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Aurels erster Botengang

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17.05.2024
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Anmerkungen zum Text

Ich habe abgesehen von Aufsätzen während der Schulzeit noch nie geschrieben.
Mir ist bewusst, dass ich wohl noch schreibe wie ein 15-jähriger Jugendlicher.
Aller Anfang ist schwer und wer nicht anfängt, kann auch nicht weiterkommen.

Mir ist bewusst, dass die Geschichte auch ohne die ersten zwei teile auskommen würde. Ich hatte aber so vieles im Kopf, was ich ausprobieren wollte.

Besten Dank für eure Unterstützung.

Aurels erster Botengang

Aurel stand, das Schwert gezogen, an der Hügelkuppe und starrte auf die überwältigende Zahl feindlicher Soldaten hinunter. Sein pechschwarzes Schlachtross Merkur tänzelte unruhig. Ob dessen Bewegungen oder der mit grossen Tropfen vom Himmel fallende Regen Aurels glänzende Rüstung klappern liess, war schwer auszumachen.

«Ruhig, Merkur», flüsterte Aurel und streichelte das Tier sanft am kräftigen, mit Eisenplatten geschützten Hals, «die Schlacht wird früh genug beginnen, mein Freund.»

Er wendete Merkur zu seinen Männern hin, die in schwarzen Rüstungen hinter ihm auf den Pferden sassen. Ihre Blicke waren von Sorge gezeichnet. Verhöhnende Rufe des feindlichen Heeres durchbrachen das dumpfe Plätschern des Regens.

Aurel zog das legendäre Schwert, den Heidenstecher, aus dessen Schneide und hob es in die Luft.
«Was macht ihr für Gesichter?», rief Aurel ihnen zu, die Stimme voll Kraft, «denkt ihr etwa, die Bauerntölpel sind eine Bedrohung für uns? Wir, die stolze und mutige Schwarze Garde, haben uns schon mit furchtloseren Gegnern gemessen! Noch heute Abend werden wir, mit reicher Beute, singend und wankend am warmen Feuer sitzen!»

Ein lautes Gejohle erhob sich aus den Reihen seiner Ritter, als sie die Schwerter schwangen.

Aurel wendete das Pferd wieder der gegnerischen Übermacht zu. Mit einem kraftvollen Ruck gab Aurel Merkur die Sporen: «Für die Prinzessin!», schrie er und streckte sein Schwert seinen Feinden entgegen.

«Für die Prinzessin!», hallte der Ruf seiner Männer nach, während sie ihrem Anführer folgten und den Hügel hinabstürmten.

Aurel brauste im Galopp den feindlichen Soldaten entgegen. Von Merkurs Hufen spritzte die Erde auf. Sie näherten sich der mit Spiessen gespickten Wand aus Stahl. Schneller, immer schneller…

***
Es rumpelte. Aurel wachte auf. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass er auf seinem Strohbett lag. Dumpfes Schnarchen aus den anderen Räumen erklang. Ein Zeichen, dass es noch zu früh war aufzustehen. Aurel stöhnte leicht. Immer wenn seine ruhmreichen Träume am schönsten und spannendsten waren, wachte er auf. Er wendete sich, presste die Lider fest aneinander. Wo war der Traum geblieben? Würde er ihn nochmals finden?

Er hörte ein leichtes Knarren der Eingangstür. War doch schon jemand auf? Aurel entschloss sich aufzustehen. Vorsichtig schritt er durch sein dunkles Zimmer. In der Stube brannte eine frische, aber schwache Glut, die den Raum rund um die Feuerstelle in ein sanftes, goldenes Leuchten tauchte. Leise öffnete er die hölzerne Tür nach draussen und schloss sie ebenso sorgsam hinter sich.

Es war noch dunkel. An der fernen östlichen Hügelkette kündete ein bläulicher Schimmer vom baldigen Erwachen des Tages. Im schwachen Licht konnte Aurel die wenigen Gebäude um den Hofplatz nur erahnen. Er wusste jedoch, dass sich hinter dem dunklen Schleier die Stallungen, die Schmiede von Andreas und die Scheune mit den Ackerwerkzeugen und Übungswaffen verbargen.
Im Schloss, das hoch oben auf einem Felssporn erbaut worden war, flackerten die ersten Lichter in den Fenstern. Der Nachtwächter machte - wie jeden Morgen - seine Runde, entzündete die ersten Feuer in den Stuben und weckte die Bediensteten.

Aus der Richtung des Stalles vernahm Aurel ein Geräusch. Das rhythmische Stampfen von Hufeisen auf die verdichtete Erde des Hofplatzes war ihm nur allzu bekannt. Langsam nahmen zwei näherkommende Gestalten aus der Dunkelheit Form an.
Der Mensch, der sein Pferd an den Zügeln neben sich führte, blieb vor Aurel stehen. «Habe ich dich geweckt, Brüderchen? War keine Absicht», meinte er mit dumpfer Stimme, um die schlafenden Bewohner des Hofes nicht zu wecken.

«Ist schon gut, Rob, die Sonne geht ja bald auf.», noch sichtlich müde, rieb sich Aurel mit dem Handballen das rechte Auge. «Wo gehst du hin?»

Während Robert auf die Frage antwortete, kontrollierte er den Halt des Sattels und zog die Riemen fester an: «Die Kappeler Bande treibt im Birsthal wieder ihr Unwesen. Der Vogt von Zwingen hat um Hilfe gebeten und Vater hat ihm diese gewährt. Ich treffe mich bei Morgengrauen mit einigen Knechten unten im Dorf und reite mit ihnen nach Zwingen, um nach dem Rechten zu sehen.»

«Ach, diese Banditen schlagt ihr doch ohne Mühe in die Flucht», meinte Aurel, während er die Faust ballte und stolz seinen Bruder anschaute.

Robert stützte den Arm auf das Pferd. Das stetig heller werdende Sonnenlicht liess nun erkennen, dass er seine Armschienen und eine Brustplatte trug, direkt über dem enganliegenden Kettenhemd.
Er blickte Aurel durchdringend an: «Du zwölfjähriger Naivling! Dir fehlt es an Erfahrung und Wissen. Unterschätze nie deinen Gegner! Voreiliges, unüberlegtes Hervorpreschen führt nur zu unnötigem Blutvergiessen! Sei deinem Widersacher immer einen Schritt voraus! Es liegt nichts heldenhaftes in einem Tod, der hätte vermieden werden können. Verstehst du das, Aurel?»

Aurel blickte verlegen auf die Erde. «Ja, Robert, ich verstehe. Dasselbe sagt Vater immer, ‘Aurel, wenn du nicht bald damit anfängst, mit dem Kopf zu denken, statt immer unbedacht mit dem Schädel vorzupreschen, brichst du dir den Hals», er imitierte beim Rezitieren Vaters tiefe Stimme und rollte am Ende mit den Augen.

Ein kleines, warmes Lächeln zeichnete sich auf Roberts Lippen ab. Aurel nahm allen Mut zusammen, schaute seinen Bruder fest an und stellte die Frage, die ihn schon lange beschäftigte: «Hat sich nicht Alexander dieser Kappeler Bande angeschlossen?» Sehr vermisste Aurel seinen ältesten Bruder, der vor Jahren den Hof im Streit mit ihrem Vater verlassen hatte.

Robert hielt inne und schaute nachdenklich auf den Hals des Pferdes: «Wir wissen es nicht sicher, doch die Vermutung liegt nahe. Mehrere Dorfbewohner haben berichtet, dass sie jemand mit denselben schwarzen Locken wie Alex gesehen hätten.»

«Robert, wenn Alexander wirklich ein Bandenmitglied ist, musst du ihn wieder nach Hause bringen. Hörst du, Robert? Du darfst unserem Bruder nichts antun, ich bitte dich!»

Robert stieg aufs Pferd und richtete sein gegürtetes Schwert. Er hielt einen Moment inne. Das Gesicht zur aufgehenden Sonne gewandt, gab er langsam und überlegt Antwort: «Weisst du, manchmal, wenn man den falschen Weg eingeschlagen hat, ist es schwer, diesen wieder zu verlassen. Brandschatzen, sich der Fleischeslust hingeben und saufen, scheint oft in erster Linie ein gutes Leben zu sein. Ein ausschweifendes und lasterhaftes Leben bereut man erst dann, wenn alles zu spät ist und es kein Zurück gibt. Und wenn man mit Gottes Hilfe doch noch erkennt, dass der begangene Weg der falsche ist, hindern uns Scham und Stolz, auf den richtigen zurückzukehren. Ich weiss nicht, ob ich Alexander dazu bewegen kann, zurück zu unserer Familie zu kommen. Aber was auch immer passieren wird, du hast mein Wort, dass ich nichts unversucht lassen werde.»
Er drehte den Kopf zu Aurel, sein ernstes Gesicht wich einem warmen Lächeln: «Halt die Ohren steif und gib auf dich acht, Holzkopf», er wendete das Pferd und ritt davon.

***​

«Herrgott noch mal, Aurel! Wie oft muss ich dir das noch sagen? Du musst bei dieser Parade das Schwert mit voller Kraft nach oben schlagen, der Gegner muss das Gleichgewicht verlieren, sonst wird das nichts», blaffte Simon, Aurels Vater, ihn an.

Es waren ungefähr zwei Stunden vergangen, seit Robert fortgeritten war. Aurel stand für die morgendlichen Übungen auf dem Hofplatz. Der drei Jahre ältere Adrian stand vor ihm.
Simon lehnte gespannt am Koppelzaun und verfolgte mit geschultem Auge die Bewegungen der beiden fechtenden Knaben und gab gelegentlich Anweisungen. Adrians Vater, Andreas der Schmied, stützte neben Simon seine Unterarme lässig an einem Pfahl der Koppel ab.

Aurel konzentrierte sich nochmals, ging innerlich die einzelnen Bewegungsabläufe durch, die er heute Morgen schon unzählige Male durchgeführt hatte. Adrian wartete mit einem Eisenhut und gepolstertem Wams geschützt.
Mit einem Nicken gab ihm Aurel ein Zeichen, um die Übung nochmals zu beginnen. Adrian, der sein Schwert in beiden Händen über seinem Kopf hielt, führte einen Hieb von oben nach unten aus. Aurel, der sein Schwert fest in der rechten Hand hielt, liess dieses innenseitig nach oben schnellen. Als sich die beiden Übungsschwerter trafen, ertönte ein hölzerner Knall. Durch die Wucht der Parade schnellte Adrians Schwert nach hinten. Aurel schwang sein Schwert über seinem Kopf. Um mehr Schwung zu erhalten, drehte er in der Bewegung seine Hüfte ab und liess das Schwert von rechts oben herabsausen und traf Adrian in dessen linke Flanke.

Die kleine Lisa, Aurels Schwester, die bei jedem Training gespannt mitfieberte, klatschte amüsiert in die Hände.

«Geht doch!», meinte Simon, sichtlich zufriedener, «kommt her und trinkt einen Schluck Wasser, es ist Zeit für eure Botengänge.»

Adrian zog den Helm ab, zwinkerte Aurel freudig über dessen gelungenen Schlag zu. Die beiden jungen Duellanten liefen in Richtung des Zauns, bei dem sich die Väter befanden. Simon überreichte Aurel den Trinkschlauch. Nachdem dieser einen grossen Schluck getrunken hatte, reichte er den Schlauch an Adrian weiter, der mittlerweile auf der obersten Querstange des Zauns sass.

Ein Mann, der in Richtung Burg unterwegs war, näherte sich mit einem Gespann dem Hof. Er sass auf dem Zugpferd, hinter sich einen Einachser mit Bordwänden. Der Bauer, den alle aus dem Dorf kannten, sah die Gruppe, hielt an und nahm die Gugel vom Kopf.

Andreas hob seine Hand zum Gruss: «He, he! Grüss dich, Bauer Hänggi, gehst zur Burg den Mist abholen?»

«Guten Morgen allerseits. Ja, Meister Andreas, der Dung ist ein wichtiger Rohstoff und dient als Bau- und Brennstoff. Gerber möchten ihn für ihre Häute und die Sieder für ihren Salpeter. Der Mist ist in diesen Zeiten ein seltenes Gut. Ich möchte mich nicht beklagen, aber wir haben mehr nach Dung rufendes Gewerbe, als uns Mist zur Verfügung steht.»

Andreas lächelte ironisch: «Ha! Dann müsst ihr den Kühen mehr zu fressen geben, auf dass das Vieh mehr scheisst.»
Auf den Lippen aller zeichnete sich ein kleines Lächeln ab.
«Hä?», Lisa schaute verwundert in die Runde, «wie zum Kuckuck soll das gehen? Habt ihr die Kühe schon einmal beobachtet? Wie sollen die denn noch mehr fressen? Die sind doch schon immer am Kauen! Beim Grasen kauen sie, beim Melken kauen sie, beim Laufen kauen sie, beim Schlafen kauen sie, selbst wenn sie der Stier besteigt, sind die Kühe am Kauen!»
Bei allen Umstehenden erhob sich schallendes Gelächter.
Adrian, der vor lauter Lachen rücklings vom Zaun gefallen war, wälzte sich im Rasen und rief mit piepsender Stimme: »Ha, ich, haha, ich krieg keine Luft, haha, ich krieg keine Luft hahaha!»
Der Bauer Hänggi schüttelte amüsiert den Kopf, hob die Hand zum Abschied und setzte das Gespann in Bewegung.
Johanna, Aurels Mutter, kam aus dem Haus, um nach dem Rechten zu sehen, sichtlich verwundert über die amüsierte Runde.
Lisa, die nicht zu verstehen vermochte, warum alle über ihre doch so logische Aussage lachten, presste die Lippen zusammen, schnaubte, machte kehrt und stampfte beleidigt an ihrer Mutter vorbei und ins steinerne Wohnhaus.

Simon war der Erste, der sich wieder gefangen hatte und seine ernste Miene aufsetzte: »Genug, es ist Zeit, mit der Arbeit zu beginnen. Aurel, ich möchte, dass du das Werkzeug, das Andreas repariert hat, dem Dorfvorsteher Waldemar bringst. Anschliessend gehst du in die Engi zur Mühle und erkundigst dich beim Müller, warum er gestern die Bestellung für die Burg und unseren Hof nicht geliefert hat, und dann kommst du zurück. Wenn du die Sache gut machst, wirst du nach dem Mittagessen noch weitere Aufträge erhalten.
Aurel und Adrian schauten sich überrascht an. Normalerweise machten sie die Botengänge und Besorgungen immer gemeinsam.
«Und du Adrian», setzte Simon fort, «meldest dich im Schloss beim Burgherrn. Da Robert abwesend ist, darfst heute du die Botengänge im Auftrag des Grafen erledigen.»
Andreas legte eine Hand auf eine Schulter Adrians und nickte ihm stolz mit einem Lächeln zu: «Du darfst auch unser Pferd nehmen. Und für dich, Aurel, habe ich etwas ganz Besonderes angefertigt.»
Er zog einen Gegenstand hervor und streckte ihn Aurel hin. Der bekam grosse Augen und konnte die Freude kaum zurückhalten: «Ein Dolch! Für mich? Mein erster eigener Dolch? Danke Andreas!» Er nahm das Geschenk, musterte die lederne SCheide, zog langsam den Dolch heraus, hielt ihn ans Licht. Das Metall glänzte bläulich in der Sonne.
Simon musterte seinen Sohn und kniff die Augen leicht zusammen: «Denk daran, das ist kein Spielzeug. Du sollst ihn nur im absoluten Notfall benutzen. Solange du kannst, ist bei Gefahr immer die Flucht die erste Wahl.»
Aurel nickte Simon ernst zu und stiess die Klinge zurück in die Scheide.

Johanna, die immer noch bei der Hütte stand, rief: «Aurel, wen du gehst, vergiss deinen Strohhut nicht!»
Aurel winkte ab: «Ist schon gut, Mama, ich trage die Gugel.»
Johanna zog eine Augenbraue hoch: «um ihn dann vom Kopf zu ziehen, sobald du ausser Sichtweite bist? Nein! Du ziehst den Strohhut an!»
Simon fing Aurels verzweifelten Blick auf und ermahnte ihn: «Hör auf deine Mutter, die Weiber wissen oft am besten, was gut für uns ist. Respektiere die Aufforderung!»
Aurel erwiderte mit leiser, fast flüsternder Stimme: «Aber du ziehst dir die Gugel doch auch immer vom Kopf, wenn wir den Hof verlassen.»
Simon beugte sich zu Aurel, schaute ihm tief in die Augen und antwortete ihm durch seine zusammengepressten Zähne: «Und wenn du das Mama erzählst, versohle ich dir so den Hintern, dass du zwei Wochen im Stehen essen musst!»

***
Natürlich hatte Mutter recht. Der Strohhut schützte Aurel vor der beinahe im Zenit stehenden, dennoch gewissenhaft arbeitsverrichtenden, heiss brennenden Sonne. Hüpfend folgte er dem Pfad ins Dorf. Er war gesäumt von Ackerflächen, auf denen das Getreide und vereinzelt andere Pflanzen wuchsen. Ab und an flanierte er an eine Brache vorbei, auf welchem das Vieh weidete.
Hocherhobenen Hauptes lief Aurel an den entgegenkommenden Bauern vorbei und grüsste höflich.
Für seinen allerersten allein ausgeführten Botengang hatte er sein blaues Lieblingswams und die gelben Strümpfe angezogen. Der neue Dolch war gut sichtbar gegürtet. Über der rechten Schulter trug er die von Andreas mitgegebenen Werkzeuge. Zwei zusammengebundene Sensen, an deren Ende ein Bündel angebracht war, dessen Inhalt ein metallisches Klirren von sich gab. Auf den fernen Hügeln und Hängen sah man die vielen vereinzelten Höfe. Kleine, sich bewegende Punkte liessen tüchtig arbeitende Knechte vermuten.

Das Dorf, dem sich Aurel näherte, war nicht sonderlich gross. Die meisten Häuser aus Holz gebaut. Auf der breiten Strasse, die hindurchführte, lag ein kiesiger Belag. Das dazugehörige Land jedes Hauses war mit einem Flechtzaun eingegrenzt. Hinter den Häusern befand sich das grösste Stück. Da waren die Hühnerställe, Gemüsegärten, das wenige Vieh, das nicht auf der Weide graste, die Holzschober und Werkstätte.
Gleich vor dem ersten steinernen Haus, sass der Dorfvorsteher an der Hausmauer auf seiner Bank. Ein kräftiger, grosser Mann, noch keine fünfzig Sommer alt, mit einem Vollbart, der einen grossen Teil seines vom Wetter gegerbten Gesicht verdeckte. Seine Arme glänzten in der Sonne. Eine Axt ruhte quer auf dem Schoss. Die schweissnasse Stirn tupfte er mit einem Tuch trocken.
Beim naheliegenden Holzblock stand ein Junge, der das gespaltene Holz auf eine Schubkarre stapelte.
«Grüss’ euch», Aurel machte eine Handbewegung, während er durch das offenstehende Zauntürchen schritt.
Der Dorfvorsteher Waldemar nickte Aurel zu.
Der Junge fing an zu plappern: «Grüss di, Aurel! Schönes Wetter heut, was? Hab mit Vati Holz gespalten. Für meine Tante, die in der Engi lebt, weisst du? Die hats schwer, seit sie Witwe ist. Ich helfe aber, wo ich kann, nachher bring ich Ihr das Holz und dann, oh, einen schönen Dolch hast du da! Ist der neu? Ich habe mein Messer gestern erst geschliffen…»
Aurel hörte schon nach dem ersten Satz nicht mehr zu und blickte entgeistert zum Dorfvorsteher.
Dieser zog die Augenbrauen leicht hoch, zuckte kaum merklich mit den Schultern und meinte mit schwerer, langsamer und tiefer Stimme: »Kennst ihn.»
Aurel machte eine Bewegung mit der Schulter, die auf die zwei zusammengebundenen Sensen hindeuten sollte: «Ich habe dir etwas vom Schmied mitgebracht.»
Der Dorfvorsteher blickte neben sich auf den Boden und nickte dabei in dessen Richtung. Aurel verstand und legte die Werkzeuge vor ihn auf den Boden.
Aurel wollte sich auf den Weg machen, da fragte ihn Waldemar: «Wohin?»
«Zur Mühle.»
«Meltingen?»
«Nein, Engi.»
«Nimmst den Erwin mit?»
Aurel, der Erwins Worte, dass er mit dem Holz zur Tante in die Engi müsse, absichtlich ignorierte, sah den Dorfvorsteher mit entgeistertem Blick an.
Dieser wiederum zog eine Augenbraue hoch und neigte leicht den Kopf. Seine Lippe schien sich auf einer Seite zu verziehen, wobei Aurel dies aufgrund des dichten Bartes nur zu erahnen vermochte.

***
Der Weg, Richtung Engi führte entlang eines Hangs. Links von ihnen, am Fuss des Hügels, plätscherte der Bach durch das sumpfige Tal. Oberhalb war ein Wald.
Erwin redete und zog dabei die Schubkarre hinter sich her. Er redete ununterbrochen, jedoch immer über die gleichen zwei bis drei langweiligen, eintönigen Themen aus seiner Arbeitswelt. Erwin war ungefähr in Aurels Alter, nur grösser und vor allem kräftiger. Der mutigste, kräftigste und tüchtigste aller gleichaltrigen Jungen in der Umgebung. Genau genommen, kein übler Knabe. Nur ein wenig dümmlich. Aber nicht dumm! Dies bewies seine schnelle Auffassungsgabe bei der Verrichtung der Arbeit. Es schien so, als ob er sich aufgrund seines wortkargen Vaters aneignete, dessen eingesparten Worte selbst zu benutzen. Dies führte dazu, dass er zwar alle vollquasselte, sich jedoch nie die Zeit nahm, anderen zuzuhören, was seinen Geist meist nur mit seinem eigenen Gelaber füllte. Aurel fragte sich, warum ein so wortkarger Mann wie Waldemar zum Dorfvorsteher gewählt werden konnte.

Ein Rascheln aus dem Wald unterbrach Aurels Gedanken. Die beiden Knaben blieben stehen und wendeten sich in die Richtung des Geräuschs hin. Das Rascheln kam näher. Anspannung. Plötzlich sprang ein Rehkitz aus den vorderen Baumreihen. Die Jungs schreckten leicht auf. Erleichterung. Das Reh hielt einen Moment inne und schaute erschrocken die beiden unbekannten Gestalten an. Ein Moment, der sein Verderben bedeutete, denn in diesem Moment jagte ein Wolf aus dem Dickicht, sprang das Reh an, warf es um und verbiss sich in dessen Hals.
«Ein Wolf!», schrie Erwin, «wir müssen das arme Rehkitz retten!»
Er liess die hölzerne Karre los. Sofort eilte er dem kleinen, hilflosen Geschöpf nach.
«Halt! nein, Warte! Wir dürfen nichts überstürzen!», rief ihm Aurel nach.
Zu spät! Der Wolf, der bemerkte, dass er nicht allein war, stürzte sich auf Erwin und verbiss sich in dessen Arm.
Dieser kippte nach hinten um, lag auf dem Rücken und versuchte sich, mit Schlägen der freien Hand, zu wehren. Der Wolf liess los, nur um sich in den anderen Arm zu verbeissen.
Aurels Gedanken rasten. Gefahr! Flucht! Hilfe holen! Er wollte zum Dorf rennen. Doch dann hielt er inne und blickte zu Erwin. Er realisierte, dass die Zeit drängte. Erwin versuchte mit aller Kraft, sich dem Wolf zu erwehren. Versuchte den Wolf an dessen Hals wegzudrücken. Der Wolf stemmte sich mit dem ganzen Gewicht gegen ihn, versuchte sich dem Gesicht, mit seinen fletschenden Zähnen zu nähern, um dieses zu zerfleischen. Er kam seinem Ziel näher, immer näher.
Aurel rannte in Richtung des Kampfes. Aber nicht mit voller Geschwindigkeit. Denn er musste sich überlegen, wie er vorgehen sollte.
Die Worte Roberts schwirrten ihm im Hinterkopf herum. Nicht voreilig und unüberlegt handeln, Aurel! Er wusste, wenn der Wolf ihn zu früh bemerkte, würde das wilde Tier sich sofort auf Aurel stürzen.
Aurel zog im Lauf seinen Dolch, machte einen kleinen Bogen, um sich besser zu positionieren und stürzte sich mit seinem Gewicht in die Flanke des Raubtieres. Dabei nimmt er den Wolf mit dem linken Arm in den Schwitzkasten und stach, sooft es ging, in dessen Hals und Oberbauch. Der Wolf winselte und wendete sich, bis er sich befreien konnte. Stand auf allen Vieren und knurrte. Aurel sprang auf, den Dolch fest in der Hand und blickte seinem Widersacher tief in die Augen. Dieser jedoch fing an zu keuchen und sprintete über die Wiese Richtung Engi davon.
Aurel schaute aufgewühlt dem fliehenden Tier nach. Er atmete schwer und seine Beine fingen an zu zittern.

Er vernahm ein Stöhnen neben sich. Erwin! Aurel liess sich auf die Knie sinken und hielt Erwins Hand. Während er ihm zuredete, inspizierte er dessen Wunden. Bissspuren an den Armen, eine in der Hand. Die Finger waren noch alle dran und unversehrt. Sein Wams war aufgeschlitzt, das weisse Unterhemd färbte sich Rot.
Aurel sprang sofort auf, holte den Schubkarren, setzte Erwin hinein und schob die Karre so schnell es ging Richtung Dorf. Auf halbem Wege kamen ihnen zwei Bauern entgegen, die sofort halfen. Der eine übernahm die Karre, der andere lief so schnell er konnte voraus zum Dorf. Aurel rannte neben der Schubkarre her und versuchte Erwin ermunternde Worte zuzurufen. Erwin stöhnte leise und schien wenig von der Umgebung und dem aktuellen Geschehen zu erfassen.
Im Dorf angelangt, kam ihnen Waldemar mit ein paar Dorfbewohnern entgegen.
«Erwin», keuchte er, strich dem Jungen übers Haar.
Dann drehte er sich - wieder mit gewohnt ernster Miene - und zeigte auf jeden, den er direkt ansprach: «Du, geh zu meiner Scheune und leg Stroh auf das Schlachtbrett!
Du! Spann mein Pferd an! Du bringst Erwin zum Meltinger-Bad. Zügig! Aber nicht zu schnell!
Du! Nimm das zweite Pferd! So schnell es geht zum Meltinger-Bad. Der Bader soll sich bereithalten!
Du! nimm dein Pferd und sage Simon Bescheid!
Ihr da! Steht nicht so rum! Ich brauche Leinen und heisses Wasser! Los, Los, LOS!
Aurel staunte. Er begriff, warum Waldemar der Dorfvorsteher war.
Waldemar hob Erwin aus der Schubkarre und lief sorgsam, aber geschwind Richtung Haus.

***
Aurel sass vor dem Haus des Dorfvorstehers. Neben ihm auf der Bank stand ein Topf mit Wasser.
Er schaute in das Wasser, das sich mit dem Rot seiner eben noch blutüberströmten Hände vermischte. War das Erwins Blut oder das des Wolfes? So unterschiedlich Tier und Mensch auch sein mögen, Blut sah irgendwie immer gleich aus. Er berührte das frisch angezogene Leinenhemd, das er trug.
Eine Dorfbewohnerin gab es ihm und versprach, sein schönes blaues Wams, das voll Blut und Dreck war, zu waschen.
Erwin war unterwegs. Die Dorfbewohner klopften ihm einer um die andere auf die Schultern. Er sei ein Held, sagten sie ihm. War er das? Er schaute immer noch in das trübe Wasser. War es das, was es bedeutete, ein Held zu sein? Man wusste nicht einmal, ob Erwin überleben würde, und verschrien ihn schon als Held. Was, wenn Erwin sterben würde? Wäre er dann immer noch ein Held? Weshalb? Erwin wäre tot und die Heldentat für nichts gewesen. Was mussten wohl Robert und Alexander alles durchmachen, um als so heldenhaft zu gelten, wie von ihnen im Dorf gesprochen wurde?

Aurel blickte auf zum Flechtzaun, bei dem Simon mit Waldemar sprach. Der Dorfvorsteher erklärte das Geschehen.
«Waldemar, was machst du noch hier? Nimm mein Pferd und reite zu deinem Sohn, reden können wir später noch,» meinte Simon mit verständnisvollem, aber leicht vorwurfsvollem Ton.
Waldemar blickte zu Boden und nestelte an der Haube in seinen Händen: »Der Bader muss… Ich habe vor kurzem den Zehnt bezahlt. Meine Schwester ist Witwe und benötigt Unterstützung…»
Simon verstand, legte die Hand auf Waldemars Schulter und blickte diesen mit einem kleinen Lächeln an: «Mach dir darüber keinen Kopf, sage dem Bader, dass ich die Behandlungskosten übernehme, auch wenn er zusätzlich nach einem Medicus oder Scharfrichter rufen lässt. Wenn Erwin wieder gesund ist - und das wird er - kannst du ihn für ein paar Tage zu mir auf den Hof schicken. Ist ein tüchtiger Junge!»
Die Anspannung in des Dorfvorstehers Gesicht wich einer grossen Erleichterung. Ein kräftiges Nicken bezeugte seine Zustimmung. Ohne ein weiteres Wort stieg er auf Simons Pferd. Doch Simon hielt es noch an den Zügeln und schaute in Richtung des Dorfeinganges.
Andreas kam aus Richtung Engi her zugelaufen und trug etwas über seine Schultern: «Heehee Simon, hab wie befohlen bei der Mühle auf Aurel gewartet. Als er nicht kam, ging ich auf die Suche nach ihm.» Er schmiss Simon zwei Kadaver vor die Füsse und erblickte dabei Aurel auf der Bank, ein erleichtertes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab, «hab den Jungwolf tot auf der Wiese gefunden. Ich ging den Blutspuren nach und fand das kleine Reh.»
Simon erklärte kurz und knapp, was geschehen ist und merkt am Ende an: «Andreas, der Wolf!»
Andreas verstand: «Hehe, ach so, der Jungwolf ist abgemagert, hat eine ältere, nicht verheilte Wunde an der Pfote. Ansonsten scheint er gesund, keine Anzeichen der Wut. Ich vermute, er war im Blutrausch oder so hungrig, dass er die Beute mit dem Leben verteidigen wollte.»
Simon blickte zu Waldemar. «Gute Nachricht, geh und melde dem Bader, dass keine Anzeichen der Hundswut bestehen.»
Waldemar nickte und ritt davon.
Simon und Andreas standen am Flechtzaun und blickten zu Aurel. Dieser war vor Erschöpfung auf der Bank sitzend eingeschlafen.
Andreas meinte mit verschränkten Armen, seinen Blick nicht von Aurel abwendend: «Harter Tag für den Jungen. Er kommt, wie seine Brüder, ganz nach dir.Wird noch ein ansehnlicher Kämpfer aus dem hitzköpfigen Bub.»
Simon schaute Aurel stolz an: «Ach Andreas, er soll doch einfach meinen Hof übernehmen. Ich möchte nicht, dass er, wie seine Brüder, sich dem Kampf und Kriege widmet. Der Tag ist noch lang. Lass ihn uns wecken, nach Hause spazieren, gemeinsam das Reh ausweiden und zur Feier des tages aufs Feuer werfen.»
Freudig klopfte Andreas auf Simons Rücken: «Hehe, der Tag wird ja immer besser!»

 

Kukuk @Granini,

ich lese mal die Geschichte und da ich im ersten Absatz schon Formatierungsfehler gesehen hab listen ich das glaub ich mal so im ersten lesen auf. Kann also ein bisschen konfus werden der Kommentar.
Im ersten Absatz sind zu viele Leerzeichen, glaub ich. Schau es dir nochmal an. War glaub ich die Website.
Das du alle 'ß' als 'ss' geschrieben hast war Absicht, nehme ich an.

«Ist schon gut Rob, die Sonne geht ja bald auf(Punkt)», noch sichtlich müde, rieb sich Aurel mit seinem Handballen das rechte Auge, «wo gehst du hin?»
Satzanfang
Der Vogt von Zwingen hat um Hilfe gebeten und Vater hat diesen gewährt.
diese (Hilfe)
Ich treffe mich bei Morgengrauen mit einigen Knechten unten im Dorf und reite mit Ihnen nach Zwingen, um nach dem Rechten zu sehen.»
Kleingeschrieben, weil es ja kein Anrede, sondern mehrere Personen sind.
‘Aurel, wen du nicht bald damit anfängst lieber mit dem Kopf zu denken, als immer unbedacht mit dem Schädel vorzupreschen, brichst du dir bald den Hals(Anführungszeichen für die Zitierung)», Er imitierte
Nach dem Komma klein.
: «wir wissen es nicht
Satzanfang groß
halt die Ohren steif und gib auf dich acht, Holzkopf», er wendete das Pferd und ritt davon.
Satzanfang
Simon stand gespannt am Koppelzaun und verfolgte mit geschultem Auge die Bewegungen der beiden fechtenden Knaben und gab ab und an Anweisungen.
Da bin ich kurz rausgekommen. Würde "geschulter Blick" nicht besser passen?
«Hä?», Lisa schaut verwundert in die Runde, «wie zum Kuckuck soll dies gehen?
Bin wieder gestolpert. In der Sprache hätte "das" glaub ich besser gepasst.
Beim Grasen kauen Sie, beim Melken kauen sie, beim Laufen kauen sie, beim Schlafen kauen sie, selbst wenn sie der Stier besteigt, sind die Kühe am Kauen!»
Klein
Bei allen dastehenden Männern und Knaben erhalt schallendes Gelächter.
Erhalt ist etwas andere als erhallt.

Ich beende das hier glaub ich mal. Schau nochmal selber über deinen Text. Inhaltlich ist der klasse. Ich hab durch eigene Erfahrung viele Bilder im Kopf und es ist super beschrieben. Es ist auch eine coole Idee und all das, aber es sind recht viele Rechtschreibfehler drin, die meist nach Flüchtigkeitsfehlern aussehen. Ich feiere die Geschichte echt und lese sie auch gleich zu Ende, aber schau nochmal auf Fehler durch.

Schöne Grüße
Aeffchen

 

Ach Gott @Aeffchen

Da habe ich mir so viel Mühe gegeben, bin den Text eine Woche lang mehrmals durchgegangen und habe ihn durch zwei Schreib-Korrektur-Programme durchlaufen lassen und jetzt das.
Aber ich bin ja hier, um meine Schwäche zu überwinden.
Vielen herzlichen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um mir dieses Feedback zu geben.
Ich habe die meisten schon beherzigt und werde den Text so bald wie möglich nochmals (mehrmals) durchgehen.

Das du alle 'ß' als 'ss' geschrieben hast war Absicht, nehme ich an.
Das 'ß' existiert in der Schweiz nicht und wird an der Schule auch nicht gelernt, weshalb ich auch darauf verzichte. Ich hoffe, das ist hier im Forum allgemein akzeptiert.

Da bin ich kurz rausgekommen. Würde "geschulter Blick" nicht besser passen?
Korrekt. Aber ich hatte das Wort 'Blick' und 'blickte' vor meiner Überarbeitung so oft im Text, dass ich nach vielen Synonymen und anderen Schreibweisen suchte, um Doppelungen zu vermeiden. Vielleicht zu exzessiv?

Schau nochmal selber über deinen Text.
Werde ich machen! Schonmal vielen herzlichen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast und für deine Unterstützung!

Inhaltlich ist der klasse. Ich hab durch eigene Erfahrung viele Bilder im Kopf und es ist super beschrieben.
Immerhin etwas Positives. Das macht Mut. :-)

Einen lieben Gruss
Granini

 

Hey Granini,

Das 'ß' existiert in der Schweiz nicht und wird an der Schule auch nicht gelernt, weshalb ich auch darauf verzichte. Ich hoffe, das ist hier im Forum allgemein akzeptiert.
Ich denke schon. Es ist ja grammatikalisch nicht falsch, es ist nur eine andere Schreibweise.
Korrekt. Aber ich hatte das Wort 'Blick' und 'blickte' vor meiner Überarbeitung so oft im Text, dass ich nach vielen Synonymen und anderen Schreibweisen suchte, um Doppelungen zu vermeiden. Vielleicht zu exzessiv?
Dopplungen sind mir jetzt nicht aufgefallen. Also dahingehend hast du alles super gemacht. Wortwahl ist bei dir klasse.
Werde ich machen! Schonmal vielen herzlichen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast und für deine Unterstützung!
Kein Problem. Ich hab's nur abgebrochen, weil ich halt immer hoch und runterscrollen muss, wenn man ein Kommentar schreibt und da hatte ich in dem Moment keine Zeit mehr. ^^
Immerhin etwas Positives. Das macht Mut. :-)
Komm schon. Das ist das wichtigste. Rechtschreibung ist nicht so wichtig. Man weiß ja noch, was du meinst. Ich bin solche Texte in zehnmal schlimmer von meinem Bruder gewohnt. Der hat LRS und ihn korrigiere ich auch oft. Der Inhalt von einer Geschichte kann man weniger korrigieren als die Rechtschreibung.
Da habe ich mir so viel Mühe gegeben, bin den Text eine Woche lang mehrmals durchgegangen und habe ihn durch zwei Schreib-Korrektur-Programme durchlaufen lassen und jetzt das.
Die Wörter, die falsch sind existieren ja auch alle. Die Programme unterstreichen ja nur nicht existente Wörter. Aber sowas, wie "wen" und "wenn" sagen sie dir ja nicht. Oder das "Sie" statt "sie".

Liebe Grüße
Aeffchen

 

Der Text wurde komplett überarbeitet und sollte jetzt lesbarer sein.
Folgendes werde ich die nächsten Tage noch umschreiben:
- Die Fechtszene, die noch zu technisch ist.
- Die ausführliche Charakterisierung von Erwin, die im Tell-Stil ist.
- Der Kampf mit dem Wolf, den man kürzen kann (mehr handeln, keine Erklärung)

Ein unglaublich grosser Dank geht an @Morphin, der mit viel Mühe (Schweiss und Tränen) meinen Text überarbeitet und mir zahlreiche Tipps gegeben hat.

Auch @Aeffchen hatte mir bereitwillig Hilfe angeboten.

Was für eine tolle Community!

Für die Zukunft nehme ich ganz viele neue Erfahrungen mit.

 

Hallo Granini,

ich versuche mich als Neuling mal an deinem Text.
Grundsätzlich finde ich ihn schön geschrieben. Die Story ist stimmig aber manchmal formulierst du für meinen Geschmack etwas umständlich. Da ich wahrlich kein großer Mittelalterkenner bin, kann ich bei einigen Punkten nichts beitragen.
Dann mal zu den Kleinigkeiten, die mir auffielen:

Merkur, sein pechschwarzes Schlachtross, tänzelte unruhig auf den Hufen. Es war schwer zu unterscheiden, ob dessen tänzelnden Bewegungen oder der mit grossen Tropfen vom Himmel sausende Regen, Aurels glänzende Rüstung klappern liess.
Ich wurde hier aus dem Lesefluss gerissen. Da das Pferd natürlich nur auf den Hufen tänzeln kann, würde ich es hier weglassen. Das zweite tänzelnden bräuchte ich auch nicht mehr. Ich weiß ja inzwischen welche Bewegungen das Pferd macht.

Er drehte sich zu seinen berittenen Männern, die in schwarzen Rüstungen hinter ihm standen
berittene Männer in Rüstung sitzen auf ihren Pferden und stehen nicht.

Aus der Richtung des Stalles vernahm Aurel ein näherkommendes Geräusch. Das rhythmische Stampfen von Hufeisen auf die verdichtete Erde des Hofplatzes war ihm nur allzu bekannt. Langsam nahmen zwei näherkommende Gestalten aus der Dunkelheit Form an.
Ein näherkommendes Geräusch? Die Formulierung stört mich irgendwie. Ich empfehle es zu streichen, weil es sonst als Doublette bei den näherkommenden Gestalten stört.
Das stetig heller werdende Sonnenlicht liess nun erkennen, dass er seine Armschienen und eine Brustplatte trug, direkt über dem enganliegenden Kettenhemd.
Oha, wir reden hier vom Sohn eines Bauern, richtig? Armschienen, Brustplatte und Kettenhemd ... das konnte sich im Mittelalter mancher Ritter kaum leisten. Und sagtest du nicht zwei Sätze vorher, dass die Sonne "bald" aufgeht? Das ging verdammt fix bis zum "heller werdenden Sonnenlicht".
Aurel blickte verlegen auf den erdigen Boden: «Ja, Robert, ich verstehe. Dasselbe sagt Vater immer, ‘Aurel, wen du nicht bald damit anfängst, mit dem Kopf zu denken, als immer unbedacht mit dem Schädel vorzupreschen, brichst du dir bald den Hals», Er imitierte beim Rezitieren Vaters tiefe Stimme und rollte am Ende mit den Augen.
Warum erdigen Boden? Einfach "Erde" hätte mir gereicht. Wie wäre es mit "statt immer unbedacht vorzupreschen"? Ich würde auch den Doppelpunkt durch einen Punkt ersetzen. Ebenso das Komma nach der wörtlichen Rede.
dass sie jemand mit denselben schwarzen Locken wie Alex gesehen hätten
"mit den selben schwarzen Locken, die auch Alex hat, gesehen hätten"
Und wenn man mit Gottes Hilfe doch noch erkennt, dass der begangene Weg der falsche ist, hindern uns Scham und Stolz, auf den richtigen zurückzukehren.
der Falsche und der Richtige
Aurel stand für die morgendlichen Übungen auf dem Hofplatz. Der drei Jahre ältere Adrian stand vor ihm. Simon stand gespannt am Koppelzaun und verfolgte mit geschultem Auge die Bewegungen der beiden fechtenden Knaben und gab gelegentlich Anweisungen. Adrians Vater, Andreas der Schmied, stand neben Simon und stützte seine Unterarme lässig an einem Pfahl der Koppel ab.
Hier solltest du etwas mehr varierien. Man kann auch am Koppelzaun lehnen usw.
Er Sass auf dem Zugpferd, hinter sich einen Einachser mit Bordwänden. Der Bauer, den alle aus dem Dorf kannten, sah die beim Zaun stehende Gruppe, hielt sein an und nahm die Gugel vom Kopf.
saß klein. Ist es wichtig, dass die Gruppe beim Zaun steht? "...sah die Gruppe" würde mir reichen. "...hielt sein an..." Da fehlt mir was.
Der Strohhut schützte Aurel vor der kurz vor dem Zenit stehenden, dennoch gewissenhaft arbeitsverrichtenden, heiss brennenden Sonne.
"vor der kurz vor dem Zenit stehenden" stört mich etwas. Warum nicht "vor der beinahe im Zenit stehenden"? Die Sonne als "gewissenhaft arbeitsverrichtend" zu bezeichnen, ist mutig.
Auf der breiten Strasse, die hindurchführte, lag ein mit zwei tiefen Wagenradspuren durchzogener, kiesiger Belag.
Irgendwas stört mich hier auch. Ist es eine Kiesstraße? Oder ist Kies auf der (gepflasterten? festgetrampelten?) Straße um die tiefen Wagenradspuren oder Schlaglöcher auszugleichen?
Seine Arme glänzten in der Sonne. Eine Axt ruhte quer auf dem Schoss. Die schweissnasse Stirn tupfte er mit einem Tuch trocken.
Hier war ich für einen kurzen Moment verwirrt bis ich herausfand, warum die Arme in der Sonne glänzten.
Links von ihnen, am Fuss des Hügels, plätscherte der Bach durch das sumpfige Tal. Oberhalb war ein Wald. Aufgrund der starken Rodung.
Verstehe ich nicht. Warum ist wegen der starken Rodung oberhalb des Baches ein Wald?
Aurel schaute in das Wasser, das sich mit dem Rot seiner blutüberströmten Hände vermischte. War das Erwins Blut oder das des Wolfes? So unterschiedlich Tier und Mensch auch sein mögen, das Blut sah irgendwie immer gleich aus. Er berührte das Leinenhemd, das er trug.
Eine Dorfbewohnerin gab es ihm und versprach, sein schönes blaues Wams, das voll Blut und Dreck war, zu waschen.
Das Wasser färbt sich vom Anschauen rot oder wusch er die Hände darin?
Was gab ihm die Dorfbewohnerin? Die Sachen, die er trägt? Hier solltest du etwas eindeutiger werden.

Irgendwie kommt mir das Ganze eher wie das erste Kapitel einer größeren Geschichte vor. Potential hätte es.
Ich habe die Kampfszenen nicht kommentiert, da du sie eh noch bearbeiten willst.

Manchmal baust du schöne Stimmungen auf, aber manchmal versuchst du für meinen Geschmack zu präzise zu werden.

Schöne Grüße
Tsunami

 

Es freut mich, dass dein erster Kommentar, meine erste Geschichte erreich!

Herzlich willkommen @Tsunami

Du bist zwar Neuling hier, jedoch scheint es so, als ob du, im Gegensatz zu mir, schon viel Erfahrung mitbringst.
Herzlichsten Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!
Deine Kommentare waren sehr wertvoll und hilfreich und haben es in meinen Text geschafft.

"...hielt sein an..." Da fehlt mir was.
Da ist in der ersten Überarbeitung etwas hängen geblieben.
Warum ist wegen der starken Rodung oberhalb des Baches ein Wald?
Und hier nochmals ein Überarbeitungsfehler, besten Dank.

Irgendwas stört mich hier auch. Ist es eine Kiesstraße? Oder ist Kies auf der (gepflasterten? festgetrampelten?) Straße um die tiefen Wagenradspuren oder Schlaglöcher auszugleichen?
Dieser Teil habe ich schon mehrere Male überarbeitet und umgeschrieben. Es war auch für mich nie richtig stimmig.
Ich habe mich von meinem Wunsch, die Wagenradspuren unbedingt erwähnen zu müssen, verabschiedet und hoffe es ist jetzt besser.

Hier war ich für einen kurzen Moment verwirrt bis ich herausfand, warum die Arme in der Sonne glänzten.
Das war die Intention. Ich wollte, dass der Leser im nächsten Satz selbst auf die Lösung kommt. Ist es deiner Meinung nach sehr störend?

Oha, wir reden hier vom Sohn eines Bauern, richtig? Armschienen, Brustplatte und Kettenhemd ... das konnte sich im Mittelalter mancher Ritter kaum leisten. Und sagtest du nicht zwei Sätze vorher, dass die Sonne "bald" aufgeht? Das ging verdammt fix bis zum "heller werdenden Sonnenlicht".
Nun. Das Mittelalter begann ca. 500 n.Chr. und endete 1500 n.Chr.
Das sind Tausend Jahre, in denen das Mittelalter sich auch weiterentwickelte oder war das Leben vor 100Jahren gleich wie heute?
Es ist korrekt, dass Ritter (Panzerreiter) um 800 n.Chr. ein Lehen erhielten, um sich Ihre Rüstung etc. leisten zu können.
Ende des Mittelalters hatte das Fussvolk jedoch eine viel grössere Bedeutung.
Wir alle würden uns nicht ohne Schutz in die vorderste Front setzen, oder?

Nicht alle Bauern waren Leibeigene und nicht alle Bauern waren arm ;-)
Freie Menschen (Bauern, Kaufleute, Handwerker etc.) hatten im Kriegsfall die Pflicht, das Land zu verteidigen und mussten dafür die Ausrüstung zu Hause bereithalten. (vor allem in den Städten)
Dies war zwar nicht eine Vollrüstung wie bei einem Ritter, aber Spiess, Brustplatte (Krebs) und Eisenhaube gehörten schon zum Standard. So mussten Wohlhabendere auch mehr Rüstzeug bereithalten, damit sich noch zusätzliche Knechte ausrüsten konnten. (Was und wie viel, wurde aufgrund des Einkommens festgelegt und kontrolliert).
Mir ist bewusst, dass ich in meinem Setting nicht auf das Jahr eingehe (in diesem Fall 1490). Ich wollte mich jedoch auf das Dorfleben konzentrieren und jegliche politische Aussage, die das Jahr suggerieren könnte wegzulassen, da nur die Kenner wüssten, um welche Epoche es sich handeln würde.

Irgendwie kommt mir das Ganze eher wie das erste Kapitel einer größeren Geschichte vor. Potential hätte es.
Nicht ein Roman, aber ein grösseres Setting, in dem ich die Geschichten der Brüder im Kopf habe und mit Kurzgeschichten erzählen möchte. Drang wohl zu sehr durch.

Manchmal baust du schöne Stimmungen auf, aber manchmal versuchst du für meinen Geschmack zu präzise zu werden.
Es ist meine erste Geschichte (überhaupt), die ich schreibe.
Mir ist bei meiner Reflexion ebenfalls aufgefallen, dass ich oft zu sehr ein Bild vermitteln möchte und weniger doch mehr ist. (So, wie du es mir aufgezeigt hast.)

Lieber Tsunami, nochmals besten Dank für dein sehr wertvolles Feedback!

Ich wünsche dir einen angenehmen Abend.
Gruss
Granini

 

Hallo Granini,
nein, echte Erfahrung habe ich keine. Ich darf nur ab und an bei den Projekten einer Bekannten, die sehr viel talentierter ist als ich, den Rotstift zücken.

Hier war ich für einen kurzen Moment verwirrt bis ich herausfand, warum die Arme in der Sonne glänzten.
Das war die Intention. Ich wollte, dass der Leser im nächsten Satz selbst auf die Lösung kommt. Ist es deiner Meinung nach sehr störend?
Nein, es war an sich nicht störend, aber ich gestehe, ich hatte kurz das Bild eines Glitzervampiers (Wie hieß die Reihe? Twillight? Biss zum Morgengrauen oder so?) vor Augen. DAS war störend! Insofern gebe ich zu, dass der Fehler wohl eher an mir lag. :bonk:

Und danke, wieder was gelernt. Ich bin was das Mittelalter angeht, nicht der Erfahrenste (irgendwann musste ich in der Schule schließlich auch mal schlafen!).
Es mag da sicher auch lokale Unterschiede gegeben haben. Oben erwähntest du die Schweiz. Ich glaube, da wurde etwas mehr Wert auf die "Wehrhaftigkeit" der einzelnen freien Bauern gelegt als andernorts.

Aber schön, dass ich helfen konnte.

Schöne Grüße
Tsunami

 

Sooo @Granini

Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich auf deinen ersten Text hier gespannt sein würde ... Dann muss ich jetzt wohl auch mal was dazu schreiben, gell? :D

Aurel stand, das Schwert gezogen, an der Spitze des Hügels und starrte auf die überwältigende Zahl feindlicher Soldaten hinab. Merkur, sein pechschwarzes Schlachtross, tänzelte unruhig. Es war schwer zu unterscheiden, ob dessen Bewegungen oder der mit grossen Tropfen vom Himmel sausende Regen, Aurels glänzende Rüstung klappern liess.
Wieso ist der erste Absatz eingemittet? Ich dachte erst, das sei ein Zitat, ein Spruch, ein Gedicht. Sowas Fantasy-typisches halt. Aber es ist ja einfach der Einstieg, oder? Jedenfalls: Es liest sich noch etwas ungelenk für mich. Darf ich etwas vorschlagen? Aurel stand mit gezogenem Schwert an der Hügelkuppe und starrte auf die überwältigende Zahl Feinde hinunter. Sein pechschwarzes Schlachtross Merkur tänzelte unruhig. Ob dessen Bewegungen oder der mit grossen Tropfen vom Himmel fallende Regen Aurels glänzende Rüstung klappern liess, war schwer auszumachen. Ich habe hauptsächlich Kommas eliminiert und das Ganze ein wenig komprimiert, aber selbstverständlich ist das Geschmackssache. Für mich würde es sich jedoch so etwas runder und geschmeidiger lesen. Kleine Anmerkung: Beim höchsten Punkt eines Hügels spricht man nicht von einer Spitze, soweit ich weiss, sondern eher von der Hügelkuppe. Spitze oder auch Gipfel dann eher bei Bergen.

flüsterte Aurel und streichelte das prächtige Tier sanft am Hals
Ganz generell: Ich lese den Text bis hierhin als Fantasy, da ist das wohl eher Usus, aber ich würde solche Adjektive wie prächtig, enorm, wunderschön etc. versuchen zu vermeiden, weil sie sich – für mich zumindest – wie eine Art Platzhalter lesen. Hier könntest Du bspw. schreiben: [...] flüsterte Aurel und streichelte das Tier am kräftigen Hals [...] Da würde für mich dann bereits mitschwingen, dass das Tier prächtig ist. Ein etwas weiterführender Gedanke: Aurel könnte Merkur auch sanft über die Ganaschen streicheln, das ist der hintere Teil des Unterkiefers und soweit ich gelesen habe, könnte diese Geste ausdrücken, das zwischen Pferd und Reiter eine innige Beziehung, tiefes Vertrauen, besteht. Das nur so nebenbei. Ich habe es hauptsächlich geschrieben, um Dir aufzuzeigen, an welchen Stellen Du gewisse Details platzieren könntest, um den Text lebendiger und ev. tiefgründiger zu gestalten. Frage: Trägt Merkur auch eine Rüstung? Vielleicht einen Pferdeharnisch? Wäre auch ein schönes Detail, will Dir aber natürlich nicht zu sehr reinquatschen. Dann: Merkur blähte die Nüstern. Sowas. Wäre ebenfalls ein Detail, dass Du ev. erwähnen könntest. Klar, man sollte vielleicht nicht übertreiben, sich nicht zu sehr in Details verlieren, ich finde jedoch, gerade hier am Anfang könntest Du noch das ein oder andere einstreuen, es wäre auch der Atmosphäre zuträglich ;-)

Er drehte sich zu seinen Männern, die in schwarzen Rüstungen hinter ihm auf den Pferden sassen.
Hier verstehe ich nicht ganz, wie Aurel das macht: Also wie dreht er sich zu seinen Männern um? Er sitzt ja im Sattel, klar, da kann man sich wohl umdrehen, aber mit einer schweren Rüstung stelle ich mir das doch extrem schwierig vor ... Verstehst Du was ich meine? Oder dreht er nur den Kopf? Ich denke, vielmehr wendet er Merkur und schaut dann seine Männer an, oder? :-) Wobei: Dem Feind seinen Rücken zuzukehren, ist vielleicht auch nicht so gut ... Mmmh, Du siehst, mir fehlt da was.

Ihre Blicke, die die Übermacht des Feindes erfassten, waren von Sorge gezeichnet.
Das könntest Du meiner Meinung nach streichen, weil vorher schaut Aurel auf die Feinde hinunter, da gehe ich automatisch davon aus, dass seine Männer diese ebenso gesichtet haben und deshalb ihre Blicke sorgenvoll sind. Oder schon allein aufgrund der offensichtlich bevorstehenden Schlacht.

Verhöhnende Rufe des feindlichen Heeres durchbrachen dumpf das Plätschern des Regens.
Würde ich ein wenig umstellen, weil es mir dann besser gefiele: Verhöhnende Rufe des feindlichen Heeres durchbrachen das dumpfe Plätschern des Regens. Was meinst Du?

Aurel zog das legendäre Schwert, den Heiden-Stecher, aus dessen Schneide und hob es in die Luft.
Vielleicht auch hier etwas umstellen: Aurel zog den Heiden-Stecher aus seiner Scheide und hob das legendäre Schwert in die Luft. Mir wird hier dieses legendäre Schwert, also der Heidenstecher (könntest Du mMn auch zusammenschreiben), etwas zu schnell und zu sehr nebenher eingeführt.

«Was macht ihr für Gesichter?», rief Aurel ihnen zu, die Stimme voll Kraft und Zuversicht, «Denkt ihr etwa, die Bauerntölpel sind eine Bedrohung für uns? Wir, die stolze und mutige Schwarze Garde, haben uns schon mit furchtloserem Gegner gemessen! Noch heute Abend werden wir, beladen mit reicher Beute, singend und wankend am warmen Feuer sitzen!»
Das mit der Zuversicht könnte weg, also vielleicht ist das auch wieder was Fantasy-bedingtes, da formuliert man das vielleicht aus (lese nicht viel Fantasy), aber dass er seinen Männern Zuversicht zusprechen will, wird ja aus seinen Worten klar. Dass Aurel und seine Männer die Schwarze Garde sind, würde ich andernorts unterbringen, hier im Dialog liest es sich sonst zu stark so, als wäre das eine an den Leser gerichtete Info. Wir haben uns schon mit furchtloseren Gegnern gemessen! Noch heute Abend werden wir mit funkelnder Beute singend und wankend am Feuer sitzen! Selbstverständlich, wie alles was ich schreibe, sind das nur Vorschläge.

Ein lautes Gejohle erhob sich aus den Reihen seiner Ritter, als sie die Schwerter schwangen und ihren Kampfgeist neu entfachten.
Auch hier: Es ist sehr naheliegend, dass ihr Kampfgeist neu entfacht wurde, denn sie johlen zustimmend und schwingen die Schwerter. Folglich: Streichen. Dann auch: Es ist klar, zu wem Aurel spricht, also ist die Erwähnung 'seine Ritter' überflüssig. Lautes Gejohle erhob sich aus den Reihen, als die Männer ihre Schwerter schwangen.

Mit einem kraftvollen Ruck gab Aurel Merkur die Sporen: «Für die Prinzessin!», schrie er und streckte sein Schwert seinen Feinden entgegen.
Das ist vollkommen okay, das so zu bringen, dennoch schrammt es natürlich am Klischee entlang. Einen Vorschlag habe ich jedoch leider nicht ... Also ignorier meine Aussage hier am besten ;-)

«Für die Prinzessin!», hallte der Ruf seiner Männer nach, voller Tatendrang, während sie ihrem Anführer folgten und den Hügel hinabstürmten.
'Voller Tatendrang' wird auch so klar. Wieder etwas, was ich streichen würde. Dann vielleicht noch ein ganz klein wenig umstellen: «Für die Prinzessin!», hallte der Ruf seiner Männer nach, während sie hinter ihrem Anführer den Hügel hinabstürmten.

Aurel brauste im geschwinden Galopp den feindlichen Soldaten entgegen.
'brausen', 'geschwind' und 'Galopp' ist ... ähem ... dreifachgemoppelt? :D Also will sagen, dass sagt ja alles dasselbe aus. Galopp allein vermittelt bereits Geschwindigkeit. Sonst wär's ein Trab, oder so. Mindestens eines würde ich streichen. Aurel brauste im Galopp den feindlichen Soldaten entgegen. Bspw.

Merkurs Hufen wirbelten die Erde auf.
Nein, das kaufe ich leider nicht. Also das die Hufe die Erde aufwirbeln. Wieso kaufe ich das nicht? Vorher wird erwähnt, dass es regnet, grosse Tropfen klatschen auf Aurels Rüstung, da müsste der Boden auch bereits nass und vielleicht sogar verschlammt sein, denke ich. Wieso nicht sowas wie: Unter Merkurs Hufen spritzte Erde auf oder Von Merkurs Hufen spritzte Schlamm in alle Richtungen. Sowas :-) 'Aufwirbeln' vermittelt mir, dass die Erde trocken ist, also Staub aufwirbelt.

Sie näherten sich der stählernen, mit Spiessen gespickten[KOMMA] menschlichen Wand.
Vorschlag: Sie näherten sich der mit Spiessen gespickten Wand aus Stahl. Dass diese Wand von Menschen gebildet wird, düfte klar sein. Okay, weiss nicht, vielleicht klingt es auch ein wenig seltsam, wie ich es formuliert habe, aber der Satz liest sich ansonsten sehr umständlich und behäbig, habe ich das Gefühl.

Ja, @Granini, soviel von mir zum Beginn deiner Geschichte. Ich weiss nicht, ob Du auf ein Fantasy-Setting hinauswolltest, aber ich habe es aufgrund der geschilderten Situation und der Beschreibungen irgendwie sofort so verortet, also jetzt so Genre-technisch. Ich wollte Dir erst raten, einen anderen Einstieg zu wählen, damit Du mehr Details zur Schwarzen Garde, Aurel und dem Heiden-Stecher bringen könntest, es muss nicht von Anfang an gleich voll die Action kommen, damit mich ein Text reinzieht, hier hast Du auch ein wenig den Nachteil, dass ich die Hintergründe zu den Männern nicht kenne, weshalb ich der bevorstehenden Schlacht nicht unbedingt super gespannt entgegenfiebere, aber ich habe gesehen, es ist eigentlich nur ein Traum und es könnte geradesogut sein, dass sich der Protagonist das alles nur zusammenfantasiert im Schlaf, deshalb enthalte ich mich da mal meiner Meinung :-) Ich werde bestimmt noch weiterlesen, aber auch aus Zeitgründen stoppe ich hier mal. Wahrscheinlich kommt weiteres Feedback dann eher Häppchenweise.

Beste Grüsse,
d-m

 

„…
Zur Rechten sieht man, wie zur Linken,
Einen halben Türken heruntersinken.

..." (Ludwig Uhland)​


Hm, da hat mich der Name Deines Helden wohl verführt in eine Welt, die ich mit wenigen Ausnahmen (Lewis Carroll z. B.) meide,

liebe/r Granini („Korn“?),

und genau genommen war es der Namensanklang an den stoischen Kaiser Mark Aurel, der mich lockte.

Nun gut, die fantastische Atmosphäre will ich nicht stören – aber grammatische Angelegenheiten will ich dann doch betreiben, wenn Du einverstanden bist und damit erst einmal

herzlich willkommen hierorts!

Was zuerst auffällt ist Dein Hang zu Adjektiven wie hier

... und starrte auf die überwältigende Zahl feindlicher Soldaten hinab.
...
Merkur, sein pechschwarzes Schlachtross, tänzelte unruhig.
wobei das schwarze Pferd auch schlicht und gleich „Rappe“ genannt werden kann und ein tänzelndes Pferd wird in einem Zirkus sicherlich anders beurteilt als auf dem Schlachtfeld oder Pferdemetzger.

Es war schwer zu unterscheiden, ob dessen Bewegungen oder der mit grossen Tropfen vom Himmel sausende Regen, …
und wieder ein Adjektiv ja, da saust es wohl und braust vom Himmel

«Ruhig, Merkur», flüsterte Aurel und streichelte das prächtige Tier sanft am Hals, «Die Schlacht wird früh genug beginnen, mein Freund.»
Das Komma vor dem zwoten Teil der wörtl. Rede verhindert eigentlich die einleitende Majuskel des Artikels, also „die Schlacht ...“

was hier

«Was macht ihr für Gesichter?», rief Aurel ihnen zu, die Stimme voll Kraft und Zuversicht, «Denkt ihr etwa, die Bauerntölpel sind eine Bedrohung für uns?
ebenso gilt.

Hier

Sie näherten sich der stählernen, mit Spiessen gespickten[KOMMA]menschlichen Wand.
empfehl ich ein Kommazwischen den beiden voneinander unabhängigen, also gleichwertigen Adjektiven gespickt und menschlich

Hier

Ein Zeichen, dass es noch zu früh zum Aufstehen war.
zeigt sich ein Hand zur Substantivierung – warum nicht „Ein Zeichen, dass es noch zu früh war aufzustehen“ oder besser „dass aufzustehen zu früh war.“

Hier eine unerwünschte Doppelung

An der fernen östlichen Hügelkette kündigte kündete ein bläulicher Schimmer vom baldigen Erwachen des Tages an.

..., die Schmiede von Andreas und die Scheune mit den Ackerwerkzeugen und Trainingswaffen verbargen.
Kannte man im deutschsprachigen Raum das Wort „Training“?
Ich bezweifel es. Was hältstu von Übungswaffen?

Der Mensch, der sein Pferd an den Zügeln neben sich herführte, blieb vor Aurel stehen.

«Ist schon gut[KOMMA] Rob, die Sonne geht ja bald auf.»

Es liegt nichts Heldenhaftes in einem Tod, der hätte vermieden werden können.
Der Held wird hier in ein Adjekiv „helden“-haften verwandelt

Einzige Flüchtigkeit, die ich erkannt hab

Dasselbe sagt Vater immer, ‘Aurel, wen du nicht bald damit anfängst, mit dem Kopf zu denken, statt …
wenn

Zur Abwechselung mal ein Komma weg

«Hat sich nicht Alexander dieser Kappeler Bande angeschlossen?», Aurel vermisste seinen ältesten Bruder, der vor Jahren den Hof im Streit mit ihrem Vater verlassen hatte, sehr.
Aber warum die schwache Klammer am Schluss? Warum nicht „Sehr vermisste Aurel seinen ...“

Und wenn man mit Gottes Hilfe doch noch erkennt, dass der begangene Weg der Falsche ist, hindern uns Scham und Stolz, …
„… falsche“, nachgestelltes Attribut des begangenen Weges,
was natürlich Auswirkungen auf den „richtigen“ hier
… auf den Richtigen zurückzukehren ...
hat

Aurel, schwang, sein Schwert über seinen Kopf.
Warum die Kommas?
Weg mit ihnen! Und zugleich die Aufforderung, den Fall zu wechseln,
Aurel, schwang, sein Schwert über seinem Kopf.

Bekanntermaßen ist aller Anfang schwer - was kein Grund sein soll aufzugeben. Denn da erfährt man nix Neues, behauptet der

Friedel

 

Hi @deserted-monkey

Ich bin frisch erholt aus meinem Urlaub zurück und freue mich, von dir zu lesen :-)

Besten Dank für deine Zeit und Hilfe!
Die meisten deiner Vorschläge haben es freudig in meinen Text geschafft.

Wieso ist der erste Absatz eingemittet?
Ich habe keine Ahnung. Im Original (Word) stimmt alles. Wie ich es im Beitrag bearbeiten kann, weiss ich nicht.
Aurel könnte Merkur auch sanft über die Ganaschen streicheln, das ist der hintere Teil des Unterkiefers
Nun, deine Idee gefällt mir, aber ich stelle mir das mit Rüstung auf dem Pferd sitzend schwer vor. Oder verstehe ich dich falsch?

Das ist vollkommen okay, das so zu bringen, dennoch schrammt es natürlich am Klischee entlang.
Es ist ein Traum eines zwölfjährigen. Deshalb darf es ein wenig klischeehaft sein.
Vermutlich erscheint es dir auch deshalb ein wenig Fantasy mässig am Anfang.

Also das die Hufe die Erde aufwirbeln. Wieso kaufe ich das nicht? Vorher wird erwähnt, dass es regnet, grosse Tropfen klatschen auf Aurels Rüstung, da müsste der Boden auch bereits nass und vielleicht sogar verschlammt sein
Besten Dank, dass du den Text so aufmerksam gelesen hast!
Vieles wie z.B. das mit der Erde und dem Drehen mit der Rüstung ist mir gar nicht aufgefallen.
Das Kürzen der Sätze muss ich noch üben. Ich möchte noch zu genau beschreiben, da ich meine Atmosphäre herüberbringen möchte, ich denke jedoch, es macht dem Leser mehr Spass, wenn er seine eigene interpretieren kann.

Herzlichsten Dank für deine Zeit und diesen wertvollen Beitrag :-D

Einen schönen Sonntag wünsche ich.
Grüsse
Granini

 

Hallo Granini,

Deine Geschichte fängt durchaus interessant an und generell ließt sie sich flott und kurzweilig.
Der Name Aurel verwirrte mich Anfangs, ich dachte es spielte in römischer Zeit.
2 Kritikpunkte möchte ich anbringen:
Einmal neigst du dazu, den Charaktären Dinge in den Mund zu legen, die als Erklärungen für den Leser herhalten müssen, die sie aber so nicht sagen würden. Siehe weiter unten für ein paar Beispiele.
Und dann ist das Ende kein typisches für eine Kurzgeschichte, es wirkt wie ein erstes Kapitel.

Auf jeden Fall fand ich die PErsonen interessant und sehe Potential für mehr

Details:

das hoch oben auf einem Felssporn erbaut wurde,
worden war -
«Du zwölfjähriger Naivling! Dir fehlt es an Erfahrung und Wissen.
normalerweise würde man seinen Bruder nicht mit dessen Alter ansprechen

wen du nicht bald damit anfängst, mit dem Kopf zu denken, statt immer unbedacht mit dem Schädel vorzupreschen, brichst du dir bald den Hals»,
Wortwiederholung

der Dung ist ein wichtiger Rohstoff und dient als Bau- und Brennstoff.
warum erwähnt der Bauer das?

Heehee Simon, hab wie gewünscht bei der Mühle auf Aurel gewartet.
Wie gewünscht klingt sehr modern, ich würde schreiben "wie befohlen"

Aurels Gedanken Rasten.
rasten
Ach Andreas, er soll doch einfach meinen Hof übernehmen. Ich möchte nicht, dass er, wie seine Brüder, sich dem Kampf und Kriege widmet.
auch hier klingt das nicht danach, ein Bauer in einem direkten GEspräch sagen würde

lg
Bernhard

 

Salü lieber @Friedrichard

Einen Kommentar von dir, mit deiner grammatikalischen Expertise, habe ich mir heimlich gewünscht.

Besten Dank. Dass du dir Zeit genommen hast, meinen Text durchzusehen.

liebe/r Granini („Korn“?),
Nein, einen Fruchtsaft, auf den ich allergisch reagiere ;-)

aber grammatische Angelegenheiten will ich dann doch betreiben, wenn Du einverstanden bist
Sehr gerne, dafür bin ich da.

Dein Hang zu Adjektiven wie hier
Sätze mit wenig Adjektive muss ich wohl noch dringendst üben. Selbst nach deinem Hinweis, wusste ich nicht, wie ich die Sätze umformulieren sollte.

das schwarze Pferd auch schlicht und gleich „Rappe“ genannt werden kann
Dieser Gedanke hatte ich auch.
Ich wollte die Aufmerksamkeit jedoch mehr auf das kriegerische richten, weshalb mir die Betonung auf "Schlachtross" mehr gefiel.

Kannte man im deutschsprachigen Raum das Wort „Training“?
Da hast du recht. Besten Dank für den Hinweis.

Bekanntermaßen ist aller Anfang schwer - was kein Grund sein soll aufzugeben. Denn da erfährt man nix Neues
Da hast du recht. Aber der Anfang ist schon verdammt schwer. Mir war bewusst, dass ich starke grammatikalische Schwächen habe, aber wie stark diese wirklich sind, hat mich doch ein wenig schockiert.
Aber ich bleibe dran, versprochen!

Lieber Friedrichard, besten Dank für deinen wertvollen Beitrag und dass du dir Zeit genommen hast, dein geschultes Auge über meinen Text schweifen zu lassen.

Ich wünsche dir ein angenehmes und erholsames Wochenende.
Gruss
Granini

 

Salü @Bernhard

Deine Geschichte fängt durchaus interessant an und generell ließt sie sich flott und kurzweilig.
Besten Dank. Dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und mir mit deinen Tipps weiterzuhelfen.
Es freut mich sehr, dass du diese als kurzweilige empfindest.

Der Name Aurel verwirrte mich Anfangs, ich dachte es spielte in römischer Zeit.
Darauf muss ich mich in Zukunft mehr achten. Dem Friedrichard ging es auch so.

Und dann ist das Ende kein typisches für eine Kurzgeschichte, es wirkt wie ein erstes Kapitel.
Ich kenne mich mit Kurzgeschichten bisher nicht aus. Was ist denn für dich ein typisches Ende?

normalerweise würde man seinen Bruder nicht mit dessen Alter ansprechen
Korrekt. Aber ich beschreibe Adrian später als drei Jahre älter, weshalb ich den Tipp erhielt, Aurels Alter schon vorher irgendwie einzubauen.

warum erwähnt der Bauer das?
Korrekt, ist grundsätzlich unnötig, da alle Protagonisten dies bereits wissen. Mir wahr es trotzdem wichtig, die Bildung des Lesers ein wenig zu fördern. Ist das ein störender Faktor?

auch hier klingt das nicht danach, ein Bauer in einem direkten GEspräch sagen würde
Persönlich finde ich den Satz passend. Ein Vater erklärt seinem Freund, was er sich für seinen Sohn wünscht.

Vielen Dank für deine Zeit und deinen wertvollen Beitrag.

Ich wünsche dir einen angenehmen Sonntag
Gruss
Granini

 

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