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Born Bread

Beitritt
06.06.2005
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Born Bread

Der Druck seiner berstenden Lunge zerquetschte Ole Eringsons noch schlagendes Herz.
„Atme ein!“, hatte es gesagt, wie konnte er da widersprechen.
Früher am Tage hatte seine Frau es gewagt, sich ihm zu verwehren. Die Konsequenzen kosteten sie einen halben Liter Iod.

Wir verschanzten uns in einer ausgebrannten Subway-Filiale, die verkohlten Überreste der studentischen Hilfskräfte ließen wir in der Mikrowelle verdampfen, zu widerlich war der Anblick. Ein Glas Cornichons hatte den Angriff überstanden und brachte uns unsere erste Mahlzeit seit Tagen.
Jonz der Tankwart, Sick die Punkerin, Dick der fette kleine Junge und ich, der strebsame Jugendliche ohne Mitesser und Zahnspange, dafür mit einem eigenwilligen Hobby, waren scheinbar die einzigen Überlebenden der Massaker.

Es begann vor ein paar Tagen.
Ich hatte gerade meinen Klarinettenunterricht beendet, meine Lehrerin Juliette Ampfer war wie immer sehr zufrieden mit mir. Sie nickte mit ihrem Kopf wie eine Taube und ihr Adamsapfel zuckte scheinbar in Erwartung auf das, was ich mit ihm vorhatte. Eine Amputation mit einer Klarinettenspitze würde bestimmt eine beachtliche Sauerei anrichten, also entschied ich mich für die Gabel, die auf dem bronzenen Dekortablett lag. Das Werkzeug macht seinen Meister.
Schon während wir zuvor Obsens Oboensomfinate spielten, waren mir Ungereimtheiten bei der Anordnung der Gebäckstücke, die das Klavier, auf dem sie mich begleitete, verzierten, aufgefallen. Schokoladenkekse Seite an Seite mit Vanillekipferln und Makronen.
Ich steckte ihren Kehlkopf auf den Zeiger des Metronoms, zog es auf und verließ vergnügt das miefige Einzimmerapartment, in dem die kürzlich Verschiedene gelebt hatte.
Als ich die Haustür öffnete, sah ich Eringson implodieren, umzingelt von Broten aller Art.
Die Explosion seiner Lunge hatte wohl eine Kettenreaktion ausgelöst und schließlich zu einer Selbstverdauung geführt, was hinsichtlich der Tatsache, dass von ihm nur ein Würstchen Kot übrig war, die Gerichtsmedizin im Nachhinein vor einige Schwierigkeiten gestellt haben dürfte.

Ich sah diesen fetten kleinen Jungen ängstlich hinter einer Mülltonne kauern und schnipste mit den Fingern um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er blickte in meine Richtung, drehte sich aber gleich wieder zur Seite, um die Bedrohung nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein Räuspern hinter mir ließ mich aufschrecken. Die Kekse! Ich hatte die Kekse vergessen. Ich blickte vorsichtig über meine Schulter zurück ins Treppenhaus.
Da standen sie, Makronen neben Kipferln und Schokoladengebäcken, bereit mich zu zerfleischen.
Ein Cabrio näherte sich samt seiner ahnungslosen Insassen der Einfahrt des Hauses.
Der Anführer der Brote, ein Sovitalbrot mit besonders starker Kruste, machte den Anfang und sprang in das offene Fahrzeug, die anderen Laibe folgten gehorsam.
Der Fahrer verlor die Kontrolle über den Wagen, zu sehr war er damit beschäftigt, den blutigen Stumpf unterhalb seiner Schulter abzutasten. Die schreckgeweiteten Augen der anderen Insassen sahen die Häuserwand näher kommen, bevor ihre Innereien ihnen die Sicht nahmen.
Ich sprang zur Seite im letzten Moment vor dem Aufprall. Der Golf raste in die halboffene Haustür, schleuderte seinen blutigen Inhalt ins Treppenhaus und fiel zurück auf die Hinterräder. Ich rannte zu den Mülltonnen, packte Dick am Kragen und riss ihn aus seiner Panik.
„Komm, wir müssen hier weg!“

Wir verschanzten uns in einer ausgebrannten Subway-Filiale, die entkehlten Überreste von Jonz, Sick und Dick ließ ich in der Mikrowelle verdampfen, zu viele Erinnerungen waren mit ihrem grausigen Anblick verknüpft. Das leere Cornichonglas warf ich gegen die Wand, dann riss ich die zwei Brotschneidemaschinen aus der Steckdose, befestigte sie an meinen Armstümpfen und riss die Barrikaden nieder, die uns in den letzten Tagen schützten.
Die Strahlen der Morgensonne fielen durch das entstandene Loch und nahmen mir die Sicht auf die Außenwelt. Ich hörte, wie sich Kürbiskerne an Mohn rieben, wie Sesam Leinsamen berührte und sich Kümmel an Roggen stieß. Dann kehrte Stille ein.

Meine Augen erholten sich, ich machte einen Schritt hinaus Richtung Gehweg. Das Knirschen setzte wieder ein. Brote, Semmeln, Baguettes, aber auch Kuchen und Bagels aller Art warteten Millimeter an Millimeter auf den letzten feindlichen Überlebenden der Revolte.
Ich blickte zur Seite, wo sich einst die Einkaufszone der Stadt befand, doch außer Gebäck war nichts zu sehen.
Am Fenster gegenüber sah ich Frischhefewürfel und Mehl stehen, die Zukunft der neuen Rasse war gesichert.
Ich betätigte die Anlasser der Schneidemaschinen und trat vor auf die Straße. Erwartungsvoll fingen Millionen von Laiben an zu beben. Das Surren der Klingen durchschnitt das Gekrümel.

„Ich mach euch alle platt, ihr Hurensöhne!“


Allan Schmitzie 2006

 
Zuletzt bearbeitet:

so, unter zuhilfenahme von tzerk interscopes liste, fehler ausgemerzt. wer noch einen findet muss warten bis ich aus dem urlaub zurück bin.

servus

 

lieber horrorfans mit blödsinn langweilen,
als komiker mit expliziten gewaltdarstellungen schocken, war mein gedanke.

Explizite Krümelgewalt, gewalttätige Sesamkörner, genveränderte Brotrinden, ich mag diese Art von trashigem Humor, ein B(rot)-Movie der seltsamen und unterhaltsamen Art. Und wohl auch deswegen, weil ich ein Faible für Absurdes habe, kein Werwesen oder Vampir kann mir diesen Genuss bereiten, die bewegen sich in anderen Sphären.

Und jetzt ne Stulle :)

Rest in Krümel,
C. Seltsem

 

hey c,

na, stulle überlebt?
danke, dass du dich für born bread in die gruselecke getraut hast. ist ja sonst nicht so dein ding, wa.
wer braucht schon bram stoker, wenn es kamps gibt.

nur ein brotes brot ist ein brot ... äh. nur ein totes brot ist ein brotes ...äh
NUR EIN TOTES BROT IST EIN GUTES BROT!

danke vielmals

grüße in die heimat
krilliam

 

Oh, krill, das war gut!
Totale pulp-Erzählstruktur, totaler Irrsinn, ABER stimmig. :thumbsup:
Jetzt weiß ich warum du mit Naut kooperiert hast.

Mir hats gefallen.
Auf dieser Linie solltest du bleiben.
Und wie man's nicht macht, kommt meistens aus einem Unverständnis für Neues.
Sorry, an die Kritiker.

bg, EL LE

 

Hey danke Lem!

Pulp klingt gut! ;)

Sowas werde ich immer mal wieder versuchen rauszuhauen, sind halt schon die Sachen die mir leichter fallen. bin gerade eher dabei, mich mit normaleren strukturen auseinander zu setzen, das fällt mir schon eher schwer. aber man muss ja an sich arbeiten hehe.

dass nicht alle damit klar kommen, kann ich schon verstehen, was nicht heißt dass ich es verzeihe :D

danke dir jeden fall fürs lesen und gut finden

so long
le Bolderson

 

„Ich mach euch alle platt, ihr Hurensöhne!“
:thumbsup:

nur ein brotes brot ist ein brot ... äh. nur ein totes brot ist ein brotes ...äh
NUR EIN TOTES BROT IST EIN GUTES BROT!
:lol:

Sers krilliam,

also, die Horrorrubrik scheint echt am Ende zu sein. In deiner Geschichte wimmelt es vor Zombies, Herrenhäuser mit und ohne Wendeltreppen, und dann besteht die Geschichte auch noch aus lauter Buchtsaben und Wörtern! Pah. Ist dir nichts Besseres eingefallen?

So, das war das, kommen wir zur Geschichte:
Damals, beim Verschicken der Fehlerliste habe ich sie nicht so recht verstanden. jetzt weiß ich, dass es nichts zu verstehen gibt, und so konnte ich sie einfach nur genießen und gepflegt ablachen (gut, hab ich nicht, wollt diese Formulierung nur mal benutzen).

Alles in Allem, und wenn man von den Abgedroschenheiten absieht, supertoll!

Tserk!

 

hey Tserk,

mir ist einfach nichts besseres eingefallen.
es ist ja auch in ordnung, wenn man abgedroschenen themen noch einmel frischen wind verleiht. es gibt einfach nichts neues mehr. :(

die fehlerliste hatte ich aber glaube ich schon abgearbeitet. newo?

danke für le lecture und den commentary

winke winke
krilliam

 

Hi Ava,

Also wie darf ich das verstehen? Das Herz sagt "Atme ein!" und Ole Eringson kann nicht mehr anders, als einzuatmen?
Nein, das kommt vom Anführer der Brote.

Sie wollte nicht mit ohm in die Kiste, er hat sie verkloppt. Zur Behandlung der Wunden braucht sie Iod.

Das ist jetzt keine Kritik, sondern ich persönlich kenne das Wort nicht: Was ist ein "Mitesser"?
Mitesser entstehen, wenn der Follikelkanal des Talgdrüsenfollikels infolge Hyperkeratose verstopft wird. Hornlamellen verdichten sich zu einem Pfropf, der den Ausgang des Follikelkanals vollständig verschließt. Durch eingelagertes Melanin in Verbindung mit dem Sauerstoff der Luft kann sich der Pfropf dunkel färben. Nennen wir es Hauunreinheiten. Siehe Clearasilwerbung.

Die Haustür von Juliette Ampfer, der Klarinette-Lehrerin, oder vom Protagonisten selbst? Und wer ist eigentlich dieser Eringson? Ein Mitbewohner des Prots?
Die Haustür von Juliette Ampfer. Eringson ist Assistent von August Bölgard, einem Forscher, der sich mit Broten befasst. siehe hier die beiden Teile werde ich noch zusammenfassen und weiter ausführen, habe ich aber irgendwie aus den augen verloren, kennst das ja.

freut mich, dass du ein paar positive sachen finden konntest.

beste grüße
krilliam

 

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