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Begegnung

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04.12.2020
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Begegnung

Ich bin etwas Besonderes. Hat er gesagt. Ein Naturwunder auf zwei Beinen. Dieser Adonis mit Wespentaille und enger Jeans.
Über den ich in der Kosmetikabteilung gestolpert bin, oder er über mich.
Wie jedes Jahr nur Frust. Ich hastete wieder in letzter Sekunde durch unser Kaufhaus, auf der Jagd, nach einem günstigen Geburtstagsgeschenk für meine Schwester. Und es wurde ständig beschwerlicher, ein passendes Präsent für sie zu finden. Sie hatte doch schon alles und das doppelt.
»Na, suchen wir etwas für Mutti?«, fragte eine angenehme Männerstimme über den Wühltisch hinweg.
Verblüfft legte ich die Schachtel zurück und sah mich um. Jedoch da war niemand. Außer jener Kerl dort drüben. Welcher sich mit den teuren Kosmetikartikeln beschäftigte, die französische oder englische Namen trugen und verdammt teuer ausgezeichnet waren.
Der meint sicher nicht mich, schoss es mir durch den Kopf. Den kenne ich überhaupt nicht.
»Ich habe meiner früher immer Kölnisch Wasser gekauft, als sie noch lebte. Aber das ist schon lange her«, fügte er in einem kaum hörbaren Ton hinzu und kam mit kleinen Schritten näher. Dabei schaute er mich nicht an, sondern tat so, als würde er sich ausschließlich für die Waren in der Auslage interessieren.
Meint der Kerl wirklich mich? Niemand da, nur wir beide. Keine Kunden in dieser Abteilung und das Verkaufspersonal drückt sich vermutlich in der Kantine herum.
Jetzt musterte er mich von der Seite. Dann angelte er sich die Packung, die ich zurückgelegt hatte, und begutachtete die Aufschrift mit zusammengekniffenen Augen.
»Würde ich auch nicht kaufen. Billiges Zeugs. Nuttendiesel«, sagte er knapp und warf die Schachtel achtlos zurück. Dann drehte er sich zu mir um.
Der Kerl sah ausgesprochen gut aus, mit der gesunden Seemannsbräune. Strohblonde, kurzgehaltene Haare mit korrekt sitzendem Scheitel. Am Mundwinkel bildeten sich Grübchen, wenn er lächelte, und am Kinn, hatte er diese männliche Kerbe in der Mitte.
Ich drehte dem arroganten Kerl den Rücken zu und war überzeugt, seinen Blick auf meinem Hintern zu spüren. Ich wurde unsicher und griff wahllos in das vor mir stehende Regal.
»Würde ich ebenfalls nicht kaufen. Für Mutti muss es das Beste sein. Kein Reagenzglas, Duft aus dem Labor.«
Ich drehte mich um zu dem Kerl und war kurz davor auszurasten. Nur, was zum Teufel, sollte ich ihm ins Gesicht brüllen? Unhöflich war er nicht, jedoch verdammt lästig.
Er grinste mich an wie ein Honigkuchenpferd. Dies reichte bei weitem nicht, um mich auf die Palme zu bringen. Es fehlte mir der nötige Druck im Kessel, um ihm mit der Faust meine Meinung auf seine Nase zu stempeln.
Allein seine dunklen Augen fixierten mich wie eine Viper. Andauernd wanderten sie von meinem Gürtel aufwärts zum Scheitel und wieder zurück. Nebenbei benetzte die Zungenspitze in einer flinken Bewegung seine Lippen. Er stützte selbstbewusst seine Hände in die Taille und schob mir seine Hüften kokett entgegen.
Der Kerl macht mich an, schoss es mir den Kopf. Mein Blut sackte in die Fußsohlen und ein leichter Schwindel erfasste mich. Selbst meine Gedanken suchten schwankend Halt in meinem Kopf. Doch sie fanden kein Muster, keinen gelernten und abgespeicherten Verhaltenscodex, den sie abspulen konnten.
In eine solche Situation habe ich immer nur Frauen gebracht und nie wäre ich auf die Idee gekommen, selber in die Grube zu fallen.
Aber soeben hat sich der Wind gedreht. Eine Spinne, warf mit gierigem Blick ihr Fangnetz nach mir aus. Ich war jetzt Opfer und Lustobjekt eines Schwulen. Meine Hand hielt sich verkrampft am Metallrahmen des Regals fest und mit der anderen massierte ich meine pochenden Schläfen. Verdammt noch mal, reiß dich zusammen, dachte ich und richtete meinen Rücken auf. Mit der Spannung im Nacken kam auch Festigkeit in meinen Geist zurück und ich konnte endlich befreiter denken.
»Was hast du denn? Ist dir nicht gut?«, fragte er besorgt, weil ihm die Veränderung an mir nicht entgangen war.
Jetzt fing ich wieder an zu atmen und das Blut kehrte warm in mein Gesicht zurück und es rauschte in den Ohren.
»Geht schon«, stammelte ich und rieb mir den Schwindel aus der Stirn.
»Ah«, sagte er. »Ein echter Naturbursche. Sowas gibt es selten. Eine kostbare Perle«, fügte er hinzu und überschritt dabei den Sicherheitsabstand meiner Komfortzone.
Der Duft, der von ihm ausging, war dezent. Wenig aufdringlich, wie auch seine Mode, die in schlichter Eleganz gehalten war und erst beim zweiten Blick angenehm auffiel.
»Bleib mir vom Leib«, bellte ich erschrocken und machte einen Schritt zurück.
»Stell dich nicht so an. Ich möchte mich doch nur mit dir unterhalten.«
Dabei verkürzt er unsere Distanz, wieder auf das Minimale und ich bekam eine Gänsehaut.
»Als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass ich dich ansprechen werde. Du bist männlich und stark. Ich kann dein Testosteron riechen. Du bist anders als die anderen«, flüsterte er und seine schwarzen Pupillen in den Augen weiteten sich. Sie verrieten ein sehnsüchtiges Verlangen und Begehren.
Seine Worte trafen mich wie ein Keulenschlag und ich stand da wie gelähmt.
»Es gibt keine Zufälle«, flüsterte er selbstsicher. »Ich glaube nicht an Zufälle. Es war Bestimmung, dass wir uns hier und jetzt getroffen haben.«
Dabei berührte er sanft meine Schultern.
»Aber ... Aber ich bin nicht schwul«, krächzte meine trockene Kehle.
»Ich weiß.«
»Aber ...«
»Ich suche einen Mann. Einen richtigen Mann. So einen wie dich. Schwuchteln kann ich eine Menge haben. Jedoch mein Herz ist begierig nach dir. Ich will schwul sein. Richtig schwul und nicht mit anderen Schwulen zusammen sein. Das sind keine Männer, so wie ich sie brauche. Verstehst du? Die können mir nicht das geben, was mir fehlt.«
Seine letzten Worte überschlugen sich in lebendiger Wildheit und seine Augen sprühten Feuer.
Ich stand vor ihm wie ein Feigling. Nackt, ungeschützt und zerbrechlich, doch seine Worte schmeichelten die Seele und stärkten mein Ego. Er sah in mir etwas, das viele ein Leben lang suchten, aber manche fanden es nie.
»Was erzählst du mir für ein Märchen? Wenn du mit mir zusammenkommen würdest, wäre ich doch genauso wie die, die du verachtest«, sagte ich und stieß ihn wieder einen Schritt zurück.
»Märchen? Märchen sagst du. Wenn du dein Ding in eine Jungfrau gesteckt hast, wirfst du sie dann weg? Nein, verdammt noch mal, das machst du nicht. Du wirst versuchen, deine erste Begegnung mit ihr, in deiner Fantasie lebendig zu halten. Aber das erste Mal, ist nun einmal das erste Mal, und mit den Jahren wird alles blass.«
»Das ist doch etwas ganz anderes«, widersprach ich.
»Das ist nichts anderes«, sagte er.
»Eine Frau bleibt eine Frau, egal, wie oft sie ihre Partner wechselt. Aber ein Mann wird schwul, wenn er nur ein einziges Mal mit einem Mann schläft.«
»Du machst es mir schwer«, sagte er mutlos und ließ seine Schultern hängen.
Es tat mir leid, ihn leiden zu sehen. Er hatte sich ernsthaft in mich verliebt und es geschafft, Gefühle in mir zu wecken, die bisher fremd für mich waren.
Das musste ich erst verdauen.
Er hob den Kopf und sah mich an. Seine Augen wurden feucht und er wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Instinktiv nahm ich ihn in die Arme, wie meinen Bruder, dachte ich zuerst.
Doch dann spürte ich seine Wärme durch mein Hemd und ein Pulsieren. Zuerst dachte ich, es wäre sein Herz, doch dann erkannte ich bestürzt, dass es meines war, dass heftig anfing zu pochen.
»Ich … Ich würde dich … Ich würde dich dafür bezahlen. Alles, was ich habe. So viel du willst«, flüsterte er in seiner letzten verzweifelten Attacke.
Erschrocken ließ ich ihn los und gab ihm eine Ohrfeige. Sie war wohl dosiert. Nicht sehr fest und ohne Hass. Rein aus Enttäuschung.
Langsam hob er die Hand und berührte seine getroffene Wange. Dann sah er mir ins Gesicht und lächelte.

 

Hola @Billi,

eigentlich will ich mich revanchieren für Deinen letzten Komm zu meiner Teich-Geschichte; soll heißen, auch Dir einen Komm zu schicken, der Dich freut.

Ist bei diesem Text aber sauschwer, eigentlich unmöglich.

Das fängt mit den Kommas an – die reinste Katastrophe! Die hast Du wie mit der Gießkanne über die Zeilen verteilt, da müsstest Du Dich drum kümmern. Schließlich bist Du schon länger im Forum, und wenn Du in Deinem Profil schreibst:

Ich möchte etwas lernen …
... dann denke ich, dass es über die Zeit doch genügend Möglichkeiten gegeben hat und gibt, sich mit diesem Thema zu befassen. Ich gehöre nicht zu denen, die bei jedem Kommafehler am liebsten in Großbuchstaben und fett aufschreien: KOMMA!, aber in diesem Text sieht‘s wirklich böse aus.

Tja, und die Geschichte selbst? Ich lese und lese und es erschließt sich mir nichts.
Ich komme einfach nicht dahinter, was mir dieser Text vermitteln will.

Ein paar Kleinigkeiten:

Und es wurde ständig beschwerlich K ein passendes Präsent für sie zu finden.
Hier braucht es den Komparativ: beschwerlicher

Jedoch da war niemand. Außer der Kerle dort drüben. Der sich …

die Französische oder englische Namen trugen
kölnisch Wasser
Seemanns bräune
zusammen

Er grinste, mich an wie ein Honigkuchenpferd und das reichte nicht, um mich auf die Palme zu bringen. Es fehlte mir der nötige Druck im Kessel, um ihm mit der Faust meine Meinung auf seine Nase zu stempeln.
Meh. Bis hierher ist nix los. Sprüche, die Zahnweh verursachen. Höchste Zeit, die Lektüre abzubrechen – aber ich nahm mir vor, Dir einen vernünftigen Komm zu schicken, also werde ich bis zum Ende durchhalten. Muss mich allerdings fragen, was Dich bewegt haben könnte, diese … diese … wie soll ich sagen? … aufzuschreiben?
Die zwei Figuren leben auf der Sonnenseite und labern – sonst noch was? Ich kann es nicht entdecken.
suchten schwankend halt
… überschritt dabei den Sicherheitsabstand meiner Komfortzone.
Olala! Wird‘s hier süßlich?

seine Mode, die in schlichte(r) Eleganz gehalten war
Mode wird in Eleganz gehalten? Für mich wirkt das unrund, hab‘s so auch noch nie gehört.

flüster(t)e er selbstsicher

Seine letzten Worte überschlugen sich in lebendiger Wildheit und seine Augen sprühten Feuer.
Oh, wie schön! Das törnt sogar einen alten Knacker wie mich an. Vielleicht hab ich was verpasst:sconf:?
Doch bei aller Spöttelei komme ich jetzt doch auf den Kern Deiner Geschichte; es ist seit Urzeiten bekannt, dass auch in ‚richtigen Männern‘ eine oft wild bekämpfte Neigung zum eigenen Geschlecht besteht. Das führte und führt zu skurrilen Entgleisungen, Selbsthass, Gewalt.
Der liebe Gott hat da nicht aufgepasst, denn eigentlich müssen wir uns gegen die Weiber und ihre Machenschaften zur Wehr setzen und nicht gegen uns selbst:D.
Selten so gelacht.

Wie auch hier:

Ich stand vor ihm wie ein Feigling. Nackt, ungeschützt und zerbrechlich, doch seine Worte schmeichelten die Seele und stärkten mein Ego. Er sah in mir etwas, das viele ein Leben lang suchten, aber manche fanden es nie.
Plötzlich bin ich wieder ernst. Vergessen wir mal das Komma-Desaster – dieser Absatz hat Substanz! Schon viele standen auf der K(l)ippe, unentschlossen. Eine Begegnung der einen oder der anderen Art hat oft den Ausschlag gegeben.

Es tat mir leid, ihn Leiden zu sehen.

Er hatte sich ernsthaft in mich verliebt und es geschafft, Gefühle in mir zu wecken, die seither fremd für mich waren.
bisher

Langsam hob er die Hand und berührte seine getroffene Wange. Dann sah er mir ins Gesicht und lächelte.
Ich werd‘ verrückt! Dieser Autor (Billi oder wie er heißt) ist ja ein ganz Abgefahrener! Nach all dem Gebrabbel in der Parfümerie kommt er noch in die Puschen! Es menschelt so schön, bei zahlreichen männlichen Lesern etwas mehr, vermute ich – die Seife im Duschraum, hautenge Notsituationen, die in der Erinnerung hängenbleiben, jaja, peinlichpeinlich. Oder perspektivisch?

Ich – immerhin – habe zwei Gründe, mich zu freuen: Das bis zum Ende zu lesen hat sich unbedingt gelohnt; und meinen Vorsatz, einen freundlichen Kommentar zu schreiben, hab ich sogar noch übertroffen: @Billi, Deine Geschichte hat mir im zweiten Teil sehr gefallen – deswegen: Gerne gelesen!

José

 

Hallo @Billi

ich möchte mich für deinen Besuch revanchieren.
Dein Text hat mir gefallen.
Ein paar Gedanken von mir.

Dann drehte sich zu mir um.
da fehlt „er“

Er grinste, mich an wie ein Honigkuchenpferd (und) das reichte nicht, um mich auf die Palme zu bringen. Es fehlte mir der nötige Druck im Kessel, um ihm mit der Faust meine Meinung auf seine Nase zu stempeln.

Der Kerl macht mich an, schoss es mir den Kopf. Mein Blut sackte in die Fußsohlen und ein leichter Schwindel erfasste mich. Selbst meine Gedanken suchten schwankend halt in meinem Kopf. Doch sie fanden kein Muster, keinen gelernten und abgespeicherten Verhaltenscodex, den sie abspulen konnten.
Gefällt mir.
In eine solche Situation habe ich immer nur Frauen gebracht und nie wäre ich auf die Idee gekommen, selber in die Grube zu fallen.
Krass damit hatte ich nicht gerechnet:thumbsup:
Sowas gibt es selten. Eine kostbare Perle«, fügte er hinzu und überschritt dabei den Sicherheitsabstand meiner Komfortzone.
:)
Er sah in mir etwas, das viele ein Leben lang suchten, aber manche fanden es nie.
Finde ich zuviel, mMn zu dick aufgetragen.
Wenn du mit mir zusammenkommen würdest, wäre ich doch genauso wie die, die du verachtest«,
Ich hatte nicht das Gefühl, dass er die anderen verachtet, sondern eher, dass er immer wieder einen Kick braucht.

Der Kerl sah ausgesprochen gut aus, mit seiner gesunden Seemanns bräune. Strohblonde, kurzgehaltene Haare mit korrekt sitzendem Scheitel. An seinem Mundwinkel bildeten sich Grübchen, wenn er lächelte, und sein Kinn, hatte diese männliche Kerbe in der Mitte.
Findet sich sehr oft in deinem Text. Vorschlag: der Kerl. sah ausgesprochen gut aus mit der Seemannsbräune. Und das Kinn …(Du weißt ja auch nicht, ob sie von einem Fitnessstudio stammt und wirklich so gesund ist)
drehte dem arroganten Kerl (ablehnend) den Rücken zu und war dabei überzeugt, seinen Blick auf meinem Hintern zu spüren.
Das ablehnen brauchst du nicht extra zu betonen, dass ist schon klar wenn sie ihm den Rücken zudreht.
Würde ich ebenfalls nicht kaufen. Synthetisches Zeug. (Alles künstlich.)
mMn betonst du es zu oft, dass es künstlich ist, kommt in den nächsten Sätzen noch mal.
Ich drehte mich (um) zu dem Kerl und war kurz davor auszurasten
Sorry, dass es jetzt etwas durcheinander ist aber ich hatte mittendrin aufhören müssen.

Vielleicht kannst du etwas davon brauchen.

Ich wünsche dir noch einen schönen Nachmittag
Liebe Grüße CoK

 

@josefelipe Hallo@josefelipe Danke für deine Geduld beim Lesen und dem Kommentar. Die Idee für die Geschichte hat mir ein Geschäftskollege geliefert, der von einem Homosexuellen angemacht wurde. Natürlich habe ich vieles dazugedichtet. Das mit den Fehlern ist eine angeborene Schreibschwäche. Ich arbeite aber fleißig daran, um immer bessere Texte aufs Papier zu bringen. Außerdem habe ich schon die nächste auf dem Computer. Diese muss ich allerdings noch waschen, stärken und bügeln. Freu mich schon auf deine nächste Story. Vielleicht kriegen die Schildkröten junge. Bis bald.

@CoK Danke fürs Durchlesen. Du hast recht zu viel sein, seiner in der Personenbeschreibung. Habs geändert. Ja, die Beschreibungen und Metapher sind mein Hobby. Ich bin immer auf der Jagd nach Bildlichen vergleichen und hab mir ein Schnipselbuch angelegt, weil ich das Meiste wieder vergesse. Vielleicht liest du noch den Schluss. Habe mir für die Wendung am Ende viel Mühe gegeben. Bis bald.

 

Jesus, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Inhaltlich ist dieser Text der geballte Blödsinn, da wird wirklich nichts ausgelassen: Schwule sind grundsätzlich immer nur auf der Jagd nach dem nächsten Fick, auf jeden Fall auch immer mit Heten, kennt man ja, das ist wie bei Vampiren, wenn man Sex mit einem Mann hat, ist man direkt schwul - und schon hat die Gemeinschaft wieder Zuwachs. Und natürlich sind alle echten Schwulen nur "Schwuchteln", mit denen man als langjähriger Schwuler nichts anfangen kann, nein, man will sich endlich mal wieder von einem richtigen Mann durchbürsten lassen.

Also keine Ahnung, versteh ich den Text falsch? Meine zwei Vorkrieger hier scheinen sich an diesen merkwürdigen Sätzen ja scheinbar nicht zu stören.

 
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Also keine Ahnung, versteh ich den Text falsch? Meine zwei Vorkrieger hier scheinen sich an diesen merkwürdigen Sätzen ja scheinbar nicht zu stören.
Moi Webbie,

ich hab mich auch schwer gewundert, war aber bisher am Überlegen, wie ich Kritik anbringen könnte, ohne dass mir das Blut überkocht und ich ausfallend würde. Bislang hab ich keine Lösung gefunden und dachte, vielleicht verschwindet das Ding ja in den Tiefen des Forums.

Ich sehe es wie du. Es ist eine Zeitmaschine zurück in die repressiven 50er - ach, was sag ich, 70er -, als sich Schwule (und andere nicht-heteros) in fiktionalen Werken dem Alkoholismus ergaben und zu angemessenem Zeitpunkt still & leise in den Tod soffen.

Die Idee, dass ein Schwuler sich nicht als Mann sieht, sondern einen Heten angraben muss, damit er mal in den Dunst von Testosteron kommt, ist so derart weit von der Realität entfernt und so lächerlich, dass mir die Spucke wegbleibt. Ein damals extrem verbreiteter Topos, der sich eigentlich dankenswerterweise seit 25 Jahren aus der Literatur verabschiedet hat. Dachte ich.

Erschrocken ließ ich ihn los und gab ihm eine Ohrfeige. Sie war wohl dosiert. Nicht sehr fest und ohne Hass. Rein aus Enttäuschung.
Langsam hob er die Hand und berührte seine getroffene Wange. Dann sah er mir ins Gesicht und lächelte.
Das ist nicht nur in jeder Hinsicht schlecht, sondern zutiefst menschenverachtend.

Zudem soll noch der Erzähler reingewaschen werden von dem Eindruck eines Aggressors, Gewalttäters, Psychopathen, indem er einen "wohldosierten" Schlag ausführt. Ist das der, mit dem man auch aufsässige Ehefrauen auf Linie bringt oder Mädels, die nicht schnell genug die Beine breit machen?

Ein kleines, unsicheres männliches Ego muss sich "wehren", weil er "Blicke auf dem Arsch spürt". Und als Mann kann er ja kein "Opfer" sein, da wird gleich mal zugeschlagen, damit die Geschlechternormen wieder hergestellt werden.

Und dann der blanke Hohn, dass der Geschlagene, Gedemütigte, noch dazu lächelt. So ein weißer Onkel Tom: Ja, Massa, Danke, Massa.

Die Reaktionen hätte ich gern gesehen, wenn das Opfer hier anstelle eines schwulen ein schwarzer oder jüdischer Mann gewesen wäre.

@Billi Dir ist offenbar nicht klar, dass eine solche eingebildete "Anmache" vor Gericht angeführt wird und - bei konservativen Richtern - zu Freispruch oder einer unangemessen geringen Strafe führt? Dies gilt ganz vor allem bei Mord aufgrund von Homo- oder Transphobie. Dadurch werden Gewalttaten gegen Nicht-Heteros bzw. Nicht-Binäre gefördert, und dieser Text - hätte er größere Reichweite - gießt noch Benzin ins Feuer. Google doch mal nach dem Thema, vielleicht geht dir dann was auf.

Dieser Adonis mit Wespentaille und enger Jeans.
P.S. Wenn du schon beim Googeln bist: Wespentaille. Offenbar kennst du die Bedeutung des Wortes nicht. Das geht nicht mit den schmaleren Becken von Männern zusammen (außer, der Prota hier ist Fakir Mustafa), und auch bei den allermeisten Frauen nur mit Hilfe eines Korsetts. Ich kann dir keinen Alternativvorschlag machen, weil ich nicht weiß, was du da eigentlich beschreiben willst.
Zudem ist ein Adonis ein antikes Schönheitsideal, das einen klassisch männlich-muskulösen Körper erfordert. So wie hier verwendet oder wie man das an griechischen Statuen sehen kann. Deine Beschreibung ergibt daher null Sinn.

Das Schlimmste ist noch, dass das alles so fröhlich als Humoreske angeboten wird.

Manchmal frage ich mich, unter welchem Stein manche Leute die letzten 30 Jahre verbrachten.

Mein Transmann-Expartner und guter Freund beging Suizid, weil zu viele Leute - selbst in Kalifornien - mit Aggression und Gewalt auf Nichtbinäre reagieren. Und dann sowas zu lesen, wo diese Haltung und diese Gewalt als harmlose Klamotte propagiert wird ... Ja, super.

Cheers,
Katla

 
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Hola!

@Webmaster schrieb:

Meine zwei Vorkrieger hier scheinen sich an diesen merkwürdigen Sätzen ja scheinbar nicht zu stören.
Ja, stimmt. Wozu auch? Die Heiterkeit gipfelt am Christopher Street Day – da steht der Parfümverkäufer bestimmt auf einem der Wagen, schön zurechtgemacht. Das ist so hübsch bunt, die Menschen geben sich völlig gelöst, man könnte neidisch werden. Ich muss es mir nicht anzuschauen.
Um das Schwulenbild des Autors mache ich mir keine Sorgen, mir ging‘s eher um die Rechtschreibung.


Und wenn der Prota zu seiner eigenen Überraschung eine gewisse Neigung verspürt … und ihm dann bei angebotenem Geld enttäuscht die Hand ausrutscht, dann wundert mich das nicht.
Gewalt kann ich bei bestemschlechtestem Willen darin nicht erkennen:
@Katla

Billi: Erschrocken ließ ich ihn los und gab ihm eine Ohrfeige. … ... Nicht sehr fest und ohne Hass. Rein aus Enttäuschung.
Der Prota klebt ihm eine, basta. Nicht sehr fest und ohne Hass, nur weil er enttäuscht ist.
Dir fällt zu diesem läppischen Vorfall jedoch noch mehr ein, noch viel viel mehr:
Das ist … ... zutiefst menschenverachtend.
Ja, spinn ich jetzt – ‘ne Backpfeife ist menschenverachtend?

Katla: Zudem soll noch der Erzähler reingewaschen werden von dem Eindruck eines Aggressors, Gewalttäters, Psychopathen, …
Trägst Du hier nicht zu dicke auf? Psychopath vs Backpfeife:lol:.

Katla: … da wird gleich mal zugeschlagen, …
Du solltest lesen, was zu lesen ist. Aus einer Ohrfeige einen Schlag zu machen ist unredlich. Da sind wir gleich bei Eifer wie Geifer. Mir scheint, Du hast gute Gründe, Dich bei diesem Thema zu erhitzen – doch ob das bei diesem Textchen angebracht ist …?

Katla: Und dann der blanke Hohn, dass der Geschlagene, Gedemütigte, noch dazu lächelt. So ein weißer Onkel Tom: Ja, Massa, Danke, Massa.
Wohlverstanden: Wir reden von einer Ohrfeige. Was Du davon ableitest, kann ich nicht ernst nehmen. Du bringst auch gleich noch Schwarze und Juden ins Spielchen.

Katla: Dir ist offenbar nicht klar … ... vor Gericht … … Dies gilt ganz vor allem bei Mord.
Was zum Kuckuck hat Billis Text mit Mord zu tun? Unsachlicher geht‘s nimmer.

Katla: Und noch mehr, wenn das Opfer eine Transfrau war.
... oder kleine Kinder? Jetzt lass mal die Kirche im Dorf.

Katla: Dadurch werden Gewalttaten gegen Nicht-Heteros bzw. Nicht-Biofrauen gefördert, und dieser Text … ... gießt noch Benzin ins Feuer.
Ich glaube eher, Du hast Dein Buschfeuer nicht unter Kontrolle – es ist unverhältnismäßig, den harmlosen Text eines jungen Autors als Vorwand zu nehmen, um sich einmal richtig auszuniesen.

Na klar läuft vieles scheiße – man könnte aber auch eine stete Verbesserung des gesellschaftlichen Klimas feststellen (wenn man wollte:hmm:).

Katla: Das Schlimmste ist noch, dass das alles so fröhlich als Humoreske angeboten wird.

Nein, das ist nicht das Schlimmste. Es gibt Schlimmeres, als einer Schwuchtel eine zu kleben. (Wobei zu lesen ist, dass der ‚Täter‘ – in Deinen geharnischten Worten der Agressor:xxlmad:) – das nicht vorsätzlich, sondern aus Enttäuschung getan hatte).

Katla: Mein Transmann-Expartner und guter Freund beging Suizid, weil zu viele Leute - selbst in Kalifornien - mit Aggression und Gewalt auf Nichtbinäre reagieren. Und dann sowas zu lesen, wo diese Haltung und diese Gewalt als harmlose Klamotte propagiert wird ... Ja, super.

diese Gewalt‘ und ihre Propagierung (!) existiert nur in Deiner Wahrnehmung. Billis Text hat aber nichts mit Deinen persönlichen Angelegenheiten zu tun, hier hast Du mMn überreagiert.

Katla: Manchmal frage ich mich, unter welchem Stein manche Leute die letzten 30 Jahre verbrachten.
Sollte sich das auf mich beziehen, muss ich sagen, mein Stein war äußerst komfortabel und für mich war er viel mehr als nur ein Stein:).

Katla: Ein kleines, unsicheres männliches Ego
Um Missverständnissen vorzubeugen: Das schreibst Du, Katla – und nicht A. Schwarzer vor dreißig Jahren …

Lassen wir‘s gut sein für heute, seit ich durch Dich die Nicht-Biofrauen kennengelernt hab, fühle ich mich als Bio-Mann total okay.

Allerfreundlichste Grüße und nichts für ungut, sondern alles für gut!
José

 

Hallo @Billi ,

um vielleicht etwas Ordnung reinzubringen. Du schreibst über ein sensibles Thema. Das merkst Du anhand der Kommentare selbst. Ich bin mir sicher, dass das in den besten Absichten geschehen ist. Aber es gibt ein paar Stellen, die Webby und Katla zitieren, bei denen fühlt man sich als Leser:in unwohl.
Ich vermute, dass das daran liegt, dass Du die ersten Schritte in der Schriftstellerei machst (wenn dem so ist, dann ist das jedenfalls ein gutes Startkapital) und Dir einfach noch etwas die Erfahrung im Figuren-Building fehlt.

Denn, so ist nun einmal die bittere Wahrheit, es gibt diese Männercliquen, die ihresgleichen gleich als ”Schwulste” oder “schwule Sau” beschimpfen, wenn auch ein nur zu anerkennender Blick oder ein Lob (vielleicht noch über das Aussehen) an einem Mann geschenkt wird.
Ich könnte mir vorstellen, dass Dein Prota gar nicht ernsthaft meint, dass ein Mann gleich schwul wird, wenn er mit einem Mann schläft, sondern, dass er dieses Urteil von anderen (vom wem?) befürchtet. Für ihn ist dieser Schritt vielleicht lebensverändernd, vielleicht begehrt er damit auf gegen eine religiöse Gemeinschaft, ein konservatives Elternhaus, seine Clique. Vielleicht hat er auch gerade geheiratet. Das, was Deiner Geschichte fehlt, sind die Hintergründe Deiner Figur, die den Konflikt spüren lassen. Vielleicht muss er sich auch selbst etwas eingestehen, was er schon lange weiß?
Denke vielleicht noch einmal drüber nach, wer eigentlich genau der Ich-Erzähler ist. Gehe wirklich in ihm hinein. Was denkt er, was spürt er? Ist er verwirrt, verliebt? Wie fühlt sich das an? Welche Sorgen hat er?

Das Gegenüber ist natürlich schwerer zu fassen. Das macht mir auch Probleme, dieses ”nur heterosexuelle Männer sind richtige Männer”. Aber vielleicht meinst auch Du das anders. Vielleicht ist es nur ein bestimmtes Gebaren, das Dein Konterpart nicht mag. Vielleicht ist er einfach nicht der CSD-Typ. Mag keine Parties und Kneipen und hat Probleme, Männer kennenzulernen. Und dann trifft er eben diesen Mann, ist sich aber unsicher, ob der überhaupt die gleichen Neigungen hat. Vielleicht flirtet Dein Prota mit der Parfumverkäuferin. Das ist jetzt etwas in den Raum gedacht und Du sollst das so keinesfalls übernehmen.
ich möchte nur anregen, dass Du über Deine Figuren nachdenkst und wer sie eigentlich sein sollen. Vor allem solltest Du auch darüber nachdenken, welche Message Deine Geschichte vermitteln will. Das Ende ist nämlich tatsächlich etwas verwirrend und noch unausgereift.

Auch bei Kurzgeschichten kann man sich durchaus eine kurze Prämisse schreiben und sich die Frage stellen, wo stehen meine Figuren am Anfang und wo sollen sie am Ende stehen, wie sieht der Weg dahin aus?

Ich kann nämlich nachvollziehen, warum hier die eine oder andere Emotion aufkommt. So hingehauen, ohne ein Wissen über die Figuren, liest sich so manche Zeile sehr vorurteilbeladen.


Lass Dich nicht entmutigen. Dein Schreibstil hat durchaus auch gute Ansätze. Arbeite noch ein wenig an Rechtschreibung und Grammatik und am Storybuilding. Dann wird das sicher etwas, aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und selbst der beste Autor/die beste Autorin tritt bisweilen in ein Fettnäpfchen. Ist mir vor Kurzem auch passiert, indem ich ohne es zu wollen, jemanden mit meiner Story-Idee beleidigt habe. Gelernt habe ich daraus, dass man tief über seine Figuren nachdenken und genau wissen muss, warum sie sind wie sie sind und weshalb sie etwas tun.

Liebe Grüße
Mae

 

Um das Schwulenbild des Autors mache ich mir keine Sorgen
Na dann brauch ich mich nicht darüber wundern, wieso dir diverse Sätze im Text nicht auffallen. Deine komplette Antwort spricht Bände. Ich dachte ja die Geschichte hier wäre noch der größte Blödsinn, aber nein, es gibt tatsächlich noch eine Steigerung.

Es gibt Schlimmeres, als einer Schwuchtel eine zu kleben.
Ich nehm jetzt einfach mal an, dass du diesen Satz im Kontext der Geschichte so beschissen ausgedrückt hast, andernfalls dürftest du dich jetzt von hier verpissen, ich sags mal so deutlich.

 

Hallo @Billi ,
leider kann ich mit deiner Geschichte nicht so viel anfangen. Das Überbringen irgendeiner Message wirkt so rudimentär und krampfhaft, dass es schwer fällt, zu glauben, du hättest dich richtig mit dem Thema auseinandergesetzt. Schade eigentlich, da der Schreibstil gut ist. Die Zeichensetzung hingegen ist wirklich nicht gelungen, aber das wurde ja schon erwähnt.
mein paar Beispiele und Anmerkungen meinserseits:

Niemand da nur wir beide
Niemand da, nur wir beide.
Nuttendiesel
Das ist gut?
rieb mir den Schwindel aus der Stirn
hat mich rausgerissen. Aus der Stirn reiben? Meiner Meinung nach befindet Schwindel sich im ganzen Kopf.
sehen. Er hatte sich ernsthaft in mich verliebt
So schnell verliebt er sich? Oh Himmel
Aber ...«
»Ich suche einen Mann. Einen richtigen Mann. So einen wie dich. Schwuchteln kann ich eine Menge haben. Jedoch mein Herz ist begierig nach dir. Ich will schwul sein. Richtig schwul und nicht mit anderen Schwulen zusammen sein. Das sind keine Männer, so wie ich sie brauche. Verstehst du? Die können mir nicht das geben, was mir fehlt.«
Die Stelle ist grauenhaft. Erst einmal, woher will der denn wissen, wie genau der Prota drauf ist? Was macht den Prota seiner Meinung nach zu einem "richtigen Schwulen"? Das ist so wahnsinnig oberflächlich. Hätte er das wenigstens ein bisschen erklärt, würde die Sache schon ganz anders aussehen.

Eine Spinne, warf mit gierigem Blick ihr Fangnetz nach mir aus. Ich war jetzt Opfer und Lustobjekt eines Schwulen.
Das finde ich einen coolen Vergleich.

Sorry für die zwei leeren Zitate. Hatte die versehentlich markiert und wieder gelöscht. Ist immer ein Gefummelt am Handy?.
So… das war’s erstmal von meiner Seite. Wünsche ein schönes Restwochenende. Bleib am Ball. Gruß

 

Hallo @Billi ,

bedankst du dich nur für Lob? :susp: Das ist weder im Sinn dieses Forums noch besonders höflich. Es haben noch mehr Leute deinen Text gelesen und kommentiert.

Ich finde ja, um im Tonfall des OP zu bleiben, du solltest deinen Mann stehen und etwas zu deinem Text bzw. deiner Intention sagen. Wie wärs?

So mit "Ja, danke und tschüß" lernst du schließlich gar nix hier, dann ist das ganze Einstellen auch für die Katz. Nur die Auseinandersetzung würde dir was bringen. (Möglicherweise, schwer zu sagen letztlich.)

Cheers,
Katla

 

@Katla Du hast recht. Aber es ist nur so, dass ich wirklich verunsichert bin durch die persönlichen Anfeindungen. Ich weiß einfach nicht was ich da schreiben soll. Zumal einiges in meinen Text hinein interpretiert wird, das nichts mit der Geschichte zu tun hat. Katlan würde den Text am liebsten versenken. (Zensur?) Webmaster würde mich am liebsten hinausschmeißen. Ich dachte intelligente und selbstsichere Menschen könnten über ein Thema auch, wenn es heikel ist, diskutieren. Aber mal ehrlich. Ich habe keine Chance, wenn ich von vornherein in eine Schublade gelegt werde. Mal ehrlich, es ist ein Paradox. Ihr verhaltet Euch genauso wie ihr es mir vorwerft. Betonköpfe ohne Toleranz und Humor? Stephen King schreibt in das Leben und das Schreiben. Vulgäres Vokabular ist die Armut mittelloser Autoren. Wie gesagt bin ich etwas verschüchtert und kann nichts aus dem Ärmel schütteln. Aber schießt ihr nicht mit Kanonen auf Spatzen? Du erinnert mich an meinen Lehrer, der seine Schüler Bleischuhe gefüllt mit Vorwürfen an die Füße band, um sie am Fliegen zu hindern.

 

Hallo @Billi,

ich trenne im Folgenden dich als Autor von den Figuren und Handlungen in deinem Text.

Ich denke, was in deiner Kurzgeschichte falsch läuft, sind zwei Dinge: Der humorige Ton und das Verwenden von Klischees.

Zu Klischees wurde schon einiges gesagt, das ich unterstreichen kann. Dass das Verwenden von Klischees in deiner Story ein Problem ist, gehe ich aus diesem Grund mal aus handwerklichen Gründen an, abseits der Frage, ob es moralisch richtig ist, solche Figuren zu schreiben.
Klischees kennen deine Leser bereits; eine neue, frische Figur abseits von Klischees zu schreiben, die mehrdimensional ist und das Klischee auch da bricht, wo man es als Leser nicht erwartet, ist gute Literatur. Wenn du den x-ten abgehalfterten Cop im Fernsehen siehst, der einen Mordfall löst und eine Affäre hat, ist das totlangweilig. Du musst der Figur etwas Eigenes, Neues geben und das Klischee brechen. Manchmal ist es auch gut, das komplette Gegenteil von dem zu nehmen, was der Leser eigentlich annimmt. Z.B. ein weiblicher Cop, der asexuell ist. Ist jetzt nur ein Beispiel. Wie das in dem Text hier aussehen könnte, musst du dir selbst überlegen.

Ich drehte mich um zu dem Kerl und war kurz davor auszurasten. Nur, was zum Teufel, sollte ich ihm ins Gesicht brüllen? Unhöflich war er nicht, jedoch verdammt lästig.

Ich finde allerdings, eine Geschichte über Belästigung hat auf jeden Fall die Berechtigung, geschrieben zu werden. Allerdings stimmt der Ton hier nicht - das Humorige passt nicht zum Ernst der gezeigten Szene. Der humorige Tonfall des Erzählers in Verbindung mit den (negativen) Klischees über Homosexuelle gibt einen seltsamen Geschmack und kann die Vermutung aufkommen lassen, dein Erzähler oder du als Autor möchte sich über irgendwen lustig machen.

Meine Frage wäre: Weswegen hast du dich in deinem Text dafür entschieden, einen humorigen Erzähler zu verwenden?

Das scheint mir einfach unpassend, nicht mal nur aus den bereits genannten Gründen, sondern ich sehe den Sinn darin für den Text auch nicht. Du könntest auch eine Vergewaltigungsszene schreiben und sie deinen Erzähler humorig erzählen lassen, bspw. aus dem Grund, dass der Leser die Psychopathie deiner Figur erlebt und versteht - dann wären wir bei American Psycho. Aber hier sehe ich den Grund nicht, weswegen dein Erzähler humorig erzählt.

Ja, gerade bei so einem heißen Thema wie deinem gewählten ist Recherche goldwert. Mein Vorschlag wäre, dich zu erkundigen, wie Schwule heute leben und wie in dieser Community Belästigung stattfinden kann, meinetwegen auch gegen Heterosexuelle. Das gibt es ja und darüber kann auch geschrieben werden. Sobald du recherchierst, wirst du auf Infos stoßen, die das Klischee über Homosexuelle und sexuelle Übergriffe brechen werden.
Das Ganze ohne den humorigen Ton erzählt, und dein Text wird ganz anders dastehen.

Beste Grüße
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Katlan würde den Text am liebsten versenken. (Zensur?) Webmaster würde mich am liebsten hinausschmeißen. Ich dachte intelligente und selbstsichere Menschen könnten über ein Thema auch, wenn es heikel ist, diskutieren.
Hallo Billi,

Katlan (oh, zwar nicht meiner, aber auch ein cooler Nick ;)) ist absolut gegen Zensur, sowohl hier wie in der freien Wildbahn da draußen.

Was hat meine Kritik mit Selbstsicherheit zu tun? Ich hab absolut keine Probleme mit meiner Identität. Meine schwulen Freunde auch nicht.

Bottom line: Wenn du eine intelligente Diskussion möchtest, wäre es sinnvoll, einen intelligenten Text zu schreiben.
Und dich dann intelligent mit den Komms auseinanderzusetzen, anstatt einen kontroversen Text einzustellen und dann bei der leisesten Kritik mimimi rumzuflennen.

Das bedeutet: keine Klischees verbraten. Bist du dir nicht sicher, was das Klischee eines Schwulen ist, musst du - so du nicht selbst dazugehörst, was ich einfach von dem Setup / deinem Tonfall in der KG mal völlig ausschliesse - gründlich recherchieren. In Own-Voices-Texten.
Identitäten nicht zu verstehen, sie aber dann 100%ig negativ in Fiktion zu behandeln, ist nicht intelligent und regt die Leser weder zur Diskussion noch zum Nachdenken an.
Vor allem, wenn das seit Jahrzehnten obsolet gewordene negative Klischees sind, von denen man dachte, sie seien endlich durch. Ich kenne solche Haltungen aus Romanen und Filmen, aus Täterbehauptungen bei Übergriffen und dumpfen Karnevaljokes in und auswendig. Da gibt es nix Nachzudenken. Man bekommt auch nix zum Nachdenken, wenn jemand einen platt rassistischen Neonazitext hier einstellt. Das sind Konzepte, die man hundertfach gesehen und gelesen hat.

Niemand zwingt dich, einen proschwulen Text zu schreiben. Niemand zwingt dich, Männer zu mögen - heten, schwule oder Incels. Aber was du brauchst, ist eine durchdachte Figurenkonzeption jenseits eines dummen Kalauers. Die Figur kann negativ sein - viele von uns schreiben empathiegstörte Psychopathen, Mörder/Serienkiller, Vergewaltiger vielleicht. Alles Figuren, mit denen wir uns nicht identifizieren mögen, aber deren Untiefen man gut in Prosa ausloten kann. Mach sowas. Schreib etwas, in dem ein Heteromann und ein Schwuler aufeinandertreffen, wo Dinge nicht laufen, wie sie sich das erwartet haben. Misskommunikation, Vorurteile, Psychopathologie / ein überkommenes, normiertes, anerzogenes Männerbild, durch das auf Konflikte schnell mit völlig unangemessener Gewalt reagiert wird. Wo sich der Täter als Opfer fühlt (auch zu beobachten bei Heten, die ihre Ehefrauen misshandeln). Irgendwas Kluges, gut beobachtet, gut analysiert, mit einer individuellen Haltung. Dann kann man über ein Thema nachdenken.

So eben nicht.

Ist es sinnvoll, als Schreibanfänger an ein solches Thema ranzugehen? Ich denke, nein. Weil du jetzt, nach einem kleinen Hauch Gegenwind, schon keine Kraft und keine klare Haltung mehr findest. Weil du jetzt schon nicht mehr weißt, wie mit deinem eigenen Text umzugehen.

Bau dir eine Geschichte, bei der du den Überblick behalten kannst, in dem du dich sicher fühlst. Dazu kommen ja immer noch: Probleme mit RS und Kommata, Stil, Plot, Konflikt und Charakterzeichnung. Damit sollte es klappen, bis man an heikle Themen geht, die einem dann vllt. um die Ohren fliegen.

My unasked-for advice.

Cheers,
Katla

 

@zigga Danke für deine Gedanken. Das Humoristische ist beim Schreiben einfach eingeflossen. Manchmal entwickeln sich Geschichten beim Schreiben mit einer Eigendynamik, als würden sie leben. Natürlich möchte ich niemand beleidigen, sondern unterhalten. Das mit dem Klischee wird mir jetzt bewusst und du bringst es auf den Punkt. Danke.

 

Nabend @Billi,

jede Zeit hat ihre Themen, die polarisieren. Ich erinnere mich an meine Mom, die meinen Vater darum bat, arbeiten zu dürfen. Schließlich sei ich schon in der Fünften und da könne sie ja vormittags was tun. Nee. Sie bohrte und bohrte. Okay. Aber ihr Lohn ging auf das Konto meines Vaters. Im Gesetz geregelt. Mit meiner 1. Freundin bin ich 1979 zur Frauenärztin (einer Generalin), weil mich meine Freundin darum bat. Im Wartezimmer lag die Emma. Vorne drauf ein Mann mit Baby, der Erziehungsurlaub machen wollte. Alles lachte. Nicht die Frauen im Wartezimmer (hauptsächlich sehr junge).

Ich erinnere mich aber auch, dass meine Mutter niemals etwas anderes als Schokokuss zu den Dingern sagte, weil das N-Wort für sie unerträglich und eine Herabwürdigung war. Sie erklärte es mir. Ich konnte es nachvollziehen und folgte ihrer Meinung.

Meine Kumpels taten dies nicht und es gab das N-Wort und das Z-Wort, auch in wüsten Beschimpfungen, herablassend. Meine Oma väterlicherseits erklärte mir, dass Männer mit großen Hakennasen ausschließlich Juden wären. Und in einem Betrieb, in dem ich mal arbeitete, feilschte ein Mann um ein paar Prozente Rabatt. Die Chefin sagte, als er draußen war: "So ein Jud!"

Einer meiner Lehrer war eines Tages nicht mehr da. Suspendiert und Strafanzeige. Er mochte Männer. Und mein mehr als harmloser Kunstlehrer, der uns mit nichts anderem als Kunst traktierte, nie auch nur ein Wort Politisches äußerte, wurde aufgrund des Radikalenerlasses vom Schuldienst entfernt. Man hatte ihn bei Veranstaltungen des KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland) gesehen. Er war einer der wenigen Lehrer, die auf Augenhöhe mit uns waren, uns akzeptierte als Menschen.

Dagegen waren Rektorat, Geschichtslehrer, Deutschlehrer Altnazis oder neue Rechte, mit relativierenden Aussagen zu Holocaust (kam damals auch als Fernsehserie), sie behandelten die nicht so Schlauen wie Abfall, lachten über sie, machten sie lächerlich ... diesen Lehrern passierte nichts.

Lange Rede, kurzer Sinn: je komplexer ein Thema ist, desto mehr ist es die Pflicht (bspw. eines Journalisten oder Autors) sich hineinzuarbeiten, alle Facetten kennenzulernen, für sich eine Aussage zu finden in dem, was er schreiben will. In der Tat steigt der Grad der Verantwortung mit dem Grad der Komplexität und gesellschaftlichen Relevanz eines Themas. Wir sind eben nicht mehr in den 70ern, 80ern etc.

Alte Krusten brechen auf. Und das ist gut so. Wenn du als Autor einen in dieser Zeit sozialisierten Menschen in heutiger Zeit darstellst (als Beispiel), dann entstehen unweigerlich Konflikte. Die kannst nur du auffangen. Nicht die Leser. Du kannst als Autor das N-Wort oder das Z-Wort oder alles andere benutzen, aber du musst deine Protas irgendwo verankern. Wenn dein Prota "Schwuchtel" sagt und dabei raushaut, dass er das schon immer so gesagt hat und er sich das nicht verbieten lässt, hast du ihn schon verortet. Nämlich bei - so scheint es - Unbelehrbaren oder den Verbitterten (durch was auch immer).

Nicht nur bei uns verändert sich die Welt, sie tut es überall. Auf jedem Kontinent, in jedem Land. Und wer genau beobachtet, sieht, dass die Menschenwürde an erster Stelle steht. Diese Veränderung, die Akzeptanz, die Einsicht, dass jeder Mensch eine Würde hat, unter die niemand gehen darf, ist in dieser Größe und Wucht eine neue Entwicklung. Autor:innen greifen das auf. Auch in negativer Weise (da denke ich mal an den Antaios-Verlag oder Kopp, die Ewiggestrigen). Natürlich darf jede/r Autor:in das schreiben, was sie/er möchte - solange das StGB nicht berührt wird - aber es kommt immer mehr Gegenwind.

Es liegt in der Natur der Dinge, dass mancher Gegenwind über das Ziel hinausschießt, dass die Korrektheit auf die Spitze getrieben wird. Aber auch das ist normal in einer Zeit des Umbruchs. Und auch hier können Autor:innen wieder eine helfende Funktion einnehmen, indem sie - vielleicht auch auf satirische Art - irreale Auswüchse darstellen; aber das wäre dann schon die hohe Kunst.

Tatsache ist aber, dass man nicht mehr einfach so drauflos schreiben kann. Unsere Zeit benötigt und verlangt mehr Verantwortung. Von allen. Kinderbuchautor:innen wissen das und beschäftigen sich intensiv mit einer guten Ausarbeitung. Dein Text wäre in den 70ern nicht aufgefallen. Heute tut er das. Nicht nur bei den Wortkriegern. Überall. Meine Frau ist Pressechefin eines soliden, weltweit agierenden Mittelstandsbetriebes. 70 Länder, viele Sprachen. Sie weiß davon zu berichten, dass sich Sprache in der Tat überall ändert, auf Geschlechter Rücksicht nimmt, niemanden mehr ausgrenzt, dass extra Konferenzen stattfinden. Und das ist gut so, denn es stellt zum ersten Mal alle Menschen auf eine Ebene. So wie es sein soll. Dein Text wäre bei ihr sang- und klanglos durchgefallen.

Man kann sich diesem im Moment stattfindenden Wandel entziehen, widersetzen, das Recht haben alle. Aber dieser Waggon wird im Bahnhof auf dem Abstellgleis stehenbleiben. Diesem Abstellgleis müssen sich alle stellen. Kirche, Gesellschaft, Politik, Schulen, Schriftsteller:innen, Journalisten ... es ist nicht mehr die Zeit für "einfach mal so schreiben". Bei solchen Themen zumindest nicht. Es ist wichtig, dass man sich bewusst macht, was geschieht drumherum, nehme ich teil oder lehne ich alles ab. Teilnehmen oder ablehnen, schon hast du Kernthemen eines Textes. Danach richtest du deine Protas aus. Bewusst.

Morphin

 

@Morphin Dein Text berührt mich. Es stimmt, ich habe nicht über Verantwortung nachgedacht. Warum auch? Ich bin am Anfang und im kreativen Schreibunterricht lernten wir nur an den Worten zu feilen. Ich merke selber an mir, wie Worte mein Denken beeinflussen. Die Beschuldigungen von Katlan z. B. können jemanden in die Ecke treiben, die er eigentlich nicht will und die er aus Sturheit auch nicht mehr verlassen möchte, oder kann. Er hat mir die Türe vor der Nase zugeknallt und Du machst sie wieder auf. Ich habe viel mit Menschen zu tun. Verschiedene Nationalitäten und Hautfarben. Ich arbeite mit Religiös andersdenkende zusammen und habe keine Berührungsängste oder Vorurteile. Natürlich ist meine Geschichte ein Teil von mir und ich habe mir auch Mühe gegeben als ich sie schrieb. Ich will nicht lügen und muss es auch nicht. Es war ein Fehler in meiner Denkweise, aber Nachhinein erkenne ich das Positive im Schlechten. Ich meine das nicht sarkastisch, sondern es ist eine Perle der Weisheit, die man sich auf die Halskette des Lebens auffädeln kann, wenn Du verstehst, was ich meine. Ich bin sicher ich werde noch viel Fehler machen und in einige Fettnäpfchen treten aber nicht mit Absicht oder Mutwillig. Und schon gar nicht um jemanden zu schädigen, das kannst Du mir glauben. Dafür liebe ich mein Hobby zu sehr.
Ich danke Dir vielmals für Deine Mühe, weil Du mir diesen Text geschrieben hast. Er ist sehr persönlich und ich habe verstanden.

 

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