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Thema des Monats Blut zu Blut, Fleisch zu Fleisch

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22.02.2007
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Blut zu Blut, Fleisch zu Fleisch

„Mann oder Frau?“
„Mann, du Vollidiot!“
„Hübsch oder hässlich?“
„Egal, aber kräftig muss er sein.“
„Ich muss noch mal schauen, warte.“
„Wie sieht’s jetzt aus?“
„Ja, kräftig … einigermaßen. Sieht gut aus. Nicht zu alt.“
„Dann schnapp ihn dir. Beeil dich, bevor es mit mir zu Ende geht.“

Phillip irrte nun schon mehr als zwei Stunden durch diesen beschissenen, dunklen Wald und seine Füße schmerzten in diesen verdreckten, normalerweise weißen Turnschuhen. Die Sonne schien zwar und es war erst kurz vor sechs Uhr abends, aber dieser Irrgarten aus Bäumen war trotzdem ziemlich dunkel und es wurde immer düsterer. Die plötzlichen Vogelgeräusche jagten ihm jedes Mal einen Schrecken ein. Dazu kamen auch noch diese anderen Geräusche, die sich anhörten, als würde jemand trockene Äste zerbrechen, die besonders laut knackten.
Wieso hatte er sich nur auf diese Wandertour mit seinem Kumpel Axel eingelassen? Zwei Stunden und er hatte immer noch keine Zivilisation entdeckt. Axel war nach drei Stunden wandern einfach verschwunden. Vermutlich musste er austreten und Phillip hatte es nicht bemerkt, aber dann hätte Axel doch nach ihm gerufen. Irgendwo piepste etwas. Es klang fast, wie der Klingelton eines Mobiltelefons.
„Haaalloo!“, schrie er plötzlich verzweifelt. Er wollte hier weg, jemanden finden, der ihm den Weg zeigen oder deuten konnte. Plötzlich hatte er das verlangen, aus diesem Wald so schnell wie möglich zu verschwinden. „Hallo!“
Keine Antwort.

„Hast du ihn?“
„Nein.“
„Wieso dauert das so lange?“
„Weil er nie mit dem Rücken zu mir steht. Hör auf anzurufen, er hört das verdammte Handy.“
„Beeil dich, die Zeit wird knapp.“

„Verdammte Scheiße“, murmelte Phillip und ging weiter. Blätter knirschten und Äste zerbrachen unter seinen Füßen. „Du bildest dir schon Handys ein.“ Er lächelte. Seine Lippen und sein Kinn fühlten sich etwas taub an, aber er schwitzte wie ein Schwamm der ausgewrungen wird. „Scheiß Wald, scheiß Vögel … und scheiß Schweiß.“ Er wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn und trocknete die Feuchtigkeit an seiner Haut dann an seinem Hemd ab. „Scheiß Alpen.“
Wieder ein lauter Knall hinter ihm, als hätte jemand einen trockenen Ast zerbrochen. Ruckartig drehte er sich um und sah wieder nichts. Letztes Mal war der Knall allerdings vor ihm gewesen. „Ich lauf im Kreis, scheiße.“
Ja, scheiße. Alles ist scheiße. Kennst du auch ein anderes Wort? Immer scheiße, mach dir lieber Sorgen, was da hinter dir her ist.
„Da ist nichts hinter mir her“, murmelte er und stieg über einen umgefallenen Baum. „Schwachsinn. Scheiße.“ Er grinste.
Oh, doch. Denkst du etwa, ich bin der paranoide Teil deines Verstands? Wenn ja, bist du ziemlich blöd. Ich würde mich eher als den vernünftigen Teil bezeichnen.
„Vernunft, von wegen.“
O, von wegen? Sei doch wenigstens ehrlich zu dir selbst. Denkst du wirklich, Axel ist pissen gegangen und hat dich vergessen oder du ihn? Nein, nein, so einfach ist es nicht. So schnell verliert man sich nicht, er hätte gerufen.
„Sicher.“
Ignoranz ist scheiße.
„Ich weiß.“
Es war anstrengend durch den riesigen Wald zu trotten. Immer wieder musste Phillip über umgestürzte Bäume, Büsche oder Brennnesseln steigen, riesigen Buschbarrikaden ausweichen und versuchen seine Richtung zu halten. Er hatte schon bemerkt, dass er keine gerade Linie verfolgte, aber einigermaßen orientieren konnte er sich wohl. Und der Schweiß floss in Strömen.

Knack, Krrcks. Schritte hinter ihm. Phillip wirbelte herum. Nichts. Niemand stand hinter ihm. Niemand wartete mit einem Jagd- oder Fleischermesser darauf, dass er sich umdrehen würde, um ihm dann die Kehle durchzuschneiden. Ein Vogelschwarm fegte über den Baumkronen dahin. Gezwitscher, Flügelschläge und andere Geräusche hallten durch den Wald und verhallten langsam.
„Verdammt“, flüsterte er ängstlich.
Was, wenn es ein Bär ist?
„Ein Bär?“, fragte er sich selbst ungläubig. „Ein Scheißbär in den Alpen?“
Ja … gibt’s hier welche?
„Was weiß ich, ist mir auch egal, ich will hier weg, okay?“
Ganz deiner Meinung, Phil.
„Vielleicht Holzfäller …“
Nein, nein, bestimmt nicht –
„Doch“, sagte er fest entschlossen. „Das heißt Hilfe.“
Denkst du wirklich, dass Holzfäller so tief im Wald arbeiten?
„Ja, denke ich“, antwortete er.
Er drehte sich um und bevor er etwas erkennen konnte, spürte er einen harten Gegenstand hart gegen seine Schläfe knallen. Schwärze.

Schweiß, Kopfschmerzen und ein Geruch von Pisse umhüllten ihn. Das Pochen in seinem Kopf fühlte sich eklig an, als würde sein Herz nicht in seiner Brust, sondern an Stelle seines Hirns schlagen. Der Geruch wurde schlimmer und er bemerkte die Feuchtigkeit zwischen seinen Beinen.
Er war gefesselt. Seine Hände hinter der Stuhllehne zusammengebunden und seine Fußgelenke an die Stuhlbeine geknotet.
Guck in was für eine Scheiße du geraten bist.
„Danke für den Rat“, murmelte er mit rauchiger Stimme. „Echt hilfreich.“
Erst bog er seinen Kopf nach rechts, dann nach links, um die Verspannung etwas zu lösen. Dann öffnete er die Augen.
„Scheiße!“, schrie er so laut seine Lunge es ihm erlaubte. „Fick dich doch! Scheiße!“
Ihm gegenüber war jemand anderes an einen Stuhl gefesselt, der nicht so lebendig zu sein schien wie er, denn ein riesiges, blutiges Loch befand sich an der Stelle, an der das Gesicht des Mannes hätte sein müssen. Sein Hemd war rot gefärbt, das Blut war schon so gut wie getrocknet. Sein rechtes Bein schien gebrochen zu sein, weil es abartig verdreht war. Phillip drehte den Kopf nach rechts und übergab sich. Sein Mund war nicht zugebunden, er erbrach seine letzte Mahlzeit. Ein halbverdauter, zerkauter Döner gemischt mit Magenflüssigkeit und Cola.

Der Raum in dem er sich befand war nicht groß. Es war heiß darin, das einzige Fenster (nur ein winziger Quader) war geschlossen und der Geruch des Todes versetzte Phillip in Übelkeit und Ekel. Er wusste, wer der tote Mann war: Axel. Er hatte schon zuvor geahnt, dass Axel sich nicht zum Pinkeln abgesetzt hatte, sondern entführt wurde, aber so sah es nicht aus. Kein Mensch kann so brutal und bestialisch sein und einem Mann das Gesicht so entstellen. Phil wollte nicht wissen, ob das mit Axels Bein ein Unfall oder Absicht war. Es war ihm egal, tot ist tot, jetzt musste er an sich denken, nicht an seinen toten Kumpel. Aber er musste immer wieder hinsehen. Die Leiche zog seinen Blick an, wie Scheiße die Schmeißfliegen.
Du bist in Lebensgefahr, denk nach!
„Scheiße, stimmt“, flüsterte er. Sein Hals war trocken, seine Augen schmerzten, sein Hirn pochte. „Denk nach.“ Aber wie? „Keine Ahnung, aber du musst.“
Hinter ihm klimperte etwas, dann klackte und danach knallte es.

Phillip spürte, wie es plötzlich in diesem kleinen Raum kälter wurde, als hätte jemand die Klimaanlage angeschaltet. Er konnte seinen Atem in Form von kleinen Dunstwölkchen sehen, seine Finger fühlten sich taub, abgestorben an und dieses Etwas hinter ihm jagte ihm eine Heidenangst ein, die nicht einmal die Leiche ihm gegenüber erzeugen konnte.
Ein hässliches Geräusch drang an Phillips Ohren, als würde man Metall auf Metall reiben. Schleifen … Ein Messer schleifen.
„Wie heißt du?“, fragte eine raue Stimme.
Phillip schwieg. Antworte! Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, den harten Mann zu spielen!
Aber er hörte nicht auf seinen Verstand.
„Wie heißt du?“, wiederholte die Stimme, diesmal aufbrausender als zuvor, fast brüllend.
„Phillip“, stammelte er hastig. Kill Bill, Kill Phil …Scheiße.
„Bist du ein Junkie?“, fragte die Stimme ruhiger als zuvor.
„Nein“, antwortete Phil und hob den Kopf ein wenig. Er schniefte und atmete tief ein. „Nein, bin ich nicht.“
„Warum zitterst du dann?“
Weil du Angst hast …
Sag ihm das bloß nicht!
Warum nicht? Er bringt mich so oder so um. Vielleicht kennt er so etwas wie Mitgefühl oder Schuld –
Nein!

„Kalt“, sagte Phil schließlich. „Mir ist kalt.“
„Ich weiß, dass ich nicht gerade der Schönste bin, dass ich bei Die Schöne und das Biest das Biest spielen würde, aber musst du mir das unbedingt auf die Nase binden!“, schrie die Stimme schrill. Die letzten vier Worte wurden so hoch ausgespuckt, dass Phillip dachte, das Glas des kleinen Fensters würde zerspringen.
„Nein, nein“, stotterte er. „Nein, mir ist kalt.“
„Oh ja! Weiß ich schon!“
„Aber –“
„Aber? Aber du hältst jetzt lieber die Klappe und lässt mich meine Arbeit machen, klar?“
„Klar …“, entgegnete Phil schwach und leise. Er lehnte den Kopf zurück und blickte in ein von Narben gezeichnetes Gesicht. Ein Auge war nur noch eine blassweiße Kugel, die Nase nur noch ein schwer erkennbarer Schemen, der Mund ein zweigeteiltes Etwas, dass wie die Lippen eines Löwen aussah. Scheiße!
Der entstellte Mann ging um den Stuhl herum und stellte sich vor Phil, der sich wieder nach vorne beugte. Am Körper trug der Fremde nur alte, vergilbte Fetzen. Seine Hände waren schmutzig schwarz von Erde, an den Füßen trug er nur noch schwer als Lackschuhe erkennbare Bekleidung und in den Händen hielt er ein langes Tranchiermesser und einen Schleifstein. Die Klinge glänzte trotz der Verschmutzung schwach im Sonnenlicht.
„Was wollen Sie?“, fragte Phil, dem der Schweiß in Strömen die Schläfen und die Stirn hinunter rann. „Was wollen Sie?!“
„Ich will alles“, antwortete der Mann ruhig und lächelte, wenn man das, was er tat, überhaupt als Lächeln bezeichnen konnte.
Hmm, schwer zu sagen. Versuch dich rauszureden, sonst bist du auch immer so gut darin.
„Hören Sie, lassen Sie mich gehen“, stammelte Phil. „Ich bin nur wandern gegangen, Sie verwechseln mich bestimmt.“
„Wieso verwechseln? Wer bist du?“
„Ich bin Phillip Neuk.“
„Neuk sagst du?“
„Ja“, sagte er hoffnungsvoll, denn der Mann mit dem Messer schien nachzudenken.
„Neuk“, wiederholte dieser. „So eine verdammte Scheiße! Du bist Neuk? Ja, Mann! Ich hab dich verwechselt. Stimmt. Ich dachte du wärst Phillip Phil Philler!“ Der Mann mit den Narben lachte laut auf, was sich anhörte, als würde man ununterbrochen Gläser zerbrechen. „Boah, das tut mir aber leid!“
Der große Kerl holte weit mit dem Schleifstein aus und traf Phil hart an die Schläfe. Schwärze. Wieder Ohnmacht. Dunkelheit.

Starke, pochende Kopfschmerzen durchzuckten Phils Kopf in regelmäßigen Abständen. Sein gesamter Körper schien zu pochen, als wäre er ein menschengroßes Herz. Er schlug langsam die müden Augen auf. Die unangenehme Wärme in diesem kleinen, übel riechenden Raum brachte ihn zum schwitzen.
Die stinkende Leiche mit dem Loch, das so groß wie eine CD war, im Gesicht und dem gebrochenen, abartig verdrehten Bein, saß immer noch auf dem Stuhl ihm gegenüber. Das bisschen Sonnenlicht, das durch das kleine Fenster einfiel war schwächer geworden.
Verdammt, dachte Phil und ließ den Kopf hängen.
Er konnte seine Beine nicht spüren. Er konnte sie nicht spüren, weil an der Stelle, an der sie eigentlich hätten sein müssen, nur noch zwei blutende, fleischige Stümpfe waren.
„Hurensohn!“, schrie er impulsiv und wütend. Es schmerzte nicht, aber er wollte schreien und diesen Verrückten umbringen. „Verdammtes Arschloch!“ Er zerrte und riss an den Handgelenk fesseln, konnte sich aber nicht befreien. Vor einigen Stunden war er noch schwitzend durch das Dickicht gewandert und wollte so schnell wie möglich nach Hause und jetzt saß er gefesselt auf einem Stuhl wahrscheinlich in einer Jagdhütte fest und irgend so ein Verrückter hatte ihm die Beine amputiert. Verdammt!

Hinter ihm klimperte und klackte es, dann konnte er schlurfende Schritte und zum Schluss ein lautes Knallen hören.
„Scheiße!“, schrie die gerade eingetroffene Person. „Verdammte Scheiße!“
„Du Hurensohn!“
„Halt’s Maul!“
“Du verfickter Hurensohn hast mir meine Beine abgesägt!“
„Halt’s Maul!“
Die beiden Stimmen überlappten sich:
„Du verdammter Wichser!“ „Fick dich und halt dein Maul!“
„Willst du mich verarschen? Was hab ich dir getan?!“
„Sei endlich still!“
„Nein!“, schrie Phil und sah den Mann, der ihn mit dem Schleifstein K.O. geschlagen hatte, an. „Nein, bin ich nicht ... äh ... ey, komm schon, Mann, lass mich gehen.“ Phil schnaufte. "Bitte ... Ich ... Ich will doch nur weg."
Stillschweigend sah der Mann mit dem vernarbten Gesicht Phillip betroffen an. Anscheinend war er wütend und etwas verwirrt, warum auch immer.
Der Irre hob die zur Faust geballte Hand zu einem Schlag. „Nein!“, schrie Phil, aber es war zwecklos. Wieder traf er ihn hart auf die Schläfe. Dunkelheit. Er musste sich so langsam an die Ohnmacht gewöhnen oder einen Gehirnschaden davontragen.

Wieder erwachte er, aber diesmal war er nicht mehr gefesselt, sondern frei und nicht mehr in diesem stickigen Raum, am liebsten wäre er davongelaufen, aber das konnte er nicht. Inzwischen herrschte Nacht über das Land, Dunkelheit hatte die Schatten verschluckt und zu einem einzigen großen verschmolzen.
„Wo bin ich?“, fragte Phil und sah sich etwas um. Sein Nacken schmerzte. Feuerschein beleuchtete dieses baumfreie Plateau, auf dem sie sich befanden. Mehrere Menschen standen um das Feuer herum. Alle sahen fast so aus wie der Mann, der ihn entführt hatte. Narben, alte, fast verrottete Kleidung, aber dieser, der Phil mehrmals ohnmächtig geschlagen hatte, trug zerfallene Lackschuhe. Er musste einmal in der Zivilisation gelebt haben, aber jetzt war er nur ein Hinterwäldler, der Menschen wie Phillip entführte.
„Was hast du vor?“, fragte Phillip ängstlich und sah ihm in die Augen.
„Ich muss nach so viel Anstrengung erstmal einen Happen essen“, erklärte er und ging hinüber zum Feuer. Ein Mann in einem Rollstuhl kam zu ihm herübergefahren.
„Hey, du Penner!“, rief er. „Wie geht’s? Bist du krank?“
„Ich hab keine Beine!“, sagte Phil in flehentlichem Tonfall.
„Ja, das kenn ich.“
„Was heißt, das kennen Sie?“
„Guck dir das an!“ Der Mann im Rollstuhl hatte eine Strickdecke über seinen Beinen liegen, die er nun abnahm. Er trug Phils weiße Turnschuhe. Aber etwas stimmte nicht mit seinen Füßen. Sie waren verdreht. „Der Penner hat mir dein linkes Bein rechts angenäht und das rechte links, so ein schwachsinniger Vollidiot, oder?“ Seine Stimme hörte sich an, als hätte er eine Luftballonladung Helium eingeatmet. Zwischen seinen Beinen lag ein schwarzes Handy.
„Aber –“
„Keine Zeit zum Reden“, widersprach der Mann im Rollstuhl. „Man soll doch nicht mit dem Schwein reden, das man schlachtet, um es später zu verspeisen, oder?“
Stille.
„Ihr könnt ihn euch schnappen!“, rief der Mann ihm Rollstuhl der Gruppe zu, die um das Feuer herumstanden. „Wir lassen es uns schmecken.“

 

Mein Beitrag zum Thema des Monats April, diesmal aber nur einer;)
Viel Spaß damit

 

Hi, Torsten,
ganz schön gruselig dieses Mal. Ich musste fast nicht lachen. Die inflationäre VErwendung des Wortes Scheiße hat mich jedoch einerseits zwar zum Gruseln gebracht - sah alles nur in kotbraun :D, andererseits musste ich darüber grinsen. Ein paarmal musste ich zur Toilette, war wirklich eklig-horrorig:

Gegenüber von ihm war jemand anderes an einen Stuhl gefesselt. Aber der andere schien nicht so lebendig zu sein wie er. Ein riesiges, blutiges Loch befand sich an der Stelle, an der das Gesicht des Mannes hätte sein müssen. Sein Hemd war rot gefärbt, das Blut war schon so gut wie getrocknet. Sein rechtes Bein schien gebrochen zu sein, weil es abstrakt verdreht war. Der rechte Fuß zeigte so widerlich nach rechts, dass Phillip sich bei dem Gesamtanblick übergeben musste. Sein Mund war nicht zugebunden, er erbrach seine letzte Mahlzeit. Ein halbverdautes, zerkautes Döner gemischt mit Magenflüssigkeit und Cola.
... aber die ersten beiden Sätze klingen für mG holperig - oder bild ich mir das ein?

... Ihm gegenüber war noch jemand an einen Stuhl gefesselt. Ein großes, blutendes Loch ...

... doch Du verbesserst Dich,fällt mir auf :)

Liebe Grüße
KaLima

 

Hey t2,

Es hörte sich fast an wie ein Klingelton eines Handys.
Es hört sich an = Es klingt
Ein Klingelton eines Handys= Der Klingelton eines Handys (eigentlich Mobiltelefon).

Es klang beinahe wie der Klingelton eines Handys.
Viel schönerer Satz, oder?

der ausgewringt wird
ausgewrungen

Er wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn und rieb die Feuchtigkeit an sein Hemd.
Der logische Bezug stimmt nicht, es ist eine Handlung, nicht zwei. Er wischt sich über die Stirn und dabei wird der Ärmel seines Hemdes feucht. Die zweite Satzhälfte resultiert aus der ersten.

Ich würde mich eher als vernünftiger Teil bezeichnen.
Als DEN vernünftigen Teil bezeichnen.

Er hatte schon bemerkt, dass er keine gerade Linie verfolgte, aber einigermaßen gerade gehen konnte er wohl.
Einigermaßen gerade gehen ist nur eine nützliche Eigenschaft, wenn man von der Polizei gebeten wird, auf einem geraden Strich zu laufen. Du meinst, dass er eine Richtung hält.

Ein ganzer Vogelschwarm fegte über den Baumkronen dahin.
Was leistet das Wörtchen „ganzer“ in diesem Satz? Wenn jemand sagt: „Ein Vogelschwarm!“, denkst du da: „Ist es nun ein ganzer oder nur ein halber?“ Es ist eben ein Vogelschwarm, die haben ja keine Mindestgröße.

und wurden von der unglaublichen Weite des Gebiets verschluckt.
Ach herrje, das sind auch so Phrasen. Die unglaubliche Weite des Gebiets „verschluckt“ die Geräusche.

Dunkelheit. Schwärze. Ohnmacht.
Schweinefleisch. Schnitzel. Jägersoße. Also das Stilmittel zieht einfach nicht.

weil es abstrakt verdreht war.
Abstrakt? Unnatürlich.

Der rechte Fuß zeigte so widerlich nach rechts, dass Phillip sich bei dem Gesamtanblick übergeben musste.
Der Gesamtanblick steht im Gegensatz zum Teilanblick, oder wie? Und wenn du geschrieben hättest, dass Phillip sich übergeben musste, hätte der Leser nicht von allein den Schluss ziehen können, dass es am Anblick gelegen haben musste? Oder vielleicht wäre er sogar so clever gewesen und hätte gefolgert: Aha, eben noch ohnmächtig, jetzt gefesselt, widerlicherer Geruch und der Anblick des Beins : er kotzt wegen all dieser Umstände.

Ein halbverdautes, zerkautes Döner
Döner, der; nicht: Döner, das

Der Raum in dem er sich befand war nicht groß.
Der Raum war klein.
Gleich 3 Dinge: Erstmal den Nebensatz nicht abgetrennt, zweitens das hässliche „befand“ (von welchem Raum sollte er eigentlich sonst sprechen?), drittens die Verneinung „nicht groß.“

(ziemlich klein, nur ein winziger Quader)
Ziemlich klein oder winzig?

Kein Mensch kann so brutal und bestialisch sein und einem Mann das Gesicht auf diese Weise entstellen.
Auf welche Weise? Auf DIESE Weise. Dann brauchst du es auch gar nicht erwähnen.

Die Leiche zog seinen Blick an, wie Scheiße die Schmeißfliegen oder Käse die Mäuse.
Das Käse – Mäuse Glied ist völlig unnötig und wenn, dann gehört es vor den Scheiße – Schmeißfliegen-Vergleich.

und dieses Etwas hinter ihm jagte ihm eine widerliche Angst ein, die nicht einmal die Leiche ihm gegenüber erzeugen konnte.
Ein hässliches, ekliges Geräusch drang an Phillips Ohren, als würde man Metall auf Metall reiben.
Der Text wird nicht dadurch eklig, dass du ständig behauptest, alles sei „Widerlich, hässlich und eklig“, der Leser muss diese Schlüsse alleine ziehen. Man kann das mal so machen, aber nicht ständig.

„Wie heißt du?“, fragte eine unbekannte, raue Stimme.
Das unbekannte kannst du dir sparen. Bei „eine Stimme“ ist immer klar, dass der Perspektivträger sie nicht zuordnen kann.

„Wie heißt du?“, wiederholte die Stimme, diesmal rauer und aufbrausender als zuvor.
Ich kann mir ja schon ein normales „rau“ kaum vorstellen. Wie klingt „rau“? Grob, oder wie? Ballert er die Konsonanten raus? Wie klingt „rau“? Und jetzt soll ich mir vorstellen, dass sie „NOCH rauer“ klingt. Und bei beidem Male spricht er nur „Wie heißt du?“ aus? Ich solle mir also unterschiedliche Nunancierung bei dem Satz „Wie heißt du?“ vorstellen und sie sollen beide „rau“ sein?

„Ich weiß, dass ich nicht gerade der heißeste Typ bin, aber musst du mir das unbedingt auf die Nase binden!“, schrie die Stimme schrill.
Einfach schlecht.

n ein von Naben übersätes Gesicht.
Narben und „übersät“ ist abgedroschen.

der Mund ein zweigeteiltes Etwas, dass gerade so als Vagina durchgegangen wäre.
Ach, herrje.

Der vernarbte, große Kerl holte weit und gefährlich mit dem Schleifstein aus
Ach, wie kann man denn „gefährlich“ ausholen? Der Text wird von Zeile zu Zeile schwächer. Und immer diese Adjektivpaarungen, wo’s nicht reicht, dass er vernarbt ist. Es sind zwei Leute im Raum, Phillip und der andere. Wenn du schreiben würdest: Der Kerl oder „Er“ wüssten schon alle, wen du meinst. Nein, du musst noch mal dran erinnern: Achtung, Groß und vernarbt! Weil du dir nicht sicher sein kannst, dass dieses Abziehbildchen eines Killers dem Leser vor Augen ist. Und warum kannst du dir nicht sicher sein?

Starke, pochende Kopfschmerzen durchzuckten Phils Kopf in regelmäßigen Abständen. Sein gesamter, gefesselter Körper schien zu pochen, als wäre er ein menschengroßes, blutendes Herz. Er schlug langsam die müden, erschöpften Augen auf. Die drückende, unangenehme Wärme in diesem kleinen, übel riechenden Raum brachte ihn zum schwitzen.
Kriegst du für jedes Adjektiv nen Zehner, oder was?
Guck dir mal die Adjektive an, da könnte man ja fest jedes streichen. Ganz furchtbar, ich bin jetzt raus aus dem Text.


So, am Anfang wollte ich dich loben, weil ich auch eine Steigerung bemerkt habe, aber ab der Hütte war es einfach nur noch fürchterlich. Auch bis dahin war es nicht gerade spannend, nur eine Aneinanderreihung von Klischees (Diese Hillbilly-Scheiße, wo ein inzestuöser Familienclan ein paar Großstädter niedermetzelt), aber ab dem Punkt geht der Text komplett in die Tonne. Das Selbstgespräch ist auch keine sonderlich gute Idee in der Umsetzung, mit der „Stimme im Inneren“.

Gruß
Quinn

 

Hallo Torsten2!

Ein paar zu viele Slasher-Filme in letzter Zeit gesehen? ;)

Tut mir leid, dass so deutlich sagen zu müssen: diese Geschichte ist ziemlicher Murks. Mittlerweile solltest du das besser können. :)

Deine Sprache ist diesmal oft weit daneben. Umgangssprache, wo sie nicht hingehört, komplexere Sätze in wörtlicher Rede, die in solcher Situation niemals gesprochen würden.

Dann ist dein Stil diesmal ebenfalls relativ deutlich missraten. Diese Dialoge zwischen dem Prot und seinem Gewissen (oder was auch immer) sind samt uns sonders absolut unpassend in dieser Geschichte. Vielleicht einen echten inneren Monolog? Oder nur ein gelegentliches Vor-sich-Hinmurmeln?

Der Inhalt der Geschichte ist sehr abgedroschen, meiner Meinung nach. Vor allem am Anfang war's eher unfreiwillig komisch. Und ich stimme Quinn zu, dass die Geschichte ab der Mitte ungefähr ganz erheblich schlechter wird.

Das Thema des Monats hast du auch nicht unbedingt zwingend erfüllt. Ein unerheblicher Kritikpunkt, aber meiner Ansicht nach machen irgendwelche Hinterwälder, die Leute entführen, abschlachten, essen und um Feuer tanzen noch keine Sekte aus. Sekten ist allerdings auch ein einigermaßen schwieriges Thema, da dazu auch schon allzuviel geschrieben wurde.

Wie so immer nur meine Meinung. Und hört sich wieder böser an, als es ist. ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Tach Torsten2!

Ja ... Fortschritt ist erkennbar. Durchaus. Aber das macht Deinen Beitrag leider noch nicht zum puren Lesevergnügen. Unterhaltsam - ja. Ja, aber ... Also auf ein Neues. Pedantenmodus an:

„Mann, du Vollidiot!“
„Hübsch oder hässlich?“
„Egal, aber kräftig muss er sein.“
„Ich muss noch mal schauen, warte.“
„Wie sieht’s jetzt aus?“
„Ja, kräftig … einigermaßen. Sieht gut aus. Nicht zu alt.“
„Dann schnapp ihn dir. Beeil dich, bevor es mit mir zu Ende geht.“
Nenn mich einen Dummschwätzer; aber schon gleich zu Anfang dachte ich: "Hostel-Abklatsch"! Und, Teufel auch, ich sollte Recht behalten. So viel zur Handlung. Sie war nett, nichts Neues, was ja nichts Schlimmes an sich ist, vorhersehbar ...

in diesen weißen, verdreckten Turnschuhen
Watt denn nu? Weiß oder braun?

Die Vogelgeräusche jagten ihm jedes Mal einen Schrecken ein.
Zumindest ungewöhnlich, dass Vögel erschreckend wirken. Finde ich. Tirili, Tschilp, Tschilp, BUH! - Neee ...

„Haaalloo!“, schrie er verzweifelt
Hm, so verzweifelt klang er vorher noch nicht. Trotz seiner verlorenen Lage klang er noch recht gefasst. Da kommt das "verzweifelt" recht unerwartet.

Ja, scheiße. Alles ist scheiße. Kennst du auch ein anderes Wort? Immer scheiße, mach dir lieber Sorgen, was da hinter dir her ist.
„Da ist nichts hinter mir her“, murmelte er und stieg über einen umgefallenen Baum. „Schwachsinn. Scheiße.“ Er grinste.
Also, das hat mir gefallen. Diese Diskussion mit sich selbst ... Fand isch joot.

Bäume, Büsche oder Brennnesseln

Ein ganzer Vogelschwarm
Sicher, dass es nicht nur ein halber war? :) Streich das Wort doch einfach.

Gegenüber von ihm war jemand anderes an einen Stuhl gefesselt
"Ihm gegenüber" fände ich besser. Dann holpert's schon nicht mehr so.

Der rechte Fuß zeigte so widerlich nach rechts, dass Phillip sich bei dem Gesamtanblick übergeben musste.
Das erinnert mich an den Film ,den ich nie sah. Den mit der "Gesamtsituation". Wenn es doch nur dieses eine Detail des Anblicks ist, warum muss er dann beim Gesamtbild göbeln? Den Teil würde ich streichen.

Der Raum in dem er sich befand war nicht groß. Es war heiß darin ...
Auf einmal bewegst Du Dich als Erzähler aus der Figur hinaus und beschreibst von unter der Zimmerdecke. Das muss doch nicht sein. "Der Raum war nicht groß. Es war heiß (hier)." Fänd ich schöner.

Die Leiche zog seinen Blick an, wie Scheiße die Schmeißfliegen oder Käse die Mäuse.
Die Mäuse sind viel zu niedlich für diesen Zusammehang. Streichen! Ganz dringend!

dass Phillip dachte, dass Glas des kleinen Fensters würde zerspringen
Vertipper: "das"

ein von Naben übersätes Gesicht
Narben

und ließ den schweren, nassen Kopf hängen
Zumindest in dem starken Verb "hängen lassen" steckt das "schwer" schon drin. Könnte man also streichen. "... und ließ den Kopf hängen", oder "... und senkte den Kopf auf die Brust" klingt meines Erachtens runder.

„Nein, bin ich nicht! Du Wichser, was gibt dir das Recht? Gib mir ne Antwort verdammt!“
Zugegeben: schwere Situation. Trotzdem wirkt die Rede auf mich zu überlegt. Nicht mal nach 'nem Verkehrsunfall würde ich so galant parlieren. :)

Mehrere Menschen standen um das Feuer herum, das sie gelegt hatten.
Woher weiß er denn, wer das Feuer gelegt hat? Tipp für die Zukunft: Immer auf die Perspektive achten! Du als Erzähler weißt natürlich, was Deine Figuren so treiben. Der Amputierte weiß es aber nicht. Für ihn brennt da nur irgend ein Feuer.

So, das war noch mal ein Haufen Anmerkungen. Und, wie es sich für Pedanten gehört, waren's fast nur Verbesserungsvorschläge. Tut mir Leid.
Also: Ich schätze noch immer die Leidenschaft, mit der Du hier zu Werke gehst! Fortschritt ist auch erkennbar. Das darf nicht unerwähnt bleiben. Dass der Plot nichts Weltbewegendes darstellt, ist Dir wahrscheinlich bewusst; da muss man nicht groß drauf eingehen. Am Stil darf noch gefeilt werden. Weitermachen!

Bis denne,
Fisch

 

Ersteinmal ein riesiges DANKE an KaLima, Quinn, Nothlia und Fischstaebchen!

Ich werde mich Morgen mit euren Kommentaren auseinandersetzen und an der Geschichte arbeiten, bis dahin vielen Dank, ich melde mich!;)

Danke für die 1/2 Lobung und 1/2 Verriss:thumbsup: ;)

 

So, nochmal ein großes !!!Dankeschön!!! an euch vier!

@Quinn Schade dass du den Text nicht zu Ende gelesen hast, hoffe, es hat dich nicht zuviel Zeit und Mühe gekostet, wenn dieser Verschwendung von Lesezeit war.;) Danke für die vielen Anmerkungen, hab die meisten (fast alle) in die Tat umgesetzt.

@KaLima Danke auch dir fürs lesen! Hab die zwei Sätze, die du angemerkt hast, verbessert, hoffe, jetzt holperts nicht mehr so;)

@Fischstaebchen Auch dir danke fürs lesen und kommentieren, hab viele deiner Verbesserungsvorschläge umgesetzt und hoffe, die Geschichte ist dabei besser geworden. Stimmt, mir war beim Schreiben bereits klar, dass es nichts neues ist, aber eigentlich war dies nur eine kleine Übung und ich wollte sehen, wie sie ankommt. Wie Quinn und Nothlia auch schon bemerkt haben, war der erste Teil der Geschichte besser als der zweite. Warum? Weil ich "bewusst" den Stil geändert habe. Jetzt weiß ich, dass Stil Nr. 1 besser ankommt, als Stil Nr. 2. Vielen Danke, Fischstaebchen, hab auch deine Vorschläge in die Tat umgesetzt.:thumbsup: ;)

@Nothlia Findest du wirklich, dass ich das inzwischen besser kann? Nenn mir doch mal ne Geschichte von mir, die besser ist...:hmm: :D
Spaß beiseite, ich danke auch dir fürs lesen und kommentieren.

Mit vielen, lieben Grüßen und einem großen Dankeschön
T2

 

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