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Anna

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30.08.2007
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Anna

Anna

Es war kalt an diesem Morgen, als Anna in die Schule ging. Sie war froh, als der Bus endlich da war. Sie ging im Bus nach hinten, vorbei an den fünf Einzelplätzen, und stellte sich auf die unterste Stufe bei der hinteren Tür. Das war ihr Platz. Dann, in der Garderobe, sah sie die anderen aus ihrer Klasse stehen. Sie ging schnell vorbei. Zum Glück hatten sie sie übersehen. Sie zog Jacke und Schuhe aus, sah sich um, und als sie sich sicher war, dass niemand zusah, versteckte sie sie hinter der großen Topfpflanze. Dann ging sie in die Klasse.

Sie saß allein in der ersten Reihe, direkt vorm Lehrertisch, aber das machte ihr nichts aus. Anna stellte ihren Rucksack unter den Tisch und packte ihre Bücher aus. Geografie hatten sie in der ersten Stunde. Dann nahm sie ihr Schreibzeug aus dem Rucksack. Sie war stolz auf die neue Füllfeder, die sie erst letzte Woche zu ihrem elften Geburtstag bekommen hatte.

Es läutete. Der Lehrer war ungewöhnlich früh in der Klasse. Er kündigte eine Gruppenarbeit an. Schnell hatten sich die üblichen Grüppchen gebildet. Fünf mal vier Leute. Anna blieb über. Diesmal wurde sie der Mädchengruppe in der letzten Reihe zugeteilt. „Warum kriegen wir sie schon wieder?“ fragte eine von ihnen. Aber der Lehrer setzte seine strenge Miene auf und sie waren still. Widerwillig machten sie Anna Platz. Dann fingen sie an, ihre Aufgabe zu diskutieren. Anna war still. Sie wusste aus Erfahrung, dass das besser war. Sie war froh, als die Glocke wieder läutete.

In den Pausen war Anna meist allein in der Klasse, außer jemand hatte die Hausaufgaben nicht gemacht und musste sie erst abschreiben. Anna war sich sicher, dass sie die Einzige in der Klasse war, die noch nie abgeschrieben hatte. Von wem auch?

An diesem Tag hatte sie noch Deutsch, Mathematik und Turnen. Wenigstens keine Gruppenarbeiten mehr. Nach der Schule musste sie sich beeilen, um den Bus nicht zu verpassen. In der Garderobe fand sie Jacke und Schuhe unverändert hinter der Topfpflanze vor. Sie freute sich, dass niemand ihr Versteck entdeckt hatte und machte sich auf zum Bus. Während der Fahrt kam von irgendwo her eine Bananenschale zu ihr auf die unterste Stufe geflogen. Sie ignorierte sie.

Zuhause machte sich Anna sofort an ihre Hausaufgaben, dann räumte sie auf und begann das Abendessen vorzubereiten. Ihre Eltern arbeiteten den ganzen Tag hart, also war das ihre Aufgabe. Die Eltern kamen geschafft und müde nach Hause und freuten sich schon auf das Essen. Sie waren sehr stolz auf ihre Tochter.

Nach dem Essen saßen sie noch auf dem winzigen Balkon zusammen und schauten in die Sterne. Es war eine klare Nacht und plötzlich war da eine Sternschnuppe. „Wünsch dir was!“ sagte Annas Vater, und sie schloss die Augen und dachte ganz fest an das Schönste, was sie sich nur vorstellen konnte. Dann ging sie schlafen.

Als Anna am nächsten Morgen aufwachte, und langsam die Augen öffnete, konnte sie es kaum glauben. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen. Sie sprang auf, rannte aus dem Zimmer und…
Nur ein Traum. Anna machte die Augen auf
und war noch immer schwarz.

 

Hallo, mweiss,

da bin ich schon wieder!

Eine gut erzählte kleine Geschichte über die elfjährige Anna, die von ihren Klassenkameraden gemieden wird. Der auslösende Makel wird erst mit dem letzten Satz aufgedeckt.

Zwei kleine Fehler sind zu korrigieren:
Ein Komma ist einzufügen nach dem Ausrufezeichen. „‚Wünsch dir was!’ sagte Annas Vater, …“, dafür ist das zwischen „aufwachte“ und „und“ in „Als Anna am nächsten Morgen aufwachte, und langsam die Augen öffnete, …“ entbehrlich.

Zwei Dinge stören ein wenig, ohne dass es Fehler sind. Zum einen finden sich im ersten Absatz viele Folgen von „si“-Lautfolgen (wie ichs mal nennen will): „Zum Glück hatten sie sie übersehen“, dann: „ … als sie sich sicher war …“, und: „ …versteckte sie sie hinter …“ Das eine sie könnte durch den Namen ersetzt werden, ein anderes durch „Jacke und Schuhe“.

Letztlich ist nach dem Fragezeichen ein Komma anzubringen: „‚Warum kriegen wir sie schon wieder?’ fragte eine von ihnen.“ Wahrscheinlich wurde nicht das Personalpronomen „sie“ benutzt, um die Abwertung Annas auszudrücken, sondern ein „die“ oder sogar ein „die da“.

Ansonsten ist die Geschichte gut zu lesen und, wie schon gesagt, gut erzählt.

Ein guter Einstand, wie ich finde!

Gruß

FRD

 

Hej mweiss,

klar und einfach, gefällt mir nochmal gut. Gestört hat auch mich die häufige Wiederholung des Wortes "sie".

und war noch immer schwarz.
Ich weiß nicht, ob Du hier ein Wort vergessen hast oder es wirklich so meinst. Nicht Anna war ja schwarz, sondern was sie sieht, bzw nicht sieht.

"Und alles war noch immer schwarz." wäre mein Vorschlag.

Viele Grüße
Ane

 

Ich weiß nicht, ob Du hier ein Wort vergessen hast oder es wirklich so meinst. Nicht Anna war ja schwarz, sondern was sie sieht, bzw nicht sieht.

"Und alles war noch immer schwarz." wäre mein Vorschlag.
Ane


Anna war eben doch schwarz. Das war eigentlich der Sinn dahinter... haben das andere auch falsch verstanden?

 

Hallo mweiss!

Auch von mir ein herzliches Willkommen! :)

haben das andere auch falsch verstanden?
Nein. ;) Anne ist immer noch schwarz, nicht "alles".

Zu lesen war Deine Geschichte schön flüssig und Deine Intention, eine Geschichte über Ausgrenzung zu schreiben, gefällt mir auch - nur die Geschichte selbst leider nicht so, und das liegt daran, daß sie nur ein Fingerzeig ist - die bösen Kinder, die das schwarze Mädchen ausgrenzen -, ohne auf die gesellschaftlichen Ursachen zu schauen.

Kinder grenzen einander nicht von selbst aufgrund ihrer Hautfarbe aus, im Gegenteil finden sie meist sogar alles Andersartige besonders interessant. Bis sie von den Erwachsenen lernen, wonach man Menschen einteilt. Dazu bedarf es nicht unbedingt verbaler Belehrungen, das negative Vorleben reicht, die Kinder kriegen das auch so mit. Solange wir Erwachsenen es nicht besser vorleben, brauchen wir auf die Kinder nicht mit dem Finger zeigen.

Wäre vielleicht besser gewesen, die Geschichte aus Sicht eines der Mitschüler zu schreiben und ihn dann nach Hause gehen zu lassen, damit könntest Du den Zeigefinger auf die Eltern richten. Vielleicht magst Du das ja probieren. :)

Außerdem ist es meiner Meinung nach eine ziemliche Außensicht, anzunehmen, ein Schwarzer würde sich wünschen, nicht mehr schwarz zu sein. Ich denke, er wünscht sich, nicht mehr diskriminiert zu werden, als der Mensch anerkannt zu werden, der er ist.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo mweiss!

Auch von mir ein herzliches Willkommen! :)


Nein. ;) Anne ist immer noch schwarz, nicht "alles".

Zu lesen war Deine Geschichte schön flüssig und Deine Intention, eine Geschichte über Ausgrenzung zu schreiben, gefällt mir auch - nur die Geschichte selbst leider nicht so, und das liegt daran, daß sie nur ein Fingerzeig ist - die bösen Kinder, die das schwarze Mädchen ausgrenzen -, ohne auf die gesellschaftlichen Ursachen zu schauen.

Kinder grenzen einander nicht von selbst aufgrund ihrer Hautfarbe aus, im Gegenteil finden sie meist sogar alles Andersartige besonders interessant. Bis sie von den Erwachsenen lernen, wonach man Menschen einteilt. Dazu bedarf es nicht unbedingt verbaler Belehrungen, das negative Vorleben reicht, die Kinder kriegen das auch so mit. Solange wir Erwachsenen es nicht besser vorleben, brauchen wir auf die Kinder nicht mit dem Finger zeigen.

Wäre vielleicht besser gewesen, die Geschichte aus Sicht eines der Mitschüler zu schreiben und ihn dann nach Hause gehen zu lassen, damit könntest Du den Zeigefinger auf die Eltern richten. Vielleicht magst Du das ja probieren. :)

Außerdem ist es meiner Meinung nach eine ziemliche Außensicht, anzunehmen, ein Schwarzer würde sich wünschen, nicht mehr schwarz zu sein. Ich denke, er wünscht sich, nicht mehr diskriminiert zu werden, als der Mensch anerkannt zu werden, der er ist.

Liebe Grüße,
Susi :)

dass die kinder diese ausgrenzung nicht selbst erfinden ist mir natürlich klar
ich glaube aber nicht, dass ich die ursachen dafür in meine geschichte einbaun muss, um zu zeigen, dass die kinder ja nichts dafür können

und zum einwand am ende:
natürlich wird sich kein erwachsener mensch eine andere hautfarbe wünschen
bei kindern bin ich mir da nicht so sicher

die kinder haben einen ganz anderen zugang zu diesen dingen, wie du richtig erkannt hast. und genau diese, von erwachsenen eingeprägten, unterschiede zwischen schwarz und weiß, sind das schlimme
bei den mitschülern einerseits - und bei anna selbst andererseits

aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass ich dezidiert schreiben muss, woher diese ressentiments kommen

 

dass die kinder diese ausgrenzung nicht selbst erfinden ist mir natürlich klar
ich glaube aber nicht, dass ich die ursachen dafür in meine geschichte einbaun muss, um zu zeigen, dass die kinder ja nichts dafür können
Was soll denn dann deine gesellschaftliche Aussage sein, wenn du nicht auf den Kern der Sache kommst?
Du beschuldigst die Kinder und glaubst nicht, daß du die Wahrheit sagen solltest? :susp:
Du bist dir nicht sicher, wie das bei Kindern ist, aber du stellst es halt einmal so dar, weil es dir gerade so in den Kram paßt? :shy:

Wofür schreibt man so eine nichtssagende Geschichte? Und vor allem: Wofür sollte sowas jemand lesen?

 

Was soll denn dann deine gesellschaftliche Aussage sein, wenn du nicht auf den Kern der Sache kommst?

dass eine ausgrenzung, wie sie in meiner geschichte beschrieben wird, vor allem bei kindern so schlimm werden kann, dass sie selbst beginnen, sich als etwas schlechteres anzusehen

 

Hallo mweiss!

Nachdem einige Punkte von meinen Vorkritikern bereits angesprochen wurden, möchte ich lediglich auf die mMn unausgegorene Entwicklung der Geschichte eingehen.

Bereits im ersten Absatz wird mir, der Leserin, das Bild eines zutiefst verunsicherten Kindes aufgedrückt, das keinen Platz im öffentlichen Leben hat. Im Bus muss das Mädchen auf unterster Stufe an hinterster Tür stehen und sich in der Schule sogar hinter einer Topfpflanze verstecken.

Neugierig geworden auf die Gründe für solcherlei Verhalten, werde ich enttäuscht.

Sie saß allein in der ersten Reihe, direkt vorm Lehrertisch, aber das machte ihr nichts aus.
Abgesehen davon, dass eine nahezu komplett unbesetzte erste Reihe unglaubwürdig ist, kippt in diesem Moment bereits mein Mitgefühl für die Prot.

Der Lehrer war ungewöhnlich früh in der Klasse.
Ungewöhnlich früh? Was sollen mir diese Worte sagen? Egal. Es sollen Gruppen gebildet werden, in denen das Mädchen offenbar stört. Weshalb? Egal.

Vierter und fünfter Absatz: Wieder Ausgrenzung ohne Erklärung.

Sechster Absatz: Was für ein fleißiges Einzelkind! Das müsste von der Gesellschaft doch geliebt werden!

Absatz Nummer Sieben: Scheinbare Geborgenheit in der Familie, wobei der Balkon nur winzig sein darf ...

Letzter Absatz: Aha! Das schwarze Mädchen heißt Anna, um mich mit dem für Farbige ganz und gar untypischen Namen zu täuschen!

Sorry, aber dieser auf die Schluss-Pointe abzielenden Geschichte mangelt es an nachvollziehbarem Hintergrund. Da hilft auch eine nachgeschobene Erklärung nicht mehr weiter.


Ciao
Antonia

 

Hallo, mweiss,

grüß Euch, Antonia und Häferl,

da will ich mich ganz kurz zu Wort melden:

in dem Text beschreibt mweiss das Schicksal eines stigmatisierten Kindes. Er analysiert nicht die gesellschaftliche Situation und, wenn es nach dem Namen ginge, hätt’ das Stigma des Kindes auch seine Herkunftsfamilie aus jüdischem Milieu sein können. Der Autor hat sich aber entschieden, ein Stück Beschreibungsliteratur über ein farbiges Kind abzuliefern. Und als Beschreibungsliteratur ist die Geschichte m. E. in jedem Fall von Form und Inhalt her gut.

Es ist doch niemand verpflichtet, gesellschaftliche Reflexionen/Analysen, vielleicht sogar soziologische Studien abzugeben. Dies bedeutete dann auch das Risiko, dass keiner den Text mehr kommentierte, vielleicht sogar keiner ihn läse.

Nix für ungut

friedel

 

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