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Bis dass der Tod uns scheidet
Bis das der Tod uns scheidt
„........ bis das der Tod uns scheidet“
Viele Ehepaare machen sich gar nicht klar wie sinnvoll diese Zeilen des Treueversprechens sind dachte sich Melanie.
Damals als sie selber vor dem Pfarrer stand hatte sie den Text zugegebenermaßen aber auch nur schnell hinter sich bringen wollen. Und bis zum heutigen Tage bestand ehrlicherweise eigentlich auch kein Anlass an diese Worte irgendeinen Gedanken zu verschwenden. Jetzt aber, da ihr Ehemann still neben ihr auf dem Bett lag und sie mit weit aufgerissenen Augen anschaute, war das natürlich etwas anderes.
Das sie zu spontanen Ausbrüchen neigte hatte er ja schließlich gewusst bevor sie geheiratet hatten, immerhin war das ja einer der Gründe die er angeblich an ihr so liebte.
Sicher war sie am Anfang etwas schüchtern, aber immer mit der Tür ins Haus fallen hatte sich in ihrem Leben halt nicht wirklich bewährt, insofern hatte sie es vorgezogen das ihr Umfeld ruhig selber herausfinden sollte mit wem sie es da denn nun wirklich zu tun hatten. Und ehrlichgesagt machte es ihr ja auch einen Heidenspaß die Menschen im Unklaren über ihren wahren Charakter zu lassen, da wurde man wenigstens nicht gleich immer verdächtigt sobald irgendetwas seltsames passiert war.
Als sie zum ersten Mal mit ihrem jetzigen Exmann geschlafen hatte war dieser doch sichtlich überrascht gewesen von ihr. Soviel Kreativität und Wildheit hatte er ihr nun wirklich nicht zugetraut. Und diese Lautstärke erst recht nicht....!
„Stille Wasser sind tief“ pflegte er immer zu sagen wenn er wieder einmal meinte sie durchschaut zu haben. Wie tief genau wusste er allerdings erst jetzt.
Melanie lächelte still in sich hinein während sie sich eine bequemere Liegeposition suchte.
Als vor einem halbem Jahr dieser Landstreicher überfahren worden war kam jedenfalls auch niemand auf die Idee sie zu verdächtigen. Und das obwohl ihr Wagen am darauffolgenden Tag in der Vorderfront reichlich verbeult war.
Es hatte ganz schön geknallt und sie hatte sich fürchterlich erschreckt im Moment des Aufpralls, das wusste sie noch.
Woher diese Person kam, deren Körper der Blutspur nach zu urteilen einen äußerst geringen Abriebwiederstand auf dem nassen Asphalt besaß, das hatte sie sich nie ernsthaft gefragt.
Die einzigen Fragen die ihr gestellt wurden betrafen die Schäden an ihrem kleinen Fiat. Der Wagen konnte nun wirklich überhaupt nichts dafür das sie nicht aufgepasst hatte, aber der zu erwartende Ärger mit der Polizei erschien ihr dann doch zu groß. Und so hatte sie halt ihren treuen silberfarbenen Gefährten nach ein paar Kilometern vor eine kleine Mauer gefahren. Das war zwar etwas peinlich und unangenehm, als Ausrede aber immer noch besser als die Wahrheit. Und eine Gerichtsverhandlung spart es zudem auch noch.
Ziellos blickten ihre grünen Augen im Zimmer umher und blieben an der offenen Badezimmertür hängen. Der Tür durch die sie vor ein paar Minuten wieder hier an den „Tatort“ gelangt war. Die Dusche hatte gut getan. Und waschen und umziehen musste sie sich wirklich nachdem ihr Mann vorhin so verschwenderisch mit seinen Körpersäften umgegangen war.
Blut ging nun wirklich ganz schlecht raus aus Satinunterwäsche.
Ja, vortäuschen konnte sie wirklich hervorragend, da konnte ihr so schnell niemand das Wasser reichen. Immerhin hatte es ihr Mann ja auch nicht gemerkt das sie in den letzen sechs Monaten keinen Orgasmus mehr hatte.
Melanie erhob sich schwungvoll aus dem Bett und blickte auf ihren Mann. Von der einstmals so ansehnlichen Statur war nicht mehr viel übrig stellte sie fest. Zwar klebten noch ein paar von ihren schulterlangen dunkelblonden Haaren im Gesicht, aber auch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen das die Person auf dem Bett jegliche physische Eleganz vermissen ließ.
„Nun gut“ murmelte sie „ist vielleicht auch schwer sexy auszusehen wenn man drei Messer im Bauch stecken hat“
Der Tod hatte sie also geschieden, das stand unumstößlich fest. Und das es auch wesentlich früher geschah als der werte Herr Pastor und die restliche Hochzeitsgesellschaft das gedacht hatten war absolut unstrittig. Ebenso wie der Punkt das sie die Schuldige war, die diesen Zustand herbeigeführt hatte.
Bei den Tatmotiven sah das allerdings schon wieder etwas anders aus. Sicher, viele Frauen hätten ihr zugestimmt das permanente sexuelle Minderleistung des Gatten dazu führen kann ihm zumindest mal gedanklich die Pest an den Hals zu wünschen.
Da die Erreger dieser Krankheit im Normalfall allerdings spontan nur sehr schlecht verfügbar sind musste in diesem Fall eben der Inhalt des Messerblockes herhalten.
Melanie schaltete das Radio ein und tänzelte summend um das Bett herum. Erstaunlich wie sich manchmal alles zusammenfügt dachte sie. Die Messer waren ein Hochzeitsgeschenk ihres Exfreundes. Dem hätte diese Verwendung bestimmt gefallen.
Langsam zog sie die Jalousien des Schlafzimmerfensters herunter und fing an nach ihren Schuhen zu suchen. Nachdem sie ein paar Sekunden überlegte wo sie in diesem Chaos ihre Fußbekleidung wohl verloren hatte krabbelte sie unter das Bett und zog zwei cremefarbene Turnschuhe hervor.
„Gott Sei Dank, keine Blutflecken“ grinste sie und schlüpfte mit geübter Bewegung hinein.
Melanie beugte sich über den Körper ihres Mannes und wackelte ein wenig an dem Messer das in seinem Hals steckte, was dieses beim loslassen mit einem leichten „Pling“ quittierte.
Amüsiert wiederholte sie diesen Vorgang noch zweimal, drehte das Radio etwas lauter und bezog dann auch die anderen beiden Schneidwerkzeuge in ihre Symphonie mit ein.
Ob Britney Spears wohl wusste das „Hit Me Baby One More Time” wunderbar leicht mit Besteck nachzuspielen war?
Nachdem das Lied vom Diskjockey ausgeblendet worden war ließ sie von ihm ab, warf sich in ihren Mantel und fingerte geschickt ein Feuerzeug aus der Seitentasche. Sie überprüfte kurz die Funktionsfähigkeit und hielt es dann so lange an die Bettwäsche bis sie sicher war das die Flammen jetzt auch alleine klarkämen.
Melanie ging zur Tür die in den Flur führte und drehte sich noch ein letztes mal um.
Was folgte noch mal auf „ ... bis das der Tod uns scheidet?“ Wollte sie das wirklich was sie hier tat?
Sie erinnerte sich wieder. Alles lief jetzt auf den entscheidenden Moment der Zeremonie hinaus.
Melanie schloss die Tür und machte sich auf den Weg in die Nacht.
„Ja, ich will“ sagte sie mit fester Stimme.