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Blutiges Werk

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12.03.2005
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Blutiges Werk

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Das Mädchen mochte wohl gerade einmal zwanzig Jahre alt sein. Hübsches Ding, dachte er, als er sich vergewisserte, dass sie tatsächlich noch bewusstlos war. Er wollte doch nicht riskieren, dass sie aufwachte, bevor er mit ihr fertig war. Sie war offenbar wirklich weit weit weg, jedenfalls reagierten ihre Pupillen nicht, als er ihre Lider sanft anhob. Sehr gut!

Er nahm das Messer in die rechte Hand und überprüfte flüchtig die Schärfe der Klinge. Sie schien in Ordnung zu sein. Dann schob er das kurze weiße Hemd des wehrlosen Mädchens bis zum Ansatz ihrer entzückenden kleinen Brüste hoch. Der Anblick des makellosen weißen Körpers erregte ihn. Doch er durfte sich nicht davon ablenken lassen, wenn er sein Vorhaben ordentlich durchführen wollte, er hatte schließlich so etwas wie einen Ruf zu verlieren. Zudem, ein einziger dämlicher Fehler, und die Polizei stünde sofort hier.

Er scheute sich fast etwas davor, dieses arme, in ihrer Ohnmacht so unschuldig wirkende Mädchen zu verletzten, aber er konnte schließlich nicht anders. Sie hatte ihn ja geradezu dazu gezwungen. Gewissermaßen hatte sie sich das alles selbst zuzuschreiben, schließlich war sie ja mehrfach vorgewarnt worden. Vielleicht hätte sie selbst das Ganze noch abwenden können, wenn sie rechtzeitig Hilfe angenommen hätte. Aber sie hatte ja offensichtlich alle Warnungen in den Wind geschlagen. Also kein Mitleid! Er hoffte nur für sie, dass sie sie nicht mittendrin aufwachen würde. Ihre Schmerzensschreie würden sonst wohl meilenweit zu hören sein.
Die Hand, die das Messer umklammerte, zitterte leicht vor Anspannung.

Der kalte Stahl ritzte zunächst nur die glatte Haut des Mädchens, sank dann aber tiefer und tiefer in das weiche junge Fleisch und beschrieb eine sanft gekrümmte Linie. Sofort spritzte helles Blut aus der bogenförmigen Wunde, bildete schnell eine tiefrote Pfütze auf ihrem Bauch und lief in ihren Nabel. Er versuchte, das hervorschiessende Blut mit einigen Lappen aufzufangen, doch er konnte nicht verhindern, dass einiges davon auf den Boden tropfte und seine teueren Schuhe mit kleinen roten Punkten besprenkelte. Mist. Dass das auch jedes Mal so eine Sauerei gab. Egal, er hatte es ja bald geschafft.

Schweiss lief ihm von der Stirn und rann herab in seine Augen. Er musste den Impuls unterdrücken, mit den blutigen Fingern oder dem verschmierten Ärmel die Tropfen fortzuwischen. Das würde schließlich alles nur noch schlimmer machen. Stattdessen versuchte er, mit heftigem Blinzeln die brennende salzige Flüssigkeit aus seinen Augen zu vertreiben. Nach ein paar Lidschlägen konnte er tatsächlich wieder klar sehen und sich wieder seinem blutigen Werk widmen.

Mit behandschuhten Fingern tastete er in der frischen Wunde herum, bis er schließlich das gefunden hatte, wonach er suchte. Er zog vorsichtig daran. Ein blutverschmierter kleiner wurmartiger Schlauch, der an seinem Ende dunkelrot angeschwollen war, kam zum Vorschein. Der Mann lächelte zufrieden hinter seiner undurchdringlich scheinenden Maske, und kappte mit einem schnellen Messerschnitt das schlauchförmige Gewebe dicht am Ansatz. Beinahe achtlos warf er das bis gerade eben noch lebendige Ding in eine bereitstehende Schale. Dann gab er den beiden andern einen Wink. Sie nickten kurz, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatten, was er von ihnen zu tun erwartete. Er trat vom Stahltisch mit dem regungslos daliegenden Mädchen zurück, wandte sich um, zog die blutigen Handschuhe aus und riss sich die Maske vom schweißnassen Gesicht.

Schnellen Schrittes verließ er den Raum durch die große Schwingtür und atmete draußen die leicht metallisch und nach Putzmitteln riechende Luft in tiefen Zügen ein. Oh Mann, dachte er, als er sich im Flur gegen die Wand lehnte und sich, die Verbotsschilder ignorierend, mit immer noch leicht zitternden Fingern eine Zigarette anzündete - er wurde offenbar langsam zu alt für die Chirurgie, wenn ihn eine einfache Blinddarmoperation schon so mitnahm.

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Hi Ghostwriter und HERZLICH WILLKOMMEN IM HORROR FORUM!

Leider passen deine Beschreibungen nicht zu der Pointe. Welcher Chirurg würde zu seinem Skalpell schon "Messer" sagen? Bei OPs muss man wohl auch kein Hemd hochschieben, da der Patient schon ausreichend freigemacht dorthin kommt. Ohne die überraschende Wendung am Schluß wäre es eine 08/15-Horrorstory gewesen, so ist es aber weder Horror noch Grusel.

Wenn du eine bessere Pointe gewählt hättest, die Logik und Genre mehr entsprochen hätte, hätte aus der Story durchaus was werden können - aber so ist es nichts Halbes und nichts Ganzes. Tut mir leid, Besseres kann ich nicht dazu sagen.

Nichts für ungut und Gruß
MisterSeaman

 

Moin Ghostwriter!

Eine Pointe, die die komplette Handlung, und somit auch die ganze Spannung, ad absurdum führt, funktioniert nur in den seltensten Fällen ("Die üblichen Verdächtigen" ist so ein Fall). Meistens kommt sich der Leser am Ende irgendwie betrogen vor.
So ähnlich ist es mir auch mit deiner Geschichte ergangen. Das Ende zieht die komplette Handlung ins Lächerliche. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm, jedoch ist die Rubrik Horror/Grusel für solche Art von Pointe denkbar ungeeignet, weil der Leser mit einer ganz anderen Erwartung an die Geschichte rangeht.
Dies ist natürlich nur meine Meinung zu dem Thema.
Auch wenn du die Hinweise sorgsam streust, abgesehen von der Verwendung des Wortes "Bullen" (passt irgendwie nicht zum Sprachgebrauch eines Chirugens), kommt das Ende ziemlich plumb daher.

Tut mir Leid, du merkst es bestimmt schon, aber ich kann mit dieser Art von Geschichte nichts anfangen. Auch wenn sie handwerklich sauber geschrieben ist und mein Interesse geweckt war (trotz des anfangs sehr ausgelutschten Settings), kann ich ihr einfach nichts abgewinnen.


Jorgo

 

Hallo Seaman,

ich gebe zu, die Rubrik hat mir etwas Kopfschmerzen bereitet, aber wohin sonst? Humor ist es ja sicher nicht, zudem ist die Erwartungshaltung ja das, was ich durchbrechen wollte. der Horror liegt halt manchmal auch im ganz "Normalen". Vielleicht "Sonstiges"?
Warum sollte man zu Skalpell nicht Messer sagen können? Und ich hatte selbst schon eine ähnliche OP hinter mir, da bekam ich auch so ein Leibchen an (hinten zugebunden, todschick). Aber Danke für Deine ehrliche Meinung auch wenn es wehtut ;)

Nächtliche Grüße
Ghostwriter

 

Hallo Don Jorgo,

Deine Kritik zeigt mir, daß ich Rubrik offenbar wirklich falsch gewählt habe. Hast Du (oder jemand anderes) einen Vorschlag, wohin die Geschichte eher passt? ("Spannung"?)
Mit den "Bullen" hast Du wirklich recht, das werde ich ändern.
Ausgelutscht: das war ja Absicht, es sollte ein bisschen wie das klassische Serienmörder-Setting wirken, mir ist klar, dass ich da das Klischee voll bedient habe...

Tut mir leid, wenn es Dir nicht zugesagt hat. Trotzdem Danke fürs Komentieren zu dieser späten Stunde!

Grüße
Ghostwriter

 

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