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Ausbruch

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25.10.2006
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Ausbruch

Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer, es ist kurz nach 6 Uhr, und der Wetterbericht verspricht, dass es wieder ein schöner Septembertag wird. Lassen sie uns den Tag beginnen mit dem unvergessenen und leider viel zu früh verstorbenen Freddy Mercury. „I want to break free“ wer kennt diesen Song nicht? Vielen von uns spricht er wohl auch aus der Seele, wer will nicht dann und wann mal ausbrechen. Los geht’s...

Er hat ja so Recht der Moderator. Ich bin jetzt 43 und habe das Gefühl mein Leben besteht nur noch aus Arbeit und Verpflichtungen. Nicht das ich meinen Mann und meine beiden Söhne nicht liebe. Ich möchte sie nicht vermissen. Aber dann und wann mal etwas Zeit für sich zu haben wäre doch auch ganz schön. Ich bin es die jeden Morgen um 6 Uhr aufsteht und allen das Frühstück macht, die Stullen schmiert und alle rechtzeitig aus dem Haus scheucht.
Peter, mein Mann, ist Vertreter für Computerprogramme die Ärzte bei ihren Abrechnungen unterstützen. Er ist von morgens bis abends unterwegs und hat keinen geregelten Feierabend.
Dennis ist 16 und Mark 15 und beide sind gerade in der Phase wo Eltern bzw. alle Erwachsenen doof sind. Da ich fast die ganze Erziehung alleine mache, ziehe ich mir oft den Zorn der beiden zu.
Peter bekommt doch so vieles gar nicht mit. Wenn er zu hause ist verwöhnt er die beiden. Dann geht’s mit dem beiden zum Fußball oder, wie im Sommer, wo die 3 ein Männerwochenende im Wald verbracht haben. Mit zelten und Bier trinken, da kann ich natürlich nicht mithalten. Ich muss hinterher sein, dass es in der Schule läuft und wenn mal gemeckert werden muss oder Verbote ausgesprochen werden müssen bleibt das natürlich an mir hängen.
Ach ja Freddy „I want to break free“.
Was soll das Grübeln Sabine, raus aus dem Bett und den Tag in Angriff genommen. Immerhin ist heute schon Donnerstag und das Wochenende in Sicht.
Dennis will von Freitag bis Sonntagabend bei einem Freund übernachten und Mark wird wohl auch die ganze Zeit auf Achse sein. Wenn Peter nicht zu viel Arbeit mit ins Wochenende nimmt könnten wir uns mal gemeinsam entspannen und vielleicht sogar mal wieder ins Kino gehen. Wann waren wir eigentlich das letzte Mal im Kino? Ich weiß es schon gar nicht mehr.
So erst mal Kaffee aufsetzen. Türen knallen, es ist soweit, die Jungs sind auf. Mark kommt als erster in die Küche gestürmt.
“Mutti wo ist meine Sporttasche? Ich kann sie nicht finden.“
“Sie ist im Schrank in der Diele.“
“Was macht die denn da?“
“Ich habe sie da rein gestellt nachdem ich deine Sportsachen gewaschen habe.“
“Man kannst du sie nicht einfach da lassen wo ich sie hinstelle, immer muss ich suchen und dreckig waren die Sachen auch noch nicht.“
“Nee dreckig nicht, aber gestunken haben sie, ich konnte ja nicht ahnen das du an einem Experiment „wie lange halten meine Kumpel den Gestank meiner Sportsocken aus“ teilnimmst. Wir könnten es auch so regeln, dass du deine Klamotten ab sofort selber wäschst.“
“Ach Mutti, war doch nicht so gemeint. Du kannst das doch viel besser als ich. Ich muss los, ich treffe mich vor der Schule noch mit Ronny. Tschüss.“
Dennis schlurft in die Küche.
“Kann ich einen Kaffee haben? Ich habe die halbe Nacht über meiner Arbeit über Ghana gesessen. Möchte bloß mal wissen wer sich solchen Scheiß ausdenkt. Wer will schon wissen wie hoch das Bruttosozialprodukt der letzten 10 Jahre in Ghana war.
Die Lehrer machen das doch nur um uns zu ärgern. Was nützt mir das für mein zukünftiges Leben. Ich werde Wetten im Internet anbieten und viel Geld damit verdienen und Ghana geht mir am Arsch vorbei.“
“Nana, fang dich mal wieder. Du machst erstmal dein Abitur und dann sehen wir weiter. Wetten im Internet, wer hat dir den Blödsinn in den Kopf gesetzt?“
“Ist meine eigene Idee, ich bin kein Typ für solche Jobs wie du und Vati sie haben. Immer im Büro oder Klinkenputzen. Ich will eigenständig und unabhängig sein. Ach übrigens treffe ich mich nach der Schule mit Gitti, brauchst für mich kein Mittagessen einplanen. Bis dann.“
War ich in dem Alter auch so? Wahrscheinlich ja, aber das Leben treibt einem die Spinnereien schon aus.
Peter ist im Bad und hustet sich die Lunge aus dem Hals. Wenn er nur aufhören würde zu rauchen, aber ist so nervös in letzter Zeit. Er muss jetzt nicht nur Ärzte in Berlin und Brandenburg betreuen sondern auch noch Mecklenburg-Vorpommern mit abdecken.
Der Kollege der das Gebiet betreut hat, hat mit 42 einen Herzinfarkt gekriegt und bis er wieder einsatzbereit ist, muss halt Peter dran glauben.
„Guten Morgen Schatz, du solltest nicht so viel rauchen.“
“Morgen, hast ja recht, nächstes Jahr höre ich auf damit. Kaffee fertig?“
“Na klar, heiß und schwarz wie du ihn magst. Weißt du schon wann du heute nach Hause kommst? Was soll ich dir kochen?“
“Kann ich dir noch nicht sagen. Ich melde mich von unterwegs wenn ich einen Überblick habe. Ich muss los. Bis heute Abend.“
Ein flüchtiger Kuss auf die Wange und weg ist er. Für mich wird’s auch langsam Zeit.
Ich arbeite zwar mit Gleitzeit, bin aber gerne um 8.00 Uhr im Büro. Dann habe ich noch Zeit für den Schriftkram vom Vortrag. Seit 10 Jahren arbeite ich jetzt bei einer Versicherung in der Kundenbetreuung. Nette Kolleginnen und einen super Chef habe ich auch. Mein Job macht mir Spaß.
Heute ist mein Glückstag, ich bekomme einen Parkplatz direkt vor dem Bürogebäude.
Meine Kollegin Ines ist auch schon da.
“Guten Morgen Sabine, du sollst gleich mal zum Chef kommen.“
“Was ist los? Hat er was gesagt?“
“Nee, nur das du gleich zu ihm kommen sollst wenn du da bist.“
“OK, dann werde ich mal hören was passiert ist. Wahrscheinlich hat sich der Kunde von gestern über mich beschwert. Der, dem ich direkt gesagt habe, dass ich glaube er will Versicherungsbetrug begehen. War wohl nicht sehr schlau von mir.“
„Guten Morgen Herr Beckmann, ich sollte mich melden?„
“Guten Morgen Frau Schulz. Setzen sie sich bitte. Ich habe mir gestern die Überstundenlisten angesehen. Sie haben schon wieder gut 50 Stunden plus gemacht. Was halten Sie da davon, heute, Freitag und Montag frei zu nehmen? Unser Krankenstand ist im Moment sehr gering. So das dass gut zu machen wäre“
“Danke, Herr Beckmann, gerne, das ist wie ein kleiner Urlaub, da sage ich nicht nein.“
“ dann, viel Spaß, wir sehen uns Dienstag wieder. „
“Ja, nochmals danke und ein schönes Wochenende.“
„Ines du glaubst es nicht. Ich kann ab sofort bis Montag Überstunden abbauen.“
“Klasse, aber warum nur du und ich nicht?“
“Na einer muss am Telefon bleiben und das bist dieses Mal du.“
“Was machst du denn nun mit der freien Zeit?“
“Ich werde nach Hause fahren und die ganze Hausarbeit erledigen die in den letzten Tagen liegen geblieben ist.“
“Oh je, ich wüsste was Besseres mit meiner Zeit anzufangen. Aber ist ja dein Leben. Dann mach mal dass du weg kommst.“
“Bis Dienstag.“
“Ja, bis Dienstag. Tschüss.“
Vier freie Tage. Einfach so. Man das ist klasse. Dann werde ich mal nach Hause fahren.
Oder? Ich glaub ich fahre mal über die Avus und mach einen kleinen Abstecher an den Wannsee.
Also dann, los geht’s. Die Straßen sind nicht so voll wie sonst. Ich fahre bis zum Grunewaldturm und werde dort eine Weile spazieren gehen.
Da bin ich. Auf dem Parkplatz stehen nur 3 Autos. Sind wahrscheinlich Hundebesitzer die hier mit ihren Fiffi’s Gassi gehen. Stille umfängt mich und das mitten in Berlin. Man sollte viel öfters mal vormittags frei machen und es sich richtig gut gehen lassen.
Da unten am Wasser ist eine Bank. Dort werde ich mich ein Weilchen hinsetzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Die Sonne scheint warm auf mein Gesicht. Wenn ich ehrlich bin, ich habe überhaupt keine Lust nach Hause zu fahren und die Hausarbeiten, die so lange liegen geblieben sind. zu erledigen. Die nimmt mir keiner weg, die sind auch morgen noch da.
Wie war das heute früh? „I want to break free“.
Ein Gedanke ergreift von mir Besitz.
Warum setze ich mich nicht in mein Auto und fahre weg? Nicht weit. In den Harz zum Beispiel, und mache dort ein langes, faules Wochenende?
Nur ich. Niemand weiter. Keiner der irgendwelche Wünsche oder Forderungen an mich stellt.
Je länger ich darüber nachdenke, umso verlockender ist der Gedanke.
Ich tu es. Einmal im Leben werde ich nur an mich denken. Das Auto ist voll getankt. Meine EC-Karte habe ich dabei. Alles was ich für ein langes Wochenende benötige kann ich mir unterwegs kaufen. Nur nicht noch mal nach Hause fahren, dann bleibe ich doch wieder hier.
Da kommt ein Hundebesitzer auch mich zu.
“Hallo, schöner Tag heute. Mein Dackel Rudi will überhaupt nicht nach Hause. Seit Stunden laufe ich mit ihm hier schon rum.“
“Ja, die Hunde wissen was sie wollen. Ich aber auch. Ich bin auf den Weg in den Harz. Habe nur noch eine kleine Pause eingelegt.“
“Wo in den Harz wollen Sie den hin?“
“Das ist noch offen, ich fahre erst mal los, und dort wo es mir gefällt werde ich übers Wochenende bleiben.“
“Da kann ich Ihnen einen Tipp geben. Fahren Sie nach Buntenbrock. Das ist ein kleiner Ort in der Nähe von Clausthal-Zellerfeld. Sehr schön gelegen und ideal zum Wandern.“
“Danke für den Tipp. Werde ich mir merken. Einen schönen Tag noch.“
“Danke, ihnen auch und gute Fahrt.“
Ich fahre los. Peter und die Jungs werde ich von unterwegs anrufen.
Schnell bin ich auf der Autobahn und auf den Weg in Richtung Magdeburg. Im Radio spielen sie heute lauter Lieblingslieder von mir. Es ist und bleibt mein Glückstag.
Mein alter BMW läuft noch wie eine Biene. Mit 150 km/h fahre ich in Richtung Freizeit.
Bei Magdeburg werde ich eine Pause machen und etwas essen. Dann kann ich auch Peter anrufen. Wie wird er reagieren? So etwas habe ich noch nie getan. Ob er sauer auf mich sein wird? Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Nur noch 10 km bis Magdeburg. Es ist kurz vor 12 Uhr. Den nächsten Rastplatz mit Restaurant werde ich anfahren. So langsam macht sich mein Magen bemerkbar. Ich bekomme Hunger.
Da ist er, der Rastplatz. Wieder habe ich Glück und bekomme einen Parkplatz fast vor der Tür. Ein Schnellrestaurant mit Selbstbedienung.
Ich nehme mir einen Teller mit Spagetti Bolognese und eine Cola. Für dieses Wochenende werde ich die Kalorienzählerei vergessen und essen und trinken worauf ich Appetit habe.
Ist doch ein komisches Gefühl so alleine unterwegs zu sein, alleine am Tisch zu sitzen. Aber wenn ich mich so umschaue gibt es viele Männer und Frauen die alleine an ihren Tischen sitzen. Ist also überhaupt nichts Besonderes. Nur für mich.
Jetzt kommt der schwerste Teil meiner kleinen Reise. Ich muss die Jungs und Peter anrufen und sagen, dass ich mir ein freies Wochenende gönnen will.
Weder Mark noch Dennis gehen an ihr Handy. Sie haben wohl noch Unterricht. Ich schicke beiden einen SMS.
“Bin das Wochenende im Harz. Wenn ihr Hunger habt, der Tiefkühler ist gut gefüllt. Bei Fragen ruft Papa an“.
Das war einfach. Jetzt wird’s schwieriger. Ich muss Peter anrufen.
Seine Mailbox meldet sich „ich bin im Moment leider nicht zu erreichen, bitte hinterlassen sie eine Nachricht. Ich rufe so schnell wie möglich zurück“
“Hallo Schatz, ich bin’s . Ich habe vom Beckmann überraschend frei bekommen. Ich bummle Überstunden ab. Ich bin auf dem Weg in den Harz und mache dort ein langes Wochenende. Nur ich allein. Das wollt ich doch schon immer mal machen.“
Mist, das Band hat abgeschaltet. Ich muss noch mal anrufen, und noch den Rest drauf sprechen.
“Ich bin im Moment……bla bla bla, endlich der Piepton.
“Ich bin’s noch mal. Die Jungs wissen Bescheid. Essen ist im Tiefkühler. Mach dir bitte keine Sorgen. Kuss.“
Das wäre geschafft. Mal sehen wie lange es dauert und mein Handy zu klingeln anfängt.
Wieder rein ins Auto und weiterfahren. Wenn es weiter zu gut läuft, müsste ich in 2 Stunden im Harz sein. Der Tipp von dem Mann am Wannsee war nicht schlecht. Ich werde auf jeden Fall erst mal nach Claustahl-Zellerfeld fahren.
15.30 Uhr. Claustahl-Zellerfeld. Ich bin angekommen und gehe als erstes in das Fremdenverkehrsbüro.

“Guten Tag“
“Guten Tag, was kann ich für sie tun?“
“Ich suche eine Unterkunft. Von heute bis Montagmittag. Man hat mir den Tipp gegeben, in Buntenbrock zu übernachten. Können sie mir da auch weiterhelfen?“
“Aber natürlich. Möchten Sie in ein Hotel oder lieber in eine Pension?“
“Ich möchte was Gemütliches, Ruhiges.“
“Für wie viel Personen?“
“Nur ich, ich ganz allein.“
“Da hätte ich was ganz ausgefallenes für Sie. Am Waldrand von Buntenbrock gibt es eine kleine Blockhütte, den „Fuchsbau“. Ist nur 16 qm groß, Dusche/WC und eine kleine Küche. 30 Euro pro Nacht.“
“Das hört sich gut an, das nehme ich.“
“OK, ich rufe mal gleich für sie an.“
“Hallo Frau Müller, Verkehrsbüro Clausthal, ist ihre Blockhütte frei? Ja, ab sofort bis Montagmittag, Nur eine Person.“
“Ihr Name bitte.“
“Sabine Schulz.“
“Wie wollen Sie zahlen?“
“Mit EC-Karte.“
“Frau Müller, ich schicke Ihnen jetzt Frau Sabine Schulz aus Berlin. Bezahlt wird mit EC-Karte. Ja, alles klar. Wiederhören.“
„So Frau Schulz. Hier ist ihre Reservierungsbestätigung. Frau Müller erwartet sie am Ortseingang von Buntenbrock und bringt sie dann in den Fuchsbau. Fahren sie die Hauptstasse links hoch und gerade raus auf die Bundesstraße. Ca. 10 km und schon sind sie am Ortseingang. Frau Müller ist eine kleine rundliche Frau mit schwarzen langen Haaren. Sie werden sie sofort erkennen.“
“Vielen Dank.“
“Gern geschehen. Ich wünsche ihnen ein schönes Wochenende bei uns im Harz und Auf
Wiedersehen.“
Nur noch 10 km und mein Wochenende kann beginnen. Hoffentlich erkenne ich die Frau wirklich.
Tatsächlich, da steht sie. Frau Müller, quadratisch, praktisch, nett. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich fahr rechts ran und öffne die Beifahrertür.
“Frau Müller?“
“Ja, und sie sind Frau Schulz? Dann wollen wir mal.“
Sie rollt förmlich ins Auto.
“Fahren sie gerade weiter bis zur Telefonzelle, dann rechts rein, dann gleich wieder rechts in den Waldweg und dann sind es noch 2 km.“
“Sie sind ganz allein unterwegs?“
“Ja ich mache einen kleinen Urlaub, ohne Mann und Kinder.“
“Ach sie haben Kinder?“
“Ja, 2 Jungs, 15 und 16 Jahre alt.“
“Donnerwetter so alt sehen sie noch gar nicht aus. So große Jungs. Darf ich fragen wie alt sie sind?“
“Ich bin 43.“
“Gut gehalten. Müssen wohl nicht arbeiten?“
“Doch, ich arbeite bei einer Versicherungsgesellschaft.“
“Na dann haben sie gute Gene. Sehen sie mich an, ich bin 50 und sehe aus wie 60.“
“Das finde ich aber nicht.“
“Danke, aber ich weiß wie ich aussehe. So da sind wir. Ich hoffe es gefällt ihnen.“
Vor mir liegt eine die kleine Blockhütte. Auf einer Terrasse stehen 2 Stühle und ein Sonneschirm. Rund herum nur Wiesen. Es ist einfach traumhaft. Ich bekomme den Schlüssel und gehe rein. Ein Raum, links ein Doppelbett mit rosa Bettwäsche. Auf der anderen Seite 2 Bauerstühle und ein kleiner Tisch. Rechts hinten eine kleine Küche. Links hinten das WC mit Dusche. Es ist wie im Märchen. Alles was man hört ist Vogelgezwitscher.
Hier könnte ich auf ewig bleiben.
„Gefällt es ihnen?“
“Ja, wunderbar. Wie mache ich das mit der Bezahlung?“
“Sie kommen am Montag bevor sie abreisen runter ins Dorf. Ich wohne in dem blauen Haus neben der Post. Dann können sie bezahlen und den Schlüssel wieder abgeben. Das sind dann 4 Nächte á 30 Euro und nochmals 20 Euro für die Endreinigung. „
“Prima. Können sie einen Rat geben wo ich hier essen gehen kann?“
“Gehen sie zum Postwirt oder in den Roten Pilz. Gutes Essen und faire Preise. Oder sie fahren nach Clausthal. Da haben sie jede Menge Lokale und da tobt das Leben.“
Wieder muss ich grinsen. Von wegen „da tobt das Leben“. Das sagt sie jemanden der aus Berlin kommt. Ich bin schließlich hier um Ruhe zu haben und mal abzuschalten.
„Alles was sie brauchen finden sie in den Küchenschränken. Da ist auch Kaffee und Tee. Mineralwasser steht im Kühlschrank und Ersatz ist unter der Spüle. Wenn sie keine Fragen mehr haben mach ich mich von dannen.“
“Nein keine Fragen, alles ist bestens.“
“Ja dann, ein schönes Wochenende, das Wetter soll ja so schön bleiben.“
“Danke. Ihnen auch ein schönes Wochenende. Bis Montag.“
Sie ist weg, Ich bin allein. Jetzt beschleicht mich doch ein merkwürdiges Gefühl. Was will ich hier, was soll das? Ist es wirklich so schlimm immer für die Familie da zu sein? Bevor ich in Selbstzweifel versinke sollte ich lieber in den Ort gehen und mir die Dinge kaufen die ich dringend benötige. Waschzeug, Zahnpasta, ein T-Shirt zum Schlafen und ein paar einfache Sachen zum Anziehen.
Auf dem Tisch liegt eine Wanderkarte. Die greife ich mir und los geht’s. Ich bin kaum 10 Minuten unterwegs da klingelt mein Handy. Es ist Peter. Vor diesem Anruf hatte ich die ganze Zeit schon Angst.
„Hallo Schatz, was soll die Nachricht auf meiner Mailbox. Was heißt hier du bist auf dem Weg in den Harz um ein Wochenende allein zu sein? Ist doch wohl ein Scherz.“
„Nein, Peter, ich bin gerade angekommen und habe mir ein kleines Blockhaus gemietet. Am Montagabend bin ich wieder zu Haus.“
“Sag mal, spinnst du? Fängst du jetzt wie alle anderen Weiber an dich selbst zu finden? Fahr sofort nach Hause. Wir reden heute Abend.“
“Nein, ich komme nicht nach Hause. Bitte gönne mir doch das Wochenende.“
“Ich glaub ich spinne, und was ist mit den Jungs und mir?“
“Ihr seid alle alt genug um mal ein Wochenende ohne mich auszukommen. Ich mach jetzt Schluss mit diesem Telefonat. Brauchst nicht noch mal anzurufen. Mir geht’s gut und ich schalte jetzt mein Handy aus. Machs gut, bis Montag.“
Schnell, bevor Peter noch was sagen kann schalte ich mein Handy aus. Ich muss mich kurz an den Wegrand setzen. Mir zittern die Beine und mir wird schlecht. Was habe ich mir dabei nur gedacht. Ich hole ein paar Mal tief Luft. Langsam wird mir besser und ein Gefühl von Freiheit und Ungebundenheit überkommt mich. Die Sonne scheint, die Vögel singen, dass Leben ist so schön.
Gemütlich wandere ich weiter nach Buntenbrock. In einem kleinen Supermark bekomme ich alles was ich brauche. Ich kaufe mir auch noch ein wenig Proviant. Nicht viel, nur ein paar Brotscheiben, Margarine, Käse und ein paar Äpfel. Ich muss schließlich alles zu Fuß in meine Hütte tragen.
Ich schlendere noch durch den Ort. Im Fenster des Restaurants „Roter Pilz“ hängt ein Plakat. Freitag und Samstagabend gibt es hier Bauerntheater „Die gestohlene Kuh“. Ich beschließe, dass werde ich mir morgen ansehen. Ich gehe rein und Frage die Wirtin ob ich schon eine Eintrittskarte kaufen muss.
„Nein, meine Dame, kommen sie einfach her. Wir finden schon einen Platz. Mit wie vielen Personen kommen sie denn?“
“Ich bin allein.“
“Na dass ist ja überhaupt kein Problem. Das Stück wird ihnen gefallen. Es ist eine Komödie die unsere kleine Theatergruppe aus dem Dorf aufführt, alle sind mit Eifer dabei.“
“Was zum Lachen ist immer gut. Bis Morgen dann.“
“Ja, bis morgen und seien sie pünktlich. Wir fangen um 19:30 Uhr an.“
An einem Zeitungskiosk kaufe ich mir noch drei Romanhefte. Alles Krimis. Nur falls ich nicht schlafen kann. Dann mach ich mich auf den Heimweg. Unterwegs schalte ich kurz mein Handy an. Peter hat eine SMS geschickt.
Ruf mich an, wir müssen reden.
Ich schreibe zurück: wir können am Montag reden. Es ist alles OK. Kuss.
Schnell schalte ich das Handy wieder aus und nehme mir vor es erst am Montag wieder anzuschalten.
Den Abend verbringe ich auf meiner kleinen Terrasse, trinke Tee und esse Käsebrot. Ich lasse meine Gedanken wandern. Ich denke an meine Jungs und an Peter, wie sie wohl zu recht kommen?
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es schon kurz vor 23 Uhr ist. Der Tag und die Fahrt hierher haben mich müde gemacht. Ich beschließe schlafen zu gehen. Ich schau noch mal nach ob das Auto abgeschlossen ist und gehe in die Blockhütte, verschließe die Tür und alle Fenster. Plötzlich fühle ich mich einsam und habe Angst, hier so allein am Waldrand.
Schnell krabble ich ins Bett und nehme mir einen Krimi vor. Noch bevor ich 2 Seiten gelesen habe bin ich eingeschlafen.

Freitag, 8:30 Uhr. Vogelgezwitscher weckt mich. Ich fühle mich wunderbar. Die Sonne scheint schon wieder vom Himmel und ich beschließe draußen zu frühstücken. Auf der Wanderkarte sind verschiedene Wege eingezeichnet und daneben stehen die ungefähren Zeiten die man benötigt um die Route abzulaufen. Ich suche mir eine Strecke aus die ca. 3 Stunden dauern soll. Die Tour fängt nicht weit entfernt von meiner Hütte an und endet in Buntenbrock. Wenn ich gleich losgehe kann ich zum Mittagessen im Dorf sein. Nur gut, dass ich gestern Hosen und bequeme Schuhe angezogen habe um ins Büro zu gehen. Hatte ich vielleicht eine Vorahnung?
Der Weg ist fantastisch. Ich treffe auf eine ältere Dame die auch allein unterwegs ist. Wir grüßen uns, reden kurz übers Wetter und beschließen zusammen weiterzugehen. Schweigend laufen wir nebeneinander her. Das ist auch eine neue Erfahrung für mich. Durch meinen Job bin ich es gewöhnt den ganzen Tag zu reden. Am Ortseingang trennen sich unsere Wege.
Ich gehe zum Postwirt um Mittag zu essen. Er ist gut besucht. Viele Rentner machen hier anscheinend Urlaub. Es sind keine Kinder anwesend. Irgendwie komme ich mir vor wie in einer anderen Welt. Ich nehme Platz an einem kleinen Tisch dicht neben der Eingangstür. Noch bevor der Kellner kommt, kommt ein älterer Herr ins Lokal, sieht sich um und steuert auf meinen Tisch zu.
“Ist hier noch frei? Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
“Ja, bitte nehmen sie Platz.“
Beim Essen erzählt er mir, dass er schon viele Jahre lang immer im Herbst hier her kommt. Er zählt mir auf was ich mir unbedingt ansehen muss. Um das alles zu sehen müsste ich mindestens 3 Wochen hier bleiben.
Wir bestellen Gulasch mit Klößen. Eine Riesenportion wird uns serviert. Im nu habe ich alles aufgegessen. Ich war mir nicht bewusst dass ich so hungrig war. Daran muss die frische Luft Schuld sein. Den Nachmittag verbringe ich gemütlich im Liegestuhl. Um 18.30 Uhr mache ich mich auf den Weg in den „Roten Pilz“.
„Guten Abend.“
“Guten Abend, sie sind tatsächlich gekommen. Das freut mich. Ich habe noch einen 2er Tisch an der Seite frei. Ist er ihnen recht?“
“Ja, danke.“
“Möchten Sie etwas essen?“
“Nein, ich bin immer noch vom Mittag satt. Aber bringen sie mir doch bitte ein Glas lieblichen Wein und ein Mineralwasser.“
“Rot oder weiß?“
“Weiß.“
“Kommt sofort.“
Tatsächlich geht um 19.30 Uhr das Licht aus und die Beleuchtung der kleinen Bühne geht an. Es ist eine Komödie über eine angeblich gestohlene Kuh, über Verwechslungen und über die Liebe.
Kurz nachdem das Licht ausgegangen ist, kommt ein Mann auf meinen Tisch zu.
“Guten Abend. Darf ich mich zu ihnen setzen?“
“Ja gern.“
Das Geschehen auf der Bühne wird immer lustiger und ich muss lauthals lachen.
Auch der Fremde an meinem Tisch lacht herzhaft.
In der Pause geht das Licht an und ich kann den Mann an meinem Tisch erstmals richtig sehen. Das was ich sehe gefällt mir. Er ist nicht besonders groß, kompakt gebaut, hat schwarze Haare und strahlend hellblaue Augen. Der Kontrast zwischen Haarfarbe und Augen ist bezaubernd. Ob die Haarfarbe echt ist?
“Hallo, mein Name ist René. Darf ich fragen wie sie heißen?“
“Ich heiße Sabine.“
Sind sie allein hier?“
“Ja, ich gönne mir ein langes Wochenende, ohne Mann und Kinder.“
“Ich bin auch alleine hier. Von wo kommen Sie?“
“Aus Berlin“
“Und, gefällt es ihnen hier in Buntenbrock.“
“Es ist einfach traumhaft.“
Wir bestellen uns noch ein Glas Wein und schon geht die Aufführung weiter.
Nach dem Ende der Aufführung sitzen wir noch lange zusammen. Ich erzähle René so viel aus meinem Leben. Es ist als würde ich ihn schon jahrelang kennen. Er ist ein aufmerksamer Zuhörer und als die Wirtin kurz von eins das Lokal schließen will, bietet René an mich nach Hause zu bringen.
Langsam schlendern wir den Waldweg zu meiner Hütte entlang. Als wir ankommen möchte ich nicht dass er geht. Ich wünsche mir, dass er mich küsst.
Hat René den Wunsch in meinen Augen gesehen? Als ich mich umdrehe um die Hütte aufzuschließen nimmt er mich in den Arm und küsst mich auf eine Art die mir die Luft nimmt.
Für einen kurzen Augenblick denke ich an Peter und die Kinder. Dann gebe ich mich seinen Küssen hin. Begierde flammt auf. Wie stolpern in die Hütte, ziehen unsere Sachen aus und landen im Bett. Was dann kommt ist Sex. Bis in die Morgenstunden lieben wir uns hemmungslos.

Samstag, es ist 7.30 Uhr am Morgen und ich fühle mich so gut wie seit Jahren nicht. René schläft noch tief und fest. Ich sehe mir diesen fremden Mann an. Er hat einen sportlich trainierten Körper und eine auffallend helle Haut. Auf der linken Brust hat er eine Tätowierung. Es ist ein Schmetterling. Ich kann nicht glauben was letzte Nacht passiert ist. Es war wunderschön. Er hat mir Dinge gesagt, die ich von Peter seit Jahren nicht mehr gehört habe und hat mich auf so aufregende Art berührt. Ich bin das erste Mal seit ich verheiratet bin mit einem anderen Mann intim gewesen, und ich bereue es nicht.
Leise stehe ich auf, nimm den Autoschlüssel und fahre ins Dorf um Einkäufe für das Wochenende zu machen. Ich kaufe Brötchen und Brot, Käse und Wurst, Honig und Marmelade. Ein paar fertige Salate, Obst und Wein. In einer kleinen Boutique hole ich mir schnell noch einen verdammt knappen Bikini. So ausgerüstet mache ich mich wieder auf den Heimweg.
René schläft immer noch. Ich trete ans Bett und küsse ihn auf Stirn, Nase und Mund. Ein leises Knurren, dann schlägt er seine Augen auf. In diesem Blau kann ich mich verlieren.
Er zieht mich zu sich aufs Bett und wir balgen uns wie die Kinder.
„Komm, Schatz, steh auf. Ich habe reichlich eingekauft. Lass uns erstmal frühstücken“
“Jetzt wo du von Frühstück spricht merke ich wie hungrig ich bin. Ich mach mich nur noch frisch.“
“OK, ich decke den kleinen Tisch auf der Terrasse. Wir können uns dann beim essen überlegen wie wir heute den Tag gestalten.“
Unser Frühstück dauert 2 Stunden. Die ersten Wanderer sind schon am Fuchsbau vorbei gegangen und wir beschließen auch einen Ausflug zu machen. Auf der Karte haben wir einen kleinen See entdeckt der mitten im Wald liegt. Wir sind beide der Meinung, dass ist das Richtige für uns. Schnell haben wir Proviant zusammengepackt und machen uns auf den Weg.
René findet Wege auf denen wir ganz alleine wandern. Immer wieder bleiben wir stehen und küssen uns. Nach gut einer Stunde Fußweg haben wir den See erreicht. Er liegt wirklich malerisch mitten im Wald und René entdeckt eine kleine Lichtung die vom Weg aus nicht einzusehen ist. Wir breiten unsere Decke aus, ziehen die Kleider aus und gehen nackt baden. Das Wasser ist kristallklar und eiskalt. Nicht lange und wir liegen auf der Decke und lieben uns. Dann reden wir über Gott und die Welt. Das heißt, eigentlich rede nur ich. René hört aufmerksam zu.
“Rede ich zu viel? Du sagst kaum etwas?“
“Ist schon in Ordnung, ich höre dir gern zu, außerdem habe ich es nicht so mit dem Reden. Musst du dir nichts draus machen, ich bin halt ein ruhiger Typ“
Bis zum Abend haben wir uns noch ein paar Mal geliebt, haben gebadet und alles aufgegessen was wir eingepackt haben. Nur zweimal sind andere Wanderer am See vorbeigekommen. René hat sie immer schon vom weiten gehört, so dass wir nie in einer verfänglichen Situation erwischt wurden. René hat sich dann auch immer so hingelegt, dass er nicht zu erkennen war. Ich habe das Gefühl, das er nicht zum ersten Mal eine Affäre mit einer verheirateten Frau hat.
Als wir wieder im Fuchsbau sind, setzen wir uns noch vor die Hütte und trinken eine Flasche Wein. Jetzt schweigen wir beide und lassen die Natur und die Stille auf uns wirken. In dieser Nacht lieben wir uns nicht, wir sind beide total geschafft und schlafen eng umschlungen ein.

Sonntag. Heute ist der Tag, an dem wir uns trennen werden. Das ist der erste Gedanke der mir durch den Kopf geht als ich wach werde. Eine tiefe Traurigkeit nimmt von mir Besitz. René ist schon aufgestanden. Er steht am Fenster und blickt raus.
“Guten Morgen, René“
“Guten Morgen du Langschläferin. Ich dachte schon du willst die letzten Stunden die wir noch haben verschlafen.“
“Komm her zur mir ins Bett, lass uns noch kuscheln.“
“Nur kuscheln, nichts weiter?“
“Doch, ich will noch mal heißen Sex mit dir“
René erfüllt mir alle meine Wünsche. Nach dem Sex liege ich in seinen Armen und kann nicht verhindern, dass mir die Tränen kommen.
“He, Schatz, nicht weinen. Wir waren uns doch beide darüber klar, dass das hier eine Wochenendliebe ist. Nicht mehr.“
“Ja, ich weiß, aber die letzten Tage mit dir waren einfach zu schön für mich. Ich muss jetzt erst Mal wieder in die Normalität meines Lebens zurück finden. Werden wir uns irgendwann mal wieder sehen?“
“Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber die Erinnerung an diese schönen Tage, die werden uns auf jedem Fall für immer bleiben. Ich werde mich jetzt langsam auf den Weg machen. Ich muss heute Abend wieder zu Hause sein.“
“Jetzt musst du schon los? Kannst du nicht noch etwas bleiben?“
“Wirklich, es wird Zeit für mich zu gehen. Lass dich noch mal umarmen.“
“Soll ich dich mit dem Wagen noch irgendwo absetzen?“
“Nein, ist schon OK. Ich gehe zu Fuß. Auch ich muss wieder in mein normales Leben zurückkehren und das geht besser wenn ich sofort und allein losgehe.“
Ein letzter Kuss und René ist raus aus der Tür. Ich stehe auf der Terrasse und sehe ihm hinterher. Einmal dreht er sich noch um und winkt. Kurz darauf ist er verschwunden.
Ich fühle mich sehr einsam und allein.
Denn ganzen Sonntag liege ich in der Sonne und denke über dieses Wochenende nach.
So viel Liebe und Glücksgefühle. Das hätte ich mir nie träumen lassen. Das ich den Mut hatte einfach so aus meinem Alltag auszubrechen. Werde ich das irgendwann mal wieder tun? Werde ich René je wieder sehen oder einem anderen Mann treffen der mich meinen Alltag vergessen lässt?
Ich denke an zu Hause und an Peter, nehme mein Handy und sende ihm eine SMS.
“Hallo Peter, mir geht’s gut, Bin morgen Mittag wieder zu Haus“
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Ich freu mich auf dich. Ich nehme mir den Montag frei.“
Um 20 Uhr beschließe ich schlafen zu gehen. Den Wecker stelle ich auf 7.00 Uhr. Ich will zeitig los. Schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei hatte. So bleiben mir nur die Bilder in meinem Kopf. Vor dem Einschlafen denke ich wieder an René. Mir wird klar, dass ich außer seinem Namen nicht viel von ihm erfahren habe.

Der Wecker macht mich wach. Ich habe geträumt, von René, von Peter und den Jungs. Ich beschließe die Erinnerung an René tief in meinem Inneren zu verstecken. Nach einem kleinen Frühstück suche ich alles zusammen was mir gehört. Räume die Hütte noch auf, mach den Abwasch und dann ist auch für mich die Zeit der Abreise gekommen.
Ich muss nur noch zu Frau Müller die Schlüssel abgeben und abrechnen.
„Hallo Frau Schulz, hat es ihnen bei uns gefallen?“
“Guten Morgen. Dieses Wochenende werde ich nie vergessen. Es ist einfach toll hier.“ „Irgendwann werde ich mal mit meinem Mann und meinen Kindern herkommen und wir werden Urlaub hier machen.“
“Das freut mich. Rufen Sie mich an wenn sie eine Unterkunft benötigen. Ich habe auch Blockhütten die größer sind als der Fuchsbau.“
“So, dann haben wir hier die Rechnung, 140 Euro bitte.“
“Hier meine EC-Karte.“
“OK, bitte auf der Rückseite unterschreiben.“
“So das ist erledigt. Dann wünsche ich Ihnen eine angenehme Heimreise.“
“Danke schön, und bis irgendwann mal.“
“Würde mich freuen, Auf Wiedersehen.“
So, jetzt noch auf die Tankstelle und dann ab nach Hause. Hoffentlich kann ich mich aufs Fahren konzentrieren und muss nicht die ganze Zeit an dieses glückliche Wochenende denken.
Ich fahre los und schalte das Autoradio an:
Nachrichten: Hannover: der am Donnerstag aus dem Gefängnis in Hannover entflohene Mörder René R. ist immer noch auf der Flucht. Es wird davon ausgegangen, dass René R. sein Aussehen verändert hat. Zum Zeitpunkt seiner Flucht hatte er weiss-blondes Haar. Seine besonderen Merkmale sind seine stahlblauen Augen und die Tätowierung eines Schmetterlings auf der linken Brust. Er ist 40 Jahre alt und 175 cm groß. Es wird angenommen, dass René R. sich z. Z. im Harz versteckt hält.
Sachdienliche Hinweise die zur Ergreifung des Flüchtigen führen, können bei jedem Polizeirevier gemacht werden.
Und nun zum Wetter…

 

Hallo Viktoria,

wenn du dich fragst, warum deine Geschichte relativ lange unkommentiert blieb, dann ist die Antwort: Die Länge

Damit meine ich nicht nur die bloße Seitenzahl, sondern auch die eingebauten Längen. Ich war nahe am aufgeben und bin mir sicher, vielen anderen ging es auch so.

Was beim Lesen zusätzlich verärgert, sind vermeidbare Schreibfehler. Dein Lieblingsbock scheint die Verwechslung von dass und das zu sein, ansonsten findet sich aber auch noch so einiges anderes.

Was schade ist, dass die Pointe eigentlich ganz witzig ist ... wobei ich mich nachträglich frage, was der entflohene Mörder im Theater zu suchen hat.

Aber ansonsten gibt es jede Menge zu bemeckern:

1. Du füllst hier Seite um Seite mit Trivilialitäten, hierzu gehören vor allem jede Menge alltägliche Details betreffend die Organisation der Reise

2. Der Seltsame Stimmungsumschwung des Mannes, der sich plötzlich auf die Heimkehr der Prot. freut, bleibt unerklärt

3. Der Mörder bleibt charakterlich komplett blass. Damit verwässerst du die Pointe. Er könnte ja ausgesprochen nett, intelligent oder brutal sein ...

4. Die Dialoge wirken teilweise aufgesetzt, künstlich, wie aus einem schlechten Film

5. Teilweise sind Passagen außerhalb der wörtlichen Rede recht umgangssprachlich formuliert

6. Zur Länge hinzu kommt der rein lineare AUfbau der Handlung, der zusätzlich ermüdet


Zusammenfassend würde ich sagen: Wenn du deine Idee retten willst, schreibe die Geschichte neu. Brich den linearen Handlungsverlauf auf, fang z.B. mit einer Rückblende an. Verrate nur soviele Details, wie nötig. Gibt dir mehr Mühe, mit der Charakterisierung des Mörders. Verzichte auf den ganzen uninteressanten Detailkrempel. Zielvorgabe: 1/3 der aktuellen Länge.

LG,

N

 

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