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Thema des Monats Beinahe Routine

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16.03.2003
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Beinahe Routine

Beinahe Routine

Kauend saß Andreas an der Zielvorrichtung des Katapultes. "Sag mal denen da oben, die solln das Schiff ruhig halten," beschwerte er sich bei seinem Kollegen.
"Das Schiff ist in Position, es liegt nur noch an dir," antwortete Michael.
"Is ja gut, ich will nur kein Risiko eingehn."
"Was machst du so ein Theater, Andy? Das Ziel ist doch riesig."
"Die Entfernung ist auch nich grad klein, mit der Strecke potenziert sich die Abweichung. Wir müssen Treffen, wenn wir diesen Auftrag vergeigen wird’s wirklich teuer. Der Schadenersatz kann unsre Firma in den Ruin treiben. Das ist dir doch klar, Mike?"
"Ja, aber lass dir nicht zu viel Zeit. Wir haben für diese Aktion einen genauen Termin."
"Wir haben noch fünf Minuten." Andreas sah auf die Uhr. "Na gut vier n halb."
Wenig später waren Schiff und Katapult genau ausgerichtet. "Geht in Position," wurden die Beiden von der Brücke ermahnt, "wir gehen gleich auf Sendung."
Die beiden ehemaligen Weltraumsoldaten zupften sich noch ihre Paradeuniformen zurecht. Andreas verschluckte sein Kaugummi. Das rote Lämpchen zeigte ihnen an, das die Kamera auf Sendung ging. Das Geschoss wurde von anderen Soldaten in Paradeuniform hereingeschoben. Es war etwas über zwei Meter lang, einen guten Meter breit mit ovalem Durchschnitt und abgerundeten Enden. Der schwarz lackierte Metallsarg war auf Hochglanz poliert.
Jemand hielt auf der Brücke eine Rede, die im ganzen Raumschiff und in Milliarden Haushalten auf der Erde gehört wurde.
"... und so wollen wir unserem verstorbenen Präsidenten posthum seinen Wunsch erfüllen, einmal auf dem Jupiter zu landen."
Das Katapult schoss den Sarg aus der Schleuse. Die Kamera im Abschussraum wurde ausgeschaltet. Nun verfolgten die Außenkameras die Flugbahn des Sarges. Die Männer blieben der Form halber noch einen Moment stehen, doch dann hatten es die jungen Soldaten eilig zu gehen.
Andreas setzte sich hin und zündete sich eine Zigarette an. "Hey, und was ist mit dem Rauchverbot?," wurde er von Michael ermahnt.
"Pfeif drauf, wir sind schon Wochen unterwegs und werden noch Wochen unterwegs sein. Auf die Dauer schmecken mir die Kaugummis nich mehr. Is mir egal, was der Alte sagt."
Er seufzte. 'In ungefähr drei Stunden wird der Präsident der Erde im Roten Fleck verschwinden,' ging es dem alternden Schützen durch den Kopf. 'Heutzutage lässt sich jeder, der es sich leisten kann, im All bestatten. Letztes Jahr haben wir sogar Johannes Paul IV in die Sonne geschossen. Ich hab schon aufgehört zu zählen. Zum glück wird nich jeder Abschuss live übertragen. Die Uniform kratzt.'
Michael sah in den Computer. "Als nächstes haben wir einen Sarg mit mehreren Kleinkindern," stellte er fest. "Da habe ein paar Familien für ihre Totgeburten zusammengelegt. Sie sollen von der Marsbahn aus senkrecht an den Rand des Systems geschossen werden."
"Wenn kein Komet die Bahn kreuzt sind die kleinen einige Jährchen unterwegs," sagte sein Kollege.
Das typische Brummen der hochfahrenden Maschinen verriet ihm, das sich die Styx auf den Weg machte.
Andreas lies den Zigarettenstummel in einem kleinen Etui verschwinden. Er wollte sich umziehen, und dann endlich was Essen.
Auf dem Weg von seiner Kabine zur Kantine kam er am Sarglager vorbei. "Ach ja, ich muss ja noch die Lampe reparieren," fiel ihm dabei ein. "Am besten mach ich das jetzt sonst vergess ich es wieder." Er machte sich an die Arbeit. Mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen, einer Leiter unter den einen und dem Werkzeugkasten unter dem anderen Arm, betrat er das dunkle Lager. Als er auf die Leiter stieg dachte Andreas: 'Manchmal hat die künstliche Schwerkraft auf Nachteile. Ohne sie könnte ich zur Lampe hochschweben. Na ja. Hätt ich heute nicht verpennt, hätt ich's ja auch schon vor der Beerdigung vom Präsi gemacht.'
Mühsam schraubte der Raumfahrer die Lampe auf. Den Fehler hatte er schnell gefunden, ein Kabel hatte sich gelöst. "Wahrscheinlich hat es sich schon beim Start gelockert. Und als wir gestern dem Astroiden ausweichen mussten, isses dann rausgerutscht."
Das Licht ging wieder an. "Oh je, ein paar Särge sind bei dem Manöver gestern auch verrutscht," stellte Andreas mit einem Rundblick fest. "Die Dinger sehn alle gleich aus. Hoffentlich haben die Jungs von der Ehrengarde auf die Seriennummer geguckt."
Er ging an den großen Kapseln vorbei, dabei sah er sich die Nummern an. "Das ist die ehemalige Miss Universum, die zur Venus will..." Andreas kannte nicht alle Nummern auswendig aber er hatte sich die nächsten Aufträge gemerkt.
"Hier sollten doch die Kinder liegen," wunderte er sich, "die hatten doch ne andere Kennung. Aber die kommt mir auch bekannt vor."
Neben dem Eingang zum Lager war ein Terminal in der Wand. Dort fragte er die Nummer ab. "Oh, Scheisse!"

 

Hi @ll,

das ist mein Beitrag zum Thema des Monats Juli 05. ;)
Ich hoffe die Geschichte fällt nicht völlig durch.

Gruß
Shinji

 

Jou. Wirklich eine lustige Idee. Ein wenig träge geschildert, hauptsächlich mit einem wenig pointierten Dialog.
Die Pointe fand ich nicht so gelungen. Eine einfache Verwechslung, naja. Okay, aber haut mich nicht um.

 

Tja, da kann ich mich UWe nur anschließen.

Die Idee is wirklich super :thumbsup: und bietet unheimlich Potential. Leider lässt du das ganz schön ungenutzt. Der Dialog ist zwar nicht pfad aber auch nicht wirklich herausragend. Und das Verwechslungsende kommt auch nicht wirklich zündend herüber. Gut, dann haben die halt den falschen Sarg in den Jupiter geschossen. Was solls schon :schulterzuck:
Da ließe sich doch noch was machen, oder ?


lg
Hagen

 

Hi Uwe, hallo Hagen,

wenigstens scheind ja die Grundidee angekommen zu sein. :)
Das die Geschichte so unausgegohren wirkt liegt zum Teil auch daran, das ich sie an einem Streifen eingetickert und dann ohne Überarbeitung gleich gepostet hab. Wär wohl besser gewesen sie noch n paar Tage ruhen zu lassen, und dann zu überarbeiten.
So isses halt nur ne kleine Story für die Mittagspause.

Gruß
Shinji

 

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