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Stil Aus heiterem Himmel (Gefühlvolle Schilderung)

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06.09.2008
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Aus heiterem Himmel (Gefühlvolle Schilderung)

Die Hände in die Träger seines Schulranzens eingehakt, trottete Martin die Straße entlang. Es war ein wunderschöner Tag und die Schulkinder trauerten jeder Minute nach, die sie im stickig schwülen Klassenzimmer verbringen hatten müssen. Doch endlich durfte man nach Hause. Für Martin bedeutete das nicht viel mehr, als die Straße zu überqueren und zehn Meter zu laufen. Er kannte die kleine Siedlung am Rande der Stadt wie seine Westentasche. Ständig streunte er mit seinen Freunden durch die Straßen. Ob bei einer Schnitzeljagd mit Straßenmalkreiden oder bei der Observation eines Verdächtigen beim Detektivspiel. Er kannte jedes Haus, jede Ecke, jede Familie. Er wusste wo die grimmigen alten Omas und Opas wohnten, bei denen man beim Klingelstreich besonders schnell laufen musste und er kannte jeden Hund und jede Katze in der Gegend.
Eine dieser Katzen war Maxl, ein orange-weiß getigerter, besonders dicker Kater. Er gehörte Frau Schindlach. Sie war eine der grimmigen alten Omas. Wenn es nach Martin ging war sie sogar eine der schlimmsten. Sie verstand keinen Spaß und drohte immer die Jungs mit ihrem Stock zu verprügeln.
Als Martin sich ihrem Haus näherte, sah er Maxls‘ Fell schon von weitem in der Sonne leuchten. Er lag, wie so oft, faul auf der Seite und sonnte sich. Wenn man den Kater sah, erwartete man auch nicht, dass er bei seiner Körperfülle noch Mäusen oder anderen Kleintieren nachjagen würde. Obwohl Martin immer ein wenig Angst vor Frau Schindlach hatte, mochte er dennoch ihre Katze. Maxl strahlte Gemütlichkeit und Lebensfreude aus. Martin wusste, dass der Kater ein erfülltes Katzenleben führte. Er näherte sich dem Tier langsam, um es nicht zu erschrecken. Die Hand des Kindes streckte sich nach dem weichen Fell aus, um es zu streicheln. Im nächsten Moment schnellte sie panisch zurück. Martin zuckte zusammen. Ein Schrei blieb ihm im Hals stecken. Das Fell der Katze war an mehreren Stellen rot verschmiert; offene Wunden, aus denen das Blut strömte. Ihr linkes Hinterbein stand in einem unnatürlichen Winkel vom Körper ab. Doch das schlimmste waren die kalten blauen Augen des Katers. Sie waren im Schreck weit aufgerissen und starrten den Jungen in unendlichem Leid an. Martin war absolut paralysiert. Er wollte gleichzeitig weinen, schreien und sich übergeben. Er sank auf die Knie und hielt sich eine Hand vor den Mund. Ohne einen Laut von sich zu geben saß er da. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er zitterte am ganzen Körper. Alle Gedanken waren aus seinem Kopf gewischt und eine verzweifelte, ratlose Leere war geblieben.
Nach einer gefühlten Ewigkeit dämmerte es Martin. Es war unvermeidlich. Er wusste, was er zu tun hatte, aber er wusste nicht, ob er es tun konnte. Er blickte mit tränenverquollenen Augen zum Haus von Frau Schindlach. Wie ein Schlafwandler erhob er sich und näherte sich in Zeitlupe dem Gartentor. Er holte einmal tief Luft und drückte den Klingelknopf. Er zitterte immer noch. Plötzlich rannte er los. Es kam ohne Vorwarnung und er wusste nicht, ob seine Beine oder sein Kopf entschieden hatten. Er wusste nur, dass er um sein Leben rannte. Tränen liefen ungebremst über seine Wangen und er schluchzte laut. Er drehte sich nicht mehr um und rannte, bis er endlich seine Haustür erreicht hatte.

 

Hi Wurschteltier,

und herzlich willkommen hier.
Ich finde es großartig, dass du hier mit einer Übung anfängst, denn das gibt dir und uns die Möglichkeit, uns langsam einander anzunähern und die Kritik an der Aufgabenstellung orientiert zu schreiben.

Für den ersten Versuch finde ich deinen Text sehr gelungen, auch wenn du ein bisschen "schummelst", denn der Junge sollte ja sehen, wie die Katze überfahren wird.

Gut in die Gefühle startest du, indem du uns erst den Jungen, dann den Kater und danach dessen Besitzerin vorstellst. Zwar erleben wir Frau Schindlach nicht persönlich und müssen deshalb Martins Urteil vertrauen, das macht aber in diesem Fall nichts, weil es ja nur darum geht, das Ende zu erklären.
Auch nimmst du uns gut in das Gefühl mit, wenn Martin zwar zunächst mutig genug ist, zu klingeln, dann aber von diesem Mut verlassen wird und ganz schnell wegläuft.

Guten Abend,

Ich bin neu hier und das ist mein erster Versuch eine der Übungen zu schreiben. Ich würde mich sehr über Kommentare/Anregungen/Kritik freuen!

Vielleicht nun noch kurz zu mir (wen es interessiert):
Ich habe seit langer Zeit den Wunsch Drehbuchautorin zu werden. Zur Zeit versuche ich deshalb jede freie Minute in Schreibübungen zu stecken. Ich bin sehr froh, dass ich dieses Forum gefunden habe und hoffe, dass ich von Euch allen viel lernen kann!
Kommentare wie diese allerdings bitte immer in einem gesonderten Beitrag unter die Geschichte setzen. Die Software generiert anhand deines Titels selbst die Überschrift im Fettdruck, das brauchst du nicht zu tun. Auch brauchst du uns nicht darauf hinzuweisen, dass eine Geschichte zu Ende ist.

Dein Text hat mir gefallen.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo sim,

Erstmal vielen Dank für das herzliche Willkommen. Das mit dem Extra-Beitrag für zusätzliches "blabla" wusste ich nicht, danke für den Hinweis ;)

Ich hab mich auch sehr über die positive Kritik gefreut. Ich gebe zu, dass ich ein wenig geschummelt habe. Mir ist, als ich die Aufgabenstellung durchgelesen habe, eine ähnliche Situation aus meiner Kindheit eingefallen, und ich wollte gerne diesen wirklich großen Schock darstellen, den ich damals auch empfunden habe.

Grüße

Sigrid

 

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