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Blutiges Werk
Das Mädchen mochte wohl gerade einmal zwanzig Jahre alt sein. Hübsches Ding, dachte er, als er sich vergewisserte, dass sie tatsächlich noch bewusstlos war. Er wollte doch nicht riskieren, dass sie aufwachte, bevor er mit ihr fertig war. Sie war offenbar wirklich weit weit weg, jedenfalls reagierten ihre Pupillen nicht, als er ihre Lider sanft anhob. Sehr gut!
Er nahm das Messer in die rechte Hand und überprüfte flüchtig die Schärfe der Klinge. Sie schien in Ordnung zu sein. Dann schob er das kurze weiße Hemd des wehrlosen Mädchens bis zum Ansatz ihrer entzückenden kleinen Brüste hoch. Der Anblick des makellosen weißen Körpers erregte ihn. Doch er durfte sich nicht davon ablenken lassen, wenn er sein Vorhaben ordentlich durchführen wollte, er hatte schließlich so etwas wie einen Ruf zu verlieren. Zudem, ein einziger dämlicher Fehler, und die Polizei stünde sofort hier.
Er scheute sich fast etwas davor, dieses arme, in ihrer Ohnmacht so unschuldig wirkende Mädchen zu verletzten, aber er konnte schließlich nicht anders. Sie hatte ihn ja geradezu dazu gezwungen. Gewissermaßen hatte sie sich das alles selbst zuzuschreiben, schließlich war sie ja mehrfach vorgewarnt worden. Vielleicht hätte sie selbst das Ganze noch abwenden können, wenn sie rechtzeitig Hilfe angenommen hätte. Aber sie hatte ja offensichtlich alle Warnungen in den Wind geschlagen. Also kein Mitleid! Er hoffte nur für sie, dass sie sie nicht mittendrin aufwachen würde. Ihre Schmerzensschreie würden sonst wohl meilenweit zu hören sein.
Die Hand, die das Messer umklammerte, zitterte leicht vor Anspannung.
Der kalte Stahl ritzte zunächst nur die glatte Haut des Mädchens, sank dann aber tiefer und tiefer in das weiche junge Fleisch und beschrieb eine sanft gekrümmte Linie. Sofort spritzte helles Blut aus der bogenförmigen Wunde, bildete schnell eine tiefrote Pfütze auf ihrem Bauch und lief in ihren Nabel. Er versuchte, das hervorschiessende Blut mit einigen Lappen aufzufangen, doch er konnte nicht verhindern, dass einiges davon auf den Boden tropfte und seine teueren Schuhe mit kleinen roten Punkten besprenkelte. Mist. Dass das auch jedes Mal so eine Sauerei gab. Egal, er hatte es ja bald geschafft.
Schweiss lief ihm von der Stirn und rann herab in seine Augen. Er musste den Impuls unterdrücken, mit den blutigen Fingern oder dem verschmierten Ärmel die Tropfen fortzuwischen. Das würde schließlich alles nur noch schlimmer machen. Stattdessen versuchte er, mit heftigem Blinzeln die brennende salzige Flüssigkeit aus seinen Augen zu vertreiben. Nach ein paar Lidschlägen konnte er tatsächlich wieder klar sehen und sich wieder seinem blutigen Werk widmen.
Mit behandschuhten Fingern tastete er in der frischen Wunde herum, bis er schließlich das gefunden hatte, wonach er suchte. Er zog vorsichtig daran. Ein blutverschmierter kleiner wurmartiger Schlauch, der an seinem Ende dunkelrot angeschwollen war, kam zum Vorschein. Der Mann lächelte zufrieden hinter seiner undurchdringlich scheinenden Maske, und kappte mit einem schnellen Messerschnitt das schlauchförmige Gewebe dicht am Ansatz. Beinahe achtlos warf er das bis gerade eben noch lebendige Ding in eine bereitstehende Schale. Dann gab er den beiden andern einen Wink. Sie nickten kurz, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatten, was er von ihnen zu tun erwartete. Er trat vom Stahltisch mit dem regungslos daliegenden Mädchen zurück, wandte sich um, zog die blutigen Handschuhe aus und riss sich die Maske vom schweißnassen Gesicht.
Schnellen Schrittes verließ er den Raum durch die große Schwingtür und atmete draußen die leicht metallisch und nach Putzmitteln riechende Luft in tiefen Zügen ein. Oh Mann, dachte er, als er sich im Flur gegen die Wand lehnte und sich, die Verbotsschilder ignorierend, mit immer noch leicht zitternden Fingern eine Zigarette anzündete - er wurde offenbar langsam zu alt für die Chirurgie, wenn ihn eine einfache Blinddarmoperation schon so mitnahm.