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Auserwählter

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30.05.2007
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Auserwählter

Auserwählter

Mit schwitzigen Händen glitt ich in meine Manteltasche, auf der Suche nach dem Instrument meiner mir zugewiesenen Aufgabe. Adrenalin durchflutete meine Adern, ich zitterte am ganzen Körper. Lange schlich ich hinter ihr her, auf den rechten Moment wartend. Nun war er gekommen. Die Abstraktion meiner Bestimmung lies mich zuerst zweifeln, doch die höhere Macht täuschte sich nicht, täuscht sich nie! Sie schritt eindeutig zu aufreizend, zu unfrömmlich. Einer Hure gleich; sicher war sie auch eine! Derartiges spürte ich, deshalb war ich sicher auch zu dieser Aufgabe berufen worden. Die Sünde stand ihr buchstäblich auf den Körper geschrieben. Diese Blasphemistin! Etwas derartig unhumanes, wie konnte so etwas solang ungesühnt bleiben?!
Nun umschlossen meine Hände fest den Knauf, doch musste ich mich vorsehen, nichts durfte funkeln, nichts durfte blitzen im schummrigen Licht der Straßenlaternen. Sofort wäre ich aufgefallen. Ihre Schritte hatten sich ohnehin schon beschleunigt. War mein Folgen etwa zu offensiv, zu offensichtlich? Nein! Unmöglich, ich stand unter der Aura des Hochgeborenen! Daher bescheunigte ich meine Schritte, doch dennoch beharrt schritt ich hinter ihr her. Ich wusste ohnehin wo ihr Ziel lag, durch meine Eingebung war ich einem Allwissenden gleich! Ihr Highheels klackerten unaufhörlich auf dem Teer, du kleines Miststück, so selbstsicher, doch der Herr sieht alles! Deine Sünden werden am heutigen Tage ihr Opfer fordern und ich bin der agierende Arm. Welch eine übermenschliche Ehre, ich, ein Auserwählter!
Plötzlich wurde ich von einer hallenden Stimme in meinem Kopf aus meinem Schwelgen gerissen. Es war soweit, ich sollte zuschlagen. Sofort begann ich zu sprinten, mit dumpfen Schlägen brachten mich meine Sohlen zur Sünderin. Bis auf zwanzig Meter war ich nun an sie heran gelangt, ihre Schritte beschleunigten sich abermals. Doch ich war zu schnell für sie, durch die Berührung des heiligen Lichtes war ich ja auch zu einem Übermenschen mutiert; unaufhaltsam und unverwüstlich. Nach zwei großen Schritten und einem Sprung aus dem Lauf lag sie am Boden. Ich hatte sie mit einem Tritt in den Rücken auf die feuchtkalte Straße gedrückt. Ihr Kopf nach rechts verdreht, mit der Wange am Boden, mein Schuh drückte stark in ihr Genick. Sie wimmerte, versuchte gar nicht sich zu währen. Aber ich meinte Schreie zu vernehmen, doch ich war in einen Wahn versunken, alles vernahm ich gedämpft, völlig unscharf. Was mich in meiner Berufung aber nicht beeinflusste. Ich nahem mein Sühnewerkzeug und stach es ihr vorerst in die Niere. Aus Büchern, die mir zu lesen auferlegt worden waren, um nichts falsch zu machen, wusste ich genau wo sie lag. Ich vernahm ein schmerzerfülltes Zucken und warmes Blut floss in breiten Bahnen unter ihrem Körper hervor. Sie weinte. Daraufhin schrie ich sie an, sie hätte es doch wissen müssen, wie konnte sie so naiv gegen des Herren Regeln verstoßen?! Wie könne sie es wagen einen Mann vor der Ehe in sich ejakulieren zu lassen? Ich hatte es gesehen. Schon vor der Erleuchtung, ich hatte sie enttarnt. Ihr widerliches vergehen aufgedeckt! Nun ging ich in Gottes Namen gegen diese Unzucht vor.
Ich zog das Messer aus ihrer Niere und stach abermals zu, diesmal in ihren Hals. Dann in ihren Bauch, ich sollte als Zeichen ein Kreuz hinterlassen, ich schlitze es in ihre Bauchdecke. Danach wischte ich meine Klinge, die Klinge des Lichts, an ihren nuttigen Klamotten ab.
Ich musste als Denkzettel in die Nacht hinein schreien: „ SO ENDED JEGLICHE BLASPHEMI! WELT, MERKT EUCH JENES, SEHT SIE AN!“
Meine Tat war nun vollbracht. Ich fühlte mich vollends in meinem Glauben erfüllt! Ich hatte für den Herrgott gedient und ihn nicht enttäuscht! Nach meinem Tode werde ich Ambrosia im Himmel trinken können. Ich werde mich nun zurückziehen und den Heiligen meine Taten berichten, obwohl er es eh schon gesehen haben muss. Ich werde meinen gesamten Gefährten von der unermesslichen Macht Gottes berichten.
Sofort, als ich Das Zentrum des Glaubens betrat, wurde ich von meinen frommen Brüdern umringt. Ich fühlte mich wie ein Gott, ein Gott, der Gottes Auftrag erfolgreich auszuführen vermochte. Doch, als ich meine Augen schloss, um dieses überwältigende Gefühl aufzusaugen, durchzog ein unendlich schmerzlicher Stich mein Körper, beginnend am Kopf. Ich dreht noch im Fall mein Kopf um die Ursache auszumachen und vernahm einen meiner Brüder mit einer blutverschmierten Statue in der Hand, den dumpfen Aufschlag auf die Kacheln vernahm ich schon nicht mehr…
Ich wurde von meinen Kameraden aus Neid verraten, doch nun bin ich ein Märtyrer, ein wahrer Gott! Das Licht empfing mich, doch rot zuckende Schatten an den Wänden ließen es in meinem Magen mulmen, und wo sind denn die Engel?

 

Hallo Lil'Shady!

Dann fange ich gleich beim ersten Satz an.
"Mit schwitzigen Händen glitt ich in meine Manteltasche" => Der Protagonist gleitet doch nicht ganz und gar in seine Manteltasche. Also: Meine schwitzigen Hände glitten in meine Manteltaschen; oder: Meine schwitzige Hand glitt in meine Manteltasche.

"auf der Suche nach dem Instrument meiner mir zugewiesenen Aufgabe." => Das Instrument meiner Aufgabe? Klingt in meinen Ohren unnötig kompliziert.

"Die Abstraktion meiner Bestimmung lies mich zuerst zweifeln" => Puh! Auch das finde ich unnötig kompliziert. Außerdem: ließ.

"doch die höhere Macht täuschte sich nicht, täuscht sich nie! Sie schritt eindeutig zu aufreizend," => Sie täuscht sich nicht. Sie ... Das zweite sie bezieht sich auf das erste, das meinst du aber nicht. Also besser umformulieren, sonst liest man hier: Die höhere Macht schritt aufreizend.

"Etwas derartig unhumanes, wie konnte so etwas solang ungesühnt bleiben?!" => Worauf bezieht sich das jetzt genau? Auf die Blasphemie? Unhuman? Es müsste inhuman heißen.

"Nun umschlossen meine Hände fest den Knauf," => Welchen Knauf? Ich beziehe "Knauf" zuerst auf eine Tür.

"ich stand unter der Aura des Hochgeborenen!" => Kann man unter einer Aura stehen? Eine Aura hat man, sie umhüllt einen.

"doch dennoch beharrt schritt ich hinter ihr her." => Doch dennoch ist unschön, beharrt gibt es in diesem Zusammenhang nicht. Beharrlich.

"Ihr Highheels klackerten unaufhörlich auf dem Teer, du kleines Miststück, so selbstsicher, doch der Herr sieht alles!" => Ihre, und lies den Satz doch mal. Ihre, du und dann noch der Herr?

"ich bin der agierende Arm." => Finde ich auch unschön.

"mit dumpfen Schlägen brachten mich meine Sohlen zur Sünderin." => Die Sohlen schlagen also?

"Berührung des heiligen Lichtes war ich ja auch zu einem Übermenschen mutiert" => Auch? Wer denn noch?

"Nach zwei großen Schritten und einem Sprung aus dem Lauf lag sie am Boden." => Dieser Satz klingt, als würde sie die Schritte und den Sprung machen. Umformulieren.

"Sie wimmerte, versuchte gar nicht sich zu währen." => RS! Wehren.

"nahem mein Sühnewerkzeug und stach es ihr vorerst in die Niere" => Nahm. Vorerst? Er weiß wohl nicht, wo er damit hinsoll, was?

"Aus Büchern, die mir zu lesen auferlegt worden waren," => War. Das bezieht sich auf das "auferlegt", nicht auf die Bücher.

"wusste ich genau wo sie lag." => Übrigens, der Mensch hat zwei davon.

"Ich vernahm ein schmerzerfülltes Zucken" => Vernehmen bezieht sich aufs Gehör. Nahm wahr. Außerdem ist das wohl ein bisschen wenig, wenn er ihr ein Messer in eine Niere rammt.

"warmes Blut floss in breiten Bahnen unter ihrem Körper hervor." => Wieso unter? Das Blut sollte aus der Wunde quellen.

"vor der Ehe in sich ejakulieren zu lassen? Ich hatte es gesehen." => Hat er Röntgenaugen? Er kann gesehen haben, dass jemand sie penetriert hat, aber nicht, dass der Typ in sie ejakuliert hat.

"Ihr widerliches vergehen" => Vergehen ist hier ein Nomen, also groß.

"Ich zog das Messer aus ihrer Niere und stach abermals zu, diesmal in ihren Hals. Dann in ihren Bauch," => Die Niere ist hinten, der Bauch ist vorne. Wie macht er das?

"Ich musste als Denkzettel in die Nacht hinein schreien" => Als Denkzettel schreien?

"SO ENDED JEGLICHE BLASPHEMI!" => Jegliche Blasphemie sollte mit einem e enden (endet!). Großbuchstaben sind unschön. Da steht doch, dass er schrie. Das reicht völlig.

"WELT, MERKT EUCH JENES" => Welt ist Einzahl, also merk es dir.

"Ich fühlte mich vollends in meinem Glauben erfüllt!" => Ich fühlte mich in meinem Glauben erfüllt? Ist mir wohl zu hoch.

"Nach meinem Tode werde ich Ambrosia im Himmel trinken können." => Haut er das Ambrosia in den Mixer? Das ist kein Getränk.

"den Heiligen meine Taten berichten, obwohl er es eh schon gesehen haben muss." => Den Heiligen: Mehrzahl; er: Einzahl. Passt so nicht.

"Ich werde meinen gesamten Gefährten" => Was für Gefährten? Die hast du bisher mit keinem Wort erwähnt. Ich ging davon aus, dass er ein verrückter Einzelgänger wäre.

"Sofort, als ich Das Zentrum" => Den Fehler findest du auch selbst.

"Gott, ein Gott, der Gottes Auftrag erfolgreich auszuführen" => Gott unter Gott? Passt wenig zum christlichen Glauben.

"Ich dreht noch im Fall mein Kopf um die Ursache auszumachen" => drehte, meinen, Komma vor dem "um".
Und noch mal, was hat das mit den ganzen Typen auf sich? Wenn sie in deiner Geschichte wichtig sind, solltest du sie schon am Anfang erwähnen, und sie nicht einfach am Ende einwerfen.

"vernahm einen meiner Brüder mit einer blutverschmierten Statue in der Hand" => Vernahm ist auch hier falsch. Und warum benehmen sich seine "fromme Brüder" wie metzelnde Horden? Haben sie vom selben Wahnsinn genascht?

"vernahm ich schon nicht mehr…" => Vernahm ist auch hier falsch; Leerzeichen vor den drei Auslassungspünktchen.

"Ich wurde von meinen Kameraden aus Neid verraten," => Wieso, weshalb, warum sollten sie neidisch sein? Und eigentlich kann er das gar nicht mehr erzählen, da er ja schon tot ist.

"doch nun bin ich ein Märtyrer, ein wahrer Gott!" => Märtyrer sind keine Götter.

"Das Licht empfing mich, doch rot zuckende Schatten an den Wänden ließen es in meinem Magen mulmen" => Äh, wie?

Naja. Typ, der sich berufen fühlt, mordet. Das ist schon tausendmal erzählt. Du findest da leider auch keine neuen Aspekte.
Und warum er am Ende von den anderen (wer auch immer das sein mag) umgebracht wurde, habe ich nicht kapiert.
Ich empfehle eine Überarbeitung des Textes.

Grüße
Chris

 

Huhu Lil'Shady,

Fehler sind Dir ja schon rausgesucht worden, deshalb habe ich darauf mal nicht geachtet.

Die Geschichte ist tatsächlich nicht "neu". Ich würde allerdings fast behaupten, dass Du Dich- für mein persönliches Empfinden- etwas zu lang mit dem Verfolgen und Anpirschen auf das Opfer aufgehalten hast. Da wird ja zweifellos klar, dass er sich selbst berufen fühlt. Aber mich hätte ein wenig mehr das Gefühl interessiert, das er speziell nach dem Mord hat. Hochgefühl? Kommt irgendwann der Fall? (Gut, er wird eh umgebracht) Gegen Ende bringt ihn der Adrenalinschub ja immerhin dazu, selbst blasphemisch zu werden :shy:

Liebe Grüße,
gori

 

"Gott unter Gott? Passt wenig zum christlichen Glauben."

Wie kommst du darauf, dass der Protagonist sich dem christlichen Glauben zugehörig fühlt? Finde das ist eine entscheidende Frage, und realtiv wenig deutet auf den christlichen Gott in dieser Geschichte hin.
Der christliche Glaube unterscheidet sich doch dadurch von anderen Religionen, das Jesus immer zuerst bei den Armen und verstoßenen war, auch bei den Prostituierten, und mit den "Sündenlosen" weniger zu tun haben wollte. Außerdem setzt der christliche Glaube die Liebe als höchstes Maß.

"Ich stand unter der Aura des Höchstgeborenen" - Jesus ist sehr ärmlich geboren, und das Wort Aura gehört nicht zum christlichen Wortschatz.

Sicherlich kann es sein, dass es verrückte Blindgänger gibt, aber ich denke es wäre falsch voreilig davon auszugehen, dass sich der Protagonist dem christlichen Glauben zugehörig fühlt. Warum nicht den muslimischen oder den jüdischen?

Nun mein Feedback zur Geschichte:
Ich fand ihr hat was gefehlt. Der psychologische Einblick hat unauthentisch gewirkt, aufgedrengt und von den Formulierungen wirkt sie einfach wie probiert und nicht ganz hingekriegt. Das dieser religiöse Fanatiker weiß was Highheels geht nicht ganz in meinen Kopf rein.
Kurz: ich fand es irgendwie plump und Klichebehaftet. Nichts Neues, und auch nichts gutes Altes.
Sorry.

 

An den Mondmann: Ich ging vom christlichen Glauben aus, weil der christliche Glaube in unseren Breiten eben ziemlich verbreitet ist. Ob und wie der Autor dazu steht, hat er uns ja leider bisher nicht mitgeteilt, daher hätte es wenig Sinn, über das Thema zu diskutieren.

 

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