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Arkbird
"Wo bist du, Eric?"
Der Hass welcher aus dieser Stimme sprach war unüberhörbar, aus jenem ehemals so vertrauten Wesen. Noch befand er sich in einem sicheren Versteck, aber wie lange noch?
Diese Gestalt würde ihn früher oder später finden. Bei diesem Gedanken durchfuhr ihn ein unangenehmer Kälteschauer.
"Verstecken ist sinnlos, ich bin schließlich an dich gebunden. Natürlich, wenn du Tod bist, bin ich wieder frei."
Sein Herzschlag schien sich überschlagen zu wollen, während ihm der Schweiß hinunterlief.
"He, ich habe dich nicht in diese Lage gebracht. Es war dein Befehl und ich habe ihn ausgeführt, lass uns jetzt zum nächsten Punkt schreiten."
Eine Sache konnte er nicht abstreiten, es war tatsächlich seine Schuld gewesen.
Doch er war dermaßen in Rage gewesen, hatte kurze Zeit die Beherrschung verloren.
Dieses Wesen namens Arkbird, er kannte es seit seiner Kindheit. Es war wie einer dieser Phantasiefreunde gewesen, eines jedoch welches nie verschwunden war. Er wusste gar nicht mehr, wann dieser zum ersten Mal erschienen war. Jedenfalls konnte er sich an keinen Auslöser erinnern welcher für das Erscheinen seines zukünftigen Freundes ausschlaggebend gewesen wäre. Von heute auf Morgen war er einfach da gewesen, ein Wesen, das, außer ihm, niemand sehen konnte. Dass mit seinem, neuen Freund, etwas nicht stimmte, wurde ihm bald bewusst.
Grund dafür war dieser Idiot von Simon gewesen, der ehemalige Nachbarsjunge. Er konnte sich gar nicht mehr auf den Grund des Streits erinnern, welcher ihn damals erzürnt hatte. Sie waren praktisch stetig im Clinch gelegen.
Jedenfalls war es zu diesem Zeitpunkt passiert, Arkbird hatte erstmals gesprochen!
Nicht mit dieser hasserfüllten, beängstigenden Stimme wie er es nun tat. Beruhigend, freundlich oder gar fröhlich war sie aber auch nicht gewesen. Nein, es war diese, ihm immer noch vertraute, monotone Stimme gewesen. Damals schon hatte er nicht gewusst, was er von dem Vorschlag seines Freundes halten sollte, letztendlich aber zugestimmt.
Doch die Überraschung, als er erfuhr, dass sein Befehl ausgeführt worden war, hatte ihn in Euphorie verfallen lassen. Kurze Zeit war es ihm egal gewesen, dass nur er seinen Freund sehen konnte. Schließlich war der Beweiß erbracht worden, dass er mehr als nur Einbildung war. Weiterst hatte sich dieses Gefühl von Macht herrlich angefühlt.
Doch jene darauffolgende Nacht sollte er nie vergessen. Damals hatte sich diese monotone Stimme erstmals verändert. Ja, der erste Hauch dieses Hasses war damals in seiner Stimme augeflackert.
Simon war verprügelt worden, eine Tatsache welche ihm seine Eltern bestätigt hatten. Er erinnerte sich, wie er sich abmühen musste, keine Mine zu verziehen. Arkbird hatte seinen Auftrag also ausgeführt.
Jene Nacht führte ihm aber vor Augen, zukünfitge Befehle genau zu überdenken .
In dieser Nacht wurde er ebenfalls verprügelt, von Arkbird.
Er schien es mit einer beängstigenden Genugtuung getan zu haben.
Seine Eltern hatten die Schwellungen am folgenden Morgen natürlich sofort bemerkt und eine Erklärung gefordert. Da sie von Arkbird aus offensichtlichen Gründen nichts mitbekommen hatten, war die für sie naheliegenste Erklärung, dass er wohl von Simon verprügelt worden war. Dies bedeutete in verquerer Elternlogik allerdings auch, dass er zuvor Simon geschlagen haben musste. Natürlich versuchten sie, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, übersahen dabei jedoch völlig, dass Simon ihn in der Nacht und in seinem Zimmer gar nicht hätte verprügeln können.
Doch er hatte geschwiegen, genau wie es Simon getan hatte, und aus demselben Grund. Angst.
Seit diesem Tag hatte er sich vor Arkbird gefürchtet und ihn gleichsam gehasst, bis er wieder mit ihm gesprochen hatte.
Die Grundaussage dieser nun wieder monotonen Stimme, ließ ihn Zweigespalten zurück. Arkbird hatte ihm erklärt, dass jeder seiner Befehle, automatisch auch auf ihn zurückspringen würde.
Einerseits schien er liebend gern jemanden für ihm zu verprügeln, um ihn kurze Zeit später dasselbe wiederfahren zu lassen. Jedoch befahl er ihm, jemandem ein Eis zu beschaffen, so verweigerte er diesen Auftrag. Auf den ersten Blick hatte er sich geärgert, dass sein Phantasiefreund nur negative Dinge befolgen wollte. Auf dem zweiten Blick war seit dieser Zeit eine unterbewusste Angst entstanden, welche sich jetzt richtig entfalten konnte.
So lange hatte er es geschafft, Arkbird aus seinem Leben fern zu halten. Doch die Vergewaltigung seiner Frau, machte ihn alle Vorsicht vergessen. Er hatte seine Beherrschung verloren und sich kurzerhand den Tod dieses Schweins gewünscht. In dieser kurzen Zeit, in der er von Zorn und Hass verblendet war, hatte er sein Schicksal besiegelt.
Arkbird hatte ihm seinen Wunsch erfüllt, doch seine Gegenleistung war noch ausständig.