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Begegnung zwischen den Jahren

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31.07.2019
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Begegnung zwischen den Jahren

Es war der 31. Dezember mittags. Ich war gerade bei meinem Mittagsmahl – traditionell gab es Currywurst mit Pommes Schranke. Da schien es, als wäre ein Pommes quer in meinem Hals stecken geblieben. Ich schluckte, ich hustete, ich klopfte mir gegen die Brust. Endlich rutschte der Pommes in meinen Magen. In meiner Speiseröhre blieb ein stechendes Gefühl. „Jetzt einen Blutwurz,“ dachte ich mir. Gerade als ich zur Minibar gehen wollte, läutete es an der Tür.
Mein Besucher kam mir seltsam vertraut vor, und das obwohl ich den Mann noch nie gesehen hatte – na, Mann konnte man es wohl kaum nennen, es war eher – „der Boandlkramer,“ fuhr es mir durch den Kopf.
Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit wie erstarrt im Türrahmen gestanden hatte, kam doch noch Bewegung in mich.
„Kommen Sie doch rein, hier draußen holen Sie sich ja noch den Tod, Hahaha – ha- ha...“ lachte ich hilflos.

„Sehen Sie, Herr Boandlkramer,“ sagte ich, während ich ihm einen Kaffee einschenkte, das passt mir gerade eigentlich überhaupt nicht. So kurz vor Silvester, Sie müssen wissen, ich hab für heute abend eine Karte beim Silvesterstadl mit Dinner, und ich muss mich doch noch vorbereiten.
Und für nächstes Jahr, was ja eigentlich schon morgen ist, habe ich mir noch so viel vorgenommen.
Den Crosstrainer habe ich mir jetzt endlich zugelegt, Anfang Dezember war doch so ein Spitzenangebot bei Mediamarkt. Hat sich doch gelohnt, dass ich so lang gewartet habe, letztes Silvester war ja mein guter Vorsatz, dass ich mehr für die Gesundheit machen will, und jetzt: Zack Bumm, halber Preis. Gut, dass ich abgewartet hab, man will sich ja was zurücklegen fürs Alter.
Ja, und ab morgen, also ab nächstes Jahr, wollte ich definitiv mit dem Training anfangen.“
Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus.
„Ja, ich weiß, was Sie sagen wollen. Rauchen ist der Sargnagel der Nation. Aber,“ beschwichtigte ich, „nächstes Jahr ist definitiv Schluss! Ich hab mir schon eine E-Zigarette besorgt, und ab morgen...“

Wir saßen eine Zeitlang schweigend da.

„Äh, wie wärs mit einem Kartenspiel?“ fragte ich. Wie ich darauf kam, war mir eigentlich nicht so ganz klar. Vielleicht wollte ich einfach nur das Schweigen brechen. So eisig, da konnte man ja förmlich erfrieren.
Nun, da keine Widerrede kam, stand ich auf und holte das Päckchen Karten aus der Vitrine. „Aber Vorsicht,“ sagte ich zu meinem Besuch, „beim Onlinepoker bin ich echt stark!“
Da fiel mir das Päckchen Karten aus der Hand auf den Boden, der Gras-Ober lag obenauf.
Na gut, dann eben nicht.

Draußen begann es zu dämmern. Ich ging zum Fenster und sah eine Zeitlang nachdenklich ins Abendrot.
„Die Hügel da oben, „ sagte ich, „von da aus hat man bestimmt eine spitzenmäßige Aussicht über das Tal, und bis in die Stadt rein. Da wollte ich immer schon mal rauf, wandern, oder einfach nur spazieren gehen. Mit dem E-Bike hab ichs bislang noch nicht so weit geschafft, sie wissen ja, der Termindruck...“
Mein Blick wanderte zur Uhr.
„Jetzt muss ich aber, es eilt schon“ sagte ich.
Ich sah meinen Besucher an. Er schien überhaupt keine Eile zu haben.
Vielleicht wollte er warten, bis ich zurück komme. Für einen Moment lang ging mir der Gedanke durch den Kopf, ihm das vorzuschlagen.
Aber dann könnte ich ja nicht mehr nach Hause kommen.
Eine verfahrene Situation.
Ich setzte mich wieder, und nahm mir einen Schluck Kaffee aus der Thermoskanne.
Ich sah wieder auf die Uhr. Sollte ich heute abend beim Dinner doch auf vegetarisch umbestellen?
Dann starb ich.

 

„Kommen Sie doch rein, hier draußen holen Sie sich ja noch den Tod, Hahaha – ha- ha[...]...“ lachte ich hilflos.

Ähnlich geht es mir zu dieser kleinen Albernheit (ahd. alauuari, mit der Entdeckung des „w“s alawari = freundlich, wohlwollend, und erst im mhd. „schlicht“ und/oder „einfältig“,

lieber diAngelo,

und zu dem Satz

Endlich rutschte der Pommes in meinen Magen
kann ich Dich nur warnen: "Der" Pommes ist ein Handballer und mit seinen fast zwo Metern Körpergröße schwerverdaulich (wenn Du ihn überhaupt in kleinste Stücke zerteilen könntest), derweil "die" Pommes (wie beim Möbel Ein- und Mehrzahl) weiter in ihrem fettigen Umfeld brutzeln dürfen. Und da ich spätestens hier
„Jetzt einen Blutwurz,“ dachte ich mir.
zwischen Blutwurst und -furz schwanke, empfehle ich Dir die harte Schulbank eines Deutschkurses.
Im engsten Familienkreis oder unter angetrunkenen Freunden/Bekannten mag das mündlich vorgetragen luschtich sein, aber eine Satire kann so viel Flachsinn gar nicht sein - und wo bleibt da die Vielo Sophie?

Nee, das ist nix, und dennoch bleib ich alauuari mit einem herzlichen, wenn auch schmerzlichem Willkommen hierorts!

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @diAngelo

und auch von mir ein herzliches Willkommen.

Ich denke mal, da hast Du eher ein älteres Fundstück ausgegraben, zumindest wirkt deine Gräbervorstellung im Profil um soooo vieles Interessanter als der Text hier ;)

Die regionalen Wörter musste erstmal googeln, bis ich auf Bayern gekommen bin. Genauso den Bezug zum Grasobern kennt wohl kaum jemand.
Wahrscheinlich empfielt der Friedel jedem Bayern einen Deutschkurs, nicht nur Dir :D (lieben Gruß @Friedrichard )
Aber Recht hat der Friedel auch, denn es sind haufenweise Flüchtigkeitsfehler mit fehlenden Anführungszeichen und Kommas drin.

Ich, als Nichtbayer, war beim Lesen etwas gespannter, wer den der Besucher sein wird, obgleich man es ja schon von Anfang an ahnte. Als Bayer ist die Spannung wohl gleich dahin, denn die kennen den "Boandlkramer" wahrscheinlich.

Ich fand das Setting aber nicht so ganz einleuchtend. Als Berliner isst man seine Currywurst eher draußen am Stand. Dein Protaginist ist aber zu Hause - er will zur Minibar, das ist eher in Hotels üblich, oder? Also ich brauchte etwas, um das als "zu Hause" akzeptieren zu können. Und vielleicht liegt es an meinen fehlenden Kochkünsten, aber ich habe zu Hause noch nie eine Pommes so cross hinbekommen, als dass sie mir innere Organe aufritzen könnte.

So im nachinein hast Du aber mein Klischee eines Single-Bayern voll bestätigt.

Insofern reißt mich der Text mit dem geschwätzig daherkommenden Ich-Will-mich-mal-bessern-Bayern nicht vom Hocker.

Ich hoffe, Du kannst trotzdem mit meinem Leseeindruck etwa anfangen ;)

viele Grüße
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Geschichte ist ja nicht neu, aber um den Besuch des Gevatter Tod kann man variantenreich fabulieren. Du verschenkst hier leider viel Potential.

„Sehen Sie, Herr Boandlkramer,“ sagte ich, während ich ihm einen Kaffee einschenkte, das passt mir gerade eigentlich überhaupt nicht.
Warum lässt er ihn überhaupt rein? Klar, nur so kannst du den Flachwitz anbringen.
Doch danach kommt ein Monolog und vom Sensenmann leider keine Reaktion. Finger heben, ungeduldig auf die Tischplatte trommeln. Irgendwas in der Art.
Nein, das hat mir leider nicht gefallen.
Aber vielleicht kannst du das nebst Fehlerausmerzung noch etwas aufpeppen.
Gruss dot

 

Hallo miteinander,

vielen Dank für die Kritiken.
Handwerklich und von der Zeichensetzung her wäre durchaus "Luft nach oben", das muss ich mir seber eingestehen.

Schade finde ich aber, dass meine Geschichte nicht gut angekommen ist. Sie scheint bei den Lesern mehrere Fragezeichen hinterlassen zu haben.

Ich weiß nicht, ob es angebracht ist, im Nachhinein noch Anmerkungen zur Geschichte zu machen. Schon klar, wenn eine Geschichte nicht für sich selbst sprechen kann, hat der Autor etwas falsch gemacht.
Falls es unangebracht ist, kann der Moderator diesen Beitrag auch gerne löschen, ich will hier beileibe niemanden belehren...

Zum besseren Verständnis:
Der "Boandlkramer" ist eine Figur aus dem Film "Der Brandner Kaspar und das ewige Leben". Der Brandner Kaspar bekommt Besuch vom Gevatter Tod, eben diesem Boandlkramer. Er macht ihn betrunken und schlägt ihm dann ein Kartenspiel vor, bei dem es darum geht, die Karte "Gras-Ober" zu ziehen. So betrügt er den Tod um zehn weitere Lebensjahre.
Ich habe einige Zitate aus diesem Film in meine Geschichte einfließen lassen.
Leider stellt sich mein Protagonist nicht so geschickt an wie sein Vorbild.

Es handelt sich offenbar um einen Single, der an Silvester sein bescheidenes Mittagessen alleine einnimmt, und für den Silvesterabend Karten für den Silvesterstadl (eine Volksmusiksendung mit Karl Moik) hat. Das ist sicherlich nicht die Art und Weise, wie ich persönlich den Jahreswechsel gerne feiern würde, ja nicht einmal ein Lebensentwurf, mit dem irgendjemand sich tatsächlich zufrieden geben könnte.
Nachdem er an seinem Essen beinahe (?) erstickt, bekommt er Besuch vom Tod.
Perplex wie er ist, bittet er ihn erst mal herein, um ihn dann davon zu überzeugen, dass er trotz seines zugegebenermaßen ungesunden Lebenswandels nur die besten Vorsätze für die Zukunft hat.
Würde er diese Vorsätze -die er offensichtlich nicht zum ersten Mal gefasst hat- diesmal tatsächlich in die Realität umsetzen? Oder belügt er sich wieder einmal selber?

Der Tod zeigt keinerlei Reaktion. Das war Absicht. Man weiß nicht mit Sicherheit, ob er tatsächlich auf der Couch sitzt, ob sich das alles nur im Kopf des Ich-Erzählers abspielt, oder ob bereits sein Leben in Form eines Selbstgesprächs an ihm vorbeizieht.
Vielleicht hat es so mancher schon erlebt, dass Sterbende in ihren letzten Stunden mit dem Tod Zwiegespräche führen. Ob sie jedoch eine Antwort bekommen, darf bezweifelt werden.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
diAngelo

 

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