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Blumen, Männer und andere dornige Angelegenheiten

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02.07.2020
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Blumen, Männer und andere dornige Angelegenheiten

Ich las mir schon wieder seinen Brief durch, der eigentlich nur aus leeren Worten bestand und lächelte jedes Mal bei dem Gedanken, dass morgen wieder Montag war. Alle anderen freuten sich nicht darüber, aber die waren ja auch nicht verliebt. Verliebt in jemanden, den man jeden Montag sah. Am Montagmorgen hatte ich mal wieder das übliche Problem, ich hatte einfach nichts Brauchbares im Kleiderschrank. In einer Jeans und einem Ringelshirt verließ ich, mit fünf Minuten Verspätung, meine Wohnung und musste deshalb zur Hochbahn sprinten. In der Bahn hörte ich verträumt Adele und war in Gedanken schon im Blumenladen. Meine Chefin, Christina, hatte aufgehört zu fragen, warum ich jeden Montag mit einem Lächeln im Gesicht den Laden betrat. Wahrscheinlich weil es schon zur Routine geworden war. Ich war gerade dabei einen Frühlingsstrauß zu binden, als ich das mir bekannte Moin heute. Mir fiel fast eine Tulpe aus der Hand. Warum war er schon da? Ich hatte gar keine Zeit gehabt meinen Lippenstift nochmal nachzuziehen und meinen Parfum aufzufrischen. Der unbekannte Briefschreiber und Montagsblumenkäufer hieß übrigens Gregor, Gregor Herzog. Er war ein Hamburger Immobilienmarker und 33 Jahre alt. Jeden Montag kaufte Gregor seiner Mutter einen Strauß Blumen, da er sie jeden Montag nach der Arbeit besuchte. Das fand ich sehr süß, ich meine wer wünscht sich denn nicht so einen Sohn? Außerdem liebte er Katzen, genau so wie ich. Das waren alle Informationen, die ich in den letzten 14 Monaten über ihn herausgefunden hatte. Ich war einfach zu schüchtern, um unseren wöchentlichen Smalltalk voranzutreiben. An Weihnachten hatte ich einen besonders schönen Blumenstrauß für seine Mutter gebunden, woraufhin ich von ihm zu Silvester eine Karte bekam, in der er sich für den Strauß bedankte und mir einen guten Rutsch wünschte. Seitdem lag die Karte gut versteckt in meinem Nachtschrank und wurde allmählich zu meiner abendlichen Lektüre. Und nun stand Gregor vor mir und ich stotterte: "Was machst du denn schon hier?". Er schaute mich verdutzt an: " Dir auch einen guten Morgen Vanessa. Ich möchte heute zwei Blumensträuße kaufen." Warum will er heute zwei kaufen? Der Zweite wird bestimmt nicht für seine Mutter sein, sondern für irgendeine andere Frau und dann soll ich auch noch einen Blumenstrauß für sie binden? Den zweiten Blumenstrauß kann er selber binden und mir heute Trinkgeld geben, damit ich mir nachher eine Flasche Sekt und eine Tafel Schokolade kaufen kann, dachte ich, doch ich sagte: "Und wie sollen die beiden Sträuße aussehen?" "Ich habe im Eingang einen Strauß gesehen, der mir gut gefällt und der zweite Strauß soll aus aus roten Rosen und noch ein bisschen Grünzeug gebunden bitte werden." Ich nickte und machte mich an die Arbeit. Als erstes holte ich den Strauß aus dem Eingang und stellte einen möglichst hässlichen Strauß aus roten Rosen zusammen, was mir schwer fiel, da rote Rosen mit fast allem gut harmonierten. Ich versuchte ihn nicht anzugucken und so schnell wie möglich zu arbeiten. Natürlich gab er mir kein Trinkgeld, dafür wünschte er mir einen schönen Tag und bemerkte, wie schön der zweite Strauß geworden war. Ich quetsche ein Danke hervor und lächelte gequält. Das war das Letzte, was ich an diesem Montagmorgen hören wollte. Ich verstand einfach nicht, warum er nicht sah, dass ich mir rote Rosen von ihm wünschte. War er denn so blind oder wollte er es einfach nicht sehen? Mit ähnlichen Gedanken quälte ich mich durch den Tag und selbst Christina fragte nach, ob bei mir alles gut sei. Nach der Arbeit schrieb ich meiner besten Freundin Juliana eine lange Nachricht, in der ich ihr von meinem erniedrigenden Tag berichtete. Kurze Zeit später antwortete sie mir. 20 Uhr bei mir! Auf Juliana ist immer Verlass, sie ist immer für einen da , kann gut zu hören und ist ehrlich, dachte ich erleichtert und dankend zugleich. Juliana und ich lernten uns vor zehn Jahren bei dem Umzug in meine erste Wohnung kennen. Ich kann mich auch jetzt noch genau daran erinnern, wie ich zusammen mit meinen Eltern in den gemieteten Transporter von Stade nach Hamburg fuhr, ich war überglücklich endlich raus zukommen und mein Leben in die Hand zu nehmen und meine Eltern fragten mich die ganze Zeit, ob ich an alles gedacht hätte. Sie waren viel aufgeregter als ich, was sich irgendwann auch ein bisschen auf mich abfärbte. Als wir nach zwei Stunden endlich in Hamburg ankamen, stellte ich mir zum ersten Mal die Frage, ob das Mietshaus überhaupt einen Fahrstuhl hat. Es stellte sich heraus, dass es keinen Fahrstuhl hatte und meine Eltern waren genervt, weil ich so verplant und schlecht informiert war. Meine Wohnung befand sich im vierten Stock und nachdem meine Eltern und ich schon zweimal das Treppenhaus hoch und wieder runter gelaufen waren, kam Juliana. Sie begrüßte uns und bot uns ihre Hilfe an. Kurze Zeit später hatte sie fünf Leute zusammengetrommelt, die mir halfen, meine Kartons hochzubringen. Meine Eltern waren gleich von meiner neuen Nachbarin angetan und fuhren etwas beruhigter nach Stade zurück. Als Dankeschön lud ich Juliana am nächsten Tag zu mir ein und so entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen meiner Nachbarin und mir. Schweren Herzens entschied sie sich letztes Jahr mit ihrem Freund Laurent zusammen zuziehen und seitdem lebe nur noch ich in dem schönen Mietshaus ohne Fahrstuhl. Um fünf Minuten vor acht stand ich vor Julianas und Laurents Haustür, da ging auch schon die Tür auf und ich versank in Julianas Armen. Ich schluchzte an ihrer Schulter. "Das ist alles so ungerecht. Ich bin immer die Blöde und verliebe mich immer in die falschen Männer. Dabei war Gregor doch immer so lieb zu mir und lässt sich doch auch immer von mir die Blumensträuße binden. Alles blöd!" Juliana seufzte und drückte mich fester an sich: "Ach Vava, du steigerst dich da komplett in etwas rein. Du weißt doch gar nicht wie er ist." Ich war entsetzt: "Doch, toll!". Ein noch lauter Seufzer entfuhr Juliana. Wir gingen die Wohnung und sie verfrachtete mich auf das Sofa. Mir gegenüber saß Laurent in einem Sessel und war vertieft in die Monde, einer französischen Tageszeitung. Er blickte auf und begrüßte mich mit seinem niedlichen Akzent. Juliana hatte so ein Glück mit ihm! Laurent legte seine Stirn in Falten, als er mich ansah: "Geht es dir nischt gut Vanessa, du wirkst traurig? Kann ich dir ein Glas rouge anbieten?" Ich nickte. "Wenn alle Männer offensichtliche Dinge so leicht erkennen würden wie du Schatz, würde es unser lieben Vava besser gehen," meinte Juliana zu Laurent und zwinkerte ihm zu. Er war verdutzt: " Wer hat nischt gesehen, dass es dir nischt gut geht Vanessa?" Er setzte sich nun neben mich auf das Sofa und reichte mir das Glas Wein. Ich erzählte ihm von meinem heutigen Tag und unterstrich die Dramatik um die roten Rosen. Natürlich wusste Laurent wer Gregor war, da ich ihm alles erzählte was ich Juliana erzählte und wenn ich es nicht tat, übernahm Juliana die Aufgabe. Nach meinem Bericht nickte Laurent nachdenklich Juliana zu: " Wir müssen Vanessa auf andere Gedanken bringen, Chérie. Ihr neue Männer vorstellen." "Oh ja! Vava komm mit, wir ziehen dir was anderes an und dann gehen wir ins Glashaus!" Das Glashaus war ein sehr beliebter Klub in Hamburg, in dem ich seit über einem Jahr schon nicht mehr gewesen war. Ich willigte ein und überlies Juliana mein Styling. Eine Stunde und eine Weinflasche später warteten wir drei auf ein Taxi, Juliana meinte, dass es cooler sei mit einem Taxi vorzufahren. Ebenso fand es Juliana auch „coooooler“ mit einem großen Dekolleté herumzulaufen, ich hatte jedoch Angst, dass meine Brüste sich heute Abend selbstständig machen würden. Ich schaute noch einmal an mir herunter, die silbernen Pumps und das schwarze Kleid, sahen gut aus, aber sahen sie auch an mir gut aus? Laurent bemerkte meine Zweifel und stieß mir leicht in die Seite: " Keine Sorge, du bist sehr chic heute Abend." Könnte ich nur einen mindestens genau so netten Mann heute Abend kennenlernen wie Laurent, den ich aber attraktiv finde, dachte ich. Nicht, dass ich Laurent häßlich finde, er war einfach nicht mein Typ Mann, obwohl er sehr hübsche blaue Augen hatte und es immer wieder hinbekam einen zu zeigen, dass es sich lohnt mindestens einmal am Tag zu lächeln. Dumpfe Bässe und das Jollen von gut gelaunten Menschen, zwei Merkmale, die einen erkennen ließen, dass man sich dem Glashaus näherte. Ich lächelte Juliana an und dankte ihr mich mitgenommen zu haben. Ich hatte einfach Lust den Fokus meiner Gedanken zu verlegen und die Seele tanzen zu lassen. Da Juliana kein Freund von nervigen Diskussionen darüber war wer wem wie viel schuldete, bezahlte sie schnell die Taxifahrerin, bevor ich Einwände erheben konnte. Zumindest durfte ich meinen Eintritt selber bezahlen. Im Glashaus dauerte es keine zwei Minuten bis Juliana jemanden traf und sie stehen blieb, um sich zu unterhalten. Laurents französische Manieren verbaten es ihm nicht stehen zu bleiben. Ich hatte aber keine Lust auf Smalltalk, den hatte ich schon häufiggenug bei der Arbeit. Da Juliana schon in das Gespräch vertieft war, bemerkte sie nicht meine Versuche ihr Bescheid zu geben, dass ich zur Tanzfläche vorgehen wollte. Laurant wirkte belustigt und nickte mir zu: "Ich sage ihr Bescheid, wenn sie disch vermisst."Ich lächelte ihm zu, drehte mich um und folgte den Bässen gen Tanzfläche. Obwohl das Glashaus sehr schwarz gehalten war, versprühte es keine dämpfende Stimmung. Es war stets gut besucht und berühmt für die wilden Lichteffekte, durch die jeder zumindest ein bisschen in Partystimmung fiel. Obwohl ich Lust hatte zu tanzen, wollte ich nicht gleich in die Mitte der Tanzfläche gehen, das war mir dann doch zu eng. Ich sah einen recht leeren Bereich am linken Ende der Tanzfläche, den man Gott sei Dank auch nicht gut von der Bar aus beobachten konnte. Zu den ersten beiden Liedern wippte ich schwunglos mit, aber dann wurde Gwen Stefani gespielt. Meine Lippen sangen automatisch den mir bekannten Text mit und meine Hüfte schwang im Takt, zumindest fühlte es sich für mich so an, als sei ich im Takt. Leider gingen die drei Minuten mit Gwen viel zu schnell vorbei und ich nahm wieder meine Umgebung war. Mir gegenüber stand ein auf dem ersten Blick eher unscheinbar wirkender Mann und lächelte mich an. Irritiert lächelte ich zurück und er kam zu mir herüber. "Hast du auch gerade Gwen gesehen? Ich glaube sie stand fast da, wo du jetzt stehst." Ich musste kichern und erwiederte: " Ja, aber ich glaube, dass sie eigentlich Vanessa heißt." Woher nahm ich diese Unverfrorenheit? Anscheinend hatte Laurent mir zur Aufmunterung stets fleißig Wein nachgeschenkt, als wir noch gemeinsam auf dem Sofa gesessen hatten. "Echt!? Gut zu wissen, ich bin Robin. Hast du Lust was zu trinken. Bist bestimmt aus der Puste nach deiner Performance," meinte er. Nun wurde auch mein betrunkenes Ich etwas verlegen, hatte ich so wild getanzt? "Ja, warum nicht,"antwortete ich leicht lächelnd. Wir gingen um die Tanzfläche herum zur Bar und hatten Glück, dass noch Platz für zwei Leute an der Seite war. Weil ich kein Geld für das Taxi bezahlt hatte, wollte ich nicht wieder eingeladen werden und fragte Robin, was er trinken wolle. Er zuckte mit dem Schultern und war etwas verwirrt, dass ich ihm zuvor gekommen war, konnte sich dann aber für ein Astra-Rakete entscheiden. Da ich nicht so fein neben ihm wirken wollte, bestellte ich mir keinen Cocktail wie eigetnlich geplant, sondern auch ein Bier. Robin war mit zwei Kumpels im Glashaus, aber hatte diese nach einem Smalltalk mit einem Arbeitskollegen verloren. Ich dachte, dass er sozusagen, dass gegensätzliche Schicksal von mir hatte, traute mich aber nicht es auszusprechen. Nachdem gewöhnlichen Datenaustausch, in dem Man von seinem Beruf, seiner Heimat und seinem aktuellen Wohnort sprach, fragte Robin die erste tiefsinnige Frage, zumindest interpretierte ich diese als tiefsinnig. "Und warum seid ihr heute losgezogen?" Auch, wenn ich es versuchte, dachte ich trotzdem noch an Gregor und an die roten Rosen. In dem Moment war mir nicht bewusst, dass ich Robin mit meiner folgenden Aussage einen Korb geben und gleichzeitig ein bisschen verloren wirken würde. Mein Unterbewusstsein wollte einfach die Frage beantwortet haben, warum Gregor mich mit dem verdammten Kauf von einem zweiten Blumenstrauß so aus der Bahn geworfen hatte. "Meine Freundin Juliana wollte, dass ich auf andere Gedanken komme und mir nicht den Kopf darüber zerbreche, warum Gregor, dass ist ein Typ, der seit 14 Monaten jeden Montag Blumen für seine Mutter bei uns kauft, nicht mir rote Rosen schenkt. Du musst nämlich wissen, dass er heute einen zweiten Strauß gekauft hat – mit roten Rosen! Das hat er vorher noch nie gemacht! Ich meine, dass hat doch etwas zu bedeuten und es ist so gemein, dass er mir offensichtlich zeigt, dass er eine andere hat. Und dabei hat er mir an Silvester noch eine Karte geschrieben. Ok, da stand jetzt nicht wirklich viel drin, aber vielleicht ist er bei Briefen nicht der Mann der großen Worte, sonst ist er aber sehr wortgewandt und wünscht mir auch immer einen schönen Tag. Ach, ich verstehe das alles einfach alles nicht." Robin wirkte völlig perplext, überfordert und hilfesuchend zu gleich: "Ok, das waren jetzt viele Infos und ich bin mir ziemlich sicher, dass du von meinem Kumpel geredet hast. Das wird bestimmt alles wieder. Danke fürs Bier." Oh mein Gott, das durfte doch jetzt nicht wahr sein. Erde öffne dich, war mein erster Gedanke. Warum hatte ich immer so ein Pech, was war das schon wieder für ein Zufall? Robin wird das bestimmt weitererzählen und dann weiß Gregor zu viel über meine Gefühle, graute es mir! Und außerdem hatte ich das erste mal in meinem Leben jemanden verschreckt, indem ich zu einen Wasserfall mutierte. Jetzt war es eh zu spät und ich bin wieder alleine, tröstete ich mich. Ich bemerkte, dass mich die Barkeeperin freundlich anlächelte und fragte, ob ich einen Helbing aufs Haus wolle. Anscheinend hatte sie Mitleid mit mir, aber zumindest konnte ich umsonst meine neuen Erfahrungen begießen. "Wow, ja gerne" Ich unterdrückte Weiteres zu sagen, obwohl der Springbrunnen innerlich noch sprudelte. "Kein Thema, manchmal müssen Dinge einfach mal ausgesprochen werden," sagte die Barkeeperin. Das war der Beweis, dass sie alles gehört hatte, aber ich war begeistert von ihrer Empathie. "Danke, ich weiß nicht warum ich gerade so offen war."" Du bist ganz klar verliebt in diesen, wie hieß er nochmal?" "Gregor", half ich ihr nach. "Genau. Du hast gerade eine neue Bekanntschaft mit einem nicht unattraktiven Typen bewusst aufs Spiel gesetzt, um das Verhalten von Gregor zu verstehen. Dabei musst du Gregor vielleicht einfach mal sagen, dass du auf ihn stehst, bevor dein Herz unter einem Haufen Rosen begraben wird. Du hast ja gerade bewiesen, dass du nicht auf dem Mund gefallen bist." Leider konnte ich jetzt nicht mehr selber entscheiden, ob Gregor von meinen Gefühlen erfahren wird oder nicht, aber ich war nicht in dem richtigen Zustand, um auch noch das Problem mit ihr auszudiskutieren. "Danke, ich gebe mein Bestes. Ich suche jetzt mal meine Freunde" , verabschiedete ich mich von ihr und hielt Ausschau nach Juliana und Laurent. Ich steuerte zuerst den Eingangsbereich an, wo ich die beiden das letzte Mal sah und auf dem Weg dorthin tippte mich jemand an der Schulter an: "Da, bist du ja. Es liefen so viele gute Lieder, jetzt müssen wir zusammen tanzen." Juliana, wirkte schon etwas verschwitzt, anscheinend hatte ich ein paar wilde Dancemoves von ihr verpasst. "Mir ist gerade nicht mehr nach Tanzen, tut mir leid! Ich will gerade einfach nur nach Hause. " Juliana zog mich während des Heimwegs mit meinem neuen Glashauserlebnissen auf bis Laurent, der selber sehr amüsiert davon war, dass ich einen Mitleidshelbing aufs Haus bekommen hatte, Juliana mit einem Gespräch über das Getränkeangebot im Glashaus von weiteren Neckereien mir gegenüber ablenkte. Aufgrund des Alkohols realisierten die beiden in dem Moment wahrscheinlich nicht, dass der Mitleidshelbing mir mit Abstand am angenehmsten an dem Abend gewesen war. Ich hatte die Kontrolle über das Aussprechen meiner Gefühle sowie den weiteren Verlauf von dem Verhältnis zwischen Gregor und mir verloren – das war mein Problem. Da ich am nächsten Tag ab 12:00 Uhr arbeiten musste, entschied ich mich zu Hause zu schlafen. Abgeschminkt, umgezogen und mit geputzten Zähnen fiel ich in mein Bett. Ich hatte das Gefühl, als ob sich alles drehte, aber nicht wegen des Alkohols, sondern von Gedanken, die sich in meinem müden Zustand nicht sortieren wollten. Trotz wenig Schlaf, überlebte ich den nächsten Arbeitstag gut und überlegte, ob ich am Montag blau machen sollte. Aber dann würde ich nur weiterhin vor dem Problem davon rennen und mich ihm nicht stellen, dachte ich. Irgendwann muss ich es loswerden und irgendwann werde ich Gregor wiedersehen. Ich kann auch verstehen, dass er Fragen haben wird und sich vielleicht auch gewünscht hätte, nicht von Robin über meine Gefühle zu erfahren. Aber vielleicht ist es ihm ja auch egal, da er am Montag ja eh ein Date hatte. Ok, ich musste mich zusammenreißen und versuchen wieder Herr der Lage zu werden. Ich nahm mir vor Gregor am Montag auf das Gespräch mit Robin anzusprechen und dem Alkohol die Schuld für meinen impulsiven Gefühlsausbruch zu geben. Man musste ja auch nicht übertreiben mit den Geständnissen. Am Sonntagabend war ich nicht mehr wirklich überzeugt von meinem Plan, ich wollte einfach nur vor der morgigen unangenehmen Situatin weglaufen, aber ich mussteihr direkt in die Arme laufen. Aber was hatte ich schon zu verlieren? Meinen Stolz hatte ich bereits im Glashaus verloren und mein Herz vor Monaten an Gregor. An diesem Sonntagabend las ich mir nicht Gregors Karte durch. Da ich schlecht schlafen konnte, stand ich früh auf und verfiel nicht in Hektik wie an anderen Morgenden. Mein Outfit spiegelte meine Stimmung wieder – ein schwarzes T-shirt, eine dunkle Jeans und kleine Ohrringe – dunkel und unauffällig. In der Hochbahn hörte ich Musik und versuchte mich gedanklich nicht permanent auf das mir bevorstehende Gespräch vorzubereiten, das machte mich nur wuschiger. Bei der Arbeit versuchte ich gespielt fröhlich zu wirken, weil mir davor graulte, dass Christina nachfragen könnte, ob mich etwas bedrücke. Ich wollte ihr die Situation nicht erklären, ich wollte sie niemanden erklären, sondern einfach nur mit der Sache abschließen. Aber waren Gefühle eine Sache? Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich mich nicht von den einen auf den anderen Tag entlieben konnte, aber ich konnte eine Richtung einschlagen. Ich war gerade dabei Bänder und Filz aus dem Lager zu holen, als ich Gregors Stimme hörte. Mein Herz rutschte mir in die Hose, ich hatte die Möglichkeit im Lager zu bleiben und abzuwarten bis er gegangen war. Nein Vanessa, zieh es durch, sagte ich mir und verpasste mir einen verbalen Tritt in den Po. Ich trat in den Ladenbereich und Gregor schaute mich direkt an und begrüßte mich. Er hatte mit Christina geredet, die nun aber vor der Tür die ausgestellten Blumen zurechtrückte. Ich schaute Gregor an sowie er mich und es entstand eine kurze unangenehme Stille. "Möchtest du heute wieder zwei Blumensträuße kaufen?", fragte ich ihn und er antworte mir gelassen: "Nein, heute wieder nur einen. Das war letzte Woche nur eine Ausnahme. Die Tulpen da vorne sehen wirklich schön aus, könnte ich davon einen gebundenen Strauß mitnehmen?" Und warum war es eine Ausnahme gewesen und warum tat er so gelassen, fragte ich mich mit aufsteigender Bosheit: "Ok, ich binde dir schnell einen." "Danke," sagte Gregor. Ich drehte mich zügig um, um ihn nicht länger ansehen zu müssen und eilte hinter den Tresen. Zu meinem Leidwesen stellte er sich vor den Tresen und beobachtete mich beim Arbeiten. Ich merkte wie die Überspielung seinerseits, seine Nähe und Blicke mich immer mehr verunsicherten. Ich hatte vorgehabt schnell fertig zu werden mit dem Blumenstrauß, aber die mangelnde Konzentration verlangsamte den Prozess stark und die Situation wurde mir stets unangenehmer. "Ist alles gut bei dir?", fragte Gregor. Mir fiel die Kinnlade herunter. War das sein Ernst, er war doch gerade Schuld an dieser unangenehmen Situation mit seiner Überspielung und jetzt erlaubte er sich die Frechheit verwundert darüber zu sein. Da platzte es aus mir heraus: "Nein, du weißt doch auch warum.", Gregor schaute mich verdutzt an, aber ich ließ ihm keine Zeit mir zu antworten, " Es tut mir leid, dass du über Robin von meinen Gefühlen erfahren hast. Ich war betrunken und wusste nicht mehr so recht was ich sagte. Dank des Alkohols hab ich meine Enttäuschung und Kränkung auch übertrieben dargestellt. Aber ich verstehe nicht, warum du so tust, als sei nichts passiert. Als wüsstest du nichts." Gregor war nun nicht mehr verdutzt, sondern komplett überfordert mit der Situation: "Vanessa, ich weiß gar nicht wovon du sprichst. Es tut mir leid, aber ich kennen keinen Robin. Aber womit habe ich dich verletzt? Kann ich das irgendwie wieder gut machen?" Erde öffne dich, dachte ich mal wieder! Oh nein, ich hatte einen neuen Fettnäpfchenrekord aufgestellt und war mit einer Arschbombe mitten hineingesprungen. Warum hatte ich gleich die Karten auf den Tisch gelegt. Ich wollte einfach nur weg, aber das würde die Situation nur verschlimmern: "Oh, dann habe ich das verwechselt. Nein, es ist schon alles gut." Meine zitternde Stimme und die Röte in meinem Gesicht verrieten ihm, dass nicht alles gut war. Gregor, der die ganze Zeit vor dem Tresen gestanden hatte, ging nun Richtung einer schönen Kletterrose. Nein,er ging um den Tresen und kam auf mich zu. "Vanessa, was ist los. Sag es mir bitte!" Ich schaute meine Füße an, nahm meinen Mut zusammen und hob meinen Blick: "Ich mag dich Gregor, ich...ich mag dich wirklich gerne. Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, dass du auch.", Ich stockte, das Wort verliebt wollte einfach nicht über meine Lippen kommen, " Doch als du letzte Woche den Strauß roter Rosen gekauft hast, wusste ich, dass ich mich geirrt hatte." Gregors Gesichtsausdruck war undeutbar und er brauchte eine Weile, um zu reagieren: "Natürlich mag ich dich, sonst würde ich doch nicht jede Woche Blumen bei euch kaufen. Und ich glaube, dass man heutzutage Frauen eher mit roten Rosen bei einem ersten Date abschreckt, als ihr eine Freude zu machen.", Er lächelte und ich erwiderte sein Lächeln, " Danke für deine Ehrlichkeit. Magst du Kaffee?" Ich konnte seine Reaktion nicht wirklich deuten, wollte er seinen nicht bestehende Zuneigung freundlich überspielen oder stand er auf dem Schlauch? Und was hatte Kaffee mit der Sache zu tun? "Äh ja, ich trinke gerne Kaffee." Nun lächelte Gregor wieder: "Gut, ich habe um 13:00 Uhr Mittagspause und wenn du Lust hast, lade ich dich auf einen Kaffee in dem kleinen Café um die Ecke ein." Und so ergab es sich, dass Gregor nochmal rote Rosen kaufte, aber diesmal wusste ich für wen sie waren und erfuhr, dass seine Schwester auch ein großer Fan von roten Rosen war.

 

Hey @Miss Springfield,

und Willkommen bei den Wortkriegern.

Bitte entferne die unnötigen Leerzeilen aus deinem Text (über den Bearbeiten-Button am Fuße). Das wirkt ein bisschen schräg aufs Leserauge. Und bei der wörtlichen Rede werden nicht >> ... << die benutzt, sondern die » ... « Findest Du über die Sonderzeichen. Kannst aber auch einfach die Gänsefüßchen über der 2 verwenden. Einfach alles austauschen und die Optik ist schon eine ganz andere.

Ab davon, ich wünsche Dir viel Freude und einen aktiven Austausch hier!
Beste Grüße, Fliege

 
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Hallo Fliege,

dankw füe dein Tipps! Ich habe sie beherzigt.
Viele Grüße

 

Oh je. Jetzt sind ja gar keine Leerzeilen mehr drin. Kannst schon Absätze und Zeilenumbrüche reinbringen. Nur reicht halt auch eine Leerzeile, statt der vier oder fünf. Und bei der wörtlichen Rede gönnt man jedem Sprecher ein neue Zeile.

Schön zu sehen, dass Du dran arbeitest. Machen ja längst nicht alle Neuanmeldungen.

 

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