

Auch sprachlich habe ich den Text goutiert. Das Nachgefühl ist leichte Melancholie, gepaart mit verständisvollem Lächeln. Ein zweites Mal an diesem Morgen votiere ich mit "gelungen".

Danke, das freut mich.

Das Zitat werde ich wohl rauswerfen. Irgendwie passt es doch nicht so richtig und ich hab es - glaub ich - nur genommen, weil es mir so gut gefällt. Also das Lied überhaupt.

Danke für euer Lob.

Lieben Gruß, Bella

 

Hallo Bella,
ich weiß nicht, was dir die anderen in ihren Kommmentaren geschrieben haben; falls es Dopplungen gibt, sorry.

Ganz nah standen wir beieinander, Regentropfen klebten in seinen Wimpern und plötzlich wollte ich die Hand ausstrecken und ihm über das nasse Haar streichen – ich glaube, das war der Moment, in dem ich mich in ihn verliebt habe.
Diesen magischen Moment hast du gut eingfangen. Es ist so schwer, den Grat zwischen Banalität und Kitsch zu beschreiten; hier ist es dir gelungen.

Was ist mit all den Klischees, die einen angeblich warnen sollen? Er trug keine Londsdale- oder Consdapleklamotten. Und falls er CDs von Störkraft oder Noie Werte besaß, so habe ich sie nie gesehen.
Du willst hier dem Leser den Tipp geben, den die Prot im Vorfeld nicht hatte. Die Doppelung gefällt mir nicht: Lonsdale (als das bekanntere) reicht, die Bands kenne ich nicht, aber das oi in Noie Werte ist ein Zeichen, obwohl oi ja gerade nicht rechtsextrem ist. Zumindest sagt mein Sohn mir das immer ...

Er pustet mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sieht mich an. Warum fragst du, wollen seine Augen wissen. Es gibt keine Worte, die Brücken zwischen uns bauen. Schweigen ist unsere einzige Sprache.
Eine Szene, die alles hat. Ein tolles "Show, don´t tell" mit dem Pusten der Haarsträhne, dann die Unmöglichkeit zu reden, das treibt mir die Tränen in die Augen.

Ganz weit weg ist er, irgendwo in seiner Vergangenheit KOMMA und als ich ihn küsse KOMMA weiß ich, dass er es nicht spürt.
Du hast mehrere Stellen, in dem zwei Hauptsätze durch ein "und" verbunden und nicht durch ein Komma abgetrennt sind. Nach der alten Rechtschreibung wäre das falsch; nach der neuen weiß ich das nicht. Vllt klärst du das mal für uns alle (plz) und besserst gegebenenfalls nach. Das zweite Komma muss auf jeden Fall sein.
Was mir an dieser Szene noch gefällt: es ist eine Parallele zu der Szene im Schlaf: die Prot drückt Liebe aus, die nicht bei ihm ankommt. Dies und dann das "am anderen Ende der Welt" erklären den Titel, der mich zu Beginn etwas verwirrt hat.

Eine wunderschöne Geschichte, Bella. Eine Liebesgeschichte, die Erotik, Zärtlichkeit und Sehnsucht nach Nähe und dem Verschmelzen mit dem anderen beinhaltet, sprachlich auf deinem gewohnt hohen Niveau umgesetzt. Und dann noch der gesellschaftliche Aspekt, die Prot stellvertretend für den Leser Klischees (Kleidung, Musik, Schreckliche Kindheit) abarbeitend. Toll.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

vielen Dank für das Ausgraben dieser Geschichte.
Nachdem ich sie geschrieben habe, war ich eigentlich unzufrieden mit dieser Geschichte. Seltsamerweise mag ich sie jetzt allerdings recht gerne.

Du willst hier dem Leser den Tipp geben, den die Prot im Vorfeld nicht hatte. Die Doppelung gefällt mir nicht: Lonsdale (als das bekanntere) reicht, die Bands kenne ich nicht, aber das oi in Noie Werte ist ein Zeichen, obwohl oi ja gerade nicht rechtsextrem ist. Zumindest sagt mein Sohn mir das immer ...

Nein, ich glaube das Oi ist nicht wirklich rechtsextrem, wird aber - soweit ich weiß - von manchen trotzdem in dieser Hinsicht gebraucht.
Die Band Noie Werte ist aber auf jeden Fall rechtsextrem.
Den Hinweis würde ich gerne so lassen - ich fand es wichtig, dem Leser schon vorher einen Anhaltspunkt zu geben, damit am Ende nicht alles aus heiterem Himmel kommt.

Es freut mich, dass es dir so gut gefallen hat und du auch mit dem gesellschaftlichen Aspekt etwas anfangen konntest.

Vielen Dank fürs Lesen.

Lieben Gruß, Bella

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom