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An der wir sterben müssen

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15.12.2004
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An der wir sterben müssen

Die Ärzte geben mir noch drei Jahre, aber nur unter günstigen Umständen, wie sie mir immer wieder mitteilen.
Natürlich sagen sie das nicht einfach so. Sie verklausulieren, verstecken die Nachricht in Nebensätzen, verwenden blumige Begriffe, die meine Aufmerksamkeit von der Todesnachricht ablenken sollen. Ich bin deswegen nicht böse, ich würde es wohl genauso machen. Wer will schon geradeaus ins Gesicht besagt bekommen, dass es nur noch drei Jahre zu leben hat?
Es geschah als ich sechzehn war, eine fast harmlose Verletzung, wie die Ärzte damals sagten. Man brachte mich ins Krankenhaus, nähte und flickte, und dann gab man gab mir schmerzstillende Medikamente, die nicht halfen. Nach nur einer Woche wurde ich entlassen. Alles halb so schlimm, wie man mir sagte, bis drei Wochen später die Wunde wieder aufbrach, und ich Unmengen an Blut verlor. So ging es dann Woche für Woche weiter, immer nach demselben Muster: Die Wunde brach auf, Blutverlust, Krankenhausbesuch, nähen, flicken, entlassen werden. Für die Ärzte mutierte ich von einem Menschen zum lebenden Rätsel. Untersuchungen wurden gemacht, neue Medikamente getestet, Naturheilmethoden ausprobiert, aber nichts half die Wunde für längere Zeit geschloßen zu halten. Bis mir dann bei meinem zwölften Krankenhaus- aufenthalt mitgeteilt wurde, dass es nicht ewig so weitergehen könne. Mein Körper verliere zuviel Blut, käme dabei aber selbst mit der "Neuproduktion", wie sie es nannten, nicht nach. "Transfusionen", wie man mir freundlich mitteilte, seien vielleicht noch "einige Jahre möglich", dann aber würde mein Körper "die fremden Blutkörperchen abstoßen", und nie wieder aufnehmen können. So versuchte man mir den Sachverhalt zu erklären, während man aber hinter vorgehaltener Hand die ganze Transfusionsmethode als "Verschwendung" bezeichnete, und mich hinterrücks "den Vampir" taufte.
Nun war ich also vom Rätsel zum Rechenexempel mutiert, nur noch das abhängige Produkt verschiedener Faktoren meines Körpers, die meine Leben entweder weiter aufrechterhalten suchen, oder eben verkürzen. Rechnet man als richtig, und bezieht alle noch lebensverlängernden und lebensverkürzenden Umstände mit ein, so bleiben mir ab dem heutigen Tage noch genau drei Jahre von ehemals sieben, wobei aber die Hälfte der vergangenen vier Jahre aus Krankenhausaufenthalten bestanden, und deswegen zwar zur vergangenen Lebenszeit, aber nicht zur effektiven, aktiv gestalteten Lebenzeit hinzugerechnet werden können. Und auch die noch ausstehenden drei Jahre werden nicht anders verlaufen, wenn es überhaupt noch drei Jahre sind, denn ich glaube diesen Ärzten mitlerweile kein einziges
Wort mehr.
Insgesamt kann ich sagen, dass es mir nie wirklich an etwas gemangelt hat. Ich hatte tolle Eltern, ich hatte unglaubliche Freunde. Mir ist es immer leichtgefallen etwas zu lernen, und ich hatte fast immer gute Noten. Ich hatte immer genug Geld um etwas unternehmen zu können, und bei meinen Entscheidungen im Leben hatte ich ohne Ausnahme, wirkliches Glück. Mir hat es nie wirklich an etwas gefehlt im Leben, außer, seit ich sechzehn bin, an Blut.
Und alle Heilmethoden und Ärzte dieser Welt sind außerstande mir zu helfen, sie verstehen das Problem nicht, mich nicht, und schon gar nicht die Ursache des Problems. Diese Verletzung hat sich von einem kleinen Unfall in ein Schicksal verwandelt, welches meine ganzes Leben bestimmt, und der einzige Faktor der sich diesem Schicksal nicht beugen möchte, ist abhängig von der Verletzung.
Es möchte weiterschlagen.

 

hallo jack,

ein frage zu deiner geschichte; ist das alles erfunden oder verbirgt sich ein wahres schicksal dahinter? du oder ein freund?

im letzten absatz steht....

"Ich hatte tolle Eltern, ich hatte unglaubliche Freunde."

wieso hat er die nicht mehr? oder soll es "habe" heissen?

und weiter oben steht:

"Und auch die noch aussteheden drei Jahre werden".

da fehlt ein n in austehenden.

ich finde, die geschichte - vor diesem ernsten hintergrund - zu flüchtig. es liest sich etwas hektisch...vielleicht solltest du versuchen, die geschichte etwas runder zu gestalten.

aber wenn ich selbst betroffen wäre, wüßte ich nicht, ob ich überhaupt etwas schreiben könnte zu diesem thema.

gruss kardinal

 

Hi
Ich glaube, etwas so Schreckliches kann man nur mit dieser Art von Abstand erzählen, wie du es tust, sonst geht es zu sehr an die Substanz.
Gruß Andromeda

 

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