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Blind Date

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04.11.2003
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Blind Date

"Okay, denn bis Samstag, ich freue mich schon."
"Ich mich auch, Ciao", kam es aus dem Telefonhörer.
Langsam schaltete Thomas den Handapparat seines schnurlosen Telefons aus und legte ihn zurück auf den Wohnzimmertisch. Der Akku war leer und sie mussten das Gespräch beenden. Ein Gespräch mit einer Frau, die er kaum kannte. Auf einer Singleseite im Internet hatte er sie kennen gelernt. Nach ein paar Mails hin und her war schnell klar, dass sie sich schon schriftlich sehr gut verstanden. Doch Thomas befürchtete, dass es wie so oft am Telefon nicht mehr gehen würde, dass dieses Verstehen einfach nicht mehr da war. Doch genau das Gegenteil trat ein, erstaunt registrierte er, dass es zwei Stunden waren, die sie sich unterhalten hatten. Und nun wollten sie sich nächsten Samstag zum Kaffeetrinken treffen.
Er hatte solche Erfahrungen schon mehr als einmal gemacht, schriftlich verstand er sich gut mit einer Frau, aber so bald es real wurde oder sogar schon am Telefon merkte er schnell, dass er mit ihnen nicht auf einer Wellenlänge lag. Und kam es denn trotz seiner Bedenken zu einem Treffen, dann bewahrheiteten sich seine Befürchtungen nur allzu oft. Eigentlich hatte er die Hoffnung verloren auf diesem Weg eine Freundin zu finden. Bis Thomas sich mal wieder aus purer Langeweile an den PC setzte und die Singleseite besuchte, auf der er bis vor wenigen Wochen aktiv und täglich zu treffen war. Ihr Name fiel ihm sofort ins Auge, "Cara" nannte sie sich einfach nur. Das gefiel ihm, kein Name mit Sonne, Sternchen, Schätzchen oder solchen Verniedlichungen. Einfach nur "Cara". Thomas' Neugier war geweckt und er klickte den Namen an. Und auch das Profil überraschte ihn mehr als positiv, Hobbies, Musikgeschmack, zu jedem Thema waren aussagekräftige Antworten zu lesen, Antworten, die ihm gefielen, die etwas aussagten, auch wenn sie nicht hundertprozentig mit seinem Geschmack übereinstimmten, so strahlten sie doch viel Charakter und Individualität aus. Er musste ihr einfach schreiben.
Und jetzt hatte er mit ihr gesprochen, nach nur einer Woche. Thomas ging in die Küche und machte sich Kaffee. Irgendwie musste er seine Hände beschäftigen, das lange Gespräch wirbelte ihm noch durch den Kopf. Er hatte keinen Grund nervös zu sein, zu mal das Treffen erst in drei Tagen sein sollte, aber die Spannung war schon da…
…die Spannung war auch da als er auf eine Antwort von ihr wartete. Würde sie ihm schreiben, würde ihr sein Profil gefallen genau so wie das ihre ihn sofort ansprach. Ja, es kam eine Antwort und was für eine. Ausführlich erzählte sie noch mehr von sich, beschrieb ihren Musikgeschmack genauer und so kamen sie immer mehr ins Gespräch. Erstaunt stellten sie fest, dass sie vor zwei Wochen in dem selben Konzert in der nahen Stadthalle waren. Lächelnd dachte Thomas daran, dachte, dass er sie an dem Abend vielleicht sogar schon gesehen hatte. Sicherlich eher unwahrscheinlich, aber diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Trotz langer Mails mit viel Inhalt fragte Christiane ihn nie nach einem Foto. Thomas interessierte es aber auch nicht sehr, ihm war sowieso schon immer wichtiger sich mit seinem Partner gut zu verstehen als die Frage, ob das Gesicht rund ist oder die Farbe der Haare blond. Für Thomas war ein Bild immer nur eine Momentaufnahme, der Bruchteil einer Sekunde, es sagte für ihn nicht viel aus.
Sie war es auch die nach einem Telefonat fragte. Einfach erstaunlich diese Frau, dachte Thomas noch, normalerweise war er es auf dieser Singleseite gewohnt, dass er als Mann den ersten Schritt zu machen hatte, dass er nach einem näheren Kennen lernen fragen musste. Ziemlich veraltet diese Ansicht, klar, das bestätigte auch jede Frau, die er darauf ansprach, aber offensichtlich zog diese alte Tradition noch immer.
Der Kaffee schien durchgelaufen zu sein. Er ging in die Küche, leerte den gebrauchten Kaffeefilter in den Mülleimer, schenkte sich seine Tasse ein, spülte die Kanne aus und schlürfte am heißen Getränk…
…Kaffee. Samstag würde er Christiane zum Kaffee treffen. Er wusste nicht einmal wie sie aussah, vielleicht hätte er doch nach einem Foto fragen sollen. Nein, es war okay so, so war es viel spannender.

***

Langsam wurde Thomas immer nervöser. Früh war er heute Morgen aufgestanden, kaufte wie immer für die erste Hälfte der Woche ein, sortierte die Lebensmittel in die entsprechenden Schränke und gönnte sich ein ausgiebiges Frühstück. Und wieder dachte er bei seinem morgendlichen Kaffee an seine Verabredung heute Nachmittag. Arbeit und seine DVD-Sammlung lenkten ihn die letzten drei Tage gut ab, aber nun, ein paar Stunden vor dem Termin machte sich seine Neugier und Nervosität mehr und mehr bemerkbar. Wie sollte er die Zeit bis dahin nur überbrücken?
Das Geschirr wusch er heute mal gleich ab – normalerweise benutzte er seine Tasse auch gerne mal mehrere Tage hintereinander. Was jetzt? Er setzte sich an seinen PC und ging erst einmal online, checkte seine E-Mails, Christiane hatte nicht geschrieben. Das erwartete er auch nicht, sie wollten nicht schon alle Themen vor diesem Treffen abklären. Sie wollten sich noch was zu erzählen haben. Auch wieder ein Hinweis auf ihre Außergewöhnlichkeit wie er fand. Er kannte es meist so, dass erst einmal sämtliche Themen abgefragt wurden, und dann, so kam es ihm vor, wenn denn genug Übereinstimmungen gefunden waren, dann telefonierte man vielleicht mal.
Also klickte sich Thomas ein wenig durch seine Lieblingsseiten im Internet, konnte sich aber nicht richtig auf die Texte konzentrieren, die er zu lesen bekam. Aktuelle Weltpolitik, Wetterberichte, die neue CD seiner Lieblingsgruppe, alles Themen die sein Interesse kurz aufflackern ließen, die ihn aber nicht ablenken konnten. Auch seine aktuelle Lektüre würde ihn nicht ablenken, er probierte es gar nicht erst aus.
Ein Blick zur Uhr, noch immer zwei Stunden bis er los konnte. Vermutlich würde er viel zu früh am vereinbarten Treffpunkt sein. Für ihn war Unpünktlichkeit ein absoluter Gräuel, er wartete lieber ein halbe Stunde als dass er nur fünf Minuten zu spät kam, in diesem speziellen Fall ganz besonders. Das lange Warten machte ihn nur noch nervöser und endlich zum Treffpunkt fahren zu können würde wie eine Erlösung für ihn sein.
Er warf einen Blick in den Schrank und suchte sich schon einmal die Sachen für nachher heraus. Nicht gerade sein Lieblingshemd was er auswählte, aber es sah ordentlicher aus als diese einfachen Jeanshemden, die er sonst trug. Auch eine blaue Jeanshose sollte es heute nicht sein, er entschied sich für die beigefarbene, leger und doch ordentlicher als seine anderen Hosen. Das gefiel ihm, ja, ob Christiane jetzt auch vor ihrem Schrank stand? Er war eigentlich nicht der Typ, der sich große Gedanken um seine Kleidung machte, aber heute…es war schon komisch.
Ein weiterer nervöser Blick zur Uhr, noch anderthalb Stunden. Rasieren musste er sich unbedingt vorher noch. Und wenn er denn schon einmal dabei war, konnte er sich auch gleich unter die Dusche stellen. Froh, endlich etwas machen zu können, begab er sich ins Badezimmer. Vorsichtig rasierte er die Bartstoppeln, sich jetzt bloß nicht die Haut anritzen mit der Klinge. Den Rasierschaum mit Wasser abgespült, ein prüfender Blick in den Spiegel, noch ein paar stehen gebliebene Stoppeln entfernt, und er war zufrieden.
Heute gönnte er sich eine ausgiebige Dusche ohne das Wasser zum Abseifen abzustellen. Es beruhigte ihn ein wenig, das warme, fast unerträglich heiße Wasser auf der Haut. Frisch gewaschen stieg er aus der Duschkabine, rubbelte sich seine kurzen Haare, trocknete sich weiter ab und zog sich die zurecht gelegten Sachen an. Ein weiterer Blick zur Uhr, noch immer eine halbe Stunde zu früh, aber er konnte los. Sie waren am Hauptbahnhof verabredet, er konnte denn ja noch ein wenig in den Bücherläden stöbern.
Ein letzter prüfender Blick in die Wohnung, alle Geräte waren ausgeschaltet, noch ein letztes Mal imaginären Staub von seiner Jacke geklopft, Schlüssel und Portemonnaie eingesteckt und er machte sich auf den Weg.

***

Eine halbe Stunde später traf er beim vereinbarten Treffpunkt ein, und wie er erwartete, war sie noch nicht da. Den Treffpunkt kannte er sehr genau, er war hier schon mehr als einmal vorbei gegangen, wenn er auf dem Weg in die Stadt die Abkürzung durch den Bahnhof nahm. So brauchte er sich nicht an die Umgebung gewöhnen. Auf direktem Weg steuerte er die Buchhandlung im Bahnhof an. Dort blätterte er in den ausgelegten Computerzeitschriften. Nicht besonders konzentriert las er die Themen der jeweiligen Magazine. Thomas' Blick wanderte durch den Laden, war es vielleicht sogar schon Christiane, die an der Kasse stand und ein Buch erwarb. Nein, die Haare sind zu hell, sie hatte gesagt, ihre wären dunkelblond. Die der Dame an der Kasse waren eindeutig hellblond, wobei Thomas daran zweifelte, dass sie von Natur aus so hell waren.
Kurz ging er aus dem Laden, ein Blick zur Bahnhofsuhr, noch zwanzig Minuten. Der Weg zum Treffpunkt war nicht weit, in seinem normalen Schritttempo keine fünf Minuten, aber er war nun auch langsam zu nervös um sich noch auf Zeitschriften und Bücher konzentrieren zu können. Also schlenderte er langsam zu seinem Date.
Unterwegs sah er sich die Zugfahrpläne an, lauschte auf die Lautsprecherstimme, die an- und abfahrende Züge ankündigte, warf einen kurzen Blick auf die Auslage eines Bäckers, lächelte einem spielenden Kind zu und immer wieder sah er zur Bahnhofsuhr.
Jetzt konnte er sogar schon den Treffpunkt sehen, Südausgang des Bahnhofs, bei dem Eiscafe. Sie schien noch nicht da zu sein, zumindest stand keine Frau davor. Ein Blick auf die Uhr. Noch zehn Minuten.
Es hatte keinen Sinn jetzt wieder weg zu gehen, also stellte er sich etwas neben den Eingang zum Cafe und wartete.
Ein Teenager schob sein Fahrrad zum Ausgang, sah ihn an und lächelte. Er lächelte freundlich zurück.
Drüben quengelte ein Kind an der Hand seiner Mutter.
Ein Mann im Anzug und mit Aktenkoffer hastete in Richtung der Bahnsteige.
Ein Penner im schäbigen Mantel schob einen Einkaufswagen an ihm vorbei.
Gerade drehte er sich ein wenig zur Seite, um auf die Bahnhofsuhr zu gucken, da wurde ihm auf die Schulter getippt. Fast ein wenig hastig drehte er sich um und sah in ein strahlend lächelndes Gesicht.
"Du heißt nicht zufällig Thomas?", fragte sie.

 

Servus Lemmi!

normalerweise benutzte er seine Tasse auch gerne mal mehrere Tage hintereinander
Huch! Ein echter Single! :D

Also, ehrlich, sehr gut geschrieben. Aber wo ist die Pointe, mit der ich so fest gerechnet hatte? Ich dachte ja am Schluss, sie wäre ein junges Mädchen, vielleicht 14 Jahre alt oder so. Statt dessen hörst du einfach auf, wenn es spannend wird.
Na und? habe ich mich dann gefragt. Was solls? Gute Geschichte, schön geschrieben, offenes Ende, einfach gut zu lesen.

In diesem Sinne
c

 

Halo chazar

danke, freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Ist mein erster Versuch fern der Humor-Rubrik und dafür offensichtlich ganz gut geglückt. Das mit dem Schluss ist natürlich beabsichtigt, soll ein wenig zum "Nachdenken" und eventuell sogar die Phantasie der Leser anregen.

Lemmi

 

Hallo Lemmi,

mir hat deine Geschichte leider nicht ganz so gut gefallen. Vielleicht lag´s daran, dass das Thema oft in Storys behandelt wird, so genau weiß ich´s selbst nicht - sorry, ich weiß, dass dir das jetzt nicht sonderlich hilft.

Dafür gibt´s ein paar sprachliche Detailanmerkungen, vielleicht helfen wenigstens die ;) :

"Okay, denn bis morgen, ich freue mich schon"
Hier fehlt der Punkt
Er hatte solche Erfahrungen schon mehr als einmal gemacht, schriftlich verstand er sich gut mit einer Frau, aber so bald es real wurde oder sogar schon am Telefon merkte er schnell, dass er mit ihnen nicht auf einer Wellenlänge lag.
Diesen Absatz hab ich beim Lesen als Wiederholung empfunden, da du bereits im Absatz davor die Aussage getroffen hast.
Es sind mir auch ein paar Wortwiederholungen aufgefallen, wie z.B. hier:
Und auch das Profil überraschte ihn mehr als positiv, Hobbies, Musikgeschmack, zu jedem Thema waren aussagekräftige Antworten zu lesen, Antworten, die ihm gefielen, die etwas aussagten
hier hast du zweimal das Wort aussagen benutzt
Erstaunt stellten sie fest, dass vor zwei Wochen in dem selben Konzert in der nahen Stadthalle waren.
Hier fehlt das "sie" zwischen dass und vor
Einfach erstaunlich diese Frau, dachte Thomas noch, normalerweise war es auf dieser Singleseite gewohnt, dass er als Mann den ersten Schritt zu machen hatte
ausgleichende Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern: Hier fehlt ein "er" zwischen war und es ;)
Ein Teenager schon ihr Fahrrad zum Ausgang
schob

Ein Widerspruch ist mir noch aufgefallen: Im den ersten Sätzen verabschieden sie sich bis morgen, später sagst du dann, dass das Treffen nächsten Samstag, in drei Tagen, stattfinden soll, dann wieder stellt er fest, dass er morgen mit ihr Kaffee trinken geht :confused:

Liebe Grüße
Juschi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Juschi

ja, danke für deine Anmerkungen, die Fehler habe ich sofort korrigiert. Das mit in 3 Tagen bzw. morgen treffen gucke ich gleich nochmal, ich hatte den Fehler eigentlich schon gleich nach dem Posten beseitigt :eek: (er war mir nämlich auch schon aufgefallen :rolleyes: )

Die Wiederholungen sind mehr oder weniger beabsichtigt, da die Geschichte ja ein wenig zwischen Thomas' Gedanken und der Handlung hin-und herspringt. Die Wiederholungen bzw. vielleicht etwas lockere Schreibe soll eben ein wenig die Lebendigkeit der Gedanken verdeutlichen und vor allem auch, dass er viel und immer wieder an das Treffen und die Frau denkt...und ihm entsprechend auch immer wieder ähnliche Gedanken durch den Kopf schießen. (Ja, ich weiß, zu oft "Gedanken" und "Wiederholungen" in den vorigen beiden Sätzen :D )

Gruss
Lemmi

 

Lieber Lemmi!

Nachdem der Challenge nun geschlossen ist, nehm ich mir mal ein wenig Zeit für die Geburtstagskinder der letzten Wochen, und auch wenn es jetzt schon ein wenig spät ist, wünsch ich Dir noch alles Gute! :)

Die Geschichte hat irgendwie was Nettes, aber ich finde sie auch noch sehr bearbeitungswürdig. ;)
Also die vielen Wiederholungen finde ich zum Beispiel auch nicht so gut, weil sie der Geschichte unnötige Längen geben, wo es eigentlich flott weitergehen könnte. Wenn Du die Geschichte ein wenig straffen würdest, täte ihr das sicher gut. Etwa gleich zu Beginn die Wiederholung, wie es sonst immer war – wenn das durch die Wiederholung so betont wird, macht es ein wenig den Eindruck, als hätte der Protagonist ständig solche Treffen. Ich denke, Du wolltest damit die Außergewöhnlichkeit darstellen, aber das läßt sich beiläufig vielleicht besser machen, als durch den doppelten Hinweis am Anfang.

Ich glaube, die Geschichte wäre in Ich-Form und in der Gegenwart vermutlich besser, eindringlicher, vielleicht willst Du ja mal probieren, sie umzuschreiben? Aber ich will Dir das nicht aufdrängen, ist nur eine Idee.
Außerdem verwendest Du sehr viele »doch« und »aber«, die könntest Du ein wenig dezimieren.

Was mir an der Geschichte auffällt, ist, daß die beiden sich offenbar bewußt ohne vorheriges Foto-Austauschen kennenlernen. Aber der Punkt kommt mir fast ein bißchen zu kurz, er geht ein wenig unter, wodurch dann das, wie viel Wert er vor dem Treffen auf sein Äußeres legt, nicht ganz so ankommt, wie das glaub ich von Dir beabsichtigt war.
Den Schluß finde ich etwas zu unspektakulär, da hätte ich mir mehr erwartet. Du hast hier noch einmal die Frau die Aktive sein lassen, die ihn anspricht, wie zuvor im Chat. Aber es geht meiner Meinung nach unter, Du kostest es nicht richtig aus.
Wie wäre es zum Beispiel, wenn sich die beiden nicht vor dem Eissalon treffen, sondern drinnen, und sie schon drin sitzt, als er kommt, er sich aber nicht zu fragen traut und sich schüchtern an einen freien Tisch setzt, und sie dann aufsteht, um ihn zu fragen? Wobei ich noch einmal sagen will, daß das vermutlich in Ich-Form wesentlich besser rüber käme, weil Du dann seine Nervosität viel besser zeigen könntest.

Mit einer richtigen Korrekturliste warte ich, ob Du die Geschichte irgendwie änderst, da sich dann vielleicht manche erübrigen oder neue hinzukommen. – Nur ein paar sonstige Anmerkungen:

»Er hatte zwei Stunden mit einer Frau telefoniert, die er kaum kannte.«
… erstaunt registrierte er, dass es zwei Stunden waren, die sie sich unterhalten hatten.«
– statt der ersten Erwähnung der zwei Stunden könntest Du zum Beispiel schreiben, daß sie telefoniert hatten, bis bei einem der beiden der Akku im Telefon leer war. Danach kommt das »erstaunt registrierte er« viel besser an. ;)

»Eigentlich hatte er ganz aufgegeben, die Hoffnung verloren auf solch einem Weg eine Freundin zu finden.«
– »auf solch einem Weg« klingt irgendwie abwertend, würde »auf diesem Weg« draus machen.
– »ganz aufgegeben« und »die Hoffnung verloren« sagt so ziemlich dasselbe, würde mich für eins davon entscheiden.

»die Singleseite besuchte, auf der er lange aktiv und täglich zu treffen war.«
– Vorschlag: auf der er bis vor wenigen Wochen täglich zu treffen war.

»die etwas aussagten auch wenn sie nicht einhundertprozentig mit seinem Geschmack übereinstimmten so strahlten sie doch …«
– aussagten, auch … übereinstimmten, so
– »hundertprozentig« reicht, »ein« davor ist nicht nötig

»Thomas ging in die Küche und machte sich einen Kaffee.«
– würde »einen« streichen

»dass sie vor zwei Wochen in dem selben Konzert in der nahen Stadthalle waren.«
– würde »in der nahen Stadthalle« streichen, da es uninteressant ist, wo das Konzert war – wenn schon einen nähere Definition des Konzertes, dann würde ich die Gruppe nennen, die gespielt hat.

»Trotz langer Mails mit viel Inhalt fragte Christiane ihn aber nie nach einem Foto.«
– das »aber« kannst Du streichen, da vorne ja »Trotz« steht

»Thomas' interessierte es aber auch nicht sehr, ihm war sowieso schon immer wichtiger sich mit seinem Partner gut zu verstehen …«
– kein Apostroph bei Thomas – ich denke, es müßte heißen »mit seiner Partnerin«
– würde nicht schreiben, daß es ihn nicht interessierte, sondern einfach nur, daß ihm das Verstehen ebenfalls wichtiger ist

»Und wie Christiane aussah beschrieb sie in ihrem Profil schon recht gut und das reichte ihm erst einmal.«
– den Satz würde ich ganz streichen, sagt er doch schon fast das Gegenteil von dem, was eigentlich gemeint ist

»Ziemlich veraltet diese Ansicht, klar, dass gab auch jede Frau zu, die er darauf hin ansprach,«
– das
– warum müssen die Frauen das »zugeben«? Vorschlag: das bestätigte auch jede Frau, …

»Der Kaffee schien durchgelaufen zu sein fiel ihm auf.«
– »fiel ihm auf« würde ich streichen

»Sie wollten sich auch was zu erzählen haben was der Andere noch nicht wusste.«
– würde nach »haben« einen Punkt machen und den Rest streichen

»Also klickte sich Thomas ein wenig durch seine Favoriten konnte sich aber nicht«
– Favoriten, konnte
– würde »Lieblingsseiten« statt »Favoriten« schreiben, dann ist das allgemein verständlicher

»alles Themen die sein Interesse kurz aufflackern ließ,«
– ließen

»Einen Blick zur Uhr,«
– Ein Blick

»er wartete lieber ein halbe Stunde als dass er nur fünf Minuten zu spät kam,«
– eine halbe Stunde, als

»Einen Blick in den Schrank warf er jetzt und suchte sich schon einmal die Sachen für nachher heraus. Nicht gerade sein Lieblingshemd was er auswählte,«
– der Satz wirkt durch den Beginn mit »Einen Blick« etwas seltsam, aber ich hab gesehen, daß Du hier mehrere Sätze so beginnst, daher ist mir klar, daß Du diesen Satzanfang auch hier beibehalten willst. Wie wäre es denn, wenn er zum Beispiel nicht das finden würde, was er eigentlich anziehen wollte, weil es in der Schmutzwäsche ist? »Ein Blick in den Schrank offenbarte ihm: Das schöne grüne Seidenhemd ist nicht da!« Dann ließe sich die Suche nach Ersatzgewand viel lustiger gestalten, als wenn er einfach alles nur wie geplant herausnimmt. ;)

»Ein weiterer nervöser Blick zur Uhr, … ein weiterer prüfender Blick in den Spiegel«
– »weiterer« würde ich jeweils streichen

»Rasieren musste er sich unbedingt vorher noch.«
– »vorher« würd ich streichen

»Vorsichtig rasierte er sich die Bartstoppeln, sich jetzt bloß nicht die Haut anritzen mit der Klinge.«
– das zweite »sich« würd ich streichen, »mit der Klinge« ebenfalls (weiß man ja)

»Heute gönnte er sich eine ausgiebige Dusche ohne das Wasser zum Abseifen abzustellen.«
:lol: Wie seift man sich mit abgestelltem Wasser ab? – zum Einseifen ;)

»Es beruhigte ihn ein wenig, das warme fast unerträglich heiße Wasser auf der Haut.«
– statt »Es« würde ich gleich »das warme, fast unerträglich heiße Wasser« vorne hinschreiben

»und wie er erwartete war sie noch nicht da.«
– das »und« würde ich streichen
– wie er es erwartet hatte, war (oder »wie erwartet, war«)

»Nicht besonders konzentriert las er die Themen in den jeweiligen Magazinen.«
– die Themen der (jeweiligen) Magazine.

»die ein-und ausgehende Züge ankündigte,«
– schöner fände ich »ankommende und abfahrende Züge«

»Es hatte keinen Sinn mehr jetzt wieder weg zu gehen, also stellte er sich etwas neben dem Eingang zum Cafe und wartete.«
– »mehr« würde ich streichen: Es hatte keinen Sinn, jetzt wieder … neben den Eingang des Cafés


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Guten Morgen Häferl,

ich danke dir erst einmal für deine sehr ausführliche Kritik, ich habe auch große Teile selbiger übernommen.

Und ich gebe dir bei deinen ersten Absätzen absolut Recht, ich hätte die Geschichte doch wohl eher in der Ich-Form schreiben sollen, da sie doch auch viele autobiographische Züge trägt. Ich werde sie aber nicht vollkommen umstricken, sondern mich wenn denn mal an einer ähnlichen Geschichte probieren.

»Und wie Christiane aussah beschrieb sie in ihrem Profil schon recht gut und das reichte ihm erst einmal.«
– den Satz würde ich ganz streichen, sagt er doch schon fast das Gegenteil von dem, was eigentlich gemeint ist
Wie meinst du das? Warum verstehst du das Gegenteil von dem was ich meinte?

Liebe Grüsse und nochmal vielen Dank
Lemmi

 

Wow, Du bist aber schnell! :eek:

Wie meinst du das? Warum verstehst du das Gegenteil von dem was ich meinte?
Hehe. Weil er doch einerseits betont, daß ihm das Aussehen nicht wichtig ist, aber hier doch eine optische Vorauswahl, wenn auch nur aufgrund der Beschreibung, stattfindet. ;)

ich hätte die Geschichte doch wohl eher in der Ich-Form schreiben sollen, da sie doch auch viele autobiographische Züge trägt.
Ich meinte das aber nicht wegen der autobiografischen Züge, sondern weil die Ich-Form bei solchen Geschichten einfach mehr wirkt, die Geschichten bekommen dadurch meistens mehr Tiefe - ob autobiografisch oder nicht, ist ganz egal. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Moin Moin,

du bist aber auch nicht langsam ;)

Hehe. Weil er doch einerseits betont, daß ihm das Aussehen nicht wichtig ist, aber hier doch eine optische Vorauswahl, wenn auch nur aufgrund der Beschreibung, stattfindet.
Jetzt habe ich es auch verstanden :) Satz wird ersatzlos gestrichen.

Ich habe dich mit der Ich-Form schon richtig verstanden. Denke ich. Wie gesagt, ich werde mich, wenn ich denn mal eine ähnliche Geschichte verfasse, an deinen Rat halten. Und wehe die ist denn nicht besser, denn bist du Schuld :D

 

Hallo Lemmi,

ich fand deine Geschichte so mittel. Nicht schlecht, aber ebensowenig gut.
Das Thema gefällt mir, obwohl es natürlich oft behandelt wird (aber von welchem Thema kann man das nicht behaupten).

Mein Problem mit deinem Text ist: für seine Länge finde ich zu wenig Gedanken darin, die mir lesenswert erscheinen.
Du beschreibst den Prot, während er auf das Treffen wartet. Das kann ich nachvollziehen, weil ich ähnliche Situationen kenne (wie vermutlich jeder andere auch). Man ist nervös, weiß nicht was man anziehen soll und achtet plötzlich auf die gewöhnlichen Dinge, wie z.B. das Abspülen, weil man sie nun macht, damit die Zeit endlich vergeht und nicht, weil man sie tun muss. Soweit so gut. Aber ich vermisse die Stellen, wo es unter die Oberfläche geht, wo sich dein Prot irgendwie abhebt von den Millionen anderer Leute, die sich auf ein Date freuen. Ich meine damit nicht, dass er verrückte Dinge tun muss, sondern z.B. einfach, dass du vielleicht bei der ein oder anderen banalen Handlung, die er vollzieht, ein wenig mehr ins Detail gehst und sie in ein etwas anderes Licht rückst.


Hier einige Dinge, die mir aufgefallen sind:

dass sie sich schon schriftlich sehr gut verstanden
"sich schriftlich gut verstehen" klingt komisch, finde ich (Jedenfalls in meinen Ohren. Was sagen die anderen dazu?)

auch wenn sie nicht hundertprozentig mit seinem Geschmack übereinstimmten, so strahlten sie doch viel Charakter und Individualität aus

Er hatte keinen Grund nervös zu sein, zu mal das Treffen erst in drei Tagen sein sollte

Trotz langer Mails mit viel Inhalt fragte Christiane ihn aber nie nach einem Foto. Thomas interessierte es aber auch nicht sehr, ihm war sowieso schon immer wichtiger, sich mit seinem Partner gut zu verstehen als die Frage, ob das Gesicht rund ist oder die Farbe der Haare blond.

Für Thomas war ein Bild immer nur eine Momentaufnahme, der Bruchteil einer Sekunde, sie sagten für ihn nicht viel aus.
ein Bild: es sagte

die er darauf hin ansprach
"hin" würde ich weglassen, ließt sich sonst wie "daraufhin".

Der Kaffee schien durchgelaufen zu sein
"schien" finde ich hier nicht schön. Läßt sich das mit dem Kaffee nicht klar feststellen?

Er wusste nicht einmal, wie sie aussah

Früh ist er heute Morgen aufgestanden, kaufte wie immer für die erste Hälfte der Woche ein
Tempusfehler

Arbeit und seine DVD-Sammlung lenkten ihn die letzten drei Tage gut ab
hier vielleicht besser die Vorvergangenheit: "hatten ihn abgelenkt". Das "gut" finde ich hier nicht so gut.

Sie wollten sich auch was zu erzählen haben. Auch wieder ein Hinweis auf ihre Außergewöhnlichkeit wie er fand.
Das zweite "auch" kann weg.

er wartete lieber ein halbe Stunde, als dass er nur fünf Minuten zu spät kam

und endlich los zu können, würde wie eine Erlösung für ihn sein
"loskönnen" kam erst kurz vorher schonmal.

aber es sah ordentlicher aus, als diese einfachen Jeanshemden
kein Komma hier.

er entschied sich für die beigefarbene, leger und doch ordentlicher als seine anderen Hosen.
Da stimmt am Ende etwas nicht mit der Grammatik

Froh endlich etwas machen zu können, begab er sich in ins Badezimmer

, und er war zufrieden

Ein Blick zur Uhr ...
Er warf einen Blick in den Schrank ...
Ein weiterer nervöser Blick zur Uhr ...
ein prüfender Blick in den Spiegel ...
Ein weiterer Blick zur Uhr ...
Ein letzter prüfender Blick in die Wohnung ...
Thomas' Blick wanderte durch den Laden ...
ein Blick zur Bahnhofsuhr ...
warf einen kurzen Blick auf die Auslage eines Bäckers ...
Ein Blick auf die Uhr ...
Wenn das mit der ständigen Verwendung des Wortes "Blick" ein Stilelement sein soll, so ist es jedoch eins, dass mir überhaupt nicht gefällt. Solche Wiederholungen tragen enorm dazu bei, dass mir ein Text langweilig wird.


, und wie er erwartete, war sie noch nicht da
"erwartet hatte"

er war hier schon mehr als einmal vorbei gegangen, wenn er auf dem Weg in die Stadt war.
Warum nicht einfacher: "auf dem Weg in die Stadt war er hier schon öfters vorbeigekommen"?

sie hatte gesagt, ihre wären dunkelblond

aber er war nun auch langsam zu nervös, um sich noch auf Zeitschriften und Bücher konzentrieren zu können
"nervös" kommt auch tausendmal vor in dem Text.

, und immer wieder sah er zur Bahnhofsuhr

Ein Teenager schob ihr Fahrrad zum Ausgang
"sein Fahrrad", der Teenager an sich ist immer männlich.

Gerade drehte er sich ein wenig zur Seite, um auf die Bahnhofsuhr zu gucken, da wurde ihm auf die Schulter getippt

Viele Grüße
Tom

 

Hallo Tom,

auch dir ein dickes Danke für deine ausführlichen Verbesserungen. Die meisten konnte ich auch vollkommen bedenkenlos übernehmen, nur bei dem einen oder anderen Kommafehler konnte ich mit dir nicht ganz konform gehen und habe sie so gelassen. Was die Überarbeitung der Geschichte angeht verweise ich auch mein früheres Posting, dass ich mir das wenn denn für eine weitere Geschichte aufheben werde und für eine solche Besserung gelobe. Also, noch einmal Danke für deine Ausführungen.

Gruss
Lemmi

 

Hallo Lemmi,


nur bei dem einen oder anderen Kommafehler konnte ich mit dir nicht ganz konform gehen und habe sie so gelassen

Selbstverständlich liege ich auch nicht immer richtig. Sag mir doch bitte, bei welchen das der Fall war, damit ich es nochmal überprüfen und ggf. etwas dazulernen kann.


Viele Grüße
Tom

 

Hallo Tom,

Froh endlich etwas machen zu können, begab er sich in ins Badezimmer
, und er war zufrieden
, und wie er erwartete, war sie noch nicht da
sie hatte gesagt, ihre wären dunkelblond
, und immer wieder sah er zur Bahnhofsuhr

So, ich glaube ich habe sie komplett. Ich habe jetzt einfach mal versucht die Sätze aufzuzählen, wo du ein Komma gesetzt hättest, ich aber nicht. Und sei unbesorgt, ich setze die Kommas auch eher nach "Gefühl" als dass ich die grammatikalischen Regeln dafür im Kopf hätte. ;)

Gruss
Lemmi

 

Hallo Lemmi,

Beim ersten Fall bin ich mir auch nicht 100% sicher, weil ich nicht genau weiß, was der erste Teil des Satzes für eine Konstruktion ist (er ist ja im Grunde so eine Art erweitertes Adverb). Gut möglich, dass hier kein Komma kommt.

Vielleicht kann uns in diesem Fall ja jemand anders weiterhelfen, würde mich interessieren, was da zu tun ist.


Beim Rest bin ich mir dagegen ziemlich sicher:

vor ein "und" kommt ein Komma, sofern danach ein vollständiger Satz folgt, was bei diesen drei Fällen gegeben ist.


Viele Grüße
Tom

 

Hallo Lemmi,

also ich bin erbost :D über das Ende. Seit Mitte der Geschichte dachte ich: Die Frau entspricht nicht der Norm...da kommt ein Knaller, wenn er vorher schon alles so akribisch zäh erklärt, um die Spannung aufzubauen - und dann schnattert da dem Luftballon grade noch so die letzte Luft raus :(.
So erreichst du doch noch einen kleinen Aufruhr ;).

Lieber Gruß
ber

 

@Tom

Ich denke bzw. habe es mal so gelernt (glaube ich), dass in diesen Fällen die Kommas wegfallen müssen, weil sie eben durch das "und" ersetzt wurden ;)

@Bernadette

Das ausgerechnet diese Geschichte mal einen Anlass zu einem Aufruhr geben sollte. Wer hätte das gedacht. Ich am allerwenigsten.
Danke aber für deinen Kommentar, ich gehe mal davon aus, dass dir die Geschichte denn doch ein wenig gefallen hat.

Gruss
Lemmi

 

@Lemmi, das stimmt schon so, wie Tom sagt ;):

vor ein "und" kommt ein Komma, sofern danach ein vollständiger Satz folgt,
Und da gehört auch noch einer hin: "Froh, endlich etwas machen zu können, begab er sich"

 

Okay, ich habe die Kommas (oder heißt es Kommata?) eingebaut, obwohl es irgendwie falsch aussieht für mich. Aber man - und ich erst Recht - lernt ja nie aus. :)

Danke
Lemmi

 

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