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Bereit?

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18.09.2009
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Bereit?

Bereit?

Von der Straße aus konnte man sehen, wie ein schwaches Licht durch das Fenster im ersten Obergeschoss fiel. Das spärliche Licht leuchtete in einem warmen, gelblichen Ton. In dem Zimmer waren an der Wand gegenüber des Fensters Kartons übereinander gestapelt, der Oberste war geöffnet. Daneben lehnte eine Holztür an der Zarge, ein schmaler Lichtstrahl fiel in den kleinen sich anschließenden Flur. Das Zimmer war frei von jeglichem Möbelstück, die Wände nackt. Man hätte das Zimmer als kahl bezeichnen können, wäre nicht das gelblich-weiche Licht einer kugelförmigen Leuchte, die auf dem Boden, dicht neben einer Steckdose stand gewesen, die diese Leere stimmungsvoll, ja fast festlich wirken lies und dem Zimmer die Trostlosigkeit entzog. In der Ecke unter dem Fenster saß mit überkreuzten, ausgestreckten Beinen eine junge Frau. Im Licht der Leuchte sah sie sehr anmutig aus, trotz ihrer hastig zu einem Zopf zusammengebundenen langen hellbraunen Haare. Einzelne Strähnen hingen heraus. Sie sah leicht erschöpft aus. Neben ihr Stand eine Schachtel, der Deckel lag schräg daneben. In den Händen hielt sie ein Foto. In ihrem Gesicht spiegelte sich ein Hauch von Wehmut wieder. Sie war mit Ihren Gedanken tief in das Motiv des Fotos versunken. Das Foto zeigte ein Mädchen von vielleicht fünf Jahren. Sie trug schwarze Leggins und einen weiten smaragdgrünen Pullover mit einem kindlichen Aufdruck. Ihre langen Haare waren zu zwei Zöpfen gebunden, die sich sanft über ihre Schultern legten und sich den restlichen Konturen des Körpers anschmiegten. Ein warmes, goldenes schimmern ging von ihnen aus. Das selbe Schimmern fand sich auch in den hellbraunen Augen des Mädchens wieder, die dem Betrachter voller Lebendigkeit entgegen strahlten. Ein Gefühl der wohligen Vertrautheit machte sich im Körper der jungen Frau breit, während sie das Foto betrachtete und lies ihre Gliedmaßen in einer sanften Wärme erfüllen. Sukzessiv wurde dieses Gefühl aber durch Traurigkeit von ihrem Kopf gen Gliedmaßen sich langsam ausbreitete abgelöst. Die Traurigkeit fraß sich langsam durch den von Vertrautheit wohlig warm erfüllten Körper und beides vermischte sich. Der Ausdruck auf Ihrem Gesicht wurde noch wehmütiger. „Ungewissheit“ und „Angst“ sowie das Gefühl von „Erwartung“ von etwas Unbekanntem schossen schlagartig alternierend durch sie hindurch. Darunter mischten sich Fragen. „Schaffe ich das?“, „Wie wird das werden?“, „ist es nun zu Ende?“. Sie wandte in Gedanken versunken ihren Blick vom Foto ab, doch ihr Blick ging ins Leere, da war kein Punkt im Raum den sie anvisierte. Ihre braunen Augen wirkten milchig. So verging einige Zeit, es kamen ihr wie endlose Minuten vor. Dann wandte sie sich erneut dem Foto zu. Der wehmütige Ausdruck in ihren Augen wurde nun langsam von einem leichten Lächeln auf ihren Lippen überdeckt. Die Mundwinkel kräuselten sich. Aus den Augen wisch die Wehmut und ein leichtes schimmern machte sich in ihren hellbraunen sanften Augen breit, das selbe schimmern das in den Augen des Mädchens auf dem Foto zu sehen war. Durch ein Geräusch, dass von draußen durch die Tür ins Zimmer drang riss der Strom, eine Art magische Verbindung die zwischen Ihr und dem Foto bestand, ab. Hastig steckte sie das Foto zurück in die Schachtel, die neben ihr auf dem Boden stand. Verschloss sie mit dem Deckel. Sie erhob sich, bewegte sich zum anderen Ende des Raums und verstaute die Schachtel im Karton den sie gleich darauf schloss. Schritte traten während dessen an ihre Tür von außer heran. Von außen wurde eine Hand auf die Türklinke gelegt die mit einem verschwindend kleinen ächzen behutsam aufgeschoben wurde. Eine Frau mittleren Alters betrat den Raum. Sie blickte vom Karton auf. Beide schauten sich an. „Bist du bereit?“ fragte die Frau mittleren Alters. Die junge Frau hielt einen Moment inne. „Nein!“ schoss ihr durch den Kopf. „Nein, ich wünsche mich fünfzehn Jahre zurück in die Vergangenheit“ zurück zu dem Mädchen dass ihr eben noch so strahlend auf dem Foto entgegenschaute. Zurück zu ihrer eigenen Kindheit. Doch sie brachte diese Gedanken nicht über die Lippen. Sie fasste sich und brachte ein entschlossen klingendes „ja!“ ihrer Mutter mit einem sanften Lächeln entgegen. Beide nahmen sich jeweils einen Karton vom Stapel und verließen damit bepackt das Zimmer. Jetzt würde ein neues Leben beginnen für sie. Das erste mal würde sie an einem neuen Ort ohne Eltern ihre erste eigene Wohnung bewohnen.

 

Hallo MarinaAnna,

und ein herzliches Willkommen im Forum von mir.

Ich hab so meine Problemchens mit Deiner Geschichte. Eine junge Frau sitzt in ihrem "Kinderszimmer", welches in Kisten verpackt ist. Sie schaut auf ein Foto ihrer selbst aus Kindertagen und dabei überkommt sie eine Wehmut, die sich in "Angst" vor dem Unbekannten, Neuen wandelt.
Du zeichnest eine Momentaufnahme, stellst zwei "Porträts" gegenüber, beschreibst damals und heute. Aber für mich liest es sich, wie eine tiefe Traurigkeit. Und die kauf ich in diesem Zusammenhang halt nicht.

Sukzessiv wurde dieses Gefühl aber durch Traurigkeit von ihrem Kopf gen Gliedmaßen sich langsam ausbreitete abgelöst. Die Traurigkeit fraß sich langsam durch den von Vertrautheit wohlig warm erfüllten Körper und beides vermischte sich. Der Ausdruck auf Ihrem Gesicht wurde noch wehmütiger.

Und ich frag mich die ganze Zeit - Warum? Warum macht sie der Anblick dieses Mädchens so traurig? Am Ende löst Du auf, aber es vermag mich nicht zu befriedigen, den die Liebe der Mutter verliert sie ja schließlich nicht, auch wenn sie demnächst ein paar Kilometer trennen wird. Wo bleibt die Aufregung? Es scheint alles nur furchtbar, was sie erwartet. Es ist zu einseitig. Es beschreibt nur den Verlust.
Für mich würde es irgendwie eher passen, wenn die Mutter in dem Zimmer sitzen würde. Jedenfalls zu diesem Stimmungsbild.


Von der Straße aus konnte man sehen, wie ein schwaches Licht durch das Fenster im ersten Obergeschoss fiel. Das spärliche Licht leuchtete in einem warmen, gelblichen Ton.

Das ist auch so ein Satz, der mich verwirrt.
"... wie ein schwaches Licht durch das Fenster ..."
Durch, d.h. von außen einfiel. Aber eigentlich ist es dunkel draußen und nur die kleine Lampe spendet Licht. Das musste ich erst mal beim weiterlesen korrigieren.

Wie gesagt, ich will nicht abstreiten, dass man so empfindet. Nur sind es für mich zu wenige Informationen, um mich darauf einzulassen.

Viel Freude Dir noch hier und am Geschichten schreiben.
Beste Grüße Fliege

 

Hi MarinaAnna!
Grundsätzlich geht es mir ähnlich wie Fliege. Ich kann schon glauben, dass man sich unsicher fühlt wenn man auszieht, aber ich glaube, dass eigentlich immer auch etwas ist was einen in "das neue zieht".
Noch ein paar Sachen zu Sprache und Form:
Vielleicht solltest du in paar Absätze rein machen, das würde das ganze etwas gliedern und einfacher zu lesen machen.

Das spärliche Licht leuchtete in einem warmen, gelblichen Ton.
Licht leuchtet nicht (leuchten = Licht aussenden)
Das Zimmer war frei von jeglichem Möbelstück, die Wände nackt
das ist eine inhaltliche Wiederholung
Man hätte das Zimmer als kahl bezeichnen können
Keine wirkliche Kritik, aber ich empfinde man Sätze immer etwas störend. Wer ist man?
festlich wirken lies und dem Zimmer die Trostlosigkeit entzog
lies kommt von lesen, es ist also ließ von lassen! Entziehen klingt auch etwas merkwürdig.
In der Ecke unter dem Fenster saß mit überkreuzten, ausgestreckten Beinen eine junge Frau.
Überkreuzt und ausgestreckt kann ich mir nicht gleichzeitig vorstellen.
weiten smaragdgrünen Pullover mit einem kindlichen Aufdruck.
Wie sieht ein Pullover mit kindlichem Ausdruck aus?!
„Ungewissheit“ und „Angst“ sowie das Gefühl von „Erwartung“ von etwas Unbekanntem schossen schlagartig alternierend durch sie hindurch.
der Satz klingt einfach sehr seltsam und unbeholfen.
Eine Frau mittleren Alters betrat den Raum. Sie blickte vom Karton auf. Beide schauten sich an. „Bist du bereit?“ fragte die Frau mittleren Alters
. Wdh.
Ich glaube es ließen sich noch mehr Sachen in der Art finden und du solltest dir die Geschichte einfach mal durchlesen.
Für mich schaffst du es einfach nicht die Stimmung rüber zu bringen. Vielleicht liegt das an der Erzählperspektive, die du nicht konsequent durchziehst (am Anfang rät der Erzähler die Gefühle nur am Ende weiß er sie auf einmal) und die durchweg viel Distanz bewahrt.
Ich hoffe du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen!
Sonnige Grüße
Cathy

 

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