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Ausflug

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23.06.2001
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Ausflug

... Wuchtig rammt Clint gegen John und stößt ihn mit seiner Schulter aus der Schussbahn. In einer nebligen Wolke aus Sand bleiben beide vor den hölzernen Treppen des Saloons liegen. Die Kugel hat ein Wasserfass durchlöchert, aus dem nun durchsichtiges Nass fließt und den Sand dunkelbraun färbt.
„Danke, Clint. Du hast mir das Leben gerettet.“
Clint steht auf, beugt sich zu John herunter und reicht ihm die Hand.
„Vergiss es, John. So alte Haudegen wie uns kriegt man nicht so einfach klein.“
Ein Stiefel schleift durch den von der untergehenden Sonne tief rot gefärbten Sand, Sporen schellen. Ein bedrohlicher Schatten auf Clints Rücken. Ein Schuss durch Mark und Bein. Clint reißt die Augen auf.
„Das war knapp.“
Der Schatten krümmt sich, lässt seinen Revolver fallen und sackt in sich zusammen. Aus dem Lauf von Johns Colt schlängelt sich Rauch hervor.
„Ziehst ja doch nicht so langsam, John.“
„Jetzt sind wir quitt, Clint.“
John steckt seinen rauchenden Revolver zurück in das Halfter. Schelmisch grinsend lässt er sich von Clint aufhelfen und klopft seinen schmutzigen Hut an seinem Gürtel ab...

Jans Hände sind völlig verklebt. Dabei hat er kaum Popcorn gegessen. Käthe hat die Hälfte der Medium-Tüte auf seinem Schoß und dem Boden verteilt. Jan schwitzt. Seit Minuten vermeidet er Körperkontakt mit Käthe. Damit aber wiederum das nicht auffällt, streift er ihr zumindest alle paar Momente scheinbar zärtlich über den Pulli-geschützten Oberarm – auch wegen der schweißigen Hände recht praktisch. Irgendwann lässt er aber von dieser Taktik ab und nimmt seine Hand von ihr. Vorsichtig gleitet sein Arm hinter ihrem Rücken hinunter. Jan ist dabei auf möglichst wenig Schulterbewegung bedacht. Schließlich lehnt Käthes Kopf daran. Als seine Fingerspitzen auf den Kinosessel stoßen, fährt er an diesem entlang nach vorne – auch recht praktisch. Er greift in seine Hosentasche und holt seine Armbanduhr ohne Armband hervor. Vorsichtig lässt er seinen Arm hinter Käthes Rücken wieder empor gleiten, stützt sich mit dem Ellbogen auf der Lehne ab und betrachtet die Zeiger.
„Was ist denn mit dir?“
„Hm?“
Schnell steckt er die Uhr weg.
„Du bist so unruhig. Was ist denn los?“
Jan lacht auf; eine Mischung aus feminin-grellem Kichern und gezwungen maskulinem Gegrunze.
„Ich hab doch bloß auf die Uhr geschaut.“
„Sag bloß, du findest den Film langweilig? Du hast ihn doch selber ausgesucht!“
„Nein, nein. Passt schon. Der Film ist super.“
Das Auf und Ab seines Kehlkopfs beim Schlucken könnte einem Fitness-Programm entsprungen sein.
„Aber lass mich doch kurz mal raus. Ich müsste mal für kleine Jan‘esen.“
Käthe rutscht wieder auf ihren Sitz rüber und zieht die Beine an. Etwas ungelenk manövriert sich Jan, über das Popcorn hinweg, an ihr vorbei und weiter die Reihe entlang.
„Entschuldigt bitte... Verzeihung...“
Die sechste Reihe gibt ihn frei und er steigt die Treppe nach unten. Reihe Vier, Zwei, Ausgang.

„Scheiße!“
Jan spricht mit seinem Spiegelbild. Dann dreht er den Wasserhahn auf, drückt den Seifenspender, fängt die schleimige Laugenmasse auf und wäscht sich die Hände. Der Ekel steigt ihm ins Gesicht, als sich der Stofffetzen im Handtuchspender nicht mehr weiter herausziehen lässt und er sich am wohl bereits benutzten Stück abtrocknen müsste. Er wischt sich die Hände an seiner Hose ab und rauscht aus dem Klo heraus in Richtung Verkauf.

„Die Filme haben leider schon alle angefangen. Die nächsten Vorstellungen sind erst wieder nach 22 Uhr, die Erste um fünf nach.“
„Nein, nein, ...“
Ein flüchtiger Blick auf das Namensschild der Kassiererin.
„... Frau Kubowitsch, ich will keine Karte. Ich hab doch eine.“
„Ach so. Aber Popcorn gibt’s jetzt auch nicht. Erst wieder zu den Spätvorstellungen.“
„Nein, danke. Ich wollte bloß fragen, ob ich ihr Telefon kurz benutzen dürfte.“
„Wozu denn das?“
„Zum Angeln“, flüstert Jan, sagt dann aber: „Zum Telefonieren, Frau Kubowitsch.“
Ein Mensch hat keine Hundeaugen. Jan gibt sich trotzdem Mühe.
„Nein, tut mir Leid, das geht nicht.“
„Aber es ist wirklich wichtig.“
„Das geht aber nicht. Das hier ist ein Kino! Kein... Kino mit... Telefon... Benutzungs... Geschäft...“
Frau Kubowitsch sammelt sich scheinbar kurz und setzt neu an: „Haben Sie sich schon unsere neue Broschüre ´Kommende Kino-Knaller und famose Filmfortsetzungen` angeschaut?“
Mit der Theatralik eines Stummfilmdarstellers stützt sich Jan auf dem Tresen ab und schnauft tief durch.

*****

„Gott, du Mädchen!“
Während Karl verschmitzt lachte, versuchte sich Jan emsig im Rechtfertigen. Schnell musste der scheinbare Makel aus der Welt geschafft werden. Aber schnell führt zu unkonzentriert, führt zu Versprechern, führt zu Nervosität, führt zu einer in höchste Lagen abgleitenden Stimme. „Jetzt schreist du auch noch wie ein Mädchen“, prustete Karl erneut los.
„Schneid du dich mal so am Finger! Du würdest dich natürlich drüber freuen und einen Jubeltanz aufführen oder was?“
„Oh Mann, ich hab noch nie jemanden gesehen, nicht mal im Fernsehen, der sich an einer Speisekarte schneidet. Sowas schaffst echt nur du. Jetzt hör endlich auf so rumzuheulen und trink lieber statt zu nippen.“
Demonstrativ hob Karl seinen fast geleerten Bierkrug hoch und stieß damit kräftig gegen den randvollen Krug von Jan.
„Wer braucht auch schon eine Speisekarte, um ein Frühstück auszuwählen?“
Den Mundwinkel kurios verzogen und den Bierschaum schon an den Lippen hält Karl inne.
„Wer braucht Frühstück? Noch eins bitte!“
Fast geht die Bestellung im Nass, das den Rachen hinunter gluckert, unter. Während Karl schon ausgetrunken hatte, lief Jans Bier gerade zu großen Teilen am Mund vorbei. Hektisch stellte er den Krug wieder auf den Tresen und wischte sich das Kinn trocken. Sein Blick folgte indes dem Fingerzeig von Karl; natürlich war ihm der Gerstensaft auch auf die Brust getropft.
„Ach verdammt, ich stell mich heute auch schon an. Und natürlich aufs weiße Hemd.“
„Nicht weinen, Janina. Überleg dir lieber, wie wir eine halbe Stunde Bahnfahrt überstehen. Ich meine, allein die Vorfreude auf die kürzeste, aber auch geilste aller Partytouren durch unsere Landeshauptstadt wird uns nicht vor der elenden Langeweile einer Straßenbahnfahrt retten. Wir brauchen eine Idee. Wir brauchen einen Plan. Wir brauchen...“
Karl pausierte für einen großen Schluck aus seinem Krug. Mit übertriebener Betriebsamkeit griff er sich das Glas und schüttete sich das goldene Gebräu fast in einem Satz in den Rachen. Jan hörte kurz auf, sich den Finger mit Tempos abzutupfen. Scheinbar in Zeitlupe legte er das rot-weiße Taschentuch in den Aschenbecher auf dem Tresen. Sein Zeigefinger fuhr die Kante des Tresens ab, so dass an der Fingerspitze ein kleiner Flüssigkeitstropfen wuchs und zu Boden tropfte, als er die Hand wegnahm und an seinen Krug legte. Mit beiden Händen umfasste er ihn und hielt ihn fest, als würde der Tresen beben. Sein Mund bewegte sich kaum, als er leise Karls Satz vollendete.
„Bier.“
„Was?“
Karl ächzte. Der Schluck war wohl zu groß und er hatte das Atmen vergessen. Hustend und nach Luft schnappend tippte er Jan auf den Rücken und wiederholte seine Frage.
„Was war, Meister? Hab dich nicht verstanden.“
Mit dem Zeigefinger streifte Jan an seinem Glas entlang, um das Kondenswasser abzuwischen; reihum, bis es völlig frei von den winzigen Tröpfchen war. Dann schob er seinen Krug ein Stück zur Seite, nahm die Hände vom Tresen und ließ die Arme wieder am Körper herunter baumeln.
„Keinen Plan. Keine Idee. Was du brauchst, ist Bier.“
„Ja natürlich... Bier! So gefällst du mir, Jan.“
Spontaner Applaus. Szenenapplaus. Das war Karls Ding und auch jetzt klatschte er enthusiastisch in die Hände. Dann wieder der Klaps auf Jans Schulter und der Griff nach dem Bier auf dem Tresen. Lachend hob er den fast vollen Krug. Knapp ein halbes Kilogramm Gerstensaft hielt er vor sein Gesicht. Mit einem angestrengten Grinsen stellte er Jans Bier wieder auf den Tresen ab, direkt neben seinen leer getrunkenen Krug.
„Was ich brauche? Ich? Moment, Moment, Moment... Was soll das denn heißen?“
„Ich hab dir doch schon öfter von Käthes Arbeit erzählt. Bei ihr im Betrieb hat sich die Lage jetzt irgendwie doch entspannt und sie bekommt den Abend frei. Hab dir doch erzählt, wie kompliziert das war. Ein Kollege war irgendwie krank, dessen Zeug übernimmt jetzt aber doch noch jemand anderes, und die...“
„Alter!“
Karl war von seinem Barhocker gerutscht. Ein Bierdeckel hätte zwischen ihn und Jan gepasst, hätte aber nicht den geringsten Wert darauf gelegt.
„Wir haben uns diesen Trip ein halbes Jahr lang vorgenommen. Weißt du noch? Weil wir uns so selten sehen. Eigentlich nur heute. Ein Tag im halben Jahr. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du einen Rückzieher machst, oder?!“
„Karl, sie hatte zehn Tage hintereinander Spätschicht. Und die nächsten zwei Wochen hält mich dann mein Job total gefangen.“
„Gefangen? Geht’s noch? Ich glaub das nicht!“
Ohne Rücksicht auf den Geldbeutel riss Karl einen Zehn-Euro-Schein daraus hervor und knallte ihn auf den Tresen. Er zerrte seine Jacke vom Barhocker herunter, so dass dieser umfiel, und stampfte in Richtung Ausgang.
„Wir können das doch nachholen. Karl? Karl?! Oh Mann, es gibt auch mehr als Saufen!“
Ohne Stopp öffnete Karl schwungvoll die Tür, verließ die Kneipe und schrie Jan noch ein lautes „Arschloch“ zu.

*****

Erst der Knall, dann der Schmerz. Jan bleibt stehen, beißt die Zähne zusammen und hält sich den Ellbogen. Er dreht sich zum Auto um. Er hat den Außenspiegel nur eingeklappt, nicht abgebrochen. Zum Auto zurück, den Scheinwerfern entgegen. Der Blick auf den Außenspiegel. Dann öffnet sich die Wagentür und eine Salve von Schimpfworten kündigt den aussteigenden Fahrer an. Jan bleibt wieder stehen, dreht sich um und rennt vom Auto weg. Den Gehweg entlang und in die nächste Seitenstraße. Er schnauft durch und linst um die Ecke, zurück zum Tatort. Der Fahrer steigt wieder ein. Sichtbar wütend. Aber ins Gefängnis wird Jan deshalb nicht kommen.
Wild wühlend durchsucht er seine Hosentaschen. Mit übertriebener Anstrengung zerknüllt er die neue Broschüre „Kommende Kino-Knaller und famose Filmfortsetzungen“ und schmeißt sie aufs Trottoir. Es folgt der Blick auf die Uhr, erst entnervt, dann erschrocken.
„Scheiße!“
Er stapft wieder los. Den Großteil des Weges hat er bereits hinter sich. Von der anfänglichen Geschwindigkeit ist allerdings nur noch ein Bruchteil übrig. Schwerfällig schleppt er seinen schwitzenden Körper weiter. Jan ist nicht mit der Figur eines Sportlers gesegnet. Sein Laufen wirkt ungeübt. Unrund. Ungesund. Jetzt eine Verschnaufpause. Eine Fußgängerampel. Aber er huscht vorbei. „Rotgänger schäm dich, alle Kinder sehn dich“, singt ein Moralapostel im Pubertierenden-Kostüm, der wackelig, scheinbar betrunken am Ampelmast lehnt. Jan ignoriert ihn. Die JVA ist zu sehen. Lange schon hat er ihren hellen Schein am Himmel ausgemacht; jetzt kann er die Scheinwerfer im Gefängnisvorhof klar erkennen. Und was sich in ihren Lichtkegeln bewegt. Die Tür im Haupttor öffnet sich und gibt den Weg ins Knastinnere frei. Zwei Wärter schlüpfen nach außen. Das Empfangskomitee für den späten Rückkehrer.
„Karl!“
Jan erreicht das Tor zum Vorhof und stöhnt kurz auf. Ein abstehender Draht des nicht ganz rostfreien Gitterzauns hat seinen Finger geschnitten.
„Karl!“
Jan klammert am Zaun. Sein Freund lässt die olive Tasche von der Schulter ab und dreht den Oberkörper zur Seite. Es ist ein kurzer Blick über die Schulter. Eine Kenntnisnahme. Dann wirft sich Karl die Tasche wieder über die Schulter und schlurft in den Innenhof.
„Karl!“
Ein Wärter begleitet Karl. Sein Kollege klopft sich seine Mütze am Oberschenkel ab, setzt sie wieder auf und zieht die massive Tür hinter sich zu. Die Scheinwerfer werden abgeschaltet. Nur zwei Laternen spenden noch schummriges Licht. Jan hält sich den Finger. Er blutet.
„Toll, Janina.“


cdx.maxinho.2007

 

Hi Maxinho,

schön an deiner Geschichte fand ich, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, nach Fehlern zu suchen.
Sie erfasst einen, man kann die schwitzigen Hände im Kino spüren, die Nervosität in der Kneipe, die Verstellung berührt peinlich und quält.
Und doch bin ich nicht sicher, sie erfasst zu haben. Vielleicht hast du mich absichtlich auf eine falsche Fährte gelockt, vielleicht habe ich auch in der Auseinandersetzung mit Erwartungen an Männlichkeit zu sehr eigene Überlegungen gelesen, denn sehr unvermittelt kommt die Auflösung und mit ihr die Frage, ob Jan vielleicht nur deshalb so nervös war, weil er es seiner Freundin und seinem Kumpel recht machen möchte?
Und wohin sollte der Ausflug eigentlich gehen, wenn es ums Frühstück geht, Karl aber als Spätheimkehrer ins Gefängnis zurückkehrt, vorher seine Freundin im Kinoabendprogramm verlassen hat?
Vielleicht habe ich Informationen überlesen, vielleicht fehlt mir etwas, aber das bekomme ich nur spekulativ zusammengereimt.

Andere sind da vielleicht besser. :)

Lieben Gruß, sim

 

Hallöchen sim,

herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren der Story. :)

Weiß zwar nicht, wie du's letztlich bewertest, ist aber auch gar nicht schlimm. Scheinbar ist die Geschichte verwirrend. Warum?

a) Ich denke zu sehr in Filmbildern und erkläre "Außenstehenden" zu wenig. Wenn ja, wo?

b) Wegen der nicht chronologischen Erzählweise. Dachte allerdings, die Hinweise ("Frühstück", Uhrzeit, Licht) helfen. Zur Aufklärung: Der Mittelteil (in der Kneipe) spielt vor dem Rest, der wiederum chronologisch erzählt ist.

Andere sind da vielleicht besser.

Würde mich zumindest freuen. ;)

.max

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maxinho,

weder Denken in Filmbildern noch achronologische Erzählweise stören mich, wenn sie als solche zu erkennen sind und im Dienst der Geschichte stehen.
Auch in Filmbildern braucht man Informationen, wenn es also verwirrt, stimmt etwas mit den Filmbildern nicht.
Die helfenden Hinweise zur Nichtchronologie haben mich, wie meinem Kommentar zu entnehmen ist, ja eher verwirrt, auch weil ich drei Szenen dafür zu wenig finde.
Es würde mich hier interessieren, warum du für diesen Plot darauf zurückgegriffen hast, die einzige Idee, die ich dazu hätte, wäre, den Knasturlaub des Freundes als Pointe zu setzen, die alles erklärt, mE funktioniert das aber schon deshalb nicht, weil die daraus mögliche Not in Jan ja gar nicht entsteht. Stattdessen wird er als Weichei karikiert, der nicht mal seiner Freundin männlich genug ist, dem Knastfreund ohnehin nicht.
Kurz, du legst zu viel Wert auf Jans feminine Seite, seine ganze Unruhe im Kino bringe ich erst nach der Auflösung möglicherweise mit dem Freund in Verbindung, aber da er sich auch in der Kneipe in Gegenwart dieses Freundes so verhält, sehe ich keinen Anlass, noch einmal nachzulesen.
Okay, auch in der Kneipe muss er eigentlich woanders sein, aber auch das ist sein Problem, nicht nein sagen zu können. Böse könnte man sagen, das Problem hat "Fettes Brot" mit "Jain" schon knapper und pointierter gebracht.

Ich glaube, ich sollte aufhören, erstens geht das Fußballspiel weiter, zweitens merke ich, pisst deine Antwort mich an, weil sie mal wieder zwischen den Zeilen so eine "Ich denke halt in Filmen, da kannst du gar nicht mitreden und das ist eh viel besser"-Attitüde aufweist.


Lieben Gruß, sim

 

Hi,

Ich glaube, ich sollte aufhören, erstens geht das Fußballspiel weiter, zweitens merke ich, pisst deine Antwort mich an, weil sie mal wieder zwischen den Zeilen so eine "Ich denke halt in Filmen, da kannst du gar nicht mitreden und das ist eh viel besser"-Attitüde aufweist.

:( ... Sollte sie nicht. Sollte eigentlich genau andersrum meinen Status als Amateur verdeutlichen. Wollte sagen: "Kann gut sein, dass ich hier Fehler im logischen Aufbau der Geschichte mache". Verstehe nicht, warum du sauer bist. Wollte nicht "dagegen reden"; freu mich schließlich über jede Art von Feedback.

Die Kneipenszene sollte die Beziehung von Jan und Karl zeigen und könnte wohl auch am Anfang der Story stehen. Fand den Einschub in der Mitte aber... ja, wohl einfach interessanter. Und wenn man die drei Teile (Kino, Kneipe, Knast) nach ihrer Spannung bzw. Dynamik ordnet, kommt diese Reihenfolge raus, finde ich.

Die "feminine Seite" Jans... Passt gut zu der Nervosität, die dir auffiel, fand ich. Soll auch kein sympathischer Bub sein, der Jan.
Im Endeffekt hat er ein schlechtes Gewissen, weil er eigentlich den Tag (und Abend) mit Karl hätte verbringen sollen. Das will er auf den letzten Drücker ausbügeln, was aber nicht funktionieren kann und nicht funktioniert.

Ja, weiß jetzt auch nicht. Bin noch etwas perplex wegen deiner harschen Rückantwort. Hoffe, das dahingegurkte 2:1 hilft ein bisschen. :shy:

.maxinho

 

Hey Maxinho,

ich merkte, dass die Rückantwort härter war, als ich wollte, deshalb habe ich sie ja abgebrochen.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Achronologie im Film deutlich gemacht hätte, worauf die hinaus willst.
Und ich bin nicht sicher, ob du zu viel oder zu wenig in der Geschichte hast.
Interessant finde ich schon den Konflikt eines Menschen, der weder seiner Freundin noch seinem Kumpel gegenüber nein sagen kann und sich so selbst in Schwierigkeiten manövriert.
Dem Kumpel gegenüber sagt er dann irgendwann nein, und es stellt sich als die falsche Entscheidung heraus.
Ich persönlich bin hier was Spannung und Dynamik betrifft anderer Meinung, gerade, wenn ich die ganze Geschichte im Blick habe.
Das liegt daran, dass die Asynchronität durch die handelnden Personen irritiert wird, die in Absatz zwei und drei gleich sind, in Absatz eins ist aber die Freundin. Dadurch erschiene es mir der Geschichte in der Dramatik dienlicher, wenn eine zeitliche Chronologie hier aufrecht erhalten bliebe, sonst, wie geschrieben, sind in nur drei Absätzen die Wechselspiele zu viele (in längeren Geschichten kann das durchaus funktionieren). Nicht immer halte ich die "interessantere" Lösung für die bessere, nur weil sie eben interessanter ist.
Hier ist es vor allem immer so, dass du alle Erklärungen erst nachschiebst. Das führt auf eine falsche Fährte, ohne die Spannung zu erhöhen oder aufzubauen.
Erst die Szene im Kino, die Unruhe, deren Ursache man nicht weiß, die man also automatisch und ausschließlich auf Jans Charakter schiebt.
Dann die Szene vorweg, die eventuell verständlich machen könnte, warum Jan noch unruhig ist, die man dazu aber eben als der Kinoszene vorausgehende verstehen müsste, um so weit zu denken.
Dann wieder dritte Szene, die erklärt, warum Jan sich in diesem Fall für den Kumpel hätte entscheiden müssen.
Im chronologischen Aufbau vereinst du hier alle Szenen, am achronologischen Aufbau verschiebt sich das Gewicht.
Mit eventuell zu viel meine ich, dass Jans Charakter und seine Reaktion für die Kürze der Geschichte eventuell verschwommen sind. Man bringt sein Wesen nicht zwangsläufig mit der Situation in Verbindung, zumal auch da ja immer erst die nächste Szene für Aufklärung sorgt.
Hat er zum Beispiel noch nie gern Bier getrunken oder hat sich das mit der Freundin verändert, weil er nicht nach Bier riechen möchte, wenn er sie trifft oder küsst? Nach deinen Erklärungen gehe ich davon aus, jedes Verhalten hätte auch etwas mit der Szene zu tun, die Motivation wird mir aber nicht deutlich genug, sondern ich bin halt auf die Erklärungen angewiesen.

Nee, das Gegurke war ja ermüdend ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

wollte mich noch für die neuerliche Antwort bedanken. :)

Möchte zustimmen und die chronologische als die schlüssigere und vor allem nicht weniger interessante Variante betrachten. Bin da scheinbar gern noch auf der laienhaften Suche nach dem Twist, dem besonderen Kick durch eine späte/nachträgliche Erklärung. Muss mal schauen, das abzustellen und straighter zu erzählen. Danke also für die Anmerkungen.

Dein Hinweis zur überflüssigen Fülle bzw. Verschwommenheit bei Jans Beschreibung verstehe ich nicht. Die ganzen Fragen zu den Hintergründen - möchtest du die wirklich in einer Kurzgeschichte beantwortet haben? Oder anders: Ist es für eine Kurzgeschichte ungewöhnlich, dass Fragen zu Hintergründen aufkommen?

Ich hatte eine Vorstellung von Jan und so habe ich ihn erzählt. Falsche bzw. unvollkommene Vorgehensweise?

Schönen Gruß,
.maxinho

 

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