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Blumenmord
Unschuldig stand sie vor mir. Zumindest schien es so. Ich kannte ihren Namen, sie hieß „Gerbera“, von floraphilen Lateinikern auch klang- und liebevollvoll „Gerbera Viridiflora“ genannt. Schaut sie an wie lieblich und süßlich sie sich der Sonne entgegenstreckt, als wolle sie eins mit ihr sein und schöner als sie erstrahlen. Verlogenes Miststück.
Ich kann es nicht länger ertragen, wie sie dort mit ihren Artgenossen herumstolziert, als wäre sie die Krönung der Schöpfung. Als wäre die Welt dazu erschaffen worden, ihr zu Füßen zu liegen und sie zu bewundern, sich die Köpfe nach ihr zu verrenken, um dann in hoffnungslosem Begehren sich selbst zu verlieren und zu verglühen. Wie sie ihr Narzisstisches Spiel mit uns treibt, während wir, wertloser als Bauern, dem schönen Schein verfallen. Jetzt ist Schluß!
Sie soll nicht länger die Unwissenden verführen und Sehende zu Geblendeten machen. In meiner Wut konnte ich nurnoch zusehen, wie meine Hände Blatt um Blatt, Hände/Beine/Arme/Ohren herausrissen aus ihrem angestammten Ort. Bei jedem Riß die Schreie, wie aus 1000 verbrennenden Kehlen, tief in mir. Der Mord lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich war dazu verdammt, Statist und Hauptdarsteller zugleich zu sein.
Nach der Raserei: Ein Schlachtfeld. Sie war verstümmelt. Für immer ausgelöscht. Lautes Rufen dringt in mein Ohr. Wird lauter, lauter. Ich drehe mich um. Mein Blick fällt durch die offen stehende Schiebetür des Mercedes-Lieferwagens. Sie stimmten ein Kriegsgebrüll an, wie ich es nie zuvor gehört hatte. Es waren einfach ZU VIELE . . .