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Bald wirst du sterben

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02.06.2005
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Bald wirst du sterben

Meine vierjährige Tochter Nancy litt unter schweren Bauchschmerzen. Man vermutete eine Blinddarmreizung aber erste Untersuchungen konnten diese Diagnose nicht zweifelsfrei bestätigen. Als sich ihr Zustand zusehends verschlechterte, brachten wir sie umgehend ins nächste Krankenhaus. Dort behielt man sie für einige Tage unter Beobachtung.
Da ich noch einen einjährigen Sohn hatte und mein Mann arbeiten musste, konnte ich leider nicht bei ihr bleiben.
Zu dieser Zeit war allerdings auch meine Tante Barbara im gleichen Krankenhaus als Patientin untergebracht worden. Sie erholte sich gerade von ihrer OP und war schon wieder recht fit auf den Beinen, so fit, wie eine Frau mit der Leibesfülle einer Sumoringerin und einer frischen OP-Narbe eben sein kann.
Bei einem langen Spaziergang mit Barbara baten wir sie darum, hin und wieder nach unserem kleinen Schatz zu sehen.
Auch wenn ich gewünscht hätte, sie nicht gerade unter solch unliebsamen Umständen wiederzusehen, war ich doch sehr froh, daß sie sich um Nancy kümmern konnte.
Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie sie mich als kleines Kind auf dem Rücken kilometerweit vom See zurück nach Hause trug, an dem wir zuvor den Tag verbrachten.
Sie trug mich durch die ganze Welt, über Stock und Stein, wenn meine erschöpften kleinen Beine mich nicht mehr tragen konnten.
Sie nahm mich überall hin mit, ich war schließlich ihre erste Nichte. Barbara war nur neun Jahre älter als ich, das jüngste von sechs Kindern. Durch mich fühlte sie sich endlich nicht mehr als Baby der Familie. Sie trug jetzt Verantwortung und war sicher die stolzeste und liebste Tante, die man sich nur denken kann. Ja etwas durchgeknallt hin und wieder, aber liebenswert durchgeknallt.

Ihr Anblick heute hatte mich ziemlich erschreckt. Nicht ihre herausgewachsene Dauerwelle, sondern der Ausdruck in ihren Augen hatte mir einen herben Schlag versetzt. Irgendetwas hatte die sonst so lebenslustige junge Frau völlig verändert..
Gesundheitlich ginge es ihr soweit gut, versicherte sie uns. Aber ihre dunklen Ringe unter den Augen machten mich doch sehr misstrauisch ihren beschwichtigenden Äußerungen gegenüber. Ging es ihr wirklich gut? Als ich ihr zum Abschied die Hand reichte, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Ich konnte ihr in diesem Augenblick nicht sagen, was mich für eine Ahnung überkam. Ob sie etwas bemerkt hatte? Sie würde mich für verrückt erklären, sie würde mir niemals glauben, wenn ich ihr sagte, was ich in diesem Moment erfuhr.
Still saß ich auf dem Heimweg im Auto neben meinem Mann.
"Was ist denn los? Du bist so eigenartig ruhig." fragte Maik nach einer geraumen Weile. Seine blauen mandelförmigen Augen betrachteten mich forschend. "Ich glaube nicht, das du es hören willst."
"Sag schon, was ist los?"
"Bitte halte mich nicht wieder für verrückt. Es ist eben schon wieder passiert." Noch zögernd und abwägend, ob ich es ihm wirklich erzählen sollte, schaute ich besorgt zu ihm hinüber.
"Was ist passiert?" , hakte er erneut nach.
"Halte mich bitte nicht für verrückt, versprich es mir. Ich muss mit jemanden darüber reden." Nach einer kleinen Pause wagte ich dann endlich zu offenbaren, was mich so betroffen machte. "Sie wird sterben."
"Wer wird sterben?" ,ungläubig musterte er mich. "Barbara. Frag nicht, woher ich es weiß, es ist auch nur soetwas wie eine Vorahnung. Doch ich weiß es wird passieren. Bald schon. Ich weiß nur noch nicht wie."
"Hör auf Maren, ich will soetwas nicht hören. Das ist total abgefahren. Behalte das bitte für dich." Angewidert von meinen Ankündigungen wandte er sich von mir ab und sprach für den Rest der Heimfahrt kein Wort mehr mit mir, als ob er mich bestrafen wollte.
Nach einigen Tagen konnten wir unsere kleine Tochter aus dem Krankenhaus holen. Barbara war übers Wochenende nach Hause gefahren, so konnte ich ihr nicht mehr erzählen, was mich seit Tagen nicht mehr ruhig schlafen ließ.
In der kommenden Nacht wurde ich von den furchtbarsten Alpträumen geplagt. Ich sah Barbara tot auf der Bahre liegen, bis zum Hals mit einem Laichentuch bedeckt. Ihr Unterkiefer war seltsam verschoben, ihr linkes Auge völlig eingedrückt, die dunklen Ränder unter ihren Augen waren verschwunden.
Von irgendwoher hörte ich plötzlich laute, angstverzerrte Schreie, ihre Schreie. Es war Barbaras Stimme. Sie saß auf dem Beifahrersitz im Wagen ihres neuen Freundes, der nicht wirklich gut für sie sein konnte, vor dem jeder sie gewarnt hatte.....
Schweißgebadet und völlig erschöpft wachte ich am nächsten Morgen auf. "Maik, Maik. Wach auf!" Aufgeregt zupfte ich am Pyjamaärmel meines Mannes. Verschlafen und ziemlich entrüstet über den unsanften Weckversuch schaute er mich verständnislos an. "Was ist denn los? Was soll das? Drehst du jetzt völlig durch?" Egal was er sagte, er konnte mich gar nicht verletzen, das war schon lange vorbei." Ich weiß was passieren wird, wir müssen sie sofort warnen. "Bist du jetzt völlig übergeschnappt?" Maik war fassungslos, machte sich sichtlich Sorgen um meinen Geisteszustand. Wer konnte es ihm verübeln? Hektisch sprang ich unter die Dusche, ich musste sofort zu Barbara, selbst auf die Gefahr hin, daß sie mich auslachen würde, ganz gleich. Noch unter der Dusche stehend, höre ich das Telefon klingeln. Nur mit einem Handtuch bekleidet, haste ich, um den Hörer noch rechtzeitig abzunehmen.
"Ja Hallo. Wer ist da?" Am anderen Ende meldet sich meine Schwester Kati.
"Maren, es ist etwas passiert." sagt sie vorsichtig. Sofort, noch bevor sie weiterreden kann, sage ich wissend:"Es ist Barbara. Nicht wahr? Sie hatte einen Unfall, nicht wahr?" Schockiert bejaht Kati meine Vermutung. "Wie kannst du das wissen? Die Polizei war eben erst bei mir und ich war die erste von allen, die sie angetroffen haben."
"Ich kann dir nicht sagen, woher ich es wußte, ich wußte es eben. Ich wünschte, ich hätte sie gewarnt."
Erschüttert sehen Maik und ich uns an, als ich ihm die schaurige Neuigkeit mitteile. "Glaubst du mir jetzt?" Maik wendet sich ab, bestürzt schüttelt er den Kopf. "Ich fasse es nicht, das kann nicht sein, wie konntest du...........?"
Ahnungslos zucke ich leicht mit den Schultern.

Noch heute habe ich diese Vorahnungen, meist bereits ein halbes Jahr, bevor es dann passiert, bevor wieder jemand aus meiner Familie stirbt.
Aber nie kann ich jemanden retten. Damit muss ich leben, für alle Zeit. Was sollte ich jedem sagen? Bald wirst du sterben?

 

Hallo.

Ich weiß nicht, ob das Genre Horror so geeignet für Deine Geschichte ist.

Du erzählst die Geschichte einer Frau, die durch Vorahnungen voraussehen kann, wann ein Familienmitglied stirbt. Dies allein ist aber noch nicht unbedingt gruselig.
Dadurch, dass Du die eigentliche Hauptperson ( das Unfallopfer ) nicht weiter charakterisierst, kommen bei ihrem Tod auch keine Emotionen auf. Es ist so, wie wenn ich eine Todesanzeige in der Zeitung lese. Ich nehme sie wahr, aber es interessiert mich nicht - Ich kenne die Person ja nicht.
Wenn Du die Geschichte mehr ausbauen würdest, was die Personen betrifft, könntest Du einiges mehr herausholen.

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass Du in der Geschichte die Zeiten wechselst.
Du erzählst in der Vergangenheit, aber ab dem Telefonat mit Kati geht es in der Gegenwart weiter. War dies beabsichtigt? Wenn ja - warum?
Liest sich irgendwie komisch.

Ansonsten ist Dein Schreibstil fließend und lässt sich gut lesen.

Bis demnächst, JasonXI

 

Hallo und willkommen auf KG.de, Kerry


Dunkle Vorahnungen
-> Direkt der Einstieg verwirrt mich. Die Geschichte ist überschrieben mit "Bald wirst du sterben". Was ist dann "Dunkle Vorahnungen"? Eine Kapitelüberschrift? Es folgen doch keine weiteren. Würde das streichen.

Man vermutete eine Blinddarmreizung aber erste Untersuchungen
-> "... Blinddarmreizung, aber erste..."

Da ich noch einen einjährigen Sohn hatte, mein Mann arbeiten musste, konnte ich leider nicht bei ihr bleiben.
-> Würde sich besser lesen, wenn du die beiden Relativsätze durch ein "und" verbindest.

Mein Mann und ich suchten sie auf, um sie zu bitten, hin und wieder nach unserem kleinen Schatz zu sehen. Bei dieser Gelegenheit machten wir mit ihr einen langen Spaziergang.
-> Das klingt mMn ein wenig gestelzt. Was hälst du von: "Mein Mann und ich besuchten sie, um sie bei einem Spaziergang darum zu bitten, hin und wieder nach unserem kleinen Schatz zu sehen."

Ihr Anblick hatte mich doch sehr erschreckt. Nicht der Anblick ihrer herausgewachsenen Dauerwelle hatte mir einen herben Schlag versetzt, ihre Augen waren es.
-> Die Wiederholung von "Anblick" würde ich vermeiden. Wie gefiele dir: "Ihr Anblick erschrak mich. Nicht wegen der herausgewachsenen Dauerwelle, sondern dem Ausdruck in ihren Augen."

die sonst so lebenslustig wirkende junge Frau in den Dreißigern verändert
-> Ist es wichtig, dass sie in den Dreißigern ist? "lebenslustige junge Frau" beschreibt sie doch schon genug. ;)

oder auch nur verändert wirken lassen.
->Halte ich für überflüssig. Schließlich hat der Prot eine Veränderung bemerkt. Dieses "oder... wirken lassen" vermittelt bei mir den Eindruck, du habest es bewusst ein wenig mysteriöser klingen lassen. Ist aber mE nicht nötig.

Als ich ihr zum Abschied die Hand reichte, durchfuhr es mich wie ein Blitz.
-> Der Satz gefällt mir, aber ich würde ihn umstellen. Also: "Es durchfuhr mich wie ein Blitz, als ich ihr..."
Aber du vertändelst danach den guten Gedanken. WAS durchfährt sie? Ein Wort? Ein Bild? Wie sieht diese Vorahnung aus? Gib dem Leser an dieser Stelle ein bisschen Futter. :)

Sie würde mich für verrückt erklären, sie würde mir niemals glauben, wenn ich ihr sagte, was ich in diesem Moment erfuhr.
-> Auch wenn es beabsichtigt sein mag, liest sich dieses "Sie würde... Sie würde..." nicht ganz flüssig. Vorschlag: Entweder den ersten Teil (Sie würde mich für verrückt erklären) streichen, oder umfomulieren... z.B.: "Sie würde mich für verrückt erklären, wenn ich ihr sagte, was ich in diesem Moment erfuhr. Niemals könnte sie mir glauben."

"Wer wird sterben?" ,ungläubig musterte er mich. "Barbara. Frag nicht,
-> Das liest sich so, als würde der Mann es noch sagen. Mach nach "mich." einen Absatz. Zudem ist das Leerzeichen nach der Frage an die falsche Stelle gerutscht: (...sterben?", ungläubig...)

Laichentuch
-> Interessante Idee, aber mit Fischeiern hats wohl wenig zu tun. Das was du bestimmt meinst, ist das "Leichentuch" :D

Von irgendwoher hörte ich plötzlich laute, angstverzerrte Schreie, ihre Schreie.
-> Mit dem Komma liest es sich seltsam. Am besten einen Punkt oder zumindest ein Semikolon.

Weckversuch
-> Logistische Frage: Wenn er dadurch wach wird, ist es dann ein Versuch? Zudem folgt dann vor "schaute" ein Komma.

Drehst du jetzt völlig durch?"
-> Hmm. Kein sehr freundlicher Zeitgenosse. Wer weiß, was sie will. Vielleicht ist es ein Einbrecher. Vielleicht ist etwas mit dem Kind. Ihr dann direkt vorzuwerfen, sie würde durchdrehen ist doch schon ziemlich übel.

"Ich kann dir nicht sagen, woher ich es wußte, ich wußte es eben und ich wünschte, es wäre nicht so. Ich hätte sie zumindest warnen sollen."
-> Ist das nicht ziemlich pietätlos? Ihre Tante ist gestorben und sie erwähnt nebenbei, dass sie es wusste? Den Satz würde ich streichen und sie zögernd einhängen lassen, ohne noch weiter zu antworten. So wie es sich jetzt liest genießt sie es ja schon fast, weil man ihr nun glauben müsste.

nur schwer damit umgehen aber wenigstens hört
-> Komma vor dem "aber"


Entschuldige bitte diesen Verriss deiner Geschichte, aber wirklich gefallen hat sie mir nicht. Das lag vor allem daran, dass zu deinen Prots (wie Jason schon bemängelte) keine richtige Bindung aufkommen will. Beschreibe die Bilder in dem Kopf deiner Protagonistin und vor allem welche Gefühle sie hat. Momentan beschreibst du nur eine Situation. Das ist nicht allzu spannend.
Auch der Zeitwechsel geschieht vollkommen überraschend und mMn absolut unangebracht. Es verwirrt den Leser nur, auch wenn klar wird was du ausdrücken möchtest. Der Umschwung ins Präsens soll nochmal einen letzten Rest Spannung aufbauen, um den Leser näher an die Situation heranzuführen. Leider gelingt das nicht (vorwiegend dadurch, dass keine Bindung zum Prot besteht).
Ich würde vorschlagen, dass du den Schluß ebenfalls in die Vergangenheit umschreibst und nur die Passage über die weiteren Visionen im Präsens belässt.

Ich denke mal, du könntest aus der Geschichte noch etwas machen, vor allem da dein genereller Stil noch einiges mehr verspricht. Wirf die Flinte nicht gleich ins Korn. Meine Anmerkungen sind allerdings nur meine Meinung, aber vielleicht helfen sie dir ja bei der Überarbeitung.

Liebe Grüße, Zensur

 

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