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Bonsai

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22.05.2008
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Bonsai

Nachdem endlich der Wohnbereich fertig gestellt ist, geht’s darum, die leeren Winkel zu füllen...das ist der Startschuss für den Hausherrn, sich ins Pflanzengewühl von Gärtnereien und Baumärkten zu stürzen ... fündig geworden, werden verschiedene Palmen und Orchideen im Haus und in den Zimmern verteilt und in Kenntnis meines unglücklichen Händchens was Pflanzenpflege anbelangt, wird mir der fürsorgliche Hinweis ans Herz gelegt, dass ich unseren inzwischen zu einem stattlichen Privaturwald angewachsenen Bestand ja nicht zu gießen vergesse. Da Palmen bekannt dafür sind, der Natur auch in besonders trockenen Gebieten zu trotzen , haben sie also eine echte Chance, auch unter meiner Pflege zu gedeihen. Wenn man weiß, dass mir sogar Kakteen aufgrund geringer Wasserversorgung eingegangen sind, weiß jeder, der mich kennt, was es für mich bedeutet, die an mich gestellten Erwartungen in Sachen Blumenpflege zu erfüllen.
Aber mir gefällt, was ich sehe und so bemühe ich mich, das Grünzeug am Leben zu erhalten.
Und in dem Wissen, dass diese teilweise schon sehr großen Pflanzen auch unsere finanziellen Reserven erheblich geschmälert haben, nehme ich meine Aufgabe ernst, ich gieße und dünge, und das anscheinend perfekt, die Pflanzen danken es mit ungebremstem Wachstum und wunderschönen Blüten.
Offensichtlich überrascht von meinem Einsatz in der häuslichen Botanik teilt mir der Hausherr eines Abends mit, dass er einen wunderschönen Bonsai gesehen habe und dass dieser gut auf den noch freien Fensterplatz passen würde. Bei dem Wort Bonsai stellen sich mir die Haare auf .... das kenn ich schon ....dem Sohn meiner Freundin vertrocknen sie regelmäßig und wenn er sie zuviel gießt, verfaulen die Wurzeln .... komplizierte und arbeitsintensive Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass man mit Geräten wie Nagelscheren die Wurzeln schneiden muss .... also irgendwie erfreut mich der Gedanke an einen Bonsai nicht ....aber ich will auch die Begeisterung des Hausherrn dafür nicht bremsen .... also gut, sag ich, kannst ihn herstellen, aber eins muss klar sein, ich gieße ihn, aber die konsequente Pflege übernehme ich nicht, dafür hab ich einfach keine Geduld ....Der Hausherr ist einverstanden und am nächsten Abend behindert ein wunderschöner mittelgroßer Bonsai den Ausblick in die freie Natur. Ich bekomme noch ein paar Instruktionen, unter anderem die, dass er keinen Durchzug verträgt, was wiederum bedeutet, dass er vor jedem Lüftvorgang ins Bad getragen werden muss. Dem Bonsai scheint sein Plätzchen aber zu gefallen, er treibt aus, was das Zeug hält. Nach einigen Monaten bedeckt er bereits zwei Drittel des Wohnzimmerfensters. Mein Hinweis an den Hausherrn, dass dieses Pflanzengebilde mit einem Bonsai nicht mehr viel gemein hat, irritiert ihn nicht, er meint nur, dass sein Bonsai wachsen könne, wie er wolle. Zum Geburtstag bekommt der Hausherr Werkzeug für die Bonsai-Pflege. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, den er verstanden hat und an einem schönen warmen Sonntag schleppt er seinen geliebten Bonsai ins Freie und fängt an, ihn zu stutzen. Auch die Wurzeln werden geschnitten.... es ist eine mühevolle Kleinarbeit und ich werde das Gefühl nicht los, dass ihm jeder Schnitt in die pflanzlichen Eingeweide persönlich weh tut .... der versuchte Einwand „könntest du nicht ein bisschen weitermachen“ wird von mir rigoros abgelehnt .... den ganzen Nachmittag ist er mit der Pflege beschäftigt... am Abend steht der Ficus-Bonsai frisch gestutzt auf seinem Platz und ist wieder eine wahre Augenweide. Inzwischen sind zwei Sommer vergangen, die mühevolle Sonntagnachmittagbeschäftigung scheint sich als traumatisches Erlebnis ins Gedächtnis des Hausherrn eingegraben zu haben, woraufhin dieser beschloss, seinem Bonsai die Pflanzenfreiheit zurück zu geben. Die Größe seiner Blätter hat inzwischen überdimensionale Bonsai-Normen angenommen, erinnern eher an Tabak- als an Ficus-Blätter, das Wohnzimmerfenster ist zur Gänze bedeckt. Wir haben ihm einen Namen gegeben: Goliath!

 

Hallo gerti!

"Nachdem endlich der Wohnbereich fertig gestellt ist, geht's darum, die leeren Winkel zu füllen...das ist der Startschuss für den Hausherrn, sich ins Pflanzengewühl von Gärtnereien und Baumärkten zu stürzen ... fündig geworden, werden verschiedene Palmen und Orchideen im Haus und in den Zimmern verteilt und in Kenntnis meines unglücklichen Händchens was Pflanzenpflege anbelangt, wird mir der fürsorgliche Hinweis ans Herz gelegt, dass ich unseren inzwischen zu einem stattlichen Privaturwald angewachsenen Bestand ja nicht zu gießen vergesse." => Das ist also dein erster Satz. Schon mal versucht, den laut zu lesen? Dann sollte dir auffallen, dass das nicht leicht ist. Und gerade der erste Satz sollte die Leser in die Geschichte ziehen.

Auch die anderen langen Sätze solltest du verkürzen.

Die drei Pünktchen ... übrigens, sind wirklich nur drei und sie benötigen Leerzeichen davor und dahinter. Und die meisten kannst du ohnehin streichen, da sie nicht wirklich Sinn machen.

Ansonsten denke ich, dass der Text einseitig auf Humor ausgelegt ist (der bei mir aber nicht wirklich ankommt), daher solltest du den Text vielleicht verschieben lassen.
Ich persönlich finde es eher langweilig, wie sich dein Protagonist mit Pflanzen herumschlägt. Das wäre vielleicht etwas für eine Kolumne in einer Frauenzeitschrift, aber für eine Kurzgeschichte fehlt mir da ein wenig "Leben", sorry.

Und übrigens, was weltenläufer meinte mit "bisschen aktiver": schreib bitte auch Kommentare zu Geschichten anderer.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,
konstruktive Kritik hat mich noch nie gestört ... du hast recht, der Anfangssatz ist zu lang ... ich versteh nur nicht, warum eine Kurzgeschichte nicht einfach eine Erzählung sein kann, ohne mündliche Rede ... dass der Humor in meiner Geschichte bei dir nicht ankommt, kann ich nachvollziehen ... frag mal Frauen, die sich mit den Hobbies ihrer Männer rumschlagen müssen ...

Aktiv sein heißt also, an den Geschichten anderer das Haar in der Suppe suchen ... ich denke, dass Schreiben auch etwas mit freiem Denken zu tun hat und jeder bringt es eben anders aufs Papier, weil Dinge eben auch individuell erlebt werden oder der Phantasie entspringen. Nur weil es nicht meinen Geschmack trifft, muss es ja nicht schlecht sein. Die Dinge von anderen zerpflücken tu ich erst, wenn ich selbst sattelfester bin ... und da fehlt ja anscheinend bei mir noch einiges, wie ich aus deiner Kritik herauslesen kann. Wenn ich es jedem recht manchen will, kann ich mich gleich in ein Betonklotz eingießen lassen und glaub mir, das ist das Letzte, was ich will.

Herzlichst,
Gerti

 

Hallo gerti,

leider hat auch mir deine Geschichte nicht sonderlich zugesagt. Bei mir kam der Humor deiner Geschichte nicht an, ich fand sie eigentlich nicht amüsant (obwohl ich als Frau Erfahrungen mit männlichen Hobbies habe) und weiß gar nicht so genau, woran es gelegen hat. Vielleicht liegt es am eher berichtenden Erzählstil, der die unterschiedliche Geschehnisse aufzählt, ohne dass sie mir wirklich plastisch wurden. Möglicherweise hätte tatsächlich wörtliche Rede geholfen, oder ein Höhepunkt, ein Handlungsumschwung, auf den die Geschichte hinsteuert. Sie wirkte so auf mich sehr gleichförmig. Wenn du die Geschichte in die humorvolle Richtung ausbauen möchtest, solltest du sie vielleicht noch übersteigerter darstellen.

Zu den Auslassungspunkten schließe ich mich Chris an - ich fand sie unpassend und zu häufig eingesetzt, zudem noch teilweise fehlerhaft.

Nun aber noch zu deiner Rückmeldung zum Thema kommentieren anderer Geschichten: Hier geht es nicht darum, Haare in irgendwelchen Suppen zu suchen oder Dinge zu zerpflücken, mitnichten. Vielmehr geht es darum, anderen den eigenen Leseeindruck zu vermitteln und dadurch dazu beizutragen, einzelne Geschichten und Schreibstile zu verbessern. Das ist die Kultur hier, geben und nehmen. Nur durch die Kommentare anderer in diesem Forum ist es mir gelungen das zu erreichen, was ja offenbar auch dein Ziel ist: mich zu verbessern. Und um sich zu entwickeln hilft es, in keinen Betonklotz gegossen zu sein und es nicht allen recht machen zu wollen ;)

Bis dann
Juschi

 

Hallo Juschi,
aha ... so ist das also gemeint ... geben und nehmen ... werd´s berücksichtigen !

Übersteigerter darstellen ... das werd ich künftig im Auge behalten ...

herzlichst
Gerti

 

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