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Am Vormittag

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07.10.2005
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Am Vormittag

Kühl ist es am Morgen und noch Nacht. Die Wahl der Kleider fällt schwer. Mittags wird mir dann immer zu heiß -
Vorglühen. Ich warte. Der Tank ist fast leer. Die neue Tankstelle auf meinem Weg zur Arbeit hat schon ab 6h geöffnet. Bis dahin wird’s wohl reichen. Ich muss den Buben sagen, dass sie tanken sollen, dass sie das Auto auftanken müssen, wenn sie damit gefahren sind. Schon so oft hab ichs ihnen gesagt. Ich werde es noch einmal sagen. In der Früh ist sowieso alles so stressig. Ich starte und schalte das Radio ein. Das Klappern, Klopfen und andere irritierende Geräusche des Autos werden von Klaviermusik übertönt - und - ein paar sterne am himmel –
Links ist der Tankdeckel, nein rechts. Ich fahre seitlich an die Zapfsäule, vergewissere mich der Geldtasche in der Jackentasche und steige aus; trete ein in Licht, Stimmengewirr, Motorenbrummen, eine Autotür wird zugeschlagen. Ich atme ein Gemisch aus frischer Luft und Benzin. Regenbögen auf dem Asphalt, regenbögen zu meinen füßen. Ich drehe den Tankdeckel auf, führe die metallene Pistole des Dieselschlauchs in die Öffnung und halte den Spanner umklammert. Surrend läuft Diesel durch den Schlauch, durch den Hahn in einen nimmersatten Schlund. Die Zähluhr zählt Liter, Euro, Cent. Nach einer kalten Zeit schnappt mir der Spanner aus den Fingern. Der Tank ist voll. Ich hänge den Schlauch zurück, verschließe den Tank, befühle die Geldtasche noch einmal und gehe zur Kasse. Eine warme Rauchwolke empfängt mich.
Eine Verschwörung ist im Gange - in der Cafeteria. Männer trinken Kaffee oder ihr erstes Bier. Glasige Blicke folgen der Bedienung, eine Bemerkung hinter vorgehaltener Hand zum Nachbarn, dreckiges Lachen – verstohlen unverhohlen. Freundlich ist die Bedienung und rasch. Sie versteht es mit den Männern.
Eine Verschwörung ist im Gange, die die Nacht ignoriert, sich gegen den Tag stellt, den es anzupacken gilt – dann, zu erledigen. Das Lachen wird lauter, aufdringlicher.
Ich zahle und flüchte.
Die Dunkelheit steigt aus den Wäldern. Ein einzelner Stern bezeugt die frühen Heldentaten.
Der Dämmer drängt sich zwischen die Bäume, verdrängt das Dunkel, das aus den Wäldern steigt und vom heller werdenden Himmel aufgesogen wird – endgültig aufgesogen, bis der Himmel erstrahlt.
Musik begleitet das Szenario, dumpf und grollend rührt sie um, hält fest, indem sie sich wiederholt und wiederholt, bis sie unterbrochen wird, aufgebrochen vom Lachen der Tubas.
Der Tag hat begonnen.
Ich habe das Ziel meiner frühmorgendlichen Reise, die Schule, erreicht.
Zwei Unterrichtsstunden dehnen sich zwischen Ankunft und Heimfahrt; zwei Theaterstücke von der Dauer von jeweils 50 Minuten, in denen ich die Hauptrolle spiele.
Ich spiele gut. Ich inszeniere die Wichtigkeit von deutscher Grammatik und richtiger Rechtschreibung beinahe glaubhaft.
Im Konferenzzimmer kann ich zwei, drei treffende Sager anbringen. Ich amüsiere mich und meine KollegInnen – mit großem I, immer mit großem I.
Dann fahre ich nach Hause. Die Inszenierung der Hauptschullehrerin Sylvia K. erscheint mir sozial verträglicher als ich. Sie rettet mich. Sie hat mich gerettet und Spaß gemacht: Mir, den Kindern, den KollegInnen, mit dem großen I wegen der Gleichwertigkeit von Männern und Frauen im Kollegium – ODER WAS!? Spaß hüpft in meiner Brust auf und ab, zieht mir die Mundwinkel breit, springt über auf die Welt, erfüllt auch von den Farben, von Wassern, die sich von Felsen stürzen, vom Licht, das ins rechte Licht rückt die angeschneiten Berge. Die Welt leuchtet.
Noch wehre ich mich gegen das Sterben, nehme das flammende Gold der Blätter in Anspruch, um mir den Tod zu erklären. Ich weiß Bescheid von Lichttunneln, die die Sterbenden ansaugen wie der Himmel den Dämmer, und das Rätsel des Lebens lösen – ODER WAS?!
Noch halte ich mich für unsterblich. Krankheit und Tod gehen die anderen an –
SELIG LÄCHELND FALTEN SIE DIE HÄNDE ÜBER IHREN FRUCHTBAREN BÄUCHEN – DIE TODESENGEL, DIE SCHWARZ VOR HOHN UND BOSHEIT KINDER WERFEN, UM SICH GLÜCKLICH ZU WÄHNEN – KINDER WERFEN IN DIE ZERRKLÜFFTETE WELT!!
- die durchpflügte, zerrfurchte, umgegrabene, aufgegrabene, ferrworfene, aufgeschüttete, zupettonierte, schöngebetete welt gähnt und rülpst, hält sich den bauch vor lachen, weil sie die tiefschürrfenden gespräche kitzeln – es juckt sie allen ortens und juckt sie nicht -
Leise käme der Tod, auf leisen Sohlen, sagen die Einen.
IN DEN SCHLUCHZENDEN SCHLUCHTEN SCHLUCHZT ES, DASS ER BRÜLLEND AUS DEN FELSEN BRICHT, STÜRZT UND STÜRZT UND MITREIßT IN DIE TIEFE, DIE KEIN ENDE NIMMT!!
die oben, ganz oben bei den sternen wieder von vorne beginnt –
Woher kommen diese Gedanken? Vielleicht von dem Auto, das mir auf meiner Fahrspur entgegenkommt. Rechts die Wiese, links die Autos, die das entgegenkommende jetzt überholt. Ich werde nicht ausweichen können. Ich bin geneigt, mir einen Mann vorzustellen hinter dem Lenkrad: Der Fahrer, der Lenker -
Am Donnerstag, den 2. Oktober, gegen 11h setzte der Lenker Herr A, ein Geschäftsmann aus E, auf der Ötztaler Bundesstraße in Richtung Süden zwischen Runhof und Huben zu einem Überholmanöver an, das ihm und der 46jährigen Sölder Hauptschullehrerin Sylvia K., wohnhaft in Silz, die in der Gegenrichtung unterwegs war, das Leben kostete –
und das blattgold leuchtet –
Es war an einem schönen sonnigen Tag, der Himmel strahlte blau, in diesem herbstlichen Blau. Die Blätter leuchteten golden. Es war einer von den guten Tagen, von den glücklichen, erfülltenTagen, als sie bei einem Autounfall ums Leben kam –
Niemand vermag es, mich um mein Leben zu bringen! Ich habe es gelebt bis hierher, ungebremst –
Ungebremst prallte die Lenkerin des grünen Renault Laguna mit dem Kennzeichen IM4IDG frontal auf das entgegenkommendes Fahrzeug und wurde eingequetscht zwischen Lenkrad und Fahrersitz – DAS LEBEN WURDE AUS DER HÜLLE IHRES KÖRPERS GEQUETSCHT – WIE WENN SICH JEMAND AUF EINEN VOLLEN TETRAPACK GESETZT HÄTTE – GEPLATZT, EINFACH GEPLATZT – SCHWAPP, SCHWAPPT EIN SCHWALL ROTER FLÜSSIGKEIT MIT EINEM LEISEN KNALL IN DIE WELT, ERGIEßT SICH, VERSICKERT IN SCHMUTZIGEN AUTOSITZEN-
Ich sollte bremsen, manövrieren –
es war ein gutes leben –
Es ist ein gutes Leben!
Das war knapp!
Der Geschäftsmann, Herr A aus E, hat ein gutes Leben bedroht. Er wird es wieder tun, es ist nicht strafbar.
Natürlich bin ich als professionelle Pädagogin gegen die Konditionierung von Menschen durch Strafe, besonders, wenn es sich um Menschenjunge handelt.
Aber: Ihm sollte irgendwer – irgendwer – nicht ich, schließlich bin ich eine gute Menschin, irgendwer sollte ihm DIE EIER QUETSCHEN, DEN SCHWANZ ABSCHNEIDEN, DEN ARSCH AUFREIßEN, DAS HERZ ZERMALMEN, DAS GEHIRN AUSTROCKNEN!!
Noch zittre ich, wenn sich das Winterweiß auf Herbstfarben legt, ein grelles Grün zwischen Schneeflecken bebt.
Noch zittre ich –

 

Hallo krissy,

ausbaufähige Geschichte ... die Grundidee finde ich gar nicht schlecht, das Leben nicht aus der Sicht des Todes sondern aus Sicht eines Beinahe-Todes. Und die Umsetzung?

Ich glaube, du verschenkst viel auf den ersten Absätzen, die nur eine längliche Schilderung des Aus-dem-Haus-Gehens sind. Es wird sicher einige Leser geben, denen es an dieser Stelle schon reicht.

Musik begleitet das Szenario, dumpf und grollend rührt sie um, hält fest, indem sie sich wiederholt und wiederholt, bis sie unterbrochen wird, aufgebrochen vom Lachen der Tubas.

Eingestreuten Tiefsinn, wie diesen verstehe ich nicht, auch nicht beim 2. Lesen.


Die Beschreibung der Schustunden und der Atmoshäre in der Schule finde ich gut,
was du genau mit dem eingestreuten "ODER WAS" ausdrücken willst, bleibt mir jedoch unbegreiflich. Und dann kommt folgender Absatz:

SELIG LÄCHELND FALTEN SIE DIE HÄNDE ÜBER IHREN FRUCHTBAREN BÄUCHEN – DIE TODESENGEL, DIE SCHWARZ VOR HOHN UND BOSHEIT KINDER WERFEN, UM SICH GLÜCKLICH ZU WÄHNEN – KINDER WERFEN IN DIE ZERRKLÜFFTETE WELT!!
- die durchpflügte, zerrfurchte, umgegrabene, aufgegrabene, ferrworfene, aufgeschüttete, zupettonierte, schöngebetete welt gähnt und rülpst, hält sich den bauch vor lachen, weil sie die tiefschürrfenden gespräche kitzeln – es juckt sie allen ortens und juckt sie nicht -
Leise käme der Tod, auf leisen Sohlen, sagen die Einen.
IN DEN SCHLUCHZENDEN SCHLUCHTEN SCHLUCHZT ES, DASS ER BRÜLLEND AUS DEN FELSEN BRICHT, STÜRZT UND STÜRZT UND MITREIßT IN DIE TIEFE, DIE KEIN ENDE NIMMT!!
die oben, ganz oben bei den sternen wieder von vorne beginnt –

Gut ist die Parodie der Schülersprache, trotzdem verstehe ich den Absatz leider nicht, auch nicht, was du mit der Großschreibung und dem hartnäckig klein geschriebnen sternen aussagen willst. Sorry, vielleicht bin ich ja einfach zu blöde ...

Naja, und dann der Schluss. Erst tust du so, als wäre das Ende wirklich der tödliche Unfall und nimmst es dann auf den letzten Zeilen wieder zurück, mit einem ätsch, war doch anders ...

Der gerechte Zorn in den letzten Zeilen lässt erahnen, dass dem Ganzen ein tatsächliches Ereignis zu Grunde liegt. Das Anreissen der Schuldfrage und das Ausbrechen aus dem realistischen Zeitungsbericht mit

Der Geschäftsmann, Herr A aus E, hat ein gutes Leben bedroht. Er wird es wieder tun, es ist nicht strafbar.

ist meiner Meinung nach gelungen.

Insgesamt eine Mischung aus Licht und Schatten, ich würde dir zu einer Überarbeitung raten, vor allem was die Verständlichkeit deiner Gedankengänge betrifft.

LG,

N


Textkram:

sterne am himmel –
Links ist der Tankdeckel, nein rechts. Ich fahre seitlich an die Zapfsäule, vergewissere mich der Geldtasche in der Jackentasche und steige aus; trete ein in Licht, Stimmengewirr, Motorenbrummen, eine Autotür wird zugeschlagen. Ich atme ein Gemisch aus frischer Luft und Benzin. Regenbögen auf dem Asphalt, regenbögen zu meinen füßen.

Wie war das mit der Großschreibung?

Optik:

Du operierst mit verschiedenen Arten der Hervorhebung: Fettschrift, Großbuchstaben. Das ganze wirkt optisch ziemlich aufdringlich und unelegant. Weniger wäre da mehr, vielleicht einfach etwas dezentes kursiv für die bisher fetten Stellen ....

 

Hallo krissy

was mir sofort zu deiner Geschichte einfällt: sehr eigenwillig.
Interessant, sogar mitreißend, aber dann übertreibst du in meinen Augen die künstlerische Freiheit. Der Fluss kommt ins Stocken, ich nicht mehr hinterher. Was bleibt ist der EIndruck einer hektischen verrückten Welt.
DAs wolltest du vermutlich auch einfangen, aber das hättest du auch eleganter lösen können.
Der erste Teil gefällt mir entschieden besser, als die zweite Hälfte. Da wird es anstrengend, schwer durchschaubar.
Ich habe nichts gegen Texte, die den Leser fordern, hier jedoch ist mir diese Forderung zu stechend. Dasmacht dann keinen (lese-)Spaß mehr.

Die Idee mit den eingechobenen Zeitungsartikeln finde ich allerdings stark!

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nicole -
Danke fürs aufmerksame Lesen und für deine Rückmeldung:
"längliche Schilderung des Aus-dem-Haus-Gehens" ist die unspektakuläre Beschreibung eines ganz gewöhnlichen Tagesbeginns mit seinen großen und kleinen Wichtigkeiten; absichtlich etwas gedehnt, um das Bedeutungslose des Bedeutungsvollen rüberzubringen mit blick zu den sternen, womit ich gleich zur Groß- und Kleinschreibung komme: Mit der Kleinschreibung möchte ich formal hervorheben, dass die Wahrnehmung der Prot. über das Alltägliche hinausgeht, in ein größeres Ganzes tritt, in welchem sich das Innen vom Außen nicht unterscheidet...und, dass dieser größere Rahmen jederzeit durch die Geschäftigkeit des Alltags schimmern kann und im späteren Verlauf der Geschichte nicht mehr bloß durchschimmert, aufblitzt sondern einbricht...was ich mit ODER WAS?! anzukündigen versucht habe.
Die unterschiedlichen Schriftformen sollten die unterschiedlichen Wirklichkeitsebenen, Wahnehmungsebenen wiedergeben: Das in Blockbuchstaben-Geschriebene steht für das Große, Übermächtige, das sich der Einwirkung des Subjekts entzieht, aber auf das Subjekt wirkt; das Fett-Gedruckte passt sich formal an die Zusammenfassungen von Zeitungsberichten an, die gleich unter der Schlagzeile zu finden sind (sie haben einen betimmten Namen, fällt mir jetzt nicht ein), der Schüleraufsatz ist im Orginal schreibschriftähnlich geschrieben, ist hier nicht übernommen worden. Ich habe versucht die Geichzeitigkeit von Wirklichkeiten in Sprache und Schrift zu bringen und war und bin neugierig, ob das annähernd beim Leser, bei der Leserin ankommt.
"Musik begleitet das Szenario..." - ist von mir nicht besonders tiefsinnig gedacht, beschreibt lediglich die morgendliche Autofahrt, die von Musik begleitet ist.
Zum Schluss: Es geht mir nicht um einen "Ätsch-Effekt" als viel mehr um ein Erschrecken, das der Prot. das Leben neu schenkt: Sie zittert von dem Schrecken und von dem Anblick grellen Grüns zwischen Schneeflecken...
Meine Erzählabsichten haben sich dir beim Lesen nicht ganz entschlüsselt. Wenn ein Leser/eine Leserin mit meinem Text, was anders anfangen kann, als ich beabsichtigte, find ich das bereichernd. Schlimm wirds, wenn einer/eine nichts mit dem Text anfangen kann. Nun habe ich in meiner Antwort auf deinen Kommentar einige Erklärungen nachgereicht und werde nicht mehr erfahren, wie es anderen LeserInnen ohne meine Offenlegungen ergangen wär. Eine Anspielung, die der Text außerdem transportieren sollte, habe ich noch für mich behalten...mal sehen.
Gruß und Danke
krissy

 

Hallo weltenläufer -
- immer wieder, wenn mir dein Name unterkommt, läuft ein Film in mir ab - ein schöner Film (vllt. fließt er mal in eine Geschichte ein) - und immer wieder entlockt mir dein "grüßlichst" ein Schmunzeln - das nur nebenbei -
Naut hat mir an anderer Stelle (Diskussion über die Rechtschreibreform) einen wichtigen Schlüssel in die Hand gegeben, den ich gern außer Acht lasse, nämlich, dass die Anschlussfähigkeit ein nicht zu ignorierendes Mittel ist, um Kommunikation zu ermöglichen...auch und gerade in der Kunst. Ich habe mich seit einigen Jahren aus der Gesellschaft zurückgezogen, weil mich die "patriachale Zurichtung" (Zit. Angelika Alitit) zu sehr schmerzt, lebe, der medialen Gehinrwäsche müde, weitestgehend medienabstinent (abgesehen von Internet und Büchern und seltenen Kinobesuchen), und habe, wie ich feststelle, die Anschlussfähigkeit verloren: Was mir leicht und selbstverständlich ist, ist für andere anstrengend...Genüsslich koche ich in meiner Abgeschiedenheit meine Süppchen, würze sie mit feinen Kräutern, schmeck sie ab, schlürfe sie...Seitdem ich mich in dieses Forum eingeklinkt habe, stehe ich vor einer neuen Herausforderung: Ich übe mich in der Gratwanderung zwischen Authentizität und Entgegenkommen. Wenn du wüßtest, wie sehr ich obige Geschichte unter Bedachtnahme all dessen, was ich in diesem Forum aus Geschichten und Komentaren bereits gezogen habe, überarbeitet habe...
Einigermaßen anstrengend und quer mag ich schon bleiben und schreiben, gehts mir doch immer wieder darum, einen Blick hinter/über/neben die Kulissen der Konventionen zu wagen. Ich mag die Risse, die Einbrüche, die Abstürze, die Flugversuche, die Fragen ohne Antwort...
Grüße
krissy

 

hallo krissy noch mal

um meiner Kritik etwas die Schärfe zu nehmen, falls sie denn so rüberkam - dein Stil hat ja durachaus etwas interessantes, auch mitreißendes (wie schon erwähnt) nur übertreibst du es dann leider in meinen Augen. Aber das hat natürlich auch seine Berechtigung.
Oft, wenn man etwas Neues ausprobiert, neigt man zunächst zur Überwürzung des Selbigen. Will damit meinen, ich sehe in deinem Geschriebenen ein großes Potential, nur will es mir noch nicht klar genug geschliffen erscheinen...
Aber das kommt sicher noch, wenn du im aktiven Austausch mit deinen Lesern bleibst.
Wer weiß, vielleicht empfinden andere Leser deinen Text auch nicht als überfrachtet, abwarten.

Würde mich übrigens sehr interessieren, was für ein Film in dir abläuft, wenn du meinen nick liest (das dann aber bitte per PN)

ein schmunzelndes
grüßlichst
weltenläufer

 

- um andere KritikerInnen nicht zu hemmen: Ich mag Schärfe in der Kritik: Eine effiziente Kritik stell ich mir vor wie einen scharf geschliffenen, glasklaren Kristall, der das Licht/die Lichtblicke des Betrachters/der Betrachterin beim Lesen eines Textes auffängt, um die hintersten und unklaren Winkel einer Geschichte auszuleuchten, zu spiegeln, zu reflektieren. Auf diese Weies kann ich über meine "blinden Flecken" etwas erfahren und dazulernen über mich, meine Wirkung und fürs Schreiben - und ich lerne gern, trotzdem oder gerade weil ich eher eine alte Schachtel in diesem Forum bin. Ich bin gern die alte Schachtel, die aus dem Reichtum eines gelebten Lebens schöpft noch immer brennend neugierig auf und offen für das noch ungelebte und andere...Ich habe noch lange nicht ausgelernt, und werd wohl nicht aufhören zu lernen, bis ich erst mal unter der Erde lieg - und wer weiß, vielleicht geht da das Lernen nochmals von vorne los. In diesem Sinne, bloß keine Hemmungen! Ich "derwehr" mich schon, wenns beleidigend oder zu persönlich wird.
krissy

 

Hej krissy,

eine Art Grundton in Deiner Geschichte kann ich anfangs klar erkennen, später werde ich von Fett- und Großschreibung und irgendeinem unterschwelligen Zynismus oder ist es einfach nur Ironie, Trauer
(beginnt hier:
" . . . mit großem I, immer mit großem I.")
hin und hergerissen. Möglicherweise ist das Absicht, schließlich wird der Tod thematisiert und todesähnlich (zumindest nach meiner Vorstellung) kippt die ganze Geschichte, wird in Schräglage weitererzählt.
Andererseits ist es, als würde jemand gleichzeitig mit verschiedenen Signalfähnchen winken und ich verliere den Kurs.
Ich hätte die Geschichte gerne ohne Deine Betonungen gelesen, weil es das ist was Lesen so schön macht: ich kann selbst entscheiden was für mich von Bedeutung ist und was nicht.

Einige Worte, deren Schreibweise ich nicht verstehe:

"zerrfurchte, . . . , ferrworfene, . . . zupettonierte, . . . tiefschürrfenden"
vielleicht Absicht?

"GESTZT"
bestimmt keine Absicht.

Gruß Ane

 

Hi Krissy,

oh, das hat mir gefallen: Diese Balance, hier gutmenschelnde, kinderstreichelnde Frau, doch hinter dem Steuer werden wir zum Tier, fordern die Todesstrafe für Temposünder und Mittelspurbummler. Autofahren heißt instinktiv reagieren (erst nachdenken wäre tödlich), aber Instinkt fordert Territorium, Nahrung, Jagd und Beute.

Und ich habe Dir ja von der Form gepredigt: Hier fand ich das gut verwirklicht. Die Form reflektiert den Inhalt ("zerrfurchte, umgegrabene, aufgegrabene, ferrworfene" - herrlich).

Lieblingsstelle: Die mit den Tetrapacks.

Mal wieder eine unkritische Lobhudelei von mir, muss auch mal sein.

Grüße,
Naut

 

HI!

Die Idee für die KG finde ich ganz gut und einige Stellen gefallen mir auch wirklich, aber du stiftest auch einige Verwirrung, ständig dieses "oder was" oder der überlange anfang, ich denke, jeder weiß, wie es ist morgends aufzuwachen.
Also kurz um: Mir hat dein Stil nicht so gefallen, es wirkt als ob du ein bisschen locker lässig in der gegend rumschreibst, bevor du aufs Thema kommt, daher kommt meine verwirrung schätze ich.
Naja, ist denk ich auch schon geschmackssache, aber die idee gefällt mir wie gesagt.

MFG +M+

 

Hallo krissy,

um nochmal kurz nachzuhaken, was ich umso lieber tue, wenn einige Details über die Person der AutorIn bekannt sind...

Es freut ich, wenn sich Leute Gedanken machen bevor und über was sie schreiben. Du hast das in deinem Nachtrag demonstriert und einige Unklarheiten beseitigt. Dennoch glaube ich weiterhin (und fühle mich durch versch. Kritikerkollegen bestätigt), dass du mit der Vielzahl von Stilelementen den Leser etwas überforderst. Ich bin weiterhin der Meinung weniger wäre mehr, das liegt aber auch daran dass ich ein optisch veranlagter Mensch bin, den das reine Druckbild einer Geschichte schon stören kann ...

Sorry, bitte nichts für Ungut,

N

 
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Guten Abend allerseits - Danke fürs Lesen und Kritisieren:
@Ane: Ich nehme zur Kenntnis, dass du meine Geschichte gern ohne meine Betonungen gelesen hättest, weil es dir Vergnügen bereitet, deine eigenen Bedeutungen herauszulesen. Kann ich gut nachvollziehn. Die Erstfassung der Geschichte war in einem Guss - allerdings in durchgehender Kleinschreibung, die ich gerade dabei bin, auch wegen der Kritiken, die sie in diesem Forum ausgelöst hat, umzustellen, neu zu hinterfragen, auf andere Art und Weise einzusetzen - also erst mal Umschreibung in Groß- und Kleinschreibung und dann ist die Schauspielerin und Regisseurein in mir durchgegangen! Diese ganz verdrehte Orthographie bei bestimmten Worten ist natürlich Absicht im lautmalerischen Sinne, während ich das vergessene E bereits reingeflickt habe - Danke für den Hinweis!
@Naut - auch kritiklose Lobhudelei tut einwandfrei gut - rinnt runter wie guter Wein! Danke! - Besonders, dass du die Vieschichtigkeit eines Charakters, einer Pesönlichkeit, in diesem Fall der Prot., mit der die meisten LeserInnen zu kämpfen haben, einfach annimmmst - schmeckt wie Südhang, Spätlese!
@Steerie - Dass ich locker lässig in der Gegend rumschreibe, dagegen, Steerie, verwehr ich mich entschieden. Ich mach mir eher zu viel Gedanken gleichzeitig, daher vielleicht die Verwirrung für dich und andere LeserInnen. Bis ich einen Satz ausformuliert habe, sind ihm so viele Gedankengänge vorausgegangen, dass sie wahrscheinlich für den Leser/für die Leserin nicht mehr nachvollziehbar sind . Der Diskrepanz zwischen Entstehungsprozess und Endprodukt, das für einen Teil der RezipientInnen unklar und verwirrend bleibt, werde ich noch nachspüren. Womit ich wieder bei der Frage angelangt bin, inwieweit muss, sollte, kann der Verfasser/die Verfasserin eines Textes dem Leseverständnis der RezipientInnen entgegenkommen, ohne Selbstverrat zu üben?
@Nicole - Danke, dass du nochmals nachgehakt hast: Ich bin, nachdem ich neben Schreiben und Theater-Spielen und -Inszenieren auch male und zeichne, so wie du optisch reizbar, weshalb ich zusätzlich auf optische Gestaltungsmittel zurückgegriffen habe. Nun, die meisten überforderts - nehme ich zur Kenntnis. Was ich nun mit dieser Erkenntnis weitermache, weiß ich noch nicht. Ich schreibe ja ansonsten eh nicht so optisch durchsetzt. Hat mich für diese Gechichte einfach gereizt, auszuprobieren. Für ungut halt ich weder deine noch andere Kritiken -
Grüße
krissy

 

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