Was ist neu

Betlehem

sim

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13.04.2003
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Betlehem

1 Und ein Erlass wurde erstellt, dass jeder sich einzufinden hätte an der Stätte seiner Geburt, auf dass er sich schätzen und zählen ließe. 2 So nahm Josef das ihm angetraute Weib Maria und machte sich auf den langen Fußweg nach Hamburg, der Stadt seiner Mutter und seines Vaters und Maria war schwanger. 3 Und sie gebar ihren Sohn, wie es ihr verheißen ward, und bettete ihn auf Zeitungspapier in einem Pappkarton im zugigen Gang des U-Bahnschachtes, denn eine Herberge konnte Josef nicht bezahlen.
4 Zu der Zeit geschah ein Leuchten am Firmament des Himmels und er glühte rot. 5 Und es begab sich, dass nur drei Arbeiter in der großen Montagehalle standen, die ausreichten, die lärmenden Maschinen zu bedienen. 6 Das Leuchten drang in die Fabrik und in seiner Mitte erstrahlte ein schwarzer Stern, der hatte fünf Zacken. 7 Und die Arbeiter fürchteten sich ob des Lichts und rückten zusammen und fassten sich an den verschwitzten Händen. 8 Im Blaumann mit Sichel und Hammer stand dort ein Engel in dem schwarzen Stern und sprach zu den Arbeitern: 9 »Fürchtet Euch nicht, denn ich verkünde Euch große Freude. Euch ist der Erlöser geboren. Er wird Euch herausführen aus der Dunkelheit und Euch befreien aus der Knechtschaft.« 10 Und die Arbeiter legten ihr Werkzeug nieder, verließen die Maschinen und die Montagehalle und folgten dem Stern. 11 Sie begegneten den Arbeitslosen und nahmen sie mit. 12 Die Diener des Stadtoberhauptes stellten sich ihnen mit Schilden und Schlagstöcken in den Weg und fragten: »Wohin des Weges?« 13 Und die Arbeiter verkündeten ihnen von der Freude und sagten: »Wir suchen den Heiland, der uns versprochen wurde. Er soll uns in eine gerechte Zukunft führen. Wir wollen ihn anbeten.«
14 »Gebt uns Bescheid, wenn ihr ihn gefunden habt«, verlangten die Diener, »damit auch wir ihn aufsuchen und ihm huldigen können.« 15 Und die Arbeiter versprachen, es so zu tun und der Stern drang über die Rolltreppe in die gekachelten Gänge unter der Stadt und die Arbeiter und Arbeitslosen folgten ihm.
16 Die Diener aber liefen ins Rathaus und erstatteten ihrem Herrn Bericht über die Geschichte. 17 Das Stadtoberhaupt berief eine Versammlung ein und der Rat diskutierte ob der Maßnahmen, die zu ergreifen wären. 18 Und sie beschlossen, dass ein Kind nicht in Armut und Obdachlosigkeit aufwachsen dürfte, und schickten die Diener, dem Tross zu folgen und das Neugeborene zu greifen und der staatlichen Fürsorge zu übergeben.
19 Der Stern führte die Arbeiter zu Maria und Josef und als sie deren Not sahen, besorgten sie eine Decke, Schinken und Brot. 20 Und sie erzählten, was der Engel über das Kind hatte verlauten lassen. 21 Maria lauschte den Worten und behütete sie in ihrem Gedächtnis, dankte den Arbeitern und segnete sie mit Wohlgefallen. 22 Und ein Raunen erreichte Josefs Ohren, dass er sein Weib und sein Kind nehmen sollte, um mit ihnen zu fliehen, denn das Stadtoberhaupt wollte es ihnen fortnehmen. 23 Sie liefen im Schutz der Arbeiter und Arbeitslosen aus der Stadt, schliefen in Scheunen und Kellern, bis ein Bauer ihnen Obdach und Arbeit gewährte, sie anmeldete und versicherte und sie in die Sozialgemeinschaft integrierte.

 
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Hallo sim,

ich empfinde die Geschichte eher als Experiment. Du experimentierst mit Sprache, Inhalt und Symbolen von Glauben und Irrglauben (wenn ich das richtig deute), und machst dich letztendlich über alles auch ein wenig lustig (wenn ich das richtig verstehe).

Als kaum bibelfester Mensch empfinde ich die von dir gewählte Sprache (mich an die Erinnerungen meines Konfirmanten-Unterricht klammernd) biblisch, also heilig - oder dient sie dir gar zur Entlarvung der Scheinheiligkeit? Ich erkenne natürlich, dass du dich an biblischen Inhalten anlehnst, deinen Text damit neuzeitlich verfremdest, und eine Geschichte von Armut, Arbeits- und Aussichtslosigkeit und (falschen?) Hoffnungen erzählst.

Auch auf die Gefahr hin, eine Überinterpretation zu liefern: In dem ärmsten aller armen Kinder könnte ja nach religiöser Logik tatsächlich ein neuer Erlöser geboren werden. Warum es dazu allerdings eines Engels im Blaumann mit kommunistischen Symbolen als Verkünder bedarf, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Kommunismus und Religion/Glauben/Heiland passen ja nicht wirklich zusammen. Also muss in diesem Bild etwas anderes verschlüsselt sein.

Hätte da "Erlöser" gestanden, so hätte es eine doppeldeutige -weil auch politische Möglichkeit eingeräumt. So ist speziell dieses Bild für mich irgendwie nicht stimmig geworden.

Die Arbeiter/Armen unter sich werden durch solidarisches Verhalten gekennzeichnet.

Die staatliche Macht will mit Zwängen und Verordnung "schützen" - aber nur das Kind, nicht die Eltern.

Die ordnungsgemäße soziale Integration schließlich ergibt sich durch die Möglichkeit des Arbeitens bei einem Bauern (da musste ich schon wieder an den Arbeiter- und Bauernstaat denken). Die Familie wird angemeldet und versichert. Die Hilfe des Bauerns ist wirkungsvoller als die geplante Hilfe des Staatsberhauptes. Für mich heißt das: Ob die Integration des Kindes nun zwangsweise durch die Staatsmacht angeordnet, oder durch den Bauern hilfreich pragmatisch für die ganze Familie ermöglicht wird, mit dem Heiland (oder Erlöser) ist es mal wieder nix geworden. Ein gesellschaftlich integriertes Kind wird durch dieselbige - so oder so geprägt, das reicht dann nicht mehr, um Heiland zu werden. So weit, so gut...

Ich habe alle anderen Kommentare noch nicht gelesen, weil ich einfach nur die Geschichte beurteilen wollte, zumal sie ja doch sehr ungewöhnlich (meinetwegen auch seltsam) ist.

Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe irgendwie alle Teilchen des Puzzles schon richtig sortiert und kriege das Bild trotzdem nicht richtig zusammen. Deshalb werde ich jetzt die Kommentierungen lesen, vielleicht finde ich da die Erkenntnis.

So gehe denn hin in Frieden, auf dass mir die Worte anderer Propheten die Erleuchtung bringen möge.

Grüße von Rick

Nachtrag: Die Erleuchtung kam da nun auch nicht. Ich versuche mein Verständnisproblem mal auf den Punkt zu bringen: Die Christen benötigen für ihre Vision auf jeden Fall auch einen Heiland/Erlöser. Die Kommunisten begnügen sich mit einer Vision -alle Macht dem Volk, benötigen dazu aber nicht zwingend einen Erlöser. Vielleicht habe deshalb ein Problem, Parallelen zu erkennen. Bei mir funktioniert die Geschichte nur dann, wenn ich mir das neugeborene Kind als Symbol einer Vision vorstelle. Gezeugt von Glaube und Hoffnung. Dann funktioniert das in beide Richtungen.

 
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Hui

Auf die Kommentare, die sich hier so unverhohlen als heutige theologische& philosophische und politische Wahrheit verkaufen, sehe ich mich nun doch sehr zu einer Gegenrede gereizt
:hmm:

Dion schrieb:
Tut mir leid, sim, aber diese Geschichte ist ein Murks. Erstens, weil sie sich eine Lüge zum Vorbild nimmt – einen Kindermord wie in der Bibel berichtet, hat es unter Herodes nicht gegeben, auch weil dieser König 4 Jahre vor vermeintlicher Geburt Jesu schon tot war -, und zweitens operierst du mit Hammer und Sichel, beides veraltete Symbole

In der Bibel finden sich in der Tat Symbole. Allerdings sind diese m. E. nicht veraltet - auch wenn sie heute kein Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation gestalten.
Symbole leben nämlich m.E. solange sie für Menschen eine sinngebende Relevanz haben( bzw. 'die Tiefe des Seins transparent machen' ).
Und in der Bibel geht es - zumindest in einigermaßen moderner theologisch relevanter Sicht - um Symbole und nicht, um 'historische' Wahrheiten.

Dion schrieb:
doch die Umsetzung der neuen alten Botschaft - ein Heiland wird kommen und uns von den bösen Mächtigen erlösen – funktioniert in einer Demokratie nicht, denn die braucht keinen neuen Führer, sondern Wähler, die sich nicht von Versprechungen einlullen lassen, und die vor allem nicht wegschauen, wenn sie Zeugen von Unrecht werden.

'Ein Heiland wird kommen und uns alle erlösen' ist wahrscheinlich in erster Linie ein Mythos.
Was mythologische Aussagen über existentielle Situationen des Menschen aussag(t)en darüber läßt sich wohl streiten.

Allerdings finde ich es persönlich sehr gewagt die Demokratie oder irgendein politisches System als Lösung zu verkaufen (nicht, daß wir uns falsch verstehen: ich halte die Demokratie für sehr anstrebens- und verteidigungswert).
Eine politische Idee kann aber keine existentiellen Fragen des Menschen beantworten ( versucht sie es muß sie scheitern ... ) und der Mensch stellt diese - damals und heute - und das nicht, weil er ab und zu kein anderes Rauschmittel parat hat, sondern weil diese Fragen einen Teil seines ontologischen Seins ausdrücken und religiöse Symbole können, meiner Meinung nach, dem Menschen einen Teil seiner Wirklichkeit erschließbar machen - ob nun in mythologischer oder symbolischer Weise.

Schönen Gruß
Rockz

PS: @Rick ...also ich finde auch gut, wenn in dieser Geschichte das neugeborene Kind und sein Leben ( von dem wir hoffentlich noch zu hören bekommen ) als Symbol gesehen werden (es gibt dann allerdings noch die Problematik , daß es - zumindest oberflächlich gesehen- einen Unterschied zwischen religiöser und politischer Symbolik gibt ).

 

Wenn ich’s recht sehe, rockz, hast du zu dieser Geschichte bisher sehr wenig gesagt – außer, daß du Spaß dabei hattest, sie zu lesen, und daß du dir eine Fortsetzung wünscht, ohne das auch zu begründen – und jetzt willst du hier mit mir und anderen über Bibel, Symbole und Demokratie diskutieren?

Verzeih, aber das ist nicht der richtige Ort, weil eine solche Diskussion zu einer Geschichte, die dazu nur der Auslöser war, einfach nicht paßt und andere, die die Geschichte aus literarischer Sicht beurteilen wollen – und dazu ist dieser Forum in erster Linie da -, vielleicht nur langweilen würde.

Ich schlage vor, du bietest gnafu im Kaffeekranz einen Thread zu diesem Thema zu eröffnen, dann beteilige ich mich gern daran.

Doch auch hier bin ich bereit, dir zu antworten – wenn sim es zuläßt. :)

Dion

 

nun ... daß ich in dieser Form inhaltlich zu der Diskussion Stellung nahm fand ich angebracht, weil die Diskussion hier zu bestimmten inhaltlichen Punkten der Geschichte führte und zu bestimmten Thesen über religiöse und politische Symbole
... aber natürlich können wir diese Diskussion auch gerne in einen anderen Bereich verlegen, wenn das hier zu weit führen sollte ...;)

rockz

 

Hallo ihr Lieben,

nur kurz, da ich gerade keine Zeit habe. Die Entscheidung fällt mir schwer, da die inhaltliche Diskussion in eine Richtung geht, wie ich sie mir vorgestellt habe.
Und ist es nicht der Wunsch jedes Autors, das zu initiiieren?
Andererseits geht darüber leicht die Frage verloren, was an der Diskussion noch durch die Geschichte entsteht. Die Frage der technischen Umsetzung gerät aus dem Blickpunkt.
In sofern wäre eine Diskussion im Kaffeekranz vielleicht wirklich sinnvoller.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo ihr alle,

ich muss ja zugeben, angesichts der Reaktionen gefällt mir selbst meine Geschichte immer besser. ;)

Hallo Rick,

du hast nicht überinterpretiert, sondern all diese Gedanken gingen mir beim Verfassen durch den Kopf. Vielleicht auch zu viele für einen so kurzen Text.
Auch Religionen brauchen nicht zwangsläufig einen Erlöser. Siddharta ist zwar den Weg des Nirvanas vorausgegangen, hat aber keine Heilandfunktion im christlichen Sinne. Die Bibel bot sich hier sprachlich an, weil deren Symbole bei uns am bekanntesten sind.
Symbole haben Kraft, ob die Hoffnungen falsch sind, ist ungewiss, bis sich das Gegenteil herausstellt.
Hier haben sie nicht einmal eine Chance. Dazu später bei Rockz mehr.

Rick schrieb:
Hätte da "Erlöser" gestanden, so hätte es eine doppeldeutige -weil auch politische Möglichkeit eingeräumt. So ist speziell dieses Bild für mich irgendwie nicht stimmig geworden.
Ein guter Hinweis, das habe ich geändert.
Die staatliche Macht will mit Zwängen und Verordnung "schützen" - aber nur das Kind, nicht die Eltern.
Kein abwegiger Gedanke, wenn ich mir den unsäglichen Begriff der "Kinderarmut" anschaue. Als ob die Eltern der armen Kinder nicht arm wären.
Warum es dazu allerdings eines Engels im Blaumann mit kommunistischen Symbolen als Verkünder bedarf, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Kommunismus und Religion/Glauben/Heiland passen ja nicht wirklich zusammen. Also muss in diesem Bild etwas anderes verschlüsselt sein.
Zum "Zusammenpassen" später mehr. Die Hoffnungssymbole des kommunistischen Klassenkampfes unterliegen in unserer Zeit dem gleichen Schicksal wie die des Glaubens. Sie gelten als überholt, letztlich gelten sie in einer Welt, in der selbst "Children of the Revolutions" von T-Rex zu einem Werbesong mutieren kann, gar nichts mehr. Das in Europa umgehende Gespenst ist nicht verscheucht, sondern in den Kapitalismus eingebunden worden.
Für mich heißt das: Ob die Integration des Kindes nun zwangsweise durch die Staatsmacht angeordnet, oder durch den Bauern hilfreich pragmatisch für die ganze Familie ermöglicht wird, mit dem Heiland (oder Erlöser) ist es mal wieder nix geworden. Ein gesellschaftlich integriertes Kind wird durch dieselbige - so oder so geprägt, das reicht dann nicht mehr, um Heiland zu werden. So weit, so gut ...
Genau, auch wenn der Vergleich an dieser Stelle zugegebnermaßen hinkt, denn Jesus machte ja erst eine Ausbildung zum Zimmermann, ehe er Wunder wirkte. Und auch Marx und Lenin lebten systemimmanent.
Bei mir funktioniert die Geschichte nur dann, wenn ich mir das neugeborene Kind als Symbol einer Vision vorstelle
so hatte ich es gemeint.

Hallo Rockz,

deine Gedanken haben mich jubeln lassen, weil sie den tieferen Gehalt von Symbolik erfassen. Neben dem Brot, das schon vielen vorenthalten wird, geht es um die Tiefe des Seins. Und es bleibt zu fragen, ob nicht auch diese Tiefe im Alltag geschluckt wird. Die einen können sich die Frage danach schon aus existentieller Not nicht stellen, den anderen erscheint sie zwischen ihren Gartenlauben, den Fußballspielen und dem täglichen Energieverlust durch (Lohnsklaven)arbeit nicht mehr relevant.
Eine politische Idee muss natürlich in erster Linie die für mich auch existentielle Frage beantworten, wie bekomme ich die Menschen satt. Wie verteile ich die Güter. Sie weist auch Symbole auf, ist aber weniger mystifiziert als eine religiöse Idee. Die Vermischung der Symbole steht auch dafür, dass beides wichtig ist.
"Ein Heiland wird kommen" ist eine aus der Luft gegriffene Prophezeiung, nichtsdestotrotz basiert auch ein kommunistisches Manifest auf Vorhersagen. Die stützen sich im Gegensatz zum kommenden Heiland allerdings auf historischen Berechnungen und Analysen.

Hallo leavictoria,

warum kein proletarischer Heiland?
Eine krude Mischung sollte es schon um der Provokation willen sein. Allerdings empfinde ich sie wahrscheinlich nicht in dem Maße krude wie du.
Selbst unter Katholiken gab es die Strömung der Befreiungstheologie, die natürlich von der offiziellen Kirche abgelehnt wurde und leider auch aus anderen Gründen gescheitert ist. Von Helmut Gollwitzer stammt seit 1970 die These, dass Christen Sozialisten sein müssen.
Der Gedanke ist also nicht neu, vielleicht sogar auch so "überholt", wie sowohl Religion als auch Klassenkampf von vielen empfunden werden.
Er provoziert aber immer noch und gerade in einer Welt, die sich auf christliche Grundsätze berufend, Arbeitslosigkeit und Armut provoziert, halte ich es für wichtig, ihn als kleine Nadel noch einmal zu verwenden.

Euch allen einen lieben Gruß und vielen Dank für eure Gedanken, sim

 
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Hallo Sim,

erstaunlich in diesem Thread, wie viele angeben, die Bibel (-Sprache) nicht zu kennen. :susp: Soviel zu gemeinsamer Leitkultur.

Mich hat die Geschichte genau aus dem gegenteiligen Grund enttäuscht: die Übersetzung der Geburtsgeschichte in gegenwärtige Verhältnisse finde ich so ausgelutscht wie irgendetwas, und bei fast jedem Krippenspiel trifft man auf eine mehr oder weniger gelungene Adaption. Meistens schwingt dann noch etwas Sozialkritik mit wie bei deiner auch. Nee, da ist mir einfach zuwenig Neues bei, als dass ich das gelungen finden könnte.

Jesus als Proletarier? (wie Lea meinte) Na, so habe ich es noch gelernt: die Leute waren so arm (falsch) und die Krippe im Stall so erbärmlich (falsch, nur verglichen mit unseren Wohnverhältnissen), das arme Kind im Stroh (war doch noch im Mittelalter als Bettunterlage üblich) ...

Also, das Motiv auf diese Art nach "das Leben des Brian" noch für irgendeine Aussage verwenden zu wollen, finde ich nicht mehr möglich. Mehr Verfremdung, wie bei Nauts Knosper des Ordnenden, ist da sinnvoller.

Sorry, sim, ist nur diesmal so. ;)

Gruß, Elisha

 
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Das Kind als Symbol einer Vision besseren Lebens, Dank der Anarchie (schwarzer Stern auf rotem Grund) gerettet von Arbeitern (Hammer) und Bauern (Sichel) vor einem bösen Staat (Schilder und Schlagstöcke)?

Schon klar: Damit neue Herrschaft entstehen kann, muß erst die alte zerstört werden (Fall des römischen Imperiums) und eine Anarchie geben, und wenn die neue Herrschaft nichts taugt, muß das wieder getan werden (französische Revolution), und wenn die neue Neue sich auch als nicht tauglich erweist, dann halt wieder (Oktoberrevolution), und wieder und …

Auch meine Eltern haben eine Vision gehabt und gesagt, unsere Kinder sollen es einmal besser haben, und meine Frau und ich dachten das auch, als unsere Söhne zur Welt kamen. Und tatsächlich: Wir haben es besser, als unsere Eltern, und unsere Kinder, die haben es auch besser als wir, ich meine, Kind spielen und bis 28 oder später studieren, wann hat es das schon in dieser Breite gegeben? Und dies geschah ganz ohne Heiland, der uns alle aus der Dunkelheit und Knechtschaft führte, ich fand ganz allein den Weg, freilich nicht ohne ein bißchen auf den Putz zu hauen, wie sich das eben gehört für jemand, der nicht weiß, wohin mit der Kraft in den Eiern.

Und heute? Heute gibt es nur jammern und winseln, und da redest du, sim, konsequent vom Hunger, vom “Brot, das schon vielen vorenthalten wird“? Schau dich doch um, die meisten Übergewichtigen, Kinder wie Erwachsene, gibt es unter den Armen, die, wie du sagst, die Frage nach der Tiefe des Seins “schon aus existentieller Not nicht stellen“, oder weil sie ihnen durch den “täglichen Energieverlust durch (Lohnsklaven)arbeit nicht mehr relevant“ erscheint.

Niemand, sim, absolut niemand muß in diesem Land hungern, aber wenn man eine 2000 Jahre alte Geschichte nachschreiben und in heutige Zeit versetzen will, dann machen sich Hunger und „(Lohnsklaven)arbeit“ wie Anno dazumal natürlich gut, denn so wird die Geschichte glaubwürdiger.

Selbst wenn du diese Geschichte nur als kleine Nadel für Christen (was ich nicht bin, aber die Bibel trotzdem gut kenne) verstanden wissen willst, sie muß irgendwo fest verankert sein, damit sie als solche wahrgenommen und pieken kann. Das ist bei dieser Geschichte nicht der Fall, die Nadel liegt auf trügerischem Grund, und es ist fraglich, ob sie je dazu kommen wird, jemand zu pieksen, und wenn doch, dann werden sie, wie bei allen Revolutionen, wieder diejenigen zu spüren bekommen, die dumm genug sind, Heilsversprechungen zu glauben, denn wie heißt es in der Bibel und bei dir so schön: „Wir suchen den Heiland, der uns versprochen wurde. Er soll uns in eine gerechte Zukunft führen. Wir wollen ihn anbeten.“

Ja, anbeten werden sie ihn - etwa so: Führer befiehl - wir folgen dir!*

Es ist leider wahr, was Ingeborg Bachmann einmal sagte: Die Geschichte lehrt dauernd, aber sie findet keine Schüler.

Dion

* Ich weiß, daß du das nicht so gemeint hast, sim, aber auch gut gemeinte christliche, französische und kommunistische Revolutionen haben viel Leid und wenig Gutes über die Menschen gebracht.

 

Wird echt Zeit für den Kaffeethread* ;)
Nur kurz:

Dion schrieb:
[...]unter den Armen, die, wie du sagst, die Frage nach der Tiefe des Seins “schon aus existentieller Not nicht stellen“, oder weil sie ihnen durch den “täglichen Energieverlust durch (Lohnsklaven)arbeit nicht mehr relevant“ erscheint.
Niemand, sim, absolut niemand muß in diesem Land hungern.
Das heute die Unfreiheit nicht wie im 16. Jahrhundert in existentieller Not besteht ist wohl zutreffend.

Die Unfreiheit des postmoderen Menschen besteht eher in seiner Freiheit, in der vorgegaukelten Multioption, die alle Lebens und Sinnbereiche betrifft und eine "rosa Firnis" produziert, die ihn sich selbst nicht mehr erreichen lässt.

Dion schrieb:
aber auch gut gemeinte christliche, französische und kommunistische Revolutionen haben viel Leid und wenig Gutes über die Menschen gebracht

Diese Meinungsäußerung halte ich, tschuldigung, für sehr oberflächlich. Ich bin der Überzeugung, daß sie geschichtstheoretisch nicht haltbar ist.
Eine solche These ist vereinfachend, kann daher die historischen Zusammenhänge nur in begrenzter Weise wahrnehmen und wird daher den histor. Phänomenen m. E. nicht wirklich gerecht.

Außerdem bin ich weiterhin der Meinung, daß es einen Unterschied zwischen mythischen und zwischen politischen Symbolen gibt, obwohl beide etwas über das wirkliche Sein des Menschen aussagen ( und nicht über jenes, das die Konsumgesellschaft produziert und verkauft ).

LG
RockZ

* Ab Mittwoch habe ich Zeit für den Kaffeeklatsch; dann können wir diese inhaltlichen Aspekte vllt. dort in nem Symbolethread diskutieren :)

 

Hallo Elisha,

die Verhältnisse von Hammer und Sichel sind ja nicht gegenwärtig. "Das Leben des Brian" ist für mich, und ich weiß, ich mache mir damit Feinde, wie alles von Monty Python, unerträglich. Entsprechend sind meine Kenntnisse darüber. Hat es wirklich eine Aussage?
Nein, es sollte schon mehr sein als eine Gegenwartsadaption, aber ich muss es natürlich mir ankreiden, wenn es nur als eine solche herüberkommt.

Danke fürs Lesen und Kommentieren, sim

Hallo Dion,

in meinem Kommentar, dem du Hunger und Lohnsklavenarbeit entnimmst, habe ich vielleicht vergessen, von der Trägheit des Gesättigten zu schreiben. Es käme aufs Gleiche heraus. Wir jammern und winseln, wie du schreibst, wir sind so desillusioniert, dass wir an nichts mehr glauben, außer daran, es geschafft zu haben oder auch nicht.
Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten damit, zu eruieren, ob du die Geschichte ihrer Aussage oder ihrer technischen Qualität wegen mislungen findest. Von daher mag ich mich auch nicht auf den Standpunkt stellen, was Diskussionen hervorruft, muss gelungen sein. Ich habe hier zu viele technisch schlechte Geschichten erlebt, die zu inhaltlichen Diskussionen führten, wenn sich das Thema emotional genügend eignete.
Du scheinst dich an den Reibungspunkten zu stören, die für mich als Autor ja auch Widerspruch provozieren sollten.

"Wir suchen den Heiland, der uns versprochen wurde. Er soll uns in eine gerechte Zukunft führen. Wir wollen ihn anbeten.“
Dieser Satz ist inzwischen zwar geändert, das Faschismus ermöglichende Element, das ihm innewohnt, ist dadurch allerdings nicht gewichen. Damit hätte ich ja auf einen Reizpunkt verzichtet.
Ich finde es als Autor ja äußerst gut, dass nicht alles geschluckt wird. Entsprechend "schizophren" habe ich doch die Zusammenhänge geschaffen, auch wenn ich Verbindungen durchaus sehe und im Kopf hatte. Aber eines sollte sie bestimmt nicht enthalten. Eine eindimensional festgelegte Aussage, zu der alle Ja, Genosse und Amen sagen (das kannst du gern in den Ausredenthread stellen, wenn dir danach ist ;)).

"Hamburg" als Stadt sollte ich streichen. Denn es geht ja nicht nur um dieses Land, in dem vielleicht tatsächlich niemand huntern muss.

Vielen Dank und lieben Gruß noch mal, sim


Hallo Rockz,

noch mal vielen Dank. Ich sehe es ähnlich. Dem importierten amerikanischen Traum (du kannst alles erreichen, du musst es nur wollen) steht aktuell eine katastrophale Jugendarbeitslosigkeit gegenüber, die alleine schon die versprochene Optionsvielfältigkeit minimiert.

Einen Unterschied zwischen mythischen und politischen Symbolen möchte ich nicht abstreiten, aber zu bedenken geben, dass gerade Diktaturen ihren politischen Symbolen häufig religiöse Dimension geben. Schau dir die Denkmäler der Arbeiterführer an. ;)

Auch dir einen lieben Gruß, sim

 

rockz schrieb:
Die Unfreiheit des postmoderen Menschen besteht eher in seiner Freiheit, in der vorgegaukelten Multioption, die alle Lebens und Sinnbereiche betrifft und eine "rosa Firnis" produziert, die ihn sich selbst nicht mehr erreichen lässt.
Das ist eine Behauptung, durch nichts untermauert. Auch wenn du keine Zeit hattest, ein wenig mehr Fleisch solltest du schon bringen, wenn du solche Parolen verbreitest.

Dazu genügt es vielleicht zu sagen:

1. Freiheit ist Freiheit und nicht Unfreiheit. Wenn du’s nicht glaubst, schau ins Lexikon.

2. Wieso ist eine Multioption vorgegaukelt? Ein gesunder junger Mann, der fertig mit seiner Ausbildung ist, ist absolut frei, zu tun und zu lassen, was ihm beliebt – er wird, wenn nicht durch seinen Beruf, dann durch Aushilfsjobs immer genug Geld verdienen können, um für sich zu sorgen, d.h. er muß niemandem auf der Tasche liegen, weder den Eltern, noch dem Staat, und wenn es gar nicht anders geht, dann kann er auch woanders hingehen, die Welt steht ihm offen, und eine Fahrkarte bis ans Ende der Welt kann er sich in einem Monat verdienen, wenn er sich nicht zu schade ist, auch schmutzige Jobs zu erledigen Wenn ich von Jugendarbeitslosigkeit hierzulande höre und dann die junge Leute in Booten aus Afrika sehe, die den Tod nicht scheuen, um einen Anteil am besseren Leben zu bekommen, dann weiß ich: Unsere Jugend ist verweichlicht bis geht nicht mehr, sie kann nur jammern und sonst gar nichts.

3. Daraus folgt: Ein junger Mann hat die Freiheit und tatsächlich viele Optionen, aus seinem Leben etwas zu machen, nur er muß sie suchen, er muß sie ergreifen, er muß seinen Arsch hochkriegen, aber bitte nicht, um allwöchentlich zum Arbeitsamt zu gehen, sondern um selbst etwas zu unternehmen.


rockz schrieb:
Dion schrieb:
aber auch gut gemeinte christliche, französische und kommunistische Revolutionen haben viel Leid und wenig Gutes über die Menschen gebracht
Diese Meinungsäußerung halte ich, tschuldigung, für sehr oberflächlich. Ich bin der Überzeugung, daß sie geschichtstheoretisch nicht haltbar ist.
Eine solche These ist vereinfachend, kann daher die historischen Zusammenhänge nur in begrenzter Weise wahrnehmen und wird daher den histor. Phänomenen m. E. nicht wirklich gerecht.
Ja? Dann sage mir bitte, was an meiner Aussage nicht stimmt.

Dion

 

sim schrieb:
Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten damit, zu eruieren, ob du die Geschichte ihrer Aussage oder ihrer technischen Qualität wegen mislungen findest
Nein, sim, diese Geschichte ist technisch gut – ich habe das schon in meinem ersten Posting gesagt. Doch sie hat ein grundsätzliches, inhaltliches Problem: Sie versucht ein Ereignis, das sich vielleicht nie so abgespielt, doch gleichwohl weitreichenden Folgen hatte, in unsere Zeit zu transportieren: Sie tut so, als ob die Zustände bei uns ähnlich denen vor 2000 Jahren wären, weil sie sonst nicht funktionieren würde.

Nur wenn du Tatsachen – historische wie heutige – beiseite schiebst, kannst du so einen Text schreiben und sogar Beifall dafür bekommen. Das ist nicht neu, alle Jahre um Weihnachten herum klopft mindestens ein verkleideter Journalist oder Schauspieler mit seiner angeblich hochschwangereren Frau an den Türen deutscher Christen*, und bittet scheinheilig um Unterkunft und/oder eine warme Mahlzeit. Die Ergebnisse dieser Besuche fallen wunschgemäß aus: Sie werden meistens abgewiesen. Das ist billigste Meinungsmache, denn jeder weiß, daß heutzutage hier niemand von Haus zu Haus betteln gehen muß, und wenn doch, dann sind das in aller Regel Betrüger, die sich auf solche Weise erst einmal den Zutritt zur Wohnung verschaffen wollen.

Das weißt sicher auch du, trotzdem hat dich das nicht abgehalten, den Text zu schreiben und hier reinzustellen – damit reihst du dich in die Reihe derer, die sich solcher Methoden bedienen. Das ist enttäuschend, aber vielleicht war das nur Absicht, vielleicht wolltest du testen, wie eine kleine Gemeinschaft wie wir es sind, auf deine Provokation reagiert. Jedenfalls deute ich deinen Satz „Ich finde es als Autor ja äußerst gut, dass nicht alles geschluckt wird.“ in diesem Sinne. ;)


sim schrieb:
sim schrieb:
"Wir suchen den Heiland, der uns versprochen wurde. Er soll uns in eine gerechte Zukunft führen. Wir wollen ihn anbeten.“
Dieser Satz ist inzwischen zwar geändert
Der Satz ist nicht geändert und sollte mMn auch nicht geändert werden, denn dies ist die zentrale Aussage der Weihnachtsgeschichte, entfernst du sie, entfernst du alles.


sim schrieb:
"Hamburg" als Stadt sollte ich streichen. Denn es geht ja nicht nur um dieses Land, in dem vielleicht tatsächlich niemand huntern muss.
Um statt dessen Sao Paulo oder Bukarest zu schreiben? Wenn diese Geschichte irgendwo anders stattfindet, sim, dann stimmte vielleicht die Aussage, aber die Geschichte würde damit zu einer von vielen, die die Zustände in den armen Ländern anprangern.


sim schrieb:
Ich sehe es ähnlich. Dem importierten amerikanischen Traum (du kannst alles erreichen, du musst es nur wollen) steht aktuell eine katastrophale Jugendarbeitslosigkeit gegenüber, die alleine schon die versprochene Optionsvielfältigkeit minimiert.
Dazu siehe bitte meine Antwort an rockz.

Dion

* als Verschärfung dieser Bloßstellung wurden früher auch Muslime besucht und als bessere Christen hingestellt, seit dem 11. September geht das nicht mehr bzw. darf es nicht gehen.

 

Zitat von sim
"Das Leben des Brian" ist für mich, und ich weiß, ich mache mir damit Feinde, wie alles von Monty Python, unerträglich. Entsprechend sind meine Kenntnisse darüber. Hat es wirklich eine Aussage?
Natürlich veralbern die alles und stellen vieles geschmacklos dar, aber vieles aus der Zeit war anschaulich. (Prediger auf der Mauer, Leichenteile im Circus) Und die Zersplitterung des Widerstands z.B. war klasse.
Was ich aber in Bezug auf deine Geschichte meinte, war die Eingangsszene, in der ein falscher Heiland (nämlich Brian) angebetet wurde. Die Bilder sind so eindringlich, dass man das nicht übertreffen kann, finde ich.

 

Hallo Dion,

leider bin ich erst nicht dazu gekommen, dir zu antworten, dann habe ich es vergessen, dann bin ich wieder nicht dazu gekommen.
Den Aspekt mit der Meinungsmache habe ich tatsächlich so nicht bedacht, auch die Journalisten, die scheinheilig um Unterkunft und Mahlzeit bitten, hatte ich nicht im Kopf.
Reibungspunkte, die Widerspruch hervorrufen sollten, waren allerdings schon beabsichtigt. Es ging mir nicht darum, Beifall zu bekommen, sondern tatsächlich darum, inhaltlich und formal zu Widerspruch herauszufordern.
Im günstigen Fall setzt sich dann jemand damit auseinander, warum er den Text Scheiße findet, im ungünstigsten klickt er ihn weg.
Ich bin mir recht sicher, hier keine Meinung nach dem Motto "Nächstenliebe gibt es in unseren Land nicht" verbreitet zu haben. Immerhin findet die Familie ja Unterschlupf und Solidarität, selbst wenn ich die Konsequenzen davon zum Schluss wieder in Frage stelle.
Insofern habe ich dabei vielleicht eine Denkblockade, da ich den Vergleich mit der Methode des Journalisten nicht auf mich oder diese Geschichte beziehen kann. Der Text erhebt mE keine moralischen Vorwürfe irgendeiner Art. Er stellt nicht einmal Fragen, deren Beantwortung im Individium ein schlechtes Gewissen erzeugen soll oder kann. Das würden aber die Berichte solcher Journalisten tun.

Der Satz ist nicht geändert und sollte mMn auch nicht geändert werden, denn dies ist die zentrale Aussage der Weihnachtsgeschichte, entfernst du sie, entfernst du alles
Ja, da hatte ich den vorangehenden Satz im Kopf. Den hatte ich geändert.
Um statt dessen Sao Paulo oder Bukarest zu schreiben? Wenn diese Geschichte irgendwo anders stattfindet, sim, dann stimmte vielleicht die Aussage, aber die Geschichte würde damit zu einer von vielen, die die Zustände in den armen Ländern anprangern.
Das soll sie auf keinen Fall werden. Armut ist ja nicht das zentrale Thema der Geschichte.
Beim Thema Chancengleichheit gehen wir von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus. Verglichen mit den Boatpeople mag unsere Jugend verweichlicht sein. Bei Formulierungen wie "sich nicht zu schade ist" bekomme ich in einem Land wie unserem trotzdem oft ein schlechtes Gefühl. Die Prämisse "wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hat", ist schon oft nicht gegeben, da Jugendliche keine Ausbildungsplätze finden.
Aber selbst wenn sie es tun, klaffen die Träume von der Erwartung ans Leben oft weit mit der Realität des Möglichen auseinander. "Sei dir nicht zu schade" ist also oft nichts als die Forderung "Schluck gefälligst alles und gib dich mit dem zufrieden, was du bekommst."

Hallo Elisha,

ich schreibe doch nicht, um irgendetwas zu übertreffen. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo,

Tut mir leid. Aber das hat mir gar nicht gefallen.
Die Weihnachtsgeschichte höre ich einmal im Jahr,
und das schon seid langer Zeit.
Schon allein die Idee, darüber eine Variation zu schreiben finde ich langweilig und geschmacklos.
Aber das ist eben Geschmackssache.

Gruss Hendrik

 

Hallo Hanqw,

langweilig kann ich nachvollziehen, aber geschmacklos? Meinst du geschmacklos im Sinne von blasphemisch, religiöse Gefühle verletztend?

Lieben Gruß, sim

 

Hallo,

im Sinne von blasphemisch, religiöse Gefühle verletztend?

Nein, so nicht - das macht mir nichts aus und so ist der
Text auch bestimmt nicht gemeint.

Weil ich denText langweilig finde, ist er für mich auch "geschmacklos".

Besser finde ich "Variationen", bei denen man vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennt, es handelt sich um eine Variation.

So wie du es schreibst ist zu offensichtlich. Es ist ein reiner Übertrag von A nach B und (aus meiner Sicht) nicht besonders kreativ.

Gruss Hendrik

 

Okay, sim, was diese Geschichte betrifft ist alles geklärt – zumindest von meiner Seite. Es bleibt jedoch noch etwas vom Allgemeinen übrig, nämlich der Frage, ob es eine Chancengleichheit gebe in diesem Land, und ob Jugendliche hierzulande verweichlicht sind oder nicht.

Eine absolute Chancengleichheit gibt es nicht, kann es auch nicht geben, dafür sind wir alle zu unterschiedlich, das ist nicht zuletzt genetisch bedingt. Natürlich spielt auch die soziale Herkunft eine große Rolle, will sagen, ein Kind aus einer Familie, die seit mehreren Jahren oder Jahrzehnten von der Sozialhilfe lebt, lernt von Haus aus weniger von dem, was nötig ist, um sich später als Erwachsener in der Arbeitswelt zu behaupten.

Anstelle einer eigenen Stellungnahme, hier ein Zitat aus der Süddeutschen Zeitung, die eine Reportage gerade heute über dieses Thema gebracht hat – eine Szene aus Berlin:
Vor einer Lagerhalle in Neukölln stehen 25 Jugendliche in Blaumännern. Sie besuchen ein Programm, das sie auf die Arbeitswelt vorbereiten will. Es geht um ganz einfache Dinge. Daß man morgens um acht Uhr da sein muß. Daß diese Regel jeden Tag gilt. Daß man nicht pünktlich ist, wenn man irgendwann mal vorbeischaut. Gelingt das, vermittelt man ihnen ein Praktikum. Aber es gelingt nicht oft. Von 284 Teilnehmern wurden 160 gekündigt, weil sie ständig fehlten. Ihnen wurde Hartz IV gestrichen. Trotzdem haben sich 116 nicht gemeldet. Sie brauchten das Geld nicht. Sie schlagen sich so durch, sie haben sich aus der Gesellschaft verabschiedet.

Dazu ein Beispiel aus meiner Nachbarschaft: Ein Mädchen, 17 Jahre, Vater tot, Mutter Bankkauffrau (hält sich, weil sie ein Häuschen hat, so übers Wasser), hat in diesem Sommer während der Ferien bei einer BMW-Filiale gearbeitet. Sie fuhr jeden Tag um 6 Uhr 30 und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad hin (ca. 5 km), war offenbar fleißig, jedenfalls hat man ihr dort von sich aus einen Ausbildungsvertrag für nächstes Jahr, wenn sie mit der Schule fertig ist, angeboten - sie hat angenommen.

 

Hallo sim,

ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran mit meiner Kritik zu dieser Geschichte, es sind schon so viele vor mir an der Reihe gewesen und haben sich ausführlich auseinander gesetzt.
Daher mache ichs kürzer.
Eines muss man dir stets lassen: sämtliche deiner Geschichten sind gedankenanregend und fordern heraus. So auch diese Geschichte.
Gelungen finde ich die Vermischung aus Bibelsprache, so wie wir sie kennen und neuzeitlichem Geschehensablauf.

Liest du diese Geschichte bei der nächsten Lesung am 20.12. vor? Ich könnte mir vorstellen, dass sie nicht nur bei mir Eindruck hinterlässt.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo sim,

ich finde deine Geschichte weniger seltsam, dafür eher lustig. Gefällt mir gut, aber warum heißt sie "Betlehem", wenn sie doch in Hamburg spielt? :confused:

Ciao MiK

 

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