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Blumenmord

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29.11.2006
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Blumenmord

Unschuldig stand sie vor mir. Zumindest schien es so. Ich kannte ihren Namen, sie hieß „Gerbera“, von floraphilen Lateinikern auch klang- und liebevollvoll „Gerbera Viridiflora“ genannt. Schaut sie an wie lieblich und süßlich sie sich der Sonne entgegenstreckt, als wolle sie eins mit ihr sein und schöner als sie erstrahlen. Verlogenes Miststück.

Ich kann es nicht länger ertragen, wie sie dort mit ihren Artgenossen herumstolziert, als wäre sie die Krönung der Schöpfung. Als wäre die Welt dazu erschaffen worden, ihr zu Füßen zu liegen und sie zu bewundern, sich die Köpfe nach ihr zu verrenken, um dann in hoffnungslosem Begehren sich selbst zu verlieren und zu verglühen. Wie sie ihr Narzisstisches Spiel mit uns treibt, während wir, wertloser als Bauern, dem schönen Schein verfallen. Jetzt ist Schluß!

Sie soll nicht länger die Unwissenden verführen und Sehende zu Geblendeten machen. In meiner Wut konnte ich nurnoch zusehen, wie meine Hände Blatt um Blatt, Hände/Beine/Arme/Ohren herausrissen aus ihrem angestammten Ort. Bei jedem Riß die Schreie, wie aus 1000 verbrennenden Kehlen, tief in mir. Der Mord lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich war dazu verdammt, Statist und Hauptdarsteller zugleich zu sein.

Nach der Raserei: Ein Schlachtfeld. Sie war verstümmelt. Für immer ausgelöscht. Lautes Rufen dringt in mein Ohr. Wird lauter, lauter. Ich drehe mich um. Mein Blick fällt durch die offen stehende Schiebetür des Mercedes-Lieferwagens. Sie stimmten ein Kriegsgebrüll an, wie ich es nie zuvor gehört hatte. Es waren einfach ZU VIELE . . .

 

BeefCake schrieb unter seine Geschichte:

[Diese Geschichte ist schon etwas älter, ich habe in ihrer Entstehungszeit als Lieferant für Schnittblumen gearbeitet . . . ;-) ]

Hallo BeefCake und willkommen hier! Solche Kommentare in Zukunft bitte immer in ein Extra-Posting unter die Geschichte!


LG
flash

 

Hallo und willkommen!

Lässt deine Geschichte etwa Rückschlüsse auf die Freude zu, die du bei deiner Arbeit hattest? ;)

Deine Geschichte ist kurz und prägnant, schön geschrieben und auch witzig.

Mir hat sie durchaus gefallen. :thumbsup:

Beste Grüße

Nothlia

 

Schaut sie an wie lieblich und süßlich sie sich der Sonne entgegenstreckt
Der erste Satz steht noch in der Vergangenheit. Wozu der Tempuswechsel?
Ich kann es nicht länger ertragen, wie sie dort mit ihren Artgenossen herumstolziert, als wäre sie die Krönung der Schöpfung
eine stolzierende Gerbera? "Ciao, Mama Gerbera. Ich stolziere mal eben zum Nachbarbeet."
"Gern mein Kind, aber pass auf die Bienen auf und mach mich nicht zur Großmutter."
wertloser als Bauern, dem schönen Schein verfallen
Bauern oder in diesem Falle Gärtner bauen die Gerbera doch an, haben sie erst gezüchtet, wie können sie dann für die Gerbera wertlos sein? Oder schreibst du hier von der Nichtachtung dem Schöpfer gegenüber, hast du gar ein religiöses Motiv, für das du in der Blume das Bild suchst?
Bei Alfred Döblin war es keine Gerbera, sondern eine Butterblume, die ermordet wurde. Und er hat aus diesem Motiv schon vor hundert Jahren eine großartige Geschichte gemacht.
Dagegen wirkt dein Text weder erzählt, noch inspiriert, noch unterhaltend, sondern einfach nur gewollt auf mich.

Lieben Gruß, sim

 

Hey Beefcake,

ich muss Dir leider etwas negative Kritik zukommen lassen. Es ist ein Anfang, aber noch keine Geschichte, fuerchte ich. Zudem sind in dem kurzen Text einige Fehler, huestel ...

Lateiniker gibt's nicht, dafuer Lateiner,
liebevollvoll ist vermutlich eher ein Fehler denn eine Wortneuschoepfung.
Wie sim schon bemerkte, stolzieren ist fuer eine Blume fehl am Platz.
nurnoch schreibt man vermutlich nicht zusammen,
Hände/Beine/Arme/Ohren ist etwas, was ich nie so schreiben wuerde, nicht einmal in einem Bericht oder aehnlichem, es sei denn man verwendet es bewusst mehrfach als Stilmittel. In einem so kurzen Text das einmal reinzusetzen wirkt eher unbeholfen. Wenn wirklich, dann haette ich das zu einem einzigen Substantiv zusammengezogen: BeineOhrenArmeHaende ... aber wie gesagt, wenn wirklich ...
verbrennenden Kehlen mag zwar schoen klingen, ist aber als Bild kaum zuzuordnen. Du dachtest an die Hilfeschreie verbrennender. Dazu muesste aber klar werden, dass der Erzaehler innerlich brennt, waerend er dies tut. In einem so kurzen Text kann man das meist nur erwahenen, allerdings nicht plastisch zeigen, was viel wichtiger waere.
Ausserdem bin ich mir nicht sicher, ob alle Kommata korrekt eingefuegt wurden, aber dafuer bin ich kein Experte.

Ich habe ebenfalls die deutliche Parallele zu Doeblin's Butterblume erkannt. Doeblin allerdings musste ein ganzes Buch darueber schreiben um die Situation des Moerders zu durchleuchten. Der Mord an der Butterblume ist nur ein Ausbruch dessen, was in der handelnden Person vorgeht. Ohne die Person, die den Mord veruebt, zu charakterisieren, sehe ich kaum eine Chance, dass Deine Geschichte an Tiefe und Aussage gewinnen wird. Sorry.

Gruss,

sarpenta

Uebrigens (siehe Wikipedia)
"Narzissmus ist eine Charaktereigenschaft, die sich durch ein geringes Selbstwertgefühl bei gleichzeitig übertriebener Einschätzung der eigenen Wichtigkeit und dem großen Wunsch nach Bewunderung auszeichnet."
Daher sollte die Blume und nicht die Beobachter ein geringes Selbstwertgefuehl besitzen.

 

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