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Beute

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12.09.2007
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Beute

Die schwülen Sommernächte sind die Schlimmsten. Wenn selbst die Luft vor Energie zu knistern scheint, sich die ganze Welt träge, fast apathisch vorwärts schleppt und doch geduckt, wie ein gehetztes Tier zu verharren scheint. Die Anspannung ist allgegenwärtig, genährt von schlaflosen Nächten in zerknäulten, verschwitzten Betten, dumpfen Kopfschmerzen und der ganzen ungesunden Atmosphäre einer Millionenstadt im Sommer. Es ist diese Anspannung, die Gefühle zum überkochen bringt, aus Nichtigkeiten Streit entstehen lässt und mich fast in den Wahnsinn treibt. Die Stadt lechzt nach Regen, doch mein Durst ist von anderer Natur. Es sind Nächte wie diese, die mich jeglicher Selbstbeherrschung berauben, mich meine Gier nicht länger bezähmen lassen.

Ich ließ mich treiben. Der einfachste Weg die Beute aufzuspüren ist, gar nicht bewusst nach ihr zu suchen, irgendwann läuft sie einem wie von selbst über den Weg. Und so zog ich scheinbar ziellos meine Bahnen durch die Stadt, ließ mich von meinem Instinkt leiten und sog die Atmosphäre in mich auf. Die Energie, die ein nahendes Gewitter mit sich bringt ist mit nichts zu vergleichen. Selbst die Menschen spüren sie mit ihren verkrüppelten Sinnen, werden gereizt und ruhelos. Und mich, der ich diese Gereiztheit und Ruhelosigkeit tausendfach verspüre hält in solchen Nächten nichts mehr in meinem winzigen Apartment. In dieser Nacht war es besonders stark. Vielleicht lag es daran, dass ich schon lange kein Menschenblut mehr getrunken hatte. Entzugserscheinungen. Ich musste unwillkürlich grinsen. Ja, ich war ein guter Junge gewesen im vergangenen Jahr, hatte kein Aufsehen erregt, mich meist mit streunenden Katzen und Hunden begnügt. Viele von uns tun das. Wir sind zwar nur wenige und in einer Großstadt wie New York fallen ein paar seltsame Morde mehr oder weniger auch nicht auf, Vorsicht ist jedoch immer geboten. Aber ganz ohne geht eben doch nicht. Das Blut von Tieren stillt den Durst. Mehr nicht. Aber ein Mensch…Es ist wie neu geboren werden. Unglaubliche Kraft. Ich erschauerte, mein Blick verschwamm für einen Moment, ich stolperte und wäre fast gestürzt. Meine Haut kribbelte schon seit Tagen als hätte mich ein Ameisenvolk als Bau auserkoren und die Wogen von Gefühlen, die mich stark wie selten sonst überrollten machten es auch nicht gerade besser. Vermutlich hielten mich die Passanten für einen Junkie. Es war mir gleich. Mein Erscheinungsbild wirkt vermutlich ohnehin auf die meisten Menschen eher wenig Vertrauen erweckend: schulterlange schwarze Haare und ein ebenfalls schwarzer Ledermantel bedienen zwar jedes menschliche Vampir-Klischee, aber mir gefällt der Look. Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen.
Im Moment war ich allerdings zu abgelenkt, um mir über mein Outfit Gedanken zu machen. Die unerträgliche Anspannung und die vielen Menschen um mich herum machten mich rasend, wie einen Wolf inmitten einer Schafherde. Ich war drauf und dran einfach einen von ihnen anzufallen, auf offener Straße seine Lebenskraft zu trinken, endlich wieder die unermessliche Macht spüren, die nur frisches Menschenblut einem verleiht…
Ich unterdrückte den Gedanken mit Gewalt. Es sollte schließlich etwas Besonderes werden, kein primitives Gemetzel mit anschließender Flucht vor den Gesetzeshütern der Menschen, auch wenn es gerade das war, das einigen Artgenossen den Kick verschaffte. Aber ich bin ein Genießer.
Ich hielt inne, indem ich mich an der Wand eines hässlichen Plattenbaus abstützte. Ich durfte nicht die Nerven verlieren. Nach so langer Abstinenz wollte ich das Opfer sorgfältig auswählen. Die U-Bahn! Dort war ich noch immer fündig geworden.
Seit meinem zwölften Lebensjahr wusste ich um meine besondere Neigung.

Es war heiß. Die Luft flimmerte über den leergefegten Straßen einer schicken Vorstadtsiedlung als der Junge die Tür seines Elternhauses aufschloss. Kühle und Vertrautheit umfing ihn. Das Essen stand in der Mikrowelle. Der Junge war es gewohnt, dass seine Eltern den ganzen Tag arbeiteten. Sie taten das für ihn. Um ihm ein anständiges Zuhause zu ermöglichen. Der Junge wusste das. Trotzdem wäre es ihm manchmal lieber gewesen sein anständiges Zuhause gegen etwas mehr Zeit mit seinen Eltern einzutauschen. Er wärmte sich sein Essen. Aß. Schließlich war er schon groß und vernünftig. Deshalb erledigte er auch gleich nach dem Essen seine Hausaufgaben. Dann begann der Junge sich zu langweilen. Er überlegte kurz ob er einen seiner wenigen Freunde anrufen sollte, dann sah (spürte) er die Katze. Sie gehörte den Nachbarn, war klein und getigert und rekelte sich genüsslich im Schatten eines Fliederbusches. Getrieben von einem unbestimmten Drang ging der Junge zur Balkontür, öffnete sie und ließ sich neben dem Tier nieder. Die Katze schrak hoch und starrte den Jungen mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen an, dann begann sie zu schnurren und den Kopf an seiner Hand zu reiben. Der Junge kam der stummen Aufforderung nach und begann, die Katze mit langsamen, mechanischen Bewegungen zu streicheln. Er war verwirrt. Ein seltsames Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, ein Gefühl das der Junge kannte aber noch nie so stark wie jetzt gespürt hatte. Ein unerklärliches Verlangen, das normalerweise einfach da war, ohne Ziel und ohne Quelle. Aber heute gab es eine Quelle. Sie lag vor ihm im Gras und schnurrte. Wärme ging von ihr aus, eine andere Wärme als die der Sonne, näher, echter, lebendiger. Pulsierende Kraft. Der Junge stellte sich vor, wie es wäre, sich diese Wärme zu Eigen zu machen, sie aufzusaugen, in ihr zu baden und sich zu berauschen an der Kraft, die sie bedeutete. Kraft, ja, reine Kraft. Leben.
Der Junge kniete keuchend und blutbesudelt im Schatten des Fliederbusches vor dem Kadaver der Katze. Er konnte sich nicht erinnern, was geschehen war und doch wusste er es. Ein Instinkt, uralt und mächtig war erwacht und leitete ihn, seit das Blut seine Lippen berührt hatte.

Die Gier war gewachsen. Wie ein Betrunkener hatte ich mich in die U-Bahn geschleppt und mich in irgendeinen Zug geschwungen. Hier an diesem Knotenpunkt des menschlichen Lebens bündelte sich die Energie, die mich umgab und verschmolz zu einem wahren Meer aus Kraft, in dem ich schwamm und in das ich doch nicht eintauchen konnte. Noch nicht. Ich würde mir mein Tröpflein schon abzweigen.
Man mag sich fragen, warum ich es mir so schwer mache. Aber der Weg des geringsten Widerstands ist nun einmal nichts für mich. Ich bin so etwas wie ein Feinschmecker, auch wenn das zynisch klingen mag.
Ich warf mich in einen der unbequemen Plastiksitze und konzentrierte mich auf die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung, erforschte ihre Gedanken, ihre Gefühle. Den störrischen Ärger der alten Frau, die mir gegenübersaß und der mein Erscheinungsbild missfiel. Die infantile Befriedigung eines pickligen vierzehnjährigen, gerade auf dem Nachhauseweg von seinem ersten Date. Die Frustration des Schülers zwei Reihen vor mir, dessen Mordgedanken bezüglich seines Lehrers mich amüsierten. Und dann hatte ich sie: Jung, blond, Liebeskummer. Stress mit dem Freund. Niedlich. Sie stieg am Central Park aus. Ich auch.


Es war einfach gewesen. Die Menschen sind schwach und fallen uns nur allzu gern zum Opfer, besonders wenn es ihnen schlecht geht. Und es geht ihnen oft schlecht in dieser lebensfeindlichen Gesellschaft, die sie sich geschaffen haben. Sie ketten sich an sinnlose Gesetze und Verpflichtungen und schwächen sich noch mehr. Wären wir ein paar mehr, so hätten wir sie schon längst ausgerottet. Aber das sind wir nicht und zudem sägt nur ein Narr an dem Ast, auf dem er sitzt.
Der stille, dunkle Park umfing uns, wie ein Ozean aus Nacht, menschenleer und kühl. Sie hing in meinen Armen, willenlos, den Hals entblößt und ich genoss den Moment vor dem Biss, das Gefühl der unumschränkten Macht, das mich durchfloss. Ich spürte meine Zähne wachsen. Es war soweit. Langsam, fast zärtlich ritzte ich ihre Haut, um dann zuzubeißen. Warmes Blut füllte meinen Mund. Ich tauchte ein in eine Sonne aus purer Energie. Das Blut ist im Grunde unwichtig, es ist nur ein Medium für die wahre Kraft, die einem Menschen innewohnt: Seine Seele. Wir absorbieren sie und wandeln sie um in die Energie, die mich nun taumeln und auf die Knie fallen ließ. Und sie versiegte nicht, sondern schien im Gegenteil stärker und stärker zu werden, wie eine außer Kontrolle geratene Kettenreaktion. Und ich wollte mehr, ich brauchte mehr, ich wollte sie trinken und mich stärker und mächtiger als je zuvor erheben.
„Schmeckt’s?“
Erschrocken ließ ich von meiner Beute ab und fuhr herum, versuchte meinen im Blutrausch gefangenen Geist zu einem halbwegs klaren Gedanken zu zwingen. Jemand hatte sich an mich angeschlichen, eine Frau der Stimme nach zu urteilen. Ich bezweifelte dass sie Gutes im Schilde führte. Instinktiv bereitete ich mich auf einen Angriff vor, mit aller Kraft den Impuls unterdrückend, mich einfach wieder auf mein Opfer zu stürzen. Wie hatte das passieren können? Sie war eine von uns, soviel stand fest. Ein Mensch wäre bei dem sich ihm bietenden Anblick vermutlich schreiend davon gerannt, hätte die Polizei gerufen, oder etwas ähnlich Törichtes versucht. Warum hatte ich sie nicht gespürt?
Ich erhob mich schwankend, blinzelte die Schatten weg, die meinen Blick zu verschleiern drohten und musterte mein Gegenüber. Hinter einem wallenden Vorhang aus schwarzem Haar blitzte mir ein dunkles Augenpaar voll spöttischer Belustigung entgegen. Sie war ein gutes Stück kleiner als ich und das knappe schwarze Kleid, das sie trug hätte die alte Frau aus dem Zug wohl an den Rand eines Herzinfarktes gebracht. Nun fühlte ich auch ihre Anwesenheit. Sie verstand es, ihre Gedanken und Gefühle zu verbergen, als ich versuchte in ihren Geist zu dringen, erreichte mich nichts außer Leere.
Ihr Grinsen wurde breiter.
Meine Beunruhigung wuchs. Die Tatsache, dass sie ihre Aura so gut verbergen konnte, ließ auf eine verdammt erfahrene und starke Artgenossin schließen, die bestimmt einen guten Grund hatte, sich an mich anzupirschen.
„Was willst du?“ zischte ich ihr heiser entgegen und verschloss meinen Geist so gut ich konnte.
Sie antwortete nicht, sondern blieb einfach stehen und lächelte mich an. Und ich erstarrte, völlig versunken in den Anblick dieses Engels, der mich erleuchtete und meinem erbärmlichen Leben allein durch seine Anwesenheit einen Sinn gab. Eine Welle absoluten Glücks durchflutete mich. Sie würde mir nichts tun, dessen war ich mir plötzlich sicher, kein Wesen von solch unglaublicher Schönheit konnte fähig sein etwas Böses zu tun.
Der Fußtritt traf mich in die Magengrube, belehrte mich eines Besseren und schleuderte mich meterweit durch die Luft. Hart schlug ich auf dem Boden auf und keuchte vor Schmerz. Benommen versuchte ich mich aufzurichten, doch ein weiterer Tritt hämmerte mit grausamer Wucht gegen meine Schläfe und schickte mich endgültig zu Boden. Sofort war sie über mir, ihre Hände fanden meinen Hals und drückten zu. Verzweifelt versuchte ich ihren Griff zu sprengen, doch meine Anstrengungen schienen sie eher zu belustigen. Schon spürte ich die schwarze Klaue der Bewusstlosigkeit. Dann, wie ein Kind, das die Lust an einem Spielzeug verloren hat, stieß sie mich zurück und verschwand in der Nacht.
Röchelnd nach Atem ringend kam ich auf die Beine, suchte mit wildem Blick den Schatten der Bäume ab und versuchte zu begreifen was geschehen war. Sie hatte Besitz von mir ergriffen, einfach so und ohne mir den Hauch einer Chance zu lassen, meinen Geist zu verteidigen. Nicht dass ich dem Tritt unter normalen Umständen hätte ausweichen können…
Sie hätte mich töten können, ohne Anstrengung. Sie hatte es nicht getan und dass ließ nur einen Schluss zu: Das Biest spielte mit mir. Mit allen Sinnen lauschte ich in die Finsternis hinaus. Ohne Erfolg. Doch irgendwo dort draußen war sie, lauerte, geduldig wie eine Spinne um erneut zuschlagen zu können.
Ein trockener Ast knackte hinter mir. Ich fuhr herum, wissend, dass ich nur hörte, was sie mich hören lassen wollte und lief prompt in einen Hieb, der mich erneut von den Füßen riss. Mit übermenschlicher Schnelligkeit richtete ich mich auf, um meine Peinigerin lässig an einen Baum gelehnt stehen zu sehen, gute vier Meter von mir entfernt. Panik kochte in meinen Eingeweiden hoch, vermischt mit Zorn und dem Gefühl absoluter Hilflosigkeit. Sie würde mich töten. Ich hätte nur gerne gewusst warum. Alles was mir blieb, war mein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
„Verdammt, bring es endlich zu Ende!“
Sie trat auf mich zu, ihr Gehirn zerfetzendes Lächeln auf den Lippen.
Mein Widerstand schmolz. Wie ein Gummibärchen in einer Atombombenexplosion. Ich ertrank in ihren Augen, wollte nicht kämpfen, nicht fliehen, nicht einmal denken. Ich war ihr hilflos ausgeliefert und war mir dessen bewusst, doch es war mir gleich. Ich wollte, dass sie mich tötete, ihr meine Lebenskraft geben, sterben damit sie leben konnte. Ich erfuhr am eigenen Leib, was meinen Opfern widerfahren war. Und ich war glücklich.
Ihre Stimme. In meinem Kopf.
„Komm mit“
Und ich gehorchte.

 

Tach Neocortex,

erstmal Tach bei Kg.de, dann zur Story.
Weißt ja bestimmt selbst, das Vampirgeschichten nicht gerade selten sind und es schwer ist da was Originelles reinzubringen. Du hast es meiner Ansicht nach, nicht mal versucht und eine "traditionelle" Vampirgeschichte mit dem allseits beliebten Schauplatz New York genommen.

So ziemlich jedes Vampirklischee (vom selbst genannten Aussehen) sowie dem blonden Mädchen im Central Park haste mit reingepackt.

Das hier würde ich kursiv machen, dann kommt das "Rückblende"-Feeling besser rüber:

Es war heiß. Die Luft flimmerte über den leergefegten Straßen einer schicken Vorstadtsiedlung als der Junge die Tür seines Elternhauses aufschloss. Kühle und Vertrautheit umfing ihn. Das Essen stand in der Mikrowelle. Der Junge war es gewohnt, dass seine Eltern den ganzen Tag arbeiteten. Sie taten das für ihn. Um ihm ein anständiges Zuhause zu ermöglichen. Der Junge wusste das. Trotzdem wäre es ihm manchmal lieber gewesen sein anständiges Zuhause gegen etwas mehr Zeit mit seinen Eltern einzutauschen. Er wärmte sich sein Essen. Aß. Schließlich war er schon groß und vernünftig. Deshalb erledigte er auch gleich nach dem Essen seine Hausaufgaben. Dann begann der Junge sich zu langweilen. Er überlegte kurz ob er einen seiner wenigen Freunde anrufen sollte, dann sah (spürte) er die Katze. Sie gehörte den Nachbarn, war klein und getigert und rekelte sich genüsslich im Schatten eines Fliederbusches. Getrieben von einem unbestimmten Drang ging der Junge zur Balkontür, öffnete sie und ließ sich neben dem Tier nieder. Die Katze schrak hoch und starrte den Jungen mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen an, dann begann sie zu schnurren und den Kopf an seiner Hand zu reiben. Der Junge kam der stummen Aufforderung nach und begann, die Katze mit langsamen, mechanischen Bewegungen zu streicheln. Er war verwirrt. Ein seltsames Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, ein Gefühl das der Junge kannte aber noch nie so stark wie jetzt gespürt hatte. Ein unerklärliches Verlangen, das normalerweise einfach da war, ohne Ziel und ohne Quelle. Aber heute gab es eine Quelle. Sie lag vor ihm im Gras und schnurrte. Wärme ging von ihr aus, eine andere Wärme als die der Sonne, näher, echter, lebendiger. Pulsierende Kraft. Der Junge stellte sich vor, wie es wäre, sich diese Wärme zu Eigen zu machen, sie aufzusaugen, in ihr zu baden und sich zu berauschen an der Kraft, die sie bedeutete. Kraft, ja, reine Kraft. Leben.
Der Junge kniete keuchend und blutbesudelt im Schatten des Fliederbusches vor dem Kadaver der Katze. Er konnte sich nicht erinnern, was geschehen war und doch wusste er es. Ein Instinkt, uralt und mächtig war erwacht und leitete ihn, seit das Blut seine Lippen berührt hatte.

vierzehnjährigen
Bin mir nicht sicher, aber nicht "Vierzehnjährigen"?

Als Einstieg sicherlich nichts Ungewöhnliches und auch nichts Außergewöhnliches, aber in meinen Augen eine solide Vampirstory.
Nur frag ich mich, warum ein (eigentlich) untoter Vampir gegen Ende so oft von Leben spricht.

Schade fand ich es, das du keinerlei Erklärung geliefert hast, wieso er ein Vampir ist.

Und das Ende ist enttäuschend, die geheimnisvolle Frau wird nicht aufgelöst, du machst den Leser neugierig, sagst aber nicht, wieso die Frau ihn killt bzw. wer genau sie nun ist.

Es grüßt dich herzlich und die Beißerchen ausfahrend,

Jekyll and Hide

 

G'Nabend Neocortex!

Ja, ach ... Auf einer Skala von Schlecht bis Gut fand ich's Ganz Nett minus. Das aber auch nur, weil Du zum Ende hin ein wenig in Fahrt gekommen bist, und wenigstens sprachlich die Schwulst-Barriere überwunden hast. Inhaltlich gab's nicht viel zu entdecken. Wie Jekyll & Hyde gesagt haben: Keinem Klischee aus dem Weg gegangen, dafür aber einer interessanten Handlung. Watt nu mit der Ollen aus dem Park los ist, weiß der Herr - dabei hätt's den Leser auch interessiert.

Die schwülen Sommernächte sind die Schlimmsten. Wenn selbst die Luft vor Energie zu knistern scheint, sich die ganze Welt träge, fast apathisch vorwärts schleppt und doch geduckt, wie ein gehetztes Tier zu verharren scheint ...
Zu Beginn der Schriftstellerkarriere ist es immer verlockend, beeindruckend schillernde Satzwesen von der Leine zu lassen, die unter Aufbringung betörender Bilderwelten durch die Zeilen staksen. Unter dem Stern scheint auch der gesamte erste Anschnitt zu stehen: Reden um des Wohlklanges Willen. Allerdings mag ich einem Erzähler, der solch gespreizte Worte bläst, schon nach zwei Sätzen nicht mehr zuhören. Das ist einfach zu viel des Guten. Bemühe Dich lieber darum, eine gemäßigte Stimme für Deine Figur zu finden, die Du dann auch den ganzen Text über durchhältst.

Und so zog ich scheinbar ziellos meine Bahnen durch die
Stadt
Wieso scheinbar? Er ist doch ziellos ...

Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen
Richtig! Leider klingen die ersten Absätze gar nicht danach. ;)

Mein Erscheinungsbild wirkt vermutlich ohnehin auf die meisten Menschen eher wenig Vertrauen erweckend.
Streich versuchsweise mal die Wörter "vermutlich", "ohnehin" oder "eher". Das sind Füllwörter, die nicht nur keine bis kaum eine Funktion haben, sondern auch dem Lesefluss im Wege stehen. Alleine "vermutlich ohnehin" ... Das hakt.

Die U-Bahn! Dort war ich noch immer fündig geworden.
Seit meinem zwölften Lebensjahr wusste ich um meine besondere Neigung.

Es war heiß. Die Luft flimmerte ...

Oy, der Übergang in die Rückblende hakt auch. Erstmal würde ich die Rückblende im ersten Satz ins Plusquamperfekt setzen, und dann klammheimlich wieder umschwenken - nur, damit der Leser weiß: Aha! Hier geht's zurück in die Vergangenheit. Und dann ist der Gedankensprung von U-Bahn zu Kindheitserinnerung recht gewagt. Irgendeinen Reiz, dass er sich an seine Kindheit erinnern, sollte er schon haben. Ein Kind, das seine Mutter sucht, eine Katzenfutterwerbung ... irgendwas.

versuchte meinen im Blutrauch gefangenen Geist
Blutrausch

Ihr Grinsen wurde breiter.
[...]
Sie antwortete nicht, sondern blieb einfach stehen und lächelte mich an.
Entscheide er sich für eine Variante. Grinsen und Lächeln sind zu verschieden, um als Synonyme zu funktionieren.

Mein Widerstand schmolz. Wie ein Gummibärchen in einer Atombombenexplosion.
Masterfrage: Welches der folgenden Wörter passt gehört hier nicht rein?
Vampire, Dunkelheit, Blut, Schmerzen, Zorn, Gummibärchen, Eingeweide.
Bei bildhaften Vergleichen immer auf den passenden Kontext achten! Das Gummibärl verbreitet nicht gerade Vampir-hafte Stimmung. :)


Jau, als Schreibübung schon in Ordnung. Viele Klischees, anfangs sprachlich recht überfrachtet. Zum Ende hin kommt die Sprache in Gang - aber leider bricht die Handlung ein. Man kann nicht alles haben. :)

Viel Spaß auf jeden Fall beim weiteren Schaffen!

Bis denne,
Fisch

 

Morgen!

Zuerst einmal: Vielen Dank fürs Lesen und für die Kritik; ist ein ganz neues Gefühl für mich von Menschen gelesen zu werden, die ich nicht schon seit Ewigkeiten kenne.

Mjaaa, die Klischees...Jetzt wo ich mehr oder weniger mit der Nase drauf gestoßen wurde, frage ich mich, warum mir das eigentlich nicht selbst aufgefallen ist, da es schon relativ auffällig ist. Eine Erklärung wäre, dass ich beim Schreiben generell recht wenig denke, ich bin da eher intuitiv. Dieses "drauflosschreiben" ist wohl auch der Grund für den Einbruch der Handlung, ich hab ziemliche Schwierigkeiten damit, mir ein Grundgerüst zurecht zu legen und dieses auch bis zum Schluss durchzuhalten. Wäre schön wenn ihr dafür ein paar Tips parat hättet.

Das Gummibärchen wollte ich, glaube ich eigentlich vor dem Veröffentlichen ändern...warum ichs nicht getan hab ist mir selbst nicht so recht klar. Sobald mir was vertretbares eingefallen ist, fliegt es raus.
Und sobald ich mir das mit dem Zitieren verinnerlicht hab, kann ich auch individueller auf Beiträge antworten.

Ich freue mich auf mehr Meinungen

Neocortex

 

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