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Aus den Schatten

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12.09.2007
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Aus den Schatten

Sie schloss die Augen und lies sich mit der Musik treiben. Die harten Gitarrenriffs, das schnelle Drum und der klare Gesang nahmen ihre Gedanken für eine Weile mit auf die Reise. Nur einen Augenblick ohne die Zweifel und die scheinbar ewig währende Trauer. Ein Moment der Ruhe, in der die Scham ihr nicht ins Ohr säuselte. Keine lange Zeit, nur eine kurze Pause. Wirklich nur, um sich ein wenig gehen zu lassen und erneute Kraft zu sammeln.
Die Zeit der Schatten war wieder gekommen, egal welchen Gedanken sie zu fassen bekam, am Ende stand ein großer schwarzer Schatten. Hämisch grinsend und darauf lauernd, ihre Seele mit in die Dunkelheit zu reißen. Am Ende jedes Gedankens hatte sie wieder den alten Kampf zu fechten und am Ende jedes Kampfes lag sie in Tränen nieder. Und doch stand sie immer wieder trotzig auf, wischte die Tränen aus ihren Augen und ging weiter. Zum nächsten Schatten, und zum nächsten, und zum nächsten.
Es war niemals ihr Weg gewesen, aber um die Erinnerung zu wahren hatte sie ihn beschritten. Schließlich war sie es ihm Schuld. Ihm - der ihr so vieles gezeigt hatte und dann viel zu schnell verschwunden war.
Und außerdem waren da noch die alte Scham und die alte Angst, die sie verfolgten. Auf diesem Weg kamen die beiden nicht so schnell voran, erreichten sie etwas seltener um ihr ihre Schwächen und die schändliche Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen.
Manchmal splitterte ihre Seele in unzählbar viele Teile, die sie immer wieder einsammeln musste. Mit einer stoischen Geduld machte sie auch das jedes Mal.
Außerhalb ihrer Gedanken hatte sie gelernt, vieles zu ertragen. Sie fand einen Weg, auf dem sie sich durchmogelte. Wenn ihr etwas weh tat, so schaltete sie einfach die Gedanken ab und ließ ihren Körper ohne jegliches Gefühl durch die Qualen gehen. Anfangs war es nicht leicht gewesen, doch irgendwann musste sie noch nicht mal mehr über Situationen nachdenken um zu entschwinden.
Manchmal, vor allem in der Nacht wurde sie jedoch oft an den Schmerz erinnert, denn ihr Körper zitterte fürchterlich und ihre Seele verlangte nach Tränen. Und genau diesen Nächten folgte die Zeit der Schatten.

Eine starke junge Frau, ja. Manchmal macht sie noch einen abwesenden Eindruck, doch sie lächelt in letzter Zeit sehr oft und strahlt eine latente Hoffnung aus. Hoffnung worauf? So genau lässt sich das nicht sagen.
Wenn sie die leise Stimme ihrer Vergangenheit hört, so weiß sie, dass diese Stimme von Vergangenem spricht, das sich nun mal nicht mehr ändern lässt. Sie ist dabei mit einer Vergangenheit voller Angst und falscher Demut leben zu lernen und sie weiß, dass sie es schaffen kann, ohne ebenfalls den Weg ins Nichts zu wählen. Ihr ist bewusst, dass jeder Mensch eine Wahl hat und ihre ist nach langem Irren auf den Weg des Verstehen und der Ruhe gefallen. Noch strauchelt sie vielleicht manchmal, aber sie gibt sich Mühe.
Und mit jedem Rückschlag lächelt sie und ist sich bewusst, dass im Leben nun mal nichts gerecht ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Silver!

Mit dieser Geschichte hast du es nicht geschafft, eine Brücke zum Leser zu bauen. Du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, wie der Leser, der ja ganz andere Erfahrungen, Einstellungen und Gedanken hat als du selbst, sich in deine Protagonistin hineindenken soll.
Die Prämisse zu der Geschichte könnte lauten: Zeit heilt alle Wunden, aber nicht ganz. Das ist eine untaugliche Prämisse. Aber eine bessere kann ich hier nicht entdecken.

Sie ist dabei mit einer Vergangenheit voller Angst und falscher Demut leben zu lernen.
Was ist denn für deine Protagonistin „falsche“ Demut? Und gibt es überhaupt „richtige“ Demut? Oder war die Demut falsch, weil sie vorgetäuscht war? Das ist nur ein Beispiel von den vielen Unklarheiten im Text.

Deine Geschichte handelt vermutlich von einer Frau mit schlechtem Gewissen. Sie versucht es zu ignorieren, was ihr auch, der Zeit sei Dank, irgendwann halbwegs gelingt.
Dabei durchläuft sie anscheinend verschiedene Phasen, die sich mir aber nicht so recht zeigen wollen.

Zunächst, nehme ich an, kann sie sich nicht gegen ihre schlimmen Erinnerungen wehren:
, egal welchen Gedanken sie zu fassen bekam, am Ende stand ein großer schwarzer Schatten.
Dieser Satz dann sagt allerdings teilweise etwas anderes:
Es war niemals ihr Weg gewesen, aber um die Erinnerung zu wahren hatte sie ihn beschritten.
Es war niemals ihr Weg gewesen, = Bestätigt erste Annahme.
, aber um die Erinnerung zu wahren hatte sie ihn beschritten.
= Hier dagegen sieht es so aus, als beschreite sie den Weg freiwillig, vielleicht um sich selbst zu bestrafen.

Schließlich war sie es ihm Schuld. Ihm - der ihr so vieles gezeigt hatte und dann viel zu schnell verschwunden war.
(Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass mit „ihm“ der Weg gemeint ist, sondern eine Person.)
Schließlich war sie es ihm Schuld. = Aha, sie ist sich ihrer Schuld bewusst.
Ihm - der ihr so vieles gezeigt hatte = da ist sie doch eher Dank schuldig, denke ich und verstehe nun die ganze Aufregung nicht mehr.
und dann viel zu schnell verschwunden war. = Also war „er“ bei der Trennung der aktive Teil. Warum empfindet sie dann Schuld?
(Falls mit „ihm“ der Weg gemeint sein soll, kann ich mit dieser Textstelle noch weniger anfangen.)

Und außerdem waren da noch die alte Scham und die alte Angst, die sie verfolgten.
= Warum steht da nun extra „außerdem“, „alte“ Scham und „alte“ Angst? Haben die mit der bisherigen Geschichte, den Schatten usw., nichts zu tun?
„Scham“ ist relativ und auch die Schamgrenze verläuft bei jedem an anderer Stelle und manche haben überhaupt kein Schamgefühl.
Warum und wie soll ich mich für deine Hauptfigur interessieren, wenn ich solche Dinge bei ihr nicht einschätzen kann?
Warum schreibst du nicht einfach, was sie getan oder erlebt hat?

Auf diesem Weg kamen die beiden nicht so schnell voran, erreichten sie etwas seltener um ihr ihre Schwächen und die schändliche Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen.
= Schändliche Vergangenheit. Für den einen Diebstahl, für den anderen Mord. Frage: Was ist hier gemeint? Wenn ich das nicht einsortieren kann, kann ich diese Frau und ihr Problem nicht verstehen.

Also ich komme mit dem Text nicht zurecht. Er steckt voller Behauptungen, deren Grundlagen im Verborgenen bleiben.

Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar.
Manchmal vergesse ich schier, dass man die Bilder im eignen Kopf besser beschreiben muss, um sie anderen Menschen zu zeigen - keine sehr gute Vorraussetzung für eine Autorin. Ich werde die Geschichte weiter überarbeiten, deine Vorschläge und Kritikpunkte gerne berücksichtigen.

 

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