Anders
Mit der Masse schwimmen – für mich Unsatz des Jahres. Wieso gibt es so was eigentlich nicht? Eine zusammenhängende Reihe von Unwörtern müsste doch einen Unsatz geben? Mein bester Freund, Peter, er ist Punk, sitzt auf seinem Stuhl vor mir am Tisch und schimpft über Malte. Er wäre nur ein Schleimer und würde nur mit der Masse der aktuellen Mode schwimmen. Und das schlimmste dabei ist ja, so findet Peter, dass er damit noch glaubt, sich von der Masse abzuheben. Mit seinen extrem weiten Röhrenhosen, den Piercings, den blondierten Haaren und all dem anderen Mist der in der Technoszene „in“ ist. Anders sein, so erklärt Peter weiter, ist mehr als das. Man muss anders denken, anders leben und einfach … anders sein. Punks zum Beispiel wären anders. Sie wären gesellschaftlich nicht akzeptiert, ständig hätten sie mit Vorurteilen zu kämpfen und die dummen Blicke der Spießer einzufangen. Manchmal ist es nicht leicht das alles zu ertragen, sagt er, bevor er noch einen Schluck Bier nimmt, das Glas absetzt und leicht torkelnd in Richtung Toilette verschwindet.
Warum wollen alle die normal sind, anders sein? Ich wäre auch gerne anders. Ich würde gerne mit der Masse schwimmen und mir, wie der Rest der Masse auch, Sorgen darüber machen, wie ich mich am effektivsten von ihr absetzen kann. Ich setze meinen Arm auf das rechte Rad meines Stuhls und drehe ihn zum Tresen. Dann rolle ich, vorsichtig bremsend, die extra für Behinderte eingerichtete Rampe herunter und bestelle mir noch eine Cola.