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Beobachtet (Ein kriminalistischer Einakter)

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22.01.2005
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Beobachtet (Ein kriminalistischer Einakter)

Samstagmorgen. Die Sonne scheint. Noch ein paar Stunden, dann endlich Wochenende.
Ich sehe den A6 auf den Personalparkplatz des Supermarkts rollen. Leise, nahezu geräuschlos. Vor dem Schild „Nur für die Geschäftsleitung“ bleibt er stehen.

Behände steigt ein Mann aus. Ich habe ihn erwartet, doch sein Anblick schnürt mir trotzdem die Kehle zu.
Er lässt sich Zeit, die lederne Aktentasche herauszuholen, das Handy, eine Zeitung. Er hat Zeit, ihn treibt keiner an.
Keiner erwartet, dass er pünktlich ist. Alle warten auf ihn.
Alle wissen, dass er entscheidet. Das wird er heute tun.
Er lächelt gefährlich. Ich beobachte ihn.
„Heute mache ich sie zur Sau“, sagt er zu sich selbst.
Wieder lächelt er.
Ich stehe hinter dem Bürofenster. Er weiß nicht, dass ich von den Lippen lesen kann.
Ich habe Angst. Er wird seine Macht zementieren. Und vielleicht noch viel Schlimmeres.
Ich wende mich ab; es würde nicht gut aussehen, wenn er mich bemerkt, wie ich ihn beim Aussteigen beobachte.

Seit neun Monaten ist er unser neuer Geschäftsführer, nein, Regionaldirektor, zuständig für mehrere Verkaufsfilialen. Er hat mich eingestellt, mein Büro eingerichtet, ich berichte direkt an ihn, nicht an den Filialleiter.

„Morgen“, wird ihn jetzt die Melanie am Empfang begrüßen. Er wird nach Nachrichten, einem Fax oder einem E-Mail fragen. Melanie wird ihm nonchalant sagen, dass nichts angekommen ist und…

Ich höre seine Schritte auf dem Gang. Er drückt die Klinke herunter.
„Hallo Marco!“
„Guten Tag, Herr Bülow“, antworte ich höflich.
Er lässt seinen Blick über die acht Bildschirme und die drei PCs schweifen, die vor mir aufgebaut sind: „Hast du sie gekriegt?“
„Jaja“, bestätige ich, lege eine Kassette ein und spiele eine aufgenommene Sequenz ab: „Kamera fünf bitte.“

Der Bildschirm mit der Nummer fünf zeigt jetzt eine Frau, die sich auf einer Toilette einschließt. Die ganze Szene ist von einer Kamera gefilmt, die sich unter der Decke befindet.
Anstatt das Klo zu benutzen, legt die Frau einen Stapel an DVD auf den Klodeckel. Sie öffnet ihren weißen Kittel, den hier alle Verkäuferinnen tragen. Eine DVD nach der anderen verschwindet in den Innentaschen des Kittels und hinter dem Gürtel ihrer Hose. Die Verkäuferin verlässt die Toilette, nachdem sie den Kittel wieder geschlossen hat.
„Gut. Und beim Verlassen des Supermarkts?“ Bülow wirft sich in den freien Drehsessel neben mir, fast ein Zeichen seiner Anerkennung.
„Kein Problem“, antworte ich und wechsele schnell das Band. Meine Hand zittert etwas. Warum habe ich Angst? Ich mache doch nur meinen Job.
Auf dem Bildschirm erscheint ein halbdunkler Gang, durch den ein Mann schreitet.
„Der Personalausgang, fünf Minuten später“, erkläre ich.
Nun erscheint dieselbe Frau auf diesem Video. Sie durchschreitet den Gang; ihr Kittel wirkt wie aufgebläht; sie trägt eindeutig etwas darunter.
„OK“, kommentiert Bülow, „ruf Miriam herein.“
Ich nicke, hebe das interne Telefon ab, wähle, spreche: „Melanie, schickst du Miriam in den Kontrollraum?“ Ich warte die Antwort meiner Kollegin gar nicht ab, sondern hänge sofort ein.
Bülow und ich hören Melanies scheppernde Lautsprecherstimme im Supermarkt: „Frau Hellenstadt zur Zentralkasse, Frau Hellenstadt bitte.“
Eine Minute vergeht. Eine lange Minute. Bülow wippt in seinem Drehsessel hin und her und starrt Löcher in die Decke.
Eine weitere Minute.
Ich wechsele Ansichten auf meinen Kontrollkameras und tue so, als ob ich was zu tun habe.

Schritte im Gang. Frauenschritte.
Zögerndes Klopfen an meiner Bürotür.
Ich räuspere mich: „Ja bitte?“
Die Tür schwingt auf. Miriam Hellenstadt erscheint im Rahmen. Bleich. Ihre Hände krampfen sich um das Walkie-Talkie.
„Tür zu“, sagt Bülow grußlos.
Die Angestellte gehorcht.
„Ruf Timm dazu.“ Das galt mir.
Ich nehme wieder den Hörer, die Nummer, dann: „Der Filialleiter soll auch zu Bülow kommen.“
Diesmal verkündet die Lautsprecherstimme: „Herr Piehler bitte, Herr Piehler wird an der Zentralkasse verlangt.“

Bülow wendet sich Miriam zu, hebt leicht die Nase und nickt ihr fast unmerklich zu: „Da, leg dein Talkie-Walkie ab.“
Die junge Frau spannt die Mundwinkel an und legt dann das schwarze, schweißnasse Gerät auf dem Bürotisch ab.
Bülow ignoriert sie jetzt wieder vollkommen und fragt mich: „Was ist auf der drei?“
„Das ist die letzte Kamera, die wir eingerichtet haben. Auf dem Wetterdach des weit entferntesten Abstellplatz der Einkaufswagen.“
„Und?“
„Letzte Woche haben wir eine Gruppe von Jugendlichen geschnappt, die sich hier unbeobachtet fühlte und gestohlene Rasierklingen und Deos aus den Jacken und Hosen holte.“
„Gut“, sagt der Chef tonlos.
Es tritt Schweigen ein.
Er braucht nicht zu wissen, dass ich von ihren Lippen las und so ihre Vornamen herausbekam.
Langsam, fast wie in Zeitlupe, dreht Bülow den Kopf hoch zu der jungen Frau, die immer noch unruhig, das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagernd, vor ihm steht.
„Du weißt, warum du hier bist?“
Schweigen.
Die Frau starrt ihn mit großen Augen an.
Bülow dreht im Sessel von rechts nach links, von links nach rechts.
Seine Mundwinkel weisen nach unten. Aber eigentlich genießt er diesen Augenblick. Die erste Salve ist abgeschossen. Die zweite wird kommen. Miriam beißt sich auf die Lippen.
Ich tue so, als ob mich das nichts anginge.
Auf Kamera vier wird ein Kleinkind in der Drehtür von seiner Mutter getrennt. Ich lasse die Drehtür langsamer laufen. Die Mutter setzt ihren Sohn in den Kindersitz des Einkaufswagens.

Jetzt höre ich schnelle, aufgeregte Männerschritte im Gang vor meinem Büro. Ein älterer Herr Mitte Fünfzig, Timm Piehler, poltert herein. Verwirrt, zwischen Verärgerung und Demut: „Herr Bülow, Sie hatten ihren Besuch gar nicht angemeldet.“
Bülow schaut auf den Fußboden vor sich, vermeidet einen direkten Sichtkontakt: „Timm, das Klopfen verlernt?“
„Äh, ich dachte…“
„Kein Problem“, würgt Bülow ihn ab.
Schweigen.
Dann dreht er sich mir zu: „Marco, Film ab.“
Bülow weist ohne weitere Erklärungen auf Kamera fünf. Miriam erscheint auf dem Klo mit den DVDs.
Bülow dreht den Kopf zu den beiden Vorgeladenen, um deren Reaktion zu beobachten. Miriams Augen weiten sich. Herr Piehler massiert sich nervös die Unterlippe. Der Filmausschnitt ist zu Ende.
Bülow fragt: „Erkannt?“ und schaut Miriam an.
„Aber… aber das waren doch Restposten, die gingen doch sonst sowieso auf den Müll“, verteidigt sich Miriam. Sie ist rot im Gesicht vor Scham und Aufregung.
Bülow grinst in sich hinein: Ein so schnelles Geständnis… das war wirklich zu einfach.
Nach außen hin bleibt er hart: „Diebstahl bliebt Diebstahl.“
Piehler ist wie erstarrt.
„Und hier sehen wir die voll bepackte Diebin, wie sie das Diebesgut in Sicherheit bringt. Film ab!“
Miriam erscheint im Personalgang auf Kamera fünf.
„Sie haben gar nicht das Recht, mit verdeckter Kamera zu filmen…“, versucht Miriam eine neue Verteidigungsstrategie.
Bülow schaut prüfend zu hier hoch: „Ach, Miriam, plötzlich kennst du dich so gut mit Gesetzen aus? Ein Tipp: ich würde es nicht drauf ankommen lassen.“
„Herr Piehler“, wendet sich die Verkäuferin jetzt an den Filialleiter, „sagen Sie doch was!“
„Miriam, auch dein Chef kann dir da nicht mehr helfen“, fährt Bülow dazwischen.
„Aber…“
„Nichts aber. Du gehst zur Telefonzentrale. Rührst dich nicht. Wartest, bis man dir deine Sachen aus dem Spind bringt.“
Miriam wird bleich. Ihr Mund öffnet sich.
Bülow weist wortlos auf die Tür.
Die junge Verkäuferin schleicht gebrochen aus dem Raum.

„Marco.“ Das galt mir.
Ich rufe Melanie am Empfang an: „Melanie?“
„Ja?“
„Miriam kommt zu dir. Jemand soll ihren Spind ausräumen.“
„Was geht da ab?“, will Melanie wissen.
Ich hänge ein.

„Timm, wusstest du das?“, will jetzt der Regionalleiter vom Filialchef wissen.
„Dass die Kameras installiert sind? Ja, das wusste ich, dass man Diebe jetzt leichter identifizieren kann.“
Bülow schüttelt den Kopf: „Das meine ich nicht.“
Timm Piehler steht immer noch. Er tut mir leid, mein Chef. Er hat den Laden immer am Laufen gehalten.
„Das mit Miriam wusste ich nicht, nein“, sagt er jetzt mit klarer Stimme.
Der Regionalleiter sitzt mit aufgesetzten Ellenbogen in seinem Sessel. Er hat seine Hände gefaltet. Fast wie bei einer Meditation. Wippt im Sessel hin und her. Meditiert er?
„Mir scheint“, fährt er jetzt langsam fort, „du wusstest einiges nicht…“ Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen.
Piehler legt seine Hände nach hinten auf den Rücken: „Was soll das heißen?“ Er sieht aus wie ein Gefesselter am Marterpfahl.
„Wie sehen die Umsatzzahlen im ersten Quartal aus?“, will Bülow wissen.

Meine Finger werden schweißnass, sie tanzen wirr auf der Tastatur meines PCs. Am liebsten würde ich hier verschwinden. Ich wuchte mich aus dem Bürostuhl.
„Sitzen bleiben, Marco“, herrscht mich Bülow an.
Ich schlucke, schaue aus dem Fenster. Da sehe ich Melanies Ehemann bei den Autos stehen? Was macht der da? Ist es schon Arbeitschluss für Melanie? Ich kann nicht mehr klar denken.

„Also? Wie sehen die Umsatzzahlen im ersten Quartal aus?“, wiederholt der Regionalleiter.
„Ich habe sie nicht im Kopf; ich muss sie kurz im Büro holen.“ Der alt gediente Filialleiter wendet sich zur Tür.
„Ich…“, sagt Bülow lang gezogen, und sein Wort klingt wie ein Befehl, nicht den Raum zu verlassen, „ich habe die Zahlen im Kopf.“
Piehler schluckt: „Und?“
„Sie sind nicht gut.“
Pause.
„Sie sind gar nicht gut.“
Pause.
Mann, der will den rausschmeißen! denke ich.

Leise, leise, fast unhörbar wiederholt der Regionaldirektor: „Gar nicht gut“.
Ich habe im Kopf das Bild von einem tollwütigen Hund, der sich festbeißt.
Stille.
Nur die Ventilatoren der PCs raunen unheilvoll.
Ich schaue zu Boden, bin nicht dabei, will nichts damit zu tun haben.
„Was schlagen Sie vor, Herr Bülow?“, versucht Piehler dann einen letzten Ausweg.
Hinter der in Falten gelegten Stirn des Regionalleiters braut sich etwas zusammen. „Weißt du, Timm“, seine Stimme wirkt jetzt vertraulich, fast warm. „Morgen treffe ich den Hauptgeschäftsführer im Golfclub. Da muss ich ihm was präsentieren. Einen Rückblick aufs vergangene Geschäftsjahr, einen Ausblick, Umsatzprognosen – Was machst du heute Nachmittag und Abend?“
Piehler schluckt. Ist das ernst gemeint? Gibt der Chef ihm noch eine Chance? Der alte Mann seufzt: „Ich schicke Ihnen das Material morgen früh per E-Mail.“
„Ja, dann noch einen schönen Abend“, meint Bülow süffisant.
Piehler zieht ab. Der Mann ist geliefert. Alles nur Maskerade. Bülow hat ihn abgeschossen.
Leise, so als ob er ein schlafendes Kind nicht wecken will, zieht der desavouierte Filialleiter die Tür zu.
Stille wie Blei legt sich über den Kontrollraum.
Wann darf ich weg?
„Na, das war was!“ Er knallt mir seine Hand auf den rechten Oberschenkel. Oh Gott, jetzt muss ich auch noch den Verschwörungs-Kumpel machen… Ich grinse unbeholfen.
„Hahar“, bricht es aus dem Sieger hervor, „und der Alte denkt, dass er mit Fleißarbeit noch seinen Kopf retten kann!“
Ich würde am liebsten kotzen.

Locker flockig erhebt sich der Regionalleiter.
„Tja, Marco, dir auch noch einen schönen Abend.“
Ich nicke, unfähig etwas Vernünftiges zu sagen.
Er nimmt seine Aktentasche, öffnet die Bürotür, geht durch den Gang.
Alles mein, denkt er wohl. Ja, hier ist er der Chef.
„Auf Wiedersehen“, sagt Melanie, die Empfangsdame, höflich, aber mit deutlich kalter Stimme.
Bülow verlässt das Gebäude. Er kann sich vorstellen, dass ich hinter dem Bürofenster stehe. Er lächelt. Ein Siegerlächeln.
Die Zentralverriegelung seines A6 schnappt schnalzend auf. Alles geht wie geschmiert.
Da klingelt sein Handy.
Er nimmt ab.
„Bülow?“
Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagt etwas.
„Gut, alles glatt abgegangen“, antwortet der Grinsemann auf unserem Parkplatz.
Der Anrufer fragt etwas.
„Die habe ich abgeschossen. Gehört nicht mehr dazu.“
Noch eine Frage.
„Kein Problem.“ Bülow lacht: „Der wird uns sogar noch die Zahlen präsentieren. Gräbt sein eigenes Grab. Kannste abhaken.“
Eine Pause.
„Wie abgemacht“, antwortet der Regionalleiter.
Eine letzte Pause.
„Müssen wir verschwinden lassen“, räumt Bülow ein. „Is ja nicht ganz astrein. Mach dir keine Sorgen. Auch der Videomann wird über die Klinge springen; den brauch ich noch zwei, drei Wochen, dann kriegt der einen warmen Händedruck und tschüss. Also, bis morgen im Golfclub.“
Ich stehe wie angegossen am Bürofenster. Der grinst ja wie ein Honigkuchenpferd. Jetzt hat er aufgelegt. Schaut er noch mal rüber. Hat mich entdeckt. Nickt. Scheint ja wirklich happy zu sein, das Schwein.
Er winkt mir freundlich zu.
Ich atme tief durch. Zwinge mich, nicht zurückzuwinken. Arschloch. Scheissjob. Was soll ich tun?
Das Arsch lächelt noch mal gnädig Richtung Bürofenster.
Dann rollt der A6 gemächlich vom Parkplatz.
Doch was ist das? Er hinterlässt eine Spur, eine Ölspur.
Sie läuft vom Parkplatz bis auf die Strasse.
Was war noch mal Melanies Mann von Beruf? Automechaniker?
Wenn das mal keine Bremsflüssigkeit ist…

 

Hi Urach!
Irgendwie verstehe ich deine Geschichte nicht. Wo ist das Verbrechen? Was hat Bülow vor?
Warum protestiert Miriam nicht, wenn der Film getürkt ist?

Das Handygespräch ist ein Perspektivwechsel, der mir an der Stelle gar nicht gefällt.

LG
Schusterjunge

 

Moin Urach!

Ich steige einfach mal mittendrin ein, okay?
Was für ein Interesse könnten Herr Bülow und Hans haben, die Verkäuferin Miriam zu kündigen?
- Wenn Miriam gekündigt wird, weil sie geklaut hat, dann wirkt ihre Erwähnung während des Telefonats etwas aufgesetzt. Schließlich ist Miriam nur eine ganz normale Verkäuferin.
- Wenn Miriam aus anderen Gründen gekündigt werden soll, was das Telefonat irgendwie suggeriert, dann fehlt mir hier der Hinweis, warum. Außerdem sollte es doch auch möglich sein, sie aus banaleren Gründen zu kündigen (z.B. betriebsbedingt), wenn man sie einfach nur loswerden will.

Die Rolle des Regionalleiters Bülow ist dir gut gelungen, Urach. Auch der Umgang mit seinen Untergebenen, die Atmosphäre, die Bülow verbreitet, wirken.

Inhaltlich gefällt mir die Geschichte im Großen und Ganzen. Allerdings stören mich persönlich die häufigen Perspektivwechsel. Die Geschichte ist zu kurz, um wirklich aus mehreren Perspektiven erzählt zu werden.
Mein Vorschlag: Entweder ein auktorialer Erzähler oder ein Ich-Erzähler.
Bei der zweiten Alternative solltest du dir vielleicht überlegen, dass Telefonat am Ende umzuschreiben. Auch Formulierungen wie

Der alt gediente Filialleiter wendet sich zur Tür.
zieht der desavouierte Filialleiter die Tür zu.
passen nicht zu deinem Ich-Erzähler und stellen somit einen, meiner Meinung nach unnötigen, Perspektivwechsel dar.
Auch die Wiedergabe von Gedanken anderer Personen stören etwas den Lesefluss, einfach weil sie die Stringenz der Geschichte, den inneren Zusammenhalt, unterbrechen.
Alles mein, denkt er. Hier bin ich der Chef.
Ich denke, dass die Situation des Ich-Erzählers, sein Zwiespalt zwischen der Angst vor seinem Regionalleiter und dem Ansatz von Loyalität seinen Kollegen gegenüber, genug Potential birgt.

Noch kurz zu der Pointe: sie gefällt mir. Die Manipulation des Autos wirkt als logische Konsequenz auf das bis dahin Erzählte. Allerdings geht Melanies Mann nicht sonderlich klug vor, muss er doch erwarten, dass man ihm bei Kappen der Bremsleitungen sieht.

So viel zu meinem ersten Eindruck, Urach. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.

J

 

Hallo Don Jorgo,

sehr intressant... ich denk darüber nach.

Bis bald.

LG
WU

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schusterjunge,

das Verbrechen ist die kriminelle Ausnutzung einer Vorgesetztenstellung.
Am Schluss greifen seine Mitarbeiter dann zur Selbstjustiz.

LG
Wolfgang Urach

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Don Jorgo,

ich jetzt die Geschichte vollkommen umgebaut.
Der Ich-Erzähler kann jetzt von den Lippen lesen, damit dern Perspektivwechsel möglich bleibt. Viel Spass beim Lesen.

LG
Wolfgang Urach

 

Hallo Urach,

erstmal ein büschen Textkram:

Keiner erwartet, dass er pünktlich.
fehlt vermutlich ein "ist".

Alle warten auf ihn.
Alle wissen, dass er entscheidet. Das wird er heute tun. Alle wissen das.
hm..gefällt mir von den Formulierungen nicht so recht. Weil es weder ein Mehr an Infos ergibt, noch irgendeine Stimmung erzeugt oder besser gesagt steigert. Wie wäre es z.B. mit:Alle warten auf ihn. Er ist derjenige, der die Entscheidungen trifft. Und das wird er heute tun.


Heute, fühle ich, wird es ein unangenehmer Tag werden.
den Satz würde ich komplett streichen, entweder ich weiß mittlerweile, dass es ein unangenehmer Tag wird oder du hast mir zu wenig erzählt. Dieser Satz klingt so, als hieltest du mich und/oder dich für unterbelichtet.

fünf zeigt jetzt eine Frau die sich auf einer Toilette
zwischen Frau und die ein Komma bitte.

... fast ein Zeichen der Anerkennung durch meinen Geschäftsführer.
du denkst echt, ich Leser hab Alzheimer? ich weiß, dass er der Geschäftsführer ist. weg damit. Wie wäre es mit: "....fast ein Zeichen seiner Anerkennung."

[QUOTE„Der Ausgang des Personals,][/QUOTE]schöner klingt Personalausgang.


Bülow wendet sich Miriam zu, hebt leicht die Nase und nickt fast unmerklich Miriam zu
besser: Bülow wendet sich Miriam zu, hebt leicht die Nase und nickt ihr fast unmerklich zu.


Ich tue so, als ob mich dass nichts anginge.
das

Locker flockig erhebt sich der Regionalleiter.
locker flockig ist Umgangssprache und besagt im Grunde doch nichtss. Er erhebt sich drahtig oder er ist leichtfüssig, geschmeidig, agil, was auch immer.

dem Bürofesnter stehe.

Auch der Videomann wird auch über die Klinge springen; den brauch ich
würde mich von einem "auch" trennen.

Zur Geschichte selbst:
du baust einen kleinen Spannungsbogen auf und lässt am Ende die Geschichte aber irgendwie verrecken, denn das Ende ist viel zu rasch und wirkt auf mich so, als hättest du es am Ende sehr eilig gehabt, die Story zu beenden.
Wieso bringst du nicht noch zwischendrin mehr Infos rein? Z.B. dass der Prota zwischendrin sieht, wie sich der Ehemann von Melanie sehr um den A6 bemüht und dein Prota nun gar nicht versteht, was das soll. Das Ende sollte sich selbst erklären, das wäre besser.

Weshalb ausgerechnet Miriam entlassen werden soll, ist auch nicht erklärt. Nur der Grund weshalb es geschieht, wird von dir dargestellt. Insoweit leidet der Plot an Logik oder Nachvollziehbarkeit. Schade...

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita...

... erst mal vielen Dank für Textarbeit.

Der Krimi steht ja hier im Forum schon 'ne ganze Zeit rum, aber Deine Verbesserungsvorschläge sind stichhaltig und, die Fehler sind bisher unbemerkt geblieben (warum habe ich das alles nicht vorher gesehen...).

Zum Verlauf:
Tatsächlich hat die Geschichte etwas Befremdliches. Das geht auch von dem abgehackten Stil aus, der deshlab von mir gewählt wurde.
Dem Ende fehlt es nicht an Logik, sondern die Logik ist, dass die Macht keine Logik braucht als die der Machterhaltung.Das Ende ist nicht kurz, weil ich keinen Bock hatte, weiterzuerzählen, sondern es ist kurz und traurig, weil das der Wirklichkeit am nächsten kommt.

Mit Verlaub: Wo hast Du bisher gearbeitet? Ich habe leider in meiner 15jährigen Dienstleistungs- und Industrieerfahrung leider viele pervers machthungrige Chefs getroffen. Die Geschichte ist auf erlebten Tatsachen basiert.

Was meinen die anderen Leser(innen)?

LG
Wolfgang Urach

 

Hallo Wolfgang,

neeeeee du hast mich missverstanden. Von der Idee her ist deine Story vollkommen in Ordnung, daran hab ich nichts zu meckern.

Und deine Frage, wo ich bisher gearbeitet habe, möchte ich schlicht zweiteilig so beantworten:
ich bin seit rund 24 Jahren selbstständig und von daher kann ich dir nicht mit Dienstleistungs- und Industrieerfahrung dienen, ABER ich mache seit dieser Zeit Arbeitsrecht und da kommen in all den Jahren diese Fälle in hochkonzentrierter Form auf mich zu und ich wage zu behaupten, dass ich mehr Tatsachen berichtet erhalten habe, als du erlebt hast. *angeb* ;O)

Ich weiß nur zu gut, dass Vorgesetzte, angefangen von hochsubtiler kaum beweisbarer Form bis hin zur direktesten und offensichtlichsten Brutalweise gegen Untergebene vorgehen und oftmals ist das alles gepaart mit geistiger Beschränktheit, Profilierungssucht, tunnelblickartigem Verhalten und Fehlentscheidungen für den Fortgang der Firma.

Als ich als Arbeitsrechtsanwalt anfing, gab es den Begriff Mobbing noch nicht und die Fälle des Raussetzens aus dem Betrieb auf diese Weise waren eher gering. Es wurde gekündigt und mehr oder weniger wahr oder falsch ein Kündigungsgrund gebastelt.
Heute könnte ich bei fast jeder zweiten Kündigung sagen, dass man vorher versucht hat, den Arbeitnehmer durch Psychoterror zur Flucht zu bewegen.
Der von dir gewählte Plot ist also hochaktuell.

Was ich bemängelt hab, ist, dass die Geschichte so abrupt endet. Ich spreche von diesen Sätzen:

Dann rollt der A6 gemächlich vom Parkplatz.
Doch was ist das? Er hinterlässt eine Spur, eine Ölspur.
Sie läuft vom Parkplatz bis auf die Strasse.
Was war noch mal Melanies Mann von Beruf? Automechaniker?
Wenn das mal keine Bremsflüssigkeit ist…

"Doch was ist das?" Klingt hölzern. Und der letzte Satz solls dann bringen. Das ist lieblos dem Rest der Geschichte gegenüber.
So meinte ich es.

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe Lakita...

na, da hab ich doch etwas über Deinen Job erfahren.
Das war hilfreich zu verstehen, inwieweit die Geschichte bei Dir auf reale Hintergründe gefallen ist...

Ich habe alles an Deiner Ausdrucks- und Rechtschreibekritik umgesetzt, nur an zwei, drei Stellen war ich nicht Deiner Meinung.

Un den fatalistischen und zynischen Charakter der Situation auszudrücken, benutze ich besonders anfangs eine karge, wiederholende Sprache. Falls es aus Deiner Sicht immer noch nicht rund läuft, lass ich mir gern noch mal auf eine Detaildiskussion ein.

Auch die "locker flockigen" Bewegungen des GF stellen nicht nur inhaltsmässig sondern auch ausdrucksmässig eine Provokation dar.

Das Ende ist lapidar und besitzt eine aggressive Note. Das halte ich für geeignet für Inhalt und Verlauf dieses Einakters.


Lieben Gruss an die Anwältin
Wolfgang Urach

 

Hallo Wolfgang,

wenn ich Formulierungsvorschläge mache oder Änderungswünsche anbringe, dann sind das alles nur Wünsche und es bleibt IMMER dem Autor vorbehalten, was er davon verwendet oder was er zum Anlass für Änderungen nimmt.
Der Boss der Geschichte bist immer noch du. :)

Deswegen musst du es auch nicht erläutern oder gar entschuldigen( was du auch gar nicht getan hast), wenn du nicht wunschgemäß handeln magst.
Das ist absolut ok.

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe Lakita,

das ist mir klar.

Da wir uns nur per dieser Internet-Plattform kennen, habe ich das getan, was ich bei diesem quasi anonymen Kontakt für normal halte, nämlich lieber die Sachen durch die Blume sagen als mit der Tür ins Haus zu fallen.

Ausserdem interessieren mich wirklich auch die Ansichten der anderen Leser. Da halte ich sanfte Töne für den rechten Weg, diese Kritik-Einladung auszusprechen.

Zudem halte ich seit 2 Jahren kg.de die Stange, weil ich kein anderes Online-Forum gefunden habe, in dem ich so konstruktiv und intensiv über meine ganz persönliche "Weltliteratur" sprechen kann und mich mit anderen Hobby-Schriftstellern austauschen kann.

Weiter so!

LG aus Frankreich
an das Team der Kg.de-Moderatoren

Wolfgang Urach

 

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