Hallo Jollchen und Herzlich Willkommen auf KG.de
Ein sehr kryptischen Erstling, den du hier vorlegst und leider muss ich gestehen, das dieser Text in meinem Fall zu kryptisch für das Publikum war. Erschwert wird die Lektüre noch durch ein zusätzliches Zeitproblem deinerseits. Dir gehen Vergangenheit und Gegenwart durcheinander und erzeugen eine zusätzliche Verwirrung die den Leser dann restlos gegen die Wand laufen läßt.
der Flügel steht im größten und herrlichsten Raum des Hauses, das an großen, herrlichen Räumen weiß Gott nicht arm war.
Gegenwart ... Vergangenheit
Mal brennen Rote, die nach Kirsche duften, oder er zündete kohlrabenschwarze Kerzen an.
Gegenwart ... Vergangenheit
Sowas ist unsauber und hätte sich vermeiden lassen (Eine Zeitform für den ganzen Text, nicht wild hin und her springen, vor allem nicht mitten im Satz). Das Problem an solchen kleinen Unsauberkeiten ist, dass der Leser beim Entdecken Solcher, abschaltet und aus der Geschichte aussteigt.
Die Frage die sich mir beim Lesen deines Textes stellt und die du selbst im Vorfeld vlt. nicht ausreichend bedacht hast, ist, wohin du mit der Geschichte willst?
Es wird aus der Geschichte leider nicht klar, so dass es wohlwollenden Kritikern, die dir mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen schwer fällt, diesem Wunsch nachzukommen.
Also ein alter Mann wohnt in seinem Haus, die Kinder sind raus und er klimpert zum Zeitvertreib auf seinem Klavier. Dann spielt er etwas selbst ausgedachtes und nen Bild fällt runter auf dem seine Tochter auf einer schwarzweiß Fotografie zu sehen ist. Ist hier irgendwer, der alte Mann, gestorben? Und was soll der Titel, wo ist hier das Unzeitgemäße, die Fotografie etwa, Verzeihung, die Photographie?
Wo ist die Handlung, die Gefühle, die Poesie, die Idee? Was ist dein Ziel? Soll der Leser das Leben des alten Mannes erleben? und wenn ja warum? was ist so romantisch am Leben des alten Mannes das du es erzählen möchtest, was so außergewöhnlich?
Der Text ist leider so Konfus, das ich dir keine Tipps geben kann, wie du dein Ziel erreichen könntest (Das Ziel des Autors ist immer der Leser!), ich weiß einfach beim besten Willen nicht was du mir dem aufmerksamen Zuhörer erzählen wolltest. Ich finde keine Handlung aber auch kein Stimmungsbild, das eine Momentaufnahme sein kann. Ich finde nur aneinandergereihte Worte, die mir verschlossen bleiben und das ist Schade.
Dann trotz allem noch ein Hinweis:
Mit dem Aushallen des letzten Anschlages brannten vier der drei Kerzen ab.
Ich gehe davon aus, das es sich hier nicht um einen Fehler handelt, sondern, dass ein Bild vermittelt werden soll, das etwas besonderes auslöst.
Solche Bilder, - vier aus drein - sind aber nur zulässig wenn sie allgemein verständlich sind. Private Bilder und Symbole entziehen sich dem geneigten Leser, er kann sie nicht deuten, weil ihm das Hintergrundwissen fehlt und Symbole bleiben so lange privat wie sie nicht allgemein gebräuchlich sind, oder aber aus dem Kontext der Geschichte klar hervorgehen.
Als Beispiel: Wenn ich dir erzähle das ... die linksdrehenden Pinguine Schuld am Ozonloch sind, weil ihre Giraffen Schnupfen haben ... schüttelst du verständnislos den Kopf, wenn ich dir aber erzähle, das die Pinguine bei mir an der Uni von einer Gruppe aus meinem Studiengang ein Running Gag sind mit dennen wir versuchen auf möglichst absurde Weise alles zu erklären und das wir in dieser Flachssymbolig davon ausgehen das Giraffen genauso wie Hamster von Pinguinen als Haustiere gehalten werden, das linksdrehende Pinguine im Gegensatz zu rechtsdrehenden die Wurzel allen Übels sind. Dann weißt du das es sich bei ... die linksdrehenden Pinguine Schuld am Ozonloch sind, weil ihre Giraffen Schnupfen haben ... um einen Ausschnitt eines solchen Dünsinns-Gespräch handelt. Du kannst vlt. nicht die Logik (glaub mir, die haben wir durchaus in unseren Pinguinmodellen) durchdringen, aber du siehst ein, dass es nicht totaler Unsinn sondern Unsinn mit innerer Struktur und Logik ist.
Wo wollt ich hin? ... Ach ja, genau. Solche privaten Symbole wie meine Pinguine oder deine vier aus drei sind unzulässig in Geschichten. Es sei den du schreibst eine Geschichte über das Orakel von Delphi und willst einen absurden Orakelspruch im Wortlaut einbauen. Ohne solche schlüssigen Orakelbegründungen muss ein privates Symbol aber vom Autor aus seinen Texten verbannt werden (Gut mir fallen auch da wieder Ausnahmen ein, aber der Einfachheit halber halten wir fest, dass ein privates Symbol in dieser Geschichte, an dieser Stelle unzulässig ist, da es sich dem Leser entzieht.).
Also, wenn du mir sagen kannst warum du diesen Text geschrieben hast und was der Leser aus diesem Test mitnehmen sollte, bin ich gern bereit weitere Hilfestellungen zu geben, so sie erwünscht sind.
Vlt. sagt dir der Text aber auch nicht mehr zu, dann versuch dich an was Neuem und lass den Kopf nicht hängen. Hier ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und selbst jene die am Anfang Glück mit ihrer Schreibe hatten haben sich trotzdem irgendwann mal in die Nesseln gesetzt. Versuch macht klug. Also ran an den Schreibtisch, Papier und Stift gepackt und auf ein Neues.
So what ...
Les' dich
Nice