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Betlehem

sim

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13.04.2003
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Betlehem

1 Und ein Erlass wurde erstellt, dass jeder sich einzufinden hätte an der Stätte seiner Geburt, auf dass er sich schätzen und zählen ließe. 2 So nahm Josef das ihm angetraute Weib Maria und machte sich auf den langen Fußweg nach Hamburg, der Stadt seiner Mutter und seines Vaters und Maria war schwanger. 3 Und sie gebar ihren Sohn, wie es ihr verheißen ward, und bettete ihn auf Zeitungspapier in einem Pappkarton im zugigen Gang des U-Bahnschachtes, denn eine Herberge konnte Josef nicht bezahlen.
4 Zu der Zeit geschah ein Leuchten am Firmament des Himmels und er glühte rot. 5 Und es begab sich, dass nur drei Arbeiter in der großen Montagehalle standen, die ausreichten, die lärmenden Maschinen zu bedienen. 6 Das Leuchten drang in die Fabrik und in seiner Mitte erstrahlte ein schwarzer Stern, der hatte fünf Zacken. 7 Und die Arbeiter fürchteten sich ob des Lichts und rückten zusammen und fassten sich an den verschwitzten Händen. 8 Im Blaumann mit Sichel und Hammer stand dort ein Engel in dem schwarzen Stern und sprach zu den Arbeitern: 9 »Fürchtet Euch nicht, denn ich verkünde Euch große Freude. Euch ist der Erlöser geboren. Er wird Euch herausführen aus der Dunkelheit und Euch befreien aus der Knechtschaft.« 10 Und die Arbeiter legten ihr Werkzeug nieder, verließen die Maschinen und die Montagehalle und folgten dem Stern. 11 Sie begegneten den Arbeitslosen und nahmen sie mit. 12 Die Diener des Stadtoberhauptes stellten sich ihnen mit Schilden und Schlagstöcken in den Weg und fragten: »Wohin des Weges?« 13 Und die Arbeiter verkündeten ihnen von der Freude und sagten: »Wir suchen den Heiland, der uns versprochen wurde. Er soll uns in eine gerechte Zukunft führen. Wir wollen ihn anbeten.«
14 »Gebt uns Bescheid, wenn ihr ihn gefunden habt«, verlangten die Diener, »damit auch wir ihn aufsuchen und ihm huldigen können.« 15 Und die Arbeiter versprachen, es so zu tun und der Stern drang über die Rolltreppe in die gekachelten Gänge unter der Stadt und die Arbeiter und Arbeitslosen folgten ihm.
16 Die Diener aber liefen ins Rathaus und erstatteten ihrem Herrn Bericht über die Geschichte. 17 Das Stadtoberhaupt berief eine Versammlung ein und der Rat diskutierte ob der Maßnahmen, die zu ergreifen wären. 18 Und sie beschlossen, dass ein Kind nicht in Armut und Obdachlosigkeit aufwachsen dürfte, und schickten die Diener, dem Tross zu folgen und das Neugeborene zu greifen und der staatlichen Fürsorge zu übergeben.
19 Der Stern führte die Arbeiter zu Maria und Josef und als sie deren Not sahen, besorgten sie eine Decke, Schinken und Brot. 20 Und sie erzählten, was der Engel über das Kind hatte verlauten lassen. 21 Maria lauschte den Worten und behütete sie in ihrem Gedächtnis, dankte den Arbeitern und segnete sie mit Wohlgefallen. 22 Und ein Raunen erreichte Josefs Ohren, dass er sein Weib und sein Kind nehmen sollte, um mit ihnen zu fliehen, denn das Stadtoberhaupt wollte es ihnen fortnehmen. 23 Sie liefen im Schutz der Arbeiter und Arbeitslosen aus der Stadt, schliefen in Scheunen und Kellern, bis ein Bauer ihnen Obdach und Arbeit gewährte, sie anmeldete und versicherte und sie in die Sozialgemeinschaft integrierte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sim

Macht Spaß zu lesen...

Auf die Fortsetzung bin ich echt gespannt ...;)

LG,
Rock

 

Hallo Sim!

Dass das ein sozial- und obrigkeitskritischer Text ist, ist klar. Die Weihnachtsgeschichte des Neuen Testamentes in die Gegenwart zu übertragen, wurde vor allem bereits in Filmen versucht, ist also keine ganz neue Idee. Du hast aber auch den Sprachstil der deutschen Bibelübersetzung nachgeahmt.

Mir erscheint dieser Text merkwürdig unvollständig. Und es ergeben sich für mich eine Reihe von Fragen: Sollte denn die arbeitende Klasse auf einen Heilsbringer warten? Was hätte dieser neue Heiland denen zu bieten, die auf Arbeit angewiesen sind? In welcher Weise besteht die Knechtschaft der Arbeiterschaft? Dass es noch eine Obrigkeit gibt, der sie untertan ist? Dass sie arbeiten müssen?

Mir ist auch klar, dass der letzte Satz eine Pointe ist, dass es eben keiner schafft, außerhalb des Sozialsystems zu bleiben. Damit verliert die ganze Geschichte aber im Grunde ihre Richtung. Oder soll die (frohe?) Botschaft der ganzen Geschichte sein, dass der Staat und seine Ordnung immer siegen?

Mir ist nicht ganz klar, auf was die Geschichte eigentlich abzielt. Dass Armut, Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Produktionsoptimierung Probleme unserer Zeit sind, ja sicher, aber hier finde ich nichts, was eine Lösung oder auch nur einen neuen Blick auf die Probleme eröffnet. Dass das Missstände sind, derer sich der Staat nicht wirklich annimmt, wenn das allein die zentrale Aussage deines Textes sind, dann finde ich das zu wenig.

Fehler:

Und es begab sich, dass nur drei Arbeiter in der großen Montagehalle standen, die ausreichten, die lärmenden Maschinen zu bedienen
Das "die", das sich auf die Arbeiter bezieht, steht bereits etwas zu weit weg, besser würde ich finden: ...dass nur drei Arbeiter in der großen Montagehalle standen, und diese reichten aus, die....
Wie wollen ihn anbeten
Wir wollen...

Trotz allem: Ich finde die Umsetzung mutig, wenn auch noch nicht ganz gelungen!

Gruß
Andrea

 

Hallo,
ehrlich gesagt fand ich die Geschichte anstrengend zu lesen und sie hat ein paar stilistisch Hänger; zum Beispiel:

6 Das Leuchten drang in die Fabrik und in seiner Mitte erstrahlte ein schwarzer Stern, der hatte fünf Zacken.

das wäre etwas salbungsvoller und meh in biblischen Tonfall möglich:
6 Das Leuchten aber erfüllte die Fabrik und in seiner Mitte erstrahlte ein schwarzer Stern. Und siehe, er hatte fünf Zacken.

16 Die Diener aber liefen ins Rathaus und erstatteten ihrem Herrn Bericht über die Geschichte.

über die Geschichte
Das solltest du weglassen.

Er soll die Macht über die Stadt erlangen und uns in eine gerechte Zukunft führen.

Macht über die Stadt erlangen
Das klingt nicht sehr nach Bibel. Dazu habe ich aber eine Idee:
Jesus wurde ja irgendwann als bald die Herrschaft übernehmender König (miss)verstanden; das könnte man in deinem Text vorverlegen und in Bürgermeister abwandeln.

gerechte Zukunft
Ist mir etwas zu eindeutig. Besser neue Zukunft.

Alles in allem (allem groß?) schon lesbar, aber mehr war es für mich jetzt auch nicht. Die Idee gefällt mir.

Gehet hin in Frieden.

Nimmt mir hoffentlich keiner krumm, dass ich als Neuling und Anfänger hier so klugscheisserisch drauf los plappere. :)

 

Hi rockz,

schön, dass es dir Spaß gemacht hat. Ich fürchte, eine Fortsetzung wäre in biblischer Länge zu anstrengend zu lesen. ;)

Hi Andrea H.,

die Unvollständigkeit entnehme ich auch dem Kommentar von rockz. Hier besteht also wohl tatsächlich noch Handlungsbedarf. Vor allem, wenn nicht klar ist, worauf die Geschichte abzielt oder sogar der Eindruck entsteht, die gute Botschaft könnte darin stecken, dass alles systemintegriert werden kann und auch wird.
Dein erster Vorschlag würde mich für mein Gefühl sprachlich zu weit vom biblischen forttragen. Gerade im Lukas Evangelium, an das ich mich sprach hauptsächlich zu halten versuchte, sind die Bezüge oft recht weit auseinander und sehr knapp angehängt.

Hi Schrei Bär,

kein Mensch nimmt dir übel, wenn du als Neuling so konstruktiv deine Meinung sagst. Im Gegenteil, ich kann daraus einiges ziehen.
Ich habe, als ich die Idee zu diesem Text hatte, die Weihnachtsgeschichte in allen vier Evangelien noch einmal nachgelesen. Und obgleich ich die Bibel recht gut kenne und dies auch von der Geschichte der drei Hirten dachte (die übrigens nur im Lukas Evamgelium Erwähnung findet), war ich überrascht. Denn, was ich erzählen wollte, wurde dort in noch viel weniger Sätzen zusammengefasst. Wenn man es genau nimmt, eine grandiose Leistung, effektiver Erzählweise. "Und siehe" wäre da nur verwendet worden, wenn die fünf Zacken vorher schon einmal prophezeit worden wären. Sprachlich gefällt mir den Vorschlag auch viel besser als meine Lösung, sie wäre für mein Gefühl nur leider auch eine Entfernung von der sprachlichen Vorlage.
So ist es auch mit "über die Geschichte", eine Phrase, die ich verwendet habe, da sie im Matthäus Evangelium so verwendet wird, als die Weisen Herodes von der Mitteilung des Engels erzählten.
Insofern hast du mit deinem letzem Hinweis recht. Die Formulierung ist zu plump, da muss mir noch besseres einfallen.

Euch allen dreien vielen Dank fürs Lesen und für die Anregungen.

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

ein Quasi-Heiland wird geboren, von dem wir allerdings nicht wissen, ob er tatsächlich je einer sein würde. Weil der weitere Lebenslauf des Neugeborenen fehlt, ist es nicht möglich, hierüber eine Aussage zu treffen. Na, immerhin ist die Familie am Ende in die "Sozialgemeinschaft integriert". Das "Vorbild" (Jesus) war ja im Gegensatz dazu eher rebellisch...

und dies noch:

Und sie gebar ihren Sohn, wie es ihr verheißen ward
muss wohl "verhießen" heißen

denn eine andere Herberge konnte Josef nicht bezahlen
a)weil ein U-Bahnschacht generell keine Herberge darstellt, kann er eigentlich auch nicht eine andere Herberge sein - würde ich weglassen.
b) durch den Begriff "andere" wird zudem der Eindruck erweckt, dass Josef tatsächlich etwas bezahlt hat. Hat er?

ein Leuchten am Firmament des Himmels und er glühte rot
"er" bezieht sich vermutlich auf den noch nicht erwähnten Stern? Aber der erstrahlt in Schwarz (nebenbei: kann etwas in Schwarz "strahlen"?)

Er soll die Macht über die Stadt erlangen und uns in eine gerechte Zukunft führen
Einem "Heiland", der nach "Macht" strebt, würde ich mich keinesfalls anschließen. Unter uns gesagt...;)

und am Ende von Kapitel 9 fehlen die Abführungszeichen

Besten Gruß
nic

 

Hi sim,

mir hat die Geschichte gefallen. Ich habe mich am Ende auch nach der Intention gefragt, ähnlich wie Andrea H. und bin auf folgende Interpretation gekommen: ein Mensch wird in Armut geboren, er wird als Heilsbringer anderer armer Menschen verkündet. Alle Armen und am Rande der Gesellschaft stehende laufen zu ihm hin. Und genau das gefällt der Obrigkeit nicht. Wenn sich viele vllt. sogar die Mehrheit auflehnen, dann droht die Gefahr der Veränderung, insbesondere für die, die was zu verlieren haben. Also integriert man schnell in einen vermeintlichen Sozialstaat und hat seine Ruhe.
Neulich habe ich gelesen, dass 3% unseres Bruttosozialproduktes für Transferleistungen (also Arbeitslosengeld, Hartz IV) ausgegeben werden, wer verdient die restlichen 97%?
Nicht nur die Bibel lädt zum nachdenken ein!

Mir hat die Geschichte gefallen, weil sie eben ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet.

LG
Katinka

 

Hallo sim,

mich hat deine geschichte gar ein bisschen verstört, hast also auf jeden Fall eine Reaktion hervorgerufen, die zum Nachdenken einlädt.
Will nicht behaupten, dass ich in biblischen Dingen sonderlich bewandert bin. Ich nehme es mir immer wieder mal vor, komme aber jedes Mal nicht sehr weit. In jedem Fall meine ich rauszulesen, dass du tatsächlich erstaunlich nah bei der biblischen Sprache geblieben bist. Wie du schon SchreiBär erklärtest. Das ist zwar beeindruckend, aber im Grunde stimme ich Bärs Meinung zu, dass es sich "ausgeschmückter" schöner angehört hätte.
So war es doch recht anstrengend zu lesen. Auch wegen der fehlenden Punkte hinter den Zahlen.
Dennoch - oder vielleicht gerade wegen der Nähe zum Original (?)- hat mich dein Text nachdenklich gestimmt...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi sim,

beim letzten Mal habe ich die inheränte Schwermut Deiner Geschichten angemerkt, und dann machst Du Urlaub und schreibst eine moderne und regionalisierte Form der Weihnachtsgeschichte. Ohne (diese) Schwermut, mit vielen Symbolen und in einer angemessenen Sprache.
Ich bin - ähnlich wie Zerbrösel - nicht sehr bibelfest, so fand ich sie in ihrer Bildwahl auch vor allem seltsam, doch seltsam ist das was ich vom Original kenne ebenfalls. Und in ihrer seltsamen Dichtheit am Original und ihren Bildern, die der Symbolik nicht entbehren finde ich sie interessant. Und auch, ja, gelungen.

Sind die eigentlich die 23 Sätze Zufall ?

Grüße,
Celtsam Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi nicita,

natürlich sind Glücksrezeptinhaber mit Machtanspruch mit Vorsicht zu genießen. Denen würde ich auch nicht folgen wollen. Der Heiland dieses Textes ist ja allerdings noch viel zu klein, um einen solchen Anspruch anzumelden.
Bei "verheißen ward" hast du mich echt verunsichert. Da muss ich nochmal nachforschen. "verhießen" klingt für mich in dem Zusammenhang falsch, aber begründen kann ich es nicht.

a)weil ein U-Bahnschacht generell keine Herberge darstellt, kann er eigentlich auch nicht eine andere Herberge sein - würde ich weglassen.
Kann ich nicht weglassen. Ein Stall stellt auch generell keine Herberge dar. Beides, "andere" und "bezahlen" stammt aus dem Originaltext. Bei Bezahlen ist es allerdings wirklich undeutlich, denn das müsste im U-Bahnschacht erklärt werden. Im Hamburger Hochbahnnetz gibt es auch so etwas wie die Bahnsteigkarte, selbst wenn man gar nicht Zug fährt. Ist also zu knapp und missverständlich. Muss ich noch mal ran. ;)
Edit: "andere" habe ich doch gestrichen, da es das am einfachsten und effektivsten ändert. ;)
"er" bezieht sich vermutlich auf den noch nicht erwähnten Stern?
nein, auf den Himmel.
Aber der erstrahlt in Schwarz (nebenbei: kann etwas in Schwarz "strahlen"?
Generell natürlich eine berechtigte Frage. In diesem Falle muss er schwarz strahlen. Schließlich handelt es sich bei dem fünfzackigen schwarzen Stern vor rotem Hintergrund um den Stern der Anarchie.
Die Abführungszeichen kommen, wenn ich morgen verbessere. ;)

Hi Zerbröselpistole,

ich frage mich gerade, was ich predige? Eine Predigt hat doch normalerweise eine klare Aussage zu einer "meist verfehlten" Moral.
Bis zur Kreuzigung würde die Geschichte in diesem Stil glaube ich kaum einer durchhalten. Auch die Bibel wird ja in den seltensten Fällen am Stück gelesen.
"gar nicht mal schlecht" klingt gar nicht mal schlecht. ;)

Hi KatinkaH,

du siehst mich erleichtert ausatmen. In Ansätzen scheint meine Intention also doch mitzuschweben. Die Bedrohung und der andere Umgang damit gehörte dazu.
Die prophylaktische Ermordung von Säuglingen ist in der Zwischenzeit sicherlich vielfach der integrativen Brechung von Ideen gewichen, wenn es auch den totalitären Weg ohne Zweifel noch gibt. Interessant finde ich dabei, dass die Mächtigen dieser Welt Glauben und kommunistische Ideen oft als ähnlich bedrohlich empfinden. Vielleicht, weil beides im Positiven wie Negativen eine gewisse Radikalität in der Befreiung des Denkens zulässt.
Von Bismarck stammt übrigens die sinngemäße Aussage: "Das Volk will Revolution? - Man gebe ihm Sozialdemokratie"

Hi weltenläufer,

Verstörung sehe ich durchaus possitiv. Vielen Dank. Dass die Geschichte anstrengend zu lesen ist, habe ich bei der Kürze einkalkuliert. Die Versuchung, ausgeschmückter zu schreiben, war in der Tat sehr groß. In den vielen Feilereien an den Worten musste ich mich da immer wieder bremsen. Es hätte halt nicht gepasst.

Hallo C.Seltsem,

ich kann ja nicht immer nur auf sicheren Pfaden wandeln. Die 23 Sätze sind tatsächlich nur ein Zufall. Wären es 24 geworden, hätte ich es auch in Kauf genommen. Der Lukas Text hat 20 Sätze. Das habe ich leider nicht geschafft. Aber 23 ist schon ein schöner Zufall. ;)

Vielen Dank euch allen fürs Lesen, teilweise gut finden und für die hilfreichen Anmerkungen.

Lieben Gruß, sim

 

HI Florian,

seltsam ist deine Geschichte auf alle Fälle, auch wenn sie mMn genauso gut in Experimente stehen könnte. Wie du schon sagtest, wolltest du den Stil der Bibel kopieren, und das ist der, wie ich finde, sehr gut gelungen. Die Zahlen tragen auch zur Authentizität bei.

Fehlt nur noch die Anmerkung oben rechts. Das Buch sim, Kap 1, Vers 1 - 23
:-)

Hab die anderen Beiträge hinsichtlich der Intention gelesen. Meine Interpretation ging auch in die Richtúng wie KatinkaH es sagte.
Die Frage die sich mir stellt ist wie wichtig dir diese Intention ist?

In einer anderen Form wäre deine Intention, welche auch immer, leichter rüberzubringe. Wenn du das ganze aber als eine Art Challenge siehst, muss ich sagen. Hut ab, dann finde ich es gelungen.

lg Daniel

 

Hey Daniel,

schön, dass du den kleinen Text für gelesen und als Experiment für gut befunden hast. Ich wollte ihn tatsächlich erst in Experimente posten, aber bei so alter Sprache ...? :)
Intention ist mir natürlich wichtig, stilistischer Versuch war mir aber genauso wichtig und ich fand, dass es gut passt.
Die Idee hatte ich 1978, also vor langer Zeit schon einmal, damals habe ich ein Lied daraus gemacht und auf die biblische Sprache verzichtet.
In dieser Zusammenfassung der alten Idee und der sprachlichen Umsetzung sah ich einfach eine ganze Reihe an Denkmöglichkeiten und Prozessen, die in Kraft gesetzt werden könnten. Ich kann also noch nicht mal von einer einzigen Intention sprechen.

Lieben Gruß und vielen Dank für deine Gedanken, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim,

in München muss man auch eine Bahnsteigkarte lösen...

Bei "verheißen ward" hast du mich echt verunsichert.
ömm, ich mich auch.;) Ich habe es gerade mal nachgesehen. Die einfache Vergangenheit würde "ich verhieß" lauten, die Vorvergangenheit "ich hatte verheißen"... Ich denke nun, dass Deine Anwendung korrekt ist.

Grüße
nic

 

sim schrieb:
Ich fürchte, eine Fortsetzung wäre in biblischer Länge zu anstrengend zu lesen. ;)

Man könnte doch ne Serie draus machen ... also ich finde jedenfalls, daß die Geschichte auf jeden Fall eine Fortsetzung verdient hätte ...

LG,
Rock

 

hey nicita,
danke für die nochmalige Rückmeldung.

Hi Rockz,
ja, vielleicht in loser Folge, wenn es mal wieder passt. :)

Lieben Gruß euch Beiden, sim

 

Tut mir leid, sim, aber diese Geschichte ist ein Murks. Erstens, weil sie sich eine Lüge zum Vorbild nimmt – einen Kindermord wie in der Bibel berichtet, hat es unter Herodes nicht gegeben, auch weil dieser König 4 Jahre vor vermeintlicher Geburt Jesu schon tot war -, und zweitens operierst du mit Hammer und Sichel, beides veraltete Symbole aus vergangenen Zeiten, die aber für das Heutige bzw. Zukünftige stehen sollen, wie der Anarchostern für den einstigen Kometen. Ich meine, was soll man heute noch mit Hammer und Sichel noch ausrichten? Doch wohl nicht Maschinen zerschlagen, um wie einst mit Sichel im eigenen Schweiße das Getreide wieder zu schneiden?

Einzig gut den Stil der Bibel kopiert zu haben, läßt deine Geschichte einigermaßen gut dastehen, doch die Umsetzung der neuen alten Botschaft - ein Heiland wird kommen und uns von den bösen Mächtigen erlösen – funktioniert in einer Demokratie nicht, denn die braucht keinen neuen Führer, sondern Wähler, die sich nicht von Versprechungen einlullen lassen, und die vor allem nicht wegschauen, wenn sie Zeugen von Unrecht werden.

Diese Geschichte redet wie die Bibel einer Utopie das Wort, und das ist das Letzte, was wir brauchen.

Dion

 

Hi Dion,

wir nähern uns. :)
Genau diese Gemeinsamkeit vergänglicher oder vergangener Zukunftsutopien reizte mich. Es sind die Utopien, die am meisten verschreckten. Linke und Christen wurden für ihre Überzeugungen ermordet. Noch heute werden sie verhaftet oder mit dem Tode bedroht. Unabhängig vom Alter der überholten Symbole, scheint also nach wie vor eine Bedrohung in ihnen zu stecken.
Du siehst die Gefahr, die dem Text innewohnt. Demagogen, die keine Utopien sondern leichte Lösungen verbreiten. Utopien können ja wenigstens Wege zum Machbaren aufzeigen. Dass wir also nichts weniger als Utopien brauchen, sehe ich anders.
Die stehen natürlich nicht im Widerspruch zu mündigen Bürgern. Insofern fürchte ich, du meinst, der Text redet einer diktatorischen Utopie das Wort. Das war natürlich nicht beabsichtigt, mir kam es nur darauf an, aufzuzeigen, wie die Ideen geschuckt werden, für die die Symbole stehen. Schon Anarchie und ein Füher schließen sich ja gegenseitig aus.

Lieben Gruß, sim

 

sim schrieb:
Utopien können ja wenigstens Wege zum Machbaren aufzeigen.
Einverstanden - doch diese Utopie hier ist nicht von dieser Sorte.

Um vielleicht ein Mißverständnis auszuräumen: Gegen Utopien, sim, habe ich nichts, ich habe nur was gegen ihre Benutzung im Sinne von Heilsversprechen, wie das in der Bibel und deiner Geschichte der Fall ist. Das Warten auf Messias oder Führer führt unweigerlich zur Untätigkeit nach dem Motto: Wenn der Richtige kommt, wird sowieso alles gut.

Die Geschichte hat gezeigt, daß sich Menschen nicht oder nur sehr langsam ändern, d.h. du kannst nicht erwarten, daß aus lauter Egoisten einer Idee wegen Selbstloser werden. Gangbar und Erfolg versprechend sind mMn nur minimale Änderungen im Sinne der Evolution wie sie in der Natur stattfindet, alles andere schafft nur neues Leid und ist in letzter Konsequenz zum Scheitern verurteilt.

Dion

 

Hi sim

Ich habe mich sehr gefreut, was neues von dir lesen zu können. Als ich dann sah, wie kurz die Geschichte ist, dachte ich, das könnte sehr interessant werden. Deine Geschichten sind ja sonst eher lang und versprechen Qualität.

Von der Qualität dieser Geschichte hier vermag ich nicht zu sprechen, da ich die Bibel nicht kenne, auch nicht die Sprache. Habe mir oft vorgenommen, dies nachzuholen, aber naja.

Das Weihnachtsmärchen kenne auch ich sicherlich zu genüge. Und ich bin mir nicht sicher, ob du eine moderne Version davon schaffen wolltest. Die gibt es nun wirklich zu genüge.
Hätte dein Name nicht am Text gestanden, ich hätte sie nicht einmal gelesen, glaube ich.
Ich denke nicht, dass du Meinung beziehen wolltest, mit diesem Text, denn dazu ist er zu schwach. Deswegen auch seltsam.
Allerdings denke ich, dass du dich hättest endscheiden sollten. Ob nun Gesellschaft oder Humor oder sogar Philosophie, ich weiß nicht, wie und was du bezwecken wolltest. Hättest du dich da entscheiden können, hätte ich auch grübeln können.

So muss ich dir leider sagen, man subtrahiere mangelnde Bibelkenntnis und Laune auf solche Sachen, dass mir dieser Text gar nichts gibt.
nicht einmal ein Schmunzeln oder ein Nachdenken.

GRuß

 

Hi Dion,

nein, ich hätte auch nicht geglaubt, dass du etwas gegen Utopien hast.
Was habe ich hier getan? Ich habe eine (für dich) überholte Religion mit einer (für die meisten) überholten politischen Idee gekreuzt.
Beide haben bewiesen, dass sie mit Macht nicht umgehen können, menschliche Vertreter beider wurden durch die Macht zu Verbrechern. Das berechtigt natürlich, die Idee dahinter zu diskreditieren. Dann haben beide Ideen versagt.
Liegt aber in diesem Versagen der Grund, dass in Afghanistan Menschen für den Besitz einer Bibel hingerichtet werden können? Liegt im Versagen der Grund für die Christenverfolgungen? Und liegt im Versagen der Grund, Kommunisten zu verfolgen? Oder liegt er in der Idee, die hinter beidem steckt und die Machthabern Angst macht?
Beide sind sich in den seltensten Fällen grün, die eine bezeichnet die andere als Opium fürs Volk. Man könnte fragen, ob, wenn Religionen Opium fürs Volk sind, poitische Utopien, an die Menschen glauben müssen, nicht auch Religionen sind. Und oft stellt sich Politik ja so dar.
Wegdiskutieren kann und will ich nicht, dass es sich schon wegen des benutzten Urtextes um einen "Anführer" handelt, dem die Idee zugrunde liegt. Da wird in der Tat undeutlich, dass ich viel abstraktere Gedanken hatte, die sich weit weg von machbaren Alternativen bewegten. Machbare Alternativen werden in der Regel nicht als gefährlich empfunden.
Hätte ich aber konkrete Ideen genannt statt "überholter", hätte keine Reibung stattgefunden. Angesichts der Auflösung ist doch sogar egal, wie substantiell die Ideen sind. Die Frage wäre, ob es überhaupt Idee gibt, die nicht systemimanent werden, noch ehe sie sich überhaupt entfalten können?
Das waren zumindest meine Gedanken für das warum und wie für diesen Text. Wenn davon nichts angekommen ist, hat der Text natürlich versagt.
In einem Punkt werden wir uns nicht einigen können, denn ich glaube an Gott und ich bleibe politisch link(sextrem)er Utopist.
Wenn du dem Text also beides als Grundhaltung vorwirfst, ist es natürlich ein schlechter Text. Dabei hatte ich viel eher befürchtet, dass mich die Christen hier wegen der Blasphemie lynchen. ;)

Hallo Aris,

nein, Humor spricht doch nun wirklich nicht aus dem Text. ;)Aber wenn er dich nicht erreicht, wenn er keine Gedanken iniziiert, dann ist er wirklich nicht gelungen.

Schade.

Lieben Gruß und vielen Dank euch Beiden, sim

 

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